Holocaust-Forschung, internationale Erinnerungskulturen sowie das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum bildeten die Schwerpunkte meines Studiums und meines geschichtlichen Interesses. Die NS-Zeit und ihre unterschiedliche Aufarbeitung bzw. Verdrängung auf nationaler, kultureller und politischer Ebene ließen mich immer wieder neue Aspekte entdecken und weiterführende Fragen zu den Wurzeln des Antisemitismus’ und dessen Auswirkungen stellen. Die ambivalente Beziehung zwischen Judentum und Christentum erschien mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig und interessant. Aktion Sühnezeichen ist eine protestantische Organisation, die in ihrer Arbeit eine Vielzahl dieser Aspekte vereint. Sie rief Ende der fünfziger Jahre deutsche Christen dazu auf, durch unterschiedliche Hilfsdienste ein ‚Sühnezeichen’ zur Versöhnung
in den Ländern zu errichten, die besonders unter der Gewaltherrschaft und den
Gräueltaten des Nationalsozialismus gelitten hatten. Häufig richteten sich die Projekte an den verschiedenen Orten an Juden.
In der Kirchlichen Zeitgeschichte existiert zwar eine Fülle an Forschungsergebnissen zur Kirche im Dritten Reich bzw. zum Kirchenkampf, aber der Themenkomplex Protestantismus und Holocaust in der bundesdeutschen Nachkriegszeit wurde bisher eher vernachlässigt. Mein erkenntnisleitendes Interesse liegt also in der Untersuchung des praktischen Umgangs mit den Begriffen Schuld und Sühne im Protestantismus der beginnenden Wirtschaftswunderzeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
Vorbemerkungen Fragestellung und Gliederung Forschungsstand
Quellen Methodik
2. Grundlagen und Hintergründe
2.1. Politische Debatten Wiederbewaffnung Westorientierung Ost-Politik
2.2. Mentalitätsgeschichtliche Positionsbestimmung Massenkonsum und Wirtschaftswachstum Aufarbeitung der NS-Vergangenheit
2.3. Die Evangelische Kirche der Nachkriegszeit
Organisation und Ausrichtung Politische Verantwortung Vergangenheitsbewältigung
2.4. Theologiegeschichtlicher Kontext
Die Begriffe Schuld und Sühne im Protestantismus der frühen Bundesrepublik
Die Diskussion um das christliche Verhältnis zum Judentum
3. Die Evangelische Kirche und die Aktion Sühnezeichen
3.1. Lothar Kreyssig – zur Person des Gründers der Aktion Sühnezeichen
3.2. Gründung der Aktion Sühnezeichen und erste Reaktionen (1958 bis 1959)
3.3. Expansion von Aktion Sühnezeichen und Unterstützung durch die Evangelische Kirche (1959 bis 1961)
Aktion Sühnezeichen in der kirchlich-gesellschaftlichen Öffentlichkeit Entwicklung der ersten Projekte und deren Organisation
Kontakt zur Politik
3.4. Mauerbau und Kontroversen (1961 bis 1964)
Aktion Sühnezeichen in der BRD und der DDR
Das problematische Verhältnis zum Diakonischen Werk (Innerer Mission und Hilfswerk) der EKD
Der Blick nach Osten Umstrittene Projektarbeit
4. Zusammenfassung und Ausblick
Anhang
Projekt-Chronologie
Akteure und ihre Funktionen im behandelten Zeitraum
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Könnten wir einander nicht vergeben, d.h. uns gegenseitig von den Folgen un- serer Taten entbinden, so beschränkte sich unsere Fähigkeit zu handeln gewis- sermaßen auf eine einzige Tat, deren Folgen uns bis an unser Lebensende im wahrsten Sinne des Wortes verfolgen würden, im Guten wie im Bösen.
- Hannah Arendt, Vita actica oder Vom tätigen Leben
Holocaust-Forschung, internationale Erinnerungskulturen sowie das Verhältnis zwi- schen Judentum und Christentum bildeten die Schwerpunkte meines Studiums und mei- nes geschichtlichen Interesses. Die NS-Zeit und ihre unterschiedliche Aufarbeitung bzw. Verdrängung auf nationaler, kultureller und politischer Ebene ließen mich immer wieder neue Aspekte entdecken und weiterführende Fragen zu den Wurzeln des Anti- semitismus’ und dessen Auswirkungen stellen. Die ambivalente Beziehung zwischen Judentum und Christentum erschien mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig und interessant. Aktion Sühnezeichen ist eine protestantische Organisation, die in ihrer Ar- beit eine Vielzahl dieser Aspekte vereint. Sie rief Ende der fünfziger Jahre deutsche Christen dazu auf, durch unterschiedliche Hilfsdienste ein ‚Sühnezeichen’ zur Versöh- nung in den Ländern zu errichten, die besonders unter der Gewaltherrschaft und den Gräueltaten des Nationalsozialismus gelitten hatten. Häufig richteten sich die Projekte an den verschiedenen Orten an Juden.
In der Kirchlichen Zeitgeschichte existiert zwar eine Fülle an Forschungsergebnissen zur Kirche im Dritten Reich bzw. zum Kirchenkampf, aber der Themenkomplex Protes- tantismus und Holocaust in der bundesdeutschen Nachkriegszeit wurde bisher eher ver- nachlässigt. Mein erkenntnisleitendes Interesse liegt also in der Untersuchung des prak- tischen Umgangs mit den Begriffen Schuld und Sühne im Protestantismus der begin- nenden Wirtschaftswunderzeit.
Vorbemerkungen
Der Begriff Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bezeichnet die Gemeinschaft der selbständigen evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Der Rat der EKD bildet ihr Leitungsgremium, aus deren Mitte ein Vorsitzender gewählt wird. Unter dem Beg- riff Evangelischen Kirche werden hier sowohl die Organisation der Evangelischen Lan- deskirchen als auch Arbeitsgemeinschaften und Institutionen verstanden, die dieser an- gegliedert sind. Dazu gehören z. B. das Kirchliche Außenamt, das Diakonische Werk, der Evangelische Kirchentag, die Evangelischen Akademien, die Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen sowie bestimmte Freikirchen und missionarische Dienste. Zum Pro- testantismus gehören wiederum alle christlichen Konfessionen, die aus der Reformation hervorgegangen sind.
Fragestellung und Gliederung
Die Kernfrage der Arbeit wird danach gestellt, welche Reaktionen die Gründung der Aktion Sühnezeichen in der Evangelischen Kirche hervorgerufen hat und warum. Die Evangelische Kirche wird in diesem Zusammenhang als eine analog zu Gesellschaft und Kultur organisierte Instit]ution verstanden und aufgrund ihrer gesellschaftspoliti- schen Wechselwirkung als Spiegel der sozialhistorischen Verhältnisse betrachtet.
Das zweite Kapitel der Arbeit stellt eine kurze Einführung in die Grundlagen und Hin- tergründe des Themas dar. Es wird zunächst einführend die Frage nach der Situation Deutschlands Ende der fünfziger bis Anfang der sechziger Jahre gestellt. Dazu werden die sozialpolitischen Debatten mit Einfluss auf das Wirken der Evangelischen Kirche kurz skizziert. Welche innen- bzw. für die protestantische Sühnearbeit relevanten au- ßenpolitischen Schritte wurden gegangen? Welche mentalitätsgeschichtlichen Gege- benheiten und Tendenzen bildeten die Ausgangslage für die Stellung der Kirche in der Gesellschaft? Daran anschließend wird die Situation der Evangelischen Kirche im be- handelten Zeitraum beschrieben. Was waren die realpolitischen Ausgangesbedingungen der Kirche? Welche internen, strukturellen Ziele wurden verfolgt und wie gestaltete sich die Rolle der Kirche in der Gesellschaft? Um die Wechselwirkung zwischen Staat, Kir- che und Gesellschaft sowie die Haltung zur Aktion Sühnezeichen bewerten zu können, wird in diesem Zusammenhang das politische Engagement der Evangelischen Kirche untersucht. Welche Divergenzen verursachten unterschiedliche politische Tendenzen in der Kirche und wie wirkte sich das auf die Beziehungen zur Aktion Sühnezeichen aus? Welche Motivationen, Überlegungen und Überzeugungen lagen den besonders kontro- vers diskutierten Projekt-Einsätzen der Aktion Sühnezeichen zugrunde?
Das dritte Kapitel bildet den Hauptteil der Arbeit und behandelt die eingangs erwähnte Kernfrage nach der Reaktion der Evangelischen Kirche auf die Gründung der Aktion Sühnezeichen. Nachdem der Gründer der Organisation, Lothar Kreyssig, und seine Mo- tivation vorgestellt wurden, beschäftigen sich die drei folgenden Teilkapitel chronolo- gisch mit den unterschiedlichen Phasen des hier gewählten Gründungszeitraums von 1958 bis 1964: von den ersten Reaktionen auf die Gründung der Aktion Sühnezeichen über die Expansion der Sühnearbeit bis hin zum Mauerbau und den Kontroversen um das politische Engagement, die Struktur und bestimmte Projekte der Aktion Sühnezei- chen, die exemplarisch für die Gesamtentwicklung der Arbeit sind.
Im letzten Kapitel werden die wesentlichen Punkte der Arbeit schließlich zusammenge- fasst und beurteilt sowie ein Ausblick darauf gegeben, inwieweit die Reaktionen auf die Projekte von Aktion Sühnezeichen exemplarisch die politische Stimmung in der Bun- desrepublik der sechziger Jahre widerspiegelten.
Forschungsstand
Zur Geschichte der Aktion Sühnezeichen selbst gibt es zwei journalistische Veröffentli- chungen: Ansgar Skriver Brücken über Blut und Asche von 1962 sowie Karl Klaus Ra- be Umkehr in die Zukunft von 1983. Darüber hinaus behandelte Claudia Schneider in ihrer bisher unveröffentlichten Diplomarbeit von 2005 unter dem Titel Konkurrenz der Konzepte? die Arbeit der Aktion Sühnezeichen in der DDR, was auch die aktuellste Arbeit zur Geschichte der Aktion Sühnezeichen darstellt. Konrad Weiß, selbst ehemali- ger Sühnezeichen-Freiwilliger und Publizist, verfasste die Biographie über den Gründer der Aktion Sühnezeichen, Lothar Kreyssig, die 1998 erschien und durch die Verwen- dung zahlreicher Interviews mit Zeitzeugen sowie durch Dokumente aus dem privaten Nachlass Kreyssigs, der für mich nicht zugänglich war, einen Blick jenseits der offiziel- len Akten gewährte. 2008 wird anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Aktion Sühne- zeichen ein Buch zur Gesamtgeschichte der Aktion Sühnezeichen von der Theologin Gabriele Kammerer erscheinen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Veröffentlichungen zu Teilaspekten der Geschichte der Aktion Sühnezeichen, die von der Organisation selbst herausgegeben wurden, sich jedoch zum überwiegenden Teil auf die Geschichte nach dem hier behandelten Zeitraum beziehen. 1
Kreyssigs aktives Engagement als Richter und Mitglied der Bekennenden Kirche gegen das Hitler-Regime, besonders gegen die Euthanasie-Morde, dokumentierte Susanne Willems in ihrem Buch Lothar Kreyssig - Vom eigenen verantwortlichen Handeln von 1995. Des weiteren wird die Aktion Sühnezeichen in Monographien zur Auseinander- setzung der Evangelischen Kirche mit der Schuldfrage und dem Holocaust behandelt2 und in Arbeiten über den christlich-jüdischen Dialog.3
Quellen
Die Primärquellen für diese Arbeit bilden die Akten über die Aktion Sühnezeichen, die Evangelische Kirche in Deutschland, die Evangelische Kirche der Union sowie die Nachlässe einzelner historischer Akteure im Zeitraum von 1958 bis 1964 aus dem E- vangelischen Zentralarchiv Berlin. Darüber hinaus wurden Akten des Diakonischen Werkes aus dem Archiv des Diakonischen Werkes Berlin-Dahlem verwendet. Darin enthalten sind Korrespondenzen, Notizen, private Briefwechsel, Rundschreiben, Presse- berichte, offizielle Erklärungen sowie theologische Betrachtungen und kirchenpolitische Texte. Ferner wurden offizielle Dokumente der EKD aus den kirchlichen Jahrbüchern und den Editionen der EKD-Synoden verwendet.
Methodik
Das Thema dieser Arbeit gehört zum Forschungsfeld der Kirchlichen Zeitgeschichte, einer Disziplin zwischen Geschichtswissenschaft und Theologie, das in der Ge- schichtswissenschaft der letzten beiden Jahrhunderte eher gering bewertet wurde.4 Der Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen und politischen Funktion der Kirche und der sozialgeschichtlichen Prozesse in Deutschland ist jedoch besonders in der Zeit
der frühen Bundesrepublik relevant. In dem hier betrachteten zeitlichen Rahmen kann die Kirche sowohl als beeinflussender Faktor der historischen Entwicklung als auch als Spiegel sozialer, politischer und weltanschaulicher Realitäten begriffen werden. Der Protestantismus der Nachkriegszeit, organisiert in Form der Evangelischen Kirche so- wie christlicher Gruppierungen und Institutionen, „ist ein Phänomen, an dem man die Ambivalenzen und Widersprüche einer Epoche ablesen kann.“5
Dabei wird die Binnenstruktur der Kirche nicht um ihrer selbst willen untersucht, wie der Begriff der Kirchengeschichte vielleicht zunächst vermuten lässt, sondern im Hin- blick auf ihre Außenwirkung, d.h. auf ihre moralisch-ethische Stellung, ihren politi- schen Einfluss, ihre kulturelle Autorität und auf ihre Repräsentativität für die gesamtge- sellschaftliche Stimmung der genannten Zeit. In Anlehnung an die wissenschaftlichen Anforderungen der historischen Sozialwissenschaft, nach denen ein „Sinnsystem“6 zu- nächst auf seine Bedeutung für die Gesellschaft hin betrachtet wird, um dann seine his- torische Leistung zu beurteilen, soll eine möglichst unabhängige, vorurteilsfreie Analy- se angestellt werden. Dennoch ist darauf hinzuweisen, dass der Glaube an die Aussage- kraft bestimmter strukturgeschichtlicher Indikatoren der historischen Sozialwissenschaft in seiner Perspektivität nicht automatisch hinter den theologischen Überzeugungen steht, die der Arbeit kirchennaher Historiker zugrunde liegen, deren Ergebnisse hier ebenso verwendet wurden. Die Debatte um die Methodik, Interpretation und Beurtei- lungsmöglichkeiten in der Kirchlichen Zeitgeschichte ist bis heute noch zu keinem kon- kreten Ergebnis gekommen.7
Vor diesem Hintergrund und aufgrund des interdisziplinären Ansatzes der Arbeit gestal- tet sich die Methodik wie folgt: Die Auseinandersetzung mit den vorgestellten Quellen erfolgte nach der historisch-kritischen Methode, wonach die Überprüfbarkeit der Aus- sagen ausschlaggebend war. Weitere Texte wurden fachübergreifend nach den Prinzi- pien des hermeneutischen Verstehens erarbeitet. Die Konfrontation unterschiedlicher Perspektiven, die Gegenüberstellung konträrer Vorgehensweisen und Auffassungen dient der Abbildung möglichst vieler, aussagekräftiger Einzelgeschichten zugunsten eines facettenreichen historischen Gesamtgefüges. Die zu Anfang geführten theologie- geschichtlichen Erläuterungen erfüllen die Aufgabe der geistesgeschichtlichen Kontex- tualisierung, wodurch das historische Wirken der Kirche motiviert war.
Auch wenn es in dieser Arbeit um die Wechselwirkungen innerhalb der Kirche sowie zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft vor dem Hintergrund theologischer Überzeu- gungen geht, kann es sich hier mit Rücksicht auf den Umfang der Arbeit und die The- menstellung nicht um eine religionssoziologische Untersuchung handeln. Formen der gesellschaftlichen Rezeption religiöser Inhalte werden mit Bezugnahme auf die prakti- sche Arbeit der Aktion Sühnezeichen und den Umgang der Kirche mit Schuld behan- delt, jedoch ohne ihre spezifische Dynamik zu analysieren und anhand weitreichender empirischer Studien zu belegen. Die hier verwendeten empirischen Daten von Gerhard Schmidtchen sind vor diesem Hintergrund zu sehen und dienen in erster Linie der Ver- anschaulichung der sozialgeschichtlichen Aspekte.
Zusammenfassend soll der Blick aus der Geschichtswissenschaft auf ein Thema der kirchlichen Zeitgeschichte im Rahmen dieser Arbeit eine gewohnheitsfreie, neugierige und originäre Sicht herstellen und neue Chancen bieten, Wesentliches zu erkennen und zu nutzen.
Nach dem Bau der Mauer teilte sich die Aktion Sühnezeichen in einen östlichen und westlichen Arbeits- und Wirkungsbereich. Die Arbeit behandelt aufgrund des Bezuges zur Bundesrepublik schwerpunktmäßig den westdeutschen Teil der Aktion Sühnezei- chen und geht auf den ostdeutschen Bereich im Zusammenhang mit der geistlichen Ausrichtung der Organisation und dem Einfluss der ostdeutschen Aktion Sühnezeichen auf die westdeutsche Arbeit ein.
Oft wird in der kirchenhistorischen Forschung zum Nachkriegsprotestantismus eine zu beschränkte Sichtweise auf die kirchliche Elite, auf einzelne historische Figuren oder auf die Institution selbst kritisiert.8 Eine umfassende sozialhistorische Analyse von Kir- che, Staat und Gesellschaft, die dem Anspruch dieser Kritik gerecht wird, kann hier im Rahmen einer Magisterarbeit nicht geliefert werden. Stattdessen wird die Aktion Süh- nezeichen stellvertretend für ein für diese Zeit untypisches politisch-religiöses Anliegen betrachtet, die Evangelische Kirche als relevantes gesellschaftliches Element, das darauf reagiert. Wichtige Theologen und Politiker werden in diesem Zusammenhang aufgrund ihrer weitreichenden Entscheidungsgewalt behandelt, jedoch immer auch mit Blick auf die Beteiligten, die jeweilige Entscheidungen mitzutragen hatten, wie z. B. die Landes- kirchen, einzelne Pfarrer, Projektteilnehmer, politische Repräsentanten oder Freunde der Akteure, da daran die Diskrepanz zwischen der kirchlichen ‚Funktionselite’ und dem Kirchenvolk deutlich wird und somit der protestantische Bevölkerungsteil besser cha- rakterisiert werden kann. Darüber hinaus sind kirchenverwandte Einrichtungen wie der Evangelische Kirchentag, die Evangelischen Akademien oder das Diakonische Werk wichtige Unterstützer, Kritiker und Foren der Aktion Sühnezeichen gewesen und des- halb ebenso relevant für diese Untersuchung.
Die Evangelische Kirche steht also im Zentrum der Betrachtung, aber nicht aufgrund ihres exklusiven Wertes als geistliche Institution, sondern als wichtigstes Element bei der Gründung von Aktion Sühnezeichen in Bezug auf die finanzielle, praktische und politische Unterstützung und im Kontext des historischen Gefüges aus Politik und Ge- sellschaft. Um diese Wirkungsgeschichte nachzuzeichnen, ist es streckenweise auch erforderlich, die Institutionsgeschichte der Evangelischen Kirche zu berücksichtigen.9
2. Grundlagen und Hintergründe
Die Reaktion der Evangelischen Kirche auf die Gründung der Aktion Sühnezeichen ist nur im Kontext der gesellschafts-, politik- und mentalitätsgeschichtlichen Gegebenhei- ten zu verstehen. Nicht nur die Kirche ist an der Wende der fünfziger zu den sechziger Jahren Spiegel der bundesdeutschen Politik und der Gesellschaft, sondern gesellschaft- liche und politische Entwicklungen, Entscheidungen und Fragen beeinflussen die Hal- tung der Evangelischen Kirche. Man kann somit von einer wechselseitigen Beeinflus- sung oder Interdependenz sprechen, auf die im Folgenden eingegangen wird.
2.1. Sozialpolitische Debatten
Wiederbewaffnung
Der Aufruf zur Gründung der Aktion Sühnezeichen wurde offiziell im April 1958 auf der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Spandau verlesen. Den thematischen Schwerpunkt dieses Treffens bildete allerdings weniger die Versöhnung mit dem Aus- land als die Wiederbewaffnung Deutschlands. Eine große Debatte um die Stationierung von Atomwaffen und den Ausbau des Militärs begann. Walter Künneth, evangelischer Universitätstheologe in Erlangen, trat im Rahmen der Synode als Befürworter des si- cherheitspolitischen Kurses der Bundesregierung auf und verteidigte eine atomare Auf- rüstung. Martin Niemöller vertrat die Gegenposition und setzte sich für den Verzicht auf Atomwaffen ein. Die Rheinischen und Westfälischen Bruderschaften beschuldigten die Bundesregierung im Anschluss an die Synode durch ihre „10 Artikel“, einen Atomkrieg vorzubereiten und verlangten die konsequente Ablehnung aller Nuklearwaffen.10
In einem an die Bundesregierung und die Alliierten gerichteten ‚Notwort’ der EKU im Februar 1959 wurde ebenfalls appelliert, die Wiederbewaffnung sowie die Stationierung von Atomwaffen zu stoppen und sich stattdessen für das „Nebeneinander verschiedener Weltanschauungen und Lebensformen in Freiheit und gegenseitiger Duldung“ einzuset- zen. Außerdem sprach man sich für eine Verabschiedung vom Kalten Krieg aus und warnte vor einer „Ausnutzung von Machtbündnissen“ zugunsten einer „Gewaltpoli- tik“.11
Nachdem die Synode zu keiner einheitlichen Stellungnahme zur atomaren Bewaffnung und der Wiederaufrüstung gekommen war, wurde die Debatte mit verminderter Heftig- keit weiter geführt. Die Evangelische Studiengemeinschaft Heidelberg sollte sich unter Mitwirkung des Universitätstheologen Helmut Gollwitzer und Hermann Kunst, Be- vollmächtigter der EKD am Sitz der Bundesregierung in Bonn und evangelischer Mili- tärbischof, zukünftig mit der Atomwaffenfrage auseinander setzen. Das Ergebnis waren die elf Heidelberger Thesen, die einmal mehr bestätigten, was sich schon in der Debatte angekündigt hatte: dass keine einheitliche Stellungnahme zur nuklearen Bewaffnung möglich sei. Dennoch ging aus der Studiengemeinschaft eine protestantische Elite her- vor, deren Einschätzung und Urteil in Politik und Öffentlichkeit großen Wert und Ein- fluss besaß.12
Die Debatte um die Wiederbewaffnung betraf auch die Rehabilitierung der Wehrmacht und der Waffen-SS.13 Adenauer setzte sich zwar mit zahlreichen Ehrenerklärungen für die Wiedereingliederung der ehemaligen Berufssoldaten der Wehrmacht ein, erreichte jedoch nur für einen kleinen Teil die Integration in die 1955 gegründete Bundeswehr. Eine berufliche Unterbringung ehemaliger Militärangehöriger fand dafür in andere Be- reiche des öffentlichen Dienstes statt.14
Westorientierung
Westorientierung bildete das Schlagwort der Adenauer-Ära und war vor allem spürbar auf wirtschafts-, außen- und sicherheitspolitischer Ebene, etwas später auch in der poli- tischen Kultur bis hinein in das Alltagsleben der Deutschen.15 Sie gilt als der entschei- dendste Faktor im Entwicklungsprozess der Wiederaufbaugesellschaft und in der Stabi- lisierung der Souveränität und der Demokratie Deutschlands.16 Durch die Abhängigkeit von den westlichen Siegermächten bot eine Orientierung nach Westen Schutz vor den Machtansprüchen der kommunistischen UdSSR, förderte die Ausbildung einer liberalen Marktwirtschaft und setzte ein Zeichen gegen die traditionell antifranzösische Außenpo- litik Deutschlands. Dadurch intensivierte sich das gespannte Verhältnis zwischen den Machtblöcken des Kalten Krieges und die Hoffnung auf ein wiedervereinigtes Deutsch- land sank zusehends. Eine Politik der Neutralität oder des Dritten Weges zwischen Ost und West, so wie sie die SPD bis zum Ende der fünfziger Jahre verfolgte, konnte sich nicht durchsetzen.
Die Westorientierung ist nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Wiedergutmachungs- verhandlungen zu sehen, denn der Weg zur deutschen, durch die Alliierten gewährten Souveränität führte über die Regelung der Wiedergutmachung, auch wenn die deutsche Regierung zu Beginn der fünfziger Jahre nur zögerlich bereit war, diese Verantwortung zu übernehmen. Auf Druck der USA wurde nach dem 1952 geschlossenen Wiedergut- machungsabkommen, das die notwendige Mehrheit im Parlament nur durch die ge- schlossene Unterstützung der SPD-Opposition gewann und für große Ablehnung und Vorbehalte bei den Bundesbürgern sorgte, ein Jahr später das Bundesentschädigungsge- setz verabschiedet. Das Gesetz richtete sich an Menschen, die während der NS-Zeit we- gen ihrer Rasse sowie ihrer politischen oder religiösen Auffassung verfolgt worden wa- ren. Ausgenommen waren deutsche Aktivisten des Widerstandes und ehemalige Ver- folgte, die nicht in einem westlichen Land lebten.17 In der Gründungszeit der Aktion Sühnezeichen hatte das Thema Wiedergutmachung immer noch keine hohe Präsenz in der Öffentlichkeit. Das verantwortliche Bundesfinanzministerium, der Wiedergutma- chungsausschuss des Deutschen Bundestages sowie die Jewish Claims Conference, die die Wiedergutmachungsansprüche der außerhalb Israels lebenden Juden vertrat, sahen von einer öffentlichen Debatte aufgrund der offensichtlichen Vorbehalte der deutschen Gesellschaft ab.18
Vor dem Hintergrund des Abhängigkeitsverhältnisses von Westintegration, Erlangung der Souveränität der BRD und den Wiedergutmachungsverhandlungen gestalteten sich auch die deutsch-jüdischen Beziehungen. Selbst wenn es am Ende der fünfziger Jahre noch keine diplomatischen Beziehungen Deutschlands zum Staat Israel gab, wurde der Nutzen deutsch-jüdischer Kontakte besonders auf wirtschaftlicher Ebene und im Hin- blick auf die positive Positionierung Deutschlands zu den USA erkannt.19
Ost-Politik
Die antikommunistische Haltung der Regierung Adenauer war ein tragendes Element in den deutsch-amerikanischen Beziehungen. Innenpolitische Veränderungen und Ent- wicklungen in Deutschland waren nur in Abhängigkeit von der außenpolitischen Hal- tung möglich und richteten sich aufgrund der fehlenden vollständigen Souveränität nach den Absichten der westlichen Alliierten. Von einer tief verwurzelten antikommunisti- schen Mentalität der deutschen Bevölkerung nach dem Krieg kann jedoch nicht ausge- gangen werden. Die Erfahrungen mit der russischen Besatzung im Osten Deutschlands ließen jedoch in den fünfziger Jahren augenscheinlich werden, welche Nachteile für die Bevölkerung der DDR damit verbunden waren.
Im Umkehrschluss vergrößerte sich die Angst der Bundesregierung vor einem „ameri- kanischen Isolationismus“, der die Folge einer amerikanisch-sowjetischen Annäherung hätte sein können.20 Die Priorität, die die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und die Erlangung der Souveränität einnahmen, generierte das außenpolitische Verhältnis zur UdSSR – selbst auf Kosten einer deutschen Wiedervereinigung. Seit Mitte der fünf- ziger Jahre erkannte die Bundesregierung aus diesen Gründen den Status Quo des Kal- ten Krieges an und setzte auf ein realpolitisches Vorgehen in Bezug auf das Verhältnis zur UdSSR, das keine spürbare Entspannung im deutsch-russischen Verhältnis zuließ.21
2.2. Mentalitätsgeschichtliche Positionsbestimmung
Die späten fünfziger und frühen sechziger Jahre bildeten eine Phase voller mentalitäts- geschichtlicher Gegensätze. Unter dem Begriff des Pluralismus lassen sich die unter- schiedlichen gesellschaftlichen Entwicklungen und Auffassungen zusammen fassen, die sich im Zuge einer Ausdifferenzierung der Gesellschaft herausbildeten.22 Dabei handel- te es sich um einen Prozess, der nicht linear verlief und zeitlich nicht fest einzugrenzen ist. Zwar existierten von der Mehrheit der Bevölkerung vertretene kulturelle, historische oder politische Interpretationsmuster, jedoch wurden diese zunehmend von konträren Ansichten und Meinungen aufgebrochen und in einem breiten gesellschaftlichen Dialog hinterfragt. Diese Entwicklung konfrontierte auch den Protestantismus mit neuen Prob- lemen, denen innerkirchlich wie öffentlich begegnet werden musste.
Ein wichtiges Gegensatzpaar bildeten die Vorstellung einer harmonischen Privatsphäre in einer ebenso harmonischen Gesellschaft und der Wille zur Partizipation an der Ent- wicklung des Landes.23 Mit letzterem waren unangenehme Aufgaben verbunden, die demokratische Formen der Teilhabe – wie konfliktreiche Debatten, kritische Prüfung der Verhältnisse oder Einbußen in der Freizeit – erforderlich und eine Aufarbeitung der Vergangenheit letztendlich unumgänglich machten. Mit der Verbesserung der Lebens- verhältnisse durch den ökonomischen Aufschwung nahm – seit Beginn der sechziger Jahre in einem erhöhten Tempo – die glorifizierende Sicht auf das Dritte Reich ab und die Bereitschaft, sich auf Veränderung schaffende gesellschaftliche Debatten einzulas- sen, zu.24
Eine Schlüsselrolle kam in diesem Zusammenhang der Jugend zu. Wirtschaftswachs- tum, Massenkonsum, Karriere und Wohlstand gehörten zu den wichtigsten Orientie- rungspunkten der Nachfolgegeneration25, konnten jedoch die Negativfolgen der gesell- schaftlichen Vergangenheitsverdrängung, „Leere, Lähmung, Nihilismus“, nicht verde- cken.26 Für die Kirche bestand die größte Schwierigkeit darin, die Jugendlichen für eine Idee, eine Lehre bzw. in ihrem Fall für einem Glauben an die Wahrheit zu gewinnen, da die Kriegserfahrung der Elterngeneration und die fehlende Kommunikation darüber jeglichen Wahrheitsbegriff bereits aufgeweicht hatte und in Assoziation mit den ver- nichtenden Folgen der NS-Ideologie jede neue Lehre mit Skepsis betrachtet wurde.
Massenkonsum und Wirtschaftswachstum
Die positive Entwicklung der Wirtschaft in der Bundesrepublik führte Ende der fünfzi- ger Jahre zu einem signifikanten Einkommensanstieg und einem gesteigerten Konsum- bedürfnis.27 In Verbindung mit den bis Mitte der fünfziger Jahre vorgenommenen sozi- algesetzlichen Veränderungen - dem Bundesversorgungsgesetz (1950), dem Lastenaus- gleichsgesetz (1952) und der Rentenreform (1957) – wurden die Konturen der deut- schen Wohlstandsgesellschaft sichtbar.28 Die Existenzängste, materielle Not oder politi- sche Orientierungslosigkeit der ersten Nachkriegsjahre wichen einem neuen, selbstbe- wussten Wir-Gefühl zum Ende der fünfziger Jahre: „Wir sind wieder wer!“ gegenüber dem ehemaligen „Wir sind noch einmal davon gekommen!“29 Der gesellschaftliche Wandel zu postindustrieller Wirtschaftslage und Massenkonsum vollzog sich ungeheuer rasant und immer vor dem Hintergrund einer dafür opportunen politisch-kulturellen Haltung, wie z.B. die des Antikommunismus und der abnehmenden Unterscheidung zwischen Hoch- und Massenkultur. 30
Aufarbeitung der NS-Vergangenheit
Innerhalb des in dieser Arbeit betrachteten Zeitraums setzte in der Bundesrepublik eine wesentliche Veränderung im Bereich der Vergangenheitsaufarbeitung ein. Dem voraus gegangen waren zwei wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen: das Ausführungsge- setz zu Artikel 131 des Grundgesetzes im Jahr 195131, das de facto allen Angestellten des nationalsozialistischen Staates den Anspruch auf Wiederbeschäftigung gewährte und der Abschluss der bundesdeutschen Staatsgründung 1955, der auch ein Ende der Entnazifizierung und die Vollendung der Reintegration bedeutete.32 In der Zeit davor war es wenig opportun, zu den Fehlern der Vergangenheit zu stehen, da dies für die Wiedereingliederung in Beruf und Gesellschaft hinderlich gewesen wäre. Neben der Furcht vor nicht absehbaren juristischen Konsequenzen, war die Zeit des Schweigens in den fünfziger Jahren durch die „Unfähigkeit zu trauern“ begründet. Nicht nur der emo- tionalen Beteiligung an den Geschehnissen der NS-Zeit, sondern auch dem sich wieder- holenden Erinnern daran wurde ausgewichen, was letztlich eine Aufarbeitung zugunsten einer intakten Beziehung zur eigenen Vergangenheit und darauf aufbauend zu anderen Menschen unmöglich machte.33 Die politisch-gesellschaftliche Schwerpunktsetzung auf die Ausbildung einer florierenden bundesdeutschen Wirtschaft – die letztlich nicht das Ergebnis alleiniger deutscher Anstrengung, sondern die Folge einer die „gesamte west- liche Welt erfassenden Rekonstruktionsperiode“ war34 - ging auf Kosten einer zu- kunftsweisenden „Durcharbeitung der Vergangenheit.“35
Hinter dem viel geübten „Patriotismus, Anstand und Gehorsam“ sowie der Fokussie- rung auf privaten Wohlstand und Zufriedenheit, um der Schuldfrage zu entgehen36, konnte sich die deutsche Gesellschaft 1957/58 mit der Verhandlung des Ulmer Einsatz- gruppenprozesses nicht mehr verstecken. Die Versäumnisse in der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit wurden sichtbar und verlangten nach einer umfassenden Aufklärung. Der von der bundesdeutschen Mehrheit gewünschte Schlussstrich unter das Kapitel der Nazi-Diktatur konnte in Anbetracht der ans Licht gekommenen, klar be- nannten und lange verdrängten Grausamkeiten des Dritten Reiches nicht gezogen wer- den. Da 1960 das Delikt des Totschlags verjährt gewesen wäre, verstärkte der Ulmer Einsatzgruppenprozess den Druck zur Aufklärung in erheblichem Maße. Aus diesem Grund wurde in Ludwigsburg die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen eingerichtet und die Verjährungsfrist zunächst auf vier Jahre und 1969 noch einmal auf zehn Jahre verlängert bis sie 1979 generell aufgehoben wurde.37 Auch die Aktion Sühnezeichen hatte sich im Februar 1965 mit einem Appell für eine Verlängerung der Verjährungsfrist für nationalsozialis- tische Gewaltverbrechen an die Bundesregierung gewandt.38
Anlass zur Diskussion um den richtigen Umgang mit der Vergangenheit gab außerdem die antisemitische ‚Schmierwelle’ von 1959/60, die insgesamt 470 Vorfälle beinhaltete und in den Hakenkreuz-Schmierereien an der gerade wiedereröffneten Kölner Synagoge in der Weihnachtsnacht 1959 ihren traurigen Höhepunkt fand. Die Bundesregierung versuchte zunächst die Ereignisse zu verharmlosen, indem sie eine Gruppe halbstarker jugendlicher Außenseiter als Täter beschrieb. Außerdem wurde behauptet, dass die DDR die Verantwortung für eine solche Aktion trüge und sie zu Propagandazwecken nutze.39 Kreyssig sah in der Schmierwelle jedoch keine Vorfälle am Rande des öffentli- chen Meinungsspektrums, sondern betrachtete sie als Aspekt einer gesellschaftlichen Fehlorientierung: „Unterdessen reichert sich die Lage in Deutschland mit der Bereit- schaft zu rücksichtsloser und voraussetzungsloser Selbstbehauptung stetig wieder an. Unter vielen beunruhigenden Erscheinungen sind die antisemitischen Ausschreitungen Ende 1959 / Anfang 1960 nur besonders aufgefallen.“40
Die Schmierwelle hatte ebenso Veränderungen in der Gesetzgebung, aber auch in der pädagogisch-didaktischen Vergangenheitsvermittlung, der Vergangenheitspolitik und in der Beurteilung ehemaliger NS-Funktionäre in bundespolitischen Ämtern – namentlich Staatssekretär des Bundeskanzleramtes Hans Globke, Bundesinnenminister Gerhard Schröder und Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte The- odor Oberländer - zur Folge.41
Als 1961 der Eichmann-Prozess in Israel begann, empfahl Adenauer den deutschen Bundesbürgern, sich der Dokumentation der dort zu verhandelnden Grausamkeiten nicht auszusetzen. Das Massenmedium Fernsehen, das bis dahin Einzug in immer mehr deutsche Haushalte erhalten hatte, und die flächendeckende Berichterstattung in den Zeitungen erwirkten jedoch, dass 85% der Deutschen den Prozessverlauf verfolgten. Der Schock über die ersten Zeugenaussagen war groß und in Anbetracht der offensicht- lichen Schuld geradezu lähmend, so dass sich ein Großteil der Deutschen für das To- desurteil Eichmanns aussprach, die Hälfte gerne die Vergangenheit vergessen hätte und nur ein sehr geringer Teil eine Mitverantwortung eingestehen konnte.42 Auch der Frank- furter Auschwitz-Prozess von 1963-65 erregte die öffentliche Aufmerksamkeit ohne jedoch zwangsläufig ein Umdenken in der Beantwortung der Schuldfrage bewirken zu können. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zählte sich nicht zu den Tätern oder wenigstens Mittätern, geschweige denn nahm sie die Verantwortung für den Umgang mit ihrer Vergangenheit wahr.43
Die „Vergessenskultur“ Adenauers erlebte zu Beginn der sechziger Jahre einen langfris- tig wirksamen Bruch, der eine neue Phase in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit einleitete. Die Defizite, das Beschweigen und die Verdrängung in der deutschen Ver- gangenheitspolitik und –aufarbeitung, die für die ersten Jahre der Ära Adenauer prä- gend gewesen waren, wurden ab 1960 in der Publizistik, den Medien, der Gesetzge- bung, der Pädagogik und der Politik häufiger behandelt.44
2.3. Die Evangelische Kirche der Nachkriegszeit
Organisation und Ausrichtung
Interne Schwierigkeiten bei der Neuorganisation und der Begründung der geistlichen Ausrichtung der Evangelischen Kirche, stellten die kirchliche Einheit nach Kriegsende auf eine harte Probe. Exemplarisch dafür war die Konferenz in Treysa 1945, wo die „Vorläufige Ordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKiD)“ verabschiedet wurde. Die Auseinandersetzungen zwischen den gegensätzlichen Lagern der Bekennen- den Kirche und des Bruderrates, mit Martin Niemöller als wichtigstem Vertreter, dem Lutherrat mit dem bayerischen Landesbischof Hans Meiser als Fürsprecher und dem württembergischen Landesbischof Theophil Wurm, der bis dahin von Kirchenvertretern und Alliierten als Sprecher der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) anerkannt wur- de und als Gründer des Kirchlichen Einigungswerkes noch während des Krieges zur Neustrukturierung der Kirche einen integralistischen Kurs verfolgte, führten letztendlich zu keiner zufriedenstellenden geistlichen und strukturellen Lösung. Neben zahlreichen internen Konflikten richtete sich Niemöllers Vorstellung einer gemeindezentrierten Kir- che und der Aufhebung der Landeskirchenverfassungen sowie der Landesbischofsämter gegen Meisers Absicht einer restaurativen, kirchlichen Gesamtstruktur und Wurms Ei- nigungsbemühungen. Wurm initiierte schließlich die Kompromisslösung: eine vorläufi- ge Leitung, bestehend aus einem zwölfköpfigen Rat. Darin waren sowohl Niemöller als auch Meiser vertreten, deren besondere Rollen jedoch durch die Anzahl der Sprecher kompensiert werden sollte.45
Auf der Konferenz von Treysa wurde deutlich, dass den Auseinandersetzungen um die Neuordnung der Evangelischen Kirche die Spaltung in Minderheits- und Mehrheitspro- testantismus zugrunde lag. Der radikale Flügel der Bekennenden Kirche und der Bru- derrat bildeten in ihrer Auffassung über die Neustrukturierung und geistliche Ausrich- tung der Kirche eine Minderheit gegenüber dem Lutherrat und den ‚neutralen’ Kirchen- führern, für die Restaurations- und Integrationsbemühungen im Vordergrund standen.46 Niemöllers Haltung war geprägt durch seine siebenjährige KZ-Gefangenschaft, zu der er aufgrund seiner oppositionellen Haltung im Kirchenkampf verurteilt worden war und währenddessen der ehemalige U-Boot-Kommandeur seiner Theologie einen neuen An- satz gab. Standen für den einst nationalkonservativ denkenden Theologen vor seiner Gefangenschaft der Dienst am Volk und die Trennung von Politik und Religionstheorie im Vordergrund, konzentrierte sich sein Denken nun auf den Sühnetod Jesu Christi, der über ethnische, geographische und ideologische Grenzen hinweg Gültigkeit für alle Menschen besaß. Besonders die Schuld der Deutschen beschäftigte Niemöller in diesem Zusammenhang und ließ ihn zu einem leidenschaftlichen Verfechter von Schuldbe- kenntnis und Versöhnung werden. Diese Überzeugung sowie seine enge Bindung an das Wort Gottes als richtungsweisend für einen gelebten Glauben, finden sich auch noch in seinen Äußerungen zur Lage der Kirche am Ende der fünfziger Jahre wieder.47 Niemöl- ler und seine Mitstreiter vertraten damit den linksorientierten Flügel der Evangelischen Kirche und richteten sich zugleich gegen das von Adenauer befürwortete politische Konzept einer ökumenisch geprägten, christlichen Weltanschauung. Darin sah Niemöl- ler die „Verchristlichung des Volkslebens“48 ohne die eigentliche Verinnerlichung des Evangeliums.
Drei Jahre nach der Konferenz von Treysa folgte eine weitere Versammlung in Eise- nach, auf der schließlich die Grundordnung der EKD beschlossen wurde. Im Juli 1948 erklärte der Bruderrat der EKD seine leitende Funktion für erloschen und übernahm die Aufgabe eines ‚Wächteramtes’, so dass im Januar 1949 Otto Dibelius, Landesbischof von Berlin-Brandenburg, vom Rat der EKD zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde.
Obwohl sich die reformativen Kräfte im Protestantismus bei der Neuordnung der Kirche nicht durchsetzen konnten, kann im Umkehrschluss nicht von einer völligen Restaurati- on der Kirche gesprochen werden. Deutlich wird dies an den zahlreichen innerkirchli- chen Auseinandersetzungen über tagespolitische Fragen, wie z.B. die der Wiederbe- waffnung und der Ost-Politik.49
In ihrer geistlichen Ausrichtung bewegte sich die evangelische Christenheit der fünfzi- ger Jahre zwischen zwei Polen. Zum einen existierte eine „entschiedene Kerngemein- de“, zum anderen das eher traditionell geprägte „Kirchenvolk“.50 Die unterschiedliche Handhabe und Bedeutung der Bibel kennzeichneten beide Gruppen, indem das Bibel- wort für die ersteren durch den praktischen Nutzen für das tägliche Leben einen „geist- lich aufschließenden Charakter“ besaß und für die Volkskirche einen „bergenden und umschließenden Charakter“ in Form von gottesdienstlichen Ritualen und Festen, Tradi- tionen und positiven Erinnerungen.51
Die Zahl der Kirchenmitglieder war in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft mit über 90% ausgesprochen hoch, jedoch sank die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbe- sucher in den fünfziger Jahren langsam aber stetig.52 Zwar ist die Regelmäßigkeit des Kirchenbesuches allein nicht aussagekräftig für den Glauben des einzelnen. Dennoch liefern dieser rückwärtige Trend sowie die Abnahme des Glaubens an biblische Vorstel- lungen (z.B. an ein Leben nach dem Tod) das Bild einer sich zunehmend säkularisie- renden Gesellschaft.53 Niemöller beklagt dementsprechend in seiner Rede „Wo steht die Kirche 1958?“ den mangelnden Glauben an den dreieinigen Gott und die Verarmung des Christentums in Form eines „mehr oder weniger geschlossenen System[s] von An- sichten, Überzeugungen und Grundsätzen, die irgendwie als Derivate und Bestandteile des christlichen Glaubens angesehen werden. [...] Das ganze praktische Handeln der Kirche, wie es heute proklamiert und mehr oder weniger offiziell ist, ist nicht auf die Schrift, sondern auf die Tradition gegründet. Das ist die Lage der Kirche!“54 Die hohe Erwartung der Evangelischen Kirche an sich selbst, nach dem Krieg eine Rechristianisierung der deutschen Gesellschaft erreichen zu können, erfüllte sich nicht.
Ein Grund lag sicher auch in der fehlenden Teilhabe überzeugter Christen am kirchli- chen Leben und an dem Versäumnis der Kirche, kirchenfremde Bürger oder inaktive Christen für einen gelebten Glauben zu gewinnen.
Politische Verantwortung
Vor diesem Hintergrund gestaltete sich auch die Übernahme politischer Verantwortung unterschiedlich. In dem Bewusstsein, sich während der Hitler-Diktatur mit dramatischen Folgen in der offenen Stellungnahme zum politischen Geschehen zurückgehalten zu haben, fand der Gedanke einer verstärkten politischen Einflussnahme auf der Kirchen- konferenz in Treysa breite Zustimmung. Der sogenannten Säkularismus-Theorie zufol- ge, war das Dritte Reich das Ergebnis einer fortschreitenden „Entchristlichung“ gewe- sen, dem nun durch eine hohe Präsenz in der Öffentlichkeit und einer verstärkten Betei- ligung an sozialen Prozessen begegnet werden müsse.55 Zu diesem Zweck wurde das „Wort zur Verantwortung der Kirche für das öffentliche Leben“ von Hanns Lilje, Ger- hard Ritter und Theodor Steltzer verfasst, mit der die gesellschaftspolitischen Anliegen der Kirche gegenüber den Alliierten vertreten werden sollten. Tatsächlich wurde den Kirchen von Seiten der Besatzungsbehörden das Privileg zugesprochen, noch vor neu gegründeten Parteien oder Gewerkschaften, Vorschläge und Antworten auf politische Fragen zu äußern, was in vielen Fällen begrüßt und berücksichtigt wurde.56 So betont auch Konrad Adenauer in einem Brief vom 26. März 1946 an Wilhelm Heile, dass die CDU in Anbetracht der „gegenwärtigen parteipolitischen, seelischen und materiellen Lage des deutschen Volkes die Möglichkeit seiner Rettung einzig in einer entschiede- nen Betonung christlicher Grundsätze“ sieht.57
Mit der Herausbildung der Demokratie in Deutschland und einer sich kontinuierlich modernisierenden Gesellschaft, verlor die Kirche zu Beginn der sechziger Jahre jedoch allmählich ihre Funktion als politischer Ratgeber und orientierungsstiftende Institution. Die „Worte“ der EKD an die westdeutsche Gesellschaft blieben oftmals ohne Wirkung. Wichtige Impulse gab die Evangelische Kirche nur noch einmal zu Beginn der sechzi- ger Jahre im Rahmen der Debatte um die deutsche Ostpolitik.58
Das Verständnis und Interesse für demokratische Strukturen unter den Protestanten war in den fünfziger Jahren noch nicht besonders ausgeprägt. Die Erfahrungen des Dritten Reiches hatten eine „Realitätsflucht“ zur Folge, die sich in „politischer Apathie“ äußer- te.59 Auf Seiten der Kirchenmitglieder war die Bereitschaft, sich politisch zu engagieren selbst am Ende der fünfziger Jahre ausgesprochen niedrig. So erklärten beispielsweise gemäß der empirischen Untersuchung von Schmidtchen im Jahr 1960 82 % der befrag- ten westdeutschen Protestanten, dass sie nicht bereit wären, in eine Partei einzutreten.60 Demokratie bedeutete in der Überzeugung vieler eine überwiegend konfliktreiche Re- gierungsform, die dem Rückzug ins Private, dem persönlichen Harmoniebedürfnis und schließlich der völligen Verdrängung von Schuld und Mitverantwortung an den Verbre- chen des Dritten Reiches widersprach. Der Wunsch nach einer autoritären Staatsform blieb zunächst bestehen und zeigte sich in einer eigenartigen Romantisierung des Kai- serreiches und nicht zuletzt der Hitler-Herrschaft.61 Darin werden historische Kontinui- tätslinien sichtbar, die durch das Ende des Krieges nicht auf einmal gebrochen wur- den.62 Das Wiederaufleben der positiven Bewertung der nationalsozialistischen Ideolo- gie wurde allerdings auch durch die Unzufriedenheit mit der Besatzungspolitik der Alli- ierten, insbesondere mit den Methoden der Entnazifizierung und der Generalanklage durch die Kollektivschuldthese, verstärkt.63
Zu dieser Art unpolitischen Christentums gehörten sowohl nominelle Protestanten als auch diejenigen Gläubigen, die sich nicht aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft betei- ligten, aber in der „christlichen Lebensführung des Einzelnen durch Gebet und Gottes- dienst“ eine Chance für einen gesellschaftlich-sozialen Neuanfang sahen.64 Erst die Öffnung der SPD für Kirche und Christentum sowie die überkonfessionelle Ausrichtung der CDU im Laufe der fünfziger Jahre machten das parlamentarisch-demokratische Staatswesen für die vormals skeptischen Christen attraktiv.
[...]
1 z. B. Weiß, Konrad: Aktion Sühnezeichen in Polen, in: Kerki, Basil / Kotula, Andrzej (Hg.): Zwangs- verordnete Freundschaft? Die Beziehungen zwischen der DDR und Polen 1949-1990, Osnabrück 2003, S. 243-250.
2 z. B. Ostmeyer, Irene: Zwischen Schuld und Sühne. Evangelische Kirche und Juden in der SBZ und DDR 1945-1990, Berlin 2002
3 z. B. Nachama, Andreas (Hg.): Aufbau nach dem Untergang. Deutsch-jüdische Geschichte nach 1945. In memoriam Heinz Galinski, Berlin 1992.
4 Blessing, Werner K.: Kirchengeschichte in historischer Sicht. Bemerkungen zu einem Feld zwischen den Disziplinen, S. 32, in: Doering-Manteuffel/Nowak, Kurt: Kirchliche Zeitgeschichte. Urteilsbildung und Methoden, Stuttgart 1996, S. 14-60.
5 Brakelmann, Günter: Verhängnis – Versagen – Irrtum – Schuld. Anmerkungen zum Umgang mit Kirch- licher Zeitgeschichte, KZG Bd. 4 (2), 1991, S. 522.
6 Blessing, S. 29.
7 vgl. Greschat, Martin: Kirchliche Zeitgeschichte. Versuch einer Orientierung, Leipzig 2005 sowie bei- spielhaft die Aufsätze von Doering-Manteuffel, Anselm: Griff nach der Deutung. Bemerkungen des His- torikers zu Gerhard Besiers Praxis der ‚Kirchlichen Zeitgeschichte’, S. 79-90 und Besier, Gerhard: ‚Me- thodological correctness’. Anspruch und Wirklichkeit in der Wahrnehmung des sozialgeschichtlich orien- tierten Historikers Anselm Doering-Manteuffel, S. 90-101, in: Doering-Manteuffel, Anselm/Nowak, Kurt: Kirchliche Zeitgeschichte. Urteilsbildung und Methoden, Stuttgart 1996.
8 Vollnhals, Clemens.: Kirchliche Zeitgeschichte nach 1945. Schwerpunkte, Tendenzen,, Defizite, in: Kaiser, J.-C. / Doering-Manteuffel, Anselm (Hg.): Christentum und politische Verantwortung. Kirchen im Nachkriegsdeutschland, Stuttgart 1990, S. 176-191.
9 Blessing, S. 45.
10 Greschat, Martin: Protestantismus und Evangelische Kirche in den 60er Jahren, in: Schildt, Axel / Sieg- fried, Detlef / Lammers, Karl Christian (Hg.): Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in beiden deutschen Gesellschaften, Hamburg 2000, S. 549.
11 EZA, Februar 1959, Bestand 73; auch abgedruckt in: Kirchliches Jahrbuch 86 (1959), S. 282-283.
12 Greschat, Martin: Protestantismus und Evangelische Kirche, S. 551 f.
13 Reichel, Peter: Zwischen Dämonisierung und Verharmlosung: Das NS-Bild und seine politische Funk- tion in den 50er Jahren. Eine Skizze, in: Schildt, Axel / Sywottek, Arnold (Hg.): Modernisierung im Wie- deraufbau. Die westedeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1998, S. 690.
14 Berghoff, Hartmut: Zwischen Verdrängung und Aufarbeitung. Die bundesdeutsche Gesellschaft und ihre nationalsozialistische Vergangenheit in den Fünfziger Jahren, in: GWU 49, 1998, Heft 2, S. 106.
15 Niedhart, Gottfried: Außenpolitik in der Ära Adenauer, in: Schildt, Axel / Sywottek, Arnold (Hg.): Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1998, S. 813.
16 Schäfers, Bernhard: Die westdeutsche Gesellschaft: Strukturen und Formen, in: Schildt, Axel / Sywot- tek, Arnold (Hg.): Modernisierung im Wiederaufbau. Die westedeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1998, S. 315.
17 Reichel, S. 692 und Goschler, Constantin: Wiedergutmachung für NS-Verfolgte: Einführung und Überblick, in: zeitenblicke 3 (2004), Nr. 2, [13.09.2004], unter: http://www.zeitenblicke.historicum.net/2004/02/goschler/index.html, 15.09.2006.
18 Ebd.
19 Stern, Frank: Antisemitismus und Philosemitismus in der politischen Kultur der entstehenden Bundes- republik, in: Nachama, Andreas (Hg.): Aufbau nach dem Untergang : deutsch-jüdische Geschichte nach 1945 ; in memoriam Heinz Galinski, Berlin 1992, S. 159.
20 Niedhart, S. 806-816.
21 Ebd.
22 Schildt, Axel: Die 60er Jahre. Politik, Gesellschaft und Kultur am Ende der Nachkriegszeit, in: Hey, Bernd (Hg.): Kirche, Staat und Gesellschaft nach 1945. Konfessionelle Prägungen und sozialer Wandel, Bielefeld 2001, S. 17 ff.
23 Kuhlemann, Frank-Michael: Nachkriegsprotestantismus in Westdeutschland. Religionssoziologische und mentalitätsgeschichtliche Perspektiven, in: Hey, Bernd (Hg.): Kirche, Staat und Gesellschaft nach 1945. Konfessionelle Prägungen und sozialer Wandel, Bielefeld 2001, S. 28 und Schäfers in Schildt, S. 309.
24 Kuhlemann, S. 32.
25 Schäfers in Schildt, S. 312.
26 Nowak, Kurt: Geschichte des Christentums in Deutschland. Religion, Politik und Gesellschaft vom Ende der Aufklärung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, München 1995, S. 295.
27 Schildt in Hey, S.13.
28 Berghoff, S. 111.
29 Reichel in Schildt, S. 687-88.
30 Schäfers in Schildt, S. 310.
31 Weiterführend: Frei, Norbert: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS- Vergangenheit, München 1996, S. 69-100.
32 Berghoff, S. 105.
33 vgl. Mitscherlich, Alexander und Margarete: Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Ver- haltens, München 1968.
34 Frei, Norbert: Die langen Fünfziger, in: 60 Jahre DIE ZEIT – 60 Jahre Zeitgeschichte 1946 bis 2006. Erster Teil 1946-1966, Sonderbeilage vom 16.2.2006, Nr. 8.
35 Mitscherlich-Nielsen, Margarete: Die Notwendigkeit zu trauern, in: Psyche. Zeitschrift für Psychoana- lyse und ihre Anwendungen, 33. Jahrgang, Heft 11, November 1979, S. 985.
36 Berghoff, S. 109.
37 Ebd., S. 113 und Siegfried, Detlef: Zwischen Aufarbeitung und Schlussstrich. Der Umgang mit der NS- Vergangenheit in den beiden deutschen Staaten 1958 bis 1969, in: Schildt, Axel / Sywottek, Arnold (Hg.): Modernisierung im Wiederaufbau. Die westedeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1998, S. 79.
38 EZA, 87/1271, 15.2.1965.
39 Siegfried, S. 82.
40 EZA, 6/9577, Kreyssig an die Kirchenleitungen der Landeskirchen, 8.9.1960.
41 Siegfried, S. 79/8; Berghoff, S. 110.
42 Frei, Norbert: Beschweigen und Bekennen. Die deutsche Nachkriegsgesellschaft und der Holocaust, Göttingen 2001, S. 51-56.
43 Siegfried, S. 87.
44 Reichel, S. 692; Siegfried, S. 83; Schildt in Hey, S. 16.
45 Greschat, Martin: Die evangelische Christenheit und die deutsche Geschichte nach 1945. Weichenstel- lungen in der Nachkriegszeit, Stuttgart 2002, S. 96-124.
46 Ritter, Adolf Martin: „Von Stuttgart nach Darmstadt“ oder Über den Weg der Evangelischen Kirche(n) im Nachkriegsdeutschland, in: Ders.: Vom Glauben der Christen und seiner Bewährung in Denken und Handeln. Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte, Kap. XXVII, S. 298.
47 Niemöller, Martin: Wo steht die Kirche 1958? Darmstadt 1958.
48 Ebd., S. 70
49 Vollnhals in Kaiser / Doering-Manteuffel, S. 183.
50 Greschat, Martin: Die evangelische Christenheit und die deutsche Geschichte nach 1945, S. 301.
51 Ebd.
52 Schmidtchen, Gerhard: Protestanten und Katholiken. Soziologische Analyse konfessioneller Kultur, Bern 1979, S. 254.
53 Ebd., S. 251-260.
54 Niemöller, Martin: Wo steht die Kirche 1958? Vortrag am 3.1.1958 in Frankfurt/Main auf Einladung des Landesbruderrates der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, in: Martin Niemöller, Reden 1945-1954, S. 68 f.
55 Traugott Jähnichen / Norbert Friedrich: Geschichte der sozialen Ideen im deutschen Protestantismus, 6. Kapitel: Die soziale Marktwirtschaft als sozialethisches Leitbild des Protestantismus, in: Grebing, Helga (Hg.): Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland. Dozialismus – Katholische Soziallehre – Protestan- tische Sozialethik. Ein Handbuch, Essen 2000, S. 1036.
56 Nowak, Kurt: Geschichte des Christentums, S. 296 / 300.
57 Adenauer, Konrad: Briefe 1945-47, zitiert in: Greschat, Martin: Konfessionelle Spannungen in der Ära Adenauer, in: Sauer, Thomas (Hg.): Katholiken und Protestanten in den Aufbaujahren der Bundesrepu- blik, Stuttgart 2000, S. 29.
58 Nowak, Kurt: Die Geschichte des Christentums, S. 324; Kleßmann, Christoph: Kontinuitäten und Ver- änderungen im protestantischen Milieu, in: Schildt, Axel / Sywottek, Arnold (Hg.): Modernisierung im Wiederaufbau. Die westedeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1998, S. 409.
59 Schmidtchen, Gerhard: Protestanten und Katholiken, S. 212.
60 Ebd., S. 214.
61 Kuhlemann, Frank-Michael: Nachkriegsprotestantismus in Westdeutschland. Religionssoziologische und mentalitätsgeschichtliche Perspektiven, in: Hey, Bernd (Hg.): Kirche, Staat und Gesellschaft. Kon- fessionelle Prägungen und sozialer Wandel, Bielefeld 2001, S. 27-32.
62 Vollnhals, Clemens: Im Schatten der Stuttgarter Schulderklärung. Die Erblast des Nationalprotestan- tismus, in: Gailus, Manfred / Lehmann, Hartmut: Nationalprotestantische Mentalitäten. Konturen, Ent- wicklungslinien und Umbrüche eines Weltbildes, Göttingen 2005, S. 379-431.
63 Pollack, Detlef: Abbrechende Kontinuitätslinien im deutschen Protestantismus nach 1945, in: Gailus, Manfred / Lehmann, Hartmut: Nationalprotestantische Mentalitäten. Konturen, Entwicklungslinien und Umbrüche eines Weltbildes, Göttingen 2005, S. 464 f.
64 Nowak, Kurt: Die Geschichte des Christentums, S. 302.
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- Chrstiane Baltes (Autor:in), 2006, Der Umgang mit dem Sühnebegriff in der frühen Bundesrepublik am Beispiel der Reaktion der Evangelischen Kirche auf die Aktion Sühnezeichen (1958 – 1964), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119698
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