L'Allegro und Il Penseroso gehören zu den frühen Gedichten, die John Miltons während seiner Jahre in Cambridge geschrieben hat, sie werden auf die beginnenden 1630er Jahre datiert. In der Literatur werden diese beiden gemeinhin als „companion poems“ bezeichnet, was bezüglich des strukturellen Aufbaus und inhaltlichen Gemeinsamkeiten durchaus trefflich formuliert ist. Weniger Einigkeit (als über diese offensichtlichen Parallelen) herrscht allerdings über die (Gesamt-)Bedeutung des Werkes. Im Wesentlichen lassen sich die „Strömungen“ der Interpretationsansätze in zwei Gruppen unterteilen: Zum einen steht die Darstellung von Gegensätzen im Mittelpunkt und zum anderen die Gesamtentwicklung der Geschehnisse, bis hin zu einer Auflösung zugunsten Il Penserosos. Besonders letzterer Ansatz wirft dabei einen wertenden Blick auf die beiden Lebensstile.
Ich möchte in dieser Arbeit eine andere Blickweise verdeutlichen, die mir sehr unterrepräsentiert scheint. Zentraler Punkt dabei ist, dass die in L’Allegro und Il Penseroso beschriebenen Gemütszustände eine komplementäre Beziehung darstellen, die sich ergänzen und eine Einheit bilden. Zentrales Argument dabei ist zum einen, dass alle Dinge nur durch ihren Gegensatz existieren (gut und böse, Tag und Nacht, weltliche - und göttliche Freuden, etc.) und zum anderen, dass jedes der beiden Gedichte spezifische Elemente enthält, die zeigen, dass sowohl Mirth als auch Melancholy nur gemeinsam ein lebenswertes, wenn nicht gar lebensnotwendiges System ergeben und somit keine (objektive) Wertung der beiden erfolgen kann.
Um die Gemeinsamkeiten und Abgrenzung zu bisherigen Theorien zu belegen sollen zunächst kurz einige Interpretationsansätze dargestellt werden. In einem Close Reading wird anschließend die Basis für die weitere Erläuterung oben genannter These erarbeitet werden. Abschließend wird die existentielle Notwendigkeit von Mirth und Melancholy dargestellt. Dabei soll in besonderer Weise auf ihre Komplementarität eingegangen werden, die unter Zuhilfenahme des Konzepts von Yin und Yang erläutert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Interpretationsansätze
- L'Allegro
- Il Penseroso
- Die komplementäre Beziehung zwischen Mirth und Melancholy
- Struktur und Metrum
- Inhalt
- Bedeutung
- Yin-Yang-Entsprechungen
- Hell - Dunkel
- Anfang eines Zyklus' - Ende eines Zyklus'
- Dynamik - Starre
- Einheit aus Gegensätzen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die komplementäre Beziehung zwischen Mirth und Melancholy in John Miltons L'Allegro und Il Penseroso. Im Gegensatz zu Interpretationen, die die Gedichte als gegensätzliche oder linear aufeinanderfolgende Darstellungen sehen, argumentiert die Arbeit für eine integrative Sichtweise. Die zentrale These ist, dass Mirth und Melancholy sich gegenseitig ergänzen und eine Einheit bilden, die für ein erfülltes Leben unerlässlich ist.
- Die komplementäre Beziehung zwischen Mirth und Melancholy als zentrales Thema.
- Analyse der strukturellen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Gedichten.
- Bewertung verschiedener Interpretationsansätze zu Miltons „companion poems“.
- Verwendung des Yin-Yang-Konzepts zur Veranschaulichung der Komplementarität.
- Existentielle Notwendigkeit von Mirth und Melancholy für ein erfülltes Leben.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale These der Arbeit vor: Mirth und Melancholy in Miltons Gedichten bilden eine komplementäre Einheit. Der Abschnitt „Interpretationsansätze“ beleuchtet verschiedene bestehende Interpretationen der Gedichte, von der Gegenüberstellung als „Kampf“ zwischen Tag und Nacht bis hin zur linearen Entwicklung hin zu Il Penseroso als Darstellung des höheren spirituellen Zustands. Die Arbeit wird anschließend eine alternative Sichtweise entwickeln.
Schlüsselwörter
John Milton, L'Allegro, Il Penseroso, Mirth, Melancholy, Komplementarität, Yin und Yang, Interpretationsansätze, „companion poems“, Gegensätze, Einheit, existentielle Notwendigkeit.
- Quote paper
- Norman Knabe (Author), 2008, Die komplementäre Beziehung zwischen Mirth und Melancholy in John Miltons 'L’Allegro' und 'Il Penseroso', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119640