Jeder Bibelleser wird unweigerlich irgendwann auf die Frage stoßen, ob die Allmacht und Souveränität Gottes die menschliche Verantwortung ausschließt. Denn es handelt sich hier um zwei scheinbar gegensätzliche Aussagen, die beide in der Bibel wieder zu finden sind. Diese Problematik verleitet leicht dazu entweder von der einen oder der anderen Seite vom Pferd zu fallen. Das heißt, es besteht die Gefahr, dass wir die Betonung ausschließlich bei der menschlichen Verantwortung lassen, oder dass wir die Souveränität Gottes zu sehr betonen und dabei den Missionsauftrag völlig missachten.
Wie bei allen theologischen Problematiken dieser Art müssen wir den richtigen Mittelweg im Umgang mit diesem Thema finden. Solch eine Antinomie taucht in der Theologie immer wieder auf. Es ist wichtig, dass wir lernen damit umzugehen. Der Mensch muss sich seines begrenzten Verstandes bewusst werden. Paulus macht dies in Röm 9,20 sehr deutlich, in dem er sagt: „Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so?“.
Die Versuchung für uns Menschen besteht darin, dass wir die eine Wahrheit durch die Art, wie die andere betont wird, beschneiden und verstümmeln, so dass sie in unser Bild passt und zu unseren scheinbar logischen Schlussfolgerungen. Die Schlussfolgerung ist, dass wir die Antinomie so annehmen müssen, wie sie ist und versuchen sie in unser Leben aufzunehmen. Das zu erreichen, ist die Aufgabe der Ethik. Darum ist es so wichtig sich mit dieser Thematik zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Vor allem im Bereich der Evangelisation entstehen so immer wieder verquere Denkarten, die nicht dem Wort Gottes entsprechen und zu einem ungesunden Umgang führen. Wie etwa, etwas karikiert ausgedrückt dazu, dass wir die Hände in den Schoß legen und Gott machen lassen, oder dass wir nachts nicht mehr ruhig schlafen können, weil so viele Menschen noch ungerettet sind, für die wir die Verantwortung tragen.
Es gilt zu verstehen, dass der Mensch nicht für Gottes Bereich zuständig ist, sondern nur für die Bereiche, in die Gott ihn eingesetzt hat in denen er aber auch die volle Verantwortung trägt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Grundsätzliches
- 1.1. Eine Definition des Begriffs Prädestination
- 1.2. Der Begriff im Griechischen
- 1.3. Verschiedene Auffassungen
- 1.3.1. Augustinus (354-430)
- 1.3.2. Luther (1483-1546)
- 1.3.3. Calvin (1509-1564)
- 1.3.4. Arminius (1560-1609)
- 1.3.5. Karl Barth (1886-1968)
- 1.3.6. Die katholische Auffassung
- 1.4. Fazit
- 2. Biblischer Befund
- 2.1. Souveränität Gottes
- 2.1.1. Allwissenheit Gottes
- 2.1.2. Vorherwissen Gottes
- 2.1.3. Gott ist allmächtig
- 2.1.4. Gott erhält die Welt
- 2.2 Menschliche Verantwortung:
- 2.2.1. Verantwortung des Menschen
- 2.2.2. Der (freie) Wille des Menschen
- 2.3. Zusammenspiel von Souveränität Gottes und Verantwortung des Menschen
- 2.1. Souveränität Gottes
- 3. Umgang in der Praxis
- 3.1 Was machen mit der Erkenntnis?
- 3.2. Erwählung und Berufung
- 3.3. Evangelisation
- 3.4. Nicht jammern, sondern vertrauen
- 3.5. Dankbarkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den scheinbaren Widerspruch zwischen der Souveränität Gottes und der menschlichen Verantwortung im Kontext der Prädestinationslehre. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen beiden Aspekten herauszuarbeiten und einen Weg aufzuzeigen, wie dieser scheinbare Widerspruch im Leben praktisch umgesetzt werden kann. Es geht nicht darum, eine bestimmte Prädestinationsauffassung zu beweisen, sondern den Blick für die Größe Gottes zu schärfen und die Grenzen des Wortes Gottes zu beachten.
- Der Begriff der Prädestination und seine verschiedenen Interpretationen in der Geschichte der Theologie.
- Die biblische Grundlage für die Souveränität Gottes und die menschliche Verantwortung.
- Das Zusammenspiel von göttlicher Souveränität und menschlicher Verantwortung.
- Praktische Implikationen des Verständnisses von Gottes Souveränität und menschlicher Verantwortung.
- Die Bedeutung von Vertrauen und Dankbarkeit im Umgang mit diesem Thema.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Grundsätzliches definiert den Begriff Prädestination und beleuchtet verschiedene theologische Auffassungen von Augustinus über Luther und Calvin bis hin zu modernen Interpretationen. Es werden unterschiedliche Perspektiven auf den freien Willen des Menschen und die Vorherbestimmung durch Gott dargestellt.
Kapitel 2: Biblischer Befund untersucht die biblischen Belege für die Souveränität Gottes und die menschliche Verantwortung. Es werden Aspekte wie die Allwissenheit und Allmacht Gottes sowie der freie Wille des Menschen betrachtet und deren Zusammenspiel analysiert.
Kapitel 3: Umgang in der Praxis befasst sich mit der praktischen Umsetzung des Themas im christlichen Leben. Es werden Aspekte der Evangelisation, des Vertrauens auf Gott und der Dankbarkeit behandelt.
Schlüsselwörter
Prädestination, Souveränität Gottes, menschliche Verantwortung, freier Wille, Augustinus, Luther, Calvin, Biblische Hermeneutik, Evangelisation, Glaube, Gnade.
- Quote paper
- Cornelia Schönfeld (Author), 2008, Prädestination und Verantwortung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119557