Bildung – dieser Begriff beinhaltet mehr als bloßen „Wissenserwerb“. Bildung – das ist „ein
Prozess der Befähigung zu eigenbestimmter Lebensführung und als Aneignung von
Selbsthilfemöglichkeiten“ ( Deinet/ Icking 2006, S. 11).Diesen Anspruch kann Schule heutzutage nicht alleine erfüllen. Vielmehr ist die Kooperation mit verschiedenen Einrichtungen der Jugendhilfe ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von
Schule, insbesondere von Schulsozialarbeit. Sozialraumorientierung kann dabei die
notwendige Brücke schlagen.
Doch was beinhaltet Sozialraumorientierung überhaupt? Wo liegen ihre Wurzeln und wie
kann sie dazu beitragen den Anspruch der an Bildung, in Verbindung mit Jugendhilfe und
Schule, gesetzt wird zu verwirklichen? Darauf wird in der folgenden Arbeit eingegangen
werden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlagen der Sozialraumorientierung
2.1 Begriffsbestimmungen
2.1.1 Sozialraumorientierung
2.1.2 Lebensweltorientierung
2.2 geschichtliche Entwicklung
2.3 Prinzipien der Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit
3. Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe und ihr Bezug zur Schule
3.1 Schule als Teil des Sozialraums und Bestandteil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen
3.2 Anforderungen und Möglichkeiten der Kooperation zwischen
3.3 Jugendhilfe und Schule Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule – ein Praxisbeispiel
4. Schulsozialarbeit in der Kooperation von Jugendhilfe und Schule
4.1 Grundbausteine von Schulsozialarbeit
4.2 Schulische Rahmenbedingungen von Schulsozialarbeit
4.3 „Schulstandortbezogene“ versus sozialraumorientierte Schulsozialarbeit
5. Sozialraumorientierung an einer Hauptschule im Ruhrgebiet
5.1 Der „Sozialraum“
5.2 Die Hauptschule
5.2.1 Schulprogramm und Zielsetzungen
5.2.2 Sozialraumorientiertes Arbeiten an der Hauptschule
5.2.2.1 Lebensweltorientierung in der Arbeit mit den Schülern
5.2.2.2 Orientierung an den Prinzipien der Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit
5.2.3 Sozialraumorietierung in der Schulsozialarbeit der Hauptschule
5.2.3.1 Umsetzungder Prinzipien der Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit in der Schulsozialarbeit
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bildung – dieser Begriff beinhaltet mehr als bloßen „Wissenserwerb“. Bildung – das ist „ein Prozess der Befähigung zu eigenbestimmter Lebensführung und als Aneignung von Selbsthilfemöglichkeiten“ ( Deinet/ Icking 2006, S. 11).
Diesen Anspruch kann Schule heutzutage nicht alleine erfüllen. Vielmehr ist die Kooperation mit verschiedenen Einrichtungen der Jugendhilfe ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Schule, insbesondere von Schulsozialarbeit. Sozialraumorientierung kann dabei die notwendige Brücke schlagen.
Doch was beinhaltet Sozialraumorientierung überhaupt? Wo liegen ihre Wurzeln und wie kann sie dazu beitragen den Anspruch der an Bildung, in Verbindung mit Jugendhilfe und Schule, gesetzt wird zu verwirklichen? Darauf wird in der folgenden Arbeit eingegangen werden.
Ebenso werden, in Verbindung damit kurz die Grundbausteine und Rahmenbedingungen von Schulsozialarbeit genannt und es wird gezeigt werden, welche Vor- und Nachteile die lebenswelt- beziehungsweise sozialraumorientierte gegenüber der standortbezogenen Schulsozialarbeit mit sich bringt.
Im abschließenden Teil wird exemplarisch dargestellt, inwieweit in der Hauptschule die oben beschriebenen Aspekte umgesetzt werden.
Thematisch wird diese Hausarbeit dabei mit den Grundlagen der Sozialraumorientierung beginnen, danach auf die Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe und deren Bezug zur Schule eingehen, worauf kurz die Aufgabe der Schule in diesem Feld beschrieben wird. Zum Abschluss findet eine Verknüpfung zur Schulsozialarbeit in der Hauptschule statt.
2. Grundlagen der Sozialraumorientierung
Was versteht man unter Sozialraumorientierung? Was gehört alles dazu? Wo liegen ihre Wurzeln? Und was sind grundlegende Konzepte und Prinzipien? Diese Fragen sollen im folgenden Teil beantwortet werden.
2.1 Begriffsbestimmungen
Im Folgen werden die Begriffe „Sozialraumorientierung“ und „Lebensweltorientierung“ genauer bestimmt, da sie einen wichtigen Bezug zu den weiteren Ausführungen haben.
2.1.1 Sozialraumorientierung
Unter Sozialraumorientierung versteht man nach Ulrich Deinet „die konzeptionelle Ausrichtung von Angeboten und Einrichtungen an Bedarfen und Lebenslagen von Menschen in ihren jeweiligen Sozialräumen“ (Deinet/ Icking 2006, S. 21). Gemäß Hinte ist „der soziale Raum (…) der zentrale Fokus für Soziale Arbeit“ (Hinte 2002, S. 540). Dazu gehört auch auf die „subjektiven Lebenswelten“ einzelner Individuen beziehungsweise Gruppen einzugehen, die sich zum Teil deutlich von den jeweiligen geographischen Sozialräumen (Stadtteile/ Wohnquartiere) unterscheiden beziehungsweise darüber hinausgehen. Es kann sich dabei zum Beispiel um Geflechte und Netzwerke einzelner generell nicht zusammenhängender Orte, wie Wohnung und Schule, handeln (Deinet/ Icking 2006, S. 21). Einerseits kann man davon sprechen, dass es so viele Sozialräume gibt wie Personen selbst und dass die einzelnen Sozialräume sich oftmals überschneiden. Der Sozialraum wird je nach Alter, Lebensphase, Interesse etc. ganz unterschiedlich definiert. So hat ein mobiler Jugendlicher zum Beispiel einen anderen Sozialraum als eine alte gehbehinderte Frau, obwohl beide vielleicht im selben Haus wohnen. Bedingt durch Straßenführung, Bebauung, Infrastruktur kommt es an manchen Stellen zu vermehrten Überschneidungen von Einzeldefinitionen, den ein Teil der Bevölkerung als Ihren Sozialraum bezeichnet.
Anderseits stellt der Sozialraum auch eine durch Institutionen definierte Steuerungsgröße dar, auf welche eine bestimmte Anzahl von Geldmitteln und Personen konzentriert wird (Hinte 2002, S. 540). Einrichtungen und Dienste werden „dezentralisiert und regionalisiert“, damit die Leistungen näher an die Bürgerinnen und Bürger herangeführt werden können, zum Beispiel durch Sozialraumbudgets, „in denen die finanziellen Ressourcen an die Sozialstrukturen bestimmter Sozialräume gebunden werden“ (Deinet/Icking 2006, S.21).
Sozialraumorientierte Arbeit ist auf die „konkrete Verbesserung der Lebensbedingungen der Wohnbevölkerung in einem Wohnquartier unter aktiver Beteiligung der Betroffenen“ gerichtet, nicht auf die Besserung von Menschen oder die intentionale Veränderung ihrer Lebensgewohnheiten. Professionelle Sozialarbeiter stellen dabei ein Bindeglied zwischen den Systemen Lebenswelt und Politik, Verwaltung und Institutionen dar (Hinte/ Kreft 2005, S. 870).
2.1.2 Lebensweltorientierung
Der Begriff „Lebenswelt“ wurde 1971 von Alfred Schütz in die Soziologie eingeführt und ist seitdem von verschiedenen Autoren sehr unterschiedlich verwendet worden. Lebenswelt bezeichnet die Welt, wie das Individuum sie sieht und erlebt. Traditionell soziologisch ist Lebenswelt definiert, als die „Gesamtheit der präreflexiv, d.h. vor aller bewussten Überlegung verwendeten Deutungsmuster und als selbstverständlich unterstellten Relevanzstrukturen, die den Eindruck einer in seiner Sinnhaftigkeit fraglos gegebenen Realität erzeugen: der unproblematische, immer stillschweigend vorausgesetzte Hintergrund aller Reflexion und allen bewussten Handelns“ (Boettner 2007, S. 271).
Dieses Hintergrundwissen entspringt der sozialen Interaktion und kann je nach gesellschaftlichem Milieu unterschiedlich sein.
„Lebenswelt“ meint also einerseits:
- die Ganzheit der“ unreflektierten Hintergrundüberzeugungen“, die eine absolut gegebene, zweckmäßig organisierte und als logisch empfundene Realität erzeugen, also die „Welt“ in der das Individuum lebt,
- andererseits: das „konkrete Interaktionsmilieu“, unter denen die oben genannte lebensweltliche Kenntnis entsteht, das heißt die Beziehungen durch die das Kind oder der Jugendliche zu den oben genannten Überzeugungen gelangt, die sein Leben beeinflussen (ebd., S.272).
Dementsprechend baut jedes Kind und jeder Jugendliche seine einzigartige und „gemeinschaftsfähige“ Persönlichkeit durch die eigene spezifische Beschäftigung mit der Umwelt, durch das „Verständnis von Handlungen und Gesten, die Bekanntheit von Dingen und Orten und die Regelmäßigkeit von Zeitverläufen“ auf. (EREV 1997, S. 6-7). Hierbei sind drei Dimensionen zu beachten:
- Die soziale Dimension
Hiermit sind die Erfahrungen gemeint, die jeder Mensch bei der Auseinandersetzung mit anderen Menschen (von den Eltern bis zu Lehrern und Lehrerinnen) durch Beobachtung, Nachahmung, Experimentieren, Widerspruch usw. macht. Je nach Verlauf dieser Erfahrung entwickelt das Individuum ein Bild über seine
gesellschaftliche Realität.
- Die räumliche Dimension
Diese bezieht sich auf die Orte und Räume (Wohnung, Gruppenraum, Spielplätze Jugendhäuser), in denen das Individuum seine wesentlichen Erfahrungen macht und zu denen es somit eine ganz besondere Beziehung aufbaut. Diese werden aufgeteilt, in Räume in denen sich das Kind/ der Jugendliche wohl fühlt beziehungsweise es nicht tut. Sie sind Teil der Lebenswelt und grundlegend für die Identitätsentwicklung.
- Die zeitliche Dimension
Unterschiedliche Erfahrungen werden zu verschiedenen Zeitpunkten gemacht und ermöglichen es dem Kind zwischen vorteilhaften und unvorteilhaften Erfahrungen zu unterscheiden. Neue Erfahrungen werden auf die „gemachten Erfa]hrungen“ in „alten“ Räumen übertragen. Das Kind kann Handlungspläne entwerfen und Zukunftsperspektiven entwickeln.
Für die Persönlichkeitsentwicklung und die gesellschaftliche Integrationsfähigkeit ist wichtig, dass die neuen Erfahrungen den bisherigen nicht diametral entgegenstehen, sondern dass neue Erfahrungen auf alten aufgebaut werden können und dass die Strukturen der gemachten Erfahrungen Sicherheit geben (a.a.O., S.8).
2.1 Geschichtliche Entwicklung
Die grundlegenden Prinzipien der Sozialraumorientierung sind bereits in der Gemeinwesenarbeit der 70er Jahre als auch im Konzept der Stadtteilbezogenen Sozialen Arbeit der 80er Jahre entwickelt worden (Hinte 2002, S. 535-545).
Die Idee der Gemeinwesenarbeit (GWA) kam in den 1960er Jahren aus den USA durch Veröffentlichungen verschiedener Autoren und so genannte „Leuchtturmprojekte“ zum Beispiel in Obdachlosensiedlungen nach Deutschland. Schlagworte der GWA waren unter anderem „Widerstand, Betroffenenbeteiligung, Veränderung von Verhältnissen, Organisation von Gegenmacht, Kampf gegen das Establishment und außerparlamentarischer Organisation, Kampf gegen Betroffenheit“. Gemeinwesenarbeiter- und arbeiterinnen galten als „aufbegehrende, basisdemokratische und gesellschaftskritische Bewegung“, die Mieterinitiativen, Demonstrationen und Stadtteilfeste organisierten und sich gegen unzumutbare Wohnverhältnisse, infrastrukturelle und andere Mängel zur Wehr setzten (Hinte 2002, S.535).
Neben Bewegungen, die versuchten über „Aussprachen, geduldiges Zuhören und gut gestellte Fragen“ möglichst alle Anwohner auf „Anliegen zu konzentrieren, die viele im Gemeinwesen zu bewegen“ schienen, gab es auch solche die auf Grund eines bestimmten Menschenbildes benachteiligte Bevölkerungsgruppen politisieren und sie zum Widerstand gegen ungerechte gesellschaftliche Bedingungen aktivieren wollten (Ross 1971 zit. in Hinte 2002, S. 536).
Die mangelnde theoretische Grundlage, ihre Institutionsfeindlichkeit, fehlende konsistente Theorieentwicklung, sowie die Tatsache, dass GWA lediglich als wünschenswerte Prävention angesehen und deshalb nicht langfristig finanziert wurde, führten unter anderem jedoch dazu, dass Sie sich nicht dauerhaft behaupten konnte. Letztendlich sprach man sogar vom „Tod der GWA“ (Hinte 2002, S. 537-539).
Trotz all dieser Schwachpunkte lag ein großer Verdienst der Gemeinwesenarbeit darin, dass sie den Fokus von Sozialer Arbeit für die Lebensbedingungen der betroffenen (Rand-)Gruppen und gesellschaftliche Widersprüche öffnete, die sich auf den Sozialraums und die Lebenswelt der Betroffenen auswirkten und methodische Konsequenzen daraus zog (vgl. Hinte 2002, S. 537).
Diese Erkenntnisse um Vorteile und Defizite der Gemeinwesenarbeit zusammen mit strategischen Überlegungen, die sich aus jahrelanger Zusammenarbeit mit kommunalen Trägern der Jugendhilfe ergaben, führten zur Entwicklung der „Stadtteilbezogenen Sozialen Arbeit“ zu Beginn der 80er Jahre. Diese ist heute auch als Sozialraumorientierte Soziale Arbeit bekannt. Im Gegensatz zur GWA war die Sozialraumorientierung nicht als institutionsfeindlich verrufen, so dass eine vermehrte Konzentration auf Inhalte und die Zusammenarbeit mit Innovationsträgern und –trägerinnen innerhalb der Institutionen gesucht werden konnte (ebd., S. 539/540).
In der Jugendhilfe fand die Gemeinwesenarbeit, wenn zunächst auch eher bekämpft als angenommen, im Laufe der Zeit besonders unter dem Begriff „fallunspezifische Arbeit“[1]
Beachtung und prägt diese heute verstärkt in „Struktur, als auch in Ihren Methoden“ (ebd.,S.542,543). [2]
2.3 Prinzipien der Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit
Die Stadtteilbezogene Soziale Arbeit orientiert sich an folgenden „methodischen Blickrichtungen und Prinzipien“ (Hinte 2002, S. 540):
Orientierung am Willen und an den geäußerten Interessen der Wohnbevölkerung
Im Sinne der Systemtheorie wissen stadtteilbezogene Sozialarbeiter, dass Menschen als „autopoietische, nichttriviale“[3] Systeme nur dazu angeregt werden können sich selbst zu verändern. Sozialräumlich denkende Fachkräfte orientieren sich in ihrer Arbeit deshalb immer am Willen beziehungsweise an der Betroffenheit von einzelnen Menschen oder Gruppen. Dabei gehen sie nicht lediglich von ihrem Bild der Lage aus, sondern Sie fragen die Menschen in einem Wohnquartier direkt nach ihren Interessen und Bedürfnissen, geben Ihnen also Raum für sich selbst herauszufinden, was sie wollen und dies für andere zu verbalisieren (ebd., S. 540/ Kleve 2007, S.104). Dabei ist ihnen der Unterschied zwischen Wunsch und Wille bewusst. Im Gegensatz zu einem Anwohner mit einem Wunsch, zeichnet sich ein Mensch mit einem Willen dadurch aus, dass er bereit ist, selbst etwas für das Erreichen seiner Ziele (zum Beispiel die Gestaltung des eigenen Lebens/ des Lebensraums) zu tun. Wichtig ist dabei die Erreichbarkeit und Realitätsnähe der Ziele durch den Betroffenen selbst (Hinte/ Treeß 2007, S. 45-51) .
Unterstützung von Selbsthilfekräften und Eigeninitiative
Die Fachkräfte denken zusammen mit den Menschen eines Stadtteils darüber nach, was diese selbst zur Verbesserung ihrer Situation tun können. Dabei vermeiden Sie „Aktionen für“ die Leute und tun nichts ohne die Bewohner eines Stadtteils. Sie geben also Hilfe zur Selbsthilfe und ermöglichen den Menschen durch eigene Erfolgserlebnisse den Glauben an ihre Handlungsfähigkeit zu stärken. Dadurch erhalten entsteht bei dne betroffenen Individuen Würde „Betreuende und programmorientierte Angebote“ folgen erst in späteren Phasen (vgl. Hinte/Treeß 2002, S. 53).
Nutzung der Ressourcen der Menschen
Sozialraumorientierte Soziale Arbeit setzt dort ein, „wo die Ressourcen der Klientinnen und Klienten sind, wo diese aktiviert und nutzbar gemacht werden können“ (Kleve 2007, S. 106). Sie richtet den Fokus immer auf die Stärken, die sich oftmals in den scheinbaren Schwächen finden lassen (Hinte 2002, S. 541). Ziel von Fachkräften sollte also immer sein, nicht die vermeintlichen Schwächen des Klienten zu kompensieren, sondern ihm zu helfen seine persönlichen, sozialen und materiellen Ressourcen herauszufinden (Kleve 2007, S. 107).
Persönliche Ressourcen sind beispielsweise emotionale, geistige oder körperliche Fähigkeiten eines Individuums; soziale Ressourcen beziehen sich auf die Sozialbeziehungen zu anderen Menschen oder Institutionen und materielle Ressourcen sind zum Beispiel Finanzen, Eigentum oder die Wohnung (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 67).
Nutzung der Ressourcen des Sozialraums
Ebenso wie das Individuum oder die Gruppe verfügt auch der Sozialraum über zahlreiche Ressourcen, wie Spielplätze, Natur, Straßen, Nachbarschaften, Räume sowie die vorhandene Unternehmens- und Dienstleistungsstruktur. Diese können nutzbar gemacht und miteinander vernetzt werden. Eine einfache Mauer kann zum Beispiel für ein Kunstprojekt oder für einen Filmabend genutzt werden (vgl. Hinte 2002, S. 541). In Verbindung mit dem Sozialraum kann man hier auch von infrastrukturellen Ressourcen sprechen. Unter diesen Begriff fallen zum Beispiel Verkehrsanbindungen, Einkaufsmöglichkeiten oder auch Arbeitsplätze in einem Stadtteil (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 67).
Zielgruppenübergreifender Ansatz
Sozialraumorientierte Soziale Arbeit versucht nicht Menschen, ihre Interessen und Probleme in „vorstrukturierte Raster einzusortieren“ (Kleve 2007, S. 108).
Stattdessen sucht sie zunächst nach Aktivitäten an denen sich möglichst viele Anwohner und Anwohnerinnen beteiligen können. Zielgruppenspezifische Aktionen geschehen im Kontext anderer Aktivitäten ( vgl. Hinte 2002, S. 54).
Bereichsübergreifender Ansatz
Sozialarbeit bildet eine Art Symbiose mit anderen Disziplinen, wie beispielsweise dem Wohnungsbau, wobei Sie selbst die Kompetenzen anderer Sparten nutzt, aber auch ihre Kenntnisse und Erfahrungen für diese deutlich macht. Dadurch erhält Soziale Arbeit Einblick in verschiedene Sparten, die sich auf das Leben der Bewohner eines Sozialraums auswirken wie zum Beispiel Kommunalpolitik, Wohnungsbau und Wirtschaftsförderung und kann so dazu beitragen die Lebenswelt der Anwohner zu verbessern (vgl. Hinte/Treeß 2007, S. 72-75).
Kooperation und Koordination sozialer Dienste
Dies geschieht durch die Vernetzung der im Stadtteil beziehungsweise Sozialraum arbeitenden Akteure, die zum Beispiel in Arbeitskreisen und über andere Plattformen miteinander ins Gespräch über Einzelfälle, Gruppierungen und gemeinsame Aktionen kommen (vgl. Hinte 2002, S. 541, 542).
[...]
[1] Die „fallunspezifische Arbeit“ konzentriert sich im Gegensatz zur Fallarbeit nicht auf Einzelfälle (z.B. einen wohnungslosen Mann, eine Familie mit Erziehungsproblemen), sondern auf Potentiale und Ressourcen, die im Sozialraum vorhanden sind (Sportvereine, kleine und große Unternehmen, informelle Netzwerke etc.). Aus diesen baut sich der fallunspezifischarbeitende Sozialarbeiter eine Art „Ressourcenlager“, auf welches er für den jeweiligen Einzelfall zurückgreifen kann. Im Gegensatz zur „Gemeinwesen- oder Stadtteilarbeit“ zielt die fallunspezifische Arbeit nach Angaben von Früchtel und Budde nicht zunächst auf die Verbesserung der Lebensqualität im Stadtteil, sondern sie ist Vorbereitung auf Fallarbeit. Sie nutzt oft die Methoden der Stadtteilarbeit, wobei die Zielrichtung jedoch fallbezogen ist (vgl. Früchtel, Budde 2006, S.205-207).
[2] Inhalte Prinzipien der Gemeinwesenarbeit sind zudem auch in einer Vielzahl von Konzepten verschiedenster Disziplinen zu finden, beispielsweise in aktivierenden Konzepten der Stadtteilentwicklung und Städteplanung als auch in Ansätzen, die der Förderung bürgerschaftlichen Engagements auf kommunaler Ebene dienen sollen. Auf diese wird auf Grund des zu vernachlässigenden Bezugs zum Gesamtthema an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen werden.
[3] Autopoesie: die Fähigkeit von Systemen, alle wesentlichen Elemente, aus denen sie bestehen, durch interne Vernetzung zu produzieren oder zu reproduzieren. Auf diese Weise erhalten solche Systeme ihre Struktur auch bei Ausscheiden oder Veränderung einzelner Elemente. Der Begriff wurde ursprünglich in der Biologie zur Beschreibung des Lebens gebraucht; durch N. Luhmann wurde er in die Soziologie eingeführt und zu einer Theorie sozialer Systeme ausgebaut (wissen.de GmbH 25/08/08, Stichwort: Autopoesie)
- Arbeit zitieren
- Janina Baierle (Autor:in), 2008, Sozialraumorientierte Soziale Arbeit an einer Hauptschule im Ruhrgebiet mit besonderer Berücksichtigung von Kooperation zwischen Jugendhilfe & Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119531
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