Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, im Rahmen der Veranstaltung PB 27 an der Universität Oldenburg, über die Entstehung, Ausmaße und Folgen von Mobbing zu informieren und insbesondere Präventions- und Interventionsmöglichkeiten für Lehrkräfte aufzeigen.
Um Mobbing verstehen zu können und dem Leser dieses Phänomen greifbar zu machen, gebe ich im zweiten Kapitel meiner Hausarbeit eine Definition des Begriffs Mobbing und eine Differenzierung zu Aggression im Allgemeinen.
Im dritten Kapitel werden mögliche Ursachen von Mobbing unter Schülern dargestellt. Diese beziehen sich zum einen auf den Lernort Schule, zum anderen aber auch auf die familiären Hintergründe der Schüler und den oft zu beobachtenden Gruppenzwang.
Im Anschluss daran gebe ich in Kapitel vier einen konkreten Überblick über typische charakteristische Merkmale von Tätern und Opfern und die negativen Konsequenzen, welche sich für beide beteiligten Gruppen aus dem Mobbingprozess ergeben.
Im fünften Kapitel werden schließlich Präventions- und Interventionsmaßnahmen beleuchtet. Diese sollen helfen Gewalt an Schulen, psychisch oder physisch, zu reduzieren und konstruktiv und effektiv mit dem Thema Mobbing umzugehen, beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition von Mobbing
3 Unterscheidung von Mobbing und Aggression
4 Ursachen von Mobbing
4.1 Verantwortlichkeit der Schule
4.2 Familiäre und fördernde Erziehungsbedingungen
4.3 Gewalt als Gruppenphänomen
5 Schüler als Täter und Opfer
5.1 Charakteristika von Opfern
5.1.1 Der passive Opfertyp
5.1.2 Der provozierende Opfertyp
5.2 Folgen für die Opfer
5.3 Charakteristika von Tätern
5.4 Folgen für die Täter
6 Prävention und Intervention
6.1 Prävention
6.2 Intervention
6.2.1 Interventionsprogramm von Dan Olweus
6.2.1.1 Maßnahmen auf der Schulebene
6.2.1.2 Maßnahmen auf der Klassenebene
6.2.1.3 Maßnahmen auf der persönlichen Ebene
6.3 Additive Möglichkeiten der Lehrkräfte
7 Fazit
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_1.html [Stand 26.09.2007]). So steht es in unserem Grundgesetz. Dennoch ist gewalttätiges Verhalten von Schülern ein zweifellos altes Phänomen, mit dem wir nahezu täglich in den Medien konfrontiert werden. Der Begriff „Mobbing“ ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und ist mit der Zeit „(…) zum Synonym für schikanöses Verhalten geworden“ (Kasper 2004, S. 12).
Obwohl zum Thema Mobbing inzwischen zahlreichen Studien existieren und die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam geworden ist, werden Mobbinghandlungen unter Schülern dennoch selten rechtzeitig erkannt oder häufig als harmlos abgetan.
Ein erschreckender Fall ereignete sich Anfang 2004, als ein siebzehnjähriger Berufsschüler an der Hildesheimer Werner-von-Siemens-Schule von mehreren Mitschülern über Monate hinweg in einem Materialraum der Schule brutal gefoltert wurde. Die Täter filmten ihre Handlungen und versendeten sie per E-Mail. Besorgniserregend ist, dass niemand etwas gesehen haben will, weder Schüler noch Lehrer. "Wir sehen viel", sagt eine Lehrerin, "aber wir erkennen nicht immer, was es ist" (vgl. http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F 9EACD163751D4CFD/Doc~EA00831D271CE425981DAD0F4DBE9411C~ATpl~Ecommon~Scontent.htm [Stand 26.09.2007]).
Für Lehrkräfte ist es besonders wichtig, sich mit dem Thema „Mobbing an Schulen“ auseinanderzusetzen und über die Anzeichen und Ausmaße informiert zu sein. Als Lehrkraft ist man täglich mit den Konflikten unter Schülern konfrontiert und sollte in der Lage sein, angemessen und unverzüglich zu reagieren. Zwar haben Lehrerinnen und Lehrer in der Regel eine gute universitäre Fachausbildung genossen und auch die didaktisch-methodische Arbeit spätestens im Rahmen ihres Referendariats gelernt, jedoch sind viele von ihnen während ihres Studiums nicht angemessen mit gruppendynamischen Prozessen und den interseelischen Mustern der in der Gruppe agierenden Personen vertraut gemacht worden (vgl. Gebauer 2005, S. 149).
Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, im Rahmen der Veranstaltung PB 27 an der Universität Oldenburg, über die Entstehung, Ausmaße und Folgen von Mobbing zu informieren und insbesondere Präventions- und Interventionsmöglichkeiten für Lehrkräfte aufzeigen.
Um Mobbing verstehen zu können und dem Leser dieses Phänomen greifbar zu machen, gebe ich im zweiten Kapitel meiner Hausarbeit eine Definition des Begriffs Mobbing und eine Differenzierung zu Aggression im Allgemeinen.
Im dritten Kapitel werden mögliche Ursachen von Mobbing unter Schülern dargestellt. Diese beziehen sich zum einen auf den Lernort Schule, zum anderen aber auch auf die familiären Hintergründe der Schüler und den oft zu beobachtenden Gruppenzwang.
Im Anschluss daran gebe ich in Kapitel vier einen konkreten Überblick über typische charakteristische Merkmale von Tätern und Opfern und die negativen Konsequenzen, welche sich für beide beteiligten Gruppen aus dem Mobbingprozess ergeben.
Im fünften Kapitel werden schließlich Präventions- und Interventionsmaßnahmen beleuchtet. Diese sollen helfen Gewalt an Schulen, psychisch oder physisch, zu reduzieren und konstruktiv und effektiv mit dem Thema Mobbing umzugehen, beleuchtet.
2 Definition von Mobbing
Das Wort „Mobbing“ kommt aus dem Englischen „to mob“ und bedeutet schikanieren oder anpöbeln (vgl. Gebauer 2005, S. 29).
Der Arbeitspsychologe Heinz Leymann hat sich jahrelang mit dem Thema Mobbing beschäftigt. Seiner Definition nach handelt es sich bei Mobbing um negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind und von einer oder mehreren Personen sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen (vgl. Leymann 1993, S. 21).
Nach Hanewinkel und Knaack werden Schüler gemobbt, wenn sie wiederholt und über einen längeren Zeitraum den negativen Handlungen eines oder mehrerer Mitschüler ausgesetzt sind. Die negativen Handlungen können in Form von Worten, körperlichen Angriffen oder Gesten vorkommen. Der Begriff Mobbing wird jedoch nicht gebraucht, wenn zwei Schüler, die körperlich und seelisch gleich stark sind, miteinander kämpfen oder streiten. Es muss immer ein Ungleichgewicht der Kräfte vorliegen (vgl. Hanewinkel und Knaack 1997, S. 34).
Die oben genannten Definitionen betonen, dass die Häufigkeit und Dauer der negativen Handlungen sowie ein asymmetrisches Kräfteverhältnis zwischen Täter/n und Opfer ausschlaggebend sind. Wobei sich letzteres zum einen durch die geistige und/oder körperliche Unterlegenheit des Opfers gegenüber dem Täter und zum anderen durch eine ungleiche Anzahl der Beteiligten ausdrücken kann (vgl. Holtappels 2006, S. 282).
3 Unterscheidung von Mobbing und Aggression
Vorab ist zu erwähnen, dass es in der Literatur keine eindeutige Definition für Aggression gibt. Dennoch lassen sich laut Nolting drei Merkmale festmachen, die in den meisten Definitionen von Aggression zu finden sind: Schaden, Intention und Normabweichung. Um diejenigen Fälle auszuschließen, bei denen es sich nur um ein Versehen handelt oder solche die auf unglücklichen Umständen beruhen, beinhalten die meisten Definitionen von Aggression die Begriffe Intention, Absicht oder Zielsetzung (vgl. Nolting 2004, S. 22).
Nach dem Brockhaus wird unter Aggression „(…) ein deutlich erkennbares Verhalten verstanden, dessen Ziel die körperliche oder symbolische Verletzung beziehungsweise Schädigung einer anderen Person, eines Tieres oder auch einer Sache beziehungsweise Institution (Staat, Gesellschaft, Schule) ist“ (http://www.spiegel.de/media/0,4906,12328,00. pdf [Stand 11.10.2007]).
Die Begriffe Aggression und Mobbing werden fälschlicherweise häufig synonym verwendet, dabei sind bei ihrer klaren Unterscheidung folgende Merkmale ausschlaggebend: Mobbing tritt häufig als Gruppenphänomen auf, Mobbing ist feindselige Aggression, bei Mobbing besteht eine längerfristige Beziehung zwischen Tätern und Opfern, Mobbing zieht weitreichende Konsequenzen nach sich und Mobbing braucht einen spezifischen Kontext (z. B. Schule) (vgl. Schäper 2005, S. 23 f.).
Es ist also festzuhalten, dass es sich beim Mobbing um eine Unterform bzw. eine spezielle Form der Aggression handelt.
4 Ursachen von Mobbing
Generell gibt es Bedingungen, die Gewaltprobleme schaffen oder vergrößern, wohingegen es auch entgegenwirkende oder gewaltsteuernde Faktoren gibt. Drei der in der Literatur geschilderten Ursachen für den Ausbruch von Gewalt möchte ich im Folgenden aufzeigen.
4.1 Verantwortlichkeit der Schule
Der Schauplatz Schule bietet den Schülern auf Grund seiner Konstitution viele Möglichkeiten, gewalttätig gegen andere vorzugehen. Dies lässt sich damit erklären, dass es sich bei Schulklassen nicht um natürliche Gruppen handelt und die Schüler täglich gezwungen sind miteinander auszukommen (vgl. Schäper 2005, S. 24). Die Klasse stellt für die Schüler einen Ort dar, an dem sie täglich mehrere Stunden in einer Gruppe zusammen sind, die nicht einfach verlassen werden kann. Die gemeinsamen Pflichten und die gegenseitige Abhängigkeit können zu Spannungen unter den Schülern führen (vgl. Dambach 2002, S. 9).
Die Schule spiegelt gesellschaftliche Struktur- und Chancenbindungen wieder, welche sie als Institution selbst nicht beeinflussen kann. Die Schüler stehen unter einem enormen externen Leistungsdruck und selbst mit einem guten Schulabschluss ist nicht sichergestellt, dass sie in Zukunft die Möglichkeit bekommen einen Beruf zu erlernen oder auszuüben. Die Jugendlichen befinden sich in einer „Wettbewerbsgesellschaft“ in der nur die Besten bestehen können. Auf diese Demoralisierung reagieren viele Jugendliche mit Gewalt. Aber auch die Schule selbst kann als Auslöser von Demoralisierung genannt werden. Sie klassifiziert die Schüler als „leistungsschwach“ oder „versagend“, was wiederum zu einem Verlust des Selbstwertgefühls führt. Resultierend daraus können Aggressivität und Gewalt als Verteidigungs- und Kompensationsmechanismus gegen die psychischen und sozialen Verunsicherungen durch die schulischen Bedingungen interpretiert werden (vgl. Hurrelmann 1999, S. 13 f.).
Auf Grund der Tatsache, dass die Lehr- Lernformen in den meisten Schulen überwiegend unflexibel und mechanisch stoff- und wissenschaftsbezogen sind, können viele Schüler kaum einen praktischen Anwendungsbezug herstellen. Dies führt dazu, dass die Schule als eine Instanz gesehen werden kann, die die Jugendlichen in ihrer Selbstverwirklichung und der Entwicklung der persönlichen Fähigkeiten nicht selten behindert (vgl. Hurrelmann 1999, S. 15).
4.2 Familiäre und fördernde Erziehungsbedingungen
Im familiären Umfeld der Jugendlichen sind zahlreiche strukturell angelegte Risiken zu finden, die die Entwicklung von Gewalt begünstigen können. So existieren z. B. in der heutigen Zeit immer mehr Familien mit einer geringen Kinderzahl, häufig mit nur einem Kind, so dass die Möglichkeiten der Kinder, soziale Kontakte in der Familie zu pflegen, immer mehr beschränkt sind. Des Weiteren spielt auch die hohe Scheidungsrate eine wichtige Rolle bei der Entwicklung sozialer, vertrauensvoller Beziehungen. Viele Kinder müssen bereits früh die Trennung von einer Vertrauensperson verkraften. Für einen Großteil von ihnen führt dies zu einer langfristigen Beeinträchtigung des sozialen und psychischen Vertrauens. Als weitere Faktoren können noch die Situation von Kindern mit einem allein erziehenden Elternteil oder zwei berufstätigen Elternteilen aufgeführt werden. Die Organisation des Alltags kann in diesen Fällen kompliziert werden und nicht selten muss dann ein Netz von außerfamiliärer Erziehung aufgebaut werden, an dem es heutzutage noch in den meisten Städten mangelt (vgl. Hurrelmann 1999, S. 16f.).
In Forschungen fand man heraus, dass auch bestimmte Erziehungsmethoden und gewisse familiäre Verhaltensmuster einen Einfluss auf die Entwicklung eines aggressiven bzw. nicht aggressiven Verhaltens haben (vgl. Olweus 2002, S. 48).
Besonders bedeutend ist in dieser Hinsicht die emotionale Grundeinstellung der Eltern, insbesondere während der ersten Kindheitsjahre. In dieser Zeit erfährt das Kind ob es angenommen, geliebt und beachtet wird und ob es sich in seiner vertrauten Umgebung geborgen und sicher fühlen kann. Aggressive Kinder weisen häufig ein Defizit an emotionaler Wärme und familiärer Anteilnahme auf (vgl. Olweus 2002, S. 49). Dies führt nicht selten dazu, dass sich die Kinder die fehlende Anerkennung durch ihre Gewalttaten holen (vgl. http: // www.schueler-mobbing.de/mobb/modules/news/article.php?storyid=6 [Stand 26.09.2007]).
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Entwicklung aggressiver Reaktionsmuster ist die dem Kind entgegengebrachte Toleranz bei der Ausübung von Gewalt. Werden dem Kind vom Elternhaus keine Grenzen diesbezüglich gesetzt und folgen den Taten keine angemessenen Sanktionen, ist eine Zunahme seines aggressiven Verhaltens wahrscheinlich. Wichtig ist, den Kindern zwar ihre Grenzen aufzuzeigen, dies sollte jedoch auf keinen Fall durch körperliche oder verbale Gewalt geschehen (vgl. Olweus 2002, S. 49).
Es lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass ein liebevolles, fürsorgliches und gewaltfreies Elternhaus mit klaren Grenzen den Kindern den besten Start in ein selbstständiges und gewaltfreies Leben ermöglicht.
4.3 Gewalt als Gruppenphänomen
In Mobbingprozessen gibt es häufig Mitläufer, welche den Mobber passiv unterstützen. Erhebungen haben gezeigt, dass der Gruppenmechanismus und das Beobachten aggressiven Verhaltens eines „Vorbildes“ in der Gruppe zu einem erhöhten aggressiven Verhalten führen. In diesem Zusammenhang benutzt Olweus den Begriff der „sozialen Ansteckung“, welche dazu führt, dass besonders bei unsicheren Schülern die Hemmschwelle, sich ebenfalls gewalttätig zu verhalten, sinkt. Sieht ein Mitläufer den Täter für sein Verhalten „belohnt“, z. B. durch Anerkennung der Mitschüler, und folgen dem Verhalten keine Sanktionen, kann dies weiterhin zu einer Enthemmung beitragen. Um diese sich wandelnde Einstellung und das Sinken der Hemmschwelle gegenüber der Teilnahme an gewalttätigen Handlungen zu verhindern, ist ein unverzügliches Eingreifen in Gewaltsituationen, sei es von Lehrkräften oder von Mitschülern, unumgänglich (vgl. Olweus 2002, S. 52).
Ein weiterer Faktor für die Teilnahme am Ausüben von Gewalt in der Gruppe ist das Sinken des subjektiven Empfindens für die Verantwortlichkeit der Tat. „ Aus der Sozialpsychologie ist gut bekannt, dass eine einzelne Person das Gefühl ihrer eigenen Verantwortlichkeit für eine negative Handlung wie Gewalttätigkeit als erheblich vermindert empfinden kann, wenn mehrere Personen daran teilnehmen“ (Olweus 2002, S. 52). Die Täter zeigen demnach oftmals keine Eigenverantwortlichkeit: „Die Anderen machen es doch auch so, keiner findet es schlimm, argumentieren sie“ (Dambach 2002, S. 16). In einigen Fällen kann sich die Wahrnehmung der Schüler sogar soweit verändern, dass das Opfer nach einiger Zeit als wertloser Mensch angesehen wird, der die verbalen und körperlichen Angriffe scheinbar verdient hat. Diese veränderte Wahrnehmung schwächt das schlechte Gewissen der Täter. Aus eigener Schuld wird „gerechte Bestrafung“ der Opfer (vgl. Olweus 2002, S. 52).
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- Quote paper
- Julia Hanke (Author), 2008, Mobbing unter Schülern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119516
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