Gustav Landauer wurde 1870 in Karlsruhe geboren und 1919 in München von Soldaten ermordet.
Und das nur, weil er für eine neue Gesellschaftsform einstand, frei von allen Zwängen, der
Verbindung von Anarchismus (Individuum) und Sozialismus (Gesellschaft). Dieses konnte natürlich
den Monarchisten, Staatssozialisten, Kommunisten, Sozialdemokraten und Parlamentarier nicht
gefallen. 1919 hatte Landauer aktiv an der Münchner Räterepublik teilgenommen, als Minister für
Bildung, herbei gerufen von Kurt Eisner. Dieser wurde nur wenige Monate vor Landauer ermordet.
Diese Arbeit soll aufzeigen, was für ein Gesellschaftsmodell Landauer vorschwebte, welches er
kurze Zeit sogar praktisch ausgelebt hatte. Doch Landauer war nicht nur Praktiker, wie z.B. der
große Anarchist Michail Bakunin, sondern auch Literat, Gesellschaftskritiker und vor allem auch
Philosoph. So kam er wenigstens noch dazu, sein System auch philosophisch zu begründen und dar
zu stellen. Sein Hauptwerk hierzu war das Buch 'Skepsis und Mystik' von 1903 (überarbeitet 1905),
welches teilweise auf seine Artikel in der Zeitschrift 'Sozialist' von 1893 bis 1896 zurück gehen.
Um Landauers Auffassung von Gesellschaft zu verstehen, fangen wir hier deshalb mit seiner
philosophischen Auffassung von Individuum und Gesellschaft an.
1911 schließlich veröffentlichte er das Buch 'Aufruf zum Sozialismus', welches größtenteils auf alte
Artikel, Aufsätze und Ansprachen aus den Jahren zuvor zurück ging, und in welcher er sein Modell
des Sozialismus erläuterte. Dieses Modell lebte er von 1909 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges
auch praktisch im sogenannten 'Sozialistischen Bund' aus.
Diese drei Gebiete: die philosophischen Grundlagen, der Anarchismus als Ziel und der Sozialismus
als Mittel, ergänzt um Artikel aus dem 'Sozialist' von 1893 bis 1913, wollen hier behandelt werden.
Hauptziel ist die Erklärung seiner Auffassung von Gesellschaft im anarchistisch-sozialistischen
Sinne, und wie man sie praktisch verwirklichen kann. Um zur Gesellschaft zu kommen, muss man
aber beim Individuum beginnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Individuum, Subjekt und Gesellschaft
- Der Begriff Individuum
- Die Seele
- Skepsis: Sinne, Subjekt, Objekt, Sprache
- Mystik: Welt im Individuum
- Sprache und Begriffe
- Der Seelenstrom
- Anarchismus
- Definition
- Freiheit
- Revolution
- Pazifismus
- Sozialismus, Gesellschaft
- Gegen den Marxismus
- Geist: Kultur, Bund und Freiheit
- Moral
- Kapitalismus
- Der Staat
- Gemeinschaft
- Gemeinde und Verbände
- Arbeitsorganisation im Sozialismus
- Beginnen
- Kritik an Landauer
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Gustav Landauers sozialistischen Anarchismus und sein Gesellschaftsmodell. Sie beleuchtet seine philosophischen Grundlagen, seinen Anarchismus als politisches Ziel und den Sozialismus als Mittel zur Erreichung dieses Ziels. Die Analyse basiert auf Landauers Schriften, insbesondere "Skepsis und Mystik" und "Aufruf zum Sozialismus", sowie seinen Artikeln im "Sozialist".
- Landauers philosophische Konzeption von Individuum und Gesellschaft
- Die Rolle des Anarchismus in Landauers Denken
- Landauers sozialistisches Modell und seine Kritik am Marxismus
- Die Bedeutung von Gemeinschaft und Selbstbestimmung
- Landauers praktische Umsetzung seiner Ideen im "Sozialistischen Bund"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Gustav Landauer und sein Engagement für eine neue Gesellschaftsform vor. Kapitel 2 analysiert Landauers philosophische Ansichten zum Individuum und der Gesellschaft, wobei er die These aufstellt, dass die Gesellschaft das Ursprüngliche und das Individuum eine Entwicklung darstellt. Kapitel 3 befasst sich mit Landauers anarchistischen Überzeugungen, Kapitel 4 mit seinem sozialistischen Modell und seiner Kritik am Marxismus. Die Arbeit endet vor dem Kapitel zur Kritik an Landauer und dem Fazit.
Schlüsselwörter
Gustav Landauer, Sozialistischer Anarchismus, Individuum, Gesellschaft, Anarchismus, Sozialismus, Marxismuskritik, Gemeinschaft, Selbstbestimmung, "Skepsis und Mystik", "Aufruf zum Sozialismus", "Sozialistischer Bund".
- Quote paper
- Andre Schuchardt (Author), 2008, Individuum und Gesellschaft. Gustav Landauers sozialistischer Anarchismus. , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119402