Wenn Sie sich überlegen sollten, was für Organisationen Sie kennen, fallen Ihnen bestimmt diverse Beispiele mit unterschiedlichen Eigenschaften und Merkmalen ein. Verschiedene Punkte haben jedoch alle Organisationstypen gemeinsam: es dreht sich um Regeln, Mitgliedschaften und grundsätzliche Ziele der jeweiligen Organisationen. Besonders bei totalen Organisationstypen sind verschiedene Regeln und Grundannahmen essenziell.
Wenn nun der pädagogische Kontext hinzukommt, mag man sich fragen, wie der Organisationscharakter mit dem professionellen pädagogischen Arbeiten vereinbar ist. Dieser Frage werde ich mich in Form dieses Essays zuwenden, um herauszufinden, in welchem Verhältnis die Organisation und das professionelle pädagogische Arbeiten steht. Des Weiteren wird es um die Frage gehen, inwiefern Pädagog*innen in Ihrer Arbeit durch den jeweiligen Organisationskontext beeinflusst werden.
Da es bekanntlich verschiedene Formen von Organisationen gibt, werde ich zu Beginn den Organisationscharakter definieren und einen besonderen Fokus auf den Charakter von totalen Organisationen legen, denn auf diesen werde ich mich im weiteren Verlauf beziehen. Danach werde ich das Ziel der professionellen pädagogischen Arbeit darstellen, um nachvollziehen zu können, worum es in der pädagogischen Arbeit geht und in welchem Verhältnis die Arbeit zu dem Kontext von totalen Organisationen steht. Anschließend folgen Beispiele, wie die pädagogische Arbeit durch den jeweiligen Organisationskontext beeinflusst wird. Da es viele verschiedene Organisationskontexte gibt, beziehe ich mich in dieser Ausarbeitung auf die stationäre Altenhilfe und die Asylunterkunft, die als anschauliche Beispiele für verschiedene Organisationskontexte gelten sollen. Bei beiden handelt es sich in den meisten Fällen um totale Organisationen. Somit steht der totale organisationale Kontext im Fokus. Am Schluss folgt ein Fazit, das die vorigen Beispiele zusammenfasst und final bewertet.
Einleitung
Wenn Sie sich überlegen sollten, was für Organisationen Sie kennen, fallen Ihnen bestimmt diverse Beispiele mit unterschiedlichen Eigenschaften und Merkmalen ein. Verschiedene Punkte haben jedoch alle Organisationstypen gemeinsam: es dreht sich um Regeln, Mitgliedschaften und grundsätzliche Ziele der jeweiligen Organisationen. Besonders bei totalen Organisationstypen sind verschiedene Regeln und Grundannahmen essenziell.
Wenn nun der pädagogische Kontext hinzukommt, mag man sich fragen, wie der Organisationscharakter mit dem professionellen pädagogischen Arbeiten vereinbar ist. Dieser Frage werde ich mich in Form dieses Essays zuwenden, um herauszufinden, in welchem Verhältnis die Organisation und das professionelle pädagogische Arbeiten steht. Des Weiteren wird es um die Frage gehen, inwiefern Pädagog*innen in Ihrer Arbeit durch den jeweiligen Organisationskontext beeinflusst werden.
Da es bekanntlich verschiedene Formen von Organisationen gibt, werde ich zu Beginn den Organisationscharakter definieren und einen besonderen Fokus auf den Charakter von totalen Organisationen legen, denn auf diesen werde ich mich im weiteren Verlauf beziehen. Danach werde ich das Ziel der professionellen pädagogischen Arbeit darstellen, um nachvollziehen zu können, worum es in der pädagogischen Arbeit geht und in welchem Verhältnis die Arbeit zu dem Kontext von totalen Organisationen steht. Anschließend folgen Beispiele, wie die pädagogische Arbeit durch den jeweiligen Organisationskontext beeinflusst wird. Da es viele verschiedene Organisationskontexte gibt, beziehe ich mich in dieser Ausarbeitung auf die stationäre Altenhilfe und die Asylunterkunft, die als anschauliche Beispiele für verschiedene Organisationskontexte gelten sollen. Bei beiden handelt es sich in den meisten Fällen um totale Organisationen. Somit steht der totale organisationale Kontext im Fokus. Am Schluss folgt ein Fazit, das die vorigen Beispiele zusammenfasst und final bewertet.
Das Verhältnis zwischen der Organisation und der professionellen pädagogischen Arbeit Um zu erklären, in welchem Verhältnis Organisationen und professionelles pädagogisches Arbeiten stehen, muss zum Anfang auf die Eigenschaften der Organisationen und des pädagogischen Arbeitens eingegangen werden.
Wenn man sich den wissenschaftlichen Organisationsbegriff anschaut, sieht man, dass es sich um den Prozess des Organisierens handelt und des sich daraus resultierenden Sozialgebildes (vgl. Kühl 2011: 14 f.). Die drei wesentlichen Eigenschaften sind eine Mitgliedschaft, ein gewisser Zweck und ein Ziel, das die Organisation erfüllt, und eine vorherrschende Hierarchie zwischen den Leiter*innen, den Arbeitskräften und den Mitgliedern der jeweiligen Organisation (vgl. Kühl 2011: 23). Nun gibt es auch die Form der totalen Organisation, auf die ich mich hauptsächlich in dieser Ausarbeitung fokussiere. Der Soziologe Erving Goffman prägte den Begriff der totalen Organisation und schreibt ihm feste Merkmale zu. Für ihn mit einer der wichtigsten Punkte war, dass es sich bei totalen Organisationen um ein soziales Feld handelt, das sich auf die Identität der Menschen auswirkt (vgl. Dollinger, Schmidt 2015: 246). Im Folgenden stelle ich die wesentlichen Merkmale einer totalen Organisation nach Goff- man dar.
Alle Angelegenheiten, die in der jeweiligen Organisation stattfinden, spielen sich an einem Ort ab und sind immer einer höheren Autorität unterlegen (vgl. Dollinger, Schmidt 2015: 247). Somit wird auch zwischen dem Überwachungspersonal und den von Goffman betitelten Insassen unterschieden, was ein zentrales Merkmal für totale Organisationen darstellt (vgl. Scheutz 2008: 5 f.). Damit verbunden gibt es bestimmte Regeln, wie beispielsweise eine Hausordnung, die befolgt werden müssen. Wenn dies nicht geschieht und einzelne Regeln gebrochen werden, können negative Sanktionen folgen (vgl. Dollinger, Schmidt 2015: 248). Im gesamten stellt eine totale Organisation dementsprechend eine Beschränkung der sozialen Interaktion mit den Menschen außerhalb der Organisation dar (vgl. Scheutz 2008: 5). Ein letztes Merkmal einer totalen Organisation ist, dass der Tagesablauf und alle Tätigkeiten der Mitglieder bereits geplant sind und es einen festen Tagesablauf gibt. Grundsätzlich steht im Vordergrund, alle bisher erwähnten Merkmale so streng durchzusetzen, dass die Ziele der Organisation erreicht werden können (vgl. Scheutz 2008: 5 f.).
Natürlich muss man bei der gesamten Ausarbeitung beachten, dass es unterschiedliche Organisationstypen gibt und diese sich im Laufe der Zeit verändert haben. Dies gilt auch für den totalen Organisationskontext. Beispielsweise prägen eine psychiatrische Klinik aus den 60er Jahren andere Behandlungsmethoden und Umgangsweisen mit den Menschen als in den 2000er Jahren (vgl. Scheutz 2008: 10).
Nun wissen wir, was eine totale Organisation definiert und dass es verschiedene Formen des Organisationskontextes gibt. Es folgt dementsprechend die Einordnung der professionellen pädagogischen Arbeit. Was prägt diese und was sind ihrer Ziele?
Ich beginne mit dem Punkt des Autonomiezuwachses. Den Menschen, mit denen im pädagogischen Kontext gearbeitet wird, sollen Selbstbestimmung, sowie Mitbestimmung vermittelt werden (vgl. Wigger 2013: 164). Außerdem geht es um Anerkennung, mit der die Selbstwirksamkeit der Menschen gesteigert werden kann. Den Mitgliedern soll vermittelt werden, dass das was sie vollbringen wertvoll und wirksam ist. So können diese neue Motivation für weitere Arbeitsschritte fassen (vgl. Müller 2011: 8). Grundsätzlich gilt für die pädagogische Arbeit, dass das Arbeiten auf einer Freiwilligkeit beruht. Besonders in organisationalen Kontexten ist dies essenziell, da ein gewisser Zwangskontext herrscht. In totalen Organisationen befinden sich die Mitglieder in den meisten Fällen aus einem Zwang oder einer Notwendigkeit, ob es in einem Gefängnis, einer psychiatrischen Klinik oder einer stationären Altenpflege ist. Hierbei ist die Freiwilligkeit der ausschlaggebende Punkt, da die professionelle pädagogische Arbeit bei Verweigerung und Widerstand keinen Nutzen hat (vgl. Wigger 2013: 162). Ein letzter Punkt, der professionellen pädagogischen Arbeit, der sich auch auf den organisationalen Kontext bezieht, ist die Mitglieder wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Dies bedeutet, dass die Menschen zu unabhängigem und autonomen Handeln ermutigt werden. Wenn dies aufgrund körperlicher Einschränkungen, wie beispielsweise in einer stationären Altenpflege, nicht möglich ist, wird Wert auf einen abwechslungsreichen Tagesablauf und die Möglichkeit des Pflegens sozialer Kontakte von außerhalb, gelegt (Haus für Pflege 2013: o. S.).
In den letzten Abschnitten wurde klar, was einen totalen Organisationskontext und professionelles pädagogisches Handeln prägen. Was deutlich auffällt ist, dass die Kernpunkte der pädagogischen Arbeit auf dem ersten Blick nicht mit denen der totalen Organisationsstruktur übereinstimmen. Selbstbestimmung und Mitbestimmung stehen im Konflikt zu einem geplanten Tagesablauf und einer höheren Autorität, die grundlegende Entscheidungen trifft und Regeln für die Mitglieder beziehungsweise Bewohner*innen festlegt. In manchen Bereichen ist es deshalb sicherlich schwierig, die pädagogischen Ziele zu verfolgen. Trotzdem ist die professionelle pädagogische Arbeit in totalen Organisationskontexten bedeutend, da das Leben in den verschiedenen totalen Organisationen durch die pädagogische Arbeit lebenswert gemacht und sich individuell mit den Wünschen und Bedürfnissen der Mitglieder auseinandergesetzt wird. Außerdem können pädagogische Kräfte eine Entlastung für Pflegekräfte oder andere Arbeitskräfte in einer totalen Organisation sein.
Im Folgenden wird nun anhand von konkreten Beispielen aufgezeigt, wie der organisationale Kontext die professionelle pädagogische Arbeit beeinflussen kann.
Wie beeinflusst der Organisationskontext die Pädagog*innen in Ihrer Arbeit?
Der erste Punkt, bei dem der Organisationskontext das professionelle pädagogische Arbeiten beeinflusst, ist die höhere Autorität, die bei einer totalen Organisation die Regeln und Ziele bestimmt. Betrachtet man nun das konkrete Beispiel der stationären Altenpflege, bemerkt man, dass überhaupt erstmal die Gelder für pädagogische Kräfte zur Verfügung gestellt werden müssen. Mit der stetigen Privatisierung der Heime nehmen Pädagog*innen in der stationären Altenpflege eher eine Randstellung ein. Diese höhere Autorität beeinflusst somit nicht nur die Bewohner*innen, sondern auch die pädagogischen Arbeitskräfte (vgl. Schweppe 2012: 514 f.). Dabei ist in einem Bereich wie der stationären Altenpflege die pädagogische Arbeit sehr wichtig, wie im nächsten Punkt deutlich wird.
Ein weiterer Faktor, der die Arbeit von Pädagog*innen hemmen kann, ist das alleinige Durchsetzten der Ziele der jeweiligen totalen Organisation. Im Beispiel der stationären Altenpflege, ist in vielen Einrichtungen nach wie vor das medizinische Paradigma eines der Hauptziele. Das medizinische Paradigma besagt, dass allein der „kranke Körper“ (Schweppe 2012: 514) im Mittelpunkt des Aufenthalts in einem Pflegeheim steht und dieser durch die Medizin versorgt wird. Der Mensch mit seinen persönlichen Wünschen und Zielen hinter dem Körper, also die individuelle Ebene, wird jedoch stark ausgeklammert. Somit hemmt dies die pädagogische Arbeit, da stationäre Altenpflegeheime, die sich leider noch alleinig auf dieses Paradigma beziehen, keine Notwendigkeit darin sehen, die Menschen persönlich zu fördern (Schweppe 2012: 514 f.).
Beispielsweise wäre in solchen Heimen der Einsatz von integrativer Pflege oder der Quartiersöffnung nicht möglich. Mit der Integrativen Pflege würden sich die Päda- gog*innen an den Bedürfnissen der Bewohner*innen orientieren und sie in die äußerliche Welt eingliedern. Außerdem sollen sich hierbei die Bewohner*innen so lange wie möglich an der eigenen Gesundheit beteiligen (vgl. Haus für Pflege 2013: o. S.). Bei der Quartiersöffnung würden die Heimbewohner*innen in Wohngruppen zusammenleben und noch länger an dem gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Diese Methoden werden in einzelnen Fällen, jedoch bei weitem nicht in der Mehrheit der Heime, angewendet (vgl. Rittershaus et al. 2021: 46).
Des Weiteren kann die Arbeit der Pädagog*innen dadurch beeinflusst werden, dass ein Pädagoge oder eine Pädagogin sehr viele Bewohner*innen oder Mitglieder zur gleichen Zeit beaufsichtigen muss und für all diese als Anprechpartner*in gilt. Für das Beispiel dieses Punktes wenden wir uns der Asylunterkunft als totale Organisation zu. Arbeitskräfte in solchen Unterkünften beklagen sich über einen zu hohen Betreuungsschlüssel. Der organisationale Kontext beeinflusst die professionelle pädagogische Arbeit, da die pädagogischen Kräfte ihre Arbeit nicht so verrichten können, wie sie es gerne wollten. Stellt man sich vor, eine pädagogische Kraft in einer Asylunterkunft zu sein, merkt man schnell, dass man sich nicht auf alle zu betreuenden Menschen fokussieren kann. Man kann dementsprechend nicht auf alle Menschen individuell eingehen und nicht alle persönlichen Fragen und Bedürfnisse klären. Dabei ist dies eines der wichtigsten Ziele der pädagogischen Arbeit (vgl. Täubig 2021: 1035).
Wenn man nun bei dem Beispiel der Asylunterkunft bleibt, gibt es noch weitere Punkte, bei denen die pädagogische Arbeit durch den organisationalen Kontext beeinflusst wird. Wenn es nicht genug Ausstattung wie Arbeitsmaterialien oder Beratungsräume in den Unterkünften gibt, kann auch die pädagogische Arbeit nicht professionell ausgeführt werden. Gerade unter dem Gesichtspunkt des vorigen Abschnittes, bei dem es um einen zu hohen Betreuungsschlüssel ging, ist es essenziell, dass genug Räume und Materialien zur Verfügung stehen. Nur so kann den Menschen, die neu in unser Land gekommen sind, adäquate Hilfe geleistet werden. Ein ruhiger Ort, an dem mit passendem Material Fragen geklärt und die nächsten Schritte zur Integration gegangen werden können, ist elementar (vgl. Täubig 2021: 1035).
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- Quote paper
- Leonie Hollers (Author), 2022, Das Verhältnis von Organisationskontexten und professioneller pädagogischer Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1193410
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