Kaum ein Thema ist in der derzeitigen Mediendiskussion mit einer solchen Häufigkeit
vertreten wie das der Medienwirkung durch Fernsehgewalt. Gerade nach aktuellen
Ereignissen stellt sich immer wieder die Frage, welchen Einfluss dieses Medium auf die
Gewaltbereitschaft gerade von Jugendlichen hat.
Leider wird die aktuelle Diskussion über Fernsehgewalt gerade von Eltern und Pädagogen
meist unwissenschaftlich geführt. Es scheint so, als würde es sich bei der Debatte mit dem
Thema um eine ja oder nein Frage handeln. In der Literatur wird die Auseinandersetzung mit
dem Thema eher undifferenziert behandelt.
In dieser Arbeit wird versucht diesem „schwarz – weiss“ Denken entgegenzuwirken und
allgemeine aktuelle Ansätze der Medienwirkungsforschung auf das Thema Gewalt im
Fernsehen und seinen Auswirkungen auf den Rezipienten zu beziehen.
Ist Gewalt im Fernsehen wirklich für eine höhere Gewaltbereitschaft verantwortlich? Welche
Faktoren wirken auf den Rezipienten? Diese Fragen sollen in der folgenden Arbeit
beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Medienwirkungen
2.1 Definitionen:
2.2 Gegenstand der Medienwirkungsforschung:
2.3 Wirkungsarten:
2.4 Psychologische und soziologische Wirkungsfaktoren:
2.5 Problem der Medienwirkungsforschung:
2.6 Erscheinungsformen von Medienwirkungen:
2.7 Wirkungen der Massenkommunikation auf das Verhalten à Effekte
3 Theorien der Medienwirkungsforschung:
3.1 Stimulus - Reponse – Modell
3.2 Zwei-Stufen-Ansatz (two-step-flow)
3.3 Der „Nutenansatz“ („uses and gratifications approch“)
3.4 Der „Themenstrukturierungsansatz“ (Agenda-Setting Approach))
3.5 Die „Wissenskluft- (Knowledge-Gap-) Theorie“:
3.6 Die Theorie der „Schweigespirale“ (spiral of silence):
3.7 Der „dynamisch-transaktionale Ansatz“
3.8 Wirklichkeitskonstruktion (Cultivation Hypothesis)
3.9 Selektive Wahrnehmung
4 Die Wirkung des Fernsehens
4.1 Vielseher:
4.2 Die Mediennutzung der Kinder:
4.3 Reize:
4.4 Gefühle:
4.5 Wirkungen der Medien auf Kinder:
5 Gewalt
5.1 Definition Gewalt: Maletzke
5.2 Darstellungsvarianten der Gewalt:
5.3 Charakteristika der Fernsehgewalt
5.4 Motive zum Gewaltkonsum
5. Wirkungstheorien
5.5 Imitations- bzw. soziales Lernen:
5.6 Frustrations- Aggressions – Ansatz:
5.7 Erregungsübertragung:
5.8 Katharsis – Hypothese:
5.9 Inhibitionsthese:
5.10 Habitualisierungs und Desensibilisierung:
5.11 Ängstliche Weltbilder:
5.12 Rationalisierungsthese:
5.13 Verarbeitung mit Hilfe von Fernsehdarstellungen:
6 Gewaltwirkungen:
7 Zusammenfassung / Fazit:
8 Quellenangaben:
1 Einführung
Kaum ein Thema ist in der derzeitigen Mediendiskussion mit einer solchen Häufigkeit vertreten wie das der Medienwirkung durch Fernsehgewalt. Gerade nach aktuellen Ereignissen stellt sich immer wieder die Frage, welchen Einfluss dieses Medium auf die Gewaltbereitschaft gerade von Jugendlichen hat.
Leider wird die aktuelle Diskussion über Fernsehgewalt gerade von Eltern und Pädagogen meist unwissenschaftlich geführt. Es scheint so, als würde es sich bei der Debatte mit dem Thema um eine ja oder nein Frage handeln. In der Literatur wird die Auseinandersetzung mit dem Thema eher undifferenziert behandelt.
In dieser Arbeit wird versucht diesem „schwarz – weiss“ Denken entgegenzuwirken und allgemeine aktuelle Ansätze der Medienwirkungsforschung auf das Thema Gewalt im Fernsehen und seinen Auswirkungen auf den Rezipienten zu beziehen.
Ist Gewalt im Fernsehen wirklich für eine höhere Gewaltbereitschaft verantwortlich? Welche Faktoren wirken auf den Rezipienten? Diese Fragen sollen in der folgenden Arbeit beantwortet werden.
2 Medienwirkungen
2.1 Definitionen:
Um die Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen auf den Menschen zu untersuchen, ist es vorher nötig, eine Definition von Wirkungen und besonders von Medienwirkungen zu bestimmen.
Der Begriff der Medienwirkungen ist beeinflusst von der Frage, was die Medien mit den Menschen machen. Es geht also um eine eher "...kausal strukturierte Ursache - Folgen - Relation, wobei die durch eine Ursache erzeugten Folgen prinzipiell als Wirkung von Irgendetwas beschrieben werden." (vgl. Merten 1994, S. 292).
Medienwirkung ist eine der wichtigsten Teilbereiche der Lehre von Massenkommunikation.
Es gibt in der Medien- und Kommunikationswissenschaft keine allgemein akzeptierte Definition von Medienwirkungen.
Eine ältere Definition von Medienwirkungen lautet:
„Als Wirkungen bezeichnet man alle Veränderungen (und manchmal auch Nicht-Veränderungen) bei Individuen und in der Gesellschaft, die durch Aussagen der Massenkommunikation oder durch die Existenz von Massenmedien entstehen.“ (vgl. Maletzke 1998, S. 82)
Medienwirkungen können also auf zwei Arten entstehen:
1. Durch den Inhalt von Aussagen, die der Rezipient aufnimmt
2. Dadurch, dass es Medien gibt und sie genutzt werden, wird ein Teil der Freizeit beansprucht und dadurch bestimmen die Medien die Struktur des Alltags der Menschen mit
Eine neuere Version von Medienwirkungen, die eher wissenschaftlich ist lautet: „Medienwirkungen sind intersubjektiv feststellbare Eigenschaften bzw. Veränderungen individuellen Verhaltens, sozialer Systeme und sozialer Prozesse, die unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Kontextes durch die Inhalte, die Formen und die Organisation der Medien erklärte werden können“ (K. Lüscher 1982, S. 545)
2.2 Gegenstand der Medienwirkungsforschung:
Die Wirkungsforschung begann in den dreissiger Jahren mit Fallstudien. Mittlerweile gibt es langfristige Wirkungsforschung, die das gesamte Mediensystem umfasst. (vgl.: Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen 1994)
Die Rezipienten- und Wirkungsforschung wird in der sozialwissenschaftlich betriebenen Publizistik und Kommunikationswissenschaft mit Hilfe von Methoden der empirischen Sozialforschung betrieben. Diese sind besonders Interview, Beobachtung, Experiment und qualitative Verfahren. Hierbei versucht die Medienwirkungsforschung besonders Antworten auf folgende Fragen zu finden:
1. Wie sind die individuellen und sozialen Wirkungen der Medien?
2. Wie sind die Wirkungen auf Wissen und Denken, Meinungen und Einstellungen, Fühlen und Empfinden, Handeln und Verhalten?
3. Wie ist die Intensität des Medienkonsums: Welche sozialen Gruppen nutzen die Medien schwach, welche stark?
4. Wie ist die Art und Weise der Mediennutzung (alleine, in der Familie, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis)
5. Wie ist die Vielfalt des Medienkonsums (welche Gruppen informieren sich aus einem, welche aus mehreren Medien)?
6. Wie ist der Zweck und die Bedürfnisse der Mediennutzung (Informationsbedürfnis, Bedürfnis nach persönlicher Identität, Bedürfnis nach Integration und sozialer Interaktion, Bedürfnis nach Unterhaltung)
7. Wie glaubwürdig sind die Medien (die Glaubwürdigkeit beim Fernsehen scheint aufgrund von Bild und Ton am größten zu sein)
8. Wie findet die Selektion statt ? (selektive Auswahl/ Zuwendung/ Aufnahme/ Behalten/ Erinnern/ Interpretieren)
9. Wie sind die Kommunikationsphasen aufgebaut? (präkommunikative, kommunikative, postkommunikative)
10. Wie sind die medienspezifischen Wirkungen von Zeitung, Zeitschriften, Radio, Fernsehen)?
11. Sind die Wirkungen direkt oder indirekt?
12. Wie sind die personalen Bedingungen der Medienwirkungen (persönliche, physische, psychische und situative Faktoren)?
13. Wie sind die politischen Wirkungen (Auf Meinungen und Einstellungen und damit verbundenen Handlungen wie Wahlverhalten)
14. Wie sind die sozialen Wirkungen der Massenmedien (Vermittlung von Werten, Normen, Rollen, Verhaltensweisen – Sozialisation durch Massenkommunikation)
15. Wie sind die gefühlsbetonten Medienwirkungen (Angst, Freude, Schmerz, Trauer, Wut)
16. Wie ist der Einfluß von Personen und Gruppen des individuellen und sozialen Umfeldes im Zusammenhang mit Medienwirkung
17. Wie ist die Dauer von Medienwirkungen (kurz-, mittel- , langfristige Medienwirkungen)
18. Wie sind die Wirkungen von gewaltdarstellenden Medieninhalten, insbesondere des Fernsehens
Die abschliessende Frage ist die Frage, mit der sich die vorliegende Arbeit beschäftigt. Es zeigt sich also, dass das Feld der Medienwirkungungsforschungen ein sehr weites Feld ist und die Frage der Wirkungen von gewaltdarstellenden Medieninhalten nur ein winziger Teilbereich ist. Trotzdem hängen die meisten Fragen miteinander zusammen und bedingen sich gegenseitig. Wenn nun also versucht wird, die Frage der Gewaltwirkungen zu beantworten, müssen andere Fragen ebenso hinzugezogen werden.
2.3 Wirkungsarten:
Medienwirkungen können in dem psychischen Bereich, in dem sie bei dem Nutzer der Massenmedien, dem Rezipienten stattfinden, eingeteilt werden.
In vier Hauptbereichen lassen sich Medienwirkungen feststellen. Diese sind:
1. Wissen
2. Einstellungen
3. Verhalten
4. Emotionen
Beim Wissen geht es darum, dass der Mensch durch Massenmedien lernt (Daten, Fakten, Informationen werden aufgenommen und in Zusammenhang gebracht). Die Frage lautet hierbei, was der Rezipient unter welchen Bedingungen lernt.
Bei den Einstellungen (Meinungen oder Attitüden) werden die Stellungnahmen der Menschen zu verschiedenen Sachverhalten, Personen usw. untersucht. Die Hauptthese ist, dass Meinungen oberflächlicher und leicht beeinflußbar sind als Attitüden.
Attitüden sind stabiler und handlungsbeeinflussender. Die Übergänge zwischen Meinungen und Attitüden sind jedoch fließend.
Die Beeinflussung des Verhaltens durch Massenmedien kann geschehen durch die Änderung des Freizeitverhaltens. Dadurch entsteht ein Zeitaufwand, der den Alltag des Rezipienten beeinflusst.
Die Beeinflussung des Verhaltens durch Massenmedien kann auch durch den Aussageinhalt und eine mögliche Meinungsänderung geschehen. Hier werden bestimmte Verhaltensweisen beeinflusst.
Bei den Emotionen sind die Wirkungen meist direkt sichtbar z.B. Wut, Heiterkeit, Zorn, Rührung, Sympathie, Antipathie usw.. Hier besteht ein Problem der empirischen Forschung, da Emotionen introspektiv sind.
Die Wirkungen in den Teilgebieten des Psychischen sind voneinander abhängig und miteinander verbunden. Teilweise bringen Veränderungen in einem bestimmten Bereich auch Wirkungen in einem anderen Bereich mit sich oder verhindern diese.
Zum Beispiel werden durch die Massenmedien bestimmte Einstellungen verändert. Dadurch verändert sich möglicherweise auch die Motivation zu bestimmten Dingen. So wird das Verhalten des Rezipienten verändert.
Die Wirkungen in den psychischen Teilgebieten gehen auch fließend ineinander über. Oft ist es nicht möglich Wirkungsphänomene einem bestimmten Teilbereich zuzuordnen.
(vgl. Maletzke 1998, S. 86 -87)
2.4 Psychologische und soziologische Wirkungsfaktoren:
In der Wirkungsforschung unterscheidet man in 3 Beteiligungen in der Kommunikation:
1. Kommunikator ( in der Massenkommunikation meistens Journalist, Politiker, Fachmann, Redner usw.)
2. Aussagen (vom Kommunikator vermittelt, Kommunikationsinhalt z.B. Rede, Beitrag, Artikel usw.)
3. Rezipient (Empfänger, wichtigster Wirkungsfaktor / Kommunikationspartner als Leser, Hörer oder Seher)
Variabeln, die bei dem Kommunikator für die Wirkung einer Kommuinikation beim Rezipienten von Bedeutung sein können sind
- seine Persönlichkeit
- seine physischen und psychischen Attribute
- seine Gruppenzugehörigkeit und sein Status
- seine Sachkompetenz
- seine Glaubwürdigkeit
- sein Prestige
Diese Merkmale führen dazu, daß der Rezipient den Kommunikator bewertet und von dem Kommunikator auf die Aussage schließt und damit wird die Wirkung beeinflusst
Variabeln, die bei der Aussage für die Wirkung einer Kommunikation beim Rezipienten von Bedeutung sein können:
- ihr Sinn und Gehalt
- ihre Form und ihr Stil
- ihre Sprache und Verständlichkeit
- ihre Glaubwürdigkeit
- ihre Art der Argumentation und der Schlußführung
Diese Merkmale führen beim Rezipienten zu einer Einschätzung und Bewertung über die Aussage und damit wird die Aussage entweder angenommen oder zurückgewiesen.
[...]
- Arbeit zitieren
- Anika Papez (Autor:in), 2003, Medienwirkungen am Beispiel Gewalt und Fernsehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119173
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