Ernährung im ersten Lebensjahr. Bedürfnisse, kritische Nährstoffe und alternative Ernährungsformen


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2021

21 Pages, Note: 1,0

C. Scharhag (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Inhaltsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

III. Abbildungsverzeichnis

IV. Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Ernährung im ersten Lebensjahr
2.1 Milchernährung
2.2 Einführung der Beikost
2.3 Einführung der Familienkost
2.4 Kritische Nährstoffe

3. Vegetarische Ernährung im ersten Lebensjahr
3.1 Vegetarischer Beikostplan eines Säuglings im neunten Monat
3.2 Vegane Ernährung im ersten Lebensjahr

4. Fazit

V. Quellenverzeichnis

VI. Anhang

II. Abkürzungsverzeichnis

DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung

DGKJ Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin

FKE Forschungsinstitut für Kinderernährung

FS Fettsäure

KG Körpergewicht

KH Kohlenhydrat

LJ Lebensjahr

LM Lebensmittel

MM Muttermilch

NS Nährstoff

ÖGKJ Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde

SS Schwangerschaft

SW Stoffwechsel

III. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ernährungsplan für das erste Lebensjahr (Hilbig, Kersting, Lentze 2012, o.S.)

Abbildung 2: Das Beikostschema - Rezepte für die Selbstzubereitung (Hilbig, Kersting, Lentze 2012, o.S.)

Abbildung 3: Standardrezept des fleischhaltigen Beikost-Breis mit der Abwandlung eines vegetari­schen Breis (Kalhoff, Kersting, Lücke 2018, S.82)

Abbildung 4: Kritische Nährstoffe im Tagesplan (360factory GmbH 2018, o.S.)

Abbildung 5: Lebensmittelauswahl für die Beikost (Alexy, Hilbig 2016, S.719)

Abbildung 6: Übersicht der Makronährstoffe (Snics NutriPro 2018, o.S.)

Abbildung 7.1: Übersicht der Mikronährstoffe - Teil 1 (Snics NutriPro 2018, o.S.)

Abbildung 7.2: Übersicht der Mikronährstoffe - Teil 2 (Snics NutriPro 2018, o.S.)

IV. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht der Referenzwerte (Eigene Darstellung in Anlehnung an DGE 2020, o.S.)

Tabelle 2: Beikostmahlzeiten im Tagesplan (Snics NutriPro 2018, o.S.)

1. Einleitung

Die verschiedenen Lebensphasen des Menschen sind geprägt durch strukturelle Veränderungen des Körpers. Daraus resultieren unterschiedliche Bedürfnisse, welche sich v.a. auch in Bezug auf die Ernährung ergeben.

Das Säuglingsalter stellt einen Lebensabschnitt dar, welcher besonders sensibel für den Einfluss von Umgebungsfaktoren ist. Während des ersten Lebensjahrs werden bereits Weichen für die lang­fristige Gesundheit des Kindes gestellt. (Koletzko et al. 2016, S.771ff) Das rasche körperliche Wachstum, die entwicklungsbedingten Veränderungen der Organfunktionen und die Körperzusam­mensetzung der Säuglinge erfordern die Berücksichtigung der daraus resultierenden, besonderen Bedürfnisse. (Elmadfa, Leitzmann 2009, S.589)

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Säuglingsernährung im ersten Lebensjahr auseinander. Das Ziel dabei ist es, die besonderen Bedürfnisse hinsichtlich der Ernährung im ersten Lebensjahr darzustellen und diese Aspekte in Bezug auf alternative Ernährungsweisen zu bewerten. Der Fokus liegt v.a. auf den speziellen Anforderungen hinsichtlich der Nährstoffzufuhr und prakti­schen Umsetzungsmöglichkeiten, um den Ansprüchen des Säuglings gerecht zu werden. Dabei soll ein Überblick über Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen bzgl. Der Umsetzung einer adäquaten Säuglingsernährung geschaffen werden. Im Zuge dessen werden mögliche Nährstoffdefizite näher beleuchtet und Vorgehensweisen beschrieben, welche diesen entgegenwirken.

Zuerst wird der Aufbau einer bedarfsgerechten Säuglingsernährung im ersten Lebensjahr anhand der drei Ernährungsphasen erläutert. Die Abschnitte Milchernährung, Einführung der Beikost und Einführung der Familienkost werden der Reihe nach vorgestellt. Dabei werden zeitliche Abfolgen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten erläutert, welche sich am allgemeinen Ernährungsplan für Säuglinge orientieren. Im Anschluss daran werden NS dargestellt, deren Zufuhr im Säuglingsalter als kritisch gilt. Danach werden weitere Besonderheiten erläutert, welche sich speziell im Zuge einer vegetarischen Säuglingsernährung ergeben. Anschließend wird ein selbst gestalteter Ernährungs­plan vorgestellt, welcher die essenziellen Aspekte einer adäquaten Babyernährung nochmals exemplarisch widerspiegelt. Hierbei werden auch Schwierigkeiten deutlich, die mit einer vegetari­schen Ernährung einhergehen können. Auf der Basis dargestellter Problematiken und Informatio­nen, wird abschließend die Eignung einer veganen Ernährung für Säuglinge kritisch diskutiert.

2. Ernährung im ersten Lebensjahr

Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) entwickelte Anfang der 90er Jahre einen Ernäh­rungsplan für Säuglinge im ersten LJ (Abb.1). Dieser gliedert sich in drei ernährungs- und entwick­lungsphysiologisch begründete Abschnitte:

1. Milchernährung in den ersten vier bis sechs Monaten
2. Einführung der Beikost ab dem fünften bis siebten Monat
3. Einführung der Familienkost ab dem zehnten Monat (Alexy 2007, S.588)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durch die gegebenen Zeitrahmen der verschiedenen Phasen, werden individuelle Unterschiede hin­sichtlich der Entwicklung von Säuglingen berücksichtigt. (Alexy 2007, S.588)

2.1 Milchernährung

Säuglinge sollten mind. bis zu Beginn des fünften Monats voll gestillt werden. Muttermilch (MM) stellt aufgrund der optimalen Zusammensetzung an Energie, Wasser und NS, für gesunde Säuglinge die beste Nahrungsquelle dar. Ferner bietet sie in den ersten Monaten einen umfassenden Infektions­schutz und ist auf die Kapazität von Verdauung, SW und Ausscheidung des Säuglings abgestimmt. Entsprechend sind die essenziellen NS nicht nur in ausreichender Menge enthalten, sondern liegen auch in einer Form vor, in der sie durch den kindlichen Verdauungstrakt optimal genutzt werden können. Ernährungsphysiologisch ist die MM industriell hergestellter Säuglingsmilchnahrung in die­ser Hinsicht überlegen. (Elmadfa, Leitzmann 2009, S.600)

Neben der idealen Zusammensetzung wird MM auch mit langfristigen, gesundheitlichen Vorteilen für Mutter und Kind in Verbindung gebracht. Bei Säuglingen äußern sich diese bspw. durch eine verringerte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Allergien, Adipositas, Bluthochdruck oder kardiovaskulären Erkrankungen. Zudem ist das Risiko für Infektionen oder des plötzlichen Kindstods reduziert. Die Mutter profitiert z.B. durch eine schnellere Rückbildung der Gebärmutter und ein ge­ringeres Risiko für Brust- und Eierstockkrebs langfristig vom Stillen. (Alexy 2007, S.589)

Bis etwa zwei Wochen nach der Geburt die reife Frauenmilch gebildet wird, verändert sich die Zu­sammensetzung der MM immens.

In den ersten drei Tagen nach der Geburt wird die Vormilch (Kolostrum) gebildet. Dieses Sekret weist einen besonders hohen Gehalt an Abwehrstoffen, wie z.B. Immunglobulin A, Lysozym und Lactoferrin auf, wodurch der Infektionsschutz gewährleistet wird. (Höfler, Sprengart 2012, S.73) Etwa ab dem dritten Tag nach der Entbindung erfolgt dann die Bildung der Übergangsmilch (transi­torische Milch), es kommt zum sog. Milcheinschuss. Die transitorische Milch ist eine Zwischenstufe von Kolostrum und reifer MM. Bis zur Entstehung der reifen Frauenmilch nach etwa 14 Tagen nimmt der Fett- und Kohlenhydratanteil, und damit auch der Energiegehalt der transitorischen Milch stetig zu, während der Proteingehalt sinkt. Gleichzeitig steigt die gebildete Milchmenge kontinuierlich an. (Elmadfa, Leitzmann 2009, S.600)

Auch während der Stillmahlzeit ändert sich die Zusammensetzung der MM. Zu Beginn des Stillvor­gangs wird durch die dünnflüssige und eher nährstoffarme Milch zuerst das Durstgefühl gestillt. Im weiteren Verlauf steigt der Nährstoffgehalt an, wodurch dann die Sättigung erfolgt. Die Zusammen­setzung passt sich also optimal an die Bedürfnisse des Säuglings an. (Höfler, Sprengart 2012, S.74) Im Falle der Tatsache, dass der Säugling nicht oder nur unzureichend gestillt werden kann, kommt industriell hergestellte Säuglingsnahrung zum Einsatz. Im Handel befindliche Nahrungen sind:

- Säuglingsanfangsnahrungen mit der Bezeichnung “Pre” oder mit der Ziffer “1”
- Folgenahrungen mit der Ziffer “2” oder “3”

Säuglingsanfangsnahrungen sind für das gesamte erste LJ geeignet und werden weitgehend an den Nährstoffgehalt von MM adaptiert. Säuglingsmilchnahrungen mit der Bezeichnung “Pre” enthalten wie die MM als einziges KH Laktose. (Höfler, Sprengart 2012, S.74) In Produkten mit der Ziffer “1” wird dagegen ein Teil der Laktose durch Stärke ersetzt, weshalb diese eine sämigere Konsistenz aufweisen. (Alexy 2007, S.590) Zudem dürfen neben der Stärke weitere KH, wie bspw. Maltose, Saccharose oder Glukosesirup enthalten sein. Beide Produkte eignen sich als Flaschenmilchnah­rung für das gesamte erste LJ. (Höfler, Sprengart 2012, S.74)

Die Folgenahrungen kommen als flüssiger Anteil in der Nahrung von Säuglingen in Frage, die bereits Beikost erhalten. Sie können ab dem vierten bis sechsten Monat eingeführt werden. Die Umstellung von der Anfangs- auf die Folgenahrung ist jedoch nicht zwingend erforderlich. (Alexy 2007, S.590) Säuglingsanfangsnahrungen auf Sojaproteinbasis sollten aufgrund bisher noch unbekannter, lang­fristiger Auswirkungen auf die Gesundheit ausschließlich in Ausnahmenfällen und nur nach ärztli­cher Absprache verwendet werden. (Höfler, Sprengart 2012, S.76) Sojanahrungen enthalten z.B. einen hohen Gehalt an Phytat, wodurch u.a. die Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen vermindert wird. (Alexy 2007, S.590) Eine Indikation für die Verwendung dieser Produkte wäre bspw. im Falle einer diagnostizierten Galaktosämie, oder im Zuge einer veganen Ernährung gegeben. Selbst zubereitete Nahrungen aus Kuh-, Ziegen-, Stuten-, Schafsmilch oder anderen Rohstoffen wie bspw. Mandeln, sollten aufgrund erheblicher Risiken bzgl. der Energie- und Nährstoffversorgung vermieden werden. (Bührer et al. 2014, S.527ff)

2.2 Einführung der Beikost

Die Einführung der Beikost soll frühestens mit Beginn des fünften und spätestens mit Beginn des siebten LM erfolgen. Der genaue Zeitpunkt ist dabei in Abhängigkeit vom individuellen Entwicklungs­grad des Säuglings festzulegen. (ÖGKJ 2019, S.8) Auch nach Einführung der Beikost soll so lange weiter gestillt werden, wie Mutter und Kind dies möchten.

Die Einführung der Beikostmahlzeiten sollte schrittweise erfolgen und richtet sich entsprechend nach dem Schema des Ernährungsplans für Säuglinge (Abb.1). Auf diese Weise werden z.B. Unverträg­lichkeiten ausfindig gemacht und Verdauungsprobleme vermieden. Demzufolge sollte in monatli­chen Abständen je eine Milchmahlzeit durch eine Breimahlzeit ersetzt werden. Dabei eignen sich sowohl industriell hergestellte als auch selbst zubereitete Mahlzeiten.

Die zeitliche Abfolge (Abb.1), Rezeptur (Abb.2) und Lebensmittelauswahl (Abb. 5) der Säuglings­mahlzeiten ist dabei so aufeinander abgestimmt, dass eine adäquate Energie- und Nährstoffversor­gung gewährleistet wird. (Alexy, Hilbig 2016, S.718)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Das Beikostschema: Rezepte für die Selbstzubereitung

Als erster Brei wird ein Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei eingeführt. Als Gemüsebestandteil eignen sich Sorten der Saison wie bspw. Karotten, Fenchel oder Brokkoli. Wichtig ist eine vielfältige Varia­tion, um die geschmackliche Akzeptanz für neue LM langfristig zu fördern. (Alexy, Hilbig 2016, S.719) Ein besonderer Fokus liegt auf einer ausreichenden Eisenzufuhr, da die pränatal angelegten Eisendepots im Verlauf des zweiten Trimenons weitgehend erschöpft sind. (Höfler, Sprengart 2012, S.77) Als wichtiger Eisenlieferant fungiert dabei das Fleisch. Während das Eisen in pflanzlichen Produkten als Nicht-Hämeisen vorliegt, ist dieses in Fleisch als Hämeisen enthalten, weist eine hohe Bioverfügbarkeit auf und kann so besser absorbiert werden. (Bührer et al. 2014, S.527ff) Aufgrund des hohen Zink- und Eisengehalts eignet sich Rindfleisch besonders gut, jedoch kann bspw. auch Lamm-, Geflügel- oder Schweinefleisch verwendet werden. (Alexy 2007, S.592) Vitamin C fördert zusätzlich die Aufnahme des Nicht-Hämeisens aus pflanzlichen Produkten, weshalb für alle Beikost­mahlzeiten ein Zusatz von Vitamin-C-haltigem Obstsaft oder Obstmus empfohlen wird. (Bührer et al. 2014, S.527ff)

Ein bis zweimal mal pro Woche kann das Fleisch durch fettreiche Fischsorten wie bspw. Lachs oder Makrele ersetzt werden, welche den Versorgungsstatus mit FS positiv zu beeinflussen. (Alexy, Hil- big 2016, S.718)

Da der Fettgehalt kommerzieller Fertigbreie oft zu niedrig ist, wird dazu geraten, pro Mahlzeit einen Teelöffel Öl zuzugeben. (Kersting et al. 2018, S.27) Rapsöl wird aufgrund des besonders günstigen Fettsäuremusters bevorzugt. (Alexy 2007, S.592)

Etwa einen Monat später wird eine weitere Milchmahlzeit durch einen Vollmilch-Getreide-Brei ersetzt (Abb.2). Aus ernährungsphysiologischer Sicht empfiehlt sich hierbei die Zusammensetzung aus Vollkorngetreide wie z.B. Haferflocken, einer Obstkomponente und Vollmilch als Calciumlieferant. (Höfler, Sprengart 2012, S.77) Glutenhaltiges Getreide sollte anfangs nur in kleinen Mengen gege­ben werden, um so der Entstehung von Unverträglichkeiten wie bspw. einer Zöliakie vorzubeugen. (Bührer et al. 2014, S.527ff) Als Obstkomponente eignen sich saisonale Sorten wie bspw. Äpfel, Nektarinen oder Birnen. Bananen sollten aufgrund des hohen Zuckergehalts nicht täglich gegeben werden. (Alexy 2007, S.592)

Schließlich wird der Beikostanteil durch einen milchfreien Getreide-Obst-Brei erweitert (Abb.2). (Höf­ler, Sprengart 2012, S.77) Mit der Einführung dieses dritten Breis benötigt der Säugling erstmals zusätzliche Flüssigkeit von etwa 100-200 ml/Tag. Hierbei eignen sich Wasser und ungesüßte Kräu­tertees. (Kersting et al. 2018, S.181)

Insgesamt ergänzen sich die Beikostmahlzeiten mit ihren unterschiedlichen Nährstoffprofilen zu ei­ner geeigneten Säuglingsnahrung. (Alexy 2007, S.591f)

2.3 Einführung der Familienkost

Etwa ab Beginn des zehnten LM werden die Milch- und Breimahlzeiten nach und nach durch drei Hauptmahlzeiten und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten ersetzt. (Höfler, Sprengart 2012, S.78) Der Übergang sollte auch hier schrittweise erfolgen und sich an der jeweiligen motorischen Entwicklung des Säuglings orientieren. (Alexy, Hilbig 2016, S.721)

Begonnen wird mit der Einführung einer Brotmahlzeit, wobei das Brot zur Hälfte aus Vollkorn beste­hen sollte. Alternativ eignet sich bspw. auch die Verwendung von Vollkornkeksen. Harte, aber brech­bare LM sollten aufgrund der Aspirationsgefahr vorerst nicht gegeben werden. Hierzu zählen bspw. Nüsse oder rohes Wurzelgemüse. Stark gezuckerte Getränke und Süßigkeiten sind ebenfalls zu vermeiden, da diese bspw. die Entwicklung von Übergewicht und Karies begünstigen. (Bührer et al. 2014, S.527ff) Da die Konsistenz der Nahrung im Laufe dieser Phase zunehmend fester wird, wer­den täglich etwa 200 ml Trinkflüssigkeit zusätzlich benötigt. (Höfler, Sprengart 2012, S.78) Das Ziel in dieser Phase besteht darin, einen regelmäßigen Mahlzeitenrhythmus und eine zuneh­mend abwechslungsreiche Ernährung zu etablieren. Aus ernährungserzieherischer Sicht werden in dieser Phase prägende Grundlagen erlernt. (Höfler, Sprengart 2012, S.78)

2.4 Kritische Nährstoffe

Die Zusammensetzung der MM ist ideal auf die Bedürfnisse des Säuglings angepasst und deckt in den ersten sechs Monaten mit wenigen Ausnahmen den Nährstoffbedarf ausreichend ab. Zu diesen Ausnahmen zählen Vitamin K, D und Fluorid (Abb.1). (Koletzko et al. 2007, S.13) Da Neugeborene keinen ausreichenden Vitamin-K-Speicher besitzen und auch die MM wenig von diesem Vitamin enthält, sind sie auf eine rasche Zufuhr nach der Geburt angewiesen. Die DGKJ empfiehlt eine dreimalige orale Gabe von jeweils 2 mg bei den Voruntersuchungen, um so das Risiko von Vitamin-K-Mangel-Blutungen zu reduzieren.

Der Großteil des Vitamin-D-Bedarfs wird durch die endogene Synthese in der Haut mittels Sonnen­lichtexposition gedeckt. Aufgrund der empfindlichen Haut sollten Säuglinge jedoch noch nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Zudem enthält auch die MM meist einen geringen Gehalt dieses Vitamins, weshalb eine tägliche Supplementierung von 400-500 IE bis zum zweiten erlebten Frühsommer empfohlen wird. Ab diesem Zeitpunkt kann dann die Eigensynthese über das Sonnenlicht erfolgen. (Koletzko et al. 2007, S.13) Durch die Supplementierung wird v.a. der Entste­hung von Rachitis vorgebeugt, einer Störung des Knochenstoffwechsels, welche sich in Form von mangelhafter Mineralisation bzw. Demineralisation des Knochens äußert. (Schnabel 2014, S. 612ff)

Die Einnahme von Fluorid dient dagegen der Kariesprophylaxe. Kombiniert mit der Vitamin-D-Gabe sollen dabei täglich 0,25 mg Fluorid verabreicht werden. Die Dosis richtet sich dabei jedoch nach dem Fluoridgehalt des Trinkwassers, der in Deutschland meist unter 0,3 mg/l liegt. Enthält das Trink­wasser bspw. mehr als 0,7 mg/l, soll kein Fluorid supplementiert werden. Der Grenzwert liegt hier bei 0,1 mg/kg KG. (Koletzko et al. 2007, S.13)

Während die genannten NS üblicherweise supplementiert werden, muss die alimentäre Zufuhr von Jod und Eisen differenziert betrachtet werden. Auch diese NS gelten als problematisch, weshalb bei der Auswahl der LM diesbezüglich ein besonderer Fokus zu legen ist. (Hilbig, Kersting, Lentze 2012, S.803ff) Hinsichtlich der Jodzufuhr sollte darauf geachtet werden, dass mind. eine Breimahlzeit jo­dierte Produkte enthält, um den Bedarf zu decken. (Hahn, Ströhle, Wolters 2016, S.622) Sollten die Säuglinge keine jodversetzten Fertigbreie erhalten, wird eine Supplementierung von 50 pg/Tag emp­fohlen. (Kersting et al. 2018, S.28) Bezüglich der Eisenzufuhr wurde bereits erwähnt, dass Fleisch mit der Einführung der ersten Beikost als wichtiger Lieferant fungiert.

3. Vegetarische Ernährung im ersten Lebensjahr

In Deutschland lässt sich ein Trend zur vegetarischen und veganen Ernährung verzeichnen, wes­halb auch die Frage nach der Eignung einer solchen Ernährungsform für Säuglinge zunehmend im Raum steht. (Alexy, Hilbig 2016, S.720f)

Am häufigsten wird die lacto-ovo-vegetarische Kost praktiziert, wobei Fleisch und Fisch gänzlich vermieden werden. Ei- und Milchprodukte werden bei dieser Ernährungsform nicht ausgeschlossen. Neben den tierischen Proteinen enthält Fleisch bspw. auch NS wie Eisen, Zink und Vitamin B12, während Fisch reich an Jod und Omega-3-FS ist. Ein Verzicht resultiert also entsprechend in einer verringerten Aufnahme dieser NS.

Abgesehen von den NS Vitamin D, K und Fluorid, welche ohnehin supplementiert werden sollen, gelten auch Eisen und Jod bereits unter normaler Vollkost bei Säuglingen als kritische NS. Da Fleisch u.a. als Eisenlieferant und Fisch als Jod-Träger im Zuge dieser Kostform nicht verzehrt wer­den, verschärft sich die Lage diesbezüglich noch mehr.

Zusätzlich gelten auch Vitamin B12, Zink und langkettige Omega-3-FS unter vegetarischer Ernäh­rung als NS mit potenziell erniedrigter Zufuhr. (Kersting et al. 2018, S.82) Dies begründet die Not­wendigkeit einer sorgfältigen Auswahl an LM und Alternativen, um eine adäquate Nährstoffversor­gung unter vegetarischer Kost zu gewährleisten. (Bührer et al. 2014, S.527ff)

Damit eine ähnliche Eisenzufuhr erreicht werden kann, wird der Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei durch einen Gemüse-Kartoffel- Getreide -Brei ersetzt. Indem eisenreiches Getreide, wie z.B. Hafer­flocken mit Vitamin-C-haltigem Obst kombiniert wird, werden Menge und Verfügbarkeit des Eisens optimiert. (Alexy, Hilbig 2016, S.720f) Der Brei sollte außerdem keine Milch enthalten, da dies die Verfügbarkeit des Eisens herabsetzt. (Alexy 2008, S.28) Das Rezept der vegetarischen Variante orientiert sich im Allgemeinen an dem Grundrezept des Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Breis (Abb 3). Neben dem Vollkorngetreide als Fleischersatz wird außerdem wird empfohlen, die Menge an Obst auf etwa 30 g zu erhöhen. (Alexy, Hilbig 2016, S.720)

[...]

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Ernährung im ersten Lebensjahr. Bedürfnisse, kritische Nährstoffe und alternative Ernährungsformen
Université
International University of Applied Sciences
Note
1,0
Auteur
Année
2021
Pages
21
N° de catalogue
V1191102
ISBN (ebook)
9783346634603
Langue
allemand
Mots clés
ernährung, lebensjahr, bedürfnisse, nährstoffe, ernährungsformen
Citation du texte
C. Scharhag (Auteur), 2021, Ernährung im ersten Lebensjahr. Bedürfnisse, kritische Nährstoffe und alternative Ernährungsformen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1191102

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