„Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner
Heimat und Herkunft [...] benachteiligt oder bevorzugt werden.“ So sieht es Artikel 3 des
Grundgesetzes in Deutschland1 vor. Dementsprechend sollte Selektion im Bildungssystem gemäß
den Leistungen und Fähigkeiten eines Schülers und unabhängig von leistungsfremden Kriterien wie
Geschlecht, sozialer Herkunft und finanzieller Ressourcen erfolgen. Schulische Leistung bestimmt,
wie weit jemand im Bildungswesen kommt, welchen Abschluss er erhält und somit auch über
seinen zukünftigen Stand in der Gesellschaft.
Das deutsche Schulsystem ist mit seiner Dreigliedrigkeit so ausgelegt, dass es die heterogene
Schülerschaft entsprechend ihrer Leistungen auf die verschiedenen Schularten verteilt. Man geht
dabei davon aus, dass ein effektives Lernen nur in leistungshomogenen Gruppen möglich ist.
Wir wollen untersuchen, inwieweit das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland diesen
Grundannahmen gerecht wird. Dabei möchte ich insbesondere auf die Hauptschule eingehen und
näher beleuchten, welche Rolle sie dabei spielt.
Zuerst stelle ich unter 1. Das dreigliedrige Schulsystem das Bildungswesen in Deutschland ein
wenig näher vor. Dabei gebe ich einen Überblick über die Vielzahl der verschiedenen Schulformen,
die hier wie in wohl kaum einem anderen Land vorherrschen.
Anschließend möchte ich mich dann näher mit dem Übergang von der Primarstufe zur
Sekundarstufe I beschäftigen (2. Der Übergang von der Primarstufe zum Sekundarbereich I).
Ich untersuche, welche möglichen Ursachen zu Ungleichheiten führen und gehe dabei nicht nur auf
die Rolle der Institution Schule und des Lehrers ein, sondern betrachte ebenfalls den Einfluss der
Eltern.
Unter 3. Die Hauptschule als Glied des deutschen Schulsystems widme ich mich speziell dieser
Schulart. Ich stelle Perspektiven vor, die ein Hauptschulabschluss bietet, zeige auf, inwiefern
Hauptschüler gegenüber Schülern anderer Schulformen doppelt benachteiligt sind und gehe
anschließend auf das besonders schwierige Lernmilieu der Hauptschule ein.
Als besonderen Vorteil sehen Befürwörter des dreigliedrigen Schulsystem bei aller intendierten
Homogenität die Durchlässigkeit zwischen den Schularten. Ich lege dar, wie durchlässig die Schule
tatsächlich ist. Schließlich widme ich mich einer besonderen Gruppe von Hauptschülern: Kinder
und Jugendliche mit Migrationshintergrund.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Das dreigliedrige Schulsystem
- 2. Der Übergang von der Primarstufe zum Sekundarbereich I
- 2.1. Primäre Effekte
- 2.2. Sekundäre Effekte
- 3. Die Hauptschule als Glied des deutschen Schulsystems
- 3.1. Perspektiven für Hauptschulabsolventen
- 3.2. Doppelte Benachteiligung der Hauptschüler
- 3.3. Lernmilieus in der Hauptschule
- 3.4. Durchlässigkeit im gegliederten Schulsystem
- 3.5. Kinder mit Migrationshintergrund in der Hauptschule
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Chancengleichheit im dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland gewährleistet ist. Im Fokus steht dabei die Hauptschule und die soziale Benachteiligung, die Schüler dieser Schulform erfahren. Die Arbeit untersucht die Rolle des dreigliedrigen Schulsystems bei der Selektion von Schülerinnen und Schülern und analysiert die Ursachen für die ungleichen Bildungschancen von Hauptschülern im Vergleich zu Schülern anderer Schulformen.
- Das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland und seine Auswirkungen auf die Chancengleichheit
- Der Übergang von der Primarstufe zum Sekundarbereich I und die Rolle der Bildungsempfehlung
- Die Herausforderungen und Chancen für Hauptschüler im deutschen Bildungssystem
- Die Rolle der sozialen Herkunft und des familialen Hintergrunds für den Schulerfolg
- Die spezifischen Herausforderungen von Hauptschülern mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sozialen Benachteiligung durch Schule ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor. Kapitel 1 erläutert das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland und seine verschiedenen Schulformen. Kapitel 2 analysiert den Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe I und beleuchtet die primären und sekundären Effekte, die zu Ungleichheiten führen können. Kapitel 3 widmet sich der Hauptschule als Glied des deutschen Schulsystems und betrachtet die Perspektiven für Hauptschulabsolventen, die doppelte Benachteiligung von Hauptschülern, das Lernmilieu in der Hauptschule sowie die Durchlässigkeit im gegliederten Schulsystem. Abschließend wird die Situation von Hauptschülern mit Migrationshintergrund beleuchtet.
Schlüsselwörter
Dreigliedriges Schulsystem, Chancengleichheit, soziale Benachteiligung, Hauptschule, Bildungsempfehlung, Primäre Effekte, Sekundäre Effekte, Lernmilieu, Durchlässigkeit, Migrationshintergrund.
- Quote paper
- Luisa Liebold (Author), 2008, Chancengleichheit im dreigliedrigen Schulsystem?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119059