„Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ (Beauvoir 2020: 334). Mit diesem Zitat weist Simone de Beauvoir in ihrem Werk „Das andere Geschlecht“ aus dem Jahre 1949 auf, dass der Mensch nicht in den Status der Frau hineingeboren wird, sondern dass er erst durch soziale Umstände in die Rolle „des Anderen“ gedrängt wird. Das Werk „Das andere Geschlecht“ kann als epistemologischer Bruch innerhalb des Feminismus gesehen werden und umfasst eine Analyse der weißen, westlichen Frau in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Diese Arbeit soll argumentativ aufweisen, dass keine biologischen Fakten bestimmen, was eine Frau ist, noch ihre Unterordnung oder Positionierung als das „Andere“ legitimieren. Ihre Situation wird durch soziale Konstrukte bestimmt. Dafür soll zunächst geklärt werden, was man unter das „andere“ Geschlecht versteht und wie dieses konstituiert wird. Außerdem soll thematisiert werden, welche Rolle und Aufgaben die Frau in der Gesellschaft übernimmt und wie die Frau dadurch definiert wird. Dabei soll speziell die Ehe als Rechtfertigung der weiblichen Existenz herangezogen werden. Im Anschluss möchte ich in Bezug auf das oben genannte Zitat zeigen, dass nicht die Biologie die Frau determiniert, sondern dass die Gesellschaft durch soziale Konstrukte ihr Sein bestimmt.
Um die Situation der Frau als Geworden-Sein zu verstehen, werde ich das Begriffspaar der Immanenz und Transzendenz heranziehen, deren Bedeutung für das Geschlecht erläutern und auf die daraus folgende Objektivierung der Frau eingehen. Durch welche sozialen Verhältnisse und Prozesse konstituiert sich das Verständnis der Frau? Um diese voranstehende Frage meiner Arbeit zu beantworten, sollen diese Prozesse und Verhältnisse herausgearbeitet werden und im Folgenden aufzeigen, wie diese das ungleiche Geschlechterverhältnis hervorrufen. Da vor allem die kindliche Erziehung als erster Schritt zum Werden der Frau verstanden werden kann, soll im Weiteren untersucht werden, wie sich die Erziehung in den ersten Jahren bei Jungen und Mädchen unterscheidet und wie diese bereits zu der Objektivierung und Immanenz der Frau beiträgt. In einem Aktualitätsvergleich sollen Relevanz und Gültigkeit von de Beauvoirs Arbeit kritisch geprüft werden. Zum Schluss dieser Arbeit sollen die zentralen Argumente zusammengefasst und eine prägnante Antwort auf meine Fragestellung formuliert werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE FRAU ALS DAS ANDERE GESCHLECHT.
- DIE ROLLE DER FRAU
- BIOLOGISCHE FAKTEN ALS SOZIALE KONSTRUKTE.
- IMMANENZ UND TRANSZENDENZ IM GESCHLECHTERVERHÄLTNIS
- SOZIALE PROZESSE UND VERHÄLTNISSE.
- DIE ERZIEHUNG ALS ERSTER SCHRITT ZU DEM WERDEN EINER FRAU
- AKTUALITÄTSVERGLEICH
- FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie das Verständnis von „Frau“ in sozialen Prozessen und Verhältnissen konstituiert wird, indem sie sich auf Simone de Beauvoirs Werk „Das andere Geschlecht“ stützt. Die Arbeit argumentiert, dass biologische Fakten die Rolle der Frau nicht determinieren, sondern soziale Konstrukte ihre Situation prägen.
- Die Konstruktion des „anderen“ Geschlechts und die Definition der Frau in Relation zum Mann.
- Die Rolle der Frau in der Gesellschaft, insbesondere die Ehe als Rechtfertigung ihrer Existenz.
- Die Bedeutung von Immanenz und Transzendenz im Geschlechterverhältnis und die Objektivierung der Frau.
- Die Rolle der Erziehung in der Konstitution der Frau als „Anderes“.
- Ein Aktualitätsvergleich, der die Relevanz und Gültigkeit von de Beauvoirs Werk in der Gegenwart untersucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert die zentrale These der Arbeit, dass die Frau nicht als solche geboren wird, sondern durch soziale Prozesse und Verhältnisse zu „dem Anderen“ wird.
Kapitel 2 beleuchtet die Rolle der Frau als „Anderes“ in der Gesellschaft und analysiert die biologischen und sozialen Aspekte ihrer Definition.
Kapitel 3 untersucht die Bedeutung der Immanenz und Transzendenz im Geschlechterverhältnis und wie diese die Objektivierung der Frau hervorrufen.
Kapitel 4 analysiert die Rolle der Erziehung in der Konstitution des Frau-Seins und die frühkindliche Sozialisation, die bereits zu einer Objektivierung der Frau beiträgt.
Kapitel 5 befasst sich mit der Aktualität von de Beauvoirs Argumenten und überprüft ihre Relevanz und Gültigkeit in der heutigen Zeit.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen des Feminismus, wie der Konstruktion des „anderen“ Geschlechts, der Rolle der Frau in der Gesellschaft, der Bedeutung von Immanenz und Transzendenz, der Objektivierung der Frau, und der Sozialisation von Mädchen und Jungen. Weitere wichtige Konzepte sind die Ehe als soziale Institution, der Einfluss von sozialen Konstruktionen auf die Geschlechterrollen, und die Kritik an deterministischen Naturalismen.
- Quote paper
- Sophie-Louise Wagner (Author), 2021, Wie man vom Menschen zur Frau wird, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1189923