Wenn ein Kind morgens beim Bringen in die Kita weint und zurück nach Hause möchte, gilt meist die Regelung, dass die Erzieher:innen versuchen, das Kind zu beruhigen und vom Heimweh abzulenken. Welcher Handlungsbedarf besteht jedoch, wenn die Eltern es ohne Absprache wieder mit nach Hause nahmen? In der Dienstbesprechung könnte besprochen werden, in welchem Maße die Fachkräfte für die Kommunikation mit den Eltern verantwortlich sind, wenn bereits mehrmals das Gespräch seitens des Familienzentrums gesucht wurde. In Bezug darauf beschäftigte mich die Frage, welche Argumente für eine intensive Erziehungspartnerschaft in Familienzentren sprechen und ob die Verantwortung für eine gelingende Kooperation auf Seiten der Einrichtung und der Familie gleich hoch sind. Wie kann eine gelungene Erziehungszusammenarbeit aussehen und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?
Bevor auf die aktuelle Definition von Erziehungspartnerschaft, auf dem Hintergrund des früheren Verständnisses der Elternarbeit eingegangen wird, werden die Erwartungen an eine Familie heutzutage aufgegriffen. Im Anschluss daran werden Argumente angeführt, warum es sinnvoll ist, dass der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Einrichtung und Familie zunehmend eine höhere Bedeutung zukommt. Daraufhin werden die damit einhergehenden Herausforderungen der Erziehungspartnerschaft herausgearbeitet. Im Anschluss daran wird ein Ansatz dazu formuliert, wie pädagogische Fachkräfte in Familienzentren den neuen Aufgaben durch eine professionelle Haltung begegnen können. Im vierten Kapitel wird am Beispiel der Pen Green Methode, eine Art von Umsetzung einer intensiven Erziehungspartnerschaft verdeutlicht. Im fünften Kapitel wird diskutiert, warum die Grundlagen für eine gelungene Erziehungspartnerschaft erst von den Familienzentren geschaffen werden müssen, damit die Familien darauf reagieren können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition von Erziehungspartnerschaft
2.1 Neue Anforderungen an die Erziehung
2.2 Von der früheren zur heutigen Definition
2.3Legitimierung und Vorteile der Erziehungspartnerschaft
3 Herausforderungen in der Erziehungszusammenarbeit
3.1 Typische Spannungsfelder
3.2 Gelingendere Kommunikation durch professionelle Haltung
4 Förderung der Erziehungspartnerschaft
4.1 Beispiel der Pen Green-Methode
4.2 Beispiel der Marte Meo-Methode
4.3 Verantwortung der Eltern und der Institution für die Erziehungspartnerschaft in Familienzentren
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Wenn ein Kind morgens beim Bringen in die Kita weint und zurück nach Hause möchte, gilt meist die Regelung, dass die Erzieherinnen versuchen, das Kind zu beruhigen und vom Heimweh abzulenken. Welcher Handlungsbedarf besteht jedoch, wenn die Eltern es ohne Absprache wieder mit nach Hause nahmen? h der Dienstbesprechung könnte besprochen werden, in welchem Maße die Fachkräfte für die Kommunikation mit den Eltern verantwortlich sind, wenn bereits merhrmals das Gespräch seitens des Familienzentrums gesucht wurde. In Bezug darauf beschäftigte mich die Frage, welche Argumente für eine intensive Erziehungspartnerschaft in Familienzentren sprechen und ob die Verantwortung für eine gelingende Kooperation auf Seiten der Einrichtung und der Familie gleich hoch sind. Wie kann eine gelungene Erziehungszusammenarbeit aussehen und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?
Bevor auf die aktuelle Definition von Erziehungspartnerschaft, auf dem Hintergrund des früheren Verständnisses der Elternarbeit eingegangen wird, werden die Erwartungen an eine Familie heutzutage aufgegriffen. Im Anschluss daran werden Argumente angeführt, warum es sinnvoll ist, dass der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Einrichtung und Familie zunehmend eine höhere Bedeutung zukommt. Daraufhin werden die damit einhergehenden Herausforderungen der Erziehungspartnerschaft herausgearbeitet. Im Anschluss daran wird ein Ansatz dazu formuliert, wie pädagogische Fachkräfte in Familienzentren den neuen Aufgaben durch eine professionelle Haltung begegnen können. Im vierten Kapitel wird am Beispiel der Pen Green Methode, eine Art von Umsetzung einer intensiven Erziehungspartnerschaft verdeutlicht. Im fünften Kapitel wird diskutiert, warum die Grundlagen für eine gelungene Erziehungspartnerschaft erst von den Familienzentren geschaffen werden müssen, damit die Familien darauf reagieren können.
2 Definition von Erziehungspartnerschaft
2.1 Neue Anforderungen an die Erziehung
Auf Grund mehrerer Faktoren sind die Erwartungen an ein funktionierendes Familienleben gestiegen, sodass Familien oder Elternteile verstärkt die Unterstützung von pädagogischen Einrichtungen in Anspruch nehmen müssen (vgl. Diller Schelle 2009, S.3). Das heißt, dass beispielsweise der Bedarf an einer höheren Betreuungszeit gewachsen ist und somit mehr Kinder zur vollen Wochenstundenanzahl in der Einrichtung angemeldet werden (z.B. 45 Stunden). Außerdem ist das Familienbild in vielen Hinsichten pluralistischer geworden. Denn es existieren verschiedene Formen des Zusammenlebens wie zum Beispiel Patchworkfamilien, die Anzahl an erwerbstätigen Müttern ist gestiegen und die Erziehungsstile haben sich liberalisiert (vgl. Böllert 2008, S. 15).
Doch einhergehend mit dem Familienwandel hat sich das Wissen über die Erziehung, unter anderem durch den Forschungszweig der frühkindlichen Entwicklung, vervielfacht. Dies hat zur Folge, dass sich Mütter unter Druck gesetzt fühlen, den erhöhten Erwartungen an die Erziehungsleistung gerecht zu werden. Konkret wird also versucht, Entwicklungsprobleme des Kindes schnellstmöglich durch Förderprogramme zu beheben und im Falle des Nichtgelingens oder einer verlangsamten Entwicklung wird dies auf ein Versagen der Mutter zurückgeführt (vgl. Kaufmann 1995, zit. nach Böllert 2008, S. 16). Der Anspruch den Kindern in allen Bereichen, von der Hausaufgabenbetreuung, der individuellen Förderung bis hin zum Ermöglichen von vielen Freizeitaktivitäten, etwas bieten zu können, verstärkt diesen Druck. Dies hat zur Konsequenz, dass sich Mütter entgegen der Erwartung an eine emanzipierte Frau, für Familie anstatt für den Beruf entscheiden müssten (vgl. Henry-Huthmacher/Borchard 2008, zit. nach Dorsten 2015). Laut Lothar Böhnisch interveniert die Soziale Arbeit dort, wo die Sozialpolitik nur generalisierende Veränderungen durch Gesetze vorantreiben kann (vgl. Böhnisch 2012, zit. nach Schönig 2012, S. 29). Demnach sind Kooperationspartner der Sozialen Arbeit, wie zum Beispiel die systemische Jugend und Familienhilfe, in Familienzentren gefragt, damit die Familien die an sie gestellten Aufgaben besser bewältigen können.
2.2 Von derfrüheren zur heutigen Definition
Auf dem Hintergrund der zuvor dargelegten komplexeren Anforderungen an Familien heutzutage bietet die Erziehungspartnerschaft eine mögliche Herangehensweise, um die elterliche Erziehung durch eine Zusammenarbeit mit der Einrichtung, zu unterstützen.
Nach Roth (2014) zeichnet sich das heutige Verständnis von Erziehungspartnerschaft vor allem durch die selbstreflektierte, innere Haltung der Erzieherinnen aus. Diese setzt sich wiederum aus den folgenden Komponenten zusammen: Vorurteilsbewusstsein, Sensibilität gegenüber anderen Kulturen, Ressourcenorientiertheit und die Bereitschaft für professionelle Kommunikation.
Im Gegensatz dazu lässt der frühere Begriff „Elternarbeit“ seiner wörtlichen Bedeutung nach auf ein Verständnis schließen, nach dem die pädagogischen Fachkräfte die Eltern zu erziehen versuchten anstatt mit ihnen zusammenzuarbeiten. Dabei wurden sie lediglich über Termine und gelegentlich überdie Entwicklung ihres Kindes informiert (vgl. Roth 2014, Kap. 1, S. 2).
Während Erzieherinnen damals eine autoritäre-hierarchische Beziehung zu den Eltern hatten, entwickelte sich in Zuge der Bildungsreform der 1970er Jahre zunehmend eine Zusammenarbeit zwischen Müttern und Fachkräften der Kindertagesstätten. Durch Elternbildungsprogramme und Elterninitiativen wirkten die Mütter erstmals bei der Tagesbetreuung ihrer Kinder mit und kooperierten mit den Pädagog:innen in der Einrichtung (vgl. Hartmann 2007, S. 24).
2.3 Legitimierung und Vorteile der Erziehungspartnerschaft
Der Gedanke der Erziehungspartnerschaft in Kitas und Familienzentren wurzelt unter Anderem in der Erkenntnis, dass der Sozialraum und die Erziehung zuhause den größten Platz einnimmt (vgl. Schneider 2015, S. 17). Das heißt, dass somit die progressivste Erziehung in pädagogischen Institutionen nicht effektiv wirkt, wenn der Miteinbezug der Eltern nicht gewährleistet ist. Aus diesem Grund ist es die Aufgabe von Familienzentren, Angebote zu schaffen, durch die sich Familien in der Gestaltung der Erziehung positiv bestärkt fühlen und an ihr arbeiten können (vgl. Schlevogt/Vogt 2014. S. 131).
„«Partnerschaft» bringt zum Ausdruck, dass beide Seiten - Eltern und pädagogische Fachkräfte - «Partner» mit Blick auf die Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes sind." (Roth 2014, Kap. 7,S.1)
Ein wichtiger Gedanke bei dem Verständnis von Partnerschaft ist jedoch, dass das Bedürfnis nach der Art von Erziehungspartnerschaft individuell ist und zudem bedarf es beim Aufbau einer Vertrauensbasis an Zeit (vgl. Viernickel 2009, S. 61, zit. nach ebd. S.3). Im folgenden Abschnitt werden die Gründe für die Förderung einer guten Erziehungspartnerschaft herausgearbeitet:
„Die Annahme, dass sich eine gute Zusammenarbeit der Erziehungspersonen im familiären und außerfamiliaren Entwicklungskontext des Kleinkindes positiv auf dessen Entwicklung auswirkt, hat in der Entwicklungspsycholgie (...) eine lange Tradition." (Bronfenbrenner 1979, zit. nach Kalicki 2010).
Die direkten positiven Effekte einer qualitativen Erzieher:innen-Eltern-Beziehung sind nicht leicht wissenschaftlich zu belegen. Denn die Schwierigkeit bei der Erforschung einer direkten positiven Einflussnahme liegt darin, dass eine gute Entwicklung des Kindes multikausal ist: Wenn eine sozialbenachteiligte Familie kooperativ mit der Eirichtung zusammenarbeitet und das Kind hohe bzw. durchschnittliche Ergebnisse bei seinem Entwicklungstest erzielt, kann noch ein anderer Faktor als eine gute Erziehungspartnerschaft dafür verantwortlich sein. Trotzdem wurde eine starke Erziehungspartnerschaft als Qualitätsmerkmal in Erziehungseinrichtungen eingeführt und es gibt viele kooperationsorientierte Eltern, die diesem Merkmal einen hohen Stellenwert zuschreiben (vgl. Kalicki 2015, S. 197).
Da aus der Bindungsforschung die hohe Bedeutsamkeit einer guten Eltern-KindBeziehung hervorgeht, ist die Unterstützung der Eltern auch bei kritischem Erziehungsverhalten in den Vordergrund zu stellen (vgl. Roth 2014, Kap.7, S. 4; Schneider 2015, S. 16). Abschließend lässt sich nach Roth (ebd., S. 6) hervorheben, dass das Kind eine positive Sicht auf sich selber und die Welt gewinnt, wenn die Akzeptanz für seine Eltern und die Kultur seiner Familie gegeben ist.
3 Herausforderungen in der Erziehungspartnerschaft
3.1 Typische Spannungsfelder
Hinter dem Begriff Erziehungspartnerschaft verbirgt sich mehr als auf den ersten Blick angenommen, weil die Dynamik der Beziehung zwischen Institution und Familie komplex und ambivalent ist. Da die Wertevorstellungen von Erziehungsberechtigten und pädagogischen Fachkräften unterschiedlich sein können, ist die Bemühung um eine vorurteilssensible Haltung wichtig. Eine Herausforderung kann somit die Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund darstellen. Dabei kann zum einen die Verständigung durch Sprachprobleme der Elternteile erschwert werden und zum anderen können z.B. eine geschlechterspezifische Erziehung oder eine unterschiedliche Sexualnorm zu Konflikten führen (vgl. Diller/Schelle 2009, S. 32). Darüber hinaus kann die Beziehung zwischen Eltern und Erzieherinnen von Konkurrenzgefühlen geprägt sein, weil beide eine Bindung zum Kind haben (vgl. ebd., S.30). Des Weiteren besteht ein Konfliktpotential im Falle eines Altersunterschiedes beispielsweise zwischen jungen Müttern und älteren Erzieherinnen oder jungen Erzieherinnen und älteren Müttern. In der letzteren Konstellation kann es sein, dass das ältere Elternteil der jüngeren Erzieherin die Erziehungskompetenz nicht zutraut (vgl. ebd., S. 31).
3.2 Gelingendere Beziehungsgestaltung durch Professionalisierung
Durch eine professionelle und reflexive Haltung von Seiten der Erzieherinnen können die aufkommenden Konflikte mit Hilfe einer passenden Kommunikation angesprochen werden. Das bedeutet, dass die Erzieherinnen ihren Ärger, im Gegensatz zu den Eltern, auf Grund ihrer professionellen Rolle, konstruktiv zum Ausdruck bringen sollten. Durch Supervision oder Fortbildungen kann es den pädagogischen Fachkräften ermöglicht werden, ihre Aufgaben und ihre Rolle nochmals zu verinnerlichen und Konflikte aus der Distanz zu analysieren (vgl. ebd., S.32). Die im vorherigen Abschnitt erwähnten Spannungsfelder können einer harmonischen Kooperation mit den Eltern im Weg stehen. Deswegen ist jene professionelle Haltung der pädagogischen Fachkräfte bedeutsam, welche Anerkennung der Eltern und Respekt vor dessen Erziehungsstil in den Vordergrund stellt (vgl. Vogt 2015, S. 7).
4 Die Förderung der Erziehungspartnerschaft
4.1 Beispiel der Pen Green-Methode
Das im Jahre 1997 entstandene Early Excellence Konzept aus England fördert die Erziehungspartnerschaft, indem es die Eltern in die pädagogische Arbeit mit einbezieht und die Familie präventiv stärkt (Burdorf-Schulz/Müller o.J.). Zudem ist der Ansatz dieses Konzeptes ressourcenorientiert und eignet sich gut für sozial benachteiligte Familien. Die Betrachtung der Ganzheitlichkeit der Person ist wesentlich. Denn durch die Kenntnis über die verschiedenen Rollen der Elternteile, an die wiederum individuelle Erfahrungen geknüpft sind, steigt die Akzeptanz gegenüber ihnen, sodass die Zusammenarbeit gestärkt wird (vgl. Schlevogt2014, S. 133).
Ein weiterer zentraler Aspekt stellt die Elternarbeit mit den pädagogischen Fachkräften auf Augenhöhe dar. Die Family Worker des „Early Excellence Centre Pen Green“ in Corby in England haben diesen Ansatz bereits verfolgt. Bei ihren Hausbesuchen stand der Respekt und die Wertschätzung gegenüber den Familien im Vordergrund. Ein Hierarchieunterschied wurde vermieden, indem die Family Worker die Eltern nicht mit einer belehrenden Haltung begegneten und ihnen beispielsweise keine Hausaufgaben verordneten (vgl. Hebenstreit-Müller 2005, S.16).
Um die Eltern mehr mit einzubeziehen, wurde das typische Entwicklungsgespräch zwischen Erzieherinnen und Eltern erweitert. Bei der Pen Green-Methode sind Eltern in einer Teamsitzung anwesend, in der sie die Einschätzung über die Fähigkeiten und über das Verhalten ihres Kindes aus Beobachtungsbögen vorgelesen bekommen. Anschließend können die Eltern Ergänzungen vornehmen, die ihren eigenen Erfahrungen von zu Hause entsprechen und aus ihrer Sicht noch fehlen (vgl. Schlevogt 2014, S. 133).
4.2 Beispiel der Marte Meo-Methode
Ebenso wie beim Early Excellence Ansatz greift die Marte Meo-Methode auf die Ressourcen der erziehenden Eltern zurück. Das Konzept entspringt dem Gedanken, dass die Eltern ihre Kinder am längsten kennen, sie die Expertinnen für sie sind und sie somit um deren Potentiale Bescheid wissen. Die Begründerin Maria Aarts, konzipierte die Methode in den 70er-Jahren auf dem Hintergrund der Frage, wie Entwicklungs- und Lernprozesse in alltäglichen Situationen gefördert werden können. Als Mittel dazu wird per Video-Aufzeichnung eine Spiel- oder Lernsituation zwischen Elternteil und Kind gefilmt, um sie später mithilfe einer Interaktionsanalyse auszuwerten (vgl. Koldewey/Porsch 2015, S. 18).
Durch eine Marte Meo-Therapeutin erhalten die Eltern eine Rückmeldung darüber, welche Interaktionen bereits entwicklungsunterstützend für ihre Kinder waren. Dies hat eine anerkennende Wirkung auf die Eltern, da sie sich ihrer erzieherischen Fähigkeiten nochmals bewusstwerden (vgl. ebd., S. 19).
4.3 Verantwortung der Eltern und der Institution für die Erziehungspartnerschaft in Familienzentren
Die Erziehungspartnerschaft in einem Familienzentrum unterscheidet sich insofern von der in einer Kita, als dass es mehr Angebote gibt, durch die die Zusammenarbeit gestärkt werden kann (14. Kinder und Jugendbericht 2013, S. 402, zit. nach Roth 2014, Kap. 10, S.42). Zusätzlich hat die Deckung der Bildungsbedarfe der Eltern durch Bildungsangebote wiederum einen positiven Effekt auf das Kind. Wie zu Beginn der Ausarbeitung durch die Definition von Erziehungspartnerschaft vermittelt wurde, sollten bei der Eltern-ErzieherinnenBeziehung beide Parteien gleich viel Verantwortung für die Erziehung des Kindes übernehmen. Dass die Familienzentren oder die Einrichtungen jedoch hauptverantwortlich für die Schaffung der Bedingungen für eine gute Erziehungspartnerschaft sind, ergibt sich aus folgenden Sichtweisen:
Die pädagogischen Fachkräfte sind aufgefordert auf die individuellen Lebensformen der Familien einzugehen und deren Eindrücke und Erfahrungen miteinzubeziehen (Schneider 2015, S.17). Zusätzlich ist es förderlich, sich seitens der pädagogischen Fachkräfte trotzdem um eine starke Eltern-Kind-Beziehung zu bemühen im Falle der Verweigerung der Zusammenarbeit durch die Eltern (Prott/Hautumm 2004, S. 38 f., zit. nach Roth 2014, Kap. 9, S. 4). Darüber hinaus ist es von Seiten der Erzieherinnen wichtig, das Interesse von Eltern zu gewinnen, die sich weniger aktiv um die Entwicklung des Kindes kümmern können bzw. passiv in der Gestaltung der Erziehungspartnerschaft agieren (ebd., S. 5).
Bei den Eltern zeigt sich, dass sie sich selber einbringen möchten, wie zum Beispiel bei der Mitgestaltung von Festen. Gleichzeitig erwarten sie eine Kooperation von Seiten der Einrichtung aus und nehmen Entwicklungsgespräche mit den Erzieherinnen und weitere Angebote des Familienzentrums in Anspruch (Kalicki 2010, S. 196). Obwohl eine gute partnerschaftliche Zusammenarbeit von der Bemühung der Institution und der Familie gleichermaßen abhängt, ist der Erfolg insofern asymmetrisch, als dass das Familienzentrum die Angebote erst initiieren muss. Laut Roth (2014, Kap. 7, S.1) können die pädagogischen Fachkräfte steuern, in welchem Rahmen, wie verbindlich und wie strukturiert zusammengearbeitet wird bzw. die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft gestaltet wird.
Daraus resultiert, dass die Eltern für die Wahrnehmung der Angebote und dessen Ausgestaltung verantwortlich sind, aber das Spektrum der Angebote abhängig von den Familienzentren ist. Der Austausch zwischen pädagogischen Fachkräften und Erziehungsberechtigen erfolgt meistens spontan in Bring- und Abholzeiten. Deswegen ist es wichtig, dass die Eltern die Möglichkeit dazuhaben, sich zusätzlich durch Elternabende und Elternbefragungen miteinzubringen, sodass sie sich ernst genommen fühlen (Kalicki 2010, S.198).
5 Fazit
Aufgrund des eingegrenzten Rahmens der Arbeit konnte keine detailliierte Ausarbeitung stattfinden bzw. kein Gegenstand selber untersucht werden. Dennoch versucht die Hausarbeit, einen Überblick über die Ausgestaltung einer Erziehungspartnerschaft in Familienzentren zu leisten und ihre Notwendigkeit zu verdeutlichen. In Bezug auf das in der Einleitung genannte Fallbeispiel ergäbe sich folgende Lösung: Es wäre im Sinne einer gelungenen Erziehungspartnerschaft seitens der Einrichtung sinnvoll, mit den Eltern weiterhin in Kommunikation zu bleiben und die Gründe zu erörtern, warum die Eltern nur eine eingeschränkte Kooperation zeigen.
Abschließend können folgende Thesen schlussfolgernd zusammengefasst werden: Die wachsenden Anforderungen an die Erziehungsleistung bedürfen einer partnerschaftlichen Unterstützung durch pädagogische Fachkräfte. Dabei sollten Familienzentren die Erziehungspartnerschaft stärken, da sich das Kind positiver entwickelt, wenn es den Rückhalt durch die Zusammenarbeit zwischen Familie und institutionellen Erziehenden erfährt. Obwohl dieser direkte positive Einfluss auf die kindliche Entwicklung noch unzureichend bewiesen wurde, bezeugen bisherige Erfahrungswerte diese These.
Zudem ist die anerkennende, professionelle Haltung auf Augenhöhe den Eltern gegenüber, als Schlüsselbegriff in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zu charakterisieren. Dabei wäre es wichtig in einzelnen anspruchsvollen Fällen, wie zum Beispiel bei der Kindeswohlgefährdung, eine Lösung zu finden, bei der die Eltern-Kind-Bindung dennoch erhalten bleibt. Schließlich ist hervorzuheben, dass das Familienzentrum in der Verantwortung ist, genug Angebote zu initiieren und die Voraussetzungen für eine gelingende Erziehungszusammenarbeit zu schaffen und selbst bei Desinteresse der Eltern weiterhin das Gespräch zu suchen.
6 Literaturverzeichnis
Böllert, Karin (Hg.) (2008): Von der Delegation zur Kooperation. Bildung in Familie, Schule, Kinder- und Jugendhilfe. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verl, für Sozialwiss.
Burdorf-Schulz, J.; Müller R. (o.J): Early Excellence Centers - Eine neue Form der Elternbildung? https://www.kindergartenpaedagogik.de/2198.html (zuletzt geprüft am 25.03.2018
Diller, A.; Schelle, R. (2009): Von der Kita zum Familienzentrum. Konzepte entwickeln - erfolgreich umsetzen: Herder.
Drosten, R. (2015): Familienzentren - von der Idee zum Konzept. Ganzheitliche Unterstützungsstrukturen für Familien entwickeln. Hamburg: disserta Verlag.
Hartmann S.; Hohl G.; Scherer P.; Walker U. (2007): Gemeinsam für das Kind. Erziehungspartnerschaft und Elternbildung im Kindergarten. Weinmar/Berlin: verlag das netz.
Hebenstreit, S.; Kühnel, B. (Hg.) (2005): Integrative Familienarbeit in Kitas. Individuelle Förderung von Kindern und Zusammenarbeit mit Eltern. PFH-Beiträge zur pädagogischen Arbeit: dVb (9).
Kalicki, B. (2010): Spielräume einer Erziehungspartnerschaft von Kindertageseinrichtung und Familie. In: Zeitschrift für Pädagogik 56 (2), S. 193205.
Koldewey, G.; Porsch, D. (2015): Bei Marthe Meo sind Eltern Experten. Gelebte Erziehungspartnerschaft in der Kita. In: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik (7), S. 4-39
Roth, X. (2014): Handbuch Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Zusammenarbeit mit Eltern in der Kita. 1. Aufl. Freiburg: Herder
Schlevogt, V.; Vogt, H. (Hg.) (2014): Wege zum Kinder- und Familienzentrum. Ein Praxisbuch. Berlin: Cornelsen.
Schneider A. (Hg.) (2015): Die Kita als Türöffner - Wege zur
Sozialraumorientierung. Unter Mitarbeit von S. Herzog, C. Kaiser-Hylla, U. Pohlmann, X. Roth und K. Steinhäuser: Cornelsen.
Schönig, W. (2012): Soziale Arbeit als Intervention und Modus der Sozialpolitik. In: Benz, Benjamin / Rieger, Günter / Schönig, Werner/Többe-Schukalla, Monika (Hg.): Politik SozialerArbeit. Band 1: Theoretische und disziplinäre Perspektiven. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, S. 29-50.
Vogt, H. (2015): Eltern anerkennen. Ein Schlüssel für wertschätzende Zusammenarbeit. In: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik (7), S. 4-39.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus des Textes "Inhaltsverzeichnis"?
Der Text fokussiert sich auf die Erziehungspartnerschaft in Familienzentren, von der Definition und den Anforderungen bis hin zu den Herausforderungen und Fördermöglichkeiten.
Wie wird Erziehungspartnerschaft definiert?
Erziehungspartnerschaft wird als eine Zusammenarbeit zwischen pädagogischen Einrichtungen und Eltern verstanden, um die elterliche Erziehung zu unterstützen. Im Gegensatz zur früheren "Elternarbeit" betont sie die selbstreflektierte, vorurteilsbewusste und ressourcenorientierte Haltung der Erzieher.
Welche neuen Anforderungen werden an die Erziehung gestellt?
Die Erwartungen an ein funktionierendes Familienleben sind gestiegen, was zu einem erhöhten Bedarf an Unterstützung durch pädagogische Einrichtungen führt. Familienbilder sind pluralistischer geworden, und das Wissen über frühkindliche Entwicklung hat sich vervielfacht, was zu einem höheren Druck auf die Eltern führt.
Was sind die Vorteile der Erziehungspartnerschaft?
Eine gute Zusammenarbeit zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften wirkt sich positiv auf die Entwicklung des Kindes aus. Sie ermöglicht eine Akzeptanz der Eltern und der Kultur der Familie, was zu einer positiven Sicht des Kindes auf sich selbst und die Welt führt.
Welche Herausforderungen gibt es in der Erziehungspartnerschaft?
Typische Spannungsfelder entstehen durch unterschiedliche Wertevorstellungen, Sprachprobleme, Konkurrenzgefühle zwischen Eltern und Erziehern, Altersunterschiede und fehlende Kompetenzzuschreibung. Die Erziehungspartnerschaft ist komplex und ambivalent.
Wie kann die Erziehungspartnerschaft gefördert werden?
Beispiele für die Förderung der Erziehungspartnerschaft sind die Pen Green-Methode und die Marte Meo-Methode, die beide auf die Ressourcen der Eltern zurückgreifen und sie in die pädagogische Arbeit einbeziehen. Eine professionelle Haltung der Erzieher ist hier zentral.
Wer trägt die Verantwortung für die Erziehungspartnerschaft in Familienzentren?
Obwohl beide Parteien (Eltern und Institution) gleich viel Verantwortung tragen sollten, liegt die Hauptverantwortung für die Schaffung der Bedingungen für eine gute Erziehungspartnerschaft bei den Familienzentren. Sie müssen Angebote initiieren und das Gespräch suchen, auch wenn Eltern Desinteresse zeigen.
Was sind die wichtigsten Thesen der Arbeit?
Die wachsenden Anforderungen an die Erziehungsleistung erfordern eine partnerschaftliche Unterstützung. Familienzentren sollten die Erziehungspartnerschaft stärken, da die Zusammenarbeit positiv auf die kindliche Entwicklung wirkt. Eine anerkennende, professionelle Haltung den Eltern gegenüber ist entscheidend.
- Quote paper
- Jana Zerche (Author), 2018, Die Förderung der Erziehungspartnerschaft durch Familienzentren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1189881