„Ich habe niemanden, der mich unterstützt – ich mache das alles allein.“ So beschreibt ein Schüler seine Bildungssituation in einem Interview mit dem Bremer Regionalmagazin „buten un binnen“ vom 01.02.2020. In dem Beitrag werden zwei Schüler miteinander verglichen. Was beide unterscheidet ist das Elternhaus und die allgemeine Lebenssituation. Der erste Schüler, von dem auch das Zitat stammt, ist vor vier Jahren aus Albanien nach Deutschland gezogen und ist Sohn einer Altenpflegerin und eines Leiharbeiters. Der Zweite lebt seit seiner Geburt in einem Reihenhaus und ist Sohn von Akademikern, die ihn zusätzlich fördern. Jedoch haben beide auch etwas gemeinsam, beide wollen nach der Schullaufbahn Informatiker werden.
Dieser Beitrag ist nicht der einzige, der auf das Problem „Chancenungleichheit“ aufmerksam machen möchte. 2018 hat die überregionale Wochenzeitung „Die Zeit“ einen Artikel veröffentlicht, in der sie die Bildungssituation kritisiert: es gibt immer noch eine zu große Leistungsschere. Zusammenhängend mit dem beginnenden Zitat stellt sich folgende Frage: haben beide Schüler trotz der unterschiedlichen Startbedingungen dieselben Chancen auf einen Beruf als Informatiker? Und wenn nicht, ist der Bildungserfolg dann vollständig vererbt oder kann man es aus eigener Leistung und Motivation auch unabhängig von Elternhaus und anderen sozialen Faktoren zum Bildungserfolg schaffen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Zweck und Aufbau dieser Hausarbeit
2. Definitionen
2.1 Chancengleichheit in Bezug auf Bildung
2.2 Soziale Schichten
3. Missverhältnis in der Bildung
4. Mögliche Faktoren und Ursachen für Chancenungleichheit
4.1 Ursachenfaktor Eltern & Familie
4.2 Ursachenfaktor Schule
4.3 Ursachenfaktor Sprache
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
„Ich habe niemanden, der mich unterstützt – ich mache das alles allein.“ So beschreibt ein Schüler seine Bildungssituation in einem Interview mit dem Bremer Regionalmagazin „buten un binnen“ vom 01.02.2020. In dem Beitrag werden zwei Schüler miteinander verglichen. Was beide unterscheidet ist das Elternhaus und die allgemeine Lebenssituation. Der erste Schüler, von dem auch das Zitat stammt, ist vor vier Jahren aus Albanien nach Deutschland gezogen und ist Sohn einer Altenpflegerin und eines Leiharbeiters. Der Zweite lebt seit seiner Geburt in einem Reihenhaus und ist Sohn von Akademikern, die ihn zusätzlich fördern. Jedoch haben beide auch etwas gemeinsam, beide wollen nach der Schullaufbahn Informatiker werden.(Hausmann, 2020) Dieser Beitrag ist nicht der einzige, der auf das Problem „Chancenungleichheit“ aufmerksam machen möchte. 2018 hat die überregionale Wochenzeitung „Die Zeit“ einen Artikel veröffentlicht, in der sie die Bildungssituation kritisiert: es gibt immer noch eine zu große Leistungsschere.(ZEIT, 2018) Zusammenhängend mit dem beginnenden Zitat stellt sich folgende Frage: haben beide Schüler trotz der unterschiedlichen Startbedingungen dieselben Chancen auf einen Beruf als Informatiker? Und wenn nicht, ist der Bildungserfolg dann vollständig vererbt oder kann man es aus eigener Leistung und Motivation auch unabhängig von Elternhaus und anderen sozialen Faktoren zum Bildungserfolg schaffen.
1.1 Zweck und Aufbau dieser Hausarbeit
Im Rahmen des Seminars „Soziologische Theorie - Soziale Ungleichheit“ möchte ich in dieser Arbeit die bereits gestellte Frage näher untersuchen. Die Arbeit wird die Theorien verschiedener wissenschaftlicher Autoren nutzen, um einen wissenschaftlichen Einblick in die Problematik bereit zu stellen. Zudem möchte ich auch verschiedene Faktoren aufzeigen, die direkten Einfluss auf den Schulerfolg haben können. Die Modularbeit ist in vier Abschnitte gegliedert. Der erste Teil widmet sich der terminologischen Klärung. Darauf aufbauend wird im zweiten Teil gezeigt und analysiert, wie sich die Bildungssituation in Deutschland über die vergangenen Jahrzehnte entwickelt hat. Ausgangspunkt des dritten Kapitels sind mögliche Faktoren und Ursachen für Missverhältnisse in der Bildung. Am Ende der Arbeit möchte ich ein Fazit ziehen und versuchen eine Antwort auf die einführende Frage zu finden. In der Arbeit wird auf internationale Vergleiche oder Analysen verzichtet, der Fokus liegt auf dem Bildungssystem Deutschlands. Zum Schluss dieses Abschnittes möchte ich noch erwähnen, dass diese Arbeit lediglich einen Einblick mit ausgesuchten Themenaspekten in das Themengebiet zeigen möchte, da eine vollständige Bearbeitung des Themas den vorgegebenen Umfang der Ausarbeitung nicht gerecht werden würde.
2. Definitionen
In diesem Kapital der Arbeit, sollen verschiedene Begriffe zunächst geklärt werden, um der Arbeit korrekt folgen zu können. Die Begriffe „soziale Schichten“ und „Chancengleichheit“ sind von besonderer Bedeutung für diese Ausarbeitung, da sie essenzielle Aspekte der Leitfrage darstellen.
2.1 Chancengleichheit in Bezug auf Bildung
Es gibt keine eindeutige Definition des Begriffs Chancengleichheit in der Bildung. Es gibt viele verschiedene Meinungen und Erklärungen wie dieser Begriff zu verstehen ist. (vgl. Köhler, 1992, S. 15) Rolf Becker, Bildungssoziologe und Professor an der Universität Bern, verweißt auf das Grundgesetz. Aus Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes wird deutlich, dass unser sozialdemokratischer Staat verpflichtet ist das Gleichheitsprinzip zu befolgen. Daraus schließt sich die Konsequenz, dass jede Schülerrin und jeder Schüler das selbe Recht auf Bildung und den selben Zugang zu Bildung haben müsste um eine sogenannte Bildungchancengleichheit zu erreichen. (vgl. Becker, 2010, S. 161ff) Geschichtsträchtig wurde der Begriff erst in den 60er Jahren, davor war der Begriff lange irrelevant. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigte eine empirische Studie (Coleman, 1968), dass es große Unterschiede bei gewissen Schülerinnen und Schülern (nachfolgend SuS) exisitieren. Außerdem wurde gezeigt, dass bestimmte soziale Faktoren die SuS bevorzugen beziehungsweise (nachfolgend bzw.) benachteiligen. (vgl. Wulf, 1984, S. 115ff) Nach der Studie wurde der Begriff von vielen verschiedenen wissenschaftlichen und poltischen Positionen aufgegriffen und behandelt, aufgrund der Menge an Positionen werde ich aber nur zwei Positionen behandeln, da diese für ein Grundwissen genügen. Die liberale Position betont die Startchancen, sie verlangen, dass jede Schule die gleiche Ausstattung besitzt, damit ein fairer Bildungswettkampf stattfinden kann (Dahrendorf, 1966). Die sozialistische Position hingehen beschreibt, dass es unmöglich ist ein noch bessere Chancengeleichheit zu etablieren, da die bereits in der Gesellschaft vorliegende Ungleichheit dies unterbindet. Stattdessen soll man die Benachteiligungen und Bevorzugungen abschaffen(Jencks, 1971, S. 431ff). Letztlich ist noch zu erwähnen, dass es sich bei der Chancengleicht nur um eine wissenschafltiche Theorie handelt, ein Erreichen einer absoluten Chancengleicht ist unmöglich aufgrund der permanenten Disparitäten der Menschheit. Daher konzentriert man sich auf die Verringerung von Chancenungleichheit anstatt dem Versuch die absolute Chancengleichheit zu erreichen. Pierre Bourdieu ist ein Vorreiter, was den Begriff Chancengleichheit betrifft, in seinem Werk „Die Illusion der Chancengleichheit“ zeigt er anhand Frankreichs, dass die Spitze der Gesellschaft vorgibt, was Norm ist, deshalb ist die Chancengleichheit nicht zu erreichen.
2.2 Soziale Schichten
Der Begriff soziale Schichten beschreibt eine Einteilung und Differenzierung der Gesellschaft in sogenannten Schichten. Determinanten für die Differenzierung sind unterschiedliche soziale Merkmale, nach Schauenberg zählen zu diesen Merkmalen zum Beispiel Status, Bildung, der ökonomischer Hintergrund oder Migrationshintergründe. Je niedriger die Schicht ist, desto weniger Möglichkeiten besitzt man in der Gesellschaft. Diese mangelnde Möglichkeiten können sich dann zum Beispiel in der Bildung wieder zeigen. (vgl. Schauenberg, 2007, S. 25ff) Es gibt verschiedene Schichtenmodelle, die sich in der Menge an Schichten und den Kriterien der Schichten unterscheiden. Trotzdem versuchen alle Modelle die Ungleichheit der Gesellschaft in eine Ordnung zu bringen. Die klassischte Version der sozialen Schichten wird in Arbeiterschicht, Mittelschicht und Oberschicht eingeteilt, von diesen Schichten werden dann meistens weitere Merkmale differenziert. (vgl. Geißler, 2006, S. 97ff) Zur Veranschaulichung und zum Zweck den besseren Hineindeckens möchte ich an dieser Stelle kurz auf das Dahrendorfhäuschen eingehen. Das Dahrendorfhäuschen ist ein soziales Schichtenmodell der Bevölkerung der damaligen BRD im Jahr 1965. Das Modell wurde von Ralf Dahrendorf in seinem Buch Gesellschaft und Demokratie in Deutschland erstmals vorgestellt. Dahrendorf hat die Gesellschaft nach seinen Determinanten gegliedert, diese wären für das Modell die Sozialmentalität und die Funktion im Wirtschaftssystem.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Dahrendorfhäuschen
Im Zusammenhang mit sozialen Schichten, spricht man auch oft von der sozialen Herkunft. Der Begriff soziale Herkunft drückt aus, welches soziokulturelles Erbe man besitzt. Dieses Erbe besteht überwiegend aus Ressourcen und Normen, die von der sozialen Schicht bestimmt werden.
3. Missverhältnis in der Bildung
Bevor mögliche Faktoren und Ursachen für die Chancenungleichheit in der Bildung aufgezeigt und analysiert werden, sollen relativ aktuelle und konkrete Verhältnisse in der Bildung vorgestellt werden.
Abbildung 3 ist eine Infografik der Bundezentrale für politische Bildung und des Wissenschaftszentrum Berlin. Die Grafik zeigt Relationen zwischen dem höchsten Schulabschluss der Eltern und den Besuchten Schulformen derer Kinder. Die Zahlen wurden durch einen Mikrozensus im Jahr 2009 erhoben. Demnach sind Kinder von Eltern mit Hochschulreife am häufigsten an Gymnasien (61,7%), Kinder von Eltern mit Mittlerer Reife am häufigsten an Realschulen (48,8%) und Kindern von Eltern mit einem Hauptschulabschluss bzw. ohne Schulabschluss am häufigsten an Hauptschulen (38,3% bzw. 42,7%) vertreten. Die meisten Eltern besuchen also die Schulform, deren Eltern schon besucht haben.
Aber nicht nur in der Schule prägt das Elternhaus den Bildungsweg, von 100 Kindern von Eltern mit Hochschulabschluss nehmen 77 Kinder ein Studium auf, elf davon haben dabei zunächst eine Berufsschule besucht und 66 Kinder ein Gymnasium. Im Vergleich dazu nehmen von 100 Kindern von Eltern ohne Schulabschluss nur 23 Kinder ein Studium auf, davon haben sieben Kinder zunächst eine Berufsschule besucht und 16 Kinder ein Gymnasium. Daraus folgt, dass Kinder von Eltern mit einem Hochschulabschluss viel wahrscheinlicher ein Studium aufnehmen als Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss. Außerdem ist zuerkennen, dass Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss in der Sekundarstufe II eher eine Berufsschule besuchen statt einem Gymnasium. (Middendorf, Apolinarski, Poskowsky, Kandula, & Netz, 2013, S. 112)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auch ist der Zuwachs an Schülern, die ein Gymnasium besuchen, unterschiedlich stark. Während der Anteil der Kinder aus der höchsten sozialen Schicht zwischen 2000 und 2009 von 56% auf 61% gestiegen ist, ist der Anteil der Kinder aus der niedrigsten Schicht nur von 12% auf 16%. Dies geht aus dem Vergleich der Datensätze der PISA-Studien des OECD aus dem Jahr 2000 und 2009 hervor.
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