Der Tod Ludwig des Frommen leitete eine neue Phase in der karolingischen Reichsgeschichte ein. Denn mit dem Ableben des Ludwigs am 20.06.840 starb nicht nur ein fränkischer König und Kaiser, sondern auch die Idee der Reichseinheit. Wie bereits sein Vater und Großvater hinterließ er dem Frankenreich eine Schar von Erben, welche alle ihre Ansprüche und Positionen verteidigen wollten. Folglich dem alten fränkischen Erbgesetz Chlodwigs, der den Besitz unter seinen Erben (Söhnen) teilte, wurde auch weiter geteilt. Doch war es bis dahin nur zu kurzweiligen oder gar keinen Teilungen gekommen. Jedoch hatten divisio regnorum und ordinatio imperii Schule gemacht. Aber dennoch waren diese Teilungen nicht das Ende des Frankenreiches gewesen, sondern vielmehr nur eine Teilung der Hausherrschaft der Karolinger. Bei diesen Teilungen entstanden Binnengrenzen, die aber nicht von langer Dauer waren und oftmals mit dem Aussterben der jeweiligen Linie wieder verschwanden. Denn es bestand immer die Option der Wiedergewinnung dieser Gebiete im Sinne der Idee der Reichseinheit. Die Abhängigkeit der mittelalterlichen Herrschaftsverhältnisse vom Grundbesitz führte dazu, dass der Erbgedanke über den Bereich des Privatrechtes hinaus bis in das Erbrecht der Dynastie verfolgt wurde. Von seinen Söhnen entmachtet und gestürzt, erlebte Ludwig der Fromme die inneren Kämpfe um das Reich nur in Gefangenschaft und konnte dann selbst nicht mehr aktiv in die Nachfolgereglungen eingreifen. Seine Söhne hingegen, Lothar voran, horteten die Macht. Lothar ließ sich zum Kaiser machen, da die Bischofsversammlung, welche sich seit 829 ein Aufsichtsrecht über den Kaisertitel zuschrieb, ihm bestätigte, dass der ehemalige Kaiser Ludwig dieses Amt nur unzulänglich verwaltet habe. Aber auch Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche wollten sich nicht nur auf ihre Unterkönigtümer beschränken lassen. Lothar wollte nämlich das Reich nach der Ordinatio Imperii von 817 aufteilen, jedoch hätte dies eine territoriale Rückstufung Ludwigs und Karls bedeutet, die sie nicht mehr gewillt waren einzugehen. Lothar konnte sich jedoch mit seiner Politik nicht durchsetzen. Und so kehrte Ludwig der Fromme, nachdem Lothar mit seinen Gefolgsleuten geflohen war, wieder auf seinen Thron zurück. Am 01.03.834 wurde Ludwig der Fromme erneut in die Kirche aufgenommen, mit den Reichsinsignien geschmückt und als Kaiser wieder anerkannt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und unmittelbare Vorgeschichte
- Die Schlacht von Fontenoy
- Der Vertrag von Verdun
- Die Bücher des Nithard
- Die Annales Fuldenses
- Die Annales Bertiniani
- Die Annales Xantenses
- Die Auswirkungen des Vertrages
- Gesamtinterpretation und abschließende Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Vertrag von Verdun im Jahr 843 und seine zeitgenössischen Quellen. Ziel ist es, die unmittelbaren Vorgeschichte, die Ereignisse um die Schlacht von Fontenoy und die langfristigen Auswirkungen des Vertrags zu beleuchten. Die Analyse konzentriert sich auf die Interpretation der verschiedenen Quellen und deren Aussagekraft für das Verständnis der damaligen politischen und gesellschaftlichen Situation.
- Der Zerfall des karolingischen Reiches
- Die Rolle der Quellen in der Geschichtsforschung
- Die Bedeutung der Schlacht von Fontenoy
- Die Folgen des Vertrags von Verdun
- Die Machtverhältnisse innerhalb der karolingischen Dynastie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und unmittelbare Vorgeschichte: Der Tod Ludwigs des Frommen im Jahr 840 markierte das Ende der karolingischen Reichseinheit. Seine Söhne, Lothar, Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche, kämpften um die Macht und die Teilung des Reiches. Die Arbeit beleuchtet die interne Schwäche des Frankenreichs, die durch die Machtkämpfe und die zunehmenden Angriffe der Nordmänner verschärft wurde. Die vorangehenden Teilungen des Reiches und die Versuche Ludwigs des Frommen, seine Söhne zu befriedigen, werden im Detail beschrieben und analysiert. Die Unfähigkeit Ludwigs, die Reichseinheit zu erhalten, wird als zentrale Ursache für den anschließenden Zerfall des Reiches dargestellt, wobei die Rolle des Adels und die unterschiedlichen Interessen der Söhne besonders hervorgehoben werden.
Die Schlacht von Fontenoy: Dieses Kapitel behandelt die entscheidende Schlacht von Fontenoy, die den Bruderkrieg zwischen Lothar, Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen auslöste. Die Schlacht wird als Wendepunkt im Zerfall des karolingischen Reiches dargestellt, welcher durch die darauffolgende Verhandlung eines Vertrags besiegelt wurde. Die Beschreibung der Schlacht selbst wird mit einem Zitat eines mittelalterlichen Dichters eingeleitet und die Bedeutung des Ereignisses für die weitere Entwicklung des Frankenreichs wird betont. Die Folgen der Schlacht und ihre Auswirkungen auf die weiteren Verhandlungen werden detailliert analysiert.
Der Vertrag von Verdun: Diese Sektion analysiert den Vertrag von Verdun anhand verschiedener Quellen, darunter die Bücher des Nithard, die Annales Fuldenses, die Annales Bertiniani und die Annales Xantenses. Es wird gezeigt, wie diese Quellen unterschiedliche Perspektiven auf den Vertrag bieten und welche Informationen sie über die politische Situation und die Motive der beteiligten Parteien liefern. Die verschiedenen Interpretationen der Quellen werden verglichen und es werden die jeweiligen Stärken und Schwächen der einzelnen Quellen herausgearbeitet. Es werden somit die jeweiligen Interessen und die unterschiedlichen Ziele der Beteiligten beleuchtet und die Bedeutung der einzelnen Quellen im Gesamtkontext bewertet.
Die Auswirkungen des Vertrages: Dieses Kapitel befasst sich mit den langfristigen Folgen des Vertrags von Verdun für die politische Landkarte Europas. Die neu entstandenen Königreiche werden vorgestellt, und ihre Entwicklung wird kurz umrissen. Die Bedeutung des Vertrags für die Entstehung der drei großen europäischen Königreiche (Frankreich, Deutschland, Italien) wird erörtert und die langfristigen Folgen für die politische Ordnung und die kulturelle Entwicklung Europas beschrieben.
Schlüsselwörter
Vertrag von Verdun, Karolinger, Reichsteilung, Bruderkrieg, Quellenkritik, Nithard, Annales Fuldenses, Annales Bertiniani, Annales Xantenses, Fontenoy, Reichseinheit, mittelalterliche Geschichte, fränkische Geschichte, Machtverhältnisse, Dynastie.
Häufig gestellte Fragen zum Vertrag von Verdun
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert den Vertrag von Verdun (843) und seine Auswirkungen auf das karolingische Reich. Sie untersucht die Vorgeschichte, insbesondere den Bruderkrieg und die Schlacht von Fontenoy, sowie die langfristigen Folgen der Reichsteilung. Die Analyse stützt sich auf verschiedene zeitgenössische Quellen, deren Interpretation und Aussagekraft kritisch geprüft werden.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf wichtige Quellen des frühen Mittelalters, darunter die Bücher des Nithard, die Annales Fuldenses, die Annales Bertiniani und die Annales Xantenses. Die unterschiedlichen Perspektiven und die jeweiligen Stärken und Schwächen dieser Quellen werden im Detail analysiert und verglichen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: den Zerfall des karolingischen Reiches, die Rolle der Quellen in der Geschichtsforschung, die Bedeutung der Schlacht von Fontenoy, die Folgen des Vertrags von Verdun und die Machtverhältnisse innerhalb der karolingischen Dynastie. Die interne Schwäche des Frankenreichs, die Machtkämpfe der Söhne Ludwigs des Frommen und die zunehmende Bedrohung durch die Normannen werden ebenfalls eingehend betrachtet.
Wie wird der Vertrag von Verdun analysiert?
Der Vertrag von Verdun wird anhand der unterschiedlichen Quellen kritisch analysiert, wobei die jeweiligen Interessen und Ziele der beteiligten Parteien beleuchtet werden. Die Arbeit vergleicht die verschiedenen Interpretationen der Quellen und wertet deren Bedeutung im Gesamtkontext aus.
Welche Folgen hatte der Vertrag von Verdun?
Die Arbeit beschreibt die langfristigen Folgen des Vertrags von Verdun für die politische Landkarte Europas. Sie erörtert die Entstehung der drei großen europäischen Königreiche (Frankreich, Deutschland, Italien) und die Auswirkungen auf die politische Ordnung und die kulturelle Entwicklung Europas.
Welche Rolle spielt die Schlacht von Fontenoy?
Die Schlacht von Fontenoy wird als entscheidender Wendepunkt im Bruderkrieg und im Zerfall des karolingischen Reiches dargestellt. Die Arbeit analysiert die Schlacht selbst und ihre Auswirkungen auf die weiteren Verhandlungen, die letztendlich zum Vertrag von Verdun führten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Vertrag von Verdun, Karolinger, Reichsteilung, Bruderkrieg, Quellenkritik, Nithard, Annales Fuldenses, Annales Bertiniani, Annales Xantenses, Fontenoy, Reichseinheit, mittelalterliche Geschichte, fränkische Geschichte, Machtverhältnisse, Dynastie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel: Einleitung und unmittelbare Vorgeschichte; Die Schlacht von Fontenoy; Der Vertrag von Verdun; Die Auswirkungen des Vertrags; Gesamtinterpretation und abschließende Zusammenfassung.
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- Frank Stüdemann (Author), 2001, Der Vertrag von Verdun 843 und seine zeitgenössischen Quellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118801