[„Heureka!“ (griech.: „Ich hab’s (gefunden)“) Archimedes, (287 - 212 v. Chr.), griechischer Physiker, Mathematiker und Mechaniker, als er das Archimedische Prinzip entdeckt hatte.] Geniale Ideen hatten die Menschen schon im antiken Griechenland, wie das oben erwähnte Zitat von Archimedes beweist. Auch in der griechischen Mythologie war es Odysseus, der mit seiner Idee vom trojanischen Pferd den jahrzehntelangen Krieg entschied. Im Laufe der Geschichte gab es noch eine ganze Reihe berühmter Persönlichkeiten, die ebenfalls geniale Ideen hatten. Newton erkannte der Anekdote nach das Prinzip der Gravitation durch einen auf ihn hinunter fallenden Apfel. Ob diese Geschichten nun exakt stimmen oder nicht – wir verbinden grundsätzlich einzelne Genies mit den genialen Einfällen im Laufe der Geschichte. Diese Studienarbeit handelt im Grundsatz ebenfalls von genialen Ideen, genauer gesagt vom Prozess zur Generierung solcher Ideen. Denn jede Idee ist ein Produkt der Kreativität. Aber ist Kreativität wirklich den wenigen Genies vorbehalten? In welchen Fällen ist eine einzelne Person tatsächlich kreativer als eine Gruppe? Was gilt es bei den Kreativitätstechniken zu beachten? Und wie werden diese Techniken in der Praxis eingesetzt? Diese Fragen werden wir in den nächsten Kapiteln beantworten. Unser Fokus liegt dabei auf der Präsentation der wichtigsten Kreativitätstechniken und deren Einsatz in der Praxis. Zusätzlich dazu erläutern wir in den nächsten Kapiteln kurz einige generelle Aspekte zur Kreativität und ordnen die Kreativitätstechniken in ein bekanntes Problemlösungsschema ein.
INHALTSVERZEICHNIS
1 GENERELLE ASPEKTE ZUR KREATIVITÄT
1.1 Einleitende Gedanken
1.1.1 Einleitung
1.1.2 Definition von Kreativität
1.1.3 Ist Kreativität erlernbar?
1.1.4 Kreativität als Gruppen- oder Einzelleistung
1.2 Kreativitätstechniken in der Betriebswirtschaftslehre
1.2.1 Einordnung in die St. Galler Entscheidungsmethodik
1.2.2 Kreativität und Unternehmenskultur
2 ÜBERSICHT DER WICHTIGSTEN KREATIVITÄTSTECHNIKEN
2.1 Auswahl der untersuchten Kreativitätstechniken
2.2 Brainstorming
2.3 Methode 635
2.4 Bionik
2.4.1 Bionik und Technik
2.4.2 Bionik und Management
2.5 Morphologische Analyse
2.6 Hutwechsel-Methode
3 EINSATZ DER KREATIVITÄTSTECHNIKEN IN DER PRAXIS
3.1 Brainstorming
3.2 Methode
3.3 Bionik
3.3.1 Technische Bionik
3.3.2 Schwarmintelligenz
3.4 Morphologische Analyse
3.5 Hutwechsel-Methode
4 FAZIT
VERZEICHNISSE UND ANHANG
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anhang
1 GENERELLE ASPEKTE ZUR KREATIVITÄT
1.1 Einleitende Gedanken
1.1.1 Einleitung
„Für eine Idee braucht man keinen Krieg „Heureka!“ (griech.: „Ich hab’s (gefunden)“)
zu führen: Ideen kommen ohne Pulver Archimedes, (287 - 212 v. Chr.), griechischer Physiker, Mathematiker und Blei durch die Welt.“ und Mechaniker, als er das Archimedische Prinzip entdeckt hatte.
Paul Anton de Lagarde, (1827 - 1891), deutscher Orientalist und Kulturphilosoph, eigentlich Paul Anton Bötticher Geniale Ideen hatten die Menschen schon im antiken Griechenland, wie das oben erwähnte Zitat von Archimedes beweist. Auch in der griechischen Mythologie war es Odysseus, der mit seiner Idee vom tro- janischen Pferd den jahrzehntelangen Krieg entschied. Im Laufe der Geschichte gab es noch eine ganze Reihe berühmter Persönlichkeiten, die ebenfalls geniale Ideen hatten. Newton erkannte der Anekdote nach das Prinzip der Gravitation durch einen auf ihn hinunter fallenden Apfel. Ob diese Geschichten nun exakt stimmen oder nicht – wir verbinden grundsätzlich einzelne Genies mit den genialen Einfällen im Laufe der Geschichte.
Diese Studienarbeit handelt im Grundsatz ebenfalls von genialen Ideen, genauer gesagt vom Prozess zur Generierung solcher Ideen. Denn jede Idee ist ein Produkt der Kreativität. Aber ist Kreativität wirklich den wenigen Genies vorbehalten? In welchen Fällen ist eine einzelne Person tatsächlich kreativer als eine Gruppe? Was gilt es bei den Kreativitätstechniken zu beachten? Und wie werden diese Techniken in der Praxis eingesetzt? Diese Fragen werden wir in den nächsten Kapiteln beantworten.
Unser Fokus liegt dabei auf der Präsentation der wichtigsten Kreativitätstechniken und deren Einsatz in der Praxis. Zusätzlich dazu erläutern wir in den nächsten Kapiteln kurz einige generelle Aspekte zur Kreati- vität und ordnen die Kreativitätstechniken in ein bekanntes Problemlösungsschema ein.
1.1.2 Definition von Kreativität
Keiser (2003) ist der Auffassung, dass Kreativität im Kopf stattfindet und sich als schöpferische Kraft äus- sert (S. 2). Gleichzeitig betont sie aber, dass keine abschliessend richtige Definition von Kreativität existie- re. Styhre und Sundgren (2005) haben sich intensiv mit der Definition von Kreativität befasst. Im Zusam- menhang mit der Definition von Kreativität erscheint uns im Bezug auf den Gebrauch von Kreativität in Kreativitätstechniken vor allem die Klärung der Beziehung zwischen der Kreativität einer Person und der (Kreativitäts-) Technik wichtig:
„In a humanist, subject-centred epistemology, creativity is what is safely located within the human sub- ject; his or her abilities to conceive of new ideas and new statement of empirical investigations are only supported by the use of technology and tools.” (S. 46).
1.1.3 Ist Kreativität erlernbar?
Wie im ersten Kapitel erwähnt, entsteht häufig der Eindruck, Kreativität sei eine angeborene Gabe und darum nur wenigen Personen vorbehalten. Die anderen Leute müssten sich damit abfinden, dass sie nicht kreativ sind. Edward de Bono ist ein bekannter Autor und Dozent im Themenbereich der Kreativität. Er bestreitet vehement, dass Kreativität nicht lernbar ist:
Wir können kreatives Denken genauso lernen wie Mathematik, Kochen oder Tennisspielen. Das be- deutet nicht, dass jeder, der sein kreatives Potential weiterentwickelt, gleich ein schöpferisches Ge- nie sein muss. Es kann ja auch nicht jeder, der Tennis spielen lernt und sich dabei einigermassen ge- schickt anstellt, Wimbledon gewinnen. Es gibt zahlreiche Abstufungen, die auf der Kreativitätsskala zwischen genial und im Alltag nützlich angesiedelt sind. (1996, S. 257)
Dazu muss man festgefahrene Denkmuster bei sich selber erkennen und systematisch durchbrechen. De Bono nennt diesen Prozess „laterales Denken“ (S. 51). Eine Möglichkeit, laterales Denken zu fördern, sieht de Bono in der so genannten „Hutwechsel-Methode“ (S. 73), die in späteren Kapiteln dieser Studienarbeit noch ausführlicher behandelt wird. Laterales Denken kann aber auch schon durch eine kreative Grundhal- tung (S. 146) gefördert werden:
…die Bereitschaft, konstruktiv und mit offenem Blick neue Wege zu erforschen, statt auf der Stelle zu treten und zu beurteilen, ob ein Lösungsansatz richtig oder falsch ist. Kreativität beinhaltet das Interesse, praktische, nützliche und stichhaltige Ideen zu entwickeln. Der Kreative geht im Unter- schied zu den „Eingleisigen“ davon aus, dass viele Wege zum Ziel führen. Nicht jeder Schritt in die- sem Prozess muss die Hürde des Urteils nehmen und von der Vernunft akzeptiert werden.
1.1.4 Kreativität als Gruppen- oder Einzelleistung
Um die beiden Formen des kreativen Prozesses übersichtlich zu vergleichen, haben wir zwei Tabellen mit Vor- und Nachteilen erstellt, die auf de Bonos Erkenntnissen (S. 218) basieren:
Tabelle 1: Die Kreativität des Einzelnen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Die Kreativität in der Gruppe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Konklusion
De Bono sieht die Kreativität des Einzelnen vor allem dann angebracht, wenn völlig neue Wege gefunden werden müssen. Diese Ideen können dann sehr gut in der Gruppe weiterentwickelt werden (S. 218). Wo eine grosse Akzeptanz der Idee gefragt ist, sollten möglichst alle Gruppenmitglieder einbezogen werden. Auch Collins (2001) ist der Ansicht, dass gerade Führungskräfte motivierter sind, wenn sie in die Ideenfin- dung einbezogen werden und nicht aufgrund einer Idee eines Einzelnen vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
1.2 Kreativitätstechniken in der Betriebswirtschaftslehre
1.2.1 Einordnung in die St. Galler Entscheidungsmethodik
Abbildung 1: Die St. Galler Entscheidungsmethodik im Überblick (Nikitin, 2007)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten1
Kreativitätstechniken kommen gemäss Abbildung 1 als integrierter Bestandteil der St. Galler Entschei- dungsmethodik erst dann zum Einsatz, wenn das Problem bereits erfasst ist und eine Ist-Analyse durchge- führt wurde. Kreativitätstechniken dienen im Rahmen dieses Modells ausschliesslich zur Entwicklung von Varianten, die Bewertung der ausgearbeiteten Varianten wird danach zum Beispiel mit einer Nutzwert- analyse vollzogen. Diese Abgrenzungen erscheinen uns wichtig, da zum Beispiel das Ursache-Wirkungs- Diagramm2 in der Literatur teilweise auch als Kreativitätstechnik bezeichnet werden (Boche, 2003, S. 118). Mit dem Ursache-Wirkungs-Diagramm von Kaoru Ishikawa können aber wohl eher Probleme erfasst als Lösungsvarianten entwickelt werden. Um eine optimale Integration der von uns untersuchten Kreativi- tätstechniken in die St. Galler Entscheidungsmethodik zu gewährleisten, selektionierten wir nur diejeni- gen Kreativitätstechniken, die auch tatsächlich einen Beitrag zur Entwicklung von Lösungsvarianten leisten können.
1.2.2 Kreativität und Unternehmenskultur
Gemäss De Bono (1996) sollte jede Unternehmung ein grosses Interesse daran haben, in das kreative Potential der Mitarbeiter zu investieren. Dabei sei nicht einmal die tatsächliche monetäre Investition ent- scheidend, sondern der Stellenwert, der dem kreativen Potential beigemessen wird: David Tanner grün- dete als Prozessmanager bei Du Pont ein Kreativitätszentrum, das sich unweit des Büros des CEO‘s be- fand. „Das ist genau die Ernsthaftigkeit, mit der man das Thema Kreativität im Unternehmen angehen sollte. Die Investition in das kreative Potential hat Ähnlichkeit mit der Investition in die Forschung – sie kostet nur weniger.“ (S. 243)
Ein Kreativitätszentrum organisiert Seminare und Schulungen für die Belegschaft. Schliesslich spielt es aber keine Rolle, ob man die Mitarbeiter mit einem Kreativitätszentrum oder auf andere Wege (z.B. mit externen Seminaren, Intranetmitteilungen oder Lernprogrammen) mit dem Thema Kreativität konfron- tiert, es sollte letztlich jeder einzelne Mitarbeiter auf das Thema Kreativität sensibilisiert worden sein:
„Der Kreativität im Job stehen viele Hindernisse im Weg, zuallererst die Unternehmenskultur. Kreativität muss man zulassen und fördern", erklärt Lilo Endriss, Psychologin und Inhaberin der Hamburger Beratung "Kreatives Management". Das sei eine Führungsaufgabe. Auch Beatris Uhlig, Berliner Psychologin, Wirt- schaftswissenschaftlerin und Trainerin bei Eisberg-Seminare teilt diese Ansicht: "Gutes Arbeitsklima und Führungsverhalten sind die Voraussetzungen. Und „gut“ heisst in diesem Zusammenhang, dass Andersar- tigkeit toleriert wird." (Pawlik, 2006, S. 69)
Unter Zulassen und Fördern von Kreativität könnte man beispielsweise eine einfache Möglichkeit zur De- ponierung von Verbesserungsmöglichkeiten mit entsprechender Honorierung von später umgesetzten Vorschlägen verstehen. Thomas Kühne weiss aus seiner Tätigkeit bei der UBS, dass dieser Prozess dort so festgelegt und verankert ist. Als abschliessende Bemerkung zu diesem Kapitel bleibt zu erwähnen, dass selbst die beste Unternehmenskultur nichts nützt, wenn die Kreativitätstechniken nicht bekannt sind oder falsch angewendet werden. Im nächsten Kapitel werden wir Ihnen darum einen Überblick über die Funk- tionsweise von fünf ausgewählten Kreativitätstechniken verschaffen.
2 EIN ÜBERBLICK ÜBER DIE WICHTIGSTEN KREATIVITÄTSTECHNIKEN
2.1 Auswahl der untersuchten Kreativitätstechniken
Da wir im Rahmen dieser Semesterarbeit eine formelle Einschränkung von maximal 15 Textseiten einhal- ten müssen, haben wir uns entschieden, wenige Kreativitätstechniken ausführlich zu behandeln. Alterna- tiv dazu wäre uns auch die Möglichkeit offen gestanden, sämtliche oder die meisten bekannten Kreativi- tätstechniken vorzustellen. Bei einer solch umfassenden Präsentation hätten wir aber nicht vertieft auf die einzelnen Techniken eingehen können und auch der Praxiserfahrung hätte ein jeweils kleinerer Rah- men beigemessen werden müssen. Zur Vervollständigung ist aber eine ausführliche Auflistung diverser Kreativitätstechniken nach Keiser (2003) im Anhang unter Abbildung 1 aufgeführt.
Zwei massgebliche Selektionskriterien waren eine möglichst problemlose Eingliederung in die bereits erläuterte St. Galler Entscheidungsmethodik (Kapitel 1.2.1) und eine häufige Erwähnung in der wissen- schaftlichen und praxisbezogenen Literatur. Als Indikatoren für unseren Entscheid können zum Beispiel Higgins und Wiese (1996, S. XI), Boche (2003, S. 111), Rizzi (2007), Nöllke (2006, S. 5) oder Zeller (2005, S. 47) angeführt werden. Ausserdem achteten wir auf eine diversifizierte Auswahl von verschiedenen Arten von Kreativitätstechniken sowie auf den Einbezug von expliziten Gruppentechniken und solchen Techni- ken, die auch von einer Einzelperson angewendet werden können. Im Weiteren verzichten wir aus Platz- gründen auf die explizite Begründung, warum die jeweilige Kreativitätstechnik unsere Selektionskriterien erfüllt hat.
2.2 Brainstorming
Eine weit verbreitete Kreativitätstechnik ist das Brainstorming. Diese Technik gehört zu den intuitiven Methoden. Intuitive Methoden haben gemäss Keiser (2003) vor allem zum Zweck, die Phase der Inkubati- on zu beschleunigen, während die Qualität der Vorschläge vorerst im Hintergrund steht. Die Ideen wer- den in dieser Phase auch nicht ausgearbeitet und Kritik ist prinzipiell verboten. Intuitive Methoden wer- den meistens in Gruppen angewendet, wobei sich die Gruppenmitglieder gegenseitig anregen sollten (S. 8).
Das Brainstorming findet in beinahe allen Schulstufen sowie in der Praxis häufig ihre Anwendung und auch die Literatur hat sich bereits intensiv damit beschäftigt. Zweck dieser Kreativitätstechnik war ur- sprünglich eine Steigerung der Qualität sowie Quantität verkaufsfördernder Ideen (Osborn, 1953, S. 297 - 304, zit. in Higgins und Wiese, 1996, S. 126).
Voraussetzung für den Einsatz des Brainstormings ist eine lockere Atmosphäre, welche kreatives Denken ermöglicht. In einer ersten Phase werden jegliche Gedanken und Lösungsvorschläge in Bezug auf das Thema aufgenommen und schriftlich festgehalten. Die Teilnehmer sollen dabei möglichst wenig einge- schränkt werden. Letter (2008) erklärt dazu, dass es keine schlechten Ideen gibt und somit jegliche Ansät- ze notiert werden. Higgins und Wiese (1996) betonen ausserdem, dass die Quantität der Beiträge im Zent- rum steht und über die einzelnen Wortmeldungen nicht diskutiert wird (S. 126). Bayerl (2003) bestätigt ebenfalls, es sei verboten, einen Vorschlag zu kritisieren.
Eine wichtige Rolle kommt dem Moderator zu. Zu Beginn der Sitzung notiert er das Wort zentral auf der Schreibfläche. Anschliessend nimmt er erste Ideen auf und hält seinerseits kritische Aussagen bereit, falls das Brainstorming und die Quantität der Beiträge abzuflachen droht. Werlen (2003) fügt hinzu, dass sich auch die Teilnehmer vorzubereiten haben und ihre Ideen somit gut durchdacht sind. Mittels professionel- ler Führung der Sitzung strebt der Moderator einen strukturierten Ablauf an. Kürten (1997) führt dazu als wichtige Regel aus: „Die absolute Trennung zwischen der Phase der Ideenproduktion und der Phase der Bewertung.“
Der anschliessende Bewertungsprozess umfasst hauptsächlich die Gliederung der Inputs in übergeordnete Gruppen sowie deren Priorisierung. Letter (2008) stellt dabei das realistische Denken in den Vordergrund und schreibt, dass am Ende der Bewertung lediglich die umsetzbaren Ideen übrig bleiben sollten.
2.3 Methode 635
Die Methode 635 gehört gemäss Jungbluth (1998) zu den Brainwriting-Methoden und ist ebenfalls eine intuitive Methode. Mit dieser Kreativitätstechnik können sich die Teilnehmer dank dem einfachen Vorge- hen innert kürzester Zeit auseinandersetzen. Die drei Buchstaben stehen dabei für je eine wichtige Kom- ponente des Verfahrens:
Sechs Teilnehmer werden benötigt, um je
drei Ideen innert
fünf Minuten auszuarbeiten.
Die Ideen werden jeweils auf einem Stück Papier, welches nach fünf Minuten zum nächsten Teilnehmer weitergereicht wird, notiert. Dabei können die auf dem vorliegenden Papier festgehaltenen Ideen laufend weiterentwickelt werden. Die Teilnehmer erhalten durch die Zirkulation der Ideen stets neue Inputs. Hig- gins und Wiese (1996) weisen darauf hin, dass die erste Runde auch auf zwei Minuten begrenzt werden kann, da in dieser Runde noch keine bestehenden Ideen gelesen und weiterentwickelt werden müssen (S. 133). In einer Runde werden somit 18 Ideen notiert, was nach sechs Runden und somit 30 Minuten folg- lich zu 108 Ideen führt. Letter (2008) hält fest, dass anschliessend die nicht vermeidbaren Doppelungen zu löschen sind sowie danach die verbleibenden Ideen auf deren Realisierbarkeit geprüft werden müssen.
Gemäss Higgins und Wiese (1996) verbleiben anschliessend rund 60 gute Ideen (S. 133). Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass trotz etlicher Doppelungen viele brauchbare Ideen übrig bleiben sollten. Jungbluth (1998) schreibt jedoch, dass die Ideen bezüglich Spontaneität und Phantasie qualitativ nicht dasselbe Niveau wie das Brainstorming erreichen. Zudem macht Jungbluth auf den wach- senden Zeitdruck während des Verfahrens aufmerksam. Dies mag insofern stimmen, da wie oben erwähnt mit exakten Zeitvorgaben gearbeitet wird, was beispielsweise beim Brainstorming nicht der Fall ist. Dem gegenüber kann es möglicherweise ein Vorteil sein, dass jeder Teilnehmer stets drei neue Ideen zu entwi- ckeln hat. Eine vergleichbare Vorgabe an Quantität fehlt hier jedoch beim Brainstorming.
2.4 Bionik „Natura nihil est callidius“
(lat.: „ Es gibt nichts Erfinderischeres als die Natur“), Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.)
2.4.1 Bionik und Technik
Die Bionik gehört zu den recherchebasierten Methoden. Recherchebasierte Methoden werden gemäss Keiser (2003) vor allem in der ersten Phase der Problemlösung angewendet und können auch als Vorbe- reitung auf eine andere Kreativitätstechnik eingesetzt werden.
Dabei befasst man sich intensiv mit dem Problem und versucht mit Hilfe von empirischen Forschungsmethoden eine Lösung des Problems zu finden. In der Bionik kommen dabei vor allem die Literaturrecherche, das Experiment und die Beobachtung zur Anwendung. Eine recherchebasierte Methode kann in der Regel sowohl von einer Einzelperson wie auch von mehreren Personen durchgeführt werden.
Abbildung 2: Der „Smartfish“ orientiert sich an der Form des Thunfischs
Der Begriff Bionik ist ein Kunstwort zwischen Biologie und Technik. Die Bionik sucht in der Natur Lösungen oder Lösungsansätze für (technische) Probleme. Nachtigall (1991, zit. In Gramann, 2003, S. 67) beschreibt die Bionik als Synthese betreibende Disziplin, bei der die
Abbildung 3: Ansatz von Gramann (2003) zur
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten3
Die Idealvorstellung, dass die technische Forschungsabteilung einer Unternehmung mittels Litera- turrecherche auf die Forschungsergebnisse aus Beobachtungen und Experimenten der technischen Biolo- gie zugreifen und entsprechende Analogien finden kann, scheitert gemäss Gramann (2003, S. 67-71) einerseits am Zeitdruck und andererseits an den Informationsbarrieren zwischen Biologie und Technik. Die Informationsbarriere besteht nach Gramann vor allem darin, dass die meisten Techniker nicht über das erforderliche Fachwissen für eine intensive Literaturrecherche im Bereich der technischen Biologie verfügen. Um also für technische Problemstellungen Lösungen aus der Natur zu finden, drängen sich systematische Arbeitsmethoden förmlich auf (S. 71). Als Beispiele von solchen Methoden lassen sich gemäss Gramann die Ansätze nach Zerbst4 (1987) oder Hill5 (1997) aufführen. Beim Ansatz nach Zerbst handelt es sich um eine algorithmische Suchstrate- gie. Eine entsprechende Grafik des Ansatzes von Zerbst ist im Anhang (Abbildung 2) aufgeführt. Während Gramann beim Ansatz von Zerbst vor allem die zu eng gefasste Definition von Ähnlichkeit zwischen Natur und Technik bemängelt, kommentiert er das Vorgehen von Hill als unspezifisch und zu kurz greifend, da er keine Hilfestellung zur Überschreitung der erwähnten Informationsbarriere bietet.
Der Ansatz von Gramann ist in Abbildung 3 dargestellt und wird durch eine Assoziationsliste6 ergänzt, die den Zugang zur Fachliteratur erleichtern und somit die Informationsbarriere überschreiten soll. Die Asso- ziationsliste zeichnet sich insbesondere durch die wissenschaftlichen Bezeichnungen der biologischen Organismen aus, die den „Technikern“ ansonsten meistens völlig unbekannt sind.
[...]
1 Diese Einfälle während dem Feierabend sind der so genannten Phase der Inkubation zuzuordnen. Gemäss Keiser (2003) stellt die Inkubation die zweite von insgesamt vier Phasen des kreativen Prozesses dar, bei der man das Unterbewusstsein arbeiten lässt. Es ist empfehlenswert, sich während der Inkubation nicht mit dem Problem zu befassen. Aus diesem Grund hat man geniale Einfälle relativ häufig während dem Feierabend.
2 Cf. Figure 1 in Berry, P. H. & Dahl, J.L (2000). The new JCAHO pain standards: Implications for pain management nurses, Pain Management Nursing, 1 (1), 3-12. Retrieved May 12, 2008 at http://www.sciencedirect.com/science/article/B6WP6-45SR86H-2/1/4971e19b88e3cddd7c2bc4ce053e229a.
3 Die technische Biologie ist eine eigene Wissenschaftsdisziplin und sollte nicht mit der Biologie im Allgemeinen verwechselt werden. Sie untersucht und beschreibt gem. Nachtigall (1991, zit. In Gramann, 2003, S. 67) Kon- struktionen und Verfahrensweisen der Natur unter Einbezug der Analyse- und Deskriptionsverfahren der Physik und Technik.
4 Vgl. Zerbst, E. (1987). Bionik: biologische Funktionsprinzipien und ihre Anwendung. Stuttgart: Teubner.
5 Vgl. Hill, B. (1997 ). Innovationsquelle Natur: Naturorientierte Innovationsstrategie für Entwickler, Konstrukteu- re und Designer. Aachen: Shaker.
6 Ein Ausschnitt aus der Assoziationsliste ist im Anhang unter Abbildung 3 aufgeführt. Die vollständige Liste kann in der im Literaturverzeichnis aufgeführten Dissertation von Gramann (2003) konsultiert werden.
- Quote paper
- Thomas Kühne (Author), Matthias Bachmann (Author), 2008, Eine Übersicht der wichtigsten Kreativitätstechniken und deren Einsatz in der Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118724
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