[...] Die Beweisführung tritt Descartes mit der Methode des Zweifels an, mit der zunächst alles bisherige Wissen in Frage gestellt wird – bis auf die intuitive Grundgewissheit „Ich denke“. Von diesem Fundament aus konstruiert er ein neuartiges Wissensgerüst, in dem zwischen denkender (res cogitans) und ausgedehnter Substanz (res extensa) unterschieden wird. Der methodische Zweifel ist bei Descartes Instrument der Erfahrungsanalyse und führt zunächst zu dem Ergebnis, dass nicht denkunabhängige Dinge, sondern Bewusstseinsinhalte das unmittelbar Erfahrene sind. Röd deutet dies als einen grundlegenden Schritt in Richtung der neuzeitlichen transzendentalphilosophischen Einstellung, deren Gegenstand die Möglichkeitsbestimmung gegenständlicher Erfahrung ist. Descartes’ Methode hat die Aufgabe, dazu anzuleiten, die Bedingungen herbeizuführen, unter denen intuitive Erkenntnis erfolgen kann. Sein erkenntnistheoretischer Ansatz ist rein rationalistisch und stellt einen deutlichen Bruch zum traditionellen aristotelischen Denken dar, deren Methoden Descartes kritisiert. Dem Programm der „okkulten Wissenschaften“, das hinter Naturphänomenen okkulte Eigenschaften als Ursache voraussetzt, setzt er seine analytische Methode entgegen, die von den sichtbaren, evidenten Gegebenheiten ausgeht und diese methodisch analysiert. Der Methode des Syllogismus, die er zum Gewinn neuer Erkenntnisse als nutzlos erachtet, stellt er den Erkenntnisgewinn aus Intuition und De¬duktion entgegen.
Ich habe ein Thema zu Descartes‘ erster Meditation gewählt, weil ich untersuchen möchte, inwiefern Zweifel ein Instrument zur Gewinnung zweifelsfreier Gewissheit sein kann, was zunächst paradox erscheint. Ich analysiere hierfür zunächst die Ziele und Funktionen des methodischen Zweifels. Dann beschreibe ich die Methode selbst: die Regeln, die ihr zu Grunde liegen und deren Ausführung in der ersten Meditation. Des Weiteren werden die Reichweite des Zweifels, seine Charakteristika und Grenzen beleuchtet.
Die erste Meditation, die Gegenstand dieser Hausarbeit ist, dient dazu, zunächst nicht nur alles Wissen, sondern vor allem die Grundlagen des vorhandenen Wissens radikal in Frage zu stellen, so dass am Ende dieser Meditation scheinbar nichts mehr gewiss ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ziele und Funktionen des Zweifels.
- Der Zweifel als Methode..
- Anwendung festgelegter Regeln
- Die Stufen des Zweifels
- Die Reichweite des Zweifels.......
- Was charakterisiert den methodischen Zweifel? ..
- Grenzen des Zweifels
- Eigene Beurteilung .....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit René Descartes' erster Meditation aus den "Meditationes de prima philosophia". Sie analysiert die Rolle des Zweifels als methodisches Instrument zur Erlangung von Gewissheit. Die Arbeit untersucht die Ziele und Funktionen des Zweifels, seine Anwendung in der ersten Meditation sowie seine Reichweite und Grenzen.
- Die Bedeutung des Zweifels als Mittel zur Korrektur von Vorurteilen
- Die selektive Funktion des Zweifels: Isolierung von unumstößlichen Gewissheiten
- Der methodische Zweifel als Instrument der Erfahrungsanalyse
- Die Unterscheidung zwischen denkender und ausgedehnter Substanz
- Die Abgrenzung des methodischen Zweifels von der antiken Skepsis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt Descartes' Werk "Meditationes de prima philosophia" sowie die Bedeutung des Zweifels in der ersten Meditation vor. Das zweite Kapitel beleuchtet die Ziele und Funktionen des Zweifels, wobei sowohl seine korrektive als auch seine selektive Funktion im Hinblick auf die Gewinnung von Gewissheit herausgestellt werden. Das dritte Kapitel widmet sich der Methode des Zweifels an sich, einschließlich der Anwendung festgelegter Regeln und der Stufen des Zweifels. Das vierte Kapitel diskutiert die Reichweite des Zweifels, seine Charakteristika und Grenzen. Das fünfte Kapitel beinhaltet eine eigene Beurteilung der Thematik.
Schlüsselwörter
Descartes, Meditationes de prima philosophia, methodischer Zweifel, Gewissheit, Vorurteile, Erfahrungsanalyse, res cogitans, res extensa, Skepsis, Rationalismus.
- Quote paper
- Alexandra Stoßnach (Author), 2007, Descartes' Meditationes de prima philosophia: Wie begründet und wie weit reichend ist der Zweifel in der ersten Meditation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118631