In dem autobiografischen Werk „Jugenderinnerungen und Bekenntnisse“ erinnert sich Paul
Johann Ludwig von Heyse unter anderem an seine Knabenjahre in der Berliner Wohnung am
Weidendamm, die in der Nähe eines trüben Kanals lag, der in die Spree mündete. Heyse
berichtet, dass er dort von einem kleinen Treppchen hinter einem Wirtshaus aus den Schiffern
oft bei ihrer Arbeit zugesehen habe. In dem oben angeführten Auszug aus seiner
Autobiografie zeichnet er ein anekdotisches Bild von dieser Jugendzeit, das ihn und sein
Werk zutreffend charakterisiert. Diese Hausarbeit beschäftigt sich zuerst mit dem Lebenslauf,
den Lebensumständen und künstlerischen Beziehungen von Paul Heyse. Der heute fast
vergessene Nobelpreisträger nahm als Dichterfürst in der Nachfolge Goethes zu Lebzeiten
eine herausragende Stellung im literarischen Leben ein. Während seiner Zeit in München als
freier Schriftsteller im Auftrag des Königs genoss das „Glückskind“ finanzielle Sorgenfreiheit
sowie die Gesellschaft und Gespräche in den damals elitären Dichter- und Gelehrtenkreisen.
Für sein umfangreiches Werk und Leben für die „Kunst“, wie sie in den Salons gepflegt
wurde, erhielt er 1910 als erster deutscher Autor für sein belletristisches Werk den Nobelpreis
für Literatur - „als Huldigungsbeweis für das vollendete und von idealer Auffassung geprägte
Künstlertum, das er während einer langen und bedeutenden Wirksamkeit als Lyriker,
Dramatiker, Romanschriftsteller und Dichter von weltberühmten Novellen an den Tag gelegt
hat“ (Begründung des Nobelpreiskomitees). Paul Heyse galt damals als „Modedichter“ und
verkörpert „in hohem Maße zumindest einen Teil des geistigen Lebens seiner Zeit“, wie Karl
Pörnbacher in einem Nachwort zu zwei von ihm im Reclam-Verlag herausgegebenen
Novellen des Dichters anführt (S.103). Sein Werk zeichnet sich weniger durch Innovationen
aus, vielmehr gilt es als Erbe der Klassiker. Heyse hatte die Begabung, Altes und
Vorgefundenes zu verarbeiten und meisterlich zu verfeinern. Dennoch geriet es an den Rand
der Vergessenheit. Im Gegensatz zu seinen Werken, blieb seine Falkentheorie, in der er
gattungstheoretische Ansichten zur Novelle formulierte, auch nach seinem Tod beständig im
literaturwissenschaftlichen Gedächtnis. Bis heute beschäftigen sich besonders
Literaturwissenschaftler, Schulklassen im Deutschunterricht und Studenten in Universitäten mit ihr.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- ,,Paul? Wer war eigentlich Paul?“
- Heyses Falkentheorie
- ,,L'Arrabbiata\" - Die Widerspenstige
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Leben und Werk des deutschen Schriftstellers Paul Heyse. Sie beleuchtet seinen Lebenslauf, seine Lebensumstände und seine künstlerischen Beziehungen, insbesondere im Kontext seiner Zeit als „Dichterfürst“. Die Arbeit untersucht Heyses Bedeutung im literarischen Leben und seine Anerkennung als Nobelpreisträger für Literatur. Des Weiteren wird Heyses „Falkentheorie“ vorgestellt und am Beispiel seiner Erstlingsnovelle „L`Arrabiata“ erläutert.
- Heyses Leben und Werk als „Dichterfürst“
- Heyses Bedeutung im literarischen Leben des 19. Jahrhunderts
- Heyses Nobelpreis für Literatur und seine Anerkennung als Schriftsteller
- Heyses „Falkentheorie“ und ihre Bedeutung für die Gattung der Novelle
- Analyse von Heyses Erstlingsnovelle „L`Arrabbiata“ im Kontext seiner „Falkentheorie“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt den Fokus auf Paul Heyses Leben und Werk. Sie beleuchtet kurz seine Jugend und seine Zeit als „Glückskind“ in der Nachfolge Goethes. Zudem wird die Bedeutung seines Werkes und seine Ehrung als Nobelpreisträger für Literatur hervorgehoben.
Hauptteil
,,Paul? Wer war eigentlich Paul?“
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Paul Heyses Lebenslauf und seinen Lebensumständen. Es beleuchtet die familiäre Umgebung, seine Kindheit und Jugend sowie den Einfluss seiner Eltern auf seinen Werdegang.
Heyses Falkentheorie
Dieses Kapitel widmet sich Heyses „Falkentheorie“, einer gattungstheoretischen Betrachtung der Novelle. Es stellt die wichtigsten Punkte der Theorie vor und erläutert ihre Relevanz für die Literaturwissenschaft.
,,L'Arrabbiata\" - Die Widerspenstige
In diesem Kapitel wird Heyses Erstlingsnovelle „L`Arrabbiata“ im Kontext seiner „Falkentheorie“ analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die zentralen Elemente der Novelle und ihre Bedeutung für Heyses gattungstheoretische Ansichten.
Schlüsselwörter
Paul Heyse, Dichterfürst, Novelle, Falkentheorie, „L`Arrabbiata“, Nobelpreis für Literatur, Lebenslauf, Lebensumstände, künstlerische Beziehungen, Belletristik, Literaturgeschichte, 19. Jahrhundert, deutsche Literatur, Gattungsgeschichte
- Quote paper
- Steffi Mohr (Author), 2008, Der letzte deutsche Dichterfürst Paul Heyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118610