Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich mit der Frage, ob Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf besser lernen können, wenn sie gemeinsam mit Kindern ohne sonderpädagogischem Förderbedarf oder separiert von diesen unterrichtet werden. Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Arbeiten von Aleksander Kojac und Johanna Krull herangezogen.
Die Arbeit besteht aus sechs Teilen. Zunächst wird in das Thema eingeleitet. Im ersten Kapitel werden die Argumente für und gegen eine gemeinsame Beschulung erläutert. Im zweiten Kapitel werden die Ergebnisse der Studie von Aleksander Kojac zusammengefasst, welche untersucht, ob Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf höhere Kompetenzen an Regel- oder Förderschulen entwickeln. Hierdurch soll die eingangs gestellte Forschungsfrage beantwortet werden. Anschließend wird im dritten Kapitel die Studie von Johanna Krull zusammengefasst, welche das Ausgrenzungsrisiko von SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen untersucht. Auch dies dient der Beantwortung der Forschungsfrage. Im vierten Kapitel wird diskutiert, inwiefern mithilfe dieser Studien die Forschungsfrage beantwortet werden konnte. Ein Fazit, in welchem die Ergebnisse zusammen-gefasst werden, die eingangs gestellte Frage beantwortet wird und ein Ausblick gegeben wird, beschließt die Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Für und Wider von gemeinsamer Beschulung
1.1 Argumente für eine gemeinsame Beschulung
1.2 Argumente gegen eine gemeinsame Beschulung
2. Empirische Untersuchung nach Aleksander Kojac
3. Untersuchungen nach Johanna Krull
4. Diskussion
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Inklusive Bildung ist schon seit 1900 ein fundamentales Thema in der Bildung.1 Spätestens mit der Inkraftsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2010 wird das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Förderschwerpunkt in Schulen ausgebaut.2 Hieraus ergibt sich die Frage, ob Kinder mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt an Regelschulen oder an Förderschulen höhere Kompetenzen entwickeln können.
Die vorliegende Arbeit dient der Ausarbeitung des Referats vom 19.05.2020 zum Thema: „Wo Lernen Kinder besser? Empirische Befunde zum gemeinsamen und separierten Unterricht“. Das auszuarbeitende Referat behandelte die Frage, ob Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf besser lernen können, wenn sie gemeinsam mit Kindern ohne sonderpädagogischem Förderbedarf oder separiert von diesen unterrichtet werden. Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Arbeiten von Aleksander Kojac und Johanna Krull herangezogen.
Der Aufbau der vorliegenden Arbeit orientiert sich an der Struktur des Referats. Die Arbeit besteht aus sechs Teilen. Zunächst wird in das Thema eingeleitet. Im ersten Kapitel werden die Argumente für und gegen eine gemeinsame Beschulung erläutert. Im zweiten Kapitel werden die Ergebnisse der Studie von Aleksander Kojac zusammengefasst, welche untersucht, ob Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf höhere Kompetenzen an Regel- oder Förderschulen entwickeln. Hierdurch soll die eingangs gestellte Forschungsfrage beantwortet werden. Anschließend wird im dritten Kapitel die Studie von Johanna Krull zusammengefasst, welche das Ausgrenzungsrisiko von SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen untersucht. Auch dies dient der Beantwortung der Forschungsfrage. Im vierten Kapitel wird diskutiert, inwiefern mithilfe dieser Studien die Forschungsfrage beantwortet werden konnte. Ein Fazit, in welchem die Ergebnisse zusammengefasst werden, die eingangs gestellte Frage beantwortet wird und ein Ausblick gegeben wird, beschließt die Arbeit.
Ziel der Arbeit ist es, die Frage zu klären, in welchem Unterricht SchülerInnen am besten lernen. Da Inklusion eine Anforderung am zukünftigen Arbeitsplatz von Lehrkräften darstellt, ist es für Lehramtsstudierende relevant, die Frage zu beantworten, ob SchülerInnen und Schüler besser gemeinsam oder separiert lernen.
1. Für und Wider von gemeinsamer Beschulung
Das Thema der gemeinsamen Beschulung wird seit Jahren intensiv und kontrovers diskutiert. Es gibt weitreichende Argumente für beide Positionen. Aufgrund der Länge dieser Arbeit werden im Folgenden ausschließlich die Argumente diskutiert, welche der Autor Aleksander Kojac in seiner Werk erläutert und welches in dieser Arbeit behandelt wird.
1.1 Argumente für eine gemeinsame Beschulung
Befürworter der gemeinsamen Beschulung sind der Meinung, Regelschulen würden ein anregendes Lernumfeld für Kinder mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt bieten, da sich die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an den Kindern ohne sonderpädagogischem Förderbedarf orientieren können und Lernstrategien sowie soziale Interaktion nachahmen.3 Auch die höheren Leistungserwartungen der Lehrkraft, die an den Erwartungen an die RegelschülerInnen orientiert sind, sorgen für stärkere Bemühungen der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf.4 An Förderschulen und in homogenen Lerngruppen hingegen gibt es keine anderen leistungsstärkeren SchülerInnen, die als Lernvorbilder dienen können. Ebenfalls sind die Lehrpläne an die Kompetenzen der leistungsschwachen SchülerInnen angepasst und die Lehrkräfte erwarten ebenfalls nur diese Leistungen von den SchülerInnen.5 Das bedeutet, an Regelschulen bilden sich andere Bildungschancen für Kinder mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt als an Förderschulen.6
Des Weiteren unterstützt das Schulsystem eine soziale Hierarchisierung durch die Versetzung von SchülerInnen mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkt an Förderschulen, denn es ist empirisch bewiesen, dass diese SchülerInnen eine sozial schwache Gruppe darstellen.7. Aufgrund dessen, dass die meisten Kinder auf Förderschulen aus sozial schwachen Familien kommen, kann gefolgert werden, dass diese Versetzungen häufig nicht nur auf primäre, sondern auch auf sekundäre Herkunftseffekte zurückzuführen sind. Hierdurch legitimiert das
Bildungssystem eine starre Ordnung in unserer sozialen Gesellschaft.8 Besonders für die sozial schwachen Glieder unserer Gesellschaft ist der soziale Aufstieg fast ausschließlich durch hohe Bildungsabschlüsse möglich. Diese zu erlangen, wird durch ein früh separierendes Schulsystem für manche SchülerInnen unmöglich.
1.2 Argumente gegen eine gemeinsame Beschulung
Allerdings gibt es auch Argumente, die gegen eine gemeinsame Beschulung sprechen. Gegner der gemeinsamen Beschulung machen deutlich, dass die extra dafür eingerichteten Förderschulen und die dort beschäftigten und besonders ausgebildeten LehrerInnen, gezielt auf die Bedürfnisse der SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf eingehen können.9 Sie können Umfeld und Lehrplan auf die SchülerInnen anpassen und ihnen die notwenige Aufmerksamkeit schenken.10 Kleinere Lerngruppen und verringerter Unterrichtsstoff ermöglichen eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Individuum. Außerdem bietet die Förderschule ein Schonraum, indem sie vor Problemen der Regelschule, wie Leistungsdruck und Ausgrenzung bewahrt.
2. Empirische Untersuchung nach Aleksander Kojac
Nachdem im vorherigen Kapitel theoretische Argumente für und gegen die gemeinsame Beschulung genannt wurden, sollen im nachfolgenden Kapitel empirische Befunde erläutert werden, anhand derer die Frage geklärt werden kann, wo Kinder mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt besser lernen können.
Zunächst wird eine Studie von Aleksander Kojac betrachtet, welche die sprachlichen und mathematischen Kompetenzen von Kindern mit unterschiedlichen sonderpädagogischen Förderschwerpunkten an Regel- und Förderschulen vergleicht.11 Mithilfe eines standardisierten Leistungstests des IQB Landesvergleichs 2011 werden hierbei sprachliche und mathematische Fähigkeiten von SchülerInnen mit sonderpädagogische Förderbedarf an Förder- und Regelschulen am Ende der vierten Klasse verglichen.12 Durch den Test kann im Fach Deutsch das Lesen und Zuhören und im Fach Mathe fünf verschiedene mathematische
Kompetenzbereich getestet werden.13 Durch Untertests können verbale und räumlich kognitive Grundkompetenzen untersucht werden.14 Auch die sozialen Hintergründe, wie der soziale Status der Familie, die Bildungsaspiration der Eltern, die Zuwanderungsgeschichte und die Zuhause gesprochene Sprache oder Teilleistungsstörungen der SchülerInnen wurden berücksichtigt.15
Die Untersuchungen ergaben, dass die Kinder an Regelschulen im Vergleich zu den Kindern an Förderschulen signifikant höhere verbale und räumliche kognitive Grundfähigkeiten besitzen.16 Auch die Bildungsaspirationen und der soziale Status der Eltern von Kindern an Regelschulen waren signifikant höher als die Bildungsaspirationen und der soziale Status der Eltern von Kindern an Förderschulen.17 SchülerInnen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Lernen, die an Regelschulen unterrichtet wurden, zeigten eine höhere Lesekompetenz als SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt Lernen an Förderschulen.18 Gleiches gilt für mathematische Kompetenzen, sowie die Kompetenz des Zuhörens. Betrachtet man die Kompetenzen des Zuhörens und Lesens von SchülerInnen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Sprache, zeigen sich hier allerdings nur geringe Unterschiede zwischen Besuchern von Regel- und Förderschulen.19 Die mathematischen Kompetenzen unterscheiden sich bei diesen SchülerInnen nicht signifikant zwischen Regel- und Förderschule.20 Auch fanden sich im Alter und in den Erziehungszielen der Eltern keine entscheidenden Unterschiede.21
Durch eine Regressionsanalyse wurde anschließend untersucht, wie zuverlässig diese Kovariablen einen Besuch von Förder- oder Regelschule vorhersagen können.22 Hierbei wurde deutlich, dass Kinder mit hohen kognitiven Fähigkeiten und einer bildungsnahen Familie eher an Regelschulen unterrichtet werden.23 Auch war zu erkennen, dass Kinder mit einer Lernstörung eher an Regelschulen unterrichtet werden als Kinder mit anderen
Teilleistungsstörungen.24 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Förderschulen waren zudem beim Schuleintritt meist jünger als Kinder mit SPF an Regelschulen.25
Abschließend wurde deutlich, dass die SchülerInnen mit sonderpädagogischen Förderbedarf an Regelschulen in allen Bereichen bessere Kompetenzen entwickeln können als auf Förderschulen.26 Allerdings konnte die Ursache für diesen signifikanten Unterschied mithilfe der vorliegenden Studie nicht erforscht werden.27
3. Untersuchungen nach Johanna Krull
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Studie von Johanna Krull erläutert, welche die Konsequenzen von gemeinsamer Beschulung auf die soziale Integration in die Klassengemeinschaft untersucht.28 Basierend auf bisherigen Untersuchungsergebnissen zu sozialer Ausgrenzung von SchülerInnen mit sonderpädagogischen Förderbedarf, welche zeigten, dass für Kinder mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt an Regelschulen ein Ausgrenzungsrisiko besteht, soll hierbei untersucht werden, ob dieses Ausgrenzungsrisiko für Kinder mit der Vermutung auf sonderpädagogischem Förderbedarf bereits im ersten Schuljahr besteht.29 Zur Beantwortung dieser Frage, wird sowohl die Klassengemeinschaft analysiert, als auch die subjektive Wahrnehmung der sozioemotionalen Schulerfahrung der Kinder untersucht.30
Zunächst wird die Klassengemeinschaft mithilfe einer soziometrische Befragung analysiert.31 Hierzu werden die Kriterien Sitznachbar/in, Arbeitspartner/in, Teilnahme am Unterricht und Hilfe abgefragt.32 Hierbei wird einmal die soziale Wahl abgefragt, also mit wem die Kinder gerne zusammenarbeiten, neben wem sie gerne sitzen, wer im Unterricht viel mitarbeitet und wer anderen Kindern häufig hilft.33 Ebenso wurde die soziale Ablehnung gemessen, indem gefragt wurde, neben wem die Kinder nicht gerne sitzen, mit wem sie nicht gerne zusammen arbeiten usw.34 So kann herrschende Zuneigung und Ablehnungen in der
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1 Kocaj, Aleksander et.al. (2014): S. 165-191.
2 Ebd.
3 Ebd.
4 Ebd.
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10 Ebd.
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18 Ebd.
19 Ebd.
20 Ebd.
21 Ebd.
22 Ebd.
23 Ebd.
24 Ebd.
25 Ebd.
26 Ebd.
27 Ebd.
28 Krull, Johanna (2014). Seite 59
29 Ebd. S. 62.
30 Ebd.
31 Ebd. S. 63.
32 Ebd.
33 Ebd.
34 Ebd.
- Quote paper
- Sarah Küsters (Author), 2020, Wo lernen Kinder besser? Empirische Befunde zum gemeinsamen und separierten Unterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1185586
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