Das Ringen um die beste Didaktik beschäftigt Theoretiker und Praktiker, solange es Schule
gibt. Im Laufe der Zeit wurden viele didaktische Theorien und Modelle entworfen, weiterentwickelt
und mitunter auch wieder verworfen. Ein Problem, das die Didaktiker besonders
seit den letzten Jahrhunderten beschäftigt, ist die Vermittlung der Stofffülle, die über die Zeit
stetig angewachsen ist. So ist die Menge des jeweiligen Lernstoffs im Zuge der immer stärkeren
Verwissenschaftlichung so angewachsen, dass eine Anpassung des jeweiligen Curriculums
mit dem Ziel, Schüler effektiv auf das Leben vorzubereiten, immer schwieriger wurde.
Im 19. Jahrhundert nahm die durch das Spezialistentum bedingte Fülle an wissenschaftlichen
Erkenntnissen in hohem Maße zu, was zu einer enormen Ausweitung der Lehrpläne führte.
Dabei wurde besonders kritisiert, dass die Lernziele nicht mehr die wirkliche Welt der jungen
Lernenden darstellten. Nach einer „tiefgreifende[n,CB] Bildungskrise“ (Oehlerking-Bähre
1992, S. 156f.) Mitte des 20. Jahrhunderts sah man die Notwendigkeit, die zunehmende Stofffülle
in den Lehrplänen einzudämmen, um die Schüler nicht zu überlasten. Die Verfasser der
Tübinger Resolution von 1951 forderten, die Stofffülle zu beschränken und hofften, durch das
exemplarische Lehren die Effizienz des Bildungssystems zu erhöhen. Der Physiker und Mathematiker
WAGENSCHEIN bemühte sich dabei mit seinen Beiträgen zum exemplarischen
Lehren um eine Neugestaltung des physikalischen und mathematischen Unterrichts an höheren
Schulen, um dem „Dilemma zwischen Wissen und Verstehen durch Zunahme der wissenschaftlichen
Inhalte an Komplexität und Menge“ (TWARDY 1983, S. 360) entgegenzuwirken. Seither haben viele Pädagogen und Nicht-Pädagogen das exemplarische Lehren analysiert
und dabei das Für und Wider diskutiert. Die Befürworter stellten fest, dass die von WAGENSCHEIN
propagierte didaktische Methode ein effizienteres Lernen ermöglichte, weswegen
sie sowohl von den Theoretikern als auch von den Praktikern übernommen wurde. Kritiker
bemängeln, dass WAGENSCHEIN lediglich ein Ziel angibt, aber kaum einen Weg, dieses
Ziel zu erreichen; ebenso, dass die von ihm verwendeten Begriffe nicht erläutert werden, was
das Verständnis und die Umsetzung des Konzepts erschweren. Ein Hauptvertreter dieser kritischen
Betrachtungsweise ist ENGELBRECHT, der WAGENSCHEINS Ansatz in einer empirischen
Studie untersucht hat.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG.
- 2. HAUPTTEIL.
- 2.1 Historischer Hintergrund...
- 2.2 Das Exemplarische Lehren nach dem Verständnis Wagenscheins..
- 2.3 Die empirische Untersuchung Alexander Engelbrechts.......
- 2.3.1 Einführung.......
- 2.3.2 Der Untersuchungsaufbau.
- 2.3.3 Die Kritik an WAGENSCHEIN von ENGELBRECHT.
- 2.4 Kritische Betrachtung der Unterrichtsdurchführung und Analyse ENGEL- BRECHTS
- 3. Abschlussteil
- 3.1 Fazit.……………………...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem exemplarischen Lehren, einer didaktischen Methode, die im 20. Jahrhundert zur Bewältigung der wachsenden Stofffülle in den Lehrplänen vorgeschlagen wurde. Ziel der Arbeit ist es, die Kritik des Pädagogen Alexander Engelbrecht an dem Ansatz des Physikers und Mathematikers Friedrich Wagenschein zu untersuchen. Dabei wird analysiert, ob die Kritik Engelbrechts gerechtfertigt ist und ob er es schafft, Wagenscheins Konzept empirisch zu widerlegen.
- Das exemplarische Lehren als Reaktion auf die "Bildungskrise" des 20. Jahrhunderts.
- Der Ansatz des exemplarischen Lehrens nach Wagenschein und seine Kritik durch Engelbrecht.
- Die empirische Untersuchung von Engelbrecht und ihre methodischen Aspekte.
- Eine kritische Würdigung der Kritik Engelbrechts.
- Die Bedeutung des exemplarischen Lehrens für die Gestaltung von Lehrplänen und Unterrichtsmethoden.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die historische Entwicklung des exemplarischen Lehrens. Sie erläutert die Herausforderungen der Stofffülle in der Bildung und die Notwendigkeit, den Schülern ein vertieftes Verstehen zu ermöglichen.
Der Hauptteil der Arbeit beginnt mit einer kurzen Darstellung des historischen Hintergrunds des exemplarischen Prinzips. Anschließend wird der Ansatz des exemplarischen Lehrens nach Wagenschein vorgestellt und die Kritik von Engelbrecht daran analysiert. Die Zusammenfassung des Untersuchungsaufbaus und der Unterrichtsführung von Engelbrecht sowie die detaillierte Darstellung seiner Kritik an Wagenschein bilden den Schwerpunkt dieses Kapitels.
Schlüsselwörter
Exemplarische Lehren, Didaktik, Friedrich Wagenschein, Alexander Engelbrecht, empirische Untersuchung, Stofffülle, Bildungskrise, Unterrichtsgestaltung, Kritik, Curricula, Fachdidaktik, Pädagogik.
- Quote paper
- Christian Bodenstein (Author), 2008, Das Exemplarische Lehren im Spiegel der Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118428