Aufgrund der Aktualität der Loi Molac ist diese Arbeit auf den regionalsprachlichen Unterricht in Frankreich fokussiert. Das Thema lässt sich innerhalb der angewandten Linguistik dem Bereich der Sprachpolitik zuordnen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es einerseits die quantitative Präsenz des regionalsprachlichen Unterrichtsangebotes anhand zweier ausgewählter Regionen darzustellen. Weiterhin soll ein breites Reaktionsbild der beteiligten Akteur:innen rund um die Entscheidung des Conseil Constitutionnel bezüglich der Loi Molac aufgezeigt werden.
Ein kleiner bretonischer Junge namens Fañch brachte es im zarten Kindesalter bereits zu einer nationalen Affäre in Frankreich: Die Affaire Fañch. Die Eltern von Fañch wollten seinen bretonischen Vornamen im Jahr 2017 in die Geburtsurkunde eintragen lassen. Ein Behördenmitarbeiter weigerte sich jedoch dies zu tun. Der Grund: Die Tilde auf dem Buchstaben n existiert nicht in der französischen Sprache. Die Eltern von Fañch mussten zwei Jahre für den Vornamen ihres Sohns kämpfen, bis sie schließlich im Jahr 2019 gegenüber dem französischen Staat Recht bekamen und der Junge seinen Vornamen behalten durfte. Dieses prominente Beispiel verdeutlicht bereits die Tatsache, dass die Regionalsprachen in Frankreich nur eine untergeordnete Rolle im Vergleich zur französischen Sprache einnehmen.
Spätestens seit dem 20. Jahrhundert setzen sich die Anhänger*innen der Regionalsprachen für die offizielle Anerkennung ihrer Sprachen ein. Im Jahr 2021 bekamen sie hierfür erneut politische Unterstützung von dem bretonischen Abgeordneten Paul Molac. Dieser brachte ein Gesetz, die Loi Molac, durch die Assemblée Nationale , welches unter anderem den immersiven Unterricht in einer Regionalsprache im französischen Bildungsgesetzbuch verankern sollte. Auf der Zielgeraden, in letzter Instanz, wurde diese Unterrichtsform jedoch vom Conseil Constitutionnel als verfassungswidrig erklärt. Ein erneuter Schlag gegen die Regionalsprachen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Amtssprache
- Sprachliche Vielfalt
- Regionalsprache – Minderheitensprache
- Regionalsprache - Dialekt
- Sprachpolitik - Sprachenpolitik - Bildungspolitik
- Historische Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich seit 1789
- Die Französische Revolution
- Jules Ferrys Bildungsgesetz 1882
- Die Loi Deixonne 1951
- Die französische Verfassung
- Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
- Aktuelle Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich
- Der Code de l'éducation
- Die Loi Molac 2021
- Das regionalsprachliche Unterrichtsangebot in der Bretagne und Grand-Est
- Unterricht der Regionalsprache Bretonisch
- Bilingualer und immersiver Unterricht in der Bretagne
- Unterricht der deutschen Sprache im Elsass
- Bilingualer und immersiver Unterricht im Elsass und Moselle
- Reaktionsbild beteiligter Akteur*innen rund um die Loi Molac
- Politiker*innen
- Vereinsschulen
- Regionalbevölkerung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem regionalsprachlichen Unterricht in Frankreich und untersucht die quantitative Präsenz des Unterrichtsangebotes in zwei ausgewählten Regionen, der Bretagne und dem Grand-Est, im Kontext der Loi Molac. Darüber hinaus wird ein breites Reaktionsbild der beteiligten Akteur*innen auf die Entscheidung des Conseil Constitutionnel bezüglich der Loi Molac aufgezeigt.
- Die quantitative Analyse des regionalsprachlichen Unterrichtsangebotes in der Bretagne und im Grand-Est
- Die Darstellung der Reaktionen von Politiker*innen, Schulvertreter*innen und der regionalen Bevölkerung auf die Loi Molac
- Die historische Entwicklung der Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich
- Die aktuelle Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich
- Die Bedeutung der Loi Molac für den regionalsprachlichen Unterricht in Frankreich
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema des regionalsprachlichen Unterrichts in Frankreich vor, insbesondere im Kontext der Loi Molac. Sie erläutert die Zielsetzung der Arbeit und gibt einen Überblick über die Struktur der Arbeit.
- Definitionen: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie Amtssprache, Sprachliche Vielfalt, Regionalsprache, Minderheitensprache, Dialekt, Sprachpolitik, Sprachenpolitik und Bildungspolitik.
- Historische Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich seit 1789: Dieses Kapitel bietet eine Übersicht über die historische Entwicklung der Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich, angefangen von der Französischen Revolution bis zur Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen.
- Aktuelle Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich: Dieses Kapitel beleuchtet die aktuelle Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich, insbesondere im Hinblick auf den Code de l'éducation und die Loi Molac.
- Das regionalsprachliche Unterrichtsangebot in der Bretagne und Grand-Est: Dieses Kapitel analysiert das aktuelle Angebot an regionalsprachlichem Unterricht in der Bretagne und im Grand-Est, mit besonderem Fokus auf den Bretonisch- und Deutschunterricht.
- Reaktionsbild beteiligter Akteur*innen rund um die Loi Molac: Dieses Kapitel präsentiert die Reaktionen von verschiedenen Akteuren, wie Politiker*innen, Schulvertreter*innen und der regionalen Bevölkerung, auf die Loi Molac.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen des regionalsprachlichen Unterrichts, der Loi Molac, der Sprach- und Bildungspolitik in Frankreich, dem Bretonisch- und Deutschunterricht in der Bretagne und im Grand-Est sowie dem Reaktionsbild der beteiligten Akteur*innen.
- Quote paper
- Sophia Linten (Author), 2022, Regionalsprachen im französischen Bildungssystem. Bedeutung der Loi Molac, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1184276