Nicht nur die großen Unfälle wie der Absturz eines Flugzeugs oder ein Unfall in einer chemischen Großanlage, sondern auch kleinere Unfälle sind laut dem Organisationssoziologen Charles Perrow nicht zu verhindern. Ungeachtet all unserer Bemühungen sind einige der von uns entwickelten Systeme mit unvermeidlichen Risiken behaftet, sodass es bei ihnen zwangsläufig zu größeren Unfällen kommt. Dabei verweist Perrow darauf, dass es nicht nur die inneren systemischen Kausalitäten sind, die einen Unfall langfristig unvermeidbar machen. Unabhängig von den Verbesserungen, die ein System erfährt, um seine Sicherheit zu steigern, sind die "normalen" Katastrophen in besonders komplexen Systemen nicht zu verhindern.
Im Rahmen dieser Arbeit soll daher ein solches komplexes sozio-technisches System stehen, das von Perrow bereits ausführlich betrachtet wurde: Seit dem Unfall im US-amerikanischen Kernkraftwerk "Three Mile Islands" im Bundesstaat Pennsylvania, aber ganz besonders seit dem „Super-GAU“ im japanischen Kraftwerk "Fukushima-Daiichi" im Zusammenhang mit dem Tsunami, der am 11. März 2011 auf die japanische Küste traf, ist die Kernkraft ein Parabeispiel für komplexe Systeme, von denen das Potential eines "normalen" Unglücks ausgeht.
Um den Bezug auf das japanische Kraftwerk besser beleuchten zu können, werden auf den nächsten Seiten die Geschehnisse rund um die Kernschmelze näher beleuchtet um anschließend auf die Ausführungen Perrows zu den unterschiedlichen Arten von "Unfällen", Opfern und den verschiedenen Interaktions-Typen in sozio-technischen Systemen zurückzukommen. Ausgehend von den Theorien Perrows zu Komplexität, Kopplung und der Risikoanalyse von komplexen Systemen sowie der Systemtheorie nach Niklas Luhmann soll hierbei der Frage nachgegangen werden, wie gesellschaftliche Systeme auf die Implikationen solcher Risikosysteme reagieren. Die Ereignisse des nuklearen Super-GAUs sollen kurz skizziert und anschließend theoretisch eingebettet werden.
Anschließend wird der Unfall im Kontext anderer relevanter gesellschaftlicher Subsysteme –den Medien, der Politik, sozialen Bewegungen und der Wirtschaft – analysiert, um den "Fall Fukushima" aus einer erweiterten systemtheoretischen Perspektive betrachten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was geschah in Fukushima?
- Theoretische Einbettung: Komplexität, Kopplung und die „normale Katastrophe“
- Die Systemtheorie nach Luhmann
- Die Reaktionen japanischer und europäischer Massenmedien….......
- Das System der Massenmedien in der Systemtheorie...
- Soziale Bewegungen, Politik und Wirtschaft..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Katastrophe von Fukushima aus systemtheoretischer Perspektive. Sie analysiert die Ereignisse im Kontext von Komplexität, Kopplung und der „normalen Katastrophe“ nach Charles Perrow sowie der Systemtheorie nach Niklas Luhmann. Ziel ist es, die Reaktionen gesellschaftlicher Systeme auf die Implikationen solcher Risikosysteme zu beleuchten.
- Komplexe sozio-technische Systeme und ihre Anfälligkeit für „normale Katastrophen“
- Die Rolle der Systemtheorie in der Analyse von Katastrophen
- Die Reaktionen von Massenmedien, Politik, sozialen Bewegungen und Wirtschaft auf den Super-GAU
- Die Bedeutung von Risikoanalyse und Präventionsmaßnahmen für die Sicherheit komplexer Systeme
- Die Implikationen der Katastrophe von Fukushima für gesellschaftliche Systeme
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Problematik von komplexen sozio-technischen Systemen und die „normale Katastrophe“ vor. Der Fokus liegt auf dem Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi und dem Potential eines „normalen“ Unglücks in solchen Systemen.
- Was geschah in Fukushima?: Dieses Kapitel beschreibt die Ereignisse rund um die Kernschmelze in Fukushima-Daiichi im Jahr 2011. Es beleuchtet das Erdbeben, den Tsunami und die Folgen für das Kraftwerk.
- Theoretische Einbettung: Komplexität, Kopplung und die „normale Katastrophe“: Dieses Kapitel stellt die Theorien von Charles Perrow zur Komplexität, Kopplung und der Risikoanalyse von komplexen Systemen vor. Es wird erläutert, wie die „normale Katastrophe“ in solchen Systemen entstehen kann und welche Faktoren die Anfälligkeit für Störungen erhöhen.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter für diese Arbeit sind: Systemtheorie, Komplexität, Kopplung, „normale Katastrophe“, Risikoanalyse, Kernkraftwerk, Fukushima-Daiichi, Massenmedien, Politik, soziale Bewegungen, Wirtschaft, Japan, Tsunami, Kernschmelze, radioaktive Stoffe.
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- Anonym (Autor), 2021, Die Katastrophe von Fukushima aus systemtheoretischer Perspektive, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1184162