Beim jährlichen Flüchtlingstag in Dornbirn/Österreich war ich als Zuschauer anwesend.
Es gab dort einen Tisch auf dem lauter Kärtchen ausgelegt waren, auf
denen Dinge aufgeschrieben standen wie: Schuhe, Geld, Ausweis, Kleidung,
Familie, Haus,…Ich wurde aufgefordert mir fünf Dinge auszusuchen, die ich auf eine Flucht mitnehmen würde. Zwei Kärtchen musste ich sofort wieder zurückgeben.
Anschliessend musste ich durch einen Tunnel kriechen in dem unterschiedlichste
Hindernisse zu überwinden waren, wie ein Stacheldraht, Stühle, Ecken. Danach kam
ich in ein Schlauchboot und mir wurde ein Film präsentiert, wie ich zusammen mit 30 Schwarzafrikanern zusammengepfercht im Schlauchboot sitze und in Spanien nachts sofort von der Küstenpolizei aufgegriffen werde. Ich kam dann in ein Flüchtlingslager und fand mich vor einem Schreibtisch wieder. Hinter dem Schreibtisch waren Plakate aufgehängt in einer mir nicht bekanten Schrift und Sprache. Die Dame hinter dem Schreibtisch sprach wild, in einer fremden Sprache auf mich ein und das einzige was ich verstand war: „your passport please!“. Ewig lang wartete ich dann, dass es weitergehen würde. Zum Glück war für mich alles nur ein Spiel und ich durfte weitergehen, für MigrantInnen, die als Patienten in unseren Intensivstationen behandelt
werden, könnte diese Fluchtgeschichte Realität gewesen sein.
In meiner schriftlichen Arbeit möchte ich mich mit MigrantInnen in der Intensivstation beschäftigen. Immer wieder habe ich beobachtet, dass es zu Missverständnissen, Aggressionen und Vorurteilen im Umgang mit ausländischen Patienten kommt. Um hinter diese Missverständnisse, Agressionen und Vorurteile zu sehen, möchte ich mich in meiner Facharbeit mit diesem Thema beschäftigen. Des Weiteren möchte ich Möglichkeiten suchen, um diese Probleme anzugehen und beiden Seiten, Pflegenden wie auch den Patienten eine bessere Basis zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Ausgangssituation
- 1.1 Erste Patientensituation
- 1.2 Wie erlebe ich die Situation
- 2. Disposition
- 2.1 Motivation
- 2.2 Leitfragen
- 2.3 Zielsetzung
- 2.4 Eingrenzung
- 3. Erweiterung des Fachwissens
- 3.1 Migration
- 3.2 Der muslimische Patient
- 3.2.1 Gesundheit und Krankheit
- 3.2.2 Umgang mit dem Patient
- 3.2.3 Medizinische Aspekte und spezielle Fragen
- 3.2.4 Bedeutung von Blut
- 3.2.5 Ramadan - Fasten
- 3.2.6 Gebet
- 3.2.7 Ernährung
- 3.2.8 Tod und Bestattung
- 3.3 Medizinische Betreuung von Migranten
- 3.3.1 Importierte Krankheiten
- 3.3.2 Krankheiten durch die Migration
- 3.3.3 Verständigungs- und Verständnisprobleme
- 3.3.4 Strukturelle Aspekte der gesundheitlichen Versorgung muslimischer MigrantInnen
- 3.3.5 Migranten im Spital – „Ach, das ist ja wieder typisch“
- 3.4 Soziale Realitäten, Zugehörigkeiten und Identitäten
- 3.5 Grund und Menschenrechte im transkulturellen Kontext
- 3.5.1 Grundrechte und staatliche Pflichten
- 3.5.2 Recht auf angemessene Gesundheitsversorgung und Recht auf Hilfe in Notlagen
- 3.5.3 Die Sprachenfreiheit
- 3.6 Rassismus, Diskriminierung und Macht
- 3.6.1 Formen des Rassismus
- 3.6.2 Rassismus und Diskriminierung in Institutionen der Gesundheitsversorgung
- 3.6.3 „Gewalttätige Ausländer“
- 3.6.4 Rassismus und transkulturelle Inkompetenz
- 3.7 Transkulturelle Pflege
- 3.7.1 Transkulturelle Kompetenz
- 3.7.2 Madeleine Leininger
- 3.7.3 Das Sunrise-Modell
- 3.8 Professionelles Übersetzen
- 3.8.1 Kommunikation - Herausforderungen und Lösungen
- 3.8.2 Chancen der Zusammenarbeit mit ÜbersetzerInnen
- 3.8.3 Wer soll übersetzen?
- 4. Untersuchung/ Ausarbeitung der Analyseinstrumente
- 4.1 Material und Methode
- 4.1.1 Der erste Fragebogen: „Migranten in der Intensivstation“
- 4.1.2 Der zweite Fragebogen: „Als Migrant in einer Intensivstation“
- 4.2 Ergebnisse/Auswertung der Fragebögen
- 4.2.1 Evaluation des Fragebogens „Migranten in der Intensivstation“ und Auswertung der Kommentare
- 4.2.2 Evaluation des Fragebogens „Als Migrant im Spital“ und Auswertung der Kommentare
- 4.1 Material und Methode
- 5. Analysen anhand der Analyseinstrumente/ Fragebögen
- 6. Reflexion und Evaluation des ersten Fallbeispiels
- 7. Handlungsinstrument – Das Sunrise Modell
- 8. Schlusssituation
- 8.1 Zweite Patientensituation
- 8.2 Wie erlebe ich die zweite Situation?
- 8.3 Reflexion der zweiten Patientensituation anhand des Handlungsinstruments
- 8.4 Zwischenergebnis
- 9. Schlussfolgerung und Lernprozess bezogen auf die Fragestellungen
- 10. Aktionsplan
- 11. Reflexion meines Lernprozesses / Exploratives Lernen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Facharbeit untersucht die Herausforderungen im Umgang mit Migranten auf einer Intensivstation. Ziel ist es, Missverständnisse, Aggressionen und Vorurteile zu analysieren und Lösungsansätze für eine verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal und Patienten zu entwickeln.
- Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation in der Intensivpflege
- Rolle von Vorurteilen und Stereotypen im Umgang mit Migrantenpatienten
- Analyse von Fallbeispielen und deren Auswirkungen auf die Behandlung
- Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der transkulturellen Kompetenz
- Bedeutung von professionellem Übersetzen in der medizinischen Versorgung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Ausgangssituation: Dieses Kapitel beschreibt die erste Patientensituation, die den Anstoß für die Arbeit gab. Es geht um ein neugeborenes Kind mit schweren Fehlbildungen, dessen türkischstämmige Eltern die Diagnose nicht akzeptieren und aggressiv auf das medizinische Personal reagieren. Die Situation wird aus der Perspektive des Autors beschrieben, der die Spannungen und mangelnde Kommunikation zwischen Eltern und Personal beobachtet. Das Kapitel verdeutlicht die Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation und die Entstehung von Vorurteilen in solchen Situationen. Die Ablehnung der Diagnose durch die Eltern und die daraus resultierenden Konflikte werden detailliert dargestellt, wobei der Fokus auf den daraus entstehenden Schwierigkeiten in der Patientenversorgung liegt. Die negativen Reaktionen des Personals spiegeln die Überforderung und das mangelnde Verständnis für die Situation der Eltern wider.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Facharbeit: Interkulturelle Kommunikation auf der Intensivstation
Was ist der Gegenstand dieser Facharbeit?
Die Facharbeit untersucht die Herausforderungen im Umgang mit Migranten auf einer Intensivstation. Im Fokus stehen Missverständnisse, Aggressionen und Vorurteile, sowie die Entwicklung von Lösungsansätzen für eine verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal und Patienten.
Welche Themen werden in der Facharbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation in der Intensivpflege, die Rolle von Vorurteilen und Stereotypen im Umgang mit Migrantenpatienten, die Analyse von Fallbeispielen und deren Auswirkungen auf die Behandlung, die Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der transkulturellen Kompetenz und die Bedeutung von professionellem Übersetzen in der medizinischen Versorgung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Ausgangssituation (inkl. Beschreibung eines Fallbeispiels), Disposition (Motivation, Leitfragen, Zielsetzung, Eingrenzung), Erweiterung des Fachwissens (Migration, der muslimische Patient, medizinische Betreuung von Migranten, soziale Realitäten, Grund- und Menschenrechte, Rassismus, Diskriminierung und Macht, transkulturelle Pflege, professionelles Übersetzen), Untersuchung/Ausarbeitung der Analyseinstrumente (Material und Methode, Ergebnisse/Auswertung der Fragebögen), Analysen anhand der Analyseinstrumente/Fragebögen, Reflexion und Evaluation des ersten Fallbeispiels, Handlungsinstrument – Das Sunrise Modell, Schlusssituation (inkl. zweiten Fallbeispiels und Reflexion), Schlussfolgerung und Lernprozess, Aktionsplan und Reflexion des Lernprozesses.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet zwei Fragebögen ("Migranten in der Intensivstation" und "Als Migrant in einer Intensivstation") als Analyseinstrumente. Die Ergebnisse dieser Fragebögen werden ausgewertet und analysiert, um Erkenntnisse über die Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation zu gewinnen.
Welche Fallbeispiele werden untersucht?
Die Arbeit untersucht zwei Fallbeispiele: Ein neugeborenes Kind mit schweren Fehlbildungen, dessen türkischstämmige Eltern die Diagnose nicht akzeptieren und ein weiteres, im Kapitel "Schlusssituation" beschriebenes Beispiel. Die Fallbeispiele dienen der Illustration der Herausforderungen und zur Reflexion der daraus resultierenden Probleme in der Patientenversorgung.
Welche Lösungsansätze werden vorgeschlagen?
Die Arbeit zielt darauf ab, Strategien zur Verbesserung der transkulturellen Kompetenz zu entwickeln und die Bedeutung von professionellem Übersetzen in der medizinischen Versorgung hervorzuheben. Das "Sunrise Modell" wird als Handlungsinstrument vorgestellt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung der Arbeit ist es, Missverständnisse, Aggressionen und Vorurteile im Umgang mit Migranten auf einer Intensivstation zu analysieren und Lösungsansätze für eine verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal und Patienten zu entwickeln.
- Quote paper
- Andreas Wimmer (Author), 2008, Migranten in der Intensivstation oder was ist "Morbus Bosporus" , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118379