Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen nach wie vor zu den bedeutendsten und häufigsten Volkskrankheiten und stehen an erster Stelle der Todesursachen in Deutschland. Die Prävention, Therapie und Rehabilitation verursachen hohe Belastungen für das Gesundheitssystem. Die weitaus häufigsten Ausprägungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland stellen die koronare Herzkrankheit (KHK) und der Myokardinfarkt dar. Die vorliegende Arbeit gibt nach einer epidemiologischen Einleitung einen Überblick über die aktuellen Konzepte der Prävention, Therapie und Rehabilitation dieser beiden Erkrankungen.
Inhaltsverzeichnis
1. Epidemiologie
1.1. Definition
1.2. Aufgaben und Ziele
1.3. Methoden
2. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
2.1. Epidemiologie
2.2. Koronare Herzkrankheit und Myokardinfarkt
2.2.1. Koronare Herzkrankheit
2.2.2. Myokardinfarkt
2.2.3. Prävalenz
2.3. Versorgungskonzepte
2.3.1. Prävention
2.3.2. Therapie
2.3.3. Rehabilitation
2.4. Aufgaben der Pflege
3. Ausblick
Literaturverzeichnis
Anmerkung: Wenn im folgenden Text von Einwohnern, Patienten etc. die Rede ist, sind damit immer beide Geschlechter gemeint. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf eine durchgehende doppelte Bezeichnung verzichtet.
Tabellenverzeichnis
Tabellen-Nr. Tabellenbezeichnung
1 Herzinfarktmorbidität und koronare Mortalität je 100.000 Einwohner nach Alter und Geschlecht für Deutschland 2000/02 auf Grundlage der Daten der Region Augsburg. Quellen: Altersbereich 25-74 Jahre: MONICA/KORA Herzinfarktregister Augsburg 2000/02; Altersbereich ≥ 75 Jahre unter Verwendung von Daten der Todesursachenstatistik 2002.
1. Epidemiologie
1.1. Definition
Die Epidemiologie beschäftigt sich seit ihren Anfängen um 1850 in ihrem Kernbereich mit der Verbreitung, den Risikofaktoren und den Ursachen von Krankheiten in Bevölkerungen oder anderen sozialen Gruppen. (vgl. Schwartz u.a. 2003, S. 394) Eine klassische Definition der Epidemiologie lautet daher auch:
„Epidemiologie ist das Studium der Verteilung und der Determinanten von Krankheitshäufigkeiten in menschlichen Populationen.“ (Hurrelmann u.a. 2006, S. 257)
Diese Definition zeigt deutlich die seit der Anfangszeit der Epidemiologie vorherrschende Rolle der Medizin. Jedoch ist die Medizin inzwischen nur noch eine der epidemiologisch tätigen Disziplinen neben der Sozialwissenschaft, der Ökonomie, der Politikwissenschaft und anderen. (vgl. Hurrelmann 2006, S. 257) Daher gibt es mittlerweile modernere Definitionen, die dem aktuellen Profil und Aufgabenbereich der Epidemiologie am nächsten kommen, wie zum Beispiel:
„Epidemiologie ist die Bearbeitung von Fragen aus dem Bereich der Medizin, der Gesundheitssystemforschung und der Gesundheits-wissenschaften mit Methoden der empirischen Sozialforschung und der Statistik.“ (Hurrelmann u.a. 2006, S. 257)
Hieraus wird ersichtlich, dass die Epidemiologie deutlich an Inhalt ge-wonnen hat und im Bereich der Gesundheitswissenschaften eine wichtige Rolle spielt, wenn es um die systematische Erfassung und Auswertung von gesundheitsrelevanten Daten geht, sei es rein für statistische Zwecke oder gezielt für medizinische und andere Forschungsfragen.
1.2. Aufgaben und Ziele
Heute ist die Epidemiologie somit eine der zentralen Wissenschaften zur Untersuchung der gesundheitlichen Situation von Bevölkerungen. (vgl. Hurrelmann u.a. 2006, S. 255)
Ihre Aufgaben und Ziele im Einzelnen sind:
- Risikofaktoren und Krankheitsursachen, aber auch gesundheits-förderliche Faktoren herauszustellen,
- aufgrund dessen besonders gefährdete Gruppen zu identifizieren,
- regionale und zeitliche Unterschiede in der Prävalenz einzelner Krankheiten herauszustellen,
- den normalen Verlauf von Krankheiten zu beschreiben,
- und die Wirksamkeit von Prävention, Therapie und Rehabilitation zu beurteilen. (vgl. Schwartz u.a. 2003, S. 394)
Damit stellt sie das benötigte Datenmaterial für die verschiedenen Disziplinen der Gesundheitswissenschaften zur Verfügung, mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu optimieren. (vgl. Hurrelmann u.a. 2006, S. 255f.) Zur Realisierung dieser Ziele werden unterschiedliche Methoden verwandt, die im folgenden Abschnitt erläutert werden.
1.3. Methoden
Die Methoden unterscheiden sich in deskriptive, analytische und experi-mentelle Epidemiologie. (vgl. Hurrelmann u.a. 2006, S. 190)
Die deskriptive Epidemiologie beschreibt lediglich die Verbreitung von Krankheiten und die betroffenen Gruppen. Dabei werden Querschnitt-studien verwendet, die die Prävalenz von Erkrankungen, bestimmten (Risiko-)Verhaltensweisen, biologischen und genetischen Besonderheiten oder die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zu einem festen Zeitpunkt bestimmen. Somit sind Querschnittstudien immer eine Moment-aufnahme, ihre Aussagekraft bezüglich der Wirkung länger andauernder Risikofaktoren ist daher begrenzt. (vgl. Schwartz u.a. 2003, S. 411)
Bei der analytischen Epidemiologie hingegen wird zusätzlich ein Zusammenhang zu Umgebung, Lebensweise und Belastungsfaktoren der betroffenen Gruppen gesucht. (vgl. Hurrelmann u.a. 2006, S. 263) Hierzu werden zum einen Fall-Kontroll-Studien verwendet, die rückblickend analysieren, inwieweit erkrankte Personen bestimmten Risikofaktoren im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen ausgesetzt waren. Zum anderen werden Längsschnitt- oder Kohortenstudien durchgeführt, die über einen längeren Zeitraum festgelegte Personengruppen (Kohorten) mit und ohne bestimmte Risikofaktoren vergleichen und regelmäßig bezüglich der Risikofaktoren und der vermutlich dadurch verursachten Krankheit untersuchen. (vgl. Schwartz u.a. 2003, S. 413)
Schließlich werden bei der experimentellen Epidemiologie Studien mit Test- und Kontrollgruppen durchgeführt, um die Wirksamkeit von Inter-ventionen, beispielsweise einem Medikament oder einer bestimmten Operationstechnik, zu analysieren. Dabei werden bewusst zwei Gruppen gebildet, wobei die eine Gruppe die Intervention erhält und die andere nicht. Um keine unerwünschten Effekte zu erhalten, werden beide Gruppen nicht darüber informiert. (vgl. Schwartz u.a. 2003, S. 415)
Für die im folgenden beschriebene Epidemiologie der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die analytische Epidemiologie von größter Bedeutung, um das teilweise langjährige Einwirken von Risikofaktoren auf die Krankheitsentstehung angemessen erfassen zu können.
2. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
2.1. Epidemiologie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen nach wie vor zu den bedeutendsten und häufigsten Volkskrankheiten und stehen an erster Stelle der Todes-ursachen in Deutschland. (vgl. Hurrelmann u.a. 2006, S. 117)
Der Anteil an den Todesfällen in Deutschland lag 1990 bei 49 %. (vgl. Schwartz u.a. 2003, S. 566). Dieser Anteil ist seitdem nur leicht gesunken, im Jahr 2003 starben 40,9 % aller verstorbenen Männer und 51,2 % aller verstorbenen Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wo-nach der Mittelwert für beide Geschlechter bei 46 % liegt. (vgl. Hurrelmann u.a. 2006, S. 514) Es ist jedoch festzustellen, dass die Anzahl insgesamt leicht abgenommen hat. Im Jahr 1990 starben ins-gesamt 456.992 Menschen an den Folgen von Herz-Kreislauf-Er-krankungen, 1999 waren es 406.122 Menschen. (vgl. Schwartz u.a. 2003, S. 566) Zudem zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häu-figsten Gründen für Frühberentung und Schwerbehinderung (vgl. Robert-Koch-Institut 2006, S. 59ff.)
Die Prävention, Therapie und Rehabilitation der Herz-Kreislauf-Erkran-kungen verursacht hohe Belastungen für das Gesundheitssystem. Im Jahr 2002 wurden in Deutschland mit 35,4 Milliarden € rund 16 % der gesamten Krankheitskosten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufge-wendet, dies waren umgerechnet pro Einwohner rund 400 € (Männer) bzw. mehr als 450 € (Frauen). Damit sind die Herz-Kreislauf-Erkran-kungen die kostenintensivste Krankheitsgruppe in Deutschland. (vgl. Robert-Koch-Institut 2006, S. 195f.) Eine genaue Analyse der Präva-lenz und die Erarbeitung effektiver und effizienter Versorgungskonzepte ist daher von besonders hoher Relevanz für alle am Versorgungsprozess Beteiligten. Auf die bestehenden Versorgungskonzepte wird im nächsten Abschnitt genauer eingegangen.
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- Quote paper
- Benjamin Böhme (Author), 2008, Zur Epidemiologie und Versorgungssituation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118372
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