Solmisation begleitet die Vorgänge des Musizierens und der Musikvermittlung schon sehr lange und in den unterschiedlichsten Kulturen. Der Wunsch Musik zu verstehen, sie sichtbar zu machen und weiterzugeben ist so alt wie ihre soziale Funktion. Solmisation als Verfahren die tonalen Zusammenhänge körperlich zu erfassen, zu benennen und darzustellen ist dabei auch altbewährt. Zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geraten, wird ihr im musikpädagogischen Diskurs der letzten Jahrzehnte wieder größere Bedeutung zugemessen. Dennoch hält sie im gesamten deutschsprachigen Raum nur zögerlich Einzug in die allgemeine Unterrichtspraxis des Musikunterrichtes an Grundschulen.
Musikunterricht mit relativer Solmisation schlägt für die Lernenden eine Brücke von affektiver zu kognitiver Rezeption von Musik. Durch direkte affektive Wahrnehmung von Musik schafft solmisationsgestützter Musikunterricht bleibende musikalische Repräsentationen und vernetzt diese in Vorgängen der Audiation. Durch die Nomenklatur und Gestik der relativen Solmisation bekommen musikalische Inhalte einen ersten vorübergehenden Namen und eine Gestalt, sie werden ins Bewusstsein geholt und können dann später mit fachlichen musiktheoretischen Bezeichnungen benannt werden.
Die von Malte Heygster und seinem Team entwickelte Methodik und Didaktik beinhaltet weitaus mehr als die uralte Tradition des Singens unter Verwendung von Silben und Handzeichen. Damit wird eine Umfängliche affektive Musikvermittlung und der Aufbau alltagstauglicher musikalischer Kompetenzen ermöglicht. Heygster hat diese Methodik durch exemplarische Stundenverläufe praktisch dargelegt. Seine aus dieser Praxis abgeleitete Theorie des Musikunterrichts mit relativer Solmisation wird hier noch einmal detailliert ausgebreitet. Der Umfang und die Wirkungsweise der Methode werden explizit gemacht.
Neurowissenschaftliche und lerntheoretische Erkenntnisse des Musikwissenschaftlers und Musikpädagogen Wilfried Gruhn bilden die zweite Säule dieser Arbeit. Eine Auswahl für das Lernen von Musik relevanter Erörterungen aus dem großen Spektrum von Gruhns Schriften wird vorgestellt und mit Heygsters Theorie in Verbindung gebracht. Diese bedeutenden Fakten belegen und verankern Heygsters Methodik und Didaktik wissenschaftlich.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Teil 1 RELATIVE SOLMISATION - Charakteristik und Besonderheiten der von Malte Heygster und seinem Bielefelder Team entwickelten Methodik und Didaktik zur relativen Solmisation.........
- 1.1 Emotion.
- 1.1.1 Nukleusverfahren .......
- 1.1.2 Diversitätsverfahren
- 1.1.3 Häufige Begegnung (- mit einfachen Liedchen oder Motiven) ....
- 1.1.4 Tonbeziehung - Tonaler Affekt: ..........\li>
- 1.1.5 Das Gerüst der Diatonik.
- 1.2 Klang..
- 1.2.1 Primat des Klanges………………
- 1.2.2 Stellvertreter des Klanges.
- 1.2.3 Silben, Vokabeln, Namen als Nomenklatur …….....
- 1.2.4 Die Stimme als Quelle des Klanges.
- 1.2.5 Inbesitznahme….....
- 1.3 Zeit
- 1.3.1 Sog
- 1.3.2 Reizschwelle......
- 1.3.3 Tonkreise.......
- 1.3.4 Lerntempo
- 1.3.5 Gültigkeitspunkt.
- 1.4 Empfindsamkeit
- 1.5 Die Lernenden - individuelle Persönlichkeiten.........
- 1.5.1 Musikalischer Besitz
- 1.5.2 Tonbewusstsein.
- 1.5.3 Kinästhetik - Singen mit Hand und Stimme…….........
- 1.6 Die Lehrenden - ihr Selbstverständnis, ihre Motivation
- 1.6.1 Theorie
- 1.6.2 Erfahrung.........
- 1.6.3 Beziehung.
- 1.6.4 Konzentration.
- 1.6.5 Identifikation.
- 1.6.6 Rituale.
- 1.7. Wahrnehmung
- 1.7.1 Wahrnehmungsschulung ..
- 1.7.2 Wahrnehmungsziele - Globale Wahrnehmung - Detailwahrnehmung .\li>
- 1.7.3 Deduktives und Induktives Verfahren.…….......
- 1.7.4 Musikalische Parameter
- 1.7.5 Huckepackverfahren...\li>
- 1.7.6 Einkleiden..........\li>
- Teil 2 MUSIK LERNEN - Wilfried Gruhn…….........
- 2.1. Musik.....
- 2.1.1 Musik als Schallereignis.......
- 2.1.2 Musik als Werk
- 2.1.3 Musik als Tun........
- 2.2. Lernen.....
- 2.2.1. Was ist Lernen?.
- 2.2.2. Was erfordert Lernen?.
- 2.2.3. Was sind die Ziele des Lernens?
- 2.3 Musik-Lernen..
- 2.3.1 Genuines Musiklernen.........
- 2.3.2 Musikalische Repräsentation.......
- 2.3.3 Audiation......
- 2.3.4 Das Hören..........\li>
- 2.3.5 Das Handeln - der Körper
- 2.3.6 Musik und Sprache
- 2.3.7. Kunst und Pädagogik
- 2.3.8 Die emotionalen Komponenten des Musiklernens bei Wilfried Gruhn
- Teil 3 SCHNITTMENGEN - Musiklernen im Sinne Gruhns mittels Heygsters Methodik und Didaktik der relativen Solmisation............
- 3.1 Relative Solmisation Teil genuinen Musiklernens - Fachvokabular der Musik
- 3.1.1 Relative Solmisation benennt Tonbeziehungen ......
- 3.1.2 Relative Solmisation macht Tonbeziehungen hörbar..\li>
- 3.1.3 Relative Solmisation ermöglicht wirksame Methodik und Didaktik.
- 3.2 Voraussetzungen
- 3.3 Intentionen....
- 3.3.1 Wahrnehmungsschulung..
- 3.3.2 Vorstellungsbewusstsein - Tonbewusstsein ..........\li>
- 3.3.3 Die Schleife von Handeln und Denken..\li>
- 3.3.4 Transformation in Sprache .......
- 3.3.5 Transformation in Schrift..\li>
- 3.4 Wege..
- 3.4.1 Lernen mit dem ganzen Körper........
- 3.4.2 Wiederholungen.
- 3.4.3 Vielfalt der musikalischen Erscheinungen ...
- 3.4.4 Konzentrierte Arbeitsatmosphäre..........\li>
- 3.4.5 Theorieunterricht..
- Fazit...
- Abstract.
- Abstract (English).
- Abbildungsverzeichnis ...........
- Lehrmaterial mit relativer Solmisation
- Literaturverzeichnis..............
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Bedeutung der relativen Solmisation nach Malte Heygster für musikalisches Lernen auf Basis der Lerntheorie von Wilfried Gruhn. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Funktion und Konsequenzen der Arbeit mit relativer Solmisation für den Musikunterricht an Volks- und Musikschulen sowie für die LehrerInnenausbildung zu erforschen. Dabei wird auch neurowissenschaftliche Forschung berücksichtigt.
- Die Methodik und Didaktik der relativen Solmisation nach Malte Heygster.
- Die Lerntheorie von Wilfried Gruhn und ihre Relevanz für musikalisches Lernen.
- Die Schnittmengen zwischen der Lerntheorie von Gruhn und Heygsters Methodik der relativen Solmisation.
- Die Anwendung der relativen Solmisation im Musikunterricht an Volks- und Musikschulen.
- Die Bedeutung der relativen Solmisation für die LehrerInnenausbildung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil befasst sich mit der relativen Solmisation nach Malte Heygster und ihren Besonderheiten. Es werden die zentralen Elemente der Methodik und Didaktik erläutert, wie Emotion, Klang, Zeit, Empfindsamkeit, die Lernenden und Lehrenden sowie die Wahrnehmung.
Im zweiten Teil wird die Lerntheorie von Wilfried Gruhn vorgestellt. Es werden die verschiedenen Aspekte des Musiklernens im Sinne Gruhns beleuchtet, darunter Musik als Schallereignis, Werk und Tun, das Lernen selbst sowie die Ziele des Lernens.
Der dritte Teil befasst sich mit den Schnittmengen zwischen der Lerntheorie von Gruhn und Heygsters Methodik der relativen Solmisation. Es wird untersucht, inwiefern die relative Solmisation Teil des genuinen Musiklernens im Sinne Gruhns ist und welche Voraussetzungen, Intentionen und Wege für ein erfolgreiches Musiklernen mit dieser Methodik erforderlich sind.
Schlüsselwörter
Relative Solmisation, Malte Heygster, Wilfried Gruhn, Musiklernen, Musikunterricht, Volks- und Musikschulen, LehrerInnenausbildung, neurowissenschaftliche Forschung, Tonbewusstsein, Wahrnehmungsschulung, audiation, genuines Musiklernen, Kodály-Methode.
- Quote paper
- Doris Audétat (Author), 2022, Relative Solmisation nach Malte Heygster und ihre Bedeutung für musikalisches Lernen nach Wilfried Gruhn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1182548