In der internationalen Therapieforschung gewinnen empirische
Wirksamkeitsnachweise anhand hochwertiger epidemiologischer Studien
wachsende Bedeutung. Menge und Qualität von so genannten evidenzbasierten
Behandlungsleitlinien hat auch in Deutschland seit Ende des 20. Jahrhunderts
beträchtlich zugenommen. Allerdings bestehen häufig bedeutende Mängel in der
systematischen Implementierung des gewonnenen Wissens in den Arbeitsalltag
von Klinikern und niedergelassenen Ärzten. Angesichts zahlreicher Nachweise
eines starken Zusammenhangs der sachgerechten Befolgung evidenzbasierter
Leitlinien und hoher Behandlungsqualität besteht offensichtlicher Handlungsbedarf,
die Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die gesundheitliche
Versorgung zu fördern. Maßnahmen für eine stärkere Umsetzung gesicherten
Wissens in den Versorgungsalltag stellen wegen vielen Hindernissen eine
beachtliche Aufgabe für die gesundheitswissenschaftliche Interventionsforschung
dar.
Es ist Ziel der vorliegenden Arbeit, zur Anwendung kommende Strategien, der
Leitlinienimplementierung auf ihre Wirksamkeit hin zu untersuchen. Dabei soll ein
Beitrag zur Beantwortung folgender Frage gegeben werden: Gibt es eine
evidenzbasierte Vorgehensweise in der Implementierung evidenzbasierter
Leitlinien?
Um sich diesem Schwerpunkt zu nähern, beginnen die Ausführungen mit der für
das Verständnis wichtigen Definition des Begriffs Leitlinie und einer Darstellung
der wesentlichen Aspekte des Konzeptes der Evidenzbasierten Medizin. Dem
schließt sich eine Schilderung beispielhafter Versorgungsbereiche an, in denen
Forschungsstand und tatsächlich erbrachte Leistungen, mitunter systematisch, von
einander abweichen. Daraufhin werden potentielle Hemmnisse im Wissenschafts-
Praxis-Transfer skizziert. Die Bearbeitung des oben benannten
Untersuchungsansatzes bildet den Hauptteil dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff Leitlinie
- Die Evidenzbasierte Medizin
- Beispiele für Mängel in der leitliniengerechten Versorgung
- Strategien der Leitlinienimplementierung
- Forschungsfrage
- Datenlage
- Allgemeine Ergebnisse
- Theoretisches Fundament der Interventionen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Wirksamkeit von Strategien zur Implementierung evidenzbasierter Leitlinien in der medizinischen Praxis. Sie untersucht, ob es eine evidenzbasierte Vorgehensweise bei der Implementierung von Leitlinien gibt.
- Definition des Begriffs Leitlinie und der Evidenzbasierten Medizin
- Beispiele für Diskrepanzen zwischen Forschungsstand und tatsächlicher Versorgung
- Potentielle Hemmnisse im Wissenschafts-Praxis-Transfer
- Analyse der Wirksamkeit von Leitlinienimplementierungsstrategien
- Theoretische Fundamente der Interventionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problematik der Umsetzung von evidenzbasierten Leitlinien in die Praxis dar und formuliert die Forschungsfrage.
- Kapitel 2 definiert den Begriff Leitlinie und erläutert dessen Bedeutung für die Entscheidungsfindung in der Gesundheitsversorgung.
- Kapitel 3 beleuchtet das Konzept der Evidenzbasierten Medizin, ihre Entstehung und die zentrale Rolle der evidenzbasierten Forschung.
- Kapitel 4 zeigt anhand von Beispielen die bestehenden Mängel in der leitliniengerechten Versorgung auf.
- Kapitel 5 befasst sich mit Strategien der Leitlinienimplementierung und analysiert deren Wirksamkeit auf Basis empirischer Forschung.
Schlüsselwörter
Evidenzbasierte Medizin, Leitlinienimplementierung, Wirksamkeit, Interventionsforschung, Gesundheitsversorgung, Praxis-Transfer, Cochrane Collaboration, randomisierte kontrollierte Studien (RCT), epidemiologische Studien.
- Quote paper
- Jakob Holstiege (Author), 2008, Die Kluft zwischen Erkenntnis und medizinischer Praxis - Wirksamkeit von Implementierungsstrategien evidenzbasierter Leitlinien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118226