Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die Bundesrepublik Deutschland auch im Jahr 2021 noch sinnvollerweise als konservativ-korporatistischer Wohlfahrtsstaat einzuordnen ist.
Um diese Frage zu beantworten, wird zunächst die Regimetypologie Gøsta Esping-Andersens kurz erklärt. Weiter wird die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der BRD anhand ausgewählter Reformen erläutert, bevor die Einordnung Deutschlands als konservativ-korporatistischer Wohlfahrtsstaat auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse geprüft wird. Abschließend werden die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst.
Nach einer Dekade wirtschaftlicher Prosperität nimmt die Angst vor Armut international seit Anfang 2020 wieder zu. Die rasende globale Verbreitung des Coronavirus legte die Weltwirtschaft lahm. Infektionen, Quarantäne und Schutzmaßnahmen brachten die internationale Wirtschaft zum Erliegen. Industrie-unternehmen stellten die Produktion ein – und Anleger waren verunsichert. Doch nicht überall sind die Menschen von der drohenden Armut gleichermaßen betroffen: Bürgerinnen und Bürger von Entwicklungsländern erleben die Folgen des wirtschaftlichen Abschwunges viel unmittelbarer als Bürgerinnen und Bürger von entwickelten Dienstleistungs- oder Industrienationen wie Deutschland.
Während Menschen in Entwicklungsländern Hunger leiden, hat Armut in Deutschland wesentlich weniger drastische Folgen. Doch woran liegt das? Um die verheerenden Folgen von Armut und Arbeitslosigkeit abzudämpfen, haben alle hoch entwickelten Industrie- und Dienstleistungsstaaten soziale Sicherungsnetze entwickelt, die sich jedoch in ihrer Ausgestaltung unterscheiden.
Diese Unterschiede wurden in der vergleichenden Sozial- beziehungsweise Wohlfahrtsstaatenforschung als Anlass für zahlreiche Klassifizierungsversuche genommen – die bekannteste ist bis heute die Wohlfahrtsstaatsregimetypologie Gøsta Esping-Andersens aus dem Jahre 1990. Esping-Andersen ordnete das deutsche Wohlfahrtsstaatsmodell dem konservativ-korporatistischen Regimetyp zu.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Regimetypologie Gøsta Esping-Andersens
- Das liberale Wohlfahrtsstaatsregime
- Das konservativ-korporatistische Wohlfahrtsstaatsregime
- Das sozialdemokratische Wohlfahrtsstaatsregime
- Die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland
- Das Reformprojekt Riester
- Das Reformprojekt Hartz IV
- Familienpolitik
- Die duale Transformation des deutschen Wohlfahrtsstaates
- Liberal-wohlfahrtsstaatliche Entwicklungen
- Sozialdemokratisch-wohlfahrtsstaatliche Entwicklungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland im Kontext der Regimetypologie Gøsta Esping-Andersens. Sie analysiert, ob Deutschland weiterhin als konservativ-korporatistischer Wohlfahrtsstaat eingeordnet werden kann, angesichts der zahlreichen sozialpolitischen Reformen der letzten Jahrzehnte.
- Die Regimetypologie Gøsta Esping-Andersens und ihre zentralen Elemente
- Die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der BRD anhand ausgewählter Reformen
- Die Einordnung Deutschlands als konservativ-korporatistischer Wohlfahrtsstaat auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse
- Die Auswirkungen der Reformen auf die soziale Sicherung in Deutschland
- Die Zukunft des deutschen Wohlfahrtsstaates
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet die aktuelle Bedeutung von sozialen Sicherungssystemen im internationalen Kontext, insbesondere im Hinblick auf die Folgen der Corona-Pandemie.
Kapitel zwei stellt die Regimetypologie Gøsta Esping-Andersens vor. Es werden die drei idealtypischen Wohlfahrtsstaatsregime – liberal, konservativ-korporatistisch und sozialdemokratisch – erläutert und anhand ihrer wichtigsten Merkmale und Prinzipien charakterisiert.
Im dritten Kapitel wird die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland anhand ausgewählter Reformen beleuchtet. Es werden die Reformprojekte Riester und Hartz IV sowie die Familienpolitik als wichtige Beispiele für die Transformation des deutschen Wohlfahrtsstaates analysiert.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der dualen Transformation des deutschen Wohlfahrtsstaates und untersucht, inwieweit sich liberale und sozialdemokratische Elemente in der deutschen Sozialpolitik etabliert haben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselwörter und Themenbereiche: Wohlfahrtsstaat, Wohlfahrtsstaatsregimetypologie, Gøsta Esping-Andersen, Bundesrepublik Deutschland, konservativ-korporatistischer Wohlfahrtsstaat, Reformen, Sozialpolitik, Dekommodifizierung, Stratifizierung, Familienpolitik, duale Transformation.
- Quote paper
- Finn Wolf (Author), 2021, Die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1181930