Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Belastungen von Arbeitnehmern in Deutschland.
Krankheit, Stress und Überbelastungen haben immer einen Ursprung und entstehen nie von allein. Zwei Faktoren sind an dieser Stelle wichtig: einerseits die Ressourcen, über die der Mensch verfügt, um Belastungen erfolgreich bewältigen zu können. Anderseits die Belastungen an sich. Wie schon festgehalten sind die Anforderungen und damit auch Belastungen, die an den Arbeitnehmer gestellt werden, in den letzten Jahren immens gestiegen. Doch wie schaut es in den einzelnen Wirtschaftszweigen aus? Gibt es dort Unterschiede? So ist es für diese Arbeit von Interesse, das Verhältnis von Belastungen zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen näher zu beleuchten.
Ziel dieser Arbeit ist es zum einen auf Basis einer ausgiebigen Literaturrecherche einen theoretischen Rahmen zum Thema Belastungen von Arbeitnehmern zu entwerfen. Zum anderen soll auf Basis des theoretischen Gerüsts der Frage nachgegangen werden, ob Unterschiede hinsichtlich der Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen existieren. Dazu wird der Datensatz der Betriebs- und Beschäftigtenbefragung der GDA herangezogen und in einem quantitativen Verfahren mittels SPSS ausgewertet.
Nach dem ersten Teil, der Einleitung, erfolgt der Theorieteil. Es werden theoretische Grundlagen zu Belastungen von Arbeitnehmern präsentiert. Dabei erfolgt einerseits eine Begriffsdefinition zu Belastungen und eine Abgrenzung zu Begriffen, die oft synonym verwendet werden. Anderseits wird anhand von Modellen und Theorien erläutert, wie Belastungen entstehen. Darüber hinaus werden aktuelle Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt präsentiert. Abschließend wird eine Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen geboten.
Darauf basierend wird auf die Forschungsfrage „Variieren die Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen?“ eingegangen und entsprechende Hypothesen entworfen.
Anschließend erfolgt die Methodik. So wird zunächst die Stichprobe hinsichtlich Alter und Geschlechterverteilung beschrieben. Es folgen Erläuterung der eingesetzten inferenzstatistischen Verfahren sowie eine Begründung der Wahl anhand geeigneter Methodenliteratur. Abschließend werden die Ergebnisse der quantitativen Analyse, die mittels SPSS erfolgt, dargestellt und eine kritische Diskussion geführt.
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Aufbau
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Belastungen
2.2 Wie entstehen Belastungen
2.3 Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt
2.3.1 Psychische Belastungsfaktoren
2.3.2 Physische Belastungsfaktoren
2.3.3 Aktuelle Zahlen zu den Belastungsfaktoren
2.4 Zusammenfassung und Hypothesenentwicklung
3. Methodik
3.1 Stichprobenbeschreibung
3.2 Inferenzstatistik
4. Ergebnisse
4.1 Deskriptivstatistiken
4.2 Varianzanalyse
4.3 Faktorenanalyse
5. Diskussion
5.1 Gütekriterien und methodische Vorgehensweise
5.2 Zusammenfassung und Interpretation der Befunde
5.3 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang 1 Geschlechterverteilung
Anhang 2 Altersverteilung
Anhang 3 Levene-Test (psychische Belastung)
Anhang 4 Levene-Test (physische Belastung)
Anhang 5 Deskriptive Statistik (psychische Belastung)
Anhang 6 Deskriptive Statistik (physische Belastung)
Anhang 7 Deskriptive Statistik (Wirtschaftszweig)
Anhang 8 Post-hoc Test (Psychische Belastung)
Anhang 9 Post-hoc Test (Physische Belastung)
Anhang 10 Faktorenanalyse
Anhang 11 Kruskal-Wallis-H Test (Psychische Belastung)
Anhang 12 Kruskal-Wallis-H Test (Physische Belastung)
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das Belastungs- Beanspruchungsmodell
Abbildung 2: Die stärksten Belastungen im Arbeitsalltag
Abbildung 3: Umfrage zu den stärksten Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag im Jahr 2018 .
Abbildung 4: Belastende Stressfaktoren von Arbeitnehmern
Abbildung 5: Geschlechterverteilung in der Umfrage der GDA
Abbildung 6: Entscheidungsbaum für geeignete inferenzstatische Verfahren
Abbildung 7: Häufigkeiten der Wirtschaftszweige
Abbildung 8: Psychische Belastungen in den verschiedenen Wirtschaftszweigen
Abbildung 9: Physische Belastungen in den verschiedenen Wirtschaftszweigen
Abbildung 10: Ausgabe Faktorenanalyse, Screeplot
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Psychische Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt
Tabelle 2: Altersverteilung in der Umfrage der GDA
Tabelle 3: Kolmogorov-Smirnov-Test zur Überprüfung der Normalverteilung
Tabelle 4: Umkodierte Werte der 4- stufigen Likert-Skala
Tabelle 5: Items + Mittelwerte zur Skala „Psychische Belastungen“
Tabelle 6: Items + Mittelwerte zur Skala „Physische Belastungen“
Tabelle 7: Ergebnisse der Varianzanalyse zu den psychischen Belastungen
Tabelle 8: Ergebnisse der Varianzanalyse zu den physischen Belastungen
Tabelle 9: Kommunalitätswerte der Faktorenanalyse
Tabelle 10: Ausgabe Faktorenanalyse, Rotierte Komponentenmatrix
Anmerkung:
Zur besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Formen beziehen sich immer auf beide Geschlechter.
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit entstand im Rahmen des Moduls „Quantitative Datenanalyse“. Zentrales Thema dieser Arbeit sind die Belastungen von Arbeitnehmern in Deutschland. Ursula von der Leyen veranschaulicht in einem Vorwort des Stressreports Deutschland aus dem Jahre 2012 wie wichtig Arbeit für den Menschen ist. Arbeit stiftet Sinn und bereichert den Menschen. Darüber hinaus wirkt die Arbeit schützend und stabilisierend auf die Psyche. (Lohmann-Haislah, 2012).
So sollte es zumindest sein. In den letzten Jahrzehnten ist es zu massiven Veränderungen in der Arbeitswelt gekommen, bedingt durch die Globalisierung und technisch-technologischer Entwicklungen. Damit einhergehend sind auch Veränderungen der Arbeitsbelastungen von Arbeitnehmern zu verzeichnen. So haben Anteil und Vielfalt an psychischen Arbeitsbelastungen zugenommen (Lohmann-Haislah, 2012; Rau, Blum & Mätschke, o.J. S. 9). Die Ergebnisse von Studien sind alarmierend. Sie belegen, dass Arbeitnehmer Stress und Überbelastung in der heutigen Arbeitswelt erleben (Statista, 2018; TKK, 2016).
Als Folge sind die damit in Verbindung stehenden Anstiege psychischer Erkrankungen zu konstatieren (Neuner, 2019, S. 1). Auch der Fehlzeitenreport bestätigt mit seinen Ergebnissen aus einer repräsentativen Stichprobe, dass sich die Arbeitsunfähigkeitstage der befragten AOK-Versicherten in Deutschland aufgrund eines diagnostizierten Burnouts seit dem Jahr 2015 bis 2018 um das Achtfache erhöht haben (Fehlzeiten Report, 2019).
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Krankheit, Stress und Überbelastungen haben immer einen Ursprung und entstehen nie von allein. Zwei Faktoren sind an dieser Stelle wichtig: einerseits die Ressourcen über die der Mensch verfügt, um Belastungen erfolgreich bewältigen zu können. Anderseits die Belastungen an sich. Wie schon festgehalten sind die Anforderungen und damit auch Belastungen, die an den Arbeitnehmer gestellt werden, in den letzten Jahren immens gestiegen. Doch wie schaut es in den einzelnen Wirtschaftszweigen aus? Gibt es dort Unterschiede? So ist es für diese Arbeit von Interesse das Verhältnis von Belastungen zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen näher zu beleuchten.
Im Zeitraum vom Juni 2015 bis August 2015 führte die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) eine telefonische Befragung zum Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten von Arbeitnehmern in Deutschland durch.
Ziel dieser Arbeit ist es zum einen auf Basis einer ausgiebigen Literaturrecherche einen theoretischen Rahmen zum Thema Belastungen von Arbeitnehmern zu entwerfen. Zum anderen soll auf Basis des theoretischen Gerüsts der Frage nachgegangen werden, ob Unterschiede hinsichtlich der Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen existieren. Dazu wird der Datensatz der Betriebs- und Beschäftigtenbefragung der GDA herangezogen und in einem quantitativen Verfahren mittels SPSS ausgewertet.
1.2 Aufbau
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Nach dem ersten Teil, der Einleitung, erfolgt der Theorieteil. In diesem zweiten Kapitel werden theoretische Grundlagen zu Belastungen von Arbeitnehmern präsentiert. Dabei erfolgt einerseits eine Begriffsdefinition zu Belastungen und eine Abgrenzung zu Begriffen, die oft synonym verwendet werden. Anderseits wird anhand von Modellen und Theorien erläutert, wie Belastungen entstehen. Darüber hinaus werden aktuelle Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt präsentiert. Abschließend für das zweite Kapitel wird eine Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen geboten. Darauf basierend wird auf die Forschungsfrage „Variieren die Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen?“ eingegangen und entsprechende Hypothesen entworfen.
Im dritten Kapitel erfolgt die Methodik. So wird zunächst die Stichprobe hinsichtlich Alter und Geschlechterverteilung beschrieben. Es folgen Erläuterung der eingesetzten inferenzstatistischen Verfahren, sowie eine Begründung der Wahl anhand geeigneter Methodenliteratur.
Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse der quantitativen Analyse, die mittels SPSS erfolgt, dargestellt.
Eine abschließende kritische Diskussion findet sich im fünften Kapitel.
2. Theoretische Grundlagen
Im Kapitel der theoretischen Grundlagen wird auf die Begriffsdefinition von Belastungen, sowie auf die Entstehung und verschiedenen Arten von Belastungen eingegangen. Darüber hinaus werden aktuelle Studien zu dem Thema „Belastungen von Arbeitnehmern“ vorgestellt. Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der theoretischen Grundlagen, sowie die Ableitung von Hypothesen.
2.1 Belastungen
Belastungen können definiert werden als objektive Faktoren und Größen, die von außen auf den Menschen einwirken und Auswirkungen im und auf den Menschen haben“ (Nerdinger, 2019, S. 584). Dabei werden physische und psychische Belastungen unterschieden.
Belastungen werden oftmals im Alltagsgebrauch mit etwas Negativem assoziiert. Dabei sind Belastungen im Grunde nichts Schlechtes.
Ein gewisses Maß an Belastungen benötigt der Mensch sogar, um leben zu können. Erst wenn die Größenordnung der vorhandenen Belastungen überhandnimmt, können in Folge negative Auswirkungen entstehen, z.B. in Form von Krankheit (Hahnzog, 2018, S. 683f).
2.2 Wie entstehen Belastungen
Es wurde bereits angesprochen, dass Belastungen per se nicht schlecht sind. Aber ab wann sind die gesundheitsschädlich? Dies erklärt das Belastungs-Beanspruchungsmodell nach Rohmert und Rutenfranz recht anschaulich. Das Modell berücksichtigt Faktoren des Arbeitskontextes und ist in den Arbeitswissenschaften ein sehr verbreitetes Modell.
Dieses Modell vertritt die Annahme, dass Belastungen auf Mitarbeiter, die sich aufgrund der menschlichen Individualität in ihren persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten unterscheiden in unterschiedlichem Maße wirken. Somit entscheidet die individuelle Ausprägung der persönlichen Eigenschaften in Verbindung mit der Höhe der vorhandenen Belastungen darüber, ob diese als gesund erhaltende Herausforderung oder eben als krankmachende Überbeanspruchung auf die Person wirken (Kunz, o.J; Neuner, 2019, S. 13f). Die folgende Abbildung stellt das Belastungs- Beanspruchungsmodell dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Übersteigen also die Belastungen die persönlichen Ressourcen eines Menschen, kann diese sehr belastend für die betroffene Person sein, sodass es zur Beanspruchung kommt. Im schlimmsten Fall erkrankt die Person daran. Beanspruchung ist also die Folge von Belastung. Beanspruchungen können die Gesundheit gefährden (Reif, Spieß & Stadler, 2018, S. 6).
Liegt eine Beanspruchung vor, erlebt der Mensch Stress. „Stress wird als Zustand des Organismus verstanden, bei dem als Ergebnis einer inneren oder äußeren Bedrohung das Wohlbefinden als gefährdet wahrgenommen wird“ (Reif, Spieß & Stadler, 2018, S. 6).
An dieser Stelle soll das transaktionale Stressmodell nach Lazarus und Folkman dargestellt werden.
Der transaktionale Ansatz der Stressforschung besagt, dass Stress im Zusammenspiel zwischen situativen Anforderungen und individuellen Beurteilungen der eigenen Ressourcen und Fähigkeiten entsteht (Litzcke & Schuh, 2005, S. 6). Dabei haben die situativen Anforderungen keinen Einfluss auf das Stresserleben. Einfluss auf das Stresserleben haben ausschließlich die subjektive Einschätzung und Bewertung der äußeren Anforderungen. Bei der Einschätzung und Bewertung der Anforderungen erfolgen zwei Einschätzungsarten: Zunächst fragt die primäre Einschätzung, ob das Ereignis bzw. die Anforderung relevant und ggf. bedrohlich ist. Wird diese Frage mit „Ja“ beantwortet folgt die sekundäre Einschätzung. Sie fragt, welche Bewältigungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, um die Anforderungen meistern zu können. Verfügt die Person über ausreichende geeignete Bewältigungsmöglichkeiten, um die Anforderungen bewältigen zu können, wird die Person keine Beanspruchungen, im Sinne des Belastungs-Beanspruchungsmodells, erleben. Sind allerdings keine geeigneten Bewältigungsmöglichkeiten ausreichend vorhanden, so wird die Person durch das nicht Bewältigen der Anforderung in ein Stresserleben verfallen (Litzcke & Schuh, 2005).
Also ist eine grundlegende Ursache für gesundheitsgefährdende Belastungen immer die subjektive Bewertung des Ereignisses ist, sowie die verfügbaren Bewältigungsmöglichkeiten, sodass das Stresserleben immer individuell unterschiedlich ist.
Auch wenn das Stresserleben individuell ist, können verschiedene Ebenen in Bezug auf Belastungen differenziert werden.
2.3 Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt
Im organisationspsychologischen Verständnis werden drei Ebenen unterschieden, wenn es um Belastungen geht: die Makro,- Meso- und Mikroebene.
Auf der Makroebene ist die Berufstätigkeit im Verhältnis zu anderen Lebensbedingungen zu verzeichnen. So kann zum Beispiel eine Schichtarbeit sich auf das Familienleben auswirken. Die Mesoebene umfasst das Unternehmen an sich. Auf dieser Ebene entstehen Belastungen aufgrund organisatorischer Einflussgrößen, wie z.B. eine unfaire Bezahlung oder Überstunden.
Auf der Mikroebene werden die Belastungen aufgrund von Arbeitsaufgaben angesiedelt. Beispiele sind Zeitdruck, fehlende soziale Unterstützung, ständige Unterbrechungen (Ducki, 2000, S. 76; Udris & Frese, 1999).
In diesem Zusammenhang soll nun näher erläutert werden, welche Faktoren insbesondere die psychische Belastung von Arbeitnehmern erhöhen kann.
2.3.1 Psychische Belastungsfaktoren
Treier (2019, S. 22ff) hat die bisher bekannten Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt in vier Kategorien eingeteilt. Diese sind in der untenstehenden Abbildung dargestellt und werden folgend näher erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: psychische Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt (eigene Darstellung)
Nachstehend werden die Belastungsfaktoren aus der Kategorie Arbeitsinhalt/ Arbeitsaufgabe beschrieben. Bei der Arbeitsintensität werden qualitative und quantitative Unter- und Überforderung unterschieden. Qualitativ ist oftmals durch Qualifikationsdefizite bedingt und quantitativ meint die Arbeitsmenge.
Emotionale Inanspruchnahme besteht, wenn Emotionsarbeit Bestandteil von Dienstleistungsorientierungen ist. Zum Beispiel der Umgang mit schwierigen Kunden, Freundlichkeitsdruck oder der Umgang mit Leid.
Der Handlungsspielraum ist wichtig, um auf arbeitsbezogene Entscheidungen Einfluss nehmen und somit aktiv mitgestalten zu können.
Der Belastungsfaktor Qualifikation ist dann gesundheitsschädigend, wenn die eigenen Kompetenzen, sowohl fachliche als auch soziale, nicht ausreichen, um gestellte Anforderungen erfolgreich bewältigen zu können.
Variabilität: Abwechslungsreichtum auf der Arbeit ist wichtig, um Monotonie zu verhindern. Ist die Arbeit mit monotonen Tätigkeiten verbunden, kann dies ein psychischer Belastungsfaktor sein.
Vollständigkeit bezieht sich auf die Ganzheitlichkeit einer Aufgabe. Wenn ein Mitarbeiter immer nur selbst ausführt aber nie vorbereitet, organisiert und kontrolliert, liegt keine Vollständigkeit bzw. Ganzheitlichkeit seiner Tätigkeit vor und kann als psychischer Belastungsfaktor wirken.
Zu der Kategorie der Arbeitsorganisation gehören folgende Belastungsfaktoren: Arbeitsabläufe werden zum Belastungsfaktor, wenn die Aufgaben nicht in vorgegebener Zeit bzw. Qualität erfüllbar sind oder die Arbeitsmenge willkürlich variiert und somit nicht planbar ist.
Arbeitsunterbrechungen, wenn Störungen vorliegen, die den Arbeitsprozess unterbrechen. In Bereichen mit Dienstleistungsorientierung fehlen häufig störungsfreie Arbeitszeiten, um sich auf Kernaufgaben konzentrieren zu können.
Die Arbeitszeit kann zum Belastungsfaktor werden, wenn die Erholungszeiten zwischen den Arbeitstagen nicht ausreichend sind. Als Beispiel kann die Schichtarbeit genannt werden.
Informationsmängel: Sowohl zu viele, als auch zu wenige Informationen können psychisch belastend sein und die Gesundheit gefährden. Ebenfalls können sich Informationen, die nicht rechtzeitig verfügbar oder veraltet sind zu psychischen Fehlbelastungen führen.
Die Aspekte Kommunikation und Kooperation sind gestört und gelten als möglicher Belastungsfaktor, wenn z.B. die Abstimmung zwischen Mitarbeitern, die zusammen an einem Projekt arbeiten, nicht reibungslos läuft.
Rollenunklarheiten entstehen oft bei Projekten, wenn die Zuständigkeiten nicht genau geklärt sind.
Die Kategorie Arbeitsumgebung umfasst u.a. Arbeitsmittel als möglichen psychischen Belastungsfaktor. Arbeitsmittel können belastend sein, wenn sie ungeeignet sind oder unzureichend. Wirken sich ungenügende Arbeitsmittel auch auf die Sicherheit aus, kann dies neben psychischen auch physische Fehlbelastungen zur Folge haben.
Die Arbeitsplatzgestaltung kann belastend werden, wenn die Raumgestaltung nicht mit den Aufgabenanforderungen übereinstimmt. Zum Beispiel ein sehr dunkler Raum bei täglicher Büroarbeit.
Chemische und physikalische Faktoren können sich sowohl auf die psychische als auch auf die physische Belastung negativ auswirken. Dazu gehören z.B. Lärm oder Geruchsbelästigungen.
Physische Faktoren implizieren schwere körperliche Arbeit. Sie wirken sich ebenfalls auf psychische und physische Belastungen negativ aus.
Zu den weiteren Risikofaktoren zählen Unfallrisiken, eine angstauslösende Gestaltung von Gängen oder Räumen (z.B. Kellerwege oder dunkle, enge Räume), Umgang mit gefährlichen Stoffen oder Maschinen.
Die vierte Gruppe der sozialen Beziehungen umfasst folgende Belastungsfaktoren: Diskriminierung jeglicher Art werden oft als Auslöser für psychische Fehlbelastungen identifiziert.
Auch Konflikte mit Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden, die sich zum Mobbing entwickeln und somit eine lösungsorientierte Konfliktlösung nicht mehr möglich ist, sind psychische Belastungsfaktoren.
Die Kultur wird dann belastend und gesundheitsgefährdend, wenn die Wert- und Normvorstellungen nicht mit den eigenen übereinstimmt und sich grundsätzlich unterscheiden. Fehlende Unterstützung seitens der Vorgesetzten oder Kollegen, sowie kein Feedback zur Arbeitsleistung können zur psychischen Fehlbelastung führen.
2.3.2 Physische Belastungsfaktoren
Nun wurden vor allem psychische Belastungsfaktoren genannt. Physische Belastungsfaktoren lassen sich im Gegenzug in der aktuellen Literatur kaum ausfindig machen. Woran liegt das? Dies hängt mit den veränderten Arbeitsbedingungen zusammen. Gründe dafür liegen im technischen Fortschritt und der Globalisierung der Wirtschaft mit gänzlich neuen Produktionsstrukturen. Auch die Entwicklung von der Industrie- zur 11
Dienstleistungsgesellschaft hat mit der Veränderung der Arbeitsbedingungen zu tun. Während die Arbeitnehmer in der Vergangenheit vor allem mit schwerer körperlicher Arbeit, Hitze, Staub und Lärm konfrontiert waren, stehen heute psychische Arbeitsanforderungen im Vordergrund, zum Beispiel die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen oder die Fähigkeit, Pläne zu entwerfen und auszuführen oder die Kompetenz der Flexibilität (GDA, 2017, S. 5).
Dennoch sollen mögliche physische Belastungsfaktoren erwähnt werden. Physische Belastungen entstehen insbesondere bei:
- manuellen Lastenhandhabungen, wie Heben, Halten, Tragen, Ziehen und Schieben.
- Arbeiten in erzwungener Körperhaltung. Zum Beispiel Sitzen und Stehen ohne wirksame Entlastung, Rumpfbeugehaltungen, Hocken, Knien, Fersensitz, Kriechgang, Liegen und Arme über Schulterniveau.
- Arbeiten mit erhöhter Kraftanstrengung und/oder Krafteinwirkung.
- sich wiederholenden Tätigkeiten mit hohen Handhabungsfrequenzen.
- Einwirkungen von Ganzkörper- und Hand Arm-Vibrationen.
- einseitigen Belastungen und insbesondere Bewegungsmangel. Werden solche Belastungen zu Beanspruchungen können in Folge Beschwerden des Muskel-SkelettSystems und auch Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen (Ellegast, 2010, S. 386).
Auch die bereits erwähnten chemikalischen und physikalischen Belastungsfaktoren können zu einer physischen Fehlbelastung führen, genauso wie der Umgang mit schweren Maschinen (vgl. 2.3.1).
2.3.3 Aktuelle Zahlen zu den Belastungsfaktoren
Dass die physischen Belastungen im Vergleich zu den psychischen Belastungsfaktoren abgenommen haben, verdeutlicht eine Studie der Pronova BKK. Sie wurde im März 2016 durchgeführt. Es wurden 1660 Arbeitnehmer in Deutschland befragt. Die drei stärksten Belastungsfaktoren bilden ständiger Termindruck, schlechtes Arbeitsklima und emotionaler Stress ab. Sowohl diese, als auch weitere Items sind den psychischen Belastungsfaktoren zuzuordnen. Lediglich das Item „hohe körperliche Belastung“ ist den physischen Belastungsfaktoren zuzuordnen. Es gehört zu den drittgeringsten Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag. Die folgende Grafik stellt die Ergebnisse der Studie dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Die stärksten Belastungen im Arbeitsalltag (Statista, 2016)
Die Pronova BKK hat im April 2018 eine weitere Umfrage durchgeführt, in der die stärksten Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag im Jahr 2018 erhoben wurden. An der Online Umfrage nahmen 1650 Probanden teil. Dabei gaben rund 34% der Befragten einen ständigen Termindruck als Belastungsfaktor an. Weitere Belastungsfaktoren sind z.B. emotionaler Stress, Überstunden oder ein schlechtes Arbeitsklima. Lediglich 13% aller Befragten gaben an, dass sie keine Belastungsfaktoren in ihrem Arbeitsalltag erleben würden. Die Ergebnisse der Umfrage wurden in einem Balkendiagramm dargestellt. Die Abbildung befindet sich auf der nächsten Seite.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Umfrage zu den stärksten Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag im Jahr 2018 (Statista, 2019)
Die aufgelisteten Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag aus der Umfrage von der Pronova BKK lassen sich den vier Kategorien psychischer Belastungsfaktoren nach Treier (2019) zuordnen. So können z.B. die Belastungsfaktoren „ständiger Termindruck“ und „Monotone Aufgaben“ der Hauptkategorie „Arbeitsorganisation/Arbeitsinhalt“ zugeordnet werden. Der Belastungsfaktor „Schlechte Arbeitsplatzausstattung“ ist der Hauptkategorie „Arbeitsumgebung“ zuordenbar. Der Hauptkategorie „Arbeitsorganisation“ kann das Item „Schichtarbeit“ zugeordnet werden. „Mobbing“ und „Schlechtes Arbeitsklima“ gehören der Hauptkategorie „Soziale Beziehungen“ an.
Die Techniker Krankenkasse (TKK) lies im Juni und Juli 2016 eine repräsentative Studie vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchführen. Dabei wurden 1200 deutschsprachige Personen ab 18 Jahren u.a. zu Stressfaktoren im Beruf befragt, die sie als belastend empfinden. Auch bei dieser Studie zeigt sich, dass der Faktor der Arbeitsintensität (Treier, 14
2019) im Rahmen von Arbeitsmenge und Termindruck zu den Spitzenreitern aktueller Belastungsfaktoren deutscher Arbeitnehmer zu sein scheint. Die folgende Grafik stellt die belastenden Stressfaktoren von Arbeitnehmern aus der TKK Studie aus dem Jahre 2016 dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Belastende Stressfaktoren von Arbeitnehmern (TKK, 2016, S. 24)
Lohmann-Haislah (2012) berichtet über die Ergebnisse der Erwerbstätigenbefragung aus dem Jahr 2011/2012. Die Studie wurde von dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt. Dabei wurden 2000 Erwerbstätige mittels einer telefonischen, computerunterstützten Befragung u.a. zu ihrem Berufszweig und den psychischen Belastungsfaktoren interviewt.
Trotz des Alters der Studie, zeigen die Studienergebnisse Konsens mit den anderen Studien (Statista, 2019; TKK, 2016) darin, dass die Arbeitsmenge und der ständige Termin-und Leistungsdruck am höchsten ausgeprägt sind (Lohmann-Haislah, S. 48). Ein Drittel der Befragten gab an aufgrund von hoher Arbeitsmenge Pausen ausfallen zu lassen (Lohmann- Haislah, S. 61). Daraus dürfte natürlich eine weitere Belastung bzgl. erforderlichen Erholungszeiten, aufgrund der fehlenden Pause, erfolgen.
Des Weiteren wurden verschiedene Wirtschaftszweige in Bezug auf psychische Belastungen aus den Kategorien Arbeitsinhalt und Arbeitsorganisation untersucht. Dabei wurde herausgefunden, dass besonders die Bereiche verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Verkehr und Lagerei sowie Gesundheits- und Sozialwesen überdurchschnittliche Prozentsätze für häufige psychische Belastungen aufweisen (Lohmann-Haislah, 2012, S. 43).
2.4 Zusammenfassung und Hypothesenentwicklung
Es kann festgehalten werden, dass zwischen Belastungen, Beanspruchungen und Erkrankungen differenziert wird. Beanspruchungen und Erkrankungen entstehen dann, wenn die Ressourcen des Menschen nicht ausreichen, um die an ihn gestellten Anforderungen, sprich Belastungen, erfolgreich zu bewältigen.
Die bisher bekannten Belastungen im Arbeitsleben können in vier Kategorien eingeteilt werden: Arbeitsinhalt/ Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, Arbeitsumgebung und soziale Beziehungen.
Studien zeigen, dass insbesondere Arbeitsmenge und ständiger Termin-und Leistungsdruck als die am meist belastenden Faktoren für Arbeitnehmer in Deutschland sind.
Psychische Belastungen überwiegen heutzutage den physischen Belastungen.
Die Ergebnisse der Erwerbstätigenbefragung aus dem Jahr 2011/2012 von dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geben Hinweise darauf, dass besonders die Bereiche verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Verkehr und Lagerei, sowie Gesundheits- und Sozialwesen überdurchschnittliche Prozentsätze für häufige psychische Belastungen aufweisen. Leider ergab die Literaturrecherche keine weiteren aussagekräftigen Studien, die die Erkenntnisse der Studie von der BIBB und IAB weiters bekräftigen könnten.
Auf Basis der theoretischen Grundlagen wird die Forschungsfrage „Variieren die Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen?“ weiter differenziert und zwischen psychischen und physischen Belastungen unterschieden. Dazu werden jeweils die Nullhypothese (H0) und Alternativhypothese (H1) entworfen.
Frage 1: Variieren die psychischen Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen?
H0: Die psychischen Belastungen von Arbeitnehmern variieren nicht zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen.
H1: Die psychischen Belastungen von Arbeitnehmern variieren zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen.
Frage 2: Variieren die physischen Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen?
H0: Die physischen Belastungen von Arbeitnehmern variieren nicht zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen.
H1: Die physischen Belastungen von Arbeitnehmern variieren zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen.
3. Methodik
Zunächst wird in diesem Kapitel die Stichprobe hinsichtlich Alter und Geschlechterverteilung beschrieben. Anschließend werden die angewandten inferenzstatistischen Verfahren erläutert und in ihrer Auswahl begründet.
3.1 Stichprobenbeschreibung
An der Umfrage der GDA im Zeitraum vom Juni 2015 bis August 2015 nahmen insgesamt 5000 Arbeitnehmer aus in Deutschland niedergelassenen Betrieben verschiedener Wirtschaftszweige teil. Das ergibt eine Stichprobe von N=50000. Davon waren 2086 männliche Probanden und 2914 weibliche Probanden. Demnach nahmen mit 58,3% mehr Frauen als Männer in dieser Umfrage teil.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Geschlechterverteilung in der Umfrage der GDA
[...]
- Quote paper
- Britta Bartl (Author), 2021, Variieren die Belastungen von Arbeitnehmern zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1181899
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