Die slowenische Volksgruppe in Kärnten ist in ihrer Existenz gefährdet, da die Sprachkompetenz von Generation zu Generation immer mehr nachlässt. Die slowenischen Mundarten sind vor allem nördlich der Drau nur mehr ein Relikt der älteren Generation und werden spätestens die übernächste Generation nicht mehr überleben. Erst wenn der letzte Kärntner Slowene das Zeitliche gesegnet haben wird, wird sich eine Art „Melancholie“ in der Kärntner Bevölkerung verbreiten. Es wird sicherlich das Gefühl aufkommen, etwas Undefinierbares im Seelenleben des Kärntner verloren zu haben, nämlich das Slawische an sich. Dann wird man sich möglicherweise an die alte, „gute“ Zeit mit ihrer kulturellen Vielfalt zurücksehnen und der verlorenen Sprache gedenken. Diese Arbeit soll ein wenig dazu beitragen, dass unsere sog. „windische Sprache“ in lebhafter Erinnerung bleibt. Einen herzlichen Dank habe ich meinen beiden Informantinnen Hribernig Margarethe und Krenn Christine auszusprechen, die mir mit einer Anzahl von Toponymen bzw. mundartlichen Bezeichnungen im Dialekt des nordwestlichen Sprachgebiets des Jauntals zur Seite gestanden sind.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
1. Einleitung
2. Morphologie
2.1 Wortarten
2.1.1 Morphematik
2.2 Inhärente Fall-Kategorien
2.2.1 Genus
2.2.2 Kasus
2.2.3 Numerus
2.2.4 Kategorie Zahl
2.2.5 Person
3. Toponomastik in Kärnten
3.1 Allgemeines
3.2 Substantivische Beispiele
3.2.1 Flurnamen
3.2.2 Hausnamen
3.2.3 Pflanzenarten
3.2.4 Baumarten
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
Abstract
Die slowenische Volksgruppe in Kärnten ist in ihrer Existenz gefährdet, da die Sprachkompetenz von Generation zu Generation immer mehr nachlässt. Die slowenischen Mundarten sind vor allem nördlich der Drau nur mehr ein Relikt der älteren Generation und werden spätestens die übernächste Generation nicht mehr überleben. Erst wenn der letzte Kärntner Slowene das Zeitliche gesegnet haben wird, wird sich eine Art „Melancholie“ in der Kärntner Bevölkerung verbreiten.
Es wird sicherlich das Gefühl aufkommen, etwas Undefinierbares im Seelenleben des Kärntner verloren zu haben, nämlich das Slawische an sich. Dann wird man sich möglicherweise an die alte, „gute“ Zeit mit ihrer kulturellen Vielfalt zurücksehnen und der verlorenen Sprache gedenken. Diese Arbeit soll ein wenig dazu beitragen, dass unsere sog. „windische Sprache“ in lebhafter Erinnerung bleibt.
Einen herzlichen Dank habe ich meinen beiden Informantinnen Hribernig Margarethe und Krenn Christine auszusprechen, die mir mit einer Anzahl von Toponymen bzw. mundartlichen Bezeichnungen im Dialekt des nordwestlichen Sprachgebiets des Jauntals zur Seite gestanden sind.
1. Einleitung
Das Hauptthema dieser Arbeit ist die slowenische Morphologie, die nach dem slowenischen Sprachwissenschaftler Jože Toporišic in ihren Grundzügen zusammengefasst wird, ergänzt mit Toponymen von einigen Pflanzenarten und Baumarten aus dem slowenischen Jauntalerdialekt des nordwestlichen Sprachgebietes. Weiters wird die zweisprachige Namensgebung in Kärnten näher untersucht und auf die Problematik der slowenischen Schreibweise von Ortsnamen hingewiesen.
Die Toponomastik beschäftigt sich mit Siedlungsnamen, also Namen von Burgen, Höfen, Städten und Ländern, aber auch mit sogenannten Flurnamen, d.h. Eigennamen von Bergen, Wäldern, Auen, Wiesen und Äckern bis hin zu einzelnen Pflanzen.
2. Morphologie
Die Morphologie ist die Lehre von den Morphemen (kleinste bedeutungstragende Einheiten) und beschäftigt sich mit der internen Struktur von Wörtern. Dieser Begriff wurde im 18. Jahrhundert von Wolfgang Johann Goethe eingeführt und er bezeichnete damit die Lehre von den Strukturen lebender Organismen.
Es gibt verschiedene Morphemarten wie z.B. die lexikalischen oder grammatikalischen Morpheme und es werden zwei Arten der morphologischen Beziehungen unterschieden – nämlich Flexion (Beugung von Wortformen) und Wortbildung (Bildung neuer Lexeme), die in sog. Untertypen unterteilt werden.
Die Flexion läßt sich in Deklination, Konjugation und Komparation, die Wortbildung in Derivation und Komposition unterteilen, wobei einige Untertypen ebenfalls unterschiedliche Kategorien aufweisen können.
Analog zur Phonetik (Phon – Allophon) spricht man in der Morphologie von Allomorphen, die Varianten eines Morphems sind. Die Allomorphie betrifft Affixe (segmentierbare gebundene Morpheme), die in Präfixe, Suffixe etc. unterteilt werden; weiters Wurzeln (nicht weiter zerlegbar) und Stämme einzelner Wörter.
2.1 Wortarten
In der slowenischen Sprache gibt es nach Toporišic [2001, 256-272] 9 verschiedene Wortarten:
- Substantivische Wörter:
Substantiv, z.B. hiša, otrok; dejanje, skrb
Eigenständige adjektivische Wörter, z.B. dežurna, Tomacevo; kateri, oba
Substantivische Pronomen, z.B. jaz, ti; kdo, nekdo
- Adjektivische Wörter:
Adjektiv, z.B. lep, -a, -o; pojoc, -a, -e; ubit, -a, -o
Zahlwörter, z.B. en, -a, -o; dva, -e, -e; prvi, -a, -o; vec; dosti
Adjektivische Pronomen, z.B. tak, -a, -o; moj, -a, -e; neki, -a, -o; koliko
- Verben:
Personalformen, z.B. dela-m, -te; delaj-te, delal bi
deskriptive Partizipien auf –l und –n/-t, z.B. delal, delan, ubit
nichtflektierbare Formen, z.B. delaje/delajoc, delati, delat, stopivši
- Adverbien:
z.B. doma, vceraj, lepo; kje, tedaj, zakaj, tako etc.
- Prädikative:
z.B. všec, treba, tiho etc.
- Präpositionen:
z.B. do, za, zaradi, konec, glede na etc.
- Konjunktionen:
z.B. in, toda, da, ce, potem ko etc.
- Partikeln:
z.B. samo, celo, tudi, pac, menda etc.
- Interjektionen:
z.B. ah, ej, uh, kuku, iha etc.
Die Wortarten werden in veränderliche und nichtveränderliche unterschieden, wobei die substantivischen und adjektivischen Wörter sowie die Verben und teilweise auch Prädikative zu den veränderlichen Wortarten gezählt werden.
Substantivische und adjektivische Wörter werden dekliniert (z.B. lepa lipa, lepe lipe) und verändern sich auch im Geschlecht (z.B. lep, lepa, lepo); diejenigen, die eine Eigenschaft bezeichnen, erfahren auch noch eine Steigerung – z.B. lep, lepši, najlepši!
Verben werden konjugiert (z.B. delam, delaš, dela etc.), und sie werden in Zahl (z.B. delam, delava, delamo), in Zeit (z.B. delam, delal sem/bom), Verbalmodus (z.B. delam, delaj, delal bi) und Verbalgenus (z.B. tiskam, tiska se) flektiert.
Flektierbare Formen lassen sich auch noch nach dem Geschlecht beugen (z.B. delal sem, delala sem, delalo je), das beschreibende Partizip wird nach Geschlecht und Zahl flektiert (z.B. delal-delala, delal-delali). Einige Adverbien haben Steigerungsformen wie z.B. lep, lepše, najlepše oder zelo, bolj, najbolj.
Paradigmen:
Einzelne veränderliche Wortarten werden nach morphologischen Mustern in solche, die die Formen verändern und solche, die Formen erzeugen, unterteilt.
- Formverändernde Paradigmen
Substantivische Wörter: 4 Deklinationen für jedes Geschlecht Adjektivische Wörter: 1 Deklination für jedes Geschlecht Verbalformen: 4 Konjugationen
Beide beschreibenden Partizipien: flektieren in Geschlecht und Zahl wie Adjektive
- Formbildende Paradigmen
Die Stammformen adjektivischer Wörter werden nach Geschlecht (z.B. lep, - a, -o) und Zahl (z.B. lep, lepa, lepi) flektiert, und sie können auch gesteigert werden (z.B. lep, lepši, najlepši). Verben bestehen aus Präsens- (z.B. del- am, -aj, -aje/-ajoc) und Infinitivparadigmen (z.B. del-ati, -at, -al, -an, -anje); von den erstgenannten gibt es 5 (del-am, krož-im, pi-jem, tres-em, je-m) und von den letztgenannten 4 (del-ati/sed-eti, krož-iti, pi-ti, tres-ti/pec-i).
1.1.1 Morphematik
Der Wortstamm hat objektivische Bedeutung, der aus einem oder mehreren Morphemen besteht, und die einteilige Wortendung markiert Fall, Person, Geschlecht oder Zahl.
- Wandlungen der Konsonanten
Jotierung: orientiert sich nach der Aussprache, z.B. Sonant (ustvariti – ustvarjen – ustvarjati), Labial (potopiti – potopljen – potapljati) oder dentale und velare Konsonanten (roditi – rojen – rajati).
Palatalisierung: betrifft nur velare Nichtsonanten; k, g, h > c, ž, š > c, z, s;
z.B. rekel – recem - reci, stregel – strežem - strezi, phal – pšem , srh – srsi
Dissimilation: Die Laute t und d werden in Verbalformen dissimiliert, z.B. pletem – plesti, povedati – poveste
Assimilation: in geschriebener Form tritt sie vor den infinitivischen Endungen
–ti und –t auf (z.B. grizem – gristi, grist) und bei der Präposition z (z.B. s teboj), manchmal bei den Präfixen izpod-, izpred-, vz- (z.B. spodleteti, spregledati, shajati) und in gesprochener Form z.B. bei gladek – gladka [glatka] oder glas – glasba [glazba].
Phonemfolge: Umwandlungen phonemischer Varianten, z.B. rod-u ~ rod [rot] bei Nichtsonanten, z.B. siva ~ siv bei Sonanten und z.B. brala ~ bral bei den Phonemen l und v.
Schwächung: im Vergleich von Infinitiv und Supinum mit anderen Formen bei den Verben auf –sti (z.B. grebsti – grebem), von Partizipien auf –l (z.B. pletem – plel), und von Präsens und Imperativ (z.B. žanjem – žeti, zajamem
– zajeti). Offensichtliche Schwächungen treten beim Komparativ einiger Adjektiva mit Suffix –ek oder –ok auf (z.B. nizek – nižji, globok – globlji).
Erweiterung des Stammes mit Konsonanten: z.B. mit j, t etc.
Beispiele: gospodar – gospodarja, taksi – taksija, Tone – Toneta, tele –
telete, oko – ocesa, uho – ušesa, god - godovi
- Wandlungen der Vokale
Ablaut: solche mit den vorderen und letzten Vokalen gleicher Höhe (z.B. nesem – nosim), mit Vokalen unterschiedlicher Höhe (z.B. pretêcem – pretékam, nêsem – nésel, nósim – nôsi, zbêrem – zbíram), weiters Wandlungen von Vokalen in Verbindung von Vokal und Sonant (z.B. péti – pôjem, státi – stôjim) und von Halblauten mit í (z.B. odcvetèm – odcvítam).
Quantität: aufgrund des Wechsels der Quantität von betonten Vokalen; die nichtletzten Tonsilben können nicht kurz sein.
Betonungstyp: es gibt unbewegliche (z.B. ljubeznív, -íva), bewegliche (z.B. dêbel, -éla), endbetonte (z.B. temèn, -mnà) und gemischte Typen (z.B. mlád, mláda, mladó).
Umlaut: o ‹ e bei den Lauten c, j, c, ž, š (dž)
Beispiele: sonce, stricem, prijateljem, mecevati se etc.
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- Quote paper
- DI Mag Fabian Prilasnig (Author), 2007, Die Morphologie der slowenischen Schriftsprache , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118143
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