Die Verbrechen, die während des „Dritten Reichs“ von den Nationalsozialisten begangen worden, haben im Selbstbewusstsein der Deutschen tiefe Spuren hin-terlassen. Die Frage, warum das alles passieren konnte, beschäftigt die Feuille-tons, die Literatur und Geschichtswissenschaft bis heute immer wieder. Wie wurden „normale“ Menschen zu Tätern? Wer war „nur“ ein Mitläufer, wer ein überzeugter Nationalsozialist? Was trieb Menschen in den Widerstand und woher nahmen sie ihren Mut? Lassen sich für bestimmte Milieus bestimmte Verhal-tensmuster erkennen? Oder ist das individuelle Verhalten der Täter und Wider-standskämpfer nicht kategorisierbar? In der heutigen Geschichtswissenschaft überwiegt die Ansicht, dass ein „weitge-hendes Primat der Politik“1 das Verhältnis zwischen dem Nationalsozialismus und dem Unternehmertum beherrscht hat. Diese Annahme bedeutet nicht, dass den Unternehmern die Möglichkeit der Einflussnahme verwehrt geblieben sei. Viel-mehr gingen die entscheidenden Impulse von Seiten der Politik und nicht der Wirtschaft aus2. Doch kann man diese Annahme auf alle Bereiche der Wirtschaft verallgemeinern? Und rechtfertigt sie eine potentielle Unterstützung des Re-gimes? Vorliegende Arbeit wird sich diesen Fragen mit einem Fokus auf das Bankiersmi-lieu widmen. Da vor allem Personen „für den Gang der Zeiten entscheidend“ sind, versucht sich diese Arbeit bewusst mit Hilfe der biographischen Methode dem Nationalsozialismus zu nähern und Erklärungsansätze zu finden. An der Biographie des Kölner Privatbankiers Kurt Freiherr von Schröder soll beispielhaft ein Mitglied der Finanzwelt in der Zeit des Nationalsozialismus vorgestellt wer-den, der auf Seiten Hitlers stand. Er erlangte vor allem mit dem von ihm arran-gierten Treffen zwischen Hitler und von Papen in seinem Haus zu Berühmtheit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Bankiersmilieu und der Nationalsozialismus
- 3. Der Bankier Kurt Freiherr von Schröder - zur Person
- 3.1. Sozialisation und beruflicher Werdegang
- 3.2. Tätigkeiten und Handlungsspielräume während der NS-Zeit
- 3.3. Persönlichkeitsstruktur
- 4. Schröder: Ein milieutypischer Bankier?
- 5. Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Bankiers im Nationalsozialismus, insbesondere am Beispiel Kurt Freiherr von Schröders. Ziel ist es, Schröders Biographie im Kontext des damaligen Bankiersmilieus zu analysieren und seine Handlungen im Nationalsozialismus zu bewerten. Es wird die Frage untersucht, ob Schröder ein repräsentatives Beispiel für das Verhalten seiner Zunft darstellt oder ein Einzelfall ist.
- Das Bankiersmilieu und seine Reaktion auf den Nationalsozialismus
- Die Biographie Kurt Freiherr von Schröders und seine Sozialisation
- Schröders Handlungsspielräume und Tätigkeiten während der NS-Zeit
- Die Rolle von Schröder im Verhältnis von Politik und Wirtschaft
- Schröders Verhalten im Vergleich zu anderen Bankiers
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Rolle von Bankiers im Nationalsozialismus und deren Handlungsspielräumen. Sie verortet die Arbeit im Kontext der bestehenden Geschichtswissenschaftlichen Debatte um die Verantwortlichkeit des Unternehmertums im „Dritten Reich“ und wählt die biographische Methode, um am Beispiel Kurt Freiherr von Schröders diese Frage zu beleuchten. Die Schwierigkeit der Quellenlage wird angesprochen, wobei die Arbeit vor allem auf die Aufsätze von Ulrich S. Soénius zurückgreifen wird.
2. Das Bankiersmilieu und der Nationalsozialismus: Dieses Kapitel beschreibt die Situation des deutschen Bankensystems zu Beginn des Nationalsozialismus, geprägt von den Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise und der zunehmenden ideologischen und politischen Kritik der NSDAP. Die NSDAP-Propaganda nutzte den Unmut über die Finanzwelt für ihre Zwecke, propagierte ein staatlich gelenkte Wirtschaft und griff die bestehende liberale Ordnung an. Das Kapitel beschreibt zwei Reaktionsmuster der Banken: Widerstand und Kompromissbereitschaft. Der zunehmende staatliche Einfluss auf das Bankwesen, einschließlich der Einflussnahme auf Personalpolitik, wird erläutert.
3. Der Bankier Kurt Freiherr von Schröder - zur Person: Dieses Kapitel widmet sich der Biographie von Kurt Freiherr von Schröder. Es untersucht seine Sozialisation, seinen beruflichen Werdegang und seine Tätigkeiten und Handlungsspielräume während der NS-Zeit. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse seiner Persönlichkeit und seiner Rolle im politischen Kontext. Der Fokus liegt auf der Synthese seiner Handlungen und wie diese im Kontext der Zeit einzuordnen sind. Die Quellenlage und deren Grenzen werden implizit und explizit mitberücksichtigt.
4. Schröder: Ein milieutypischer Bankier?: Dieses Kapitel wird die Handlungen und das Verhalten von Schröder im Kontext des gesamten Bankiersmilieus analysieren. Es wird untersucht, inwieweit Schröders Verhalten typisch für die Finanzwelt der NS-Zeit war oder ob er sich durch spezifische Charakteristika von anderen Bankiers unterschied. Die Analyse wird die Zusammenhänge zwischen Schröders Handeln und dem allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Kontext beleuchten.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Bankiersmilieu, Kurt Freiherr von Schröder, Biographie, Wirtschaftsgeschichte, Handlungsspielräume, Politik und Wirtschaft, NS-Zeit, Weimarer Republik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Der Bankier Kurt Freiherr von Schröder im Nationalsozialismus"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Bankiers im Nationalsozialismus, insbesondere die des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder. Sie analysiert Schröders Biografie im Kontext des damaligen Bankiersmilieus und bewertet sein Handeln während der NS-Zeit. Zentral ist die Frage, ob Schröder ein typisches Beispiel für das Verhalten seiner Zunft darstellt oder ein Einzelfall ist.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz vor. Kapitel 2 beschreibt das Bankiersmilieu und dessen Reaktion auf den Nationalsozialismus. Kapitel 3 konzentriert sich auf die Biografie von Kurt Freiherr von Schröder, seine Sozialisation, seinen beruflichen Werdegang und seine Handlungen während der NS-Zeit. Kapitel 4 analysiert Schröders Verhalten im Vergleich zu anderen Bankiers, um seine Typizität zu beurteilen. Kapitel 5 (Schlussbetrachtungen) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Das Bankiersmilieu und seine Reaktion auf den Nationalsozialismus; die Biografie Kurt Freiherr von Schröders und seine Sozialisation; Schröders Handlungsspielräume und Tätigkeiten während der NS-Zeit; die Rolle von Schröder im Verhältnis von Politik und Wirtschaft; und der Vergleich von Schröders Verhalten mit dem anderer Bankiers.
Welche Quellen werden hauptsächlich verwendet?
Die Arbeit greift vor allem auf die Aufsätze von Ulrich S. Soénius zurück. Die Schwierigkeit der Quellenlage wird explizit angesprochen.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine biographische Methode, um die Rolle von Kurt Freiherr von Schröder im Nationalsozialismus zu untersuchen und im Kontext der bestehenden geschichtswissenschaftlichen Debatte zu verorten.
Welche Schlussfolgerungen werden angestrebt?
Die Arbeit zielt darauf ab, Schröders Handlungen im Kontext des damaligen Bankiersmilieus und der politischen Gegebenheiten zu analysieren und seine Rolle im Nationalsozialismus zu bewerten. Die Schlussfolgerung soll klären, ob Schröder ein repräsentatives Beispiel für das Verhalten seiner Zunft darstellt oder ein Einzelfall war.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für diese Arbeit?
Die Schlüsselbegriffe sind: Nationalsozialismus, Bankiersmilieu, Kurt Freiherr von Schröder, Biographie, Wirtschaftsgeschichte, Handlungsspielräume, Politik und Wirtschaft, NS-Zeit, Weimarer Republik.
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- Katharina Klinge (Author), 2008, Die deutschen Bankiers im Nationalsozialismus , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118142