Ziel der Masterarbeit ist es, die Notwendigkeit einer digitalen Zentralbankwährung zu erläutern und mögliche Ausgestaltungsformen zu beschreiben. Zusätzlich sollen aktuelle Projekte vorgestellt und hinsichtlich ihrer Eigenschaften und möglichen Implikationen miteinander verglichen werden. Für die Analyse und den Vergleich werden im speziellen die Ansätze des digitalen Euro, der e-Krona sowie des digitalen Yuan herangezogen.
Zunächst wird das aktuelle Geldsystem zusammen mit den Funktionen von Zahlungsmitteln und aktuellen Herausforderungen vorgestellt. Des Weiteren werden die Grundlagen der Distributed Ledger Technologie erläutert. Anschließend beschäftigt sich die Arbeit mit den Ausgestaltungsformen einer digitalen Zentralbankwährung. Hierzu werden die verschiedenen Möglichkeiten vorgestellt. Darauf aufbauend werden die wichtigsten Implikationen einer Einführung erläutert, welche in der Literatur zu finden sind. Außerdem werden die Projekte der EZB, der Riksbank und der PBoC beschrieben sowie verglichen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Notwendigkeit und Grundlagen einer digitalen Zentralbankwährung
2.1 Aktuelles Geldsystem
2.2 Funktionen von Zahlungsmitteln und aktuelle Herausforderungen
2.3 Distributed Ledger Technologie
2.3.1 Eigenschaften der Distributed Ledger Technologie
2.3.1.1 Dezentralität
2.3.1.2 Kryptografische Hashfunktionen und digitale Signaturen
2.3.1.3 Konsensmechanismus
2.3.2 Smart Contracts
3 Ausgestaltungsformen
3.1 Mögliche Ausgestaltungsformen und Eigenschaften
3.2 Implikationen der Einführung
3.2.1 Finanzsystem
3.2.2 Banken
3.2.3 Zentralbank und Geldpolitik
3.3 Ausgewählte Projekte
3.3.1 Digitaler Euro
3.3.2 E-Krona
3.3.3 Digitaler Yuan/DCEP
4 Vergleichende Analyse
5 Zusammenfassung
6. Anhang
Quellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Szenarien-spezifische Eigenschaften des digitalen Euros.
Tabelle 2: Implikations-spezifische Eigenschaften des digitalen Euros
Tabelle 3: Gegenüberstellung der Beispielprojekte hinsichtlich möglicher Implikationen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Exemplarischer Aufbau der Datenblöcke in einer Blockchain
Abbildung 2: Einordnung digitale Zentralbankwährung zu bestehenden Geldformen. .
Abbildung 3: Einordnung der möglichen Ausgestaltungsformen nach ihren Eigenschaften anhand der Geldblume
Abbildung 4: Vergleich der Transaktionen bei konten- und tokenbasierter Modellen...
Abbildung 5: Zuordnung von Konsumentenbedürfnissen auf Ausgestaltungsform
Abbildung 6: Ausgestaltungsformen digitaler Zentralbankwährung
Abbildung 7: Das e-Krona System.
Abbildung 8: Ablauf einer Transaktion mit der e-Krona
Abbildung 9: Einordnung der Projekte in die Geldblume.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Seit einigen Jahren kann man den Trend einer sinkenden Bargeldnutzung beobachten. Vorreiter in dieser Entwicklung ist Schweden. Das skandinavische Land entwickelt sich immer mehr zu einer bargeldlosen Gesellschaft. Laut der schwedischen Zentralbank reduzierte sich im Zeitraum von 2010 bis 2018 der Anteil der mit Bargeld bezahlten Transaktionen von 39% auf 13%. Während der gegenwärtigen Covid-19 Pandemie wurden zunehmend kontaktlose Bezahlmöglichkeiten favorisiert, weshalb sich dieser Trend weiter fortgesetzt hat. Im Jahr 2020 betrug der Bargeldanteil nur noch lediglich 9%.1 Nicht nur in Schweden ist die schwindende Bedeutung von Bargeld zu beobachten. So zeigt eine Befragung aus dem Jahr 2020, dass viele Konsumenten in Deutschland auch aufgrund der Hygiene- und Abstandsmaßnahmen Bargeld gemieden haben. Dabei gibt es einen Unterschied zwischen den Generationen. In Deutschland gaben 24% der 25 - 34Jährigen an ihre Lebensmitteleinkäufe mit Bargeld zu bezahlen. Bei älteren Konsumenten liegt der Wert bei 40%.2 Daher ist zu vermuten, dass dieser Trend auch in der Zukunft bestehen wird.
Scheine und Münzen besitzen als einziges öffentliches Zahlungsmittel wichtige geldpolitische Funktionen. Beispielsweiße ist die Ausgabe von Bargeld eine wichtige Einnahmequelle für Zentralbanken, wie in Abschnitt 2.2 erläutert wird. Diese Einnahmen dienen dazu die operativen Kosten zu decken. Sollten weniger Scheine und Münzen benötigt werden, so würde eine wichtige Einnahmemöglichkeit entfallen, wodurch Zentralbanken auf finanzielle Unterstützung durch Staaten angewiesen wären. Dies würde die Autonomie bezüglich der Handlungsfreiheit von Zentralbanken gefährden.3 Neben dieser Problematik hat die Tendenz zu einer immer weiter schwindenden Bedeutung von Bargeld weitere geldpolitische Auswirkungen, die in dieser Arbeit näher analysiert werden sollen.
Um diesen Gefahren einer digitalen Gesellschaft entgegenzuwirken und der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben auf Zentralbankgeld in digitaler Form zurückzugreifen, beginnen immer mehr Zentralbanken mit der Entwicklung von digitalen Währungen. Laut einer Befragung der Bank for International Settlements (im Folgenden BIS) beschäftigen sich gegenwärtig ca. 80% aller befragten Zentralbanken mit der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung wobei 10% bereits mit ersten Pilotprojekten begonnen haben. Vor allem Entwicklungsländer gaben an, dass sie große Vorteile darin sehen und daher intensiv auf diesem Gebiet forschen.4 Auch die Europäische Zentralbank (im Folgenden EZB) beschäftigt sich mit der Digitalisierung des Euros und veröffentlichte im Oktober 2020 einen Report. Dieser beinhaltet Anforderungen, welche die EZB als wichtig erachtet und nennt auch mögliche Ausgestaltungsformen. Im Juli 2021 entschied sie ein Projekt zum digitalen Euro zu starten.5
Deutlich weiter fortgeschritten in dieser Thematik ist die Zentralbank in Schweden. Bereits 2017 beschäftigte sich die Riksbank mit der Frage, wie sie auf die schwindende Bargeldnutzung reagieren sollte und stellte erste Überlegungen zur Entwicklung einer eKrona an. Dafür existiert bereits eine erste Ausgestaltungsmöglichkeit, die in einer Pilotphase getestet wird. Das Ergebnis dieser Tests veröffentlichte die Riksbank in einem Report im April 2021. Als mögliche Chancen dieser neuen Technologie sieht sie eine höhere Sicherheit durch die Schaffung eines parallelen Zahlungssystems zu dem gegenwärtigen. Allerdings wurden auch Problematiken identifiziert. Unter anderem ist fraglich, ob das entwickelte Zahlungssystem mit der Anzahl an Transaktionen umgehen kann, sollte die e-Krona auch im privaten Zahlungsbereich eingesetzt werden. Zudem ergaben sich rechtliche Fragestellungen wie die Möglichkeiten einer Verzinsung oder Problematiken bezüglich des Datenschutzes. Das Fazit des Reportes ist, dass die Riksbank die Chancen und Problematiken der e-Krona noch intensiver testen möchte, da Funktionalitäten wie eine Offline-Nutzung oder eine Obergrenze bezüglich des Besitzes in der ersten Pilotphase noch nicht implementiert wurden.6
Auch China hat bezüglich einer digitalen Form des Yuan große Fortschritte gemacht und zählt zu einem der Vorreiter auf diesem Gebiet. In China sah man in der geringeren Bargeldnutzung ebenfalls eine Gefahr, da dadurch zunehmend private Zahlungsdienstleister eine große Bedeutung auf dem Zahlungsmarkt gewinnen. Als Antwort darauf entwickelt die People's Bank of China (Im Folgenden PBoC) den digitalen Yuan. Während die schwedische Zentralbank allerdings ihre digitale Währung in einer simulierten Umgebung testet, hat die PBoC bereits damit begonnen die „Digital currency/electronic payment“ (im Folgenden DC/EP) in der Bevölkerung zu testen. Es wird vermutet, dass China die olympischen Winterspiele 2022 in Beijing nutzen möchte, um die Nutzung des digitalen Yuan auszuweiten.7
Die vorangeschrittenen Projekte in China und Schweden erhöhen zunehmend den Druck auf die EZB. Die Region, welche als erstes eine funktionierende Lösung präsentieren und umsetzen kann, wird mit strategischen Wettbewerbsvorteilen rechnen können. So zeigten multinationale Konzerne bereits an, dass sie gerne eine digitale Infrastruktur nutzen möchten, unabhängig davon, in welcher Region diese ansässig ist. Daher haben Unternehmen in dem Land, dessen Zentralbank als erstes eine digitale Währung umsetzt, einen Wettbewerbsvorteil.8 So entwickelt sich gegenwärtig ein Wettlauf der Zentralbanken bezüglich der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung. Jede Zentralbank allerdings erachtet andere Funktionen und Eigenschaften ihrer Währung als essenziell. Daher unterscheiden sich auch die gewählten Ausgestaltungsformen in manchen Bereichen voneinander. Ziel dieser Masterarbeit ist es eine die Notwendigkeit einer digitalen Zentralbankwährung zu erläutern und mögliche Ausgestaltungsformen zu beschreiben. Zusätzlich sollen aktuelle Projekte vorgestellt und diese hinsichtlich ihrer Eigenschaften und möglichen Implikationen miteinander verglichen werden. Für die Analyse und den Vergleich werden im speziellen die Ansätze des digitalen Euro, der eKrona sowie des digitalen Yuan herangezogen.
Die nachfolgende Arbeit gliedert sich wie folgt. In Abschnitt zwei wird das aktuelle Geldsystem zusammen mit den Funktionen von Zahlungsmitteln und aktuellen Herausforderungen vorgestellt. Des Weiteren werden die Grundlagen der Distributed Ledger Technologie (im Folgenden DLT) erläutert. Abschnitt drei beschäftigt sich mit den Ausgestaltungsformen einer digitalen Zentralbankwährung. Zunächst werden die verschiedenen Möglichkeiten vorgestellt. Darauf aufbauend werden die wichtigsten Implikationen einer Einführung erläutert, welche in der Literatur zu finden sind. Außerdem werden die Projekte der EZB, der Riksbank und der PBoC beschrieben. In Kapitel 4 werden diese hinsichtlich ihrer Eigenschaften und möglichen Implikationen miteinander verglichen. Kapitel 5 fasst alle Erkenntnisse dieser Arbeit zusammen.
2 Notwendigkeit und Grundlagen einer digitalen Zentralbankwährung
Die nachfolgenden Kapitel sollen ein Verständnis dafür geben, weshalb eine digitale Zentralbankwährung nötig ist. Dazu soll zunächst das aktuelle Geldsystem erklärt werden. Um die Notwendigkeit einer digitalen Zentralbankwährung zu erläutern, soll anschließend gezeigt werden, welche Funktionen Zahlungsmittel besitzen und welche Problematiken sich durch die geringere Bargeldnutzung ergeben. Im letzten Schritt sollen die Grundlagen der DLT erläutert werden, da diese für manche der betrachteten Ausgestaltungsformen von Relevanz ist.
2.1 Aktuelles Geldsystem
Die Gesamtmenge an Geld, welche sich im Umlauf befindet, lässt sich grundsätzlich in drei Geldmengen unterteilen. Die Liquidität eines Finanzinstrumentes ist dabei das ausschlaggebende Merkmal auf dessen Basis die Einteilung in eine bestimmte Geldmenge erfolgt.9 Die erste Geldmenge ist die Geldmenge M1. Diese umfasst das Geld im engeren Sinne und besteht aus dem Bargeldumlauf abzüglich der Kassenbestände von Kreditinstituten sowie täglich fälligen Einlagen von Nichtbanken im Eurogebiet. Darauf aufbauend umfasst die Geldmenge M2 zusätzlich längerfristige Einlagen, die eine vereinbarte Laufzeit von bis zu zwei Jahren haben und Einlagen, die eine vereinbarte Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten besitzen. Die Geldmenge M3 ist die umfassendste und bezieht neben den Geldmengen M1 und M2 zusätzlich noch Offenmarktgeschäfte der Zentralbank, Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere sowie Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren mit ein. Zu diesen drei Geldmengen kann man zusätzlich noch das Geldvermögen abgrenzen. Dieses umfasst neben der Geldmenge M3 zusätzlich noch das Geldkapital, welches aus Termineinlagen mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren, Einlagen mit einer Kündigungsfrist von mehr als drei Monaten, Schuldschreiben die eine Laufzeit von mehr als zwei Jahren haben und Kapital sowie Rücklagen von Banken besteht. Hinzukommend zu der Geldmenge M3 und dem Geldkapital besteht das Geldvermögen noch aus sonstigen Wertpapieren, zu denen auch Aktien und Renten gehören.10
Neben der Einteilung in verschiedene Geldmengen anhand der Liquidität lassen sich die unterschiedlichen Zahlungsmittel auch in Geldarten einteilen abhängig von deren Emittenten. Grundsätzlich kann man drei unterschiedliche Geldarten voneinander trennen. Das Bargeld gilt als einziges gesetzliches Zahlungsmittel und wird von der Zentralbank emittiert. Daher ist es das einzige Zahlungsmittel ohne ein Gegenparteienrisiko, welches der Bevölkerung zur Verfügung steht. Neben diesem gibt es zusätzlich noch das Giral- bzw. Geschäftsbankengeld, welches von privaten Banken ausgegeben wird. Dieses stellt keinen Anspruch gegenüber der Zentralbank dar, sondern ist eine Forderung gegenüber der Bank auf Umtauschen des Giralgeldes in Bargeld zu par. Da private Bankhäuser im Gegensatz zur Zentralbank insolvent sein können, stellt
Geschäftsbankengeld kein risikoloses Bezahlmittel dar. Kunden einer Bank sind immer mit einem Gegenparteienrisiko konfrontiert, auch wenn dieses durch die bestehende Einlagenversicherung in Höhe von € 100.000 reduziert wird. Die dritte Geldform besteht aus den Zentralbankreserven. Dies sind Einlagen die Privatbanken auf ihrem Konto bei der Zentralbank halten. Sie sind nur in elektronischer Form verfügbar und dienen als Zahlungsmittel der Zentralbank für den Geschäftsverkehr mit Banken. Demzufolge sind die Zentralbankreserven auch nur für ausgewählte Finanzinstitute zugänglich und nicht für die breite Bevölkerung. Der größte Teil der gesamten Geldmenge besteht mit 87% aus dem Geschäftsbankengeld. Physisches Bargeld macht mit einem Anteil von 13% nur einen kleinen Teil des gesamt umlaufenden Geldes aus.11
Aus den aktuell für Privatpersonen verfügbaren Geldarten ergibt sich daher keine Möglichkeit, im digitalen Zahlungsverkehr risikoloses Geld von der Zentralbank zu nutzen. Privatpersonen müssen auf Alternativen privater Institutionen zurückgreifen. Diese Situation stellt allerdings ein Problem dar, da der Staat den Zahlungsverkehr nicht ausschließlich privaten Unternehmen überlassen sollte, sondern auch selbst Verantwortung in diesem Bereich übernehmen muss. Diese Problematik sieht auch die schwedische Riksbank und nennt einige wesentliche Aufgaben des Staates, die durch eine Marginalisierung des Bargeldes bedroht sind. Zum einen, muss staatlich sichergestellt werden, dass die Bevölkerung immer einen Zugang zu einem stabilen und sicheren Wertspeicher hat. Mit einer digitalen Zentralbankwährung kann es der Bevölkerung ermöglicht werden ihr Vermögen in einer digitalen und sicheren Geldform zu halten. Neben dieser Aufgabe ist die Bereitstellung eines sicheren und effizienten Zahlungssystems eine staatliche Pflicht. Gegenwärtig wird das digitale Zahlungssystem allerdings von privaten Anbietern wie Mastercard oder Visa kontrolliert. Zuletzt widmet sich die dritte staatliche Aufgabe dem Thema Datenschutz. So muss die Bevölkerung in jedem Bereich eine Möglichkeit haben Zahlungen zu tätigen, ohne dass die daraus entstehenden Daten bei privaten Unternehmen gespeichert und kommerzialisiert werden.12 Aktuell besteht weder die Möglichkeit ein digitales Zahlungsmedium noch ein Onlinezahlungssystem zu nutzen, welches vom Staat bereitgestellt und abgesichert wird. Daher werden Transaktionsdaten grundsätzlich bei privaten Unternehmen gespeichert und sind für diese nutzbar.
Das Fehlen einer digitalen Zentralbankwährung gefährdet somit die Unabhängigkeit des Zahlungssystems, da gegenwärtig nur auf private digitale Zahlungsmittel zurückgegriffen werden kann. Dies begründet das weltweite Interesse von Zentralbanken an der Entwicklung einer digitalen Form ihrer Währung, um die staatlichen Aufgaben im monetären Bereich erfüllen zu können.
2.2 Funktionen von Zahlungsmitteln und aktuelle Herausforderungen
In diesem Abschnitt sollen die Funktionen erläutert werden, welche Zahlungsmittel besitzen. Als Zahlungsmittel gelten dabei alle Formen von Geld, die gesetzlich anerkannt sind und mit welchen Waren, Dienstleistungen und andere wirtschaftliche Verpflichtungen bezahlt werden können.13 Des Weiteren wird aufgezeigt, welche Probleme sich ergeben durch die geringere Bargeldnutzung und wie diese durch eine digitale Zentralbankwährung gelöst werden können. Grundsätzlich lassen sich mit der Tauschmittelfunktion, der Funktion als Recheneinheit und die des Wertaufbewahrungsmittels drei Grundaufgaben unterscheiden.
Unter der Tauschmittelfunktion versteht man die Eigenschaft des Geldes, dass Waren oder Dienstleistungen miteinander getauscht werden können. Dadurch wird der Tauschvorgang deutlich vereinfacht, da es unpraktisch wäre Geschäfte mithilfe von Naturalien zu begleichen.14 Eine Voraussetzung für die Erfüllung dieser Funktion ist es, dass eine sachliche Tauschfreiheit besteht. Diese liegt nur dann vor, sollte eine marktwirtschaftliche Struktur vorherrschen, die ein freie Preisbildung ermöglicht. Sollte dies nicht vorliegen, kann der Tausch zwischen Geld und Waren oder Dienstleistungen nicht vorgenommen werden, wodurch Geld seine Funktion als Tauschmittel nicht mehr erfüllen kann. Die Rechenmittelfunktion des Geldes beschreibt die Möglichkeit, Tauschrelationen zwischen Gütern und Dienstleistungen in Form eines einheitlich akzeptierten Tauschmittels darzustellen. Ohne diese Möglichkeit, gäbe es eine Vielzahl von Preisen, da alle Güter ein unterschiedliches Tauschverhältnis zueinander hätten.
Ohne Geld als allgemeine Bezugseinheit entstünden auf einem Markt mit n Gütern - Tauschrelationen, welche sich durch ein einheitliches Tauschmittel auf (n — 1) reduzieren lassen. Dies hat den Vorteil, dass weniger Ressourcen für die Informationsbeschaffung aufgewendet werden müssen. Zuletzt soll Geld ermöglichen, einen Wert für längere Zeit aufzubewahren, um Forderungen nach einer bestimmten Frist begleichen zu können. Dafür ist es notwendig, dass der Wert des Geldes ausreichend stabil ist, da ansonsten starke Preisfluktuationen entstehen würden.15
Neben diesen grundsätzlichen Funktionen existieren zusätzlich noch Motive, weswegen ein Individuum Bargeld hält. Da auch diese von der aktuellen Entwicklung betroffen sein können und eine digitale Zentralbankwährung entstehende Probleme lösen kann, sollen diese hier aufgeführt werden. Im Rahmen seiner allgemeinen Theorie der Beschäftigung und des Zinses identifizierte der britische Ökonom Keynes drei Motive dafür, dass Wirtschaftssubjekte einen Teil ihres Vermögens in Bargeld halten. Das Transaktionsmotiv stellt dabei den Wunsch eines Konsumenten dar, Käufe durchzuführen und bezahlen zu können. Ergänzt wird dieses durch das Vorsichtsmotiv, wonach ein Individuum Liquidität halten möchte, um Zahlungen für unvorhergesehene Ereignisse leisten zu können. Ein weiterer Grund Bargeld zu halten, besteht in dem Spekulationsmotiv. Dieses ergibt sich aufgrund der Tatsache, dass das Halten von Bargeld keinen Zinsertrag ermöglicht, während ein Individuum einen Einkommensstrom in der Form von Zinsen oder Dividenden erzeugen kann, abhängig davon, wie er sein Vermögen anlegt. Diese bezeichnen die Opportunitätskosten für das Halten von Bargeld und müssen abgewogen werden gegen das Verlangen des Individuums sich vor Illiquidität zu schützen. Dieses Motiv hat gegenwärtig besondere Relevanz, da Bankguthaben derzeit kaum verzinst werden oder die Banken teilweise Negativzinsen von ihren Kunden verlangen. Bargeld bietet Individuen daher die Chance sich vor negativen Zinsen zu schützen.16
Eine Problematik in Bezug auf die Motive des Haltens von Bargeld bezieht sich auf das Transaktionsmotiv. Die gegenwärtige Digitalisierung des Handels führt dazu, dass Waren teils nur online gekauft werden können und entsprechend digital bezahlt werden müssen. Daher wäre ein Individuum gezwungen, Geld in digitaler Form zu halten, um seine Transaktionen durchführen zu können. Da wie bereits erwähnt digitales Geld nur als privates Geschäftsbankengeld vorliegt, sind die Wirtschaftsteilnehmer dazu gezwungen ein Gegenparteienrisiko zu akzeptieren, um ihr Transaktionsmotiv erfüllen zu können. Ohne digitales Zentralbankgeld hat ein Individuum keine Möglichkeit im Onlinehandel manche Waren zu erwerben und diese mit einem risikolosen Zahlungsmittel zu bezahlen.17 Die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung, die für jedermann zugänglich ist, könnte dieses Problem lösen und alle Wirtschaftsteilnehmer hätten die Möglichkeit auch im Onlinehandel ihr Transaktionsmotiv zu erfüllen, durch ein risikoloses digitales Zahlungsmittel, welches ebenfalls die Funktionen von Bargeld erfüllen kann.
Eine zusätzliche Problematik bezüglich des Transaktionsmotivs entsteht zudem, da Konsumenten im digitalen Zahlungsverkehr auf die Nutzung privater Zahlungssysteme wie Visa, Mastercard oder Paypal angewiesen sind. Die Zentralbank kann daher nicht sicherstellen, dass zu jederzeit ein funktionsfähiges System für die Abwicklung von Zahlungen zur Verfügung steht, da diese unter der Kontrolle privater Dienstleister steht.18 Bezüglich des Transaktionsmotiv entsteht die Gefahr, dass es zu einem Zeitpunkt, in dem ein Konsument eine Transaktion tätigen möchte, kein Zahlungssystem gibt, mit welchem er diese abwickeln kann. Da beim Kauf von Waren oder Dienstleistungen teilweise eine Bargeldnutzung nicht möglich ist, kann die Transaktion nicht durchgeführt werden. Hierbei könnte eine digitale Zentralbankwährung mit einem von der Zentralbank eigens entwickelten und kontrollierbaren Zahlungssystem Abhilfe schaffen. Zum einen kann die Zentralbank mithilfe von geeigneten Kontrollmechanismen und Back-up Systemen sicherstellen, dass das System jederzeit nutzbar ist, auch wenn es zu systematischen Problemen bei privaten Dienstleistern kommt. Zum anderen würde sich die gegenwärtige Menge von Zahlungssystemen erweitern, wodurch Konsumenten mehr Möglichkeiten für die Durchführung von Transaktionen haben. Dadurch würde sich die Stabilität des gesamten digitalen Zahlungsverkehrs erhöhen.
In der aktuellen Zinssituation besitzt Bargeld in Bezug auf das Spekulationsmotiv eine wichtige Funktion. Da gegenwärtig einige Geschäftsbanken für die Einlagen ihrer Kunden negative Zinsen erheben, ist die Haltung von Bargeld die einzige Möglichkeit sich gegen diese zu schützen. Wie bereits angesprochen, kann dies dazu führen, dass Transaktionen nicht mehr durchführbar sind, da der Verkäufer Bargeld nicht akzeptiert. Dadurch wäre ein Konsument gezwungen einen Teil seines Vermögens in digitaler Form bei privaten Banken zu halten, entgegen seinem Wunsch sich gegen negative Zinsen zu schützen.19 Die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung könnte bei dieser Problematik nur dann eine Lösung schaffen, sollte diese garantiert zinslos sein. In diesem Fall kann ein Konsument die negative Verzinsung seines Vermögens umgehen, auch wenn Bargeld nicht zur Verfügung steht oder er einen Teil seines Geldes digital halten muss, um geplante Transaktionen zu erfüllen und sein Transaktionsmotiv befriedigen kann.
Eine weitere Funktion von Bargeld ist die Generierung von Einnahmen für die Zentralbank. Die unter dem Namen Seigniorage bekannten Umsätze dienen zur Bezahlung operativer Kosten der Zentralbank. Grundsätzlich entsteht Seigniorage durch die Ausgabe von Zentralbankgeld über die Geschäftsbanken. Damit sie Bargeld von der Zentralbank bekommen, müssen diese entweder den entsprechenden Betrag als Kredit aufnehmen oder der Zentralbank im Gegenzug für Bargeld andere Vermögensgegenstände wie beispielsweise Staatsanleihen überlassen. Im ersten Fall entstünde für die Zentralbank ein Erlös, da sie Zinsen von der Geschäftsbank erhalten würde für den ausgegebenen Kredit. Im zweiten Fall, würde die Zentralbank Einkommen erzielen, welches durch die erhaltenen Vermögensgegenstände entsteht. Die Summe beider Einnahmenquellen abzüglich der Produktionskosten für das Bargeld ist der Seigniorage.20 Ein Problem für die Zentralbank entstünde nun, falls immer weniger Konsumenten Bargeld nachfragen und dementsprechend die Gesamtmenge an umlaufenden Geldnoten sinken würde. Die Menge an Geldschöpfungsgewinn hängt direkt von der Summe an Zentralbankgeld ab, welches im Umlauf ist. Sinkt dieses, entstünde für die Zentralbank eine Gewinneinbuße, weswegen sie möglicherweise auf staatliche Unterstützung angewiesen ist. Dies kann die Unabhängigkeit der Zentralbank gefährden, da die Staaten eventuell einen Einfluss auf die Maßnahmen und Aktionen dieser nehmen könnten. Eine Studie der Bank of Canada allerdings zeigt, dass zwar die relative Bedeutung des Bargeldes in Bezug auf die Menge an Transaktionen kontinuierlich abnimmt, allerdings die Gesamtmenge an Geldnoten trotzdem gestiegen ist in den letzten Jahren.21 Daher ist das Problem eines geringer werdenden Seigniorage derzeit noch nicht präsent. Allerdings sollte dieses dennoch berücksichtigt werden, sollte sich die Menge an Banknoten in der Zukunft reduzieren. Die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung kann eine Lösung zu besagtem Problem sein. Sollte es eine digitale Währungsform geben, welche genauso einfach genutzt werden kann wie derzeitige digitale Bankeinlagen, so würden die Wirtschaftsteilnehmer einen Teil ihrer Bankeinlagen gegen die digitale Zentralbankwährung tauschen. Ein Umtausch der Einlagen bei privaten Banken gegen die öffentliche digitale Geldform würde stattfinden, da Konsumenten so das in den Sichteinlagen enthaltene Gegenparteienrisiko umgehen können. Somit kann die Zentralbank, die sich im Gesamtumlauf befindliche Menge an Zentralbankgeld erhöhen, da neben der Nachfrage nach Bargeld auch der Umtausch von privatem Geschäftsbankengeld in die digitale Zentralbankwährung zusätzliches
Zentralbankgeld schaffe würde. Damit kann die Autonomie der Zentralbank gestärkt werden. Berechnungen der Bank of England für das Jahr 2012 zeigten, dass diese einen zusätzlichen jährlichen Seigniorage in Höhe von £ 490 Millionen erzielen kann, sollte diese eine digitale Zentralbankwährung in Umlauf bringen. Diese zusätzlichen Einnahmen würden zudem um £ 27,5 Millionen pro Jahr steigen. Diese Werte beruhen allerdings auf der unwahrscheinlichen Annahme, dass Konsumenten ihre elektronischen Zahlungen nur noch mithilfe der von der Zentralbank bereitgestellten digitalen Währung durchführen würden.22
2.3 Distributed Ledger Technologie
Es ist denkbar, dass eine digitale Zentralbankwährung auf der DLT basiert, welche erstmals bei der Entwicklung des Bitcoins an Bekanntheit erlangte. Daher werden im Folgenden die Grundlagen dieser Technologie erklärt.23
Allgemein versteht man unter dem Begriff der DLT eine Technologie mithilfe derer man Transaktionen abwickeln und Daten an mehreren Orten speichern kann. Daher sind die Transaktionsdaten nicht nur in einem zentralen Netzwerk gespeichert, sondern werden auf den Speichermedien aller Beteiligten gesichert. Es ist notwendig, dass zwischen den Speichergeräten aller Nutzer eine Synchronisation des gesamten Datensatzes stattfindet.24 Dies ist wichtig, um zu garantieren, dass jeder Teilnehmer zu jedem Zeitpunkt die Gesamtmenge an gespeicherten Daten besitzt. Bis jetzt gibt es noch keine einheitliche Definition der Begriffes DLT. Daher ist er als Sammelbegriff verschiedener Ausprägungsformen zu zählen worunter auch das Prinzip der Blockchain fällt. Allerdings werden in der Literatur die Begriffe DLT und Blockchain Technologie oftmals als Synonyme miteinander verstanden.25 Im weiteren Verlauf der Arbeit allerdings steht die Blockchain Technologie im Vordergrund, weswegen andere technologische Entwicklungen auf Basis der DLT nicht näher beschrieben werden.
2.3.1 Eigenschaften der Distributed Ledger Technologie
Um etwas Klarheit darüber zu erzeugen, was man unter der DLT verstehen kann, versuchte die Weltbank in einem 2017 erschienenen Report diesen mithilfe von drei Haupteigenschaften zu charakterisieren. Dies sind die Dezentralität des Netzwerkes, die Nutzung von digitalen Signaturen und Hashfunktionen sowie eines Konsensmechanismus.26
2.3.1.1 Dezentralität
Die erste dieser Eigenschaften, ist die dezentrale Speicherung von Transaktionsdaten. Demzufolge werden diese auf den Geräten verschiedener Teilnehmer gespeichert und nicht bei einer zentralen Institution. Jeder Teilnehmer in diesem Netzwerk wird als Knotenpunkt bezeichnet und hat zu jeder Zeit die Möglichkeit die gesamte Datenhistorie einzusehen. Dies bedeutet auch, dass eine einzelne Person nicht in der Lage ist, neue Datenblöcke hinzuzufügen oder bestehende Daten in der Blockchain zu verändern. Eine Änderung oder das Hinzufügen neuer Transaktionen ist nur möglich, sollte der Datenblock von den anderen Teilnehmern überprüft und freigegeben worden sein. Ein Vorteil dieser Art der Datenspeicherung ist, dass das System weniger anfällig gegenüber Ausfällen interner Teilnehmer oder Hacker ist, da jeder Teilnehmer zu jedem Zeitpunkt eine vollständige Kopie der Blockchain besitzt. Sollte ein Knotenpunkt ausfallen, so sind alle Informationen auf den Computern der übrigen Teilnehmer noch immer vorhanden. Des Weiteren wäre es für einen Hacker notwendig Kontrolle über mehr als die Hälfte der teilnehmenden Geräte zu erlangen, um Veränderungen in der Blockchain zu machen. Dies bedeutet ebenfalls, dass je mehr Teilnehmer ein System hat, umso sicherer ist es gegenüber externen Cyberangriffen.27
Eine Unterscheidung verschiedener Arten von DLT kann gemacht werden bezüglich des Kriteriums, wer Änderungen vornehmen kann. In geschlossenen Systemen gibt es ein zentrales Organ, welches unter der Berücksichtigung bestimmter Kriterien auswählt, ob Teilnehmer aufgenommen werden und dementsprechend Transaktionen verifizieren können. In solchen Systemen ist es üblich, dass eine Verifizierung der Beteiligten stattfindet, um überprüfen zu können, ob diese bestimmte Auswahlkriterien erfüllen. Im Gegensatz dazu, existieren offene Systeme, in welchen jeder teilnehmen kann, sollte er eine kompatible Software besitzen. Eine Verifizierung ist daher nicht notwendig und die Teilnehmer in dem System können vollständig anonym Transaktionen verifizieren und dem System Datenblöcke hinzufügen.28
2.3.1.2 Kryptografische Hashfunktionen und digitale Signaturen
Die zweite Eigenschaft, welche die Weltbank nennt, ist die Nutzung von kryptografischen Hashfunktionen und digitalen Signaturen. Diese Funktionen berechnen aus Transaktionsdaten einen Hashcode. Dies ist notwendig, da in einer öffentlichen Blockchain jeder Zugriff auf die gesamte Transaktionshistorie hat. Ohne eine Verschlüsselung würden private Daten des Zahlenden oder Empfängers an die Öffentlichkeit gelangen. Die Hashfunktionen besitzen die Eigenschaft, dass sie nicht umkehrbar und kollisionsfrei sind. Die Unumkehrbarkeit stellt sicher, dass aus Eingabedaten zwar Hashcodes generiert werden können, aber aus Hashcodes keine Eingabedaten, so dass man keinen Rückschluss auf die zugrundeliegende Transaktion schließen kann. Kollisionsfreiheit bedeutet, dass die Hashcodes einzigartig sind und es sehr unwahrscheinlich ist, dass aus verschiedenen Datengrundlagen derselbe Hashcode erzeugt wird. Dies ermöglicht die Überprüfung, ob Daten nachträglich abgeändert wurden. Um dies zu prüfen, kann man beispielsweise aus den zwei relevanten Datensätzen mithilfe einer Hashfunktion die Hashcodes generieren lassen. Sollte die Funktion den gleichen Wert für die zugrundeliegenden Informationen errechnen, so sind die Daten identisch.29
Um eine Transaktion durchführen zu können, muss der Absender diese mithilfe einer digitalen Signatur unterzeichnen, wodurch seine Identität an die Transaktionsdaten gebunden wird. Jeder Nutzer einer Blockchain besitzt zwei Arten einer digitalen Signatur. Einen „public key“, der für jeden einsehbar ist und mithilfe dessen Dritte die Identität des Absenders verifizieren können. Zusätzlich zu dieser öffentlichen Signatur besitzt jeder Teilnehmer einen „private key“, womit er Transaktionen unterschreibt und versichert, dass er die Person ist, welche er angibt zu sein und die notwendigen Mittel besitzt, welche er an den Empfänger übertragen möchte. Nur bei Übereinstimmen der privaten und öffentlichen Signatur wird die Transaktion durchgeführt. Dies ist vergleichbar mit dem traditionellen Bankensystem wobei der „public key“ eine ähnliche Aufgabe wie die klassische Kontonummer hat. Der „private key“ ist vergleichbar mit dem Passwort oder der PIN, die der Person und entsprechenden Kontonummer zugeteilt ist.30
2.3.1.3 Konsensmechanismus
Die letzte Eigenschaft, mit deren Hilfe die Weltbank DLT Systeme definieren möchte, ist das Vorhandensein eines sogenannten Konsensmechanismus. Dieser ist notwendig, da Transaktionen nur in die Blockchain aufgenommen werden, wenn die Teilnehmer bestätigen, dass diese auch valide sind. Gleichzeitig sorgt dieser Mechanismus dafür, dass neue Informationsblöcke automatisch auf die Geräte aller Teilnehmer übertragen werden. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Ansätze entwickelt. Eine Methode zur Erzeugung eines Konsenses ist der Proof of Work, welcher auch von der Bitcoin Blockchain genutzt wird.31 Für das erfolgreiche Hinzufügen eines Datenblockes müssen die Teilnehmer ein mathematisches Rätsel lösen. Esmuss ein Prüfwert berechnet werden, der unterhalb eines bestimmten Grenzwertes liegen muss,damit ein neuer Datenblock als gefunden gilt. Die Eingabedaten für die Berechnung dieses Wertes bestehen aus dem Prüfwert des Vorgängerblocks, einem einmaligen Zufallswert, welcher als Nonce bezeichnet wird und einer Liste von Transaktionen, die mittels der in Abschnitt 2.3.1.2 beschriebenen Hashfunktionen verschlüsselt werden. Sollte der durch den Hashalgorithmus gefundene Wert nicht kleiner als der von dem System angegebene Grenzwert sein, so wird die Nonce verändert und die Berechnung erneut gestartet. Dies wird so lange wiederholt, bis ein geeigneter Wert gefunden wurde. Nach der erfolgreichen Erzeugung eines Datenblockes, wird dieser den bestehenden Blöcken hinzugefügt.32 Jeder Datenblock beinhaltet die darin gespeicherten Transaktionen in Form der erzeugten Hashcodes, die Prüfziffer des vorangegangenen Blockes und diejenige des neu erzeugten Informationsblockes. Beim Hinzufügen des neuen Datensatzes an die Blockchain erstellt der Teilnehmer, welcher das bereits erwähnte, mathematische Rätsel zuerst löst, eine Prüfziffer für den erstellten Datenblock, welcher als Arbeitsnachweis (Proof of Work) dient. Abbildung 1 verdeutlicht den Aufbau eines Datenblockes in der Blockchain.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Exemplarischer Aufbau der Datenblöcke in einer Blockchain (Quelle: Schmitz U.; 2021; S. 263).
Der Proof of Work Mechanismus funktioniert auf der Grundlage, dass umso mehr Rechenleistung ein Netzwerkteilnehmer dem System zur Verfügung stellt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er einen Datenblock generieren kann. Diese Art der Konsenserzeugung steht aufgrund ihres hohen Energieverbrauches oftmals in der Kritik. So wird der jährliche Energieverbrauch des Bitcoins auf 165,06 TWh geschätzt, vergleichbar mit dem jährlichen Gesamtbedarf des Landes Polen.33 Zusätzlich birgt diese Methode der Konsenserzielung das Problem, dass nur eine geringe Anzahl an Datenblöcken pro Minute generiert werden kann. Die Bitcoin Blockchain beispielsweiße kann maximal vier bis sieben Transaktionen pro Sekunde verarbeiten, wohingegen das Zahlungssystem Visa bis zu 47.000 Transaktionen pro Sekunde ermöglicht.34 Weitere Probleme der Proof of Work Methode bestehen in der langen Zeit zwischen dem Absenden einer Zahlung sowie deren erfolgreicher Bestätigung. Derzeit dauert es ca. 30 Minuten bis der Absender einer Zahlung sicher gehen kann, dass diese auch erfolgreich bestätigt wurde.35 Nicht zuletzt besteht bei der Proof of Work Methode ebenfalls das Problem eines 51%-Angriffes. Sollten einem Teilnehmer mit opportunistischen Absichten mehr als 51% der Rechenleistung zur Verfügung stehen, so kann dieser seine eigenen Transaktionen bestätigen und hat zudem die Möglichkeit, Änderungen an der Blockchain eigenständig durchzuführen.36
Aufgrund dieser Problematiken mit der Proof of Work Methode entwickelten sich in letzter Zeit neue Konsensmechanismen.BeimProof of Stake beispielsweiseist nicht die Rechenleistung ausschlaggebend für die Wahrscheinlichkeit, ob ein Teilnehmer einen Block generieren kann, sondern es muss eine Sicherheitsleistung hinterlegt werden. Die Auswahlwahrscheinlichkeit steigt, umso höher die hinterlegte Leistung ist.37 Zudem verlangt der Proof of Stake nicht das Lösen eines komplizierten und rechenintensiven kryptografischen Rätsels. Damit kann der Energieverbrauch deutlich reduziert werden.38 Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Angriff durch Hacker sehr unwahrscheinlich ist. Benötigt ein opportunistischer Teilnehmer in einem System, welches einen Proof of Work Mechanismus nutzt, mindestens 51% der Rechenleistung für einen erfolgreichen Hackerangriff, so benötigt dieser bei einer Blockchain unter Nutzung der Proof of Stake Methode mindestens die Hälfte aller verfügbaren Münzen. Ein Kritikpunkt an dieser Methode ist allerdings, dass diejenigen Teilnehmer,welche bereits das meiste Vermögen
[...]
1 Vgl. Sveriges Riksbank; 2020.
2 Vgl. Brzeski C. et al.; 2020; S. 1.
3 Vgl. Engert W. et al.; 2017; S. 2f.
4 Vgl. Boar C. et al.; 2020; S. 3f.
5 Vgl. Europäische Zentralbank; 2021c.
6 Vgl. Sveriges Riksbank; 2021; S. 15ff.
7 Vgl. Dr. Hoffman S.; 2020; S. 5.
8 Vgl. Forster M. et al.; 2021; S. 2.
9 Vgl. Gischer et al.; 2020; S. 12.
10 Vgl. Gischer et al.; 2020; S. 12ff.
11 Vgl. Klein M.; 2020; S. 40f.
12 Vgl. Armelius H. et al.; 2020; S. 6f.
13 Vgl. Morscher et al.; 2017; S. 2.
14 Vgl. Gischer et al.; 2020; S. 4.
15 Vgl. Borchert M.; 2013; S. 28f.
16 Vgl. Morscher, C. et al.; 2017; S. 3f.
17 Vgl. Sveriges Riksbank; 2017; S11.
18 Vgl. Sveriges Riksbank; 2017; 11f.
19 Vgl. Morscher C. et al.; 2017; S. 4.
20 Vgl. Dyson B. et al; 2016; S. 11f.
21 Vgl. Engert W. et al.; 2017; S. 2f.
22 Vgl. Dyson B.; 2016; S. 11f.
23 Vgl. Klein M. et al.; 2020; S. 39.
24 Vgl. World Bank Group; 2017; S. 4.
25 Vgl. World Bank Group; 2017; S, 2.
26 Vgl. World Bank Group; 2017; S. 5.
27 Vgl. World Bank Group; 2017; S. 5f.
28 Vgl. Kerkemeyer A.; 2020; S. 674f.
29 Vgl. Schmitz U.; 2021; S. 262ff.
30 Vgl. Wilkens et al.; 2019; S. 8.
31 Vgl. World Bank Group; 2017; S. 6.
32 Vgl. Schmitz U.; 2021; S. 249f.
33 Vgl. Digiconomist; 2021.
34 Vgl. Sixt E.; 2017; S. 96.
35 Vgl. Sixt E.; 2017; S. 67f.
36 Vgl. Schmitz U.; 2021; S. 250.
37 Vgl. Hellwig D. et al.; 2020; S. 68f.
38 Vgl. Ramesohl S. et al.; 2021; S. 27.
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