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Rechnet man all diese Menschen, die definitiv arbeitslos sind, in die Statistik mit ein, ergibt sich eine Arbeitslosenzahl von über 5.000.000. Was außerdem aus der Statistik ausgeblendet wird, ist die seit den siebziger Jahren stetig anwachsende Zahl der „Junk-Jobs“. Teilzeit-Jobs, die versicherungsfrei, zeitlich begrenzt sind und teilweise die Form der Scheinselbständigkeit annehmen. Das sind prekär Beschäftigte, die von Job zu Job wandern, oft zwei Jobs gleichzeitig haben, um sich über Wasser halten zu können und keinerlei Sicherheit oder Absicherung gewährleistet bekommen. Menschen, die Arbeit haben und gleichzeitig arm sind – „working poor“ - das „viel beschworene Job-Wachstum beruht zum (un)guten Teil auf einem Wachstum von Junk-Jobs, die weder Versorgung ermöglichen, noch inhaltlichen Sinnansprüchen genügen.“ argumentiert Ulrich Beck.
Die Tatsache nun, daß die Regierung offensichtlich „Schönfärberei“ mit den statistischen Zahlen betreibt, zeigt auch, wie wichtig das Thema „Arbeitslosigkeit“ ist. Es ist ein politisches Instrument des Machterhalts. Eine Regierung, die es schaffen würde, eine Arbeitslosenquote von 4 % zu erreichen, wie Michael Glos ankündigte, müßte sich um die nächsten Wahlen keine Sorgen machen. Arbeitsmarkt – Politik ist mit zum wichtigsten - vielleicht das wichtigste - Macht–Erhaltungsinstrument geworden. So kommt auch Wolfgang Engler zu dem Schluß, „dass sich die Politik durch alle Parteien hindurch als resistent gegenüber den Fakten und der historischen Entwicklung zeige. „Vollbeschäftigung“ werde weiterhin als das große Ziel propagiert.“
Die Aussagen der Politiker erwecken den Eindruck, als sei Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit etwas Temporäres, Konjunkturelles. Als sei die „Vollbeschäftigung“ der erwartungsgemäße Erfolg ihrer Maßnahmen. Als sei „Vollbeschäftigung“ der Normalzustand.
Betrachtet man die Entwicklung der Erwerbsarbeitslosigkeit historisch, wird aber deutlich, daß nicht die Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit ein temporäres Phänomen ist, sondern die „Vollbeschäftigung“ es war. Ein Blick auf die historische Entwicklung nach Kriegsende macht dies deutlich
Inhaltsverzeichnis
- Es geht wieder Bergauf in Deutschland?
- Historische Entwicklung der Erwerbslosigkeit
- Der Arbeitsgesellschaft geht die Arbeit aus oder: Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit als Erfolg (!) denken..
- Dem Wandel gerecht werden: Die Idee des „Bedingungslosen Grundeinkommens“
- Exkurs: Die sozialpsychologischen Folgen der Langzeit-Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit - Marie Jahodas Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“
- Kulturelle Revolution....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Frage, ob die Arbeitsgesellschaft am Ende ist und die Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit als Erfolg betrachtet werden kann. Er argumentiert für die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt.
- Historische Entwicklung der Erwerbslosigkeit
- Die Folgen der Langzeit-Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit
- Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens
- Kulturelle Revolution
- Die Rolle der Politik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die aktuelle Situation der Arbeitslosigkeit in Deutschland und hinterfragt die offizielle Statistik. Es zeigt auf, dass die Arbeitslosenzahlen durch verschiedene Faktoren verzerrt werden und die tatsächliche Arbeitslosigkeit deutlich höher ist. Das zweite Kapitel analysiert die historische Entwicklung der Erwerbslosigkeit und zeigt, dass „Vollbeschäftigung“ ein eher temporäres Phänomen war. Das dritte Kapitel argumentiert, dass die Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit als Erfolg betrachtet werden kann, da sie die Notwendigkeit einer grundlegenden Veränderung der Arbeitsgesellschaft deutlich macht. Das vierte Kapitel stellt die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens als eine mögliche Lösung für die Herausforderungen der Arbeitsgesellschaft vor. Das fünfte Kapitel befasst sich mit den sozialpsychologischen Folgen der Langzeit-Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit anhand der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“. Der Essay endet mit einem Ausblick auf eine mögliche kulturelle Revolution, die durch die Veränderung der Arbeitsgesellschaft ausgelöst werden könnte.
Schlüsselwörter
Massen-Erwerbs-Arbeitslosigkeit, Arbeitsgesellschaft, Bedingungsloses Grundeinkommen, Langzeit-Arbeitslosigkeit, „Vollbeschäftigung“, sozialpsychologische Folgen, kulturelle Revolution, „working poor“, Junk-Jobs
- Quote paper
- Andreas Lips (Author), 2008, Ist die Arbeitsgesellschaft am Ende?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118033