Wenn das Thema schulischer Bildung von Kindern mit Migrationshintergrund auftaucht, gibt es in der Allgemeinheit meist schon eine klare Vorstellung. So vertritt ein großer Anteil der hiesigen Gesellschaft die Meinung, dass Migrantenkinder in Deutschland zu den Bildungsversagern gehören. Gebildet und bestärkt wird dieses Bild aus den Medien. Gleich, ob man Tageszeitung liest, Nachrichten im Fernsehen schaut oder sich über das Internet oder Radio auf dem Laufenden hält: Medien informieren und bilden Meinungen. Oft werden wir heutzutage mit unterschiedlichen Schlagzeilen bombardiert: Zum Beispiel veröffentlichte die Tagesschau den Artikel: „Fast jeder zweite Zuwanderer ohne Berufsabschluss“ (vgl. http://go.raidrush.ws/? url=http://www.tagesschau.de). Ähnliche Beiträge über Migrantenkinder als Bildungsverlierer findet man auch in der Zeitschrift Stern „Gegenwärtig sind 72 Prozent der türkischen Migranten ohne Berufsabschluss. Katastrophale Zahlen. Schon jetzt wachsen mehrere Generationen heran, die nie auf eigenen Beinen stehen, nie das Glück eigener Leistung empfinden, nie mit eigenem Geld ein Haus bauen oder eine Familie gründen können; die immer auf staatliche Hilfe angewiesen sind und sich legal nichts aus der bunten Warenwelt leisten können, die sie täglich in der Werbung sehen: keine Autos, keine schicken Klamotten, keine Reisen oder Stadionbesuche. Stattdessen ein Leben mit Hartz IV vor der Glotze, dem Computer oder mit der Flasche“ (vgl. http://www.bild.de/BILD/news/kolumnen/2008/fest-innenpolitik/08/04/ integration-migranten-mi-nisterium-tuerken-oft-ohne-berufsabschluss.html). Auch die PISA-Studie vom 15. Mai 2006 belegt, dass Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland schlechte Bildungschancen haben. Aus der Studie geht hervor, dass Deutschland zu den Staaten gehört, in denen die Leistungsunterschiede zwischen Schülern mit Migrationshintergrund und ein-heimischen Schülern am stärksten ausgeprägt sind (vgl. http://www.handels-blatt.com/politik/deutschland/deutschland-versagt-beim-migranten-pisa; 1078817). In dieser Arbeit untersuche ich unter anderem auch die Ursachen für das schlechte Abschneiden der Migrantenkinder in der Schule.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Aufbau der Arbeit
- Zum Begriff „Integration“
- Worin besteht der Unterschied zwischen Integration und Assimilation?
- Allgemeine Theorie zur Eingliederung von Wanderern nach Hartmut Esser
- Voraussetzungen zur Integration
- Sprachkompetenz
- Sozialisationsbedingungen und Sprachentwicklung bei ausländischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
- Zur Situation des Kindes in der ausländischen Familie
- Zweisprachigkeit oder der Erwerb einer zweiten Sprache in der bilingualen Umwelt
- Problembereich Wohnsituation
- Problembereich zweite Generation
- Formen der Verarbeitung des „Fremdseins“
- Identifikationen
- Traditionelle Werte: Einschätzung des Einflusses der Eltern
- Traditionelle Werte: Verteilung der Geschlechterrollen
- Traditionelle Werte: Bewahrung der nationalen Identität
- Bildungserfolg, Migration und Zweisprachigkeit
- Allgemeine Bildungssituation der Migrantenkinder im deutschen Bildungswesen
- Zweisprachigkeit und Bildungserfolg der Migrantenkinder vor dem Hintergrund europäischer Mehrsprachigkeit - Thesen und Forschungsbedarf
- These 1: Migration prägt das Gesicht der Schulen und der Gesellschaft
- These 2: Mehrsprachigkeit ist nicht die Ausnahme, sondern die Normalität; sie muss jedoch mit Bedacht und professionell gefördert werden, um sich entwickeln zu können.
- Neuere Untersuchungen zu Kindern und Jugendlichen verschiedener Ausgangssprachen
- Bildungsbeteiligung von Migrantenkindern
- Das Sozioökonomische Panel (SOEP) als Datengrundlage der Expertise
- Die Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien im Vergleich zu deutschen Kindern
- Kinder aus Migrantenfamilien in der Sekundarstufe im Vergleich zu deutschen Kindern
- Kinder unterschiedlichen Geschlechts aus Migrantenfamilien in der Sekundarstufe, im Vergleich zu deutschen Kindern unterschiedlichen Geschlechts und zueinander
- Die Bildungsbeteiligung von Kindern aus Migrantenfamilien unterschiedlicher Nationalitäten in der Sekundarstufe
- Der Wechsel des Schultyps innerhalb der Sekundarstufe: Kinder aus Migrantenfamilien im Vergleich zu deutschen Kindern
- Die im Sekundarschulbereich erworbenen Schulabschlüsse von Jugendlichen aus Migrantenfamilien und von deutschen Jugendlichen
- Bildungsnachteile von Kindern aus Migrantenfamilien
- Nachteile von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien gegenüber deutschen Kindern und Jugendlichen im System schulischer und beruflicher Bildung und ihre Begründung
- Die kulturalistische Erklärung
- Die sozioökonomische Erklärung
- Die Erklärung durch die in der Migrationsituation verfügbaren Handlungsstrategien
- Die Erklärung durch die Effekte des Bildungssystems als solches
- Institutionelle Diskriminierung
- Institutionelle Diskriminierung und schulische Selektion
- Untersuchungsergebnisse: Mechanismen institutionalisierter Diskriminierung im Zusammenhang mit Selektionsentscheidungen in der Grundschule
- Eintritt in die Grundschule
- Sonderschulaufnahmeverfahren und Überweisung
- Die familiäre Herkunft als Risikofaktor
- Übergang in die Sekundarstufe
- Pädagogische Professionalität in der Einwanderungsgesellschaft
- Die Ausländerpädagogik entsteht
- Von der Ausländerpädagogik zur Interkulturellen Pädagogik
- Interkulturelle Pädagogik
- Kompetenter professioneller Umgang mit sozialer und kultureller Vielfalt
- Selbstreflexivität
- Machtsymmetrie und Toleranz
- Die persönliche Haltung der Fachkräfte im Umgang mit sozialer und kultureller Vielfalt
- Schule und kompetenter Umgang mit sozialer und kultureller Vielfalt
- Bildungserfolg von Migranten
- Fallbeispiel Bülent aus einem Interview
- Fallbeispiel Jale
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Bildung an Schulen bei Migranten in der Bundesrepublik Deutschland. Ziel ist es, die Herausforderungen und Chancen der Integration von Migrantenkindern in das deutsche Bildungssystem zu beleuchten, die Ursachen für Bildungsbenachteiligungen zu analysieren und pädagogische Ansätze für einen kompetenten Umgang mit sozialer und kultureller Vielfalt in der Schule zu erörtern. Die Arbeit untersucht dabei die Bedeutung von Sprachkompetenz, Sozialisationsbedingungen und Identifikationen für die Integration von Migrantenkindern. Sie beleuchtet die Auswirkungen von Zweisprachigkeit auf den Bildungserfolg und analysiert die Bildungsbeteiligung von Migrantenkindern anhand des Sozioökonomischen Panels (SOEP). Des Weiteren werden verschiedene Erklärungsansätze für die Bildungsbenachteiligung von Migrantenkindern, wie die kulturalistische und sozioökonomische Erklärung sowie die Erklärung durch institutionelle Diskriminierung, vorgestellt.
- Integration von Migrantenkindern in das deutsche Bildungssystem
- Ursachen für Bildungsbenachteiligungen bei Migrantenkindern
- Pädagogische Ansätze für den Umgang mit sozialer und kultureller Vielfalt in der Schule
- Bedeutung von Sprachkompetenz, Sozialisationsbedingungen und Identifikationen
- Auswirkungen von Zweisprachigkeit auf den Bildungserfolg
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der schulischen Bildung von Kindern mit Migrationshintergrund ein und stellt die zentrale These der Arbeit dar, dass in Deutschland eine Chancenungleichheit zwischen Schülern mit Migrationshintergrund und deutschen Kindern bezüglich der Bildung herrscht. Das erste Kapitel klärt wichtige Begrifflichkeiten, wie Integration und Assimilation, und stellt die allgemeine Theorie zur Eingliederung von Wanderern nach Hartmut Esser vor. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Voraussetzungen zur Integration, wie Sprachkompetenz, Sozialisationsbedingungen und Identifikationen. Das dritte Kapitel untersucht die Bedeutung der Zweisprachigkeit und des Bildungserfolgs von Migrantenkindern. Das vierte Kapitel analysiert die Bildungsbeteiligung von Migrantenkindern anhand des Sozioökonomischen Panels (SOEP). Das fünfte Kapitel liefert Erklärungsansätze für die Bildungsbenachteiligung von Migrantenkindern, wie die kulturalistische und sozioökonomische Erklärung sowie die Erklärung durch institutionelle Diskriminierung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Migration, Integration, Bildung, Zweisprachigkeit, Bildungsbeteiligung, Bildungsnachteile, institutionelle Diskriminierung, Interkulturelle Pädagogik, Sozialisation, Identifikation, Sozioökonomisches Panel (SOEP), Ausländerpädagogik, Chancenungleichheit, Inklusion, Exklusion, Mehrsprachigkeit, Bildungserfolg.
- Quote paper
- Nevruz Gönültas (Author), 2008, Schulische Bildung von Kindern mit Migrationshintergrund in Deutschland., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118029