Bei dem ersten Lesen des Werkes ‚Der kleine Prinz’ ist besonders auffällig, dass es
sich dabei möglicherweise nicht um eine prototypische Form des Märchens handelt:
Wo ist der Held, welcher Unheil erfährt? Was ist mit den Gegenspielern,
beispielsweise in Form einer Hexe? Wo ist die helfende Instanz in Gestalt einer Fee
oder eines Prinzen? Was ist mit der Prinzessin oder dem hübschen jungen
Mädchen, welches dem Held seinen Glücksmoment beschert?
Aufgrund dieser nicht eindeutig bestimmbaren Märchencharakteristika kommt
folgende Frage auf:
Ist das Werk ‚Der kleine Prinz’ von Antoine de Saint-Exupéry
ein typisches (Kunst-) Märchen?
Vor einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit dieser Frage wird in einem ersten Teil
der Arbeit das Werk in seiner Gesamtheit vorgestellt.
Im zweiten Teil soll durch enge interpretatorische Textarbeit zur eigentlichen
Fragestellung hingeführt werden.
Durch den Vergleich mit dem Werk ‚Hans im Glück’ werden charakteristische
Merkmale eines Märchens, beziehungsweise eines Kunstmärchens, herausgefiltert,
um diese im letzten Teil der Arbeit einbringen und anwenden zu können.
Durch die Beschäftigung mit den konkreten Definitionen der beiden Gattungen und
den zuvor gewonnenen Kenntnissen, soll die vorangestellte Fragestellung in die
Gesamtintentionen des Werkes eingeordnet und beantwortet werden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Das Werk ‚Der kleine Prinz’
1.1. Biografie des Autors
1.2. Inhaltsangabe
1.3. Biografischer Einfluss auf das Werk
2. Interpretation
2.1. Stil und Sprache
2.2. Symbolik/ Charakterisierung
3. Das Werk ‚Hans im Glück’ als Vergleich
3.1. Inhaltsangabe
3.2. Vergleich der beiden Märchen
4. ‚Der kleine Prinz’ - Ein typisches Märchen?
4.1. Definition der Gattungen
4.1.1. Das Märchen
4.1.2. Das Kunstmärchen
4.2. Vergleich: Definitionen - ‚Der kleine Prinz’
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Primärliteratur:
Sekundärliteratur:
Vorwort
Bei dem ersten Lesen des Werkes ‚Der kleine Prinz’ ist besonders auffällig, dass es sich dabei möglicherweise nicht um eine prototypische Form des Märchens handelt:
Wo ist der Held, welcher Unheil erfährt? Was ist mit den Gegenspielern, beispielsweise in Form einer Hexe? Wo ist die helfende Instanz in Gestalt einer Fee oder eines Prinzen? Was ist mit der Prinzessin oder dem hübschen jungen Mädchen, welches dem Held seinen Glücksmoment beschert?
Aufgrund dieser nicht eindeutig bestimmbaren Märchencharakteristika kommt folgende Frage auf:
Ist das Werk ‚Der kleine Prinz’ von Antoine de Saint-Exupéry
ein typisches (Kunst-) Märchen?
Vor einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit dieser Frage wird in einem ersten Teil der Arbeit das Werk in seiner Gesamtheit vorgestellt.
Im zweiten Teil soll durch enge interpretatorische Textarbeit zur eigentlichen Fragestellung hingeführt werden.
Durch den Vergleich mit dem Werk ‚Hans im Glück’ werden charakteristische Merkmale eines Märchens, beziehungsweise eines Kunstmärchens, herausgefiltert, um diese im letzten Teil der Arbeit einbringen und anwenden zu können.
Durch die Beschäftigung mit den konkreten Definitionen der beiden Gattungen und den zuvor gewonnenen Kenntnissen, soll die vorangestellte Fragestellung in die Gesamtintentionen des Werkes eingeordnet und beantwortet werden.
1. Das Werk ‚Der kleine Prinz’
1.1. Biografie des Autors
Antoine de Saint-Exupéry wird am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. Er verliert seinen Vater als er vier Jahre alt ist und verlässt daraufhin mit seiner Mutter, einer Malerin, und den vier Geschwistern Lyon. Abwechselnd lebt die Familie bei der Groß- und Patentante in Saint-Maurice-de-Remens und im Schloss der Großmutter in La Môle[1].
Saint- Exupéry wächst isoliert von Krisen und Kriegen des 20. Jahrhunderts auf. Dies ist vermutlich der Grund, warum er sich später verstärkt für das Wesen des menschlichen Verhaltens interessiert und nach einer Normierung sucht.
Bereits im Alter von 12 Jahren entdeckt der spätere Berufspilot seine Begeisterung am Fliegen. Nach dem Abitur und drei erfolglosen Jahren an der Seefahrtsschule tritt er 1921 den Militärdienst in einem Fliegerregiment der französischen Luftwaffe an. Kurz darauf stürzt er das erste Mal ab, bleibt bei diesem Unfall jedoch unverletzt. Ein Jahr später erleidet er bei einem erneuten Absturz einen Schädelbruch. 1926 tritt Saint-Exupéry in die französische Luftfahrtgesellschaft ein und fungiert dort als Fluglehrer. Im selben Jahr erscheint die erste Fassung seines Erstwerkes Südkurier unter dem Namen Der Flieger. Nachdem er als Pilot regelmäßige Postflüge auf den Strecken Toulouse-Casablanca und Dakar-Casablanca übernommen hat, entsteht die endgültige Fassung, welche Ende 1928 erscheint. Als Verkehrsinspektor der Fluggesellschaft Aeropostale Argentina richtet er die Linie Buenos Aires-Punta ein[2]. Bei der 22. Überquerung der Anden verschwindet sein Flugkamerad Henri Guillaume. Die Suche des Freundes verarbeitet Saint-Exupéry in seinem Buch Nachtflug, welches 1931 veröffentlicht wird.
Seinen dritten Flugzeugabsturz hat der Autor als Pilot eines Wasserflugzeuges und ertrinkt fast in einer Bucht. 1935 unternimmt er einen Langstreckenflug, wobei er das Flugzeug in der Wüste notlanden muss. Nach einem Marsch von fünf Tagen Dauer wird er von einer Karawane gerettet. Dieses Erlebnis lässt sich in den folgenden Romanen Wind Sand und Sterne (1939) und Stadt in der Wüste (1948) wieder finden. Im Zuge des zweiten Weltkrieges emigriert Saint-Exupéry in die USA. Im New Yorker Exil arbeit er an Flug nach Arras (1942) und Der kleine Prinz (1943)[3]. 1939 erfolgt eine Rückkehr zum Fliegergeschwader 2/33 in Algerien. Nach einer Verlegung nach Korsika kehrt Saint-Exupéry von einem Aufklärungsflug am 31. Juli 1944 nicht mehr zurück. Vermutlich ist er von einem deutschen Jäger über offener See abgeschossen worden.
1.2. Inhaltsangabe
Das Märchen ‚Der kleine Prinz’ von Antoine de Saint- Exupéry erzählt von einem, in der Wüste Sahara abgestürzten, Piloten. Dort trifft er auf ein menschenähnliches Wesen von einem anderen Stern, welches er im Laufe der Geschichte einen „kleinen Prinzen“ nennt.
Bevor der Flieger von seiner Begegnung mit diesem berichtet, setzt er den Leser über Ereignisse aus seiner Kindheit in Kenntnis. Im Alter von sechs Jahren fertigte er eine Zeichnung einer Riesenboa, welche einen Elefanten verschlungen hatte, an. Die Erwachsenen hielten die Abbildung für einen Hut und erkannten nicht die wahre Darstellungsabsicht. Dieses Erlebnis hält den Erzähler davon ab, den Beruf des Malers zu ergreifen. Er stellt sich dem Leser im Erwachsenenleben als Flieger vor.
Anschließend beginnt der Pilot mit seiner Erzählung über den kleinen Prinzen:
Der Ich- Erzähler versucht seinen defekten Motor zu reparieren und wird während einer kurzen Schlafpause durch eine Stimme geweckt, die ihn darum bittet, ein Schaf zu zeichnen. Der stark kritisierende Prinz lehnt alle entstandenen Abbildungen eines Schafes ab und gibt sich letzten Endes mit einer gezeichneten Kiste zufrieden. Der Flieger versichert ihm, das Tier würde sich darin befinden. Der Erzähler lernt den Besucher von einem fernen Stern nun Schritt für Schritt durch seine Berichte kennen und verstehen.
Der kleine Prinz stammt von dem Asteroiden B 612, welchen er mit der Hilfe von einem Schwarm Vögel verlässt.
Anlass für die Abkehr von seiner Heimat waren die Schwierigkeiten mit seiner eitlen, stolzen Rose, welche ihm gegenüber undankbar war. Beide fingen an, am Wert füreinander zu zweifeln. Außer dieser Rose befinden sich auf dem Planeten drei Vulkane und die Samen von Affenbrotbäumen, deren Stauden er jedoch jeden Morgen herauszureißen pflegt. Diese Bäume drohen den kleinen Planeten durch ihre Ausmaße unbewohnbar zu machen. Aus diesem Grund benötigt der kleine Prinz das Schaf zur Vernichtung der Stauden.
Seine Reise, welche letztlich auf der Erde endet, führt ihn zunächst auf sechs verschiedene Planeten. Diese werden jeweils nur von einer Person bewohnt. In kurzen Dialogen setzt er sich mit den, aus seiner Sicht, außergewöhnlichen Berufen und seltsamen Eigenschaften der jeweiligen Figuren auseinander.
Die Tätigkeiten des Königs, des Eitlen, des Säufers, des Geschäftsmannes und des Geografen empfindet er als unnütz.
Eine Ausnahme stellt die, nach Meinung des kleinen Prinzen, sinnvolle Arbeit des Laternenanzünders dar. Doch auch der Anzünder sei zu sehr in seine Aufgaben vertieft, als dass er Zeit habe, über sich und andere Dinge nachzudenken.
Der siebte Planet seiner Reise ist die Erde. Dort trifft er auf seiner Suche nach den Menschen zunächst auf eine Schlange. Sie setzt ihn darüber in Kenntnis, die Sehnsucht nach Rückkehr zu seinem Heimatplaneten erfüllen zu können, indem sie ihre Macht walten ließe.
Auf seinem weiteren Weg hört der Prinz ein Echo. Er ist überrascht, dass die Menschen ihm wohl alles was er sagt zurückrufen. Nach einem Aufenthalt im Rosengarten, wo ihm die Nicht-Einzigartigkeit seiner Rose und somit seine Besitzlosigkeit bewusst wird, begegnet er einem Fuchs. Dieser erzählt ihm von der wahren Bedeutung von Freundschaft und Liebe.
Der kleine Prinz zähmt ihn und macht ihn dadurch zu seinem Freund. Bei ihrem Abschied macht der Fuchs dem Prinzen begreiflich, dass seine Rose doch einzigartig sei, da er nur ihr seine Liebe und Zeit geopfert habe.
Bei der weiteren Suche nach den Menschen trifft er auf einen Weichensteller. Von ihm erfährt er, dass die Menschen in ihren Schnellzügen eilig und ziellos unterwegs sind, da sie nicht wissen, was sie wirklich wollen. Nur den Kindern auf der Erde sei dieses bewusst, da sie sich mit den wirklich wertvollen Dingen und Gedanken auseinander setzen würden.
Seine letzte Bekanntschaft ist die eines Verkäufers, welcher mit Pillen handelt, die den Durst löschen. So ermöglicht er den Menschen eine Zeitersparnis von genau 53 Minuten in der Woche. Bei dem Prinzen stößt dies auf Unverständnis.
Mit dieser Begegnung enden die Erzählungen des kleinen Prinzen.
Er macht sich zusammen mit dem Flieger auf die Suche nach einem Brunnen, da der Wasservorrat verbraucht ist. Die gefundene Wasserstelle ist für die Wüste untypisch, da sie einem Dorfbrunnen ähnelt, jedoch kein Dorf in der Nähe ist. Durch das Wasser scheint nicht nur ihr Durst, sondern auch ihr Herz befriedigt worden zu sein, da sich beide an für sie wertvolle Dinge erinnern.
Der Ich- Erzähler erfüllt dem kleinen Prinzen seine letzte Bitte, und malt ihm einen Maulkorb für sein Schaf.
Der schwach gewordene Prinz muss Abschied nehmen. Er nimmt die Hilfe der Schlange an, die ihn durch einen Biss in den Knöchel von seiner Körperlichkeit befreit und ihm so die Rückkehr zu seinem Stern und seiner Rose ermöglichen soll.
Nachdem der Flieger seine Erzählung vom kleinen Prinzen beendet hat, erinnert er sich daran, dass er dem Maulkorb des Schafes keinen Lederriemen gezeichnet hat. Nun stellt sich ihm die Frage, welchen Ausgang die Ereignisse auf dem kleinen Planeten genommen haben.
Trotz der Trennung muss er nicht trauern, da er am Himmel immer den Stern seines Freundes erblicken und sich an die gemeinsame Zeit erinnern kann.
1.3. Biografischer Einfluss auf das Werk
Wie auch in den anderen Werken, so lässt sich in der Geschichte Der Kleine Prinz das Motiv des Fliegers finden. Saint-Exupéry entdeckt seine Leidenschaft zum Fliegen bereits mit 12 Jahren und führt dieses, auch beruflich, in seinem weiteren Leben fort. In der Geschichte vom kleinen Prinzen stürzt der Ich-Erzähler über der Wüste von Afrika ab. Auch ein ähnlicher Absturz lässt sich in der Lebensgeschichte des Autors wieder finden.
Der Ich- Erzähler und der kleine Prinz treffen sich an einer Zwischenstation ihrer Reise und sind bemüht, wieder nach Hause zurückzukehren. Dabei könnte es sich um einen Aufgriff der Sehnsucht Saint-Exupérys nach seiner Heimat Frankreich während des New Yorker Exils handeln. Er fühlt sich in den USA möglicherweise wie auf einem fremden Planeten. In dem Werk kommt dieses durch die Figur des kleinen Prinzen auf dem fremden Planeten Erde zum Ausdruck.
Der Autor scheint den Verlust „seiner Rose(n)“ in Form von Freunden, seiner Kindheit und der Liebe zu betrauern. Eventuell wird auch ihm, wie dem kleinen Prinzen, die Bedeutung dieser erstmals in der Fremde bewusst.
Ob er bereit gewesen wäre für diese zu sterben, wie es der Asteroidenbewohner am Ende der Geschichte tut, ist unklar.
Der Autor verfasst ein Werk als Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit. Der kleine Prinz stellt einen Teil des Saint-Exupéry dar, der die rationale Sichtweise der Erwachsenen, ihre Art der Beweisführung und ihre Logik in den zahlreich aufgeführten Parabeln anprangert. Zur Verfassungszeit herrscht Krieg in Europa, welcher dieses Unverständnis vom Verhalten der Menschen noch verstärkt haben könnte.
[...]
[1] Freund-Spork, Walburga, Erläuterungen zu Antoine de Saint- Exupéry, Der kleine Prinz (=Königs Erläuterungen und Materialien, Band 378), 2. Aufl., Hollfeld 2004, S. 9ff.
[2] Ebenda, S. 7ff.
[3] http.//www.saint-exupery.org., Stand: 04.01.05.
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