„Das Recht ist kompliziert. Es ist unübersichtlich. Es ist unverständlich. Das Recht
existiert nicht, ohne durch rechtliches Wissen vermittelt zu sein. Eine Theorie des
Rechtes hat daher eine Theorie rechtlichen Wissens zu sein.“
Mit diesen Worten wird der Inhalt des Werkes Rechtliches Wissen1 von Alexander
Somek2 auf dem Buchrücken angekündigt. Hier kommen schnell folgende Fragen
auf: Was ist rechtliches Wissen? Wie generiert es sich? Wie kommt rechtliches
Wissen zum Ausdruck? Wie wird es weitergegeben? Welche Eigenschaften hat
es? Die vorliegende Arbeit bietet eine Analyse des jüngsten Werkes Alexander
Someks und möchte eine Antwort auf diese Fragen geben.
Das Ziel der Arbeit ist es die von Somek angeführten Aussagen zu untersuchen
und sie weitestgehend auf ihre Gültigkeit zu überprüfen.
Der erste Teil der Arbeit soll eine Einführung in die Thematik des Buches
Rechtliches Wissen geben. Hier werden die Inhalte der einzelnen Kapitel
zusammengefasst wiedergegeben, darüber hinaus soll auf die Stellung der
Rechtstheorie bei Alexander Somek eingegangen werden und eine grundlegende
Annäherung der Bedeutung rechtlichen Wissens bei Somek erläutert werden, es
ist anzumerken, dass eine eingehende Bedeutung der Begrifflichkeit des
rechtlichen Wissens erst nach vollständigem Lesen der Seminararbeit erfolgen
kann, da mehr oder weniger alle Teile der Arbeit in Beziehung zu rechtlichem
Wissen stehen. Der zweite Teil der vorliegenden Seminararbeit ist der Bedeutung
der Juristischen Expertise in Someks Werk gewidmet, da sie, wie sich zeigen wird,
stark in Beziehung mit rechtlichem Wissen steht, weiterhin soll das Verhältnis, der
für das Buch entscheidenden Begrifflichkeiten wie Recht, rechtliches Wissen und
juristische Expertise in Verhältnis gesetzt werden. Den dritten und letzten Teil der
Arbeit bildet die Bewertung des Werkes Someks. Innerhalb dessen geprüft werden
soll, ob der Autor die Erwartung des Leser erfüllen kann und die von ihm
angekündigte Theorie des Rechts ersichtlich wird.
[...]
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Teil 1: Einführung in die Thematik des Buches „Rechtliches Wissen“ von Alexander Somek
1.) Aufbau des Buches
2.) Hauptaussagen der einzelnen Kapitel
2.1 Einleitung: die Wirklichkeit des Rechts
2.2 Juristische Expertise
2.3 Gesetzesbindung
2.4 Rechtsanwendung
2.5 Abwägungsregeln
2.6 Gleichheit
2.7 Diskriminierungsschutz
3.) Die Stellung der Rechtstheorie aus der Sicht Alexander Someks
4.) Die Bedeutung rechtlichen Wissens bei Somek
Teil 2: Die “Juristische Expertise„ und ihre Bedeutung in Someks Werk
1.) Die Bedeutung Juristischer Expertise in Someks Werk
2.) Das Verhältnis von Recht, rechtlichem Wissen und juristischer Expertise
Teil 3: Bewertung der Leistung Someks
Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Einleitung
„Das Recht ist kompliziert. Es ist unübersichtlich. Es ist unverständlich. Das Recht existiert nicht, ohne durch rechtliches Wissen vermittelt zu sein. Eine Theorie des Rechtes hat daher eine Theorie rechtlichen Wissens zu sein.“
Mit diesen Worten wird der Inhalt des Werkes Rechtliches Wissen[1] von Alexander Somek[2] auf dem Buchrücken angekündigt. Hier kommen schnell folgende Fragen auf: Was ist rechtliches Wissen? Wie generiert es sich? Wie kommt rechtliches Wissen zum Ausdruck? Wie wird es weitergegeben? Welche Eigenschaften hat es? Die vorliegende Arbeit bietet eine Analyse des jüngsten Werkes Alexander Someks und möchte eine Antwort auf diese Fragen geben.
Das Ziel der Arbeit ist es die von Somek angeführten Aussagen zu untersuchen und sie weitestgehend auf ihre Gültigkeit zu überprüfen.
Der erste Teil der Arbeit soll eine Einführung in die Thematik des Buches Rechtliches Wissen geben. Hier werden die Inhalte der einzelnen Kapitel zusammengefasst wiedergegeben, darüber hinaus soll auf die Stellung der Rechtstheorie bei Alexander Somek eingegangen werden und eine grundlegende Annäherung der Bedeutung rechtlichen Wissens bei Somek erläutert werden, es ist anzumerken, dass eine eingehende Bedeutung der Begrifflichkeit des rechtlichen Wissens erst nach vollständigem Lesen der Seminararbeit erfolgen kann, da mehr oder weniger alle Teile der Arbeit in Beziehung zu rechtlichem Wissen stehen. Der zweite Teil der vorliegenden Seminararbeit ist der Bedeutung der Juristischen Expertise in Someks Werk gewidmet, da sie, wie sich zeigen wird, stark in Beziehung mit rechtlichem Wissen steht, weiterhin soll das Verhältnis, der für das Buch entscheidenden Begrifflichkeiten wie Recht, rechtliches Wissen und juristische Expertise in Verhältnis gesetzt werden. Den dritten und letzten Teil der Arbeit bildet die Bewertung des Werkes Someks. Innerhalb dessen geprüft werden soll, ob der Autor die Erwartung des Leser erfüllen kann und die von ihm angekündigte Theorie des Rechts ersichtlich wird.
I. Einführung in die Thematik des Buches „Rechtliches Wissen“ von Alexander Somek
Im nun folgenden ersten Teil der Arbeit soll der Inhalt des Buches Rechtliches Wissen von Alexander Somek vorgestellt und untersucht werden. Hierbei wird explizit auf den Aufbau des Buches und den Inhalt der einzelnen Kapitel eingegangen.
1.) Aufbau des Buches
Das Buch Rechtliches Wissen von Alexander Somek ist im Jahre 2006 im Verlag Suhrkamp in Frankfurt am Main erschienen . Es handelt sich hier um überarbeitete Einzelbeiträge, die ursprünglich aus anderen Kontexten, wie beispielsweise Vorträgen oder Essays des Autors stammen. In der vorliegenden Veröffentlichung sollen diese Beiträge Someks in einen systematischen Zusammenhang gestellt worden sein. Es handelt sich bei den Texten um eine Mischung aus Selbstbeobachtungen des Autoren und Fallstudien zu den angeschnittenen Themen. Dabei schöpft Somek in seiner Argumentation sowohl aus den verschiedenen Bereichen des Rechts als auch der praktischen Philosophie, Soziologie und der Ökonomie.[3]
Dem Autor nach soll „die unsinnvermeidende Aufgabe der Rechtstheorie an zentralen Themen exemplifiziert werden.“[4] Die einzelnen Kapitel behandeln also jeweils juristische Teilgebiete, wie beispielweise: die juristische Expertise, die Gesetzesbindung, die Rechtsanwendung, die Abwägungsregeln, die Gleichheit und den Diskriminierungsschutz. Sie werden innerhalb der Kapitel angeschnitten und auf den Geltungsanspruch rechtlichen Wissens untersucht.
2.) Hauptaussagen der einzelnen Kapitel
Im Folgenden soll der Inhalt der einzelnen Kapitel verkürzt dargestellt werden, hierbei sollen Fakten, welche sich vornehmlich auf das rechtliche Wissen beziehen, explizit herausgegriffen werden. Des Weiteren sollen Hauptaussagen und konkrete Beispiele der Kapitel dazu beitragen die Vorgehens und Denkweise Alexander Someks nachzuvollziehen.
2.1 Einleitung: Die Wirklichkeit des Recht
Die Einleitung des Werkes betitelt Somek „Die Wirklichkeit des Rechts“.
Hier erläutert der Autor zunächst warum man sich mit Rechtstheorie sollte und wieso man sich für sie interessieren sollte. Schon in den ersten Zeilen des Buches nennt er hier zwei einschlägige Gründe, die die Beschäftigung mit Rechtstheorie rechtfertigen und den Leser in die Thematik des Buches versetzen.
Als ersten Grund gibt Somek an, dass „man sich mit Rechtstheorie befasse, wenn man die Beobachtung macht, dass die landläufige juristische Expertise dort endet, wo sie interessant zu werden verspricht.“[5] Weiterhin im Anschluss, nennt Somek als zweiten Grund, man befasse sich mit Rechtstheorie, wenn „man die Beobachtung mache dass, das was man für interessant hält, von juristischen Experten als entbehrlich erlebt.“[6]
Auf den folgenden Seiten gibt der Autor einen Realitätsbericht über den Stand der Rechtstheorie in der Gesellschaft, an Universitäten und der juristischen Fachwelt wieder und reklamiert die mangelnde Orientierung an den Grundlagen des Fachs, nämlich der Rechtstheorie und Rechtsphilosophie. Des weiteren folgt eine kurze Passage mit dem Titel „Aufbau des Buches“[7] worin der Autor den Inhalt der Kapitel kurz beschreibt und den Versuch einer Rechtfertigung zur Auswahl und Zusammenhang der einzelnen Kapitel darlegt, auf diese Aussagen wird jeweils während der Darlegung der verschieden Kapitel eingegangen werden.
2.2 Juristische Expertise
Das auf die Einleitung folgende erste Kapitel trägt die Überschrift „Juristische Expertise“. Das Kapitel der „Juristischen Expertise“ wird im zweiten Teil der Arbeit eingehend analysiert werden, so dass an dieser Stelle nur kurz auf den Inhalt des Kapitels eingegangen werden soll.
Es folgt eine eingehende Bestimmung eben der Expertise, welche nach Somek zur Vorbereitung „des intellektuellen Terrains für die anschließende theoretische Analyse“[8] diene. Des Weiteren arbeitet der Verfasser im Laufe des Kapitels die große Bedeutung der juristischen Expertise für das Fach heraus, da rechtliches Wissen nur durch die Expertise vermittelt werden kann. Im Gegenzug führt Somek hier auch die Schattenseite der Expertise auf, wenn er von juristischer Expertise als Dienstleistung spricht, welche von juristischen Experten erbracht wird.
2.3 Gesetzesbindung
Das Kapitel widmet sich der „behaupteten Bindung der Expertise an das Gesetz“.[9]
Die Textpassage demonstriert, dass sich die traditionellen Vorstellungen von Gesetzesbindung nur mit schwerwiegenden Widersprüchen aufrechterhalten lassen. Es handelt sich hierbei um eine Rezension Someks des Werkes „Juristische Methodik im Prozess der Rechtsanwendung. Zugleich ein Beitrag zu den verfassungsrechtlichen Grundlagen von Gesetzesauslegung und Rechtsfortbildung“ von Dirk Looschelders und Wolfgang Roth .[10]
Alexander Somek führt hier die Vermutung an, dass das Rechtssystem, aus rechtspositivistischer Sicht, nicht mehr existiert. Als Grund dafür, führt der Autor die Artikulation des Geltungsgrundes rechtlichen Wissens an, welche sich für ihn, von der Gesetzesbindung auf die Abwägung von ökonomischen und moralischen Gründen verschoben hat. Diese Eindringlichkeit wechselt von der Bindung an das Gesetz zur Aussicht, gelingendes rechtliches Wissen mache sich daran kenntlich, in Konflikt stehende Güter, Interessen und Prinzipien bei der Entscheidung im Einzelfall ausgewogen abwägen zu können.[11]
2.4 Rechtsanwendung
Das dritte Kapitel bietet eine Einführung in das konstruktivistische Modell von Rechtsanwendung dar. Hier stellt Somek zunächst ein Drei- Ebenen-Modell vor, welches im zweiten Teil des Kapitels durch ein, von Somek entwickeltes, Alternativmodell abgelöst werden soll. Zunächst wird das Drei-Ebenen-Modell eingängig analysiert. Somek erklärt, dass es die Aufgabe der Rechtswissenschaft sei, den Vorgang der Rechtsanwendung zu klären. Dies lasse sich laut Verfasser durch drei juristisch selbständige Disziplinen, welche in vertikalem Zusammenhang zu bringen sind, erläutern. Die erste Disziplin bildet die Rechtstheorie, sie versucht Antworten auf Fragen, wie „Was ist die Operation der Rechtsanwendung?“ Und „Wie ist Recht identifizierbar?“ zu finden. Die zweite Disziplin bildet die juristische Methodenlehre, sie formuliert Regeln auf Grundlage von Rechtstheorien. Die dritte Disziplin bildet die Rechtsdogmatik, hier entstehen Lösungen für Rechtsfragen auf Grundlage von Theorie und Methodik.
Dieses gängige Schema, beruht auf einem deduktiven Verständnis der juristischen Wissenschaft, durch welches die Rechtswissenschaft die Rechtsanwendung zu determinieren und kontrollieren versucht. Auf dieser Ebene der Rechtstheorie stellen sich Fragen des Rechtspositivismus oder des Naturrechts. Auf der zweiten Ebene folgt die Erörterung der Methodologie der grundsätzlichen Fragen, aufgrund der damit stattgefundenen Determinationen für die Rechtsdogmatik lassen sich die entscheidenden Fragen einfach beantworten.[12] Somek kritisiert hierbei, dass den theoretischen Fächern eine mindere Funktion eingeräumt werde und begründet dies dadurch, dass das Drei-Ebenen-Modell, das der Theorie den Vorrang einräumt, sich auch vorzüglich dazu eigne die Rechtsdogmatik und die Rechtspraxis von der Erörterung theoretischer Fragen zu entlasten. Denn der “entlastende Effekt besteht darin, dass die zum Objekt der Erkenntnis umgeformte Rechtfertigung der Rechtspraxis ihr Werk getan hat, wenn durch Theorie und Methode die Rechtsdogmatik zu einem Gefäß gemacht wurde das den vorgegebenen Inhalt erfasst.“[13]. Weiterhin bringt Somek zwei Einwände gegen das Modell an. Diese bringen hervor das Modell beruhe auf Missdeutung der Rechtsanwendung.. Sie besagen, dass vom Modell verkannt wird was die Operation Rechtsanwendung eigentlich ist.
Ein Alternativmodell soll an dieser Stelle das Drei-Ebenen Modell ablösen. Dieses verstehe sich als „Beitrag zu einer interpretativen Praxis, der einer Selbstdeutung der Rechtsanwendung entspringt.“[14] „Es ist bestrebt sowohl, was die Selbstdeutung angeht, der Praxis angemessen zu sein, als auch den darauf aufbauenden Zielbestimmungen den bestmöglichen Weg der Rechtfertigung zuweisen.“[15] Das Alternativmodell verstehe sich als rekursiv und reflexiv auf die Praxis der Rechtsanwendung bezogen. Es will die Bedeutung von Rechtsanwendung als Praxis aufzeigen, „welche in ihrem Vollzug nach ihrer bestmöglichen Rechtfertigung strebt, und der Formulierung von tauglichen Rechtfertigungsversuchen den Weg ebnen.“[16]
[...]
[1] Im Folgenden wird rechtliches Wissen als Titel des Buches kursiv markiert, handelt es sich jedoch um den Begriff des rechtlichen Wissens wird der übliche gerade Schreibstil beibehalten.
[2] Alexander Somek wurde 1961 in Wien geboren, er ist Professor of Law am College of Law der University of Iowa. Von Oktober 2007 bis Juli 2008 ist er f ellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Das Werk Rechtliches Wissen, erschienen 2006, im Suhrkamp Verlag Frankfurt a. M. ist seine jüngste Veröffentlichung.
[3] Vec 2006, S. 40.
[4] Somek 2006, S. 26.
[5] zitiert nach: Somek 2006, S. 9.
[6] Somek 2006, S. 9.
[7] Somek 2006, S. 26.
[8] zitiert nach Somek 2006, S. 27.
[9] zitiert nach: Somek 2006, S. 27.
[10] Looschelders/roth 1996
[11] Somek 2006, S. 27.
[12] Somek 2006, S. 106-108.
[13] Somek 2006, S. 111.
[14] zitiert nach: Somek 2006, S. 120.
[15] zitiert nach: Somek 2006, S. 121.
[16] zitiert nach: Somek 2006, S. 121, siehe Fußnote.
- Quote paper
- Carina Danzer (Author), 2008, "Rechtliches Wissen" - Eine Einführung in die Thematik des Buches von Alexander Somek, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117938
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