„Das Schreiben kann dazu dienen, das eigene Handeln, Denken, Bewusstsein, Verhalten und
Fühlen zu verdeutlichen.“
Dieses Zitat von Jürgen Fröchling verdeutlicht, womit sich diese Arbeit beschäftigen soll: das
personale Schreiben und seine Möglichkeiten zur Gewinnung und Verstärkung der Ich-
Identität sowie die Umsetzung in die Praxis des Schulunterrichts ab Sekundarstufe I.
Nachdem klar gemacht wurde, was unter personalem Schreiben zu verstehen ist, soll ein
Überblick über Identität und ihren Zusammenhang mit Sprache geschaffen werden. Es folgt
die Vorstellung von vier Methoden, die es erlauben, das personale Schreiben in den
traditionellen Aufsatzunterricht einzubetten.
Abschließend soll auch noch kurz auf die Schwierigkeiten des personalen Schreibens im
Unterricht eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Was ist unter personalem Schreiben zu verstehen ?
3 Identität und Sprache
3.1 Identität
3.2 Rolle der Sprache bei der Entwicklung von Identität
3.3 Die Cluster-Methode
3.4 Schreiben in Selbsterfahrungsprozessen
3.5 Ich-Collagen
3.6 Schreiben zur biographischen Selbstvergewisserung
4 Schwierigkeiten des personalen Schreibens im Unterricht
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Das Schreiben kann dazu dienen, das eigene Handeln, Denken, Bewusstsein, Verhalten und Fühlen zu verdeutlichen.“[1]
Dieses Zitat von Jürgen Fröchling verdeutlicht, womit sich diese Arbeit beschäftigen soll: das personale Schreiben und seine Möglichkeiten zur Gewinnung und Verstärkung der Ich-Identität sowie die Umsetzung in die Praxis des Schulunterrichts ab Sekundarstufe I.
Nachdem klar gemacht wurde, was unter personalem Schreiben zu verstehen ist, soll ein Überblick über Identität und ihren Zusammenhang mit Sprache geschaffen werden. Es folgt die Vorstellung von vier Methoden, die es erlauben, das personale Schreiben in den traditionellen Aufsatzunterricht einzubetten.
Abschließend soll auch noch kurz auf die Schwierigkeiten des personalen Schreibens im Unterricht eingegangen werden.
2 Was ist unter personalem Schreiben zu verstehen ?
„Darunter werden alle Formen des kreativen Schreibens zusammengefasst, die Anregungen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Identität geben.“[2] Geschrieben wird in dieser Form unter der Prämisse der Suche nach der eigenen Person und/oder, um die eigene Lebensgeschichte zu verstehen und einzuordnen.
In der Literatur wird häufig nicht zwischen dem personalen und kreativen Schreiben unterschieden. Karl Schuster wählt daher den Begriff personal-kreativ, da es sich seiner Meinung nach um eine Mischform zwischen therapeutischem und kreativem Schreiben handelt.[3]
Zentral für das personale Schreiben ist nach Spinner die Subjektivität des Schreibvorgangs, der therapeutisch sinnvoll, aber ohne gestalterischen Anspruch möglich sein kann. Auf der anderen Seite zeichnet sich das kreative Schreiben vor allem durch den experimentellen und künstlerisch anspruchsvollen Umgang mit Sprache aus. Das subjektive Moment, welches also beide Formen als Gemeinsamkeit haben, wird beim kreativen Schreiben des Öfteren nur indirekt erkennbar.[4]
Zum kreativen wie auch zum personalen Schreiben können die Methoden des Clustering nach G. Rico (siehe Punkt 4.1) oder das Mind-Mapping nach T. Buzan verwendet werden. Ebenso ist es aber möglich, mit der Aktivierung von Körpergefühlen zu arbeiten, situatives Schreiben, psychologisch orientierte Schreibverfahren sowie auch das Schreiben zur biographischen Selbstvergewisserung zu benutzen.[5]
3 Identität und Sprache
3.1 Identität
Der Terminus „Identität“ kommt aus dem Lateinischen „idem ens“, was so viel bedeutet wie „derselbe seiend“. Identität ist jedoch nicht starr und immer gleich, wie diese Übersetzung vermuten lässt. Das Individuum wird ständig durch den Wandel der Gesellschaft berührt.[6]
Individuation und Identitätsentwicklung werden in der psychoanalytischen Theorie als eine psychische und psychosoziale fortwährende Entwicklung beschrieben, die von der Geburt bis zum Tod verläuft. Gekennzeichnet ist sie durch diverse Entwicklungsaufgaben und auch -krisen.[7]
Die sogenannte Ich-Identität teilt sich nach den Erkenntnissen der neueren Identitätstheorien in zwei Teile. Zum einen ist die soziale Identität, auch als Rollenidentität bezeichnet, zu nennen, die sich „durch die Erfüllung gesellschaftlich bereitgestellter Rollenerwartungen“[8] entwickelt. Soziale Identitäten sind demnach beispielsweise die Rollen als Student, Sohn bzw. Tochter, Fußballspieler oder Mitglied in einer Musikkapelle. In unserer modernen Gesellschaft hat also jedes Mitglied gleich mehrere Rollen zu erfüllen. So sind viele Frauen nicht nur Mütter und Hausfrauen, sondern haben außerdem die Rolle in ihrem Beruf und möglicherweise im Sportverein oder Häkelclub inne. Jede Rolle stellt andere Erwartungen an ihre Träger. So wird sich eine Mutter im Beruf sicher ganz anders verhalten als zu Hause im Umgang mit ihrem Kind.
Dennoch strebt es jeder an, sich selbst auch als Einheit zu betrachten, nicht nur als Träger verschiedener und sich eventuell widersprechender Rollen: man will sich persönliche Identität verschaffen[9], was nicht selten mit der Distanzierung von sozialen Rollen einhergeht und besonders bei Jugendlichen in der Pubertät stark hervortritt[10].
Nach der interaktionistischen Theorie von Mead sehen wir uns stets auch mit den Augen der anderen, „und erst auf diesem Umweg über den anderen werden wir uns unserer Selbst bewusst“.[11] Durch diesen Prozess entsteht Identität. Das Selbstbewusstsein indes ist wiederum ein Prozess, indem das Individuum zum Objekt der eigenen Wahrnehmung wird.[12]
Diese Erkenntnisse sind evident für das personale Schreiben.
3.2 Rolle der Sprache bei der Entwicklung von Identität
Grundlegend für die gesellschaftliche Verständigung ist die Sprache. Deshalb spielt sie nach Spinner auch für die Gewinnung der sozialen Identität eine so große Rolle.
Um eine persönliche Identität schaffen zu können, ist es wie bereits erwähnt, wesentlich, dass eine Person sich ihrer selbst bewusst wird. Dazu ist es nötig, „sich von seinem eigenen Ich-Sein distanzieren“[13] zu können, d.h. man muss die Fähigkeit zur Selbstreflexion besitzen.
Hier kommt die Sprache ins Spiel, denn sie ist das grundlegende Zeichensystem, mit welchem die Entwicklung einer Ich-Bewusstheit möglich wird. Die Sprache erlaubt nicht nur den Aufbau sozialer und kultureller Handlungs- und Bedeutungskontexte, sondern ermöglicht die Integration des Individuums in die Gesellschaft.[14] Nach Mead ist Kommunikation grundsätzlich nicht nur an andere Menschen gerichtet, sondern immer auch an das Subjekt selbst.[15]
Dabei spielen die schriftliche und die gesprochene Sprache unterschiedliche Rollen im Prozess der Identitätsfindung.
Spinner stellt in besonderem Maße heraus, dass das Schreiben keinesfalls nur aus auf das Papier gebrachten mündlichen Äußerungen besteht. Ausgehend von dieser Annahme stellt er fünf Punkte vor, die die Leistung des Schreibens für die Identitätsgewinnung hervorheben sollen:[16]
[...]
[1] Fröchling, Jürgen: Ich spinne, also weiß ich. Erkenntnisgewinnung beim Schreiben. In: Westermanns Pädagogische Beiträge, Heft 2, 1986. S.24.
[2] http://www.uni-bamberg.de/germ-didaktik/leistungen/transfer/online_seminare/schreib_web/personales_schreiben/ Zugriff am 23.07.2008.
[3] Vgl. Schuster, Karl: Das personal-kreative Schreiben im Deutschunterricht. Theorie und Praxis. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. 2003. S. 28f.
[4] Vgl. Schuster, S.29.
[5] Vgl. Kliewer, Heinz-J. / Pohl, Inge (Hrsg.): Personales Schreiben. In: Lexikon Deutschdidaktik. Band 2. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 583f.
[6] Vgl. Abels, Heinz: Einführung in die Soziologie. Band 2: Die Individuen in ihrer Gesellschaft. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 2007. S. 387.
[7] Vgl. Röhner, Charlotte: Kindertexte im reformorientierten Anfangsunterricht. Zur personalen und sozialen Bedeutung des Schreibens in der Grundschue. Halle an der Saale: Schneider Verlag Hohengehren. 1997. S. 35.
[8] Spinner, Kaspar H.: Identitätsgewinnung als Aspekt des Aufsatzunterrichts. In: Spinner, K. (Hrsg.): Identität und Deutschunterricht. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht. 1980. S. 68.
[9] Vgl. Ebd. S. 69.
[10] Vgl. Schuster, S. 31.
[11] Abels, S. 333.
[12] Vgl. Abels, S. 336.
[13] Vgl. Spinner, S. 69.
[14] Vg. Röhner, S. 42.
[15] Vgl. Abels, S. 336.
[16] Vgl. Spinner, S. 74f.
- Arbeit zitieren
- Anne Mey (Autor:in), 2008, Das personale Schreiben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117901
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