Als Kernziele des Faches Wirtschaft und Politik (WiPo) wird im Lehrplan des Landes
Schleswig-Holstein die Befähigung der Schüler1 zum rationalen Urteilen über
politische Sachverhalte und die Förderung von verantwortlichem Handeln definiert
(vgl. MFBW-SH Lehrplan WiPo). Der pädagogische Anspruch der sich daraus
ableitet bedarf schüleraktivierender und schülerorientierter Unterrichtsmethoden. Der
daraus resultierende Paradigmenwechsel von der Lehrerzentrierung zu einem Lehrer
in beratender und unterstützender Funktion, bedingt die Ausgestaltung des
Unterrichts zunehmend mehr in die Hände der Schüler zu geben. Das pädagogische
Konzept des handlungsorientierten Unterrichts fordert diese Elemente ein. In der
Literatur lassen sich dazu eine Vielzahl unterschiedlichster hilfreicher Methoden und
Ansätze finden. Eine Methode, die sich im didaktischen Kanon des
handlungsorientierten Unterrichts befindet, ist das Rollenspiel.
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Untersuchung der Methode Rollenspiel, das im
Fach WiPo, am Beispiel eines fiktiven umweltpolitischen Szenarios: „Müll- und
Altölverbrennung im Kraftwerk der Stadtwerke Flensburg?“, durchgeführt wurde. Der
fachliche Bezug und dessen didaktische und unterrichtliche Umsetzung ist dabei
nicht außer Acht zu lassen, soll aber nicht im Fokus dieser Untersuchung stehen.
Demnach ist die Wahl des fachlichen Rahmenthemas (in diesem Fall Ökologie) das
Ergebnis der Einforderungen des Lehrplans und nicht von untersuchungsrelevanten
Überlegungen. Einleitend wird im ersten Kapitel der Bezug zum Modul, den
Ausbildungsstandards und dem Lehrplan aufgezeigt. Ziele und Leitfragen werden
formuliert und der Untersuchungsschwerpunkt der Hausarbeit dargestellt. Im zweiten
Kapitel wird die Umsetzung des durchgeführten Rollenspiels im Unterricht
beschrieben, die dafür erforderlichen didaktisch-methodischen Überlegungen erörtert
und die Lernziele definiert. Im folgenden dritten Kapitel werden die Instrumente
dieser Hausarbeit beschrieben, mit denen die formulierten Leitfragen beantwortet
wurden. Schwerpunkt ist dabei die Analyse, Beobachtung und Einschätzung der
Lehrkraft. Diese wird durch statistische Instrumente (z.B. Fragebögen) in Einzelfällen unterstützt. Im abschließenden Resümee werden die gewonnenen Ergebnisse
dargestellt und die Hausarbeit kritisch betrachtet.
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Vorwort
1.2 Das Rollenspiel im Unterricht
1.3 Bezug zum Lehrplan
1.4 Bezug zum Modul
1.5 Ziele und Leitfragen
1.6 Bezug zu den Ausbildungsstandards
2 Umsetzung des Rollenspiels im Unterricht
2.1 Lernsituation in der Klasse
2.1.1 Einordnung in die Stoffverteilung des Halbjahres (Makroplanung)
2.2 Entscheidungsfelder (Mikroplanung)
2.2.1 Sachanalyse
2.2.2 Didaktisch-methodische Überlegungen
2.3 Inhaltliche Konzeption des Rollenspielszenarios
2.3.1 Rollen
2.3.2 Szenario
2.3.3 Zeitliche Planung
2.4 Lernziele
2.4.1 Methodenkompetenz
2.4.2 Sozialkompetenz/ Selbstkompetenz
2.4.3 Fachkompetenz
3 Auswertung der Unterrichtsreihe
3.1 Evaluationsinstrumente
3.1.1 Fragebögen
3.1.2 Stimmungsbarometer
3.1.3 Abschlussfragebogen
3.2 Kritisches Zwischenfazit
3.3 Auswertung und Reflexion der Ergebnisse
3.3.1 Allgemeine Beobachtungen der Lehrkraft
3.3.2 Bewertung der gespielten Rollen
3.3.3 Befragung der Schüler
3.4 Überprüfung der Ergebnisse im Hinblick auf die Lernziele/ Kompetenzen
3.5 Überprüfung der Ergebnisse im Hinblick auf die Leitfragen
4 Resümee
4.1 Schlussfolgerungen für den zukünftigen Einsatz der Methode Rollenspiel
4.2 Kritische Betrachtung der Unterrichtsreihe und Ausblick
Anhang
1 Quellen
1.1 Literatur
1.2 Digitale Medien
2 Evaluation
2.1 Evaluationsauswertung an einem Auswertungsbeispiel
2.2 Ergebnisse Evaluationsbogen I+II: „Fragen: Regionaler Bezug“
2.3 Ergebnisse Evaluationsbogen I+II: „Toleranz zu anderen Meinungen“
2.4 Ergebnisse Evaluationsbogen I+II: „Methode Rollenspiel“
2.5 Exemplarische Kommentare aus den Evaluationsbögen
2.5.1 Perspektivwechsel
2.5.2 Kompetenzen
2.5.3 Kritik
2.5.4 Lob
2.6 Auswertung des Abschlussfragebogens für die gesamte Klasse
2.6.1 Fragen: Arbeitsaufträge
2.6.2 Fragen: Material
2.6.3 Fragen: Methode Rollenspiel
2.6.4 Fragen: Spielleitung
2.7 Stimmungsbarometer
2.7.1 Gruppe 1 T2/T3
2.7.2 Gruppe 2 T2/T3
3 Material zum Rollenspiel
3.1 Arbeitsmaterial Luftbild der Stadtwerke Flensburg
1 Einleitung
1.1 Vorwort
Als Kernziele des Faches Wirtschaft und Politik (WiPo) wird im Lehrplan des Landes Schleswig-Holstein die Befähigung der Schüler[1] zum rationalen Urteilen über politische Sachverhalte und die Förderung von verantwortlichem Handeln definiert (vgl. MFBW-SH Lehrplan WiPo). Der pädagogische Anspruch der sich daraus ableitet bedarf schüleraktivierender und schülerorientierter Unterrichtsmethoden. Der daraus resultierende Paradigmenwechsel von der Lehrerzentrierung zu einem Lehrer in beratender und unterstützender Funktion, bedingt die Ausgestaltung des Unterrichts zunehmend mehr in die Hände der Schüler zu geben. Das pädagogische Konzept des handlungsorientierten Unterrichts fordert diese Elemente ein. In der Literatur lassen sich dazu eine Vielzahl unterschiedlichster hilfreicher Methoden und Ansätze finden. Eine Methode, die sich im didaktischen Kanon des handlungsorientierten Unterrichts befindet, ist das Rollenspiel.
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Untersuchung der Methode Rollenspiel, das im Fach WiPo, am Beispiel eines fiktiven umweltpolitischen Szenarios: „Müll- und Altölverbrennung im Kraftwerk der Stadtwerke Flensburg?“, durchgeführt wurde. Der fachliche Bezug und dessen didaktische und unterrichtliche Umsetzung ist dabei nicht außer Acht zu lassen, soll aber nicht im Fokus dieser Untersuchung stehen. Demnach ist die Wahl des fachlichen Rahmenthemas (in diesem Fall Ökologie) das Ergebnis der Einforderungen des Lehrplans und nicht von untersuchungsrelevanten Überlegungen. Einleitend wird im ersten Kapitel der Bezug zum Modul, den Ausbildungsstandards und dem Lehrplan aufgezeigt. Ziele und Leitfragen werden formuliert und der Untersuchungsschwerpunkt der Hausarbeit dargestellt. Im zweiten Kapitel wird die Umsetzung des durchgeführten Rollenspiels im Unterricht beschrieben, die dafür erforderlichen didaktisch-methodischen Überlegungen erörtert und die Lernziele definiert. Im folgenden dritten Kapitel werden die Instrumente dieser Hausarbeit beschrieben, mit denen die formulierten Leitfragen beantwortet wurden. Schwerpunkt ist dabei die Analyse, Beobachtung und Einschätzung der Lehrkraft. Diese wird durch statistische Instrumente (z.B. Fragebögen) in Einzelfällen unterstützt. Im abschließenden Resümee werden die gewonnenen Ergebnisse dargestellt und die Hausarbeit kritisch betrachtet.
1.2 Das Rollenspiel im Unterricht
Das Rollenspiel und das Planspiel kann der methodischen Großform der Entscheidungsspiele zugeordnet werden (vgl. Gehlert; Pohlmann 2001, S. 59). Kennzeichen von allen Entscheidungsspielen ist, Schülern Entscheidungs- und Handlungsfreiheiten innerhalb eines realen oder fiktiven Szenarios zuzusprechen (vgl. Blötz 2001, S. 14). Die Grenzen zwischen Planspiel und Rollenspiel verlaufen dabei jedoch fließend. Meyer sieht zwischen Plan- und Rollenspiel den prägnanten Unterschied, dass beim Rollenspiel das Rollenverhalten dem Rollenträger weitestgehend vorgegeben wird und damit innerhalb vorgegebener Freiheitsgrade gelenkt wird (vgl. Meyer 2008, S. 357). Im Planspiel ist das nicht der Fall. Freiheitsgrade der Akteure sind deutlich größer und von Ihnen gefällte Entscheidungen haben einen direkten Einfluss auf den Verlauf und das Ergebnis des Spiels. Das Rollenverhalten der Rollenträger ist unschärfer festgelegt und obliegt in weiten Bereichen der Selbstorganisation der Teilnehmer. „Rollenspiele verbinden Lebenswirklichkeit mit spielerischem Agieren. Im Rollenspiel werden reale Situationen, Probleme oder Konflikte nachempfunden oder vorausschauend bearbeitet.“ (Gugel 2003, S. 87). Die Rollen sind dabei klar definiert und verteilt. (vgl. Hugenschmidt; Technau 2002, S. 143). Es handelt sich somit um eine weitestgehend geschlossene Handlungssituation, dessen Ergebnis sich innerhalb eines vom Lehrer bestimmten Erwartungshorizonts befindet. Kennzeichnend für das Rollenspiel ist der Rollenkonflikt, der aus dem Handlungs- und Interaktionsspielraum der Rollenspieler untereinander entsteht (vgl. Speichert 1975, S. 321). Gugel betont im Gegensatz dazu mehr die sozialen Elemente des Rollenspiels und betont den förderlichen Charakter des sozialen Lernens. Einstellungen und Verhaltensweisen der Schüler werden sichtbar und Ansatzpunkte für Veränderungen zeigen sich durch die Simulation spielerischer Realität. Es findet somit ein „Probehandeln“ ohne reale Konsequenzen statt (vgl. Klippert 2008, S. 58) und eröffnet den Teilnehmern die Möglichkeit zur einer spielerischen Auseinandersetzung mit Themen und Situationen (vgl. Gugel 2003, S. 87).
1.3 Bezug zum Lehrplan
Für das zweite Halbjahr des ersten Ausbildungsjahres sieht der Lehrplan für das Fach WiPo das übergreifende Thema „Orientieren in der sich wandelnden Gesellschaft – der Mensch als Teil seiner Umwelt“ (MFBW-SH Lehrplan WiPo S. 3) vor. Der Lehrplan eröffnet Lehrkräften an dieser Stelle die Wahl zwischen zwei Vertiefungsvarianten, die sich hinsichtlich ihrer Schwerpunktsetzung nach berufsbezogenen Handlungssituationen (Variante B2) und einem explizitem Bezug auf die Lebenswelt der Schüler (Variante A2) unterscheiden. Diese Möglichkeiten wurden mit den Schülern diskutiert und verschiedene Unterrichtsmethoden für eine Unterrichtsreihe vorgeschlagen. Gemeinsam mit den Schülern fiel die Wahl auf die Durchführung eines Plan- oder Rollenspiels. Im Hinblick auf die Klasse und den Zeitrahmen fiel die Entscheidung für ein Rollenspiel. Da die Vorgaben des Lehrplans die Beziehung des Individuums und seinen Lebensbereichen resultierend zur Umwelt und die darauf wirkenden zivilisatorischen Gefahren betont, schien die unterrichtliche Umsetzung der Forderungen des Lehrplans, im Rahmen eines Rollenspiels, als besonders passend[2].
1.4 Bezug zum Modul
Das Thema dieser Hausarbeit orientiert sich an dem Pflichtmodul B-WIP-C, das im zweiten Schulhalbjahr 2007/2008 von OStR Bernd Andreas für die Lehrer in Ausbildung der nördlichen Ausbildungsschulen Schleswig-Holsteins angeboten wurde. Titel der Modulreihe war „Unterrichtskonzeptionen für verschiedene Unterrichtsformen und deren Evaluation in Hinblick auf die Unterrichtswirksamkeit“. Im Verlauf des Moduls am 16. April 2008 fand eine Lehrprobe statt, die als inhaltlicher Exkurs explizit auf die Durchführung des Rollenspiels vorbereitete (vgl. 2.1.1 / UE9).
1.5 Ziele und Leitfragen
Das Rollenspiel als Methode im Unterricht bietet eine Vielzahl unterschiedlichster Fragestellungen und Aspekte für eine Untersuchung. Für diese Unterrichtsreihe wurden Leitfragen formuliert, die die Fragestellung eingrenzen und damit im Rahmen dieser Hausarbeit, mit den zur Verfügung stehenden zeitlichen Ressourcen, untersuchbar machen. Diese Leitfragen sind:
L1: Ist ein regionaler thematischer Bezug für die Durchführung eines Rollenspiels hilfreich?
L2: Kann die Methode "Rollenspiel" mehr Toleranz gegenüber anderen Meinungen, z.B. durch einen Perspektivwechsel fördern?
L3: Welche Kompetenzen werden durch die Teilnahme am "Rollenspiel" gewonnen, die über die erwarteten Lernziele hinausgehen?
1.6 Bezug zu den Ausbildungsstandards
Die mit der Neugestaltung des Vorbereitungsdienstes formulierten allgemeinen Ausbildungsstandards beschreiben die vom Lehrer in Ausbildung[3] eingeforderten Fähigkeiten und Kompetenzen, die während des Vorbereitungsdienstes vertieft und erlangt werden sollen[4]. In der vorliegenden Hausarbeit lassen sich direkte Bezüge zu den folgenden Ausbildungsstandards finden:
Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht:
- 1. „Die LiA plant mittelfristig Unterricht unter Berücksichtigung der Lehrpläne
- 2. „Die LiA plant Unterricht im Kontext von Unterrichtseinheiten
- 5. „Die LiA fördert die Selbständigkeit der Lernenden durch eine Vielfalt schüler-aktivierender Unterrichtsformen [...]
- 14. „Die LiA evaluiert den eigenen Unterricht systematisch unter Einbeziehung der Lernenden.“
Erziehung und Beratung:
- 21. „Die Lehrkraft i. A. vermittelt demokratische Werte und Normen
Über die für alle LiA in Schleswig-Holstein geltenden Ausbildungsstandards hinaus, wurden von der IQSH Fachgruppe WiPo (S. 23) fachspezifische Standards formuliert[5]. In Ergänzung zu „Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht“, ist hier ein Ausbildungsstandard hervorzuheben, der expliziten Bezug auf handlungorientierte Unterrichtsverfahren nimmt.
- 4. „Die LiA plant handlungsorientierte Methodenkonzeptionen und Unterrichtsverfahren (Arbeitsweisen, Arbeitsformen, Unterrichtsformen, Aktionsformen und Arbeitstechniken), die arbeits- und geschäftsprozessorientiertes, selbständiges und teambezogenes Handeln der Auszubildenden und jungen Erwachsenen im Sinne von Planen, Durchführen, Kontrollieren und Auswerten fördern.
2 Umsetzung des Rollenspiels im Unterricht
2.1 Lernsituation in der Klasse
Die Unterrichtsreihe fand in der Klasse MB07a statt, die im Handwerk zum Metallbauer im ersten Ausbildungsjahr ausgebildet wird. Die Klasse ist eine Tagesklasse (Berufsschultag Montag und Dienstag) mit 21 Schülern.
2.1.1 Einordnung in die Stoffverteilung des Halbjahres (Makroplanung)
Die Durchführung der Unterrichtsreihe wurde in die Stoffverteilung des Schulhalbjahres eingebettet und lässt sich in drei Phasen unterteilen.
Phase 1: Mit den UE1[6] bis UE7 stieg die Klasse mit „Energie und Energiegewinnung“ in ein Problemfeld der Ökologie ein. Dies bildete das fachliche Fundament für die Durchführung des Rollenspiels. Ergänzt wurde der Unterricht durch eine Exkursion in das Heizkraftwerk der Stadtwerke Flensburg. Als notwendiger thematischer Exkurs wurden UE8 und UE9 durchgeführt, in denen der Klasse grundlegende Möglichkeiten der demokratischen Partizipation als Bürger aufgezeigt wurden.
Phase 2: Die Durchführung des Rollenspiels erfolgte in zwei Durchgängen. Die Klasse wurde zeitgleich für eine Fortbildung der Handwerkskammer in zwei Gruppen[7] aufgeteilt (mit Ausnahme in der UE 11). Diese unbeabsichtigte Rahmenbedingung wurde für die Möglichkeit der Durchführung des Rollenspiels in zwei Durchgängen organisatorisch genutzt. Das Rollenspiel umfasste dabei für die Durchführung des Rollenspiels jeder Gruppe drei Termine[8]. Diese teilen sich auf in:
T1 Einführungs- und Informationsphase
T2 Planung und Durchführung I
T3 Durchführung II und Spielauswertung
Anschließend wurden die Ergebnisse der Gruppen in UE17 verglichen und das Rollenspiel für die gesamte Klasse ausgewertet. Hier bekamen die Schüler Rückmeldung über Ihre Leistung im Rollenspiel auf Grundlage von Videoaufnahmen, wurden informiert über die Beobachtungen des Spielleiters und gaben ihrerseits Rückmeldung über die Spielleitung.
Phase 3: Da während der unterrichtlichen Umsetzung des Rollenspiels die Methode Rollenspiel im Fokus stand und auf fachliche Aufarbeitung und Korrektur zu Gunsten des unterbrechungsfreien Spielverlaufs verzichtet wurde, ist dies in der UE18 und UE19 nachgeholt worden. Die letzten beiden Unterrichtstermine wurden einer Klassenarbeit UE20 und der Rückgabe bzw. Besprechung in UE21 vorbehalten. Das Schulhalbjahr schloss mit einem kurzen Rückblick auf den vergangenen Unterricht und die bearbeiteten Themen ab.
Nachfolgend ist die Detailplanung der durchgeführten Unterrichtsreihe, eingebettet in den Stoffverteilungsplan des zweiten Halbjahres im Schuljahr 2007/2008, dargestellt:
Stoffverteilung Klasse MB07a (2. Halbjahr im Schuljahr 2007/2008) C. Lang
Phase 1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Phase 2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Phase 3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Entscheidungsfelder (Mikroplanung)
Neben der Planung der Unterrichtsreihe innerhalb der Stoffverteilung des Halbjahres (Makroplanung) erfolgte eine Detail- und Durchführungsplanung des Rollenspiels (Mikroplanung) zu den geplanten Terminen. An dieser Stelle soll deutlich gemacht werden, wie diese beiden Ebenen konzeptionell und organisatorisch ineinander verzahnt worden sind.
2.2.1 Sachanalyse
Das Rollenspiel beschäftigte sich inhaltlich mit der Fragestellung „Müll- und Altölverbrennung im Kraftwerk der Stadtwerke Flensburg?“ Die Fragestellung war fiktiv aber jedoch in ein realistisches regionales Szenario eingebettet. Das Heizkraftwerk Flensburg versorgt mit einer Leistung von 700MW die Region mit Wärme und Wasser und speist bundesweit Strom in das Netz. Gefeuert wird das Kraftwerk mit Braunkohle. Schon jetzt wird sortenreiner Müll zum Anfahren des Heizkraftwerks beigefeuert[9] und es gibt konkrete Überlegungen, dies verfahrenstechnisch in Flensburg zu erweitern und das Kraftwerk für eine industrielle Müllverbrennung mit großen Mengen, ähnlich der MVK Kiel, umzurüsten[10].
2.2.2 Didaktisch-methodische Überlegungen
Im Hinblick auf die spezifischen Adressaten dieser Unterrichtsreihe[11] war es von großer Bedeutung, didaktisch stark zu reduzieren und die Aufgaben der Rollen im Spiel klar zu definieren. Aus diesem Grund wurde das Szenario stark vereinfacht und in allen Phasen mit vorstrukturierten Arbeitsblättern gearbeitet. Auf diesen wurden die Arbeitsaufgaben für den folgenden Teil des Rollenspiels detailliert vorgegeben und Hinweise für die Vorbereitung gegeben. Zusätzlich zu der fachlichen Vorarbeit in Phase 1 wurden die Schüler zu allen Terminen des Rollenspiels mit Informationsmaterial versorgt. Der Brückenschlag in die Lebenswelt der Schüler wurde durch einen betonten regionalen Bezug (siehe Leitfragen in 1.5) und einer Exkursion zu den Stadtwerken Flensburg in das Heizkraftwerk geschlagen[12].
2.3 Inhaltliche Konzeption des Rollenspielszenarios
Für das Rollenspiel wurde ein Konfliktszenario mit vier Rollen gewählt. Die geringe Anzahl der Akteure begründete sich aus dem Versuch didaktisch deutlich zu reduzieren, um das Rollenspiel adressatengerecht für die Klasse MB07a gestalten zu können.
2.3.1 Rollen
Für die Durchführung des Rollenspiels wurden die Rollen „Stadtwerke Flensburg“, „Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung e.V.“, „Umweltamt“ und „Presse (Flensburger Tageblatt) konzipiert. Die „Stadtwerke Flensburg“ und die „Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung e.V.“ standen sich dabei konträr als gegnerische Parteien gegenüber. Das Umweltamt hatte eine beratende Rolle und entschied im zweiten Durchlauf des Rollenspiels über die Annahme und Ablehnung des Antrages der gegnerischen Parteien und dessen Weiterleitung für eine Entscheidung in die Ratsversammlung.
2.3.2 Szenario
Im fiktiven Szenario planen die Stadtwerke Flensburg einen Ausbau ihrer Anlagen für die Verbrennung von Müll (siehe Anhang 3.1). Die Öffentlichkeit wird im Rahmen einer Pressekonferenz (T2) informiert. Ebenfalls bietet die sich dagegen gegründete „Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung e.V.“ eine Pressekonferenz an (T2), zu der Presse und Mitarbeiter des Umweltamtes geladen sind. Um die Argumentationslage der gegnerischen Parteien deutlich zu machen, lädt der Bürgermeister der Stadt Flensburg zu einem späteren Termin zu einer offenen Diskussion ein (T3). Hier entscheiden die Mitarbeiter des Umweltamtes als Experten über eine Weiterleitung der Anträge zur Vorlage in die Ratsversammlung der Stadt. Die regionale Presse informierte über alle Ereignisse die Öffentlichkeit.
2.3.3 Zeitliche Planung
Für beide Gruppen standen zwei Durchführungstermine für das Rollenspiel zur Verfügung. Somit bot sich die Chance auf konstruktiv-kritische Anmerkungen der Schüler nach dem ersten Durchlauf zu reagieren und das Rollenspiel für die zweite Gruppe leicht zu variieren. Die Varianten wurden jedoch gering gehalten, um die Vergleichbarkeit der beiden Durchläufe weiterhin gewährleisten zu können (vgl. 3.2). Zu allen Terminen wurde den Schülern der Verlauf des Rollenspiels erklärt und Arbeitsaufgaben für die Durchführung des Rollenspiels verteilt. Konform zu den Eingangs gezeigten Phasen (vgl. 2.1.1) gestaltete sich der Ablauf des Rollenspiels wie folgt:
T1 Rollenverteilung und Information (Einführungs- und Informationsphase)
T2 Pressekonferenz der Stadtwerke und der Bürgerinitiative (Planung und Durchführung I)
T3 Anhörung im Rathaus (Durchführung II und Spielauswertung)
2.4 Lernziele
Rollenspiele unterstützen und fördern eine große Bandbreite von Kompetenzen. Je nach Ausgestaltung, Aufgabenstellung und Freiheitsgraden können diese individuell und für die gesamte Klasse variieren. Alle Rollenspiele unterstützen jedoch gleichermaßen die Interaktion und Kooperation zwischen den Schülern (vgl. Klippert 2002, S. 241). Es werden neue Verhaltensweisen und Themenbereiche spielerisch erfahren und somit die Lebenswelt der Schüler „erweitert“ und bereichert (vgl. Hugenschmidt; Technau 2002, S. 142). Die angeführten Kompetenzen sind demnach als eine Quersumme für alle beteiligten Schüler zu verstehen, obwohl sie individuell abweichen können.
2.4.1 Methodenkompetenz
Die Schüler…
- (1) versetzen sich in ihre gewählte Rolle, in dem sie während des Rollenspiels „in ihrer Rolle“ handeln.
- (2) üben miteinander sachlich zu diskutieren, in dem sie während der Diskussionsphasen Argumente aufgreifen und dafür oder dagegen Stellung beziehen.
2.4.2 Sozialkompetenz/ Selbstkompetenz
Die Schüler…
- (1) überlegen sich eine Handlungsstrategie für ihre Gruppe, in dem sie sich auf einzelne Spielphasen vorbereiten.
- (2) unterstützen ihre Mitschüler in ihrer Rolle, in dem sie in ihrer Rolle interagieren.
- (3) präsentieren und sprechen frei vor der Klasse, in dem sie ihre Rolle ausfüllen.
2.4.3 Fachkompetenz
Die Schüler…
- (1) lernen Möglichkeiten der politischen Partizipation kennen, z.B. eine Bürgerinitiative.
- (2) verstehen die verfahrenstechnische Realisierung einer Müllverbrennungsanlage.
- (3) erkennen die sich durch eine Müllverbrennungsanlage ergebenden Vor- und Nachteile
3 Auswertung der Unterrichtsreihe
3.1 Evaluationsinstrumente
Für eine Untersuchung und Auswertung der Unterrichtsreihe wurde mit unterschiedlichen Instrumenten, wie z.B. Fragebögen gearbeitet, die für eine statistische Auswertung der Unterrichtsreihe gedacht waren. Nach der Auswertung der Fragebögen hat sich jedoch schnell gezeigt, dass die Aussagekraft der gewonnenen Ergebnisse als zu gering zu bewerten ist. Aus diesem Grund wird in der Auswertung der Unterrichtsreihe nur in einigen Punkten auf Ergebnisse der statistischen Evaluation[13] verwiesen. Diese dienen somit der partiellen Unterstützung für die im Mittelpunkt stehenden Beobachtungen und Reflexionen der Lehrkraft.
[...]
[1] Im Folgenden wird aufgrund besserer Lesbarkeit auf die Nennung der männlichen und der weiblichen Form verzichtet. Mit der durchgehenden Nennung der männlichen Form sind an dieser Stelle beide Geschlechter gemeint, ohne einem den Vorzug geben zu wollen.
[2] „Dieser Lernabschnitt eignet sich in besonderem Maße dazu, von den Lebensbereichen und den Erfahrungen der Schüler auszugehen. Der Mensch als Konsument, der Mensch im Beruf, der Mensch in seiner Freizeit, der Mensch als Verkehrsteilnehmer. Auch wenn Zusammenhänge zwischen diesen Lebensbereichen bestehen, lassen sich aus ihnen Beispiele dafür erarbeiten, wie wir Menschen Lebensräume und Lebensgrundlagen benutzen und gefährden.“ (MFBW-SH Lehrplan WiPo S. 2)
[3] folgend sind Lehrer in Ausbildung abgekürzt durch LiA
[4] Die 34 Ausbildungsstandards gliedern sich in die Bereiche auf: 1) Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht 2) Mitgestaltung und Entwicklung von Schule 3) Erziehung und Beratung 4) Selbstmanagement und 5) Bildungs- und Erziehungseffekte. Über das IQSH sind die Ausbildungsstandards in einem Skript „Grundlagen zur Ausbildung“ zu beziehen.
[5] Die fachspezifischen Ergänzungen zu den allgemein formulierten Ausbildungsstandards ist in einem Skript „Übersichten zu Ausbildung“ über das IQSH zu beziehen (Stand: Juni 2004 21-3334.03.2)
[6] folgend ist Unterrichtseinheit durch UE abgekürzt
[7] folgend abgekürzt mit G1 (erste Gruppe = erster Durchlauf des Rollenspiels) und G2 (zweite Gruppe = zweiter Durchlauf des Rollenspiels)
[8] folgend abgekürzt mit T1 (erster Termin) und T2 etc.
[9] Informationen durch die Werksführung im Rahmen der Exkursion am 4. März 2008
[10] siehe dazu http://wir-in-flensburg.de/Stadtwerke-Flensburg.stadtwerkeflensburg.0.html [Stand 27.06.2008]
[11] wie zuvor erwähnt die Klasse MB07a
[12] siehe Veröffentlichung auf der Internetseite der Eckener-Schule zur Exkursion der Klasse URL: http://www.eckener-schule.de/exkursion_der_mb07a_zu_de.html
[13] Die Ergebnisse der Evaluation sind im Anhang der Hausarbeit zu finden und wurden chronologisch dokumentiert.
- Arbeit zitieren
- Christian Lang (Autor:in), 2008, Das Rollenspiel als Methode im WiPo-Unterricht am Beispiel eines fiktiven umweltpolitischen Szenarios, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117852
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