Der Konflikt in der sudanesischen Provinz Darfur begann im Jahr 2003 und damit zu einer Zeit, als der jahrzehntelange Bürgerkrieg zwischen der Regierung des Sudan und den Rebellen der Sudan People’s Liberation Army/Movement (SPLA/M) im Süden des Landes kurz vor seiner Befriedung stand. Anfang dieses Jahres wurde schließlich eine gemeinsame Friedenstruppe der Vereinten Nationen (United Nations, UN) und der Afrikanischen Union (AU)1 nach Darfur entsandt, um den Konflikt zu beenden. Dazwischen liegen fast fünf Jahre und eine von den Vereinten Nationen geschätzte Zahl von rund 300.000 Todesopfern und bis zu 2,8 Millionen Flüchtlingen (vgl. Auswärtiges Amt 2008). Zwangsläufig kommt an dieser Stelle die Frage auf, warum die Internationale Gemeinschaft trotz der offensichtlichen Dringlichkeit eines schnellen Handelns so lange gezögert hat, den Menschenrechtsverletzungen in Darfur Einhalt zu gebieten. Schließlich hatte man doch nach dem Genozid in Ruanda das Gelöbnis „Nie wieder!“ abgegeben und derartige Gräuel künftig zu verhindern versprochen. In den Medien wurde daher in den letzten Jahren vermehrt der Vorwurf laut, die Weltgemeinschaft unternähme nichts, um die Grausamkeiten in Darfur zu beenden. Doch ist dem wirklich so? Handelt es sich bei der Krise in Darfur, wie es der Titel dieser Arbeit impliziert, um einen „vergessenen Konflikt“? Wenn nicht, warum hat sich die Internationale Gemeinschaft dann derart zögerlich in Bezug auf die Krise verhalten, anstatt schon sehr viel früher angemessene Maßnahmen zu ihrer Beendigung zu ergreifen? Vor dem Hintergrund dieser Fragen ist es die Intention dieser Arbeit, zu untersuchen, wie die Weltgemeinschaft auf den Konflikt in Darfur reagiert hat und zudem die Gründe aufzuzeigen, die für das zögerliche Engagement ausschlaggebend waren. In einem ersten Schritt sollen, zum besseren Verständnis des Konfliktes, seine Hintergründe und Ursachen betrachtet werden. Im Anschluss daran wird der Verlauf des eigentlichen Konfliktes von seinem Ausbruch im Jahr 2003 bis zum heutigen Tag untersucht, wobei besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, wie die Internationale Gemeinschaft auf die Krise reagiert hat. Zuletzt sollen die wesentlichen Gründe aufgezeigt werden, die dafür ausschlaggebend waren, dass sich die Internationale Gemeinschaft so zögerlich in Bezug auf die Krise verhalten hat und es erst Anfang 2008 zur Entsendung einer UN-Friedenstruppe kam.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergründe des Konfliktes
- Geographie, Bevölkerung und Geschichte Darfurs
- Konfliktursachen
- Konfliktverlauf
- Ausbruch des Konfliktes (2003 - 2004)
- Internationale Reaktionen und Friedensverhandlungen (2004 - 2006)
- Erneute Eskalation und Einsatz der UNAMID (2006 - 2008)
- Gründe für das zögerliche internationale Engagement
- Fokussierung auf den Nord-Süd-Friedensprozess
- Partikulare Interessen der Sicherheitsratsmitglieder
- Wachsende Skepsis gegenüber Humanitären Interventionen
- „Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Reaktion der Weltgemeinschaft auf den Konflikt in Darfur und analysiert die Gründe für das zögerliche Engagement. Sie beleuchtet die Hintergründe und Ursachen des Konfliktes, einschließlich der geographischen, demographischen und historischen Aspekte sowie der komplexen Beziehungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen Darfurs und dem Rest des Landes.
- Zentrum-Peripherie-Konflikt zwischen Darfur und dem Zentralsudan
- Marginalisierung Darfurs und seiner Bewohner durch die Zentralregierung
- Ethnische Konflikte zwischen afrikanischen und arabischen Stämmen
- Internationale Reaktionen auf die Krise in Darfur
- Gründe für das zögerliche Engagement der Weltgemeinschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Konflikt in Darfur vor und erläutert die Forschungsfrage, die sich mit der Reaktion der Weltgemeinschaft auf die Krise auseinandersetzt. Kapitel 2 behandelt die Hintergründe des Konfliktes, indem es die Geographie, Bevölkerung und Geschichte Darfurs sowie die Konfliktursachen beleuchtet. Kapitel 3 analysiert den Konfliktverlauf, unterteilt in drei Phasen: Ausbruch des Konfliktes, internationale Reaktionen und Friedensverhandlungen sowie die erneute Eskalation und der Einsatz der UNAMID. Schließlich untersucht Kapitel 4 die Gründe für das zögerliche internationale Engagement, indem es verschiedene Faktoren wie die Fokussierung auf den Nord-Süd-Friedensprozess, die partikularen Interessen der Sicherheitsratsmitglieder, die wachsende Skepsis gegenüber Humanitären Interventionen und das Konzept „Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“ beleuchtet.
Schlüsselwörter
Darfur, Sudan, Konflikt, Weltgemeinschaft, Internationale Reaktionen, zögerliches Engagement, Zentrum-Peripherie-Konflikt, Marginalisierung, ethnische Konflikte, UNAMID, Friedensverhandlungen, Humanitäre Interventionen, „Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“
- Quote paper
- Christopher Schwarzkopf (Author), 2008, Darfur – der vergessene Konflikt?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117481
