Golf in der Schule – vielleicht stellt sich der ein oder andere Leser die Frage, ob das Golfspielen
ein geeigneter Sport für Kinder und Jugendliche ist und welchen Sinn es überhaupt macht,
die Sportart in der Schule zu fördern. Während beispielsweise das Klettern, Tennisspielen und
andere so genannte nicht-klassische Sportarten längst Eingang in Deutschlands Schulen gefunden
haben, ist dies beim Golfsport bei weitem noch nicht der Fall. Neben finanziellen Erwägungen
wirken vor allem auch die Vorurteile und Klischees von der Elite, den Reichen und
Schönen sowie den Alten. Dass der Golfsport aber einen sehr hohen Aufforderungscharakter
für Kinder darstellt und dass ihm mannigfaltige Potenzen für die Bildungs- und Erziehungsarbeit
innewohnen, wird häufig übersehen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die besonderen Möglichkeiten des Golfsports für die Erziehung
und Förderung unserer Schüler zu erschließen und Ideen für die Umsetzung der Sportart
in Form einer Schul-AG zu entwerfen. Die Idee, ein Konzept zur Etablierung einer Golf-AG
zu entwickeln, erwuchs aus meinen Erfahrungen als Organisatorin des Projekts ‚Abschlag
Schule’ (Alternative C), das ich seit Sommer 2007 an meiner Ausbildungsschule anbiete.
Neben der großen Begeisterung und Freude der Kinder an dieser Sportart beobachte ich immer
wieder, wie sehr das Golfspiel zum konzentrierten (Zusammen)Arbeiten anregt und wie
sich auf spielerische Art und Weise Grundwerte wie Ehrlichkeit, Höflichkeit und Rücksichtnahme
erlernen lassen. Darüber hinaus hat dieser Sport gesundheitsfördernde Wirkungen,
worauf im Anschluss an diese einleitenden Bemerkungen noch näher eingegangen wird.Im dritten Kapitel werden nach einigen methodisch-didaktischen Vorüberlegungen Möglichkeiten
aufgeführt, wie sich die Sportart innerhalb einer AG mit einfachen Mitteln auch in der
Schule erlernen lässt. Der Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist die Frage, wie eine Golf-
AG unabhängig von der enormen Fördersumme von 2,600 € der VcG etabliert werden kann.
Die Arbeit könnte meinen Kollegen als Leitfaden dienen, so dass der Golfsport wünschenswerterweise
dauerhaft an unserer Schule angeboten wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die besonderen Möglichkeiten des Golfsports für die Erziehung und Förderung unserer Schüler
2.1 Erzieherische Potentiale
2.2 Gesundheitsfördernde Aspekte
3 Entwicklung eines Konzeptes zur Etablierung einer Golf-AG in der Sekundarstufe I einer Gesamtschule
3.1 Didaktisch-methodische Vorüberlegungen
3.1.1 Was macht den Golfsport aus? Besonderheiten der Sportart und für das Konzept wesentliche Inhalte
3.1.2 Grundsätze zur Gestaltung einer (Golf-)AG an einer Gesamtschule
3.1.3 Mehrperspektivität im Lernprozess – Möglichkeiten der Verwirklichung erzieherischer Prinzipien
3.2 Bausteine zur Etablierung der Golf-AG
3.2.1 Baustein A: Organisatorisches
3.2.2 Baustein B: Die Vermittlung von Technik und Taktik, Regeln und Etikette sowie die Förderung der allgemeinen Fitness
3.2.2.1 Zu erreichende Kompetenzen
3.2.2.2 Zur Umsetzung der Inhalte innerhalb des geplanten Konzeptes
3.2.2.3 Stoffverteilungsplan – Ein Kurzüberblick
3.3 Bezug zu besonders geforderten Lehrerfunktionen
4 Evaluationsversuch und Ausblick
5 Literaturverzeichnis
6 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
7 Anhang
1 Einleitung
Golf in der Schule – vielleicht stellt sich der ein oder andere Leser[1] die Frage, ob das Golfspielen ein geeigneter Sport für Kinder und Jugendliche ist und welchen Sinn es überhaupt macht, die Sportart in der Schule zu fördern. Während beispielsweise das Klettern, Tennisspielen und andere so genannte nicht-klassische Sportarten längst Eingang in Deutschlands Schulen gefunden haben, ist dies beim Golfsport bei weitem noch nicht der Fall. Neben finanziellen Erwägungen wirken vor allem auch die Vorurteile und Klischees von der Elite, den Reichen und Schönen sowie den Alten. Dass der Golfsport aber einen sehr hohen Aufforderungscharakter für Kinder darstellt und dass ihm mannigfaltige Potenzen für die Bildungs- und Erziehungsarbeit innewohnen, wird häufig übersehen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die besonderen Möglichkeiten des Golfsports für die Erziehung und Förderung unserer Schüler zu erschließen und Ideen für die Umsetzung der Sportart in Form einer Schul-AG zu entwerfen. Die Idee, ein Konzept zur Etablierung einer Golf-AG zu entwickeln, erwuchs aus meinen Erfahrungen als Organisatorin des Projekts ‚Abschlag Schule’ (Alternative C)[2], das ich seit Sommer 2007 an meiner Ausbildungsschule anbiete.[3] Neben der großen Begeisterung und Freude der Kinder an dieser Sportart beobachte ich immer wieder, wie sehr das Golfspiel zum konzentrierten (Zusammen)Arbeiten anregt und wie sich auf spielerische Art und Weise Grundwerte wie Ehrlichkeit, Höflichkeit und Rücksichtnahme erlernen lassen. Darüber hinaus hat dieser Sport gesundheitsfördernde Wirkungen, worauf im Anschluss an diese einleitenden Bemerkungen noch näher eingegangen wird.
Im dritten Kapitel werden nach einigen methodisch-didaktischen Vorüberlegungen Möglichkeiten aufgeführt, wie sich die Sportart innerhalb einer AG mit einfachen Mitteln auch in der Schule erlernen lässt. Der Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist die Frage, wie eine Golf-AG unabhängig von der enormen Fördersumme von 2,600 € der VcG etabliert werden kann. Die Arbeit könnte meinen Kollegen als Leitfaden dienen, so dass der Golfsport wünschenswerterweise dauerhaft an unserer Schule angeboten wird.
Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass sich die Wissenschaft bisher wenig mit dem besonderen Einfluss des Golfsports für die Entwicklung und Förderung von Kindern und Jugendlichen beschäftigt hat. Ein wenig erforschtes Aufgabenfeld sollte jedoch nicht davor abschrecken, sich mit den vielfältigen Potentialen dieser Sportart auseinanderzusetzen.
2 Die besonderen Möglichkeiten des Golfsports für die Erziehung und Förderung unserer Schüler
2.1 Erzieherische Potentiale
An einer Gesamtschule („Schule der Vielfalt“[4]), in der mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Lernmöglichkeiten und Fähigkeiten, unterschiedlicher Interessen und Neigungen, unterschiedlicher sozialer Herkunft und kultureller Orientierung gearbeitet wird, gehören Probleme durch Defizite im Sozialverhalten der Schüler zum Alltag. Auffälligkeiten, wie zum Beispiel eine geringe Frustrationstoleranz, Aggressivität und geringe Achtung des Eigentums anderer Schüler oder der Schule sind keine Seltenheit. Häufig mangelt es an der Fähigkeit, sich in andere einzufühlen und das eigene Verhalten zu reflektieren. Regeln der Schule werden verletzt und Konsequenzen teilweise gleichgültig hingenommen. Für eigenes Fehlverhalten werden nicht selten ‚die Anderen’ verantwortlich gemacht. Im Folgenden geht es um die Frage, welche Rolle der Golfsport in diesem Zusammenhang einnehmen könnte.
Der Golfsport wird entscheidend von den Grundnormen menschlichen Verhaltens geprägt, jenen Normen, deren Einhaltung unseren Schülern oft große Schwierigkeiten bereitet. Auf dem Golfplatz sind Ehrlichkeit, Fairplay, Ordnung, Sauberkeit, Höflichkeit, Rücksichtnahme und der sorgsame Umgang mit der Natur gefragt.[5] Sie lassen sich vom Regelwerk ablesen. Das Besondere dieses Regelwerkes ist die Einteilung in Regeln und Etikette. Die Etikette beschreibt das soziale Verhalten auf dem Golfplatz, um Sicherheit, Spielfluss, Fairness und Schonung des Platzes zu gewährleisten.[6] Die eigentlichen Golfregeln folgen erst im Anschluss an die Etikette. Verstöße gegen die Etikette werden mit Ermahnungen, Verweisen und Ausschluss aus dem Golfclub bestraft, womit die Strafen härter sind, als bei Verstößen gegen Regeln. Hier sind Strafschläge und die Disqualifikation von einem Turnier mögliche Folgen.[7]
Der Golfsport ist ein ‚leiser’ Sport und die Schüler erkennen sehr schnell, dass der bei ihnen oft vorherrschende raue Ton nicht zum Golfspiel passt und rüde Umgangsformen nicht zum sportlichen Erfolg führen. Mentale Stärke ist für einen Golfer ungemein wichtig. Hitzköpfe werden zwangsläufig gekühlt, weil Wutausbrüche in Folge eines nicht gelungenen Schlages keine geeignete Lösung sind. Mit Erregung wird kaum ein Ball ins Loch rollen. Will ein Golfer erfolgreich sein, so muss er zwangsläufig lernen, seine Wut zu beherrschen, innere Ruhe zu finden, sich zu besinnen, den Fehler kurz zu erkennen und ‚abzuhaken’ sowie sich auf den nächsten Schlag zu konzentrieren.[8] Auf diese Weise kann der Golfsport zur Schulung eines angemessenen Umgangs bei Misserfolg beitragen und Konfliktfähigkeit fördern.
Der Grundwert Ehrlichkeit hat im Golfsport eine besondere Bedeutung, da der Golfer im Wesentlichen ohne unmittelbare Einwirkungen eines Schiedsrichters spielt. Während des Spiels stellen die Golfer das Spielergebnis für sich selbst beziehungsweise gegenseitig fest, indem sie die Anzahl der Schläge eigenständig registrieren. Vordergründig spielt man nicht gegen einen Gegner, sondern mit einem oder mehreren Mitspieler(n)[9] gegen die Tücken des Golfplatzes. Innerhalb der Spielgruppe gibt es enge Kontakte und Wechselbeziehungen, die beispielsweise im gegenseitigen Zählen der Schläge und Führen der Scorecard, im gemeinsamen Beachten der Golfetikette, in der gemeinschaftlichen Einhaltung der golfsportlichen Regeln, beim gemeinsamen Suchen von Golfbällen und in der gegenseitigen Einflussnahme auf das Spieltempo bestehen. Kooperations- und Hilfsbereitschaft sind gefragt. Es ergeben sich viele Gelegenheiten, um im Gespräch oder der Auseinandersetzung über Moral und Werte des Lebens im Allgemeinen und über Ehrlichkeit und Fairness im Sport zu reden.[10]
Der Golfsport fordert ein besonderes Verantwortungsbewusstsein. Im Rahmen der Regeln durchläuft der Spieler folgende Handlungskette: Er muss Verantwortung für sein eigenes Spiel übernehmen, er muss wohlüberlegte Entscheidungen treffen, mit den Konsequenzen leben und die Folgen tragen. Der Schüler lernt, dass er Verantwortung vor allem für sich selbst bzw. sein Spiel hat. Darüber hinaus fordert der Golfsport ein besonderes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit der Natur. So gehört es beispielsweise beim Spielen auf dem Fairway (Spielbahn) zur Norm, herausgeschlagene Grasteile zwecks Anwachsens wieder einzusetzen, Neupflanzungen nicht zu berühren, Biotope nicht zu bespielen usw. Die Schüler können auf diese Weise eine positive Grundhaltung zur Natur und zur Umwelt erlangen.[11]
Es wurde deutlich, wie viel erzieherisches Potential der Golfsport bietet. Natürlich treten erzieherische Effekte nicht sofort und unmittelbar ein. Doch ist zu hoffen, dass die Schüler durch eine längerfristige Beschäftigung mit dem Golfsport die aufgeführten Verhaltenslinien zunehmend für sich akzeptieren und auch in anderen Lebensbereichen und Situationen zur Grundlage ihres Handelns machen.
2.2 Gesundheitsfördernde Aspekte
Die alarmierenden Berichte über den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutschland[12] regen einmal mehr dazu an, Kinder und Jugendliche zum regelmäßigen Sporttreiben zu bewegen. Sportliche Aktivitäten werden als eine Betätigung gesehen, die besondere gesundheitsfördernde – präventive – Effekte hervorrufen, im alltäglichen Leben von Kindern und Jugendlichen aber immer mehr abnehmen. Im Durchschnitt verbringen Kinder etwa neun Stunden am Tag im Sitzen, ebenfalls neun Stunden im Liegen, fünf Stunden stehend und lediglich eine Stunde in Bewegung.[13] Welche Rolle der Golfsport in diesem Gefüge einnimmt oder einnehmen könnte, soll weiterführend dargestellt werden.
Der Golfsport kann eine ideale Möglichkeit zur Gesunderhaltung bzw. Förderung von Gesundheit darstellen, was sich beispielsweise von Untersuchungen des Lehr- und Untersuchungszentrums der Golfakademie Paderborn ableiten lässt. Die Golfakademie hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die körperlichen und geistigen Auswirkungen der Sportart Golf zu erforschen. Folgende positiven Effekte werden formuliert:
- Fettverbrennung: Eine 18-Loch Runde dauert in der Regel vier Stunden und kostet den Körper mindestens 1200 Kalorien. Sie ist auch für Menschen mit Bluthochdruck [man denke auch an adipöse Kinder] geeignet, weil die niedrige, aber konstante Belastung ideal für Herz- und Kreislauf ist.
- Muskeltraining: Bei einem korrekten Abschlag spannen sich 124 von insgesamt 434 Muskeln – Training von Kopf bis Fuß.
- Stressabbau: Entspannung und Bewegung in der Natur sind gut fürs Gehirn. Während unser Alltag das Nervensystem überfordert, vermuten die Paderborner Forscher beim Golfen eine Erhöhung der Leistungsbreite des Gehirns.[14]
Der Golfsport stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, um dem immer weiter verbreiteten Bewegungsmangel von Kindern entgegen zu wirken. Die gesteigerte Leistungsfähigkeit wirkt sich förderlich auf das Herz-Kreislauf-System und das Selbstvertrauen aus. Die rein physischen Belastungen und Anforderungen sind moderat, was den Vorteil hat, dass alle Schüler von der Physis her diesen Sport ausüben können. Ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt des Spieles ist, dass neben der sportlichen Betätigung auch die Koordination und Konzentration der Kinder gefördert wird.[15] Mannigfaltige äußere Reize, die flutartig über unsere Kinder einströmen, Probleme und Konflikte in der Familie oder Schule und vieles mehr führen zu einer Gefährdung der psychosozialen Gesundheit. Bei vielen Kindern ist ein erheblicher Mangel an Konzentrationsfähigkeit festzustellen. Der Golfsport kann eine Möglichkeit sein, dieser Entwicklung entgegen zu wirken. So beobachtet beispielsweise Bierstedt[16] während seiner langjährigen Tätigkeit als (Golf)Lehrer immer wieder, dass Schüler, soweit sie nicht ernsthaft psychosomatisch erkrankt sind, durch golfspezifisches Training lernen, sich zu konzentrieren. Schüler, die Gefallen am Erfolg gefunden haben und Freude empfinden, wenn der Ball so fantastisch weit fliegt, möchten dieses Erlebnis oft wiederholen. Dies funktioniert natürlich nur, wenn man sich entsprechend auf die Aufgabe konzentriert, die Beherrschung der Grundtechnik des Golfschwunges vorausgesetzt.[17]
Nachdem nun die besonderen erzieherischen und gesundheitsfördernden Potentiale des Golfsports aufgeführt wurden, steht im Folgenden das Konzept zur Etablierung der Golf-AG im Vordergrund.
3 Entwicklung eines Konzeptes zur Etablierung einer Golf-AG in der Sekundarstufe I einer Gesamtschule
3.1 Didaktisch-methodische Vorüberlegungen
3.1.1 Was macht den Golfsport aus? Besonderheiten der Sportart und für das Konzept wesentliche Inhalte
Golf ist ein Rasenspiel, bei dem es gilt, einen Golfball mittels spezieller Schläger mit möglichst wenigen Schlägen von einer als Abschlag bezeichneten Fläche in Übereinstimmung mit den Golfregeln in ein bis zu ca. 550 m weit entferntes Loch zu spielen. Ein Golfplatz ist in mehrere Spielbahnen (in der Regel 18), so genannte Löcher, aufgeteilt. Die Gesamtlänge eines Platzes kann bis zu 7000 m, die Bahnlänge eines Loches zwischen 80 und 550 m betragen. Am Ende jeder Bahn ist eine Fahne mit einem runden Behälter am Boden, in den der Ball eingelocht werden muss. Wesentliche Elemente des Platzes sind die Abschläge, die Fairways und die Grüns (mit Loch), die jeweils mit einer Vegetation aus unterschied-lichen Sportrasenarten gedeckt sind. Dazu kommen noch die Bunker (mit Sand gefüllte Löcher), Wasserhinder-nisse (Teiche, Wasserläufe) und das Rough (ungepflegtes Gelände).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Darstellung einer Golfbahn
Zwar wird sich die Golf-AG primär auf die Ausbildungssituation in der Sporthalle und auf dem Sportplatz beziehen, doch besteht beispielsweise auf dem Platz des Golfclubs Paderborner Land in Thüle die Möglichkeit, die Schüler auf alten, ausgelagerten Bahnen auch ohne Platzreife[18] spielen zu lassen. Während sich die Sporthalle eher zum dezidierten Üben der Standardtechniken eignet, lässt sich die beschriebene Spielsituation auf dem Sportplatz schon eher nachgestalten. Dazu näheres in Kapitel 3.2.2.2.
Insgesamt lassen sich vier Standardtechniken - Putt, Chip, Pitch und Grundschwung - unterscheiden, aus denen sich eine Vielzahl von Schlagvariationen[19] ableiten lassen. Da die vorliegende Arbeit die Anfängerausbildung im Golfen fokussiert, soll innerhalb der AG das Erlernen der vier Standardtechniken im Vordergrund stehen. Im Folgenden werden die vier Standardtechniken möglichst kurz und prägnant vorgestellt.
Der Putt ist ein Schlag auf dem Grün mit dem Ziel den Ball einzulochen. Beim Putten muss der Ball weder weit fliegen, noch weit rollen, weswegen beim Schwung keine Bewegungen des Körpers und der Handgelenke erforderlich sind. Der Ball liegt mittig und wird mit der Mitte des Schlägerkopfes getroffen.[20]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Bilderreihe Standard-Putt des DGV, frontale Perspektive (Heuler & Quirmbach, 2001, S. 26-28)
Der Körper wird grundsätzlich, das heißt bei allen Schlägen, parallel zur Ziellinie ausgerichtet. Es wird empfohlen, sich vorzustellen, dass man sich auf einer Eisenbahnschiene ausrichtet, mit dem Ball auf der äußeren und den Füßen auf der inneren Schiene.[21]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: „Mentales Ausrichten“ in der Ansprechposition (Heuler, 1995, S. 154)
Die Griffhaltung ist beim Putt durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
1. Die Handflächen sind parallel zueinander. Beide Daumen sind auf der abgeflachten Schlägervorderseite und zeigen in Richtung des Putterkopfes.
2. Der Zeigefinger der oberen Hand wird ausgestreckt und über die letzten drei Finger der unteren Hand gelegt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Reverse–Overlap–Griff (Kölbing, 2001, S. 154)
Der Chip (Viertel Schwung) ist ein flacher Annäherungsschlag zum Green (bis ca. 30 m). Beim Ausholen dominieren Arme und Schultern, die Handgelenke bleiben passiv. Man bezeichnet den Chip auch als Ein-Hebel-Schwung. Der Ball liegt beim Rechtshänder etwas mehr rechts, beim Linkshänder etwas mehr links der Mitte.[22]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Bilderreihe Standard-Chip des DGV, frontale Perspektive (Heuler & Quirmbach, 2001, S. 31-33)
Bei diesem und allen folgenden Schlägen wird der Schläger gleich gegriffen. Der Schläger verläuft in der linken Hand diagonal vom Grundglied des Zeigefingers bis zu einem Punkt unterhalb des Handballens. Hält man den Schläger vor die Körpermitte, kann man oben die Fingerknöchel des Zeige– und des Mittelfingers sehen. Der Spalt, der zwischen Daumen und Zeigefinger entsteht, ist dann auf das rechte Schlüsselbein ausgerichtet. Um mit der rechten Hand zu greifen, wird der Schläger vor den Körper gehalten. Die Grundglieder des rechten Mittel– und Ringfingers werden von unten an den Schläger gelegt. Der Daumenballen der rechten Hand liegt auf dem linken Daumen. Der rechte Daumen liegt links von der Mittellinie des Griffes und der Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand sollte ebenso auf das rechte Schlüsselbein zeigen. Der Zeigefinger der rechten Hand ist von den anderen Fingern etwas in Richtung Schlägerkopf abgespreizt. Der Griffdruck der beiden Hände ist gleich und sollte so sein, dass der Kontakt zwischen Händen und Schläger nicht verloren geht, sich die Handgelenke aber frei bewegen lassen.[23]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Der Griff frontal und seitlich (mod. nach Mann & Griffin, 1998, S.36 f.)
Der Pitch (Halber Schwung) ist ein hoher Annäherungsschlag zum Green (ab ca. 30 m), bei dem der Ball verhältnismäßig hoch fliegt und durch viel Rückwärtsdrall schnell stoppt. Durch das Winkeln der Handgelenke im Rückschwung bezeichnet man den Pitch auch als Zwei-Hebel-Schwung. Der Ball liegt mittig.[24]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Bilderreihe Standard-Pitch des DGV, frontale Perspektive (Heuler & Quirmbach, 2001, S. 38-39)
Mit dem Grundschwung (Voller Schwung) sollen große Distanzen (bis ca. 250 m) überwunden werden. Der Grundschwung ist die Weiterführung des Pitchs und ist durch eine starke Ver-wringung des Oberkörpers zur Hüfte gekennzeichnet. Auch hier liegt der Ball mittig.[25]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Bilderreihe Grundschwung des DGV, frontale Perspektive (Lehnertz, Heuler & Quirmbach, 2002, S. 70-84)
[...]
[1] Im Folgenden wird die Bezeichnung männlicher Personen generisch verwendet, weibliche Personen sind dabei immer mit eingeschlossen.
[2] In diesem Halbjahr nehmen zum zweiten Mal 20 Schüler aus dem fünften und sechsten Jahrgang der Gesamtschule Paderborn-Elsen an dem Projekt ‚Abschlag Schule’ teil, das wöchentlich auf dem Gelände des Golfclubs Paderborner Land in Thüle stattfindet. Die Jugendinitiative ‚Abschlag Schule’ wurde 1999 gemeinsam vom Deutschen Golf Verband (DGV) und der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) ins Leben gerufen, um Kinder für den Golfsport zu begeistern. Ziel der Initiative ist, Schülern einen Zugang zu dieser Sportart zu verschaffen, die Sportart an Schulen zu etablieren, das Image des Golfsports zu verbessern, sowie Talentsuche und –förderung. Zur Förderung des Golfsports in den Schulen bestehen fünf Alternativen: Alternative A: Schnuppertage (130,-€) oder Projektwoche (260,-€), Alternative B: Arbeitsgemeinschaft in der Schule (Schläger und Material), Alternative C: Arbeitsgemeinschaft auf dem Golfplatz für Schüler zwischen 8 und 16 Jahren (1,200 € Transportkosten, 1,400 € Trainerkosten, Schläger + Material), Alternative D: Arbeitsgemeinschaft auf dem Golfplatz für Schüler zwischen 17 und 20 Jahren (1,400 € Trainerkosten, Schläger + Material) und Alternative E: Schulmannschaftstraining (400,-€ für Golfclub, 1000,- € für Training, 500,- € für Transport, 100,- € Aufwandsentschädigung für Lehrkraft). Weitere Informationen unter VcG (2008).
[3] Impressionen aus der Praxis siehe Fotos im Anhang S. I-III.
[4] Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes NRW (2004), S. 11.
[5] Vgl. Bierstedt, R. (2002), S. 28 f.
[6] Ausführliche Erläuterungen der Etikette vgl. DGV (2008), S. 32-36, da eine ausführliche Erklärung an dieser Stelle den Rahmen der Arbeit überschreiten würde.
[7] Vgl. Ton-That, Y.C. (2004), S. 34.
[8] Vgl. Bierstedt, R. (2002), S. 36.
[9] Das Wettspiel wird in der Regel immer in Dreier- oder Vierer-Flights (Spielgruppen) ausgetragen.
[10] Vgl. Bierstedt, R. (2002), S. 30 & 38.
[11] Vgl. Bierstedt, R. (2002)., S. 30.
[12] Vgl. hierzu den Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS), eine Studie des Robert Koch-Instituts zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-17 Jahren, z.B.: Kurth, B.-M./ Schaffrath Rosario, A. (2007), S. 739, die auf Übergewicht und Adipositas als ein wachsendes gesundheitliches Problem hinweisen oder Kamtsiuris, P./ Atzpodien, K. u.a. (2007), S. 689, die u.a. die zunehmende Wirbelsäulenproblematik bei Kindern und Jugendlichen thematisieren.
[13] Vgl. Lampert, T./ Mensink, G.B.M./ Romahn, N./ Woll, A. (2007), S. 634.
[14] Focus Online (2008).
[15] Vgl. Erlewein, J./ Schulte, E. (2008).
[16] Rainald Bierstedt ist Berater für Schulgolf des Landes Brandenburg und Lehrkraft mit Lehrauftrag am Institut für Sportwissenschaft der Universität Potsdam zum Thema ‚Die pädagogischen Aspekte des Golfsports’. Rainald Bierstedt hat mehrere Bücher und zahlreiche Unterrichtsmaterialien in der Reihe ‚Beiträge zur Förderung des Schulgolfsports’ veröffentlicht und auch auf seiner Website vorgestellt. Vgl. Bierstedt, R. (2008a).
[17] Vgl. Bierstedt, R. (2002), S. 36 f.
[18] Die meisten Golfclubs verlangen einen Platzreife-Nachweis, bevor auf ihrem Platz gespielt werden darf. Um die Platzreife-Prüfung zu bestehen, muss der Spieler mit einem Trainer eine Runde über den Golfplatz gehen und darf dabei nur eine bestimmte Anzahl von Schlägen benötigen. Außerdem ist eine theoretische Regelprüfung abzulegen. Der Golfer muss sich ein Handicap erspielen (Klassifizierungszahl, welche die Spielstärke beziffert). Näheres hierzu und zur Errechnung des Handicaps vgl. Ton-That, Y. C. (2004), S. 27 ff. Im Rahmen der AG wird man nicht so weit kommen, die Schüler ein Handicap erspielen zu lassen. Einfache Wettspiele, bei denen die Gesamtzahl der benötigten Schläge zusammen gezählt wird, sollen ausreichen.
[19] Vgl. hierzu Heuler, O./ Quirmbach, S. (2001).
[20] Vgl. ebd., S. 8-29.
[21] Vgl. Lehnerts, K./ Heuler, O./ Quirmbach, S. (2002), S. 60.
[22] Vgl. Heuler, O./Quirmbach, S. (2001), S. 29-36.
[23] Vgl. Mann, R./ Grifffin, F. (1998), S. 36 ff.
[24] Vgl. Heuler, O. / Quirmbach, S. (2001), S. 37-42.
[25] Vgl. K. Lehnertz/ O. Heuler / S. Quirmbach (2002), S. 65-85.
- Quote paper
- Inga Pohlmeier (Author), 2008, Golf in der Schule - Entwicklung eines Konzeptes zur Etablierung einer Golf-AG in der Sekundarstufe I einer Gesamtschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117474
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