Begriffe wie Globalisierung, Denationalisierung oder Internationalisierung können die
unterschiedlichsten Prozesse und Phänomene bezeichnen. Meist wird durch sie das Wegfallen
der nationalstaatlichen Grenzen (insbesondere für den Waren- und Finanzverkehr) oder eine
weltweite Vernetzung durch neue Kommunikationsmedien beschrieben. Kein Tag vergeht
ohne mediale Präsenz von globalen Herausforderungen, globalen Katastrophen oder globalen
Entwicklungen.
Durch Thesen, die eine Zuspitzung dieser Tendenzen prognostizieren, erhalten neue Begriffe
wie Weltstaat, Weltgesellschaft und Weltsystem Einzug in die politischen und
wissenschaftlichen Debatten. In der politischen Wissenschaft beschäftigt man sich ausführlich
mit supranationalem Steuern und Kooperation, die zwischenstaatlich fokussierte Disziplin der
„Internationalen Beziehungen“ weicht dem überstaatlichen Global Governance-Begriff; die
Sozialwissenschaft tut sich jedoch schwer, die welteinheitliche Perspektive zu wählen und
sich effektiv ins neue Glanzthema einzubringen. Ihre gesellschaftlichen Theorien sind aber
nötig, um entstehende globale Gesellschaften einordnen und strukturieren zu können, vor
allem aber auch um ihre Entwicklung vorherzusagen und Möglichkeiten der Steuerung
aufzeigen zu können.
Als eine Theorie, die eher selten als Grundlage internationaler Gedankenspiele genommen
wird erschien uns die Systemtheorie und genauer, die umfassende (aber nationalstaatlich
entwickelte) Systemtheorie des Bielefelder Soziologen und Systemtheoretikers Niklas
Luhmann. In dieser Arbeit wollen wir versuchen uns dem großen Begriff der Weltgesellschaft
aus systemtheoretischer Sichtweise zu nähern und dabei nicht die theoretische (und mögliche)
Konzeption einer solchen Weltgesellschaft herausarbeiten, sondern die vorhandene
Gesellschaftstheorie Luhmanns konsequent als Grundlage nehmen, um auf ihr die aktuelle
„Weltgesellschaft“ zu untersuchen. Wir wollen also der Frage nachgehen, ob die momentane
Phase, der Status Quo der Globalisierung in allen Bereichen, mit der Systemtheorie Niklas
Luhmanns als (eine) demgemäß ausgeprägte, oder sollte man besser sagen ausdifferenzierte,
Weltgesellschaft zu definieren wäre.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärung und Definition
- Weltgesellschaft
- Weltstaat
- Weltsystem
- Definitionsauswahl
- Die Systemtheorie von Niklas Luhmann
- Grundlagen
- Die Funktionsweise der Subsysteme
- Die Subsysteme
- Die Weltgesellschaft aus der Luhmannschen Perspektive
- Auswahl relevanter Subsysteme
- Das Subsystem Wirtschaft
- Das Subsystem Religion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob sich die Weltgesellschaft auf systemtheoretischer Grundlage nach Niklas Luhmann erkennen lässt. Sie untersucht die aktuelle Phase der Globalisierung und versucht, sie mit der Systemtheorie Luhmanns als ausdifferenzierte Weltgesellschaft zu definieren.
- Begriffliche Klärung der Weltgesellschaft
- Darstellung der Luhmannschen Systemtheorie
- Analyse relevanter Subsysteme der Weltgesellschaft
- Anwendung der Systemtheorie auf die aktuelle Weltgesellschaft
- Bewertung der Möglichkeit einer systemtheoretischen Erkennung der Weltgesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Weltgesellschaft im Kontext der Globalisierung dar und führt in die Fragestellung der Arbeit ein. Sie zeigt die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Theorie, um globale Gesellschaften zu verstehen und ihre Entwicklung zu steuern.
- Begriffsklärung und Definition: Dieses Kapitel erläutert verschiedene Definitionen des Begriffs Weltgesellschaft und grenzt diese voneinander ab. Es werden verschiedene Perspektiven auf die Weltgesellschaft aus der Philosophie und Soziologie beleuchtet.
- Die Systemtheorie von Niklas Luhmann: Dieses Kapitel stellt die Grundlagen der Luhmannschen Systemtheorie vor und erklärt die Funktionsweise der Subsysteme. Es beleuchtet die zentralen Elemente der Theorie, wie die Unterscheidung von System und Umwelt sowie die autopoietische Selbstorganisation von Systemen.
- Die Weltgesellschaft aus der Luhmannschen Perspektive: Dieses Kapitel untersucht die Weltgesellschaft aus der Perspektive der Luhmannschen Systemtheorie. Es fokussiert auf ausgewählte Subsysteme, wie Wirtschaft und Religion, und analysiert deren Rolle in der Weltgesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Weltgesellschaft, Systemtheorie, Niklas Luhmann, Globalisierung, Subsysteme, Wirtschaft, Religion, und Autopoiesis.
- Arbeit zitieren
- Jannis Frech (Autor:in), Till-Jorrit Gerwers (Autor:in), 2007, Luhmann und die Weltgesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117379