Kant will mit der KrV das reine Wissen, das nicht aus Sinnesdaten abgeleitet wird, durch eine empiriefreie Untersuchung und dadurch mit unumstößlicher Gewissheit bestimmen. Dies geschieht, indem er reine Vernunftbegriffe aus legitimen Prinzipien ableitet („Quellen“), die Möglichkeit nicht-sinnlicher Erkenntnis in Vollständigkeit benennt („Umfang“) und den Punkt bestimmt, von dem an der erfahrungsunabhängige Vernunftgebrauch in die Irre geht („Grenzen“). Mit Hilfe dieses Programms der KrV soll die Disziplin Metaphysik den Rang einer Wissenschaft erlangen und in ihr zukünftig planmäßige Fortschritte erzielt werden. Denn schließlich ist sein Anliegen die reale Möglichkeit von nichtempirischen, sinnlich unabhängigen und dennoch synthetischen, kenntniserweiternden Aussagen der Metaphysik. Als Buch über das Wissen vom Gegenstandswissen darf man annehmen, dass sich Kants grundlegendste Überlegung in der KrV in der These wiederfindet, dass sich erfahrungsunabhängige und unumstößliche sowie allgemeine metaphysische Wahrheit einem aktiv erkennenden Subjekt verdankt und nicht aus Gegenständen herrührt. Diese umstürzende Einsicht formuliert Kant in der Vorrede zur zweiten Auflage der KrV. Sie ist als Teil der Vorrede zur zweiten Auflage nicht das Herzstück der KrV aber sie trifft als deren Grundaussage Kants Philosophie ins Herz. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht in der Erläuterung dieser Textstelle, einer zusammenfassenden Rekonstruktion von Kants Denkweg hin zu der kopernikanischen Wende sowie der Darstellung der sich aus jener allgemeinen Überlegung zu Beginn der KrV ergebenden Folgen, die sich in dem allgemeinen Metaphysik-Teil des Werkes (Einleitung, transzendentale Ästhetik, transzendentale Analytik) wiederfinden. Dieser zweite Teil behandelt die inhaltliche Abhängigkeit der Transzendentalphilosophie, der Anschauungsformen Raum und Zeit, der Urteils- und Kategorientafel und schließlich der transzendentalen Deduktion von Kants erkenntnistheoretischer Wende.
Inhaltsverzeichnis
- Kants erkenntnistheoretische Wende
- Einleitende Darstellung sowie Ziel der Studienarbeit
- Die „kopernikanische Wende der Denkungsart“
- Der Weg zur Wende
- als Quintessenz der Kritik der reinen Vernunft
- Transzendentalphilosophie, die Botschaft der kopernikanischen Wende
- Urteils- und Kategorientafel, die Konkretisierung der Denkwende
- Transzendentale Deduktion, Begründung und Manifestierung der neuen Methode
- Die Quintessenz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Studienarbeit zielt darauf ab, die erkenntnistheoretische Wende Immanuel Kants, wie sie in der „Kritik der reinen Vernunft“ (KrV) dargestellt wird, zu beleuchten. Dabei wird insbesondere der Kernpunkt der „kopernikanischen Wende“ und die daraus resultierende Transzendentalphilosophie untersucht. Die Arbeit analysiert die Bedeutung der Wende für die Metaphysik und zeigt die Folgen für die Erkenntnis des Gegenstandswissens auf.
- Kants kopernikanische Wende und die Umkehrung der Erkenntnisrelation
- Die Rolle von Raum und Zeit als Formen des erkennenden Subjekts
- Die transzendentale Deduktion als Begründung der neuen Erkenntnismethode
- Die Bedeutung der Urteils- und Kategorientafel für die Konkretisierung der Denkwende
- Die Quintessenz der KrV: Die Möglichkeit von synthetischen Urteilen a priori
Zusammenfassung der Kapitel
Kants erkenntnistheoretische Wende
Dieses Kapitel erläutert die Zielsetzung der KrV und die systematische Einordnung des Werks in der philosophischen Diskussion. Kants Anliegen ist es, die Metaphysik auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen, indem er die Möglichkeit von apriorischen, synthetischen Aussagen untersucht. Die Diskussion um die Einordnung der KrV als erkenntnistheoretisches oder ontologisches Werk wird beleuchtet.
Die „kopernikanische Wende der Denkungsart“
Dieses Kapitel stellt Kants berühmte „kopernikanische Wende“ vor. Kant argumentiert, dass sich die Gegenstände nicht nach unserem Erkenntnis richten, sondern unser Erkenntnis nach der Beschaffenheit der Gegenstände. Diese Wende führt zu einer Umkehrung der Erkenntnisrelation und macht die Möglichkeit von synthetischen Urteilen a priori denkbar.
Der Weg zur Wende
Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der „kopernikanischen Wende“ in Kants Denken. Es werden wichtige Schriftzeugnisse wie Kants Inauguraldissertation, der Brief an Marcus Herz und die KrV selbst analysiert. Die Unterscheidung zwischen Ding an sich und Erscheinung wird als Grundlage der Wende herausgestellt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Kants erkenntnistheoretische Wende, kopernikanische Wende, Transzendentalphilosophie, Kritik der reinen Vernunft, synthetische Urteile a priori, Raum und Zeit, Urteilskraft, Kategorien, transzendentale Deduktion, Ding an sich, Erscheinung, Metaphysik, Erfahrung.
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- Andreas Wilhelm Lukas (Author), 2008, Kants erkenntnistheoretische Wende als Quintessenz der Kritik der reinen Vernunft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117307