Gegenstand dieser Arbeit, die Diskussion über den freien Willen im reformatorischen Kontext, ist
keine theologische Debatte, die sich in einer Aktualität des Umbruchs in Kirche und Religion der
frühen Neuzeit entwickelte. Der freie Wille war schon in der Antike Mittelpunkt zahlreicher
Philosophien – auch und vor allem mit religiösem Hintergrund. Mit der Confessio Augustana (CA)
wurde sozusagen vertraglich festgesetzt, wie ein Theologe in seinem jeweiligen Amt zu lehren und
zu handeln hatte. Mit seiner Unterschrift bezeugte er seine Treue zu ihr und identifizierte sich mit
ihren Inhalten. Mit der Einführung des Augsburger Interim, als Übergangslösung bis zu einem
endgültigen Übereinkommen aufgrund der konfessionellen Kirchenspaltung, beginnt der Diskurs
um den Begriff des freien Willens in dieser Arbeit. Im Mittelpunkt stehen hierbei der Text Nikolaus
Gallus' „Erklerung vund Consens vieler christlicher Kirchen / der Auspurgischen Confession / auff
die newe verfelschung der lehre vom freyen willen / wie die aus dem INTERIM von etlichen noch
gefürt und verteidigt wird.“, rückblickend die CA und natürlich vergleichend das Interim von 1548.
Hierbei kann man den Diskurs nicht als um bloßes "Theologengezänk" verstehen. Vielmehr ging es
um Fragen, für die es keine Lösung mehr unter einem Rückgriff auf die Bibel und Bekenntnisse
oder über die Einholung von Stellungnahmen und Gutachten seitens der Reformatoren gab. Luther
war bereits 1546 gestorben und konnte daher keine Lösungsansätze mehr vorbringen. Die Kirche
gab zu damaliger Zeit mit ihren Schriften und Bekenntnissen, Gesetze für den Alltag eines Christen
vor. So kann man also von einem pädagogischen Gebrauch dieser Gesetze ausgehen, die der
christlichen Gesellschaft Normen und Werte vermittelten, die sich an ihnen orientiere. In diesem
Zusammenhang nahm die Debatte um die Willensfreiheit eine große Rolle ein und führte zu
weitgreifenden Kontroversen durch unterschiedlichste Auslegungen und Denkweisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 „lehre vom freyen willen“ - konfessionelle Einordnung Gallus' Schrift.
- 1.1 ,,Von der weise durch welche der Mensch die rechtfertigkeit bekumpt“.
- 1.2 Die Beweggründe Gallus' Schrift gegen das Interim….
- 2 Gesellschaftsgeschichtliche Konsequenzen.
- 2.1 Bedeutung für die sozialen Verhältnisse in den Gemeinschaften...........
- 2.2 Theologie der Kontroversen statt Krieg..\li>
- 2.3 Adiaphora und der freie Wille im evangelischen Glaubensarten..\li>
- Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Debatte um den freien Willen im Kontext der Reformation, insbesondere im Hinblick auf die Schrift des Theologen Nikolaus Gallus. Die Arbeit beleuchtet, wie der Diskurs um den freien Willen in der frühen Neuzeit mit Fragen der Religionspolitik und der gesellschaftlichen Ordnung verwoben war. Sie untersucht die konfessionellen Hintergründe von Gallus' Schrift und analysiert die gesellschaftlichen Konsequenzen der Kontroverse um den freien Willen.
- Die konfessionelle Einordnung von Nikolaus Gallus' Schrift und seine Positionierung im Kontext der reformatorischen Debatte.
- Die Bedeutung des freien Willens für die soziale Ordnung und die Organisation von Gemeinschaften in der frühen Neuzeit.
- Der Einfluss der Debatte um den freien Willen auf die Religionspolitik und die Konflikte zwischen den Konfessionen.
- Die Rolle des Interims im Diskurs um den freien Willen und die Auswirkungen auf die Einheit von Lehre, Bekenntnis und Kirchenverfassung.
- Die Bedeutung des freien Willens für die Rechtfertigungslehre und die Frage nach der Verantwortung des Menschen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt den Kontext der Debatte um den freien Willen in der Reformation dar. Sie beleuchtet die Bedeutung des Themas für die gesellschaftliche und politische Ordnung der frühen Neuzeit.
Kapitel 1 befasst sich mit der konfessionellen Einordnung von Gallus' Schrift. Es analysiert die theologischen und politischen Hintergründe der Schrift und zeigt, wie Gallus sich im Kontext der reformatorischen Debatte positioniert.
Kapitel 2 untersucht die gesellschaftlichen Konsequenzen der Debatte um den freien Willen. Es analysiert, wie die Kontroverse die sozialen Verhältnisse, die Religionspolitik und die Beziehungen zwischen den Konfessionen beeinflusste.
Schlüsselwörter
Reformation, Nikolaus Gallus, freier Wille, Konfession, Interim, Rechtfertigungslehre, Gesellschaftsgeschichte, Religionspolitik, Adiaphora, Kirchenverfassung, soziale Ordnung.
- Quote paper
- Mathias Seeling (Author), 2008, Der freie Wille in der Reformation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117281