„In meinem sechsten und siebenten Konsulat (28 und 27 v. Chr.), nachdem ich den Bürgerkriegen ein Ende gesetzt hatte, habe ich, der ich mit der Zustimmung der Allgemeinheit zur höchsten Gewalt gelangt war, den Staat aus meinem Machtbereich wieder der freien Entscheidung des Senats und des römischen Volkes übertragen. [...] Seit dieser Zeit überragte ich zwar alle an Einfluss und Ansehen, Macht aber besaß ich hinfort nicht mehr als diejenigen, die auch ich als Kollegen im Amt gehabt habe.“ Mit diesen Worten beschrieb Augustus in seinen Res Gestae die Geschehnisse des Januars 27 v. Chr., als er formal die Republik wiederhergestellt, faktisch jedoch die Alleinherrschaft errungen und somit eine erneute Monarchie – oder wie er es nannte: Principat – im römischen Reich begründet hatte. Und dennoch ist Augustus, der im Vorfeld das Recht mit Füßen getreten, am Bürgerkrieg teilgenommen, Proskriptionen durchgeführt und die Herrschaft an sich gerissen hatte, schließlich als Wiederhersteller der Republik, Friedensbringer und pater patriae in die Geschichte eingegangen. Man mag sich fragen, wie das zusammenpasst. Auf der einen Seite steht die blutig errungene Alleinherrschaft des Augustus, auf der anderen Seite der nach außen inszenierte Schein, die Republik wiederaufgerichtet zu haben.
Augustus war ein Meister der Inszenierung und Selbstdarstellung. Er verstand es wie kein zweiter, seine faktische Alleinherrschaft unter dem Deckmantel der Republik zu verbergen, gleichzeitig seine eigene Person so gekonnt wie möglich in den Vordergrund zu stellen und dabei dennoch stets bescheiden zu wirken. Bei der Legitimation seiner Stellung im Staat halfen dem Princeps mehrere Dinge. Er nutzte als Medium für seine Botschaften nicht nur das Wort, sondern in weitaus größerem Ausmaß das Bild. Mit der Hilfe von Bildmotiven, die vornehmlich in Bauwerken und Münzen zum Einsatz kamen, gelang es dem Princeps auf vortreffliche Weise, seine Ideologie im ganzen Reich zu propagieren. Augustus war sich der „Macht der Bilder“ also durchaus bewusst. Als weiteres Medium nutzte Augustus indirekt die Literatur der zu seiner Zeit zahlreichen und hervorragenden Dichter, wie etwa Vergil, die über ihn schrieben und somit ein „Bild“ von ihm in der Öffentlichkeit erzeugten, das nicht von ihm selbst stammte: ein Fremdbild.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Selbstdarstellung
- Familiengeschichte und Herkunft
- Religion
- Res Gestae
- Münzprägung
- Bauwerke und deren Bildprogramme
- Fremdbild
- Vergil
- Horaz
- Ovid
- Tacitus
- Sueton
- Cassius Dio
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Selbstdarstellung und dem Fremdbild des Augustus, dem ersten römischen Kaiser. Sie analysiert, wie Augustus seine faktische Alleinherrschaft unter dem Deckmantel der Republik verbarg und gleichzeitig seine eigene Person in den Vordergrund stellte, während er gleichzeitig bescheiden wirkte. Die Arbeit untersucht auch, wie die Zeitgenossen und Nachfahren Augustus wahrnahmen und wie ihre Sichtweisen von seiner Selbstdarstellung beeinflusst wurden.
- Die Rolle der Familiengeschichte und Herkunft in der Selbstdarstellung des Augustus
- Die Nutzung von Bildmotiven in Bauwerken und Münzen zur Propaganda der augusteischen Ideologie
- Die Bedeutung der Literatur für die Gestaltung des Fremdbildes des Augustus
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf Augustus in der römischen Literatur
- Die Legitimation der Herrschaft des Augustus durch die Wiederherstellung der Republik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Einleitung dar und führt den Leser in die Thematik der Selbstdarstellung und des Fremdbildes des Augustus ein. Es wird die Frage aufgeworfen, wie es Augustus gelang, den zerrütteten Staat wiederaufzubauen, an dessen Spitze zu stehen und ihn bis zu seinem Tod zu regieren.
Das zweite Kapitel widmet sich der Selbstdarstellung des Augustus. Es werden verschiedene Aspekte seiner Selbstdarstellung beleuchtet, darunter seine Familiengeschichte, seine religiösen Ansichten, seine Res Gestae, seine Münzprägung und seine Bauwerke.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Fremdbild des Augustus. Hier werden die Sichtweisen verschiedener Autoren auf Augustus analysiert, darunter Vergil, Horaz, Ovid, Tacitus, Sueton und Cassius Dio.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Selbstdarstellung, Fremdbild, Augustus, Römisches Reich, Republik, Principat, Legitimation, Propaganda, Bildsprache, Literatur, Vergil, Horaz, Ovid, Tacitus, Sueton, Cassius Dio.
- Quote paper
- Aljoscha Riehn (Author), 2008, Selbstdarstellung und Fremdbild des Augustus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117260