In dieser Arbeit wird das Thema Leerverkäufe verständlich und detailliert erklärt. Durch die Arbeit erlangt der Leser ein besseres Verständnis für die Finanzmärkte, und warum Kurse manchmal fallen oder steigen, obwohl es keine Neuigkeiten zu geben zu scheint. Die Erkenntnisse der Arbeit lassen Handlungsanweisungen ableiten für ein weniger schwankungsanfälliges Depot bei gleichzeitig höherer Rendite. Neben einer genauen Definition des Shortsellings werden die praktische Anwendung sowie die wichtige Rolle der Leerverkäufe für die Finanzmärkte herausgearbeitet. Weiterhin wird untersucht, wie sich Leerverkäufe auf die Kurse von Aktien und die Liquidität der Märkte auswirken. Sehr spannend ist auch die Analyse der Frage, welchen Anteil Shortselling an der Finanzkrise 2008/2009 gehabt hat, mit überraschendem Ausgang. Darüber hinaus wird das Phänomen des Short Squeezes anhand des Beispiels der Gamestop Aktie anschaulich erklärt und die Gefährlichkeit ungedeckter Leerverkäufe für alle Marktteilnehmer herausgestellt.
Weltweit gibt es jede Menge Risiken, die sich historisch auf die Aktienmärkte ausgewirkt haben und dies in Zukunft auch wieder tun werden. Dabei ist die Frage nicht ob, sondern wann eines dieser Risiken wieder auftritt und die Börsen mit nach unten zieht. Diese Risiken der fortschreitenden Globalisierung schlagen sich in zunehmender Volatilität der Aktienmärkte nieder. Aktuellstes Beispiel dafür ist das Aufkommen der Corona-Pandemie im März 2020, worauf ein Markteinbruch von rund 40 % in wenigen Wochen folgte.
Daraufhin fragen Sie sich bestimmt, was Sie damals hätten tun können um sich davor zu schützen oder den Zusammenbruch zumindest abzufedern. Möglich wäre gewesen, sich davor durch rechtzeitiges Erkennen der aufkommenden Gefahr und das konsequente Abziehen des Geldes aus dem Aktienmarkt zu schützen. Was jedoch, wenn Sie nicht ihr ganzes Kapital aus den Märkten herausziehen möchten, aber trotzdem die Risiken kurzfristig minimieren wollen? Und was, wenn Sie sogar vom Marktzusammenbruch profitieren möchten? All dies ist möglich - wie genau werden Sie in dieser Arbeit erfahren. Dabei sollen Ihnen Strategien aufgezeigt werden, wie Sie sich in schwachen Marktphasen vor Verlusten schützen und durch gezieltes Handeln sogar Geld damit verdienen können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Leerverkaufe an den Finanzmarkten
3 Die Funktionsweise von Leerverkaufen
4 SchlieRung von Shortpositionen und Ruckgabe der Aktien
5 Die Anwendung von Leerverkaufen an der Borse
6 Strategien fur Short Seller
7 Der Einfluss von Leerverkaufen auf die Markteffizienz
8 ImZugevon Leerverkaufen auftretende Risiken
9 Wie man langfristig den Marktschlagen kann
10 Fazit
Quellenverzeichnis
In dieser Arbeit erfahren Sie:
- Was Leerverkaufe sind (Erklarung und Definition)
- Wichtige Kennzahlen + Begriffe (Shortquote, Initial Margin,...)
- Wer, wann die Stimmrechte bei leerverkauften Aktien halt
- Was mit Ihren Dividenden bei Leerverkaufen passiert
- Was gedeckte und ungedeckte Leerverkaufe sind
- Was ein Margin Konto ist und welche Vorteile es bietet
- Wie die Margin Ihr Leerverkauf-Investment beeinflusst
- Die detaillierte Funktionsweise von Leerverkaufen
- Von wem Sie sich die Aktien leihen
- Welche Gebuhren es gibt, wer sie kassiert und in welcher Hohe
- Wann Sie leerverkaufte Aktien wieder zuruckgeben mussen
- Welche Fristen Sie beim Leerverkauf einzuhalten haben
- Welche Steuern anfallen und was Sie dabei beachten sollten
- Wie Sie selbst Leerverkaufe tatigen konnen
- Wie Sie die besten Shortkandidaten identifizieren konnen
- Welche Rolle Fundamentaldaten beim Finden von Leerverkaufskan- didaten spielen
- Wie Sie charttechnische Merkmale dafur nutzen konnen
- Welchen Einfluss Borsenpsychologie hat und wie Sie diese fur sich nutzen konnen
- Inwiefern IPOs auRerst attraktive Shortkandidaten sein konnen
- Welche Verlustrisiken bei Short Sales auftreten konnen
- Tipps, Tricks und Fallstricke bei der Umsetzung von Short Sales
Welchen Einfluss Leerverkaufe auf Finanzmarkte haben
- Welche Wirkung Short Sales auf Aktienkurse haben
- Was ein Short Squeeze ist und wie es dazu kommt
- Wie Leerverkaufe Markteffizienz und die Liquiditat der Markte beein- flussen
- Welchen Einfluss Leerverkaufe auf die Bewertung Aktien haben
- Welche Rolle Leerverkaufe in der Finanzkrise gespielt haben
- Wie Leerverkaufe zur Kursmanipulation benutzt werden konnen
- Fragen die sich vorab stellen:
- Warum brauchen wir Leerverkaufe?
- Wie konnen Sie diese fur sich nutzen?
- Welche Chancen und Risiken bieten Short Sales?
- Wie sehen die Strategien der Hedgefonds aus?
- Welche Strategien sind fur Sie als Anleger moglich?
Auf diese und weitere Fragen werde ich Ihnen in diesem Buch eine ausfuhrliche Antwort liefern und Ihnen dabei das Handwerkszeug mitgeben, das Sie brauchen um Leeverkaufe zu verstehen und damit erfolgreich umgehen zu konnen. Um zu begreifen, warum Leerverkaufe in der heutigen Zeit so wichtig sind, mussen wir nur die Nachrichten einschalten.
So bringt die fortschreitende Globalisierung neben vielen positiven Aspekten leider auch vermehrt Risiken mit sich.
Dazu gehoren:
- Das Marktrisiko: Aktienkurse konnen in Abhangigkeit von verschiedenen Markt- und Wirtschaftsfaktoren sowohl lokal als auch international sehr volatil und unvorhersehbar sein.
- Das Zinsanderungsrisiko: Anderungen der Zinssatze konnen sich in unterschiedlichem AusmaE auf die Ak- tienkurse auswirken. Steigende Zinsen fuhren in der Regel zu sinkenden Aktienkursen, wahrend fallende Zinsen hohere Bewertungen am Aktienmarkt nach sich ziehen.
- Das Globale Risiko: Der Europaische Aktienmarkt ist sehr offen und wird daher von wirtschaftlichen The- men in allen wichtigen Markten beeinflusst. Sie sind daher wirtschaftlichen Ereignissen rund um den Globus ausgesetzt und mussen dies bei Ihrer Risikobe- wertung berucksichtigen.
- Das Unternehmensrisiko: Ein borsennotiertes Unter- nehmen, in das Sie investieren, kann einen starken Gewinnruckgang erleiden oder sogar in Konkurs ge- hen. Dies konnte das Ergebnis vieler Faktoren sein, wie z. B. schlechtes Management, Verlangsamung der Branche und Wettbewerb.
- Fehlverhalten des Unternehmens: Ein Unternehmen, in das Sie investieren, kann ein unsachgemaEes Management haben oder eine Transaktion durchfuhren, die Ihrer Meinung nach Ihren Interessen als Aktionar schadet.
- Das Liquiditatsrisiko: Huten Sie sich vor dem zusatzli- chen Risiko in Aktien gebunden zu sein, die schwer oder nur unter hohen Kosten zu liquidieren sind. Ak- tien mit niedriger Kapitalisierung sind im Allgemei- nen weniger liquide als solche mit hoher Kapitalisie- rung.
- Das Wahrungsrisiko: Wenn Sie beispielsweise in den amerikanischen Aktienmarkt investieren, tragen Sie zusatzlich das Wahrungsrisiko fur ungunstige Ent- wicklungen des Euro/Dollar Wechselkurses.
- Politisches Risiko: Anderungen der Regierungspolitik und -vorschriften konnen tiefgreifende Auswirkungen auf Aktien in den entsprechenden Sektoren oder Branchen haben.
Weltweit gibt es jede Menge Risiken, die sich historisch auf die Aktienmarkte ausgewirkt haben und dies in Zukunft auch wieder tun werden. Dabei ist die Frage nicht ob, sondern wann eines dieser Risiken wieder auftritt und die Borsen mit nach unten zieht. Diese Risiken der fortschreitenden Globali- sierung schlagen sich in zunehmender Volatilitat der Ak- tienmarkte nieder. Aktuellstes Beispiel dafur ist das Auf- kommen der Corona-Pandemie im Marz 2020, worauf ein Markteinbruch von rund 40 % in wenigen Wochen folgte.
Daraufhin fragen Sie sich bestimmt, was Sie damals hatten tun konnen um sich davor zu schutzen oder den Zusammen- bruch zumindest abzufedern. Moglich ware gewesen, sich davor durch rechtzeitiges Erkennen der aufkommenden Ge- fahr und das konsequente Abziehen des Geldes aus dem Ak- tienmarkt zu schutzen. Was jedoch, wenn Sie nicht ihr ganzes Kapital aus den Markten herausziehen mochten, aber trotzdem die Risiken kurzfristig minimieren wollen? Und was, wenn Sie sogar vom Marktzusammenbruch profitieren mochten? All dies ist moglich - wie genau werden Sie in die- sem Buch erfahren. Dabei sollen Ihnen Strategien aufgezeigt werden, wie Sie sich in schwachen Marktphasen vor Verlus- ten schutzen und durch gezieltes Handeln sogar Geld damit verdienen konnen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Wie Leerverkaufe funktionieren
Abbildung 2: Die Anwendung von Leerverkaufen in der Praxis
Abbildung 3: Wie Leerverkaufe bei der Risikoabsicherung von Aktien helfen konnen
Abbildung 4: Erfolgsbilanz von Leerverkaufen in den vergangenen 20 Jabren im Vergleich zu anderen Hedge fonds-Strategien
Abbildung 5: Verlustrisiken bei Leerverkaufen
Abbildung 6: How naked short selling works
1 Einleitung
Dass Leerverkaufe kein Neuzeitphanomen sind, ver- deutlicht ein Beispiel aus dem fruhen 17. Jahrhundert. Der erste dokumentierte Leerverkauf der Geschichte wird auf 1602 datiert, als ein niederlandischer Handler namens Issac Le Maire Anteile der hollandischen Handelsgesellschaft Dutch East India Company er- warb. Sieben Jahre spater konnte die Gesellschaft auf- grund politischer und wirtschaftlicher Zwange keine Dividende ausbezahlen. Um den Ausfall der Dividende auszugleichen, beschloss Le Maire, mehr Anteile zu verkaufen, als er tatsachlich besaE. Die potenzielle Gefahr fur eine funktionierende Finanzwirtschaft wurde schnell erkannt, woraufhin ein Verbot von Leerverkaufen als erste offizielle Form der Borsenre- gulierung erlassen wurde. Dieses Verbot wurde je- doch einige Jahre spater wieder aufgehoben.1
Drei Jahre nach der groEen amerikanischen Borsen- krise 1929 wurden Leerverkaufe durch das sogenann- te Uptick-Gesetz erneut eingeschrankt. Das Gesetz be- sagt, dass Leerverkaufe nur fur Titel mit steigenden Kursen zulassig sind. Ein Leerverkauf wurde demnach nur erlaubt, wenn die letzte Borsentransaktion uber dem vorherigen Kurs lag. Leerverkaufe von Wertpa- pieren mit fallenden Kursen waren hingegen bis ins Jahr 2007 illegal. Diese Regelung wurde jedoch kurz vor der Banken- und Finanzkrise 2008/09 wieder aufgehoben, was bis heute als sehr umstrittene Ent- scheidung gilt.2
In den letzten Jahren haben Leerverkaufe auf dem internationalen Aktienmarkt stark zugenommen, was neben ausgeweiteten Marktsegmenten vor allem auf das stark gestiegene Handelsvolumen von Wertpapie- ren und die damit zusammenhangende hohe Verfug- barkeit verleihbarer Aktien zuruckgeht. Leerverkaufe werden heutzutage mehr und mehr zur personlichen Bereicherung und zum Ausgleich von zu hohen Bor- senbewertungen genutzt.3
2 Leerverkaufe an den Finanz- markten
Definition des Leerverkaufs
Unter dem Begriff Leerverkauf ist der Verkauf einer Ware zu verstehen, die sich nicht im Eigentum des Verkaufers befindet. Mithilfe eines Leerverkaufes spe- kuliert man darauf, dass der Preis der verkauften Ware in der Zeit nach dem Verkauf sinkt. Das Ziel des Leerverkaufers ist, das Gut zu einem spateren Zeit- punkt gunstiger zuruckkaufen zu konnen, um die dadurch entstehende Differenz zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis als Gewinn zu realisieren. Der Ei- gentumer erhalt die gleiche, jedoch nun im Wert ge- sunkene Warenmenge zuruck.4
Ein Leerverkauf ist grundsatzlich mit allen Waren, also allen fungiblen Wirtschaftsgutern, bei denen die Moglichkeit der Lieferung gegeben ist, durchfuhrbar und rechtlich zulassig. Fur den Leerverkauf gibt es kein eigenes Gesetz, stattdessen kommt hier das ubli- che Kaufvertragsrecht nach §433 Abs. 2 BGB zur An- wendung. Ein abgeschlossener Kaufvertrag beinhaltet seitens des Verkaufers nur die Verpflichtung, den Ver- kaufsgegenstand zu einem vereinbarten Zeitpunkt in der vereinbarten Menge zu liefern. Demnach muss der Verkaufer bei Vertragsschluss nicht bereits Eigentu- mer des Vertragsgegenstandes sein. Aus Kaufersicht unterscheidet sich der Leerverkauf keineswegs von einem gewohnlichen Kauf und ist somit rechtlich un- bedenklich.5
Wichtige Kennzahlen und Begriffe
Margin Konto: Unabhangig davon fur welchen Broker Sie sich entscheiden benotigen Sie ein Margin-Konto, um Leerverkaufe durchfuhren zu konnen. Das Margin-Konto ermoglicht es Ihnen dabei die Aktien zu leihen, die Sie fur die Durchfuhrung von Leerverkaufen benotigen. Margin-Konten konnen auch dazu verwendet werden, Ihr Portfolio zu hebeln, wodurch Sie mehr Kaufkraft sowohl auf der Long- als auch auf der Short-Seite erhalten.
Die Shortquote (Short Interest Ratio, SIR) - auch bekannt als Short Float - misst das Ver- haltnis der derzeit leerverkauften Aktien im Vergleich zur Anzahl der auf dem Markt verfugbaren oder "freien" Aktien. Ein sehr hoher SIR-Wert (zweistelliger Prozentbereich) wird mit Aktien in Verbindung gebracht, die voraus- sichtlich bald fallen und uberbewertet zu sein scheinen. Diese Quote finden Sie fur jede inlan- dische Aktie im Bundesanzeiger fur Leerver- kaufe (https://www.bundesanzeiger.de). Eine Kurz- anleitung zur kostenlosen Nutzung des Bun- desanzeigers finden Sie hier: https://www.bundesanzeiger.de/pub/KurzanleitungNLP.pdf
Das Short-Interest-Volumen-Verhaltnis - auch bekannt als "Days to Cover Ratio" - ist die Summe der leerverkauften Aktien geteilt durch das durchschnittliche tagliche Handelsvolumen der Aktie. Ein hoher Wert fur die "Days to Co- ver-Ratio“ ist auEerdem ein eher barisches Zei- chen fur eine Aktie.
Die erforderliche Margin und ihre Eigenschaften
Ein Leerverkauf erfordert eine Margin, da es sich um den Verkauf von Aktien handelt, die le- diglich geliehen und nicht im Besitz des Leihers sind.
Die Initial Margin ist der Geldbetrag, der zum Zeitpunkt des Handels auf dem Konto gehalten werden muss.
150 % des Wertes des Leerverkaufs ist als Initial Margin erforderlich.
Die Maintenance Margin ist der Betrag, der zu jedem Zeitpunkt nach dem ausgefuhrten Leer- verkauf und vor der Ruckgabe der geliehenen Aktien auf dem Konto sein muss.
Die Maintenance Margin betragt 100 % des ak- tuellen Wertes des Leerverkaufs, dazu kommen mindestens 25 % des gesamten Marktwerts der Wertpapiere im Margin-Konto.
Wenn der Wert der Position wahrend der Lauf- zeit der Leihe unter die Maintenance Margin- Anforderungen fallt, wird der Leerverkaufer mit einem Margin Call konfrontiert und aufge- fordert die Position zu schlieEen oder das Mar- gin-Konto aufzustocken.
Beispiele fur Margin-Anforderungen
GemaE Borsengesetz wird verlangt, dass alle Leerver- kaufskonten 150 % des Wertes des Leerverkaufs zum Zeitpunkt der Einleitung des Verkaufs aufweisen mus- sen. Die 150 % bestehen aus dem vollen Wert der Leerverkaufserlose (100 %) plus einer zusatzlichen Margin-Anforderung von 50 % des Wertes des Leer- verkaufs. Wenn ein Anleger z. B. einen Leerverkauf fur 1.000 Aktien zu 10 € einleitet, betragt der Wert des Leerverkaufs 10.000 €. Die Initial Margin-
Anforderung ist der Erlos von 10.000 € (100 %), zu- sammen mit zusatzlichen 5.000 € (50 %), also insge- samt 15.000 €. Diese Anforderungen konnen jedoch von einzelnen Brokern und dort wiederum fur einzel- ne Aktien verschieden gehandhabt werden.
Die Regeln zur Maintenance Margin fur Leerverkaufe sind als SchutzmaEnahme fur die verleihenden Broker gedacht und sollen die Wahrscheinlichkeit erhohen, dass die geliehenen Aktien zuruckgegeben werden. Die Maintenance-Anforderungen fur Leerverkaufe betragen 100 % des aktuellen Marktwerts des Leer- verkaufs, zusammen mit mindestens 25 % des gesam- ten Marktwerts der Wertpapiere im Margin-Konto. Beachten Sie, dass es sich hierbei um einen Mindest- wert handelt, der von der Maklerfirma nach oben an- gepasst werden kann. Viele Brokerfirmen haben hohe- re Maintenance-Anforderungen von 30 % bis 40 %. (Im untenstehenden Beispiel wird eine Maintenance- Margin-Anforderung von 30 % angenommen.)
Beispiele fur Margin-Anforderungen
Im Folgenden wird eine Leerverkaufsposition fur 1.000 Aktien zu einem Preis von 50 € initiiert. Der Erlos aus dem Leerverkauf betragt 50.000 € und die- ser Betrag wird auf das Margin-Konto eingezahlt. Zu- satzlich zu den Erlosen aus dem Verkauf muss ein 50 %iger Margin-Betrag von 25.000 € auf dem Margin-Konto hinterlegt werden, wodurch sich die gesam- te Initial Margin-Anforderung auf 75.000 € erhoht. Ab diesem Zeitpunkt nun, mussen die Erlose aus dem Leerverkauf auf dem Konto verbleiben und konnen nicht abgehoben oder zum Kauf anderer Wertpapiere verwendet werden.
Beispiel fur einen stark steigenden Aktienkurs
Wenn also der Aktienkurs auf 60 € steigt, dann betragt der Marktwert des Leerverkaufs 60.000 € (60 € x 1.000 Aktien). Die Maintenance Margin wird dann auf der Grundlage des Marktwerts des Leerverkaufs be- rechnet und betragt 18.000 € (30 % x 60.000 €). Die beiden Margin-Anforderungen ergeben zusammen 78.000 €, was 3.000 € mehr ist als die anfangliche Ge- samtsumme der Initial Margin, die sich auf dem Konto befand, so dass ein Margin-Call in Hohe von 3.000 € ausgelost wird und die Mittel auf das Margin-Konto eingezahlt werden mussen oder die Short-Position (teilweise oder ganz) geschlossen werden muss.
Beispiel fur einen stark fallenden Aktienkurs
Das nachste Beispiel zeigt was passiert, wenn der Ak- tienkurs stark fallt und der Leerverkauf sich zu Guns- ten des Leerverkaufers entwickelt. Auch bei fallendem Wert des Leerverkaufs andern sich die Margin- Anforderungen ebenfalls, was in diesem Fall bedeutet, dass der Anleger beginnen kann Geld aus dem Margin- Konto zu entnehmen. Fallt nun die Aktie immer tiefer, wird auch immer mehr von der anfanglichen Initial Margin auf dem Konto (75.000 €) auf das Konto des Anlegers uberwiesen. Wenn der Preis der Aktie dann auf 40 € fallt, betragt der Wert des Leerverkaufs nur noch 40.000 €, statt 50.000 €. Daraufhin muss der Leerverkaufer eine Margin von nur noch 40.000 € + 30 % x 40.000 €, also 40.000 € + 12.000 € = 52.000 € statt 75.000 € auf seinem Margin Konto parat halten.
Die Differenz zwischen der Summe der anfanglichen Initial Margin-Anforderung und der Summe der Maintenance Margin-Anforderung wenn der Preis fallt, wird an den Leerverkaufer zuruckgegeben. In diesem Beispiel betragt der freigegebene Betrag 23.000 €, wenn der Preis auf 40 € fallt. Dieser setzt sich aus dem um 10.000 € gesunkenen Wert des Leerverkaufs und dem um 13.000 € gesunkenen Wert der ursprungli- chen Initial Margin-Anforderung zusammen. Der Leerverkaufer kann dieses Geld fortan wieder fur den Kauf anderer Anlagen verwenden.
T+2-Abwicklungen und erzwungene Kaufe (Forced Buy-Ins)
Es dauert zwei Geschaftstage, bis eine Aktientransak- tion "abgewickelt" ist. Dies wird oft als "T+2" bezeich- net. Wahrend Ihr Broker Ihr Konto fur den Handel am selben Tag belastet, an dem Sie den Handel platzieren, ist der Handel offiziell erst nach T (dem Tag der Transaktion) plus zwei Handelstage in den Buchern. Da der Trade dann abgewickelt ist, kann er nun vom Broker zuruckgekauft werden, wenn dieser gegen Sie laufen sollte und er Ihre Aktien zuruckhaben will (was aus regulatorischen Grunden passieren kann, dazu aber spater mehr). Zudem mussen Sie weiterhin die von Ihrem Broker festgelegten Margin-Anforderungen erfullen, bis die Transaktion abgeschlossen wurde - sprich die zwei Borsentage verstrichen sind. Die Nichterfullung der Margin-Anforderungen kann dazu fuhren, dass der Broker einen Teil oder Ihre gesamte Position liquidiert, um dessen Margin-Anforderungen zu erfullen.
Stimmrechte bei Leerverkaufen
Zunachst beginnt das Leerverkaufsgeschaft damit, dass der Short Seller einen Auftrag zum Leerverkauf der Aktien erteilt, indem er seinen Broker anruft oder den Handel online eingibt. Der Broker besorgt sich dann die Aktien aus einer der drei moglichen Quellen (eigener Besitz, bei ihm hinterlegtes Kundendepot oder von einem Drittpartner) und verkauft die Aktien am Markt. AnschlieEend wird der Erlos der Transakti- on auf das Konto des Leerverkaufers uberwiesen. Die Short-Position wird spater geschlossen, wenn der An- leger die entsprechende Menge an Aktien zuruckkauft und diese an die Brokerfirma zuruckgegeben werden. Um zu verstehen wer der eingetragene Inhaber der Aktien ist und somit die Stimmrechte behalt, mussen Sie dabei den Weg der Wertpapiere verfolgen:
Zu Beginn werden die Aktien von einer der drei Quel- len gehalten. Die ursprungliche Quelle ist der einge- tragene Inhaber. Nun werden die Aktien in der Leer- verkaufstransaktion verwendet, wodurch die ur- sprungliche Quelle ihre Stimmrechte verliert, da sie nun nicht mehr der eingetragene Inhaber ist. Sogar ein Margin-Konto-Kunde, der die Aktien seit Jahren halt, verliert in dieser Situation seine Stimmrechte. Dies ist Teil der Margin-Konto-Vereinbarung, die die- ser bei Eroffnung eingeht.
Die Aktien werden dann auf dem Markt verkauft und der Anleger, der diese Aktien kauft, wird zum einge- tragenen Inhaber dieser Aktien und kontrolliert somit die Stimmrechte. Der Anleger, der short geht, erhalt keine Stimmrechte. Wenn dieser Anleger dann seine Short-Position schlieEt, werden die Aktien an die Mak- lerfirma zuruckgegeben, und die Stimmrechte gehen an den ursprunglichen Eigentumer zuruck, dessen Aktien fur den Leerverkauf verwendet wurden.
Derjenige, der die Aktien zum Stichtag besitzt halt so- dann auch das Stimmrecht der Wertpapiere. Wenn also die ausgeliehenen Aktien bis zum Stichtag nicht an den ursprunglichen Eigentumer zuruckgegeben werden, erhalt dieser keine Stimmrechte, sondern lediglich der Anleger, der die Aktien gekauft hat, als sie vom Margin-Konto eines anderen Anlegers fur den Leerverkauf ausgeliehen wurden. Auch dies ist Teil der Margin-Kontovereinbarung.
3 Die Funktionsweise Leerverkaufen
Leerverkaufe sind heutzutage hauptsachlich Gegen- stand des Handels an den internationalen Finanz- markten. Dort finden Short-Sales in der Regel mit den zur Verfugung stehenden Finanzinstrumenten statt, wobei sich der Handel vor allem auf Aktien, Anleihen, Devisen, Derivate, Futures und offentliche Schuldtitel konzentriert.6
Zunachst wird ein Aktienpaket seitens des Leerver- kaufers verauEert, welches sich zum Zeitpunkt der Vertragsvereinbarung nicht im Eigentum des Leer- verkaufers befindet. Damit er die Werte verkaufen kann, leiht sich der Leerverkaufer diese in der Regel zuvor uber eine Bank von dem jeweiligen Eigentumer. Um der sich aus dem Kaufvertrag ergebenden Lie- ferverpflichtung nachzukommen, muss der Leerver- kaufer das dem Vertrag zugrundeliegende Finan- zinstrument vor dem Liefertermin beschaffen. Der zur Erfullung der Lieferverpflichtung notwendige Be- schaffungsvorgang wird als Deckungsgeschaft be- zeichnet, welches erst nach dem Verkauf stattfindet. Fur die Marktteilnehmer ist dabei jedoch nicht er- sichtlich, wann der tatsachliche Kauf des Wertpapie- res erfolgt und ob der Kaufer auch Eigentumer der Ware ist.7
Abb. 1: Wie Leerverkaufe funktionieren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: https://boerse.ard.de
Lokalisieren und Leihen
Um eine Short-Position zu eroffnen mussen Sie sicher- stellen, dass die Aktien des gewunschten Underlyings auch zum Leihen verfugbar sind. Bestimmte Aktien gelten dabei als "easy-to-borrow", d.h. es ist einfach bei diesem Basiswert Aktien zum Leerverkauf zu fin- den. Andere Aktien gelten als "hard-to-borrow", wobei es folglich es schwieriger ist an Aktien des Unterneh- mens zu kommen.
In bestimmten Situationen sind nicht immer Aktien zur Leihe verfugbar und es besteht eine reelle Chance, dass Sie nicht der einzige Trader da drauEen sind, der die gewunschten Aktien gerade nachfragt. Mit ande- ren Worten: Bestimmte Aktien (vor allem Small Caps) konnen als "hard to borrow" gelten, wenn Ihr Broker keinen Bestand an diesen Aktien zur Verfugung hat. Doch damit nicht genug: Wertpapiere, die als "hard to borrow" eingestuft werden haben in der Regel eine ziemlich einschuchternde Leihgebuhr - dazu aber spa- ter mehr.
Da Sie sich die Aktien nun von Ihrem Broker leihen, wird er Ihnen dafur Zinsen berechnen. Dies wird als "hard-to-borrow-rate“ bezeichnet, die einfach eine Zinsgebuhr auf Ihre geliehene Position darstellt.
Die "hard-to-borrow"-Zinsen konnen je nach Borsen- unternehmen deutlich variieren, wobei einige so hoch sein konnen, dass Sie eine Short-Position darauf nur schwer profitabel handeln konnen.
Sollte Ihr Broker keine Aktien zur Leihe finden kon- nen, bietet er moglicherweise einen "Locate"-Service an. Dabei versucht Ihr Broker Aktien zu aufzutreiben und wendet sich dafur an andere Broker und ClearingFirmen um zu sehen, ob jemand Bestande zur Verfu- gung hat.
Oftmals mussen schwer zu leihende Aktien vorbors- lich geortet werden und es fallt eine zusatzliche Ge- buhr (zusatzlich zur Rate fur schwer zu leihende Ak- tien) fur diesen Aufwand an.
Wer erhalt den Zinsbetrag beim Verleihen von Ak- tien?
Um festzustellen, wer von der Leihe von Aktien bei einem Leerverkauf profitiert, mussen wir zunachst klaren, wer die Leihe bei einer Leerverkaufstransakti- on vornimmt. Viele Einzelanleger denken, dass sie einen gewissen Vorteil erhalten, weil ihre Aktien an den Leihnehmer verliehen werden; dies ist jedoch nicht der Fall.
Wenn ein Handler eine Short-Position eingehen moch- te, leiht er sich die Aktien von einem Broker, ohne zu wissen, woher die Aktien kommen oder wem sie ge- horen. Die geliehenen Aktien konnen aus dem Margin- Konto eines anderen Handlers, aus den Aktien im Be- stand des Brokers oder sogar von einer anderen Bro- kerfirma stammen. Es ist wichtig zu beachten, dass, sobald die Transaktion platziert wurde, der Broker die Partei ist, die das Ausleihen vornimmt, nicht der ein- zelne Investor. Daher gehort jeder erhaltene Nutzen (zusammen mit dem Risiko) dem Broker.
Der Broker erhalt daraufhin einen Zinsbetrag fur das Ausleihen der Aktien und wird auEerdem fur die Er- bringung dieser Dienstleistung mit einer Provision entlohnt. Fur den Fall, dass der Leerverkaufer nicht in der Lage ist (z. B. aufgrund eines Konkurses), die ge- liehenen Aktien zuruckzugeben, ist der Broker fur die Ruckgabe der geliehenen Aktien verantwortlich. Ob- wohl dies aufgrund der Margin-Anforderungen kein groEes Risiko fur den Broker darstellt, ist das Verlust- risiko dennoch vorhanden und deshalb erhalt der Broker die Zinsen fur die Leihe.
Fur den Fall, dass der eigentliche Verleiher der Aktien (zum Beispiel ein Privatanleger) diese verkaufen mochte, ist der Leerverkaufer im Allgemeinen nicht betroffen. Die Maklerfirma, die die Aktien aus dem Konto eines Kunden an einen Leerverkaufer verliehen hat, wird die Aktien in der Regel aus ihrem vorhande- nen Bestand ersetzen. Die Aktien werden ganz normal verkauft und der Verleiher erhalt den Erlos aus dem Verkauf auf sein Konto. Das Maklerunternehmen schuldet dann dem Leerverkaufer noch immer die Aktien.
Der Hauptgrund, warum die Maklerfirma - und nicht die Person, die die Aktien halt - die Vorteile des Lei- hens von Aktien bei einer Leerverkaufstransaktion erhalt, ist in den Bedingungen der Margin- Kontovereinbarung zu finden. Wenn ein Kunde ein Margin-Konto eroffnet, gibt es in der Regel eine Klau- sel im Vertrag, die besagt, dass der Broker berechtigt ist, alle vom Kunden gehaltenen Wertpapiere zu ver- leihen - entweder an sich selbst oder an andere. Durch die Unterzeichnung dieser Vereinbarung verzichtet der Kunde auf jeden zukunftigen Vorteil, seine Aktien an andere Parteien zu verleihen.
Insgesamt also profitiert in der Regel lediglich der Broker, der die Aktien halt bei einer Leerverkaufs- transaktion, da er Zinsen und Provisionen fur das Aus- leihen der Aktien in seinem Bestand verlangen kann. Der eigentliche Eigentumer der Aktien profitiert auf- grund der in der Margin-Kontovereinbarung festgeleg- ten Bestimmungen nicht.
Die Hohe der Leihkosten bei Leerverkaufen
Die typische Gebuhr fur eine Aktienleihe einer "easy- to-borrow"-Aktie betragt 0,30 % pro Jahr. Im Falle eines knappen Angebots (bei "hard-to-borrow"- Aktien), wenn viele Investoren eine Aktie leerverkauft haben oder es nur sehr wenige Aktien auf dem freien Markt gibt (bei illiquiden Werten mit geringem Streu- besitz oder Werten mit geringer Marktkapitalisie- rung), kann die Gebuhr auf 20-30 %, manchmal sogar mehr als 40 % pro Jahr steigen. Die genauen Kosten einer Wertpapierleihe variieren von Broker zu Broker und sind deshalb nur schwer allgemein zu quantifizie- ren. Jedoch gilt: Informieren Sie sich im Vorfeld einer Aktienleihe uber die Menge der verfugbaren Aktien. Sollte diese sehr groE sein und ein reger Handel uber die Borse stattfinden, sowie die Leerverkaufsquote nicht schon im deutlich zweistelligen Prozentbereich liegen, so sollten Sie keine allzu hohen Gebuhren be- zahlen mussen.
Was passiert mit der Dividende bei Leerverkau- fen?
Wenn Aktien im Rahmen eines Short Sales an eine dritte Partei verkauft wurden, ist der Leerverkaufer in der Zeit fur die Zahlung verantwortlich, in der die Short-Position besteht und die Dividende anfallt. Auch wenn die Aktie von einem Leerverkaufer geliehen wird, gehoren die Dividenden immer noch dem Ver- leiher. Bei der Ruckgabe der Aktie muss der Short Seller dann die Gebuhr zusammen mit der erhaltenen Dividende zahlen.
Nehmen wir als Beispiel die Allgeier SE, die eine vier- teljahrliche Dividende von 50 Cent zahlt. Wenn Sie 1.000 Aktien von Allgeier leerverkaufen und die Position bis zum nachsten Ex-Dividenden-Datum offen halten, schulden Sie Ihrem Broker 500 € zusatzlich zu allen anderen Kosten, die mit dem Leerverkaufen der Aktie verbunden sind.
Berucksichtigen Sie also unbedingt die Dividende ei- ner Aktie und was diese fur die Rentabilitat Ihres Handels bedeuten konnte, bevor Sie Ihre nachste Short-Position eroffnen.
4 Schlieftung von Shortpositionen und Ruckgabe der Aktien
Wie lange hat ein Leerverkaufer Zeit die Aktien wieder zuruckzugeben?
Eines vorab: Es gibt keine festen Regeln dafur, wie lange ein Leerverkauf dauern kann, bevor er geschlossen wird.
Der Verleiher der leerverkauften Aktien kann jederzeit und mit minimaler Vorankundigung die Ruckgabe der Aktien durch den Anleger verlangen, was in der Praxis jedoch nur selten vorkommt, solange der Leerverkaufer seine Margin-Zinsen weiter zahlt.
Ein Broker kann die SchlieEung einer ShortPosition erzwingen, wenn die leerverkaufte Ak- tie stark steigt, was zu groEen Verlusten und nicht erfolgten Margin-Calls fuhrt.
Es ist daher viel wahrscheinlicher, dass der An- leger die Position schlieEt, bevor der Kreditge- ber die SchlieEung der Position erzwingt.
Schlieften von Shortpositionen
In der Praxis sind Aufforderungen zur Ruckgabe von Aktien selten, da der Verleiher der Aktien eine Makler- firma ist, die uber einen groEen Bestand an Aktien verfugt. Die Maklerfirma bietet den Anlegern eine Dienstleistung an. Wenn diese haufig die Ruckgabe von Aktien fordern wurde, wurden die Leerverkaufer diese Firma wahrscheinlich weniger in Anspruch nehmen und diese wichtigen Einkommensquellen ver- lieren. AuEerdem profitieren Maklerfirmen stark von Leerverkaufen durch die verdienten Zinsen und die Provisionen bei den Geschaften. Aufgrund der restrik- tiven Margin-Regeln fur Leerverkaufe ist das Risiko fur die Maklerfirmen bei Leerverkaufen ebenfalls be- grenzt.
Wie zuvor erwahnt, verleihen Brokerfirmen bei einem Leerverkauf Aktien aus ihrem Bestand, aus den Mar- gin-Konten ihrer Kunden oder sie leihen sie von einer anderen Brokerfirma. Wenn eine Firma Aktien aus dem Margin-Konto eines ihrer Kunden ausleiht und dieser Kunde wiederum beschlieEt seine Position zu verkaufen, muss die Maklerfirma die ausgeliehenen Aktien aus dem Konto dieses Kunden durch andere Aktien aus ihrem Bestand, aus dem Margin-Konto eines anderen Kunden oder von einer anderen Makler- firma ersetzen. Diese Situation hat in der Regel keine Auswirkungen auf den Leerverkaufer (Ausnahme illi- quide Aktien), dieser muss deshalb auch nicht seine geliehenen Aktien zuruckgeben.
Erzwungene Schlieftung von Leerverkaufspositio- nen
Es gibt aber auch einige Falle, in denen der Verleiher die SchlieEung der Position erzwingen wird. Dies ge- schieht in der Regel, wenn sich die Position in die ent- gegengesetzte Richtung des Leerverkaufs bewegt, also stark ansteigt und hohe Verluste verursacht, die die Wahrscheinlichkeit einer zukunftigen Ruckgabe der Aktien gefahrden. In dieser Situation wird entweder ein Antrag auf Ruckgabe der Aktien gestellt, oder die Brokerfirma schlieEt die Transaktion fur den Anleger ab. Die Bedingungen der Margin-Konto-Vertrage ge- ben den Brokerfirmen die Freiheit dies zu tun. Dies kommt jedoch lediglich bei sogenannten Short Squeezes haufiger vor. Bei einem Short Squeeze kommt es aufgrund eines starken Kursanstiegs eines Wertpa- piers zu einem Kaufrausch bei Leerverkaufern. Im All- gemeinen kommt es bei Wertpapieren mit einem ho- hen Short-Interesse vermehrt zu einem Short Squeeze. Der darauffolgende starke Anstieg des Wertpapier- preises veranlasst normalerweise die Leerverkaufer das Wertpapier zuruckzukaufen, um ihre Short- Positionen zu schlieEen und ihre Verluste zu verbu- chen. Geschieht dies nicht, kann in solchen Fallen der Makler die Ruckgabe der Aktien fordern.
Nehmen wir an, Sie haben am Montag eine ShortPosition zu 5 €/Aktie eroffnet. Am Donnerstag wird das Unternehmen fur 20 €/Aktie aufgekauft. In die- sem Szenario wurde Ihr Verlust 15 €/Aktie betragen. Ihr Broker wurde Sie zwingen aus dem Handel auszu- steigen und Sie wurden diesem am Ende eine be- trachtliche Summe wegen der Margin schulden. Das ist die Gefahr der Margin und des Leerverkaufs im Allgemeinen.
Die Deckung von Leerverkaufen kann auch unfreiwil- lig erfolgen, wenn eine Aktie mit sehr hohem Short- Interesse einem "Buy-in" unterworfen wird. Dieser Begriff bezieht sich auf die SchlieEung einer ShortPosition durch einen Broker-Makler, wenn die Aktie extrem schwer zu leihen ist und die Leihgeber sie zu- ruckfordern. Oftmals geschieht dies bei Aktien, die weniger liquide sind und wenige Aktionare haben. AbschlieEend kann gesagt werden: Ein Investor kann eine Leerverkaufsposition in der Regel so lange auf- rechterhalten, wie Verleiher der Aktien es zulasst, dass diese ausgeliehen werden und wie er in der Lage ist die erforderlichen Zinsen zu zahlen und die Mar- gin-Anforderungen zu erfullen. Wahrend der Verleiher einer Leerverkaufsposition immer die Macht hat die Ruckgabe der Aktien zu erzwingen, wird diese Macht normalerweise nicht ausgeubt.
5 Die Anwendung von Leerverkaufen an der Borse
Abb. 2: Die Anwendung von Leerverkaufen in der Praxis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Leerverkaufe sind an den Finanzmarkten sowohl als Kassageschaft, wie auch als Termingeschaft moglich. Handelt es sich um ein Kassageschaft, unterscheidet sich der Leerverkauf bei Kaufabschluss und Abwick- lung nicht von einem gewohnlichen Kauf. So muss das verkaufte Wertpapier je nach Handelsplatz innerhalb einer kurzen Frist von zwei Borsentagen geliefert werden. Bei einem Termingeschaft hingegen hat der Short-Seller einen deutlich weiter in der Zukunft lie- genden Lieferzeitpunkt einzuhalten, wodurch dieser mehr Zeit bekommt, um sich mit dem notwendigen Kapital fur den Basiswertekauf einzudecken. Im wei- teren Verlauf werden wir uns auf das Kassageschaft fokussieren, da dies beim Leerverkauf von Aktien vor- liegt.8
Leerverkaufe an der Borse werden meist aus drei Mo- tiven durchgefuhrt. Zum Einen, um durch Wetten auf Kursruckgange eine mogliche uberproportionale Ren- dite zu erzielen, zum anderen als Absicherung vor moglichen fallenden Kursen, wahrend die Position jedoch insgesamt Long ist und lediglich aus dem Ge- sichtspunkt der Risikominimierung leerverkauft wird. Ein weiterer Grund ist die Erwirtschaftung von Ge- winnen durch das Ausnutzen von Arbitragemoglich- keiten zwischen Kassa- und Terminmarkten. Aufge- baut werden die Positionen hauptsachlich von Hedge- fonds und Investmentfonds, seitens Privatanleger aber auch bei der Nutzung bestimmter Plattformen. In der Regel kommen Short Sales bei Aktien von Firmen, die Anzeichen von Problemen zeigen zur Anwendung. Vor allem bei rechtlichen Unsicherheiten, drohenden Kla- gen oder schwebenden Verfahren, aber auch bei ope- rativen Schwierigkeiten, dubiosen Managementaktivi- taten oder Branchenschwachen, sind Short-Sales ge- fragt. Hauptsachlich werden Leerverkaufe jedoch bei fundamentalen Uberbewertungen eingesetzt. Dies zeigt, dass Short-Selling bei solide finanzierten, in stabilen Wirtschafts- und Wahrungsraumen agieren- den Unternehmen mangels Erfolgsaussichten eher seltener zum Einsatz kommt. Leerverkaufe ermogli- chen die Nutzung verschiedener Absicherungs- und Managementstrategien und konnen auch als Gegen- stuck zum Value Investing gesehen werden.9
Das Finden von Leerverkaufskandidaten
Gute Aktien zum Shorten zu finden, ist eine Kunst fur sich. Es ist wichtig seine Nische zu finden, wenn man auf der Short-Seite handelt. Leerverkaufe ohne einen richtigen Plan oder ein Abweichen von diesem Plan konnen Sie mehr kosten, als Sie sich vorstellen kon- nen. Aktien, die keinen fundamentalen Wert haben und auf Tages-Charts uberkauft sind, sind bei Tradern sehr beliebt. Es ist extrem schwierig, eine Aktie zu leerverkaufen, die gerade parabolisch steigt, was als "Top Picking" bekannt ist. Es ist eine gute Praxis, auf die Bestatigung zu warten, dass ein Trend sich umge- kehrt hat, bevor man blindlings einsteigt.
Da die naturliche Tendenz der Markte und einzelner Aktien darin besteht zu steigen, konnen Leerverkaufe langfristig sehr risikobehaftet sein. Deshalb ist es so wichtig zu wissen wie man erkennen kann, wann eine Aktie nachhaltig zu fallen beginnen konnte, damit man die Bewegung nach unten rechtzeitig ausnutzen kann. Es gibt auch hier wie uberall an der Borse keine gol- denen Regeln fur Leerverkaufer die immer funktionie- ren, aber anschauen wurde ich mir hauptsachlich Ak- tien, die kurzfristig um 300 % oder mehr gestiegen sind und sich in einem „Hype“ befinden konnten.
Bei einigen dieser „Hype“- oder Wachstumsaktien kann der Kurs nach einem groEeren Anstieg ins Wan- ken geraten, wobei es oft so aussieht, als ob die Aktie sich auf einen Einbruch nach unten vorbereiten wur- de. Dies ist jedoch oft nur eine Konsolidierungsphase, bevor die Aktie wieder nach oben abhebt. Dies sind die Situationen die Leerverkaufern Alptraume berei- ten, da sie haufig zu groEen Verlusten fuhren konnen. Professionelle Handler wissen nur zu gut wie haufig es vorkommt, dass eine frisch geshortete Aktie anfangt sich nach oben zu bewegen, statt wie erwartet einzu- brechen.
Short Kandidaten identifizieren
Zunachst beginnen wir mit der Analyse des Umfeldes, d.h. wir versuchen zu verstehen, ob die Aktie ein Kauf oder Verkauf ist und ob sie sich in einem Bullen- oder Barenmarkt befindet. Normalerweise wird eine tech- nische Analyse durchgefuhrt, die Ausbruche, gleitende Durchschnitte oder hohere Hochs/tiefere Tiefs bein- halten kann, sowie weitere Indikatoren, aber dazu spater mehr.
Fur das Modell der hoheren Hochs/tieferen Tiefs ist das Konzept einfach: Wenn die Aktie hohere Hochs verzeichnet, ist sie wahrscheinlich ein Outperformer. Wenn sie hingegen durchweg niedrigere Tiefststande aufweist bedeutet dies, dass sie eine Underperformance gegenuber dem Markt aufweist.
Charttechnische Merkmale
Halten Sie fur potenzielle Leerverkaufskandidaten vorwiegend nach Aktien Ausschau die groEe Gewin- ner waren und beobachten Sie diese dann auf Anzei- chen dafur, dass die Rallye moglicherweise vorbei sein konnte. Insgesamt gibt es eine Reihe von Moglichkei- ten wie Sie einen Wachstumswert identifizieren kon- nen, der heiEt gelaufen ist und gerade beginnt zu- sammenzubrechen. Ein klassisches Zeichen dafur ist ein Topping-Muster wie beispielsweise ein Kopf- Schulter-Muster, ein Doppeltop oder ein Dreifachtop. Ein anderes ist ein gescheiterter Ausbruch aus einer Basis, die sich in der Spatphase einer Rallye gebildet hat. In beiden Fallen sollten Sie auch darauf achten, dass der Kursverlauf zunehmend unberechenbar wird, wenn institutionelle Anleger beginnen die Aktie abzu- stoEen.
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1 Vgl. Gregoriou 2014, S. 51 ff.
2 Vgl. Petram 2011, S. 440 ff.
3 Vgl. Robert, abgerufen am 11.02.2021, online
4 Vgl. Sernc 2009, S. 23 ff.
5 Vgl. Kempf; Luderssen; Volk 2010, S. 307
6 Vgl. ntv.de (Hrsg.), abgerufen am 26.10.2021, online
7 Vgl. Kempf; Luderssen; Volk 2010, S. 303 ff.
8 Vgl. Mussig 1998, S. 2015 ff.
9 Vgl. Kaiser 2009, S. 6 ff.
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