Diese Arbeit befasst sich mit der optimalen Handhabung von Fehlermeldesystemen (Critical Incident Reporting Systems-CIRS) und begründet schlüssig deren Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, speziell im komplexen Fachbereich der Anästhesie. In der Ausarbeitung wird auf die allgemeinen Grundsätze von CIR-Systemen, die Struktur und der Aufbau der CIRS-Berichte und die Organisation und Auswertung eines Systems eingegangen. Die aktuelle Thematik dieser Arbeit beabsichtigt den Lesern*innen einen spezifischen Auszug des Risikomanagements im Gesundheitswesen und im Speziellen des Fachbereichs der Anästhesie wiederzugeben. Ein wichtiger Bereich der, der Reduktion von Fehlern dient stellt die Sicherheitskultur dar. Sicherheitstheorien und die Entstehung von relativ neuartigen Fehlermeldesystemen (CIRS) sind unabdingbarer Bestandteil in der Prävention ungewollter Ereignisse. Ziel dieser Arbeit ist es den Bereich der Fehlermeldesysteme und deren Wirksamkeit in Relation zur Patienten*innen Sicherheit im Gesundheitswesen zu erläutern.
Die verwendete Methodik dieser Bachelorarbeit ist die umfangreiche quantitativ, als auch qualitativ systematische Literaturrecherche. Mehrere Onlinedatenbanksysteme wie Springer Link, Science Direkt sowie Academic Search Elite wurden zur Recherche von themenrelevanter Literatur herangezogen und machten es somit möglich sich dem aktuellen Stand der Forschung dieses Themenbereiches zu nähern.
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
KURZFASSUNG
ABSTRACT
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
1.1 PROBLEMDARSTELLUNG
1.2 FRAGESTELLUNG
1.3 ZIELSETZUNG
2. THEORETISCHER RAHMEN
2.1 MODELLE/THEORIEN: SYSTEMTHEORIE VERSUS PERSONENZENTRIERTE THEORIE
2.1.1 DIE SYSTEM THEORIE IN FORM DES SWISS-CHEESE-MODELS
2.1.2 FEHLERMELDESYSTEME UND DEREN AUFGABEN
2.1.3 GELÄUFIGE CIRS IM DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM UND CIRSMEDICAL ALS VORZEIGEPROJEKT
2.2 ZENTRALE BEGRIFFLICHKEITEN
2.2.1 DEFINITION VON KOMPLIKATIONEN ODER FEHLER
2.2.2 DIE KOMPLEXE FEHLER- UND SICHERHEITSKULTUR
3. METHODIK
3.1 DARSTELLUNG DER LITERATURRECHERCHE
3.1.1 BESTIMMUNG DES UNTERSUCHUNGSGEGENSTANDES
3.1.2 RECHERCHE
3.1.3 BEWERTUNG, LEKTÜRE, KRITIK
3.2 FLOWCHART DER RECHERCHIERTEN STUDIEN
3.3 VORGEHEN DER SYNTHESENGENERIERUNG
4. ERGEBNISSE
4.1 TABELLARISCHE DARSTELLUNG
4.2 SYNTHESE
4.2.1 WESENTLICHE BESTANDTEILE VON CIR-SYSTEMEN
4.2.2 DIE STRUKTUR UND DER AUFBAU DES CIRS-BERICHTS
4.2.3 ORGANISATION UND AUSWERTUNG VON CIRS
4.3 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
5. DISKUSSION
5.1 LIMITATION
5.2 FAZIT UND AUSBLICK
6. LITERATURVERZEICHNIS
7. ABBILDUNGSZERZEICHNIS
8. TABELLENVERZEICHNIS
9. ANHANG
Vorwort
Die vorliegende Bachelorarbeit entstand im Rahmen meines Studiums der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege an der FH-Campus Wien / Campus Donaustadt. Die Idee hinter dieser Thematik entwickelte sich aus eigenem Interesse und zum Wohle aller Beteiligten. Inspiration zu diesem Thema bekam ich durch meine bereits abgeschlossenen Praktika im Wiener Gesundheitsverbund. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals recht herzlich bei meinen Praxisanleiter*innen bedanken.
Ein besonderer Dank gilt auch Frau Mag.a Astrid Sobczak für die Betreuung dieser Arbeit, durch die diese Bachelorarbeit erst ermöglicht wurde.
Wien, September 2020
Mario Konrad
Kurzfassung
Einleitung: Diese Arbeit befasst sich mit der optimalen Handhabung von Fehlermeldesystemen (Critical Incident Reporting Systems-CIRS) und begründet schlüssig deren Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, speziell im komplexen Fachbereich der Anästhesie. In der Ausarbeitung wird auf die allgemeinen Grundsätze von CIR-Systemen, die Struktur und der Aufbau der CIRS-Berichte und die Organisation und Auswertung eines Systems eingegangen.
Methodik: Die verwendete Methodik dieser Bachelorarbeit ist die umfangreiche quantitativ, als auch qualitativ systematische Literaturrecherche. Mehrere Onlinedatenbanksysteme wie Springer Link, Science Direkt sowie Academic Search Elite wurden zur Recherche von themenrelevanter Literatur herangezogen und machten es somit möglich sich dem aktuellen Stand der Forschung dieses Themenbereiches zu nähern.
Ergebnisse: Der Einsatz von CIR-Systemen in der Praxis findet nur langsam Einzug in den Alltag des Gesundheitswesens. Meldeberichte werden nicht deidentifiziert und Anwender bezweifeln die Sanktionsfreiheit und fürchten folgeschwere Konsequenzen durch das eigene Fehlverhalten. Meldeberechtigungen sind Fachbereichs- und Institutionsabhängig individuell zu vergeben. Minimaldatensätze zur Berichterstattung fördern die Meldequote und defizitäre Anwender*innen Kenntnisse erschweren die flüssige Dokumentation von beinahe Ereignissen. Hohe Meldequoten erfordern hohe Datenbankkapazitäten und steigern die Evidenz eines CIR-Systems. Diese kann in weiterer Folge beeinträchtigt werden, wenn die Analyse/Auswertung weder selbst- noch fremdbewertet wird.
Schlussfolgerung: Die allgemeinen Grundsätze können als Grundbausteine oder die Basis eines CIR-Systems angesehen werden. Die Struktur und der Aufbau eines Meldeberichtes ist das Aushängeschild des Systems und nur so können praxisrelevante Ungereimtheiten transparent nachvollzogen werden. Letztlich spielt auch die Organisation und Auswertung von CIRS eine enorm wichtige Rolle um entscheidende Lösungsansätze in der Praxis umzusetzen.
Schlüsselbegriffe: Fehlerkultur/Sicherheitskultur, Fehlermeldesystem/Critical Incident Reporting System (CIRS), Gesundheitswesen-Anästhesie, Personenzentrierte Theorie-Systemzentrierte Theorie, Swiss-Cheese-Model.
Abstract
Introduction: This thesis deals with the optimal handling of error reporting systems (Critical Incident Reporting Systems-CIRS) and conclusively explains their effects on the health system, especially in the complex field of anesthesia. The elaboration deals with the general principles of CIR-Systems, the structure and structure of the CIRS reports and the organization and evaluation of a system.
Methodology: The methodology used for this bachelor thesis is the extensive quantitative as well as qualitative systematic literature research. Several online database systems such as Springer Link, Science Direkt and Academic Search Elite were used to research relevant literature and thus made it possible to approach the current state of research in this subject area.
Results: The use of CIR-Systems in practice is only slowly finding its way into everyday life in the health sector. Reporting reports are not de-identified and users doubt the freedom from sanctions and fear serious consequences from their own misconduct. Registration authorizations are to be assigned individually depending on the department and institution. Minimum data sets for reporting promote the reporting rate and deficient user knowledge makes it difficult to document almost events smoothly. High reporting rates require high database capacities and increase the evidence of a CIR system. This can subsequently be impaired if the analysis/evaluation is neither self-assessed nor assessed by others.
Conclusio: The general principles can be seen as the building blocks or the basis of a CIR-System. The structure and composition of a reporting report is the flagship of the system and only in this way can practice-relevant inconsistencies be transparently understood. Ultimately, the organization and evaluation of CIRS also play an enormously important role in implementing decisive solutions in practice.
Keywords: Error culture / safety culture, error reporting system / critical incident reporting system (CIRS), health care-anesthesia, person centered theory-system centered theory, Swiss-Cheese-Model.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. EINLEITUNG
Diese Bachelorarbeit wird im Zuge des Studiums der allgemeinen „Gesundheits- und Krankenpflege“ an der FH Campus Wien mit dem Kooperationsstandort Campus Donaustadt erstellt. Die aktuelle Thematik dieser Arbeit beabsichtigt den Leser*innen einen groben Auszug der komplexen Fehlerkultur in der Anästhesie wiederzugeben. Beim Recherchieren und dem gezielten Auseinandersetzen mit der Thematik stellte sich heraus wie wichtig die Reflexion der eigenen Einstellung zu Fehlern ist. Ein wichtiger Bereich der die Basis zur Fehlerreduktion darstellt, nennt sich Fehler- oder Sicherheitskultur. Sicherheitstheorien und die Entstehung von relativ neuartigen Fehlermeldesystemen CIRS (Critical-Incident-Reporting-System) sind unabdingbarer Bestandteil in der Prävention ungewollter Ereignisse. Diese Arbeit setzt sich mit Fehlermeldesystemen im Gesundheitswesen, speziell im Fachbereich der Anästhesie, der jeher als relativ neuer Fachbereich im Laufe der Geschichte auch eine enorme Steigerung der Patienten*innen Sicherheit erfahren durfte, auseinander. Anästhesien werden heutzutage auf einem derart hohen Niveau durchgeführt, wie es zu Anfangszeiten nur schwer vorstellbar war. Dieser Aspekt führt aber auch dazu, dass Mitarbeiter*innen im Bereich der Anästhesie aber auch in anderen Fachrichtungen beinahe Ereignisse oder Komplikationen nur mehr schwer bewusst wahrnehmen. Einer gezielten Befragung an mehreren Schweizer Krankenhäusern im Jahre 2016 konnten zusammengefasst mehr als 100 sogenannte potentiell gefährdende Ist-Situationen eruiert werden, die zukünftige beinahe Komplikationen/Ereignisse fast schon garantierten. Eine so komplexe Sicherheitskultur wie sie im Gesundheitswesen und speziell im Fachbereich der Anästhesie vorherrscht kann nur dann noch besser werden, wenn das Verhalten und der Beitrag aller Beteiligten bewusst auf das Wesentliche fokussiert und gelenkt wird. Die wesentlichen Säulen einer solchen Komplikationsvermeidung bauen auf der strukturierten Weiterbildung aller involvierten Mitarbeiter*innen auf. Diese bestehen grundsätzlich aus Algorithmen und Standard Operating Procedures (SOPs), dem Arbeiten nach dem Leitsatz des Crisis Resource Management (CRM) und als letzter, aber auch essentieller Punkt dieser Arbeit das Aufarbeiten von bereits aufgetretenen Fehlern als auch bewusste beinahe Ereignisse und deren prekären Situationen, die mitunter von Mitarbeiter*innen unbewusst unbeachtet bleiben (Eisold & Heller, 2016).
1.1 Problemdarstellung
Fehler begeht keine Person gerne. Besonders im Gesundheitswesen wird häufig noch die These vertreten, dass Fehler zumeist eine Folge nachlässigen oder inkompetenten Handelns sind (Andel, 2015). Das ist mitunter auch die Ursache warum Fehler auch prinzipiell als schlechte Erscheinung angesehen werden. Dennoch passieren regelmäßig Fehler, wenn Menschen miteinander kooperieren. Kleinere Fehler, sogenannte „near-miss" Fehler oder Fehler, die ohne größere Auswirkungen bleiben, werden oder bleiben oft unentdeckt. Eine der grundlegendsten Thesen im Bereich des Risikomanagements im Gesundheitsbereich lautet: Ein Fehler sollte auch als Chance angesehen und somit genutzt werden. Grundlegend sollte daher auch den nichtfolgenschweren Fehlern oder beinahe Ereignissen nachgegangen werden, um die Ursache zu eruieren und gezielte Maßnahmen treffen zu können, um ungewollt wiederkehrenden Patienten*innenschädigende Ereignisse vorzubeugen. Frei nach dem Philosophen Konfuzius: „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen Zweiten." (Andel, 2015). Vielfach wird dem gegenüber erst nachdem ein schwerwiegender Fehler erkannt wurde versucht mögliche Ursachen, die zu dem Ereignis geführt haben, aufzuklären. Viel zu oft wird im modernen Gesundheitswesen der Aufklärungspflicht genüge getan sobald es gelungen ist eine schuldige Person als Verursacher*in zu betiteln („name-blame-shame culture"). In der Anästhesie laufen täglich höchst komplexe Situationen ab. Man sollte deshalb daran arbeiten, dass Fehlerkonstellationen sofort erkannt, gemeldet und zugleich analysiert werden können. Es ist nicht das Ziel einen Verantwortlichen zu betiteln, sondern vielmehr sollten Systemfehler eruiert werden um somit in der Lage zu sein, diese zukünftig vermeiden zu können (Andel, 2015). Um solche Systemfehler breit verfolgen zu können werden heutzutage sogenannte Fehlermeldesysteme zur Unterstützung herangezogen. CIRS (Critical Incident Reporting Systems) haben die Aufgabe im Rahmen des jeweiligen Risikomanagements zur Fehlererhebung beizutragen. Das Interesse an einer flächendeckenden Einführung von CIRS ist jedenfalls gegeben, doch kann durch den richtigen Umgang mit Fehlermeldesystemen auch ein wirksamer Beitrag dem Gesundheitswesen geleistet werden (Dominguez Fernandez, Kolios, Schlosser, Wissner, & Rothmund, 2008).
1.2 Fragestellung
Kann durch den richtigen Umgang mit Fehlermeldesystemen (Critical Incident Reporting Systems-CIRS) dem Gesundheitswesen, speziell der komplexen Fehlerkultur im Fachbereich der Anästhesie, ein positiver Beitrag geleistet werden?
1.3 Zielsetzung
Die aktuelle Thematik dieser Arbeit beabsichtigt den Lesern*innen einen spezifischen Auszug des Risikomanagements im Gesundheitswesen und im Speziellen des Fachbereichs der Anästhesie wiederzugeben. Ein wichtiger Bereich der, der Reduktion von Fehlern dient stellt die Sicherheitskultur dar. Sicherheitstheorien und die Entstehung von relativ neuartigen Fehlermeldesystemen (CIRS) sind unabdingbarer Bestandteil in der Prävention ungewollter Ereignisse. Ziel dieser Arbeit ist es den Bereich der Fehlermeldesysteme und deren Wirksamkeit in Relation zur Patienten*innen Sicherheit im Gesundheitswesen zu erläutern.
2. THEORETISCHER RAHMEN
Fehlermeldesysteme stellen Instrumente des modernen Risikomanagements im Gesundheitsbereich dar. Sie sind eine gute Möglichkeit um beinahe Ereignisse im Gesundheitswesen zu erfassen und leben von der Meldebereitschaft aller beteiligten Personen (Eisold & Heller, 2016). Eine aussagekräftige theoretisch-wissenschaftliche Grundlage bietet dabei die systemzentrierte Theorie wie sie Eschkötter (2014) beschreibt. Dieser spezielle Modellansatz berücksichtigt diverse Einflussfaktoren als auch Teilaspekte die aufgrund hochkomplexer Interaktionen zu Fehlern und Komplikationen führen können (Eschkötter, 2014). James Reason, ein britischer Psychologe leitete davon das Swiss-Cheese-Model ab, eines der derzeit umstrittensten Modelle in der modernen Risikoprävention. Reason belegt, dass unerwartete Ereignisse meist auf ein oder mehrere beeinflussende Faktoren oder Teilaspekte zurückzuführen sind (Eschkötter, 2014) (Guarnieri & Larouzee, 2015) (Kram, 2008) (Wright, 2015) (Neuhaus, Hofer, Röhrig, & Lichtenstern, 2015).
2.1 Modelle/Theorien: Systemtheorie versus Personenzentrierte Theorie
Personen Theorie: Fehler/Komplikationen werden gerne als Ausnahme betrachtet. Personen assoziieren oft Begriffe wie Ungewissheit, Scham, mangelndes Interesse, Dummheit und Unaufmerksamkeit mit der Ätiologie einer Fehlerentstehung. Dieses Phänomen zeugt an einem erheblichen Mangel an sozialer, moralischer oder intellektueller Weise. Eine solche Sichtweise ist auch in der modernen Medizin noch weit verbreitet und nennt die personenorientierte Sichtweise. Im Zentrum des Personen-Models steht die Person selbst, die aus verschiedensten Gründen einen Fehler tätigte (Eschkötter, 2014).
System Theorie: Der Personen Theorie gegenüber steht die System Theorie oder das System Modell. Diese Theorie berücksichtigt bei der Analyse der Entstehung eines Fehlers/Komplikation zahlreiche verschiedene Einflussgrößen und fokussiert sich nicht nur einzeln und allein auf die letzte Person, die am Ende der Fehlerkette eruiert werden konnte. Dieser spezielle Modellansatz berücksichtigt Fehler/Komplikationen, die aufgrund komplexer Interaktionen einer hochmodernen Institution zu Stande kommen (Eschkötter, 2014).
Table 1: Einflussgrößen und Teilaspekte der System Theorie
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Note 1: Eigene Darstellung, 2020 nach Eschkötter (2019), p.9
Um Komplikationen/Fehler und Ereignisse zu verstehen ist es notwendig, sich von einer „name-blame-shame culture" zu distanzieren (Andel, 2015) (Eschkötter, 2014). Fehler müssen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden um eine komplexe Fehlerentstehung sinnvoll rekonstruieren zu können (Eschkötter, 2014).
2.1.1 Die System Theorie in Form des Swiss-Cheese-Models
James Reason, ein britischer Psychologe untersuchte diverse Katastrophen und leitete dabei eines der derzeit unumstrittensten Modelle in der modernen Risikoprävention ab. Reason verbildlicht dabei mit seinem Swiss-Cheese-Model einen potentiellen Fehlerablauf, der durch ungünstig gestellte Lücken in den Sicherheitsbarrieren zum unerwünschten Ereigniseintritt führt. Fehlerbegünstigende Faktoren suchen sich den Weg durch sogenannte Lücken im System. Gibt es eine triftige Ursache und sind die Sicherheitsbarrieren nicht oder nur unzureichend vorhanden führt dies im weiteren Verlauf der Fehlerkette zu einem ungewolltem Ereignis. Reason geht somit davon aus, dass die meisten unerwarteten Ereignisse auf mindestens ein oder mehrere beeinflussende Faktoren zurückzuführen sind (Eschkötter, 2014) (Guarnieri & Larouzee, 2015) (Kram, 2008) (Wright, 2015) (Neuhaus, Hofer, Röhrig, & Lichtenstern, 2015).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Figure 1: Swiss-Cheese-Model (Nach James Reason 1990) Literaturr
Im Swiss-Cheese-Model nach Reason wird die Abwehr einer potentiellen Gefahrensituation durch verschiedenste Barrieren in Form von Käsescheiben dargestellt. Die Löcher der Käsescheiben stellen die individuellen Schwächen in den Barrieren und somit des kompletten Systems dar und variieren unvorhersehbar in Größe und Position. Das System als Einheit ist somit einer komplexen Fehlerkultur zuzuordnen. Ein unerwartetes Ereignis stellt ein Systemfehler in den Vordergrund der es bedarf genauestens eruiert zu werden (Eschkötter, 2014) (Guarnieri & Larouzee, 2015) (Kram, 2008) (Wright, 2015) (Neuhaus, Hofer, Röhrig, & Lichtenstern, 2015).
2.1.2 Fehlermeldesysteme und deren Aufgaben
Critical Incident Reporting Systems (CIRS) oder auch Fehlermeldesysteme sind Instrumente des Risikomanagements im Gesundheitsbereich und dienen der Erfassung von sogenannten beinahe Ereignissen. Die Fehlermeldesysteme leben von der Beteiligungsbereitschaft des Personals und der daraus resultierenden Sicherheitskultur einer Klinik. Was wiederum bedeutet, dass die Melderate der Mitarbeiter*innen einer Institution die Brauchbarkeit eines solchen Systems enorm beeinflusst. Betrachtet man beispielsweise Studienergebnisse, die 0,7-0,8 Fehler pro Patient pro Tag berichten, erscheinen niedrigere Melderaten von 70 Fehlern in 1,5 Jahren etwas niedrig. Doch sollte auch hier der persönliche Aufwand eines jeden Mitarbeiters*in während der täglichen Routine beachtet werden. Der Verdacht liegt dabei nahe, dass in CIRS größtenteils nur schwere und berichtenswerte Situationen ausreichend Resonanz finden (Eisold & Heller, 2016). Die selbstverständliche Sicherheitskultur muss an den Institutionen etabliert werden, denn niemand möchte sich erzwungen einem solchen System annehmen. Anonymität, Freiwilligkeit, Feedback und Sanktionsfreiheit sind weitere 4 grundlegende Bedingungen, die erfüllt werden müssen, denn diese haben einen zentralen Einfluss auf das Meldeverhalten des Personals (Neuhaus, 2016). Trotz allem sollten die hieraus gewonnenen Informationen der Patienten*innen Sicherheit zugunsten kommen (Eisold & Heller, 2016) .
2.1.3 Geläufige CIRS im deutschsprachigen Raum und CIRSmedical als Vorzeigeprojekt
Von der Theorie in die Meldepraxis hört sich unbeschwert und einfach an, garantiert jedoch nicht automatisch die Nutzung der CIRS. Wie bereits den zentralen Begrifflichkeiten zu entnehmen ist stellt eine funktionierende Fehlerkultur in der Anästhesie ein ganzheitlicher Prozess dar. Demensprechend kann der deutschsprachige Raum mittlerweile zahlreiche CIRS-Projekte vorweisen. Einige davon sind in der folgenden Tabelle aufgelistet (Löber, 2015):
Table 2: Web-gestützte CIRS-Projekte
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Note 2: Eigene Darstellung, 2020
CIRSmedical ( www.cirsmedical.at ): CIRSmedical ist das offizielle Lern- und Berichtssystem des österreichischen Gesundheitswesens für unerwünschte Ereignisse. Es ist anonym und sicher und stellt so das Lernen aus potentiellen Fehlern in den Vordergrund. CIRSmedical richtet sich sowohl an Mitarbeiter*innen, als auch Patient*innen. Der Fokus bei CIRSmedical liegt explizit im Vorfallgeschehen selbst und nicht auf potentiellen Sanktionen. An dieser Stelle sollte nochmals erwähnt werden, dass CIRS kein Beschwerdesystem darstellt, sondern der Verbesserung der Fehlerkultur beitragen sollte (Gartner, et al., 2009).
2.2 Zentrale Begrifflichkeiten
Nachfolgend werden zentrale Begrifflichkeiten zum Thema dieser Bachelorarbeit näher erläutert. Als Quelle der Begrifflichkeiten wurden auch Werke von Autoren*innen herangezogen, die nicht in tabellarischer Form dargestellt wurden.
2.2.1 Definition von Komplikationen oder Fehler
Laut der weltweit anerkannten DIN EN ISO 8402 Norm gilt ein Fehler als Nichterfüllung einer festgelegten Forderung. Dies Umfasst aber auch das Nichtvorhandensein von einem oder mehreren Qualitätsmerkmalen (Gordon, Fell, Box, Farrell, & Stewart, 2017). Jedoch ist die Definition von (Rall, Manser, Guggenberger, Gaba, & Unertl, 2001) für Komplikationen und Fehler im Gesundheitsbereich passender: „Nicht beabsichtigte oft auch nicht erwartete negative Reaktion auf eine bewusst oder unbewusst ausgeführte oder unterlassene Maßnahme. Dabei kann die Entscheidung nichts zu tun ebenso wie eine falsche Maßnahme als „aktiver" Fehler gelten." (Rall, Manser, Guggenberger, Gaba, & Unertl, 2001). Ziel ist es jedoch in jeglicher Sichtweise weg von den persönlichen Schuldzuweisungen zu kommen und somit offen für eine konstruktive Fehlerkultur zu sein (Eisold & Heller, 2016).
2.2.2 Die komplexe Fehler- und Sicherheitskultur
Das Fehlermanagement an sich, die Behebung beziehungsweise Vermeidung von Fehlern wird zwar oft als Fehlerkultur bezeichnet, wird dem Begriff Fehlerkultur jedoch noch lange nicht gerecht. Die Fehlerkultur ist mit Sicherheit ein ganzheitlicher Prozess und deutlich vielschichtiger aufgebaut. Die Fehlerkultur besteht aus drei zentralen Ebenen die sich wie folgt präsentieren (Roth, 2018):
Ebene 1 (Normen und Werte): Der erste Ebene wird in einer Organisation sehr stark von der Führung selbst vorgelebt und somit auch beeinflusst. Wird seitens der Führung immer nach einem Schuldigen gesucht um diesen dann auch bestrafen zu können zeugt dies sehr stark von einer typisch personenzentrierten Vorgehensweise. In einem solchen Fall werden die Mitarbeiter*innen den Fehler eher vertuschen als offen zuzugeben (Roth, 2018) (Eschkötter, 2014) (Andel, 2015).
Ebene 2 (Kompetenzen): Fehler sind zwar unangenehm aber stellen in keiner Weise eine Schande dar. Sie helfen Dinge zu lernen und verbessern. Hohe Kompetenzen in diesem Bereich weisen Mitarbeiter*innen auf, die an dieser Stelle mit der Analyse des Fehlers beginnen (Roth, 2018).
Ebene 3 (Instrumentarien): Hierbei handelt es sich um die komplexeste Ebene der Fehlerkultur. In dieser Ebene setzten sich die Mitarbeiter*innen mit Instrumenten zur Fehlermeldung auseinander. Das bedeutet Fehleranalysen und Fehlervermeidung stehen hier im Vordergrund (Roth, 2018). Systeme zur Fehlermeldung sind sehr umfangreich und in der modernen Fehlerkultur nicht wegzudenken. Sie werden in diversen Fachliteraturen CIRS (Critical Incident Reporting System) genannt (Welker, Pierre, Heinrichs, Ghezel-Ahmadi, & Schleppers, 2015) (Eschkötter, 2014) (Dominguez Fernandez, Kolios, Schlosser, Wissner, & Rothmund, 2008) (Salyiz, et al., 2016) (Eisold & Heller, 2016).
Der Begriff der Sicherheitskultur im perioperativen Bereich ist sehr modern und wird von vielen verschiedenen Definitionsarten geprägt. Es kann jedoch eindeutig die Aussage getroffen werden, dass die Sicherheitskultur für eine ideal funktionierende Fehlerkultur im Sinne der optimalen Patienten*innen Sicherheit steht. In modernen Fachliteraturen wird die Sicherheitskultur als Synonym einer funktionierenden Fehlerkultur verwendet (Busse, et al., 2018).
3. METHODIK
Durch den mehrphasigen Prozess der systematischen Literaturrecherche war es möglich sich dem aktuellen Stand der Forschung dieses Themenbereiches zu nähern. Der Zugang zu passenden literarischen Werken wurde dank den elektronischen Datenbanken wie Science Direkt, Springer Link sowie Academic Search Elite ohne weiteres ermöglicht.
3.1 Darstellung der Literaturrecherche
Die verwendete Methodik dieser Bachelorarbeit ist die umfangreiche quantitative, als auch qualitative Literaturrecherche. Mehrere Onlinedatenbanksysteme wie Springer Link, Science Direkt sowie Academic Search Elite wurden zur Recherche von themenrelevanter Literatur herangezogen.
3.1.1 Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes
Die erste Phase kennzeichnete sich durch die ersten Recherchemaßnahmen und die Grobformulierung der Forschungsfrage. Um geeignete Literatur für diese Bachelorarbeit zu finden wurden ab Juni 2020 in mehreren Suchmaschinen wie Springer Link, Science Direkt sowie Academic Search Elite mit folgenden englischen Suchbegriffen und anhand Boolescher Operatoren „AND/OR/NOT“ bedient:
Table 3: Suchbegriffe in englischer Sprache
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Note 3: Eigene Darstellung, 2020
Table 4: Suchbegriffe in deutscher Sprache
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Note 4: Eigene Darstellung, 2020
Diverse Ausschlusskriterien wie „Dummheit“ oder „Una ufmerksamkeit“ in deutscher Sprache, als auch „shame“ oder „lack of interest“ in englischer Sprache wurden dabei berücksichtigt. Die Suchbegriffe wurden sowohl in Englisch, als auch in Deutsch gehalten.
3.1.2 Recherche
Anschließend an die Identifikation der Literatur, dargestellt mittels Flowchart der Literaturrecherche, ergeben sich spezifische Ausschlusskriterien wie folgt tabellarisch dargestellt:
Table 5: Kriterien zum Ausschluss bestimmter Literatur
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Note 5: Eigene Darstellung, 2020
Letztlich können 1713 (n=1713) potentielle Dokumente ausgeschlossen werden. Die Beurteilung der 26 (n=26) Volltexte ergibt ein Ausschluss von 12 potentiellen Dokumenten aufgrund der Kernthemenverfehlung.
Schließlich sind 14 (n=14) potentiell nützliche Dokumente durch folgende Kriterien eingeschlossen worden:
Table 6: Einschlusskriterien bestimmter Literatur
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Note 6: Eigene Darstellung, 2020
3.1.3 Bewertung, Lektüre, Kritik
Die Bewertung der Lektüren erfolgt mittels Flussdiagramm. Anhand der Datenbankrecherche können 1744 (n=1744) Lektüren verzeichnet werden. Somit ergibt die Identifikationsphase eine Anzahl von 1744 (n=1744) potentiellen Dokumenten. Durch das Überprüfen sämtlicher Dokumente (bis zur theoretischen Sättigung) anhand ihres Titels und Abstracts und den bereits bekannten Ausschlusskriterien (siehe Punkt 3.1.2 Recherche (Phase 2)) kann eine Vorauswahl von 31 Dokumenten getroffen werden. In der Eignungsphase kann aufgrund der Kernthemenverfehlung ein zusätzlicher Ausschluss von 14 Literaturwerken (n=14) getroffen werden. Somit lassen sich durch bestimmte Einschlusskriterien (siehe Punkt 3.1.2 Recherche (Phase 2)) 12 (n=12) vorläufige Dokumente festlegen.
3.2 Flowchart der recherchierten Studien
Anhand der deskriptiven Darstellung werden folgende Identifikationen, Vorauswahlen, geeignete Literatur, als auch eingeschlossene Literatur der literarischen Suche dargestellt.
Figure 1: Flowchart der Literaturrecherche
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Note 2: Eigene Darstellung, 2020
3.3 Vorgehen der Synthesengenerierung
Anschließend wurden die Forschungsergebnisse der recherchierten Literaturwerke in drei Kernelemente unterteilt, um so eine übergeordnete Synthese zu generieren. Die jeweiligen Kernelemente bilden dabei zusammenhängende Aussagen auf Basis der recherchierten Literatur.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4. ERGEBNISSE
Nachfolgend werden die vorläufigen Ergebnisse in tabellarischer Form dargestellt. Die Studien wurden in einem Zeitraum von 2015-2017 veröffentlicht, sind kernthemenrelevant und der Volltext ist abrufbar. Folglich sind die Ergebnisse der Literaturrecherche (eingeschlossene Dokumente, Datenbankrecherche) in einer tabellarischen Übersicht dargestellt und beurteilt. Die Ergebnisse der Bachelorarbeit beziehen sich auf die folgenden Studien und Artikel von (Andel, 2015) (Busse, et al., 2018) (Dominguez Fernandez, Kolios, Schlosser, Wissner, & Rothmund, 2008) (Eisold & Heller, 2016) (Eschkötter, 2014) (Gartner, et al., 2009) (Guarnieri & Larouzee, 2015) (Kram, 2008) (Löber, 2015) (Mc Lennan, et al., 2015) (Neuhaus, Hofer, Röhrig, & Lichtenstern, 2015) (Pimentel, Choi, Fiumara, Kachalia, & Urman, 2017) (Rall, Manser, Guggenberger, Gaba, & Unertl, 2001) (Roth, 2018) (Salyiz, et al., 2016) (Welker, Pierre, Heinrichs, Ghezel-Ahmadi, & Schleppers, 2015) (Wright, 2015) (Westbrook, et al., 2015) (Sendlhofer, Leitgeb, Kober, Brunner, & Kamolz, 2016) (Petschnig & Haslinger-Baumann, 2017) (Zhu, Gao, Zhou, & Huang, 2017) (Munting, Van Zaane, Schouten, Van Wolfswinkel, & De Graaff, 2015) (Schrader , Tetzlaff, Löwe, Schröder, & Beck, 2018) (Graaff, Sarfo, Van Wolfswinkel, Van der Werff, & Schouten, 2015) (Howell, et al., 2015).
4.1 Tabellarische Darstellung
Table 7: Items der tabellarischen Darstellung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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