Ziel des Referates ist es, einerseits einen Überblick über die verschiedenen politischen Organe und deren Funktionen zu liefern, andererseits die wichtigsten Parteien und einige bedeutende Politiker vorzustellen. Darüber hinaus werden die thematischen Aspekte „Italien in Europa“ und „die italienische Südpolitik“ behandelt. Durch die Verfassung trägt das italienische Staatsoberhaupt weitreichendere Kompetenzen als der deutsche Präsident. Er nimmt auf die Regierungsbildung und auf die Parlamentsauflösung starken politischen Einfluss, trägt jedoch nicht die Kompetenzen wie die Staatspräsidenten in präsidentiellen Demokratien, wie beispielsweise USA oder Frankreich. Der Präsident wird nach Artikel 83 von der Kammer und dem Senat gewählt. Seine Regierungsperiode beträgt sieben Jahre. Laut Verfassung darf der Staatspräsident in den ersten drei Wahlgängen nur mit einer Stimmenmehrheit von zwei Dritteln gewählt werden, ab dem vierten Wahlgang genügt dann die absolute Mehrheit der Stimmen von der Camera dei deputati und dem Senato della Repubblica.
Inhaltsverzeichnis
- Der Staatspräsident
- Das parlamentarische Zweikammernsystem: Senato della Repubblica und Camera dei Deputati
- Die Regierung
- Das Parteiensystem
- Die Parteien vor 1992
- Parteiensystem nach 1992
- Italien in Europa
- Die Südfrage – Mezzogiornopolitik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat bietet einen Überblick über das politische System Italiens. Es beschreibt die politischen Organe und ihre Funktionen, stellt wichtige Parteien und Politiker vor und behandelt die Themen „Italien in Europa“ und „die italienische Südpolitik“. Das Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der italienischen politischen Landschaft zu vermitteln.
- Die Struktur und Funktion der italienischen politischen Organe (Staatspräsident, Parlament, Regierung).
- Das italienische Parteiensystem und seine Entwicklung.
- Die Rolle Italiens in der Europäischen Union.
- Die Mezzogiornopolitik und die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien.
- Die Herausforderungen der Regierungsbildung und politische Stabilität in Italien.
Zusammenfassung der Kapitel
Der Staatspräsident: Das italienische Staatsoberhaupt hat im Vergleich zum deutschen Bundespräsidenten weitreichendere Kompetenzen, insbesondere bei der Regierungsbildung und Parlamentsauflösung. Die Wahl des Präsidenten durch Senat und Abgeordnetenhaus ist ein mehrstufiger Prozess, der in der Praxis oft mehrere Wahlgänge erfordert, wie die Beispiele von Sandro Pertini, Oscar Luigi Scalfaro, Giuseppe Saragat und Giovanni Leone zeigen. Die Amtszeit beträgt sieben Jahre.
Das parlamentarische Zweikammernsystem: Senato della Repubblica und Camera dei Deputati: Das italienische Parlament, bestehend aus Senat und Abgeordnetenhaus, spielt zwar verfassungsrechtlich eine bedeutende Rolle, unterliegt in der politischen Realität jedoch starkem Einfluss der großen Parteien und hat im europäischen Vergleich geringe Machtfülle. Das Verhältniswahlrecht, bis 1993 gültig, führte zu starker Parteienzersplitterung und Selbstblockade. Die Wahlrechtsreform von 1993 sollte Abhilfe schaffen, blieb aber weit hinter den Erwartungen zurück. Die Gleichrangigkeit beider Kammern (bicameralismo perfetto) führt zu Zeitverlusten und taktischer Verschleppung von Gesetzesvorhaben. Das Parlament kontrolliert die Regierung durch Misstrauensvotum, Anfragen und Untersuchungen, insbesondere in Haushaltsfragen. Senat und Abgeordnetenhaus wählen außerdem den Staatspräsidenten und Richter des Verfassungsgerichtshofs und des Obersten Rates der Gerichtsbarkeit. Außenpolitik wird seit den 50er Jahren weitgehend der Regierung überlassen.
Die Regierung: Italien galt seit dem Zweiten Weltkrieg als unregierbar und instabil, mit einer hohen Fluktuation von Kabinetten. Die Kurzlebigkeit der Regierungen resultiert aus der starken Zersplitterung und Polarisierung des Parteiensystems. Der Ministerpräsident hat keine übergeordneten Kompetenzen gegenüber den Ministern. Die Democrazia Cristiana (DC) dominierte die Regierungsbildung über Jahrzehnte. Der Artikel 77 der Verfassung, der die Erlassung von Dekreten in Not- und Dringlichkeitsfällen erlaubt, wurde oft missbraucht, um die Selbstblockade des Parlaments zu umgehen.
Das Parteiensystem: Das italienische Parteiensystem war bis Mitte der 70er Jahre durch starke Zersplitterung und Polarisierung zwischen DC (rechts) und PCI (links) gekennzeichnet. Die DC beherrschte die Regierungsbildung durch flexible Koalitionen mit kleineren Parteien. 1992 führte die "Mani pulite"-Affäre (Aufdeckung von Korruption) zum Zusammenbruch des alten Parteiensystems und zu tiefgreifenden Veränderungen im politischen Umfeld.
Italien in Europa: Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Italien der NATO und der EWG bei, oft im Schatten der größeren Partner. Italien profitierte wirtschaftlich von der europäischen Integration. Die hohe Verschuldung Italiens Ende der 80er Jahre führte zu Sorgen um den Ausschluss aus der Währungsunion. Unter Romano Prodi wurden Sparmaßnahmen umgesetzt, um die Kriterien des Maastrichter Vertrages zu erfüllen und die Aufnahme in die gemeinsame Währung zu sichern.
Die Südfrage – Mezzogiornopolitik: Starke wirtschaftliche Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien bestanden schon vor der Gründung der Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Bodenreformen und die Cassa per il Mezzogiorno (CASMEZ) eingeführt, um den Süden finanziell zu unterstützen. Trotz jahrzehntelanger Förderung blieb der Erfolg begrenzt, da die süditalienische Wirtschaft stark von Subventionen abhängig blieb und im sekundären Sektor unterentwickelt ist. Kalabrien ist heute ein Zentrum wirtschaftlicher Stagnation, während sich Entwicklung entlang der Adriaküste und in einigen Binnengebieten zeigt.
Schlüsselwörter
Italienisches Politisches System, Staatspräsident, Parlament, Regierung, Parteiensystem, Democrazia Cristiana (DC), Partito Comunista Italiano (PCI), Mani pulite, Wahlrechtsreform, Italien in Europa, EWG, Währungsunion, Südfrage, Mezzogiornopolitik, Regionalpolitik.
Häufig gestellte Fragen zum italienischen politischen System
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über das italienische politische System. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel (Staatspräsident, Parlament, Regierung, Parteiensystem, Italien in Europa, Südfrage) und abschließend Schlüsselwörter.
Welche Rolle spielt der italienische Staatspräsident?
Der italienische Staatspräsident hat im Vergleich zum deutschen Bundespräsidenten weitreichendere Kompetenzen, insbesondere bei der Regierungsbildung und Parlamentsauflösung. Seine Wahl ist ein mehrstufiger Prozess und seine Amtszeit beträgt sieben Jahre.
Wie funktioniert das italienische Parlament?
Das italienische Parlament besteht aus Senat und Abgeordnetenhaus. Obwohl verfassungsrechtlich bedeutend, unterliegt es starkem Einfluss der großen Parteien und hat im europäischen Vergleich geringe Machtfülle. Das Verhältniswahlrecht (bis 1993) führte zu starker Parteienzersplitterung. Die Wahlrechtsreform von 1993 brachte nur wenig Verbesserung. Die Gleichrangigkeit beider Kammern führt zu Zeitverlusten. Das Parlament kontrolliert die Regierung und wählt den Staatspräsidenten sowie Richter des Verfassungsgerichtshofs und des Obersten Rates der Gerichtsbarkeit.
Wie ist die italienische Regierung strukturiert und wie stabil ist sie?
Italien galt lange als unregierbar und instabil mit hoher Kabinettsfluktuation aufgrund der starken Zersplitterung und Polarisierung des Parteiensystems. Der Ministerpräsident hat keine übergeordneten Kompetenzen gegenüber den Ministern. Die Democrazia Cristiana (DC) dominierte die Regierungsbildung lange Zeit. Artikel 77 der Verfassung (Dekrete in Not- und Dringlichkeitsfällen) wurde oft missbraucht.
Wie hat sich das italienische Parteiensystem entwickelt?
Bis Mitte der 70er Jahre war das Parteiensystem durch starke Zersplitterung und Polarisierung zwischen DC (rechts) und PCI (links) gekennzeichnet. Die DC beherrschte die Regierungsbildung durch Koalitionen. 1992 führte die "Mani pulite"-Affäre zum Zusammenbruch des alten Systems und tiefgreifenden Veränderungen.
Welche Rolle spielt Italien in Europa?
Italien trat nach dem Zweiten Weltkrieg der NATO und der EWG bei und profitierte wirtschaftlich von der europäischen Integration. Die hohe Verschuldung Italiens Ende der 80er Jahre führte zu Sorgen um den Ausschluss aus der Währungsunion. Unter Romano Prodi wurden Sparmaßnahmen umgesetzt, um die Aufnahme in die gemeinsame Währung zu sichern.
Was ist die "Südfrage" (Mezzogiornopolitik)?
Die "Südfrage" beschreibt die starken wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Bodenreformen und die Cassa per il Mezzogiorno (CASMEZ) eingeführt, um den Süden zu unterstützen. Trotz Förderung blieb der Erfolg begrenzt, da die süditalienische Wirtschaft stark von Subventionen abhängig blieb und im sekundären Sektor unterentwickelt ist.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Italienisches Politisches System, Staatspräsident, Parlament, Regierung, Parteiensystem, Democrazia Cristiana (DC), Partito Comunista Italiano (PCI), Mani pulite, Wahlrechtsreform, Italien in Europa, EWG, Währungsunion, Südfrage, Mezzogiornopolitik, Regionalpolitik.
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- Dr. phil. Kristina Bonn (Author), 2002, Das politische System Italiens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116977