Eine Überzeugung verbreiten zu müssen, heißt, ihre Unglaubwürdigkeit zu
reflektieren, sowohl als Individuum wie als Gruppe. So weit sich dieser
Unglaubwürdigkeit bewusst zu sein, dass der Zweifel an dem, wovon man sich erfüllt glaubt, durch Überzeugungsarbeit unterbunden und dieses Unterbundenhaben
offensiv kommuniziert werden muss. Wenn Wahrheit „der Anfang des Gedankens ist“
(Hannah Arendt) und nicht das Resultat, heißt das aber: Sie ist kein Besitz, den man verfügt und durch Überzeugungsarbeit anderen eintrichtert, die es sich notgedrungen zueigen machen und das unaufgelöst Zweifelhafte, durch Bekundung, Allianz, Fortzeugung ausagieren. - Eben dies ist aber Realität. Der deprimierende Konformismus, die schleichende Entpolitisierung der (und durch die) politischen Akteure und ihrer Gläubiger vor den Empfangsgeräten, die wahnhafte ausschließliche Rückwendung auf die Erwerbsnatur, die Auffassung des Politischen als Mangelverwaltung ... offenbaren nicht nur die gänzliche Abwesenheit von politischer Philosophie, sondern vor allem die Abwesenheit eines originär politischen Willens, dem die Konstruktion und Konstitution der Gesellschaft als des Künftigen noch Thema wäre.
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EINLEITUNG
Eine Überzeugung verbreiten zu müssen, heißt, ihre Unglaubwürdigkeit zu reflektieren, sowohl als Individuum wie als Gruppe. So weit sich dieser Unglaubwürdigkeit bewusst zu sein, dass der Zweifel an dem, wovon man sich erfüllt glaubt, durch Überzeugungsarbeit unterbunden und dieses Unterbundenhaben offensiv kommuniziert werden muss. Wenn Wahrheit „der Anfang des Gedankens ist“ (Hannah Arendt) und nicht das Resultat, heißt das aber: Sie ist kein Besitz, den man verfügt und durch Überzeugungsarbeit anderen eintrichtert, die es sich notgedrungen zueigen machen und das unaufgelöst Zweifelhafte, durch Bekundung, Allianz, Fortzeugung ausagieren. - Eben dies ist aber Realität. Der deprimierende Konformismus, die schleichende Entpolitisierung der (und durch die) politischen Akteure und ihrer Gläubiger vor den Empfangsgeräten, die wahnhafte ausschließliche Rückwendung auf die Erwerbsnatur, die Auffassung des Politischen als Mangelverwaltung ... offenbaren nicht nur die gänzliche Abwesenheit von politischer Philosophie, sondern vor allem die Abwesenheit eines originär politischen Willens, dem die Konstruktion und Konstitution der Gesellschaft als des Künftigen noch Thema wäre. Also eine „Überzeugung“ im traditionellen Sinne oder eben besser gesagt: Eine Einstellung, die nicht das Präfabrizierte austrägt, um zu verifizieren, was als besessene Wahrheit oder Besessenheit durch „Wahrheit“ vorab fix und fertig sein soll, faktisch aber sich verwechselt in den Zwang, als Akteur im einschlägigen Milieu seine performance zu definieren als Bedingung der Möglichkeit überhaupt, eine politische Ansage zu machen.
Insofern dies nicht etwa nur eine soziale Pathologie ist, die immer verbreiteter auftritt, sondern die „kollektive Synthesis der Apperzeption“ betrifft, so liegt darin ein entschiedener Bruch - schwer zu erkennen, weil es immer Korruption, Intrigen und das ganze große Arsenal der ‘guten alten’ Doppelmoral gegeben hat - mit der traditionellen und für sich bereits krisenanfälligen bürgerlichen Demokratie. Als ein von und durch sich selbst unbeherrschbarer, sich als solcher - Scheinkörperschaft - in die Einzelnen partikularisierender Mechanismus unterliegt das post-moderne politische Konstrukt, das, wodurch ehedem Vermittlung von Individuum und Gesellschaft hatte sein sollen, nach meiner Hypothese dem Regress auf Selbst-Erhaltung in einem Maaße, das die moderne Gesellschaften charakterisierenden Disötinktionen zu löschen droht. Dieses Verlangen, in dem jegliches singuläre Begehren gebannt ist, in dem es um Vergemeinschaftung nach Art vorsozialer Verbände geht, ist für den Einzelnen wie für die Gruppe, für die Regierenden wie die Regierten das gleiche. Insofern besteht nicht nur trotz, sondern gerade auch durch die Zerstörung und Rekonstruktion aller möglichen Formen von Souveränität, trotz den kleinen Unterschieden - wie viel oder wenig Sozialdumping, Umweltschutz, Militärdienstleistung - zwischen Anführern und Abführern tiefe, geradezu liebende Einvernahme. Dem grauenhaften Konformismus des Souveräns, seiner niederen und erniedrigenden Beweggründe geht diese Untersuchung nach. Für sie gilt wie für jeden Gedanken - und für jede singuläre Existenz, die im besten Sinne ja auch ein Gedanke ist -, dass die Beziehung auf Wahrheit in ihrer Verfolgung verloren gehen kann. Die Wahrheit ist so gesehen eine Art Kredit, den man beim Schicksal nimmt, das Vertrauen auf die Glaubwürdigkeit der eigenen These und dass in dieser Setzung etwas zur Wirklichkeit kommt, was die Satzung bislang unterschlagen hat. Sie ist kein Besitz und kein Fabrikat, weder durch Verallgemeinerung automatisch zu erstellen, noch durch elitären Vorbehalt.
Die Überzeugung, in der das biologistisch-obsessive Sich-Fortzeugen, das eschatologisch-obsessive Zeugnisgeben und das penetrant-souveräne Zudreschen mit Argumenten, deren Valenz im Wiedergekautwerden besteht, beiherspielen, fasse ich auf als semiotische Maschine. Überzeugungsarbeit ist so das Austragen und Abhandeln oder Hinweghandeln des Zweifels nach außen wie nach innen, eigentlich genau das Gegenteil von dem, was man gemeinhin sich so als ’eine Überzeugung haben’ denkt oder auch etwas anderes, als mit rhetorischen Mitteln einen vorwaltenden Zweck zu verfolgen. Eine Überzeugung haben sowohl im politischen wie weltanschaulichen usw Sinn hieße also, sich etwas Entsprechendes herbeizureden oder herbei zu propagieren oder zur Not herbeizubomben; das ‘zur Not herbeibomben’ macht spätestens klar, wie die Not dabei den Besitzer wechselt und mit welcher Heftigkeit sich die Träger des explosiven Zweifels davon entlasten; und wie das Gewicht der Lüge, das aus angemaßter Wahrheit rührt, sie in den Abgrund, dorthin reißt, wo tatsächlich kein Grund zu finden ist. Ist dieses Phänomen, das vom populistischen Tagesgeschäft bis zum fundamentalistischen Wahnsinn reicht, aber neu? Hat es nicht immer Überzeugungsterror gegeben?
Neu ist dass entgegen dem traditionellen Glauben, der gegründeten Ansicht, der felsenfesten Meinung, der eher verborgenen Gesinnung, mit der man hinter den Berg hält, die Überzeugung ein Subjekt hat, das in der Überzeugungsarbeit eine Nicht=Souveränität zwanghaft austrägt. Dies betrifft soziale Gruppen, deren mentalitätsgeschichtliche Konstanz, deren Herrschafts- und Besitzformen, Gebräuche, Anschauungen keine internen Konfliktbewältigungen mehr zulassen, die keine Lösungen, Aufhebungen mehr kennen, sondern nur noch das Delegieren und Propagieren innerhalb eines zur Totalität verklärten Diskontinuums. Nicht dass es jemals eine funktionierende Vermittlung gegeben hätte, vielmehr manifestiert sich diese Nicht-Vermittlung immer bedrängender. Manifestieren heißt, dass sie sich über die subjektiven Betreiber in ein imaginiert körperschaftliches Handeln entlastet, aufwiegt, austrägt, durch den sich der unerträglich gewordene Scheinleib des Souveräns entsetzt. Das körperschaftliche Handeln konstituiert soziale Einheiten, welche als organismische Projektionen erfüllt, besessen und immunisiert werden sollen gegen das, was ihren Zusammenhang immer von innen bedroht: Die Bedrohung rührt aus der Unhaltbarkeit und Unbegründbarkeit des Anspruchs, eine unterworfene Körperschaft, welche man zunächst ‘selbst‘ ist oder als das je eigene ‘Selbst’ haben soll, so zu dirigieren und zu bewirtschaften, dass sie vollkommen ist, perfekte Erscheinung, reibungslose Funktion, gänzliche Autonomie durch und sogar von sich selbst. - Die Not, die sich darin bekundet, ist Anlass und Ergebnis paranoischer Analyse
Paranoische oder paranoide (eine paranoische Situation fixierenden) Analyse kreist um das Selbst der Zerstörung (personologisch wie gruppenegologisch). Es geht darum, den inkorporierten Feind außen zu finden, ihn zerlegen - spalten, entschärfen ..., verschieben, wiederholen können (neue Bindungsenergie durch gewissen Abstand finden); dies betrifft sowohl die Passion des zum trockenen Überzeugungstäter wiedergeborenen ‘Redneckdröglers’ wie sich unter dessen Paradigma subjektivierende Gruppen. Man erlebt, wie aus dem inneren Schweinehund der äußere Verfolger entsteht durch das Opfer (das der Redneckdrögler bringt) und das Geopferte (den Heiland, Marterleib). Das Leben wird eine anhaltende Freudlosigkeit, die der Erbsünde geschuldet ist, diese Schuld trägt man ab, indem man sie generalisiert. Niemand scheint so viel Spaß am töten zu empfinden wie Fundamentalisten. Die paranoische Analyse überformt das Politische vom Typ westlicher Demokratie durch eine post-souveräne Scheinkörperschaft, formt sie durch technokratische, in immer neuen „Sach“zwängen aufgerechnete Gewalt nach Innen und diffuser, entidfferenzierender Gewalt nach Außen. Der sog. „Krieg gegen den Terror“ (das Dispositiv Petrodollarterrorismus) verwirklicht im größten Maßstab paranoische Analyse:
1. Durch Entdifferenzierung mittels der Aufhebung der Grenzen zwischen Innen und Außen, die globale Bedrohung evoziert eine Ausnahmezuständigkeit, die de facto innerstaatliche wie multilaterale Legalität beseitigt; durch eine Art translegale Militärpolizeigewalt, die in oder als diese Ausnahmezuständigkeit agiert.
2. Durch die Reduktion - Rückführung, Verengung - auf einen unfassbaren - absurden, unhaltbaren, extrem(istisch) verkürzten - Gegensatz von Freund-Feind, Selbst und Verfolger; die Entdifferenzierung, die rational aufzufassen ist als Beseitigung von Produktionshemmnissen aller Art, und die Zentraldichotomie als der andauernde Versuch, das Unverfügbare mittels herstellender Gewalt auszuschalten, versichern
3. Eine (sinn- oder ‘geschickhaft’) beschwerte Gegenwart, die vorzüglich die Existenz des paranoiden Selbst betreffen, das Wiederholen der Exklusion des negativ Gesetzten und der Inklusion des positiv Anverfügbaren durch eine Satzung, die man exklusiv zu handhaben weiß. - Entdifferenzierung im Zeichen oder besser im Nicht-Zeichen oder im fixierten Hyperzeichen eines imaginierten absoluten Gegensatzes betrifft auch die Entmischung - Homogenisierung - heterogener ökonomischer, triebökonomischer, ‘weltanschauungsökonomischer’ usw Initiativen, welche die materiellen Realitäten im Modus ihres Verschwindens je schon hintergangen und durch wesenhaftere Prozesse entgründet haben.
Dies ist kein Phänomen sozialpathologischer Art von dem die Normalen ausgenommen wären, sondern steht im Zentrum oder ist der Hauptantrieb des Normal-Werdens. Ein perfekt eingerichtetes Sein, das ganz wesentlich ist, wenn es ganz in die Erscheinung tritt, dessen Wesenlosigkeit in der Güte seiner Erscheinung verschwindet. Das mithin alles eliminiert, was doch der Existenz ein Herausragen und Bleiben geben soll. - Zum anderen ist dieses Verhalten nicht als das individuelle eines oder zahlloser sozialer Wesen zu erklären, sondern es bildet oder reproduziert einen Indifferenzbereich, der das Trägersubjekt bereits so weit entdifferenziert hat - indem es das Vermögen, das Intersubjektive und das Intrasubjektive auseinanderzuhalten aufgegeben hat -, dass es automatisch körperschaftlich handelt (denkt, phantasiert, agitiert), sich in einem Intermedium imaginärer oder imaginierter Zuständlichkeit und Zuständigkeit bewegt ohne dieses verlassen zu können oder zu wollen. Aus einem Phänomen, das man vordem als soziale Pathologie hätte beschreiben können, wird ein Massenphänomen, durch das sich gerade die Oszillation zwischen Krankhaftem und Normalem jeweils neu normiert oder in einer jeweils neuen Normalität aktualisiert, zu der es kein inneres Korrektiv mehr gibt. Leute, die sich noch mühen ihre Zeit in Gedanken zu fassen, haben dazu passend die immer wieder bestürzende Erfahrung, dass die Kritik vom Kritisierten auf dem Wege einstweiliger Affirmation je schon überholt worden ist. All dies halte ich für ‘Spät’folgen der verheerendsten Modernisierungsbewegung, die das 20. Jahrhundert im deutschen Nationalsozialismus zutage gefördert hat.
Ein Aggregat von Operationen, deren Zustand und Zuständigkeit das Austragen von Zwang ist, Produktion von Credo. Emphatisch gesprochen zeigt sich darin der Verlust einer Beziehung auf Wahrheit, die unverfüglich ist oder extrapropositional, die nicht diesseits gemacht, verallgemeinert oder jenseits vermutet, behauptet, vorenthalten wird. Eine Wahrheit, die in dem Vermögen das Richtige zu tun - zu urteilen und zu verantworten im und durch Handeln - sich nicht erschöpft, es aber auch nicht transzendiert. Urteilen aufgefasst als Unterscheidungen treffen können, die ein anderes Licht geben, Schlüsse zu ziehen, die im positiven Sinne - eine Existenz bekräftigen - das Singuläre aus dem ausschließen, was allen gemein ist. Verantworten, das ein Antworten auf das Problem des Zusammenlebens der Vielen ist, deren Vielheitlichkeit gegen die Deformation durch Herrschaft (Gewalt, Ausbeutung ...), die immer im Phantom der Souveränität gründet als der einem Selbst verliehenen Verfügungsgewalt.
„Überzeugungsarbeit“ nenne ich den strukturellen Zwang zur Lüge (nebst Entsorgen eines Bewusstseins diese betreffend) um des Erhalts der Selbst-Herrlichkeit willen. Die Selbst-Herrlichkeit oder das, was seine Souveränität exekutiert, gründet sich auf den Gemeinplatz oder dem Territorium, wo die Vielen Objekt werden, oder ergründet sich am Wissen um Ursache und Wirkung, an der Regel, die sich dem Vorschein verwahrt, in der monologischen Reduktion des Sichtbaren auf einen idealen Grund, der durch Idealität gründlich und im Gründen wie im Gründungswissen ideal wird.
Zum Märchenschatz der Gegenwart gehört das Märchen von der großen Unübersichtlichkeit, welches das Märchen von der transzendentalen Obdachlosigkeit fortschreibt. In diesem Märchen geht es um das Element der Grundlosigkeit und wie es verloren wird an eine Realität die stetig platter, fragmentierter, auf funktionellen Autismus veranlagt, durchschauter, uniformer, präfabrizierter und so der Erfahrbarkeit, der Fühlbarkeit und der Erkenntnis entzogen wird. Eine vormoderne Pose: das Leben muss, soll einen Grund haben scheint durch die spezifisch moderne Erfahrung hindurch: dass zu existieren heißt, von allen Gründen abgerissen zu sein; der Grund ist die Fläche, in der nichts gründet. Immer wütendere Überzeugungsarbeit dekompensiert die unmögliche Beziehung auf den Grund, die in der gewollten Form nie existierte. So gesehen definiert die Überzeugungsarbeit ein Stadium, in dem der eigentliche Prozess der Moderne abbricht und falschen Reproduktionen der Souveränität Platz macht; wobei sich erweist, dass dies im Entstehen der Moderne als Sollbruchstelle eingeschrieben ist eben dadurch wie dieses bürgerliche Subjekt konzipiert worden ist durch die Auslösung aus den tradierten Vorurteilen, der Konstruktion um eine innere Grenze, hinter der wieder gefährliche Natur auftaucht. Dem man entgegenzutreten hat als Produkt von Subjektivierung ist, welches in Personalunion Agent wie Gegenstand der Subjektivierung ist. Dies ist ebenso der (schmale) Übergang von einer Produktion von Wahrheit zu dem Ausagieren des Zwangs, Wahrheit vorzumachen. Die Beziehung auf den zerstörten Grund, die Zerstörung des Grundes von Beziehung wird oder ist plötzlich transformiert in die Permanenz des zerstörten Grundes in und durch seine Zerstörung und entsprechend in die Permanenz des Lebens in zerstörten Repräsentationen, von denen das Subjekt die vornehmste ist und die prekärste, weil es den Prozess der Repräsentation aufheben soll.
Die Untersuchung betrifft also den obsessiven Kern der (post-)bürgerlichen Weltbenutzung, den Prozess des immer ausschließlicher - zum Ausschluss stehen an das Soziale, das Geistige, das Unverfügliche - auf die Habe gestellten Selbst, seiner Phantomkörperschaften und der bis in die Fundamentalismen ausgewurzelten Strebungen und Strömungen seiner Organisation. Dass es möglich ist, in zerstörten Repräsentationen zu leben, ist verwunderlich, noch verwunderlicher aber, dass Zerstörtheit die Voraussetzung dafür ist, dass sie bewohnbar sind. Würde das Subjekt eindeutig funktionieren, würde es entweder sich direkt vernichten oder gänzlich von den habitualisierten Subjektivierungen emanzipieren. Würde die bürgerliche Demokratie funktionieren, bräche morgen die ganze Staatsorganisation zusammen, weil mit der Bevormundung durch organisierte Interessen und dem vollständigen Ausschluss aller Minoritäten, mit der Reduktion auf vorbeschiedene Sachzwänge und der Produktion von Mehrheit statt Wahrheit - problematisch insbesondere, weil diese Mehrheit die Bedeutung von Wahrheit erhält - eine freizügige und verantwortungsfähige Vergesellschaftung überhaupt nicht möglich ist. Wobei mE für alle Fälle gilt, dass nicht die ersichtliche Inkonsequenz für das hier verhandelte bedeutsam ist, sondern ihre vollständige Unterschlagung oder das überzeugte Nichtwahrhaben. Verwunderlich ebenso, dass und wie Kapitalismus zur Un-Heilslehre verkürzt - mit dem Bekenntnis, wenn er nur radikal genug betrieben würde, dass dies Erlösung verhieße - und nicht begriffen wird als Automatismus aus Störung und Zerstörung. Verwunderlich, dass Rechte für ihre Konstrukte aus ideologischem Schwachsinn Wahrheitsbezug reklamieren, dass sie ihre idiotischen Rassismen glauben, dass ihre Gewalt einen politischen Zweck haben sollte - und ihr körperschaftliches Handeln dies bewahrheiten soll, die Bewegung selbst dort, wo sie nur als alkoholgestützte Karrikatur des perfekten Befehlsorganismus auftritt. Was passiert da?
Überzeugungsarbeit chrakterisiert mE sowohl die Ideologie wie die Ideologiekritik, beide verwenden ratioide Einbildungen im Gegenstand wie in der Kritik des sozialen Prozesses. Ideologie ist, mit Deleuze gesprochen, ein schlechter Begriff; das grundsätzlich Falsche, dem auch die ideologiekritischen Ideologen unterliegen, besteht darin, Interessen abzubilden, die sich gedanklich beherrschen lassen sollen. Spätestens die NS-Ideologie gibt ein Beispiel für ein Sammelsurium absurder Gemein(heits)plätze, welches wie geschmiert funktioniert, aber nie so wie man es sich vorstellt. Weil sie Überzeugungsarbeit im Endzustand leistet; niemand ist mehr zu überzeugen, die Propaganda verwendet das pseudoverständige Angefühlte nur noch zur Mobilisierung. - Muss man nicht davon ausgehen, dass die postmoderne Überzeugungsarbeit vergleichbar ein Mobilisieren mit programmatischen Phrasen, mit modischen Floskeln, mit Referenz auf das ist, wodurch der Massenmensch sich aus dem Massenmenschsein herausspekuliert? Dass die eigentliche Reproduktion der emphatischen Formel, der Betrieb einer semiotischen Maschine auf die Herausbildung großer Mehrheiten zielt, auf die Abstimmung an der Ladenkasse als Meinung oder Quittung, die der Konsument mit den Füßen gibt? Dass man eben heutzutage nur noch abruft - das Vertrauen abruft, das der Konsument denen spendet, die „die Menschen abholen“ wollen (obzwar frei Haus, so wenigstens nicht mehr im Morgengrauen), die Zuversicht abruft, mit der er das Ersparte den Füchslein an der Börse zuwirft? Überzeugungen rezitiert, die ja feststehen als Phrase, als etwas, das ihm automatisch über die Lippen kommt. Überzeugungsarbeit passiert im Stauraum dessen, wo der politische Matador vielleicht erst nach dem hundertsten Mal „Ich-AG“-sagen ein gutes Gefühl hat und nicht mehr ein Unbehagen, dass er die dämliche Phase eines kreativ „durchgeknallten“ Managementgurus wiederkaut. - Die absurde Idee, dass aus Verallgemeinerung Wahrheit entsteht, eine stabile Mehrheit, eine tragfähige Überzeugung - was trägt dies anderes, als das Gewicht eines Selbst? Das Gewicht des Selbst oder das Angesicht, das sich in Wahrheit wiegt? Schließlich geht es um Souveränität und zwar im umfassendsten Sinne als ontologisches Konzept, ohne damit nun der Ontologie mehr anzulasten, als was sie in einem vernünftigen Sinne relevant noch ist als das, was und wie vom Sein sich zum Vernehmen bringt. Wer oder was ist souverän? Liegt nicht im Begriff schon, sich herauszunehmen das Recht über die Anderen und das Andere, was man eigentlich immer schon hat, von Gottes Gnaden als Ausgezeichneter zugeteilt bekommen, Herr über Leben und Tod? Ist jemand noch souveräner als Bin Laden? Ist der demokratische Souverän in seinem Ausgeliefertsein an den Sachzwang noch in der Lage, überhaupt etwas verantworten zu können - oder ist er eben souverän genug, sich für nichts mehr verantworten zu müssen? Weil er seiner Souveränität den einzig noch möglichen Grund, die Masse an Selbst, gegeben hat?
Die Untersuchung geht aus von der primären Inter-Subjektivität aller Überzeugung und damit davon, dass jede Überzeugung politisch ist; zum zweiten, dass jede (politische) Überzeugung eine komplexe permanente Artikulation voraussetzt. Wäre es sinnvoller unter dem Aspekt des Delegierens von Seelenleben von Individuen an Gruppenpersonifikationen statt von Psychologie von Psychographie zu sprechen? Psychographie sollte also den Umstand realisieren, dass die Unterscheidung von Inner- und Intersubjektivität in Zerstörung begriffen ist und damit die Springform des bürgerlichen Subjekts. Das Sprechen der Seele, die Psychologie, ist in Widersprechen gegen Zumutungen und Anfeindungen übergegangen, die aus der Einvernahme/Anverwandlung durch das abstrakt-egologische Konstrukt folgen. Das abstrakt-egologische Konstrukt besteht in der Verfügung über organische Materie, die in ihrer Unorganisiertheit und Materialität zum Verschwinden gebrach wird, Biomasse als Stoff der neuen Mythologie: Die Wiederkehr des Gleichen zu bejahen durch die Reproduktion des Selben; eine Art resäkularisierte Wertsubstanz. Die Arbeit am Stoff, immer schon Selbstzweck wie Mittel, sei es sich zu erhalten, sich zu erhöhen, Wert zu bilden usw soll dem Stoff das Widerständige entziehen, ihn so niedrig machen, wie er als Stoff eben schon aufgefasst wird. Man will die Idee des Organismus aus der organischen Materie herauslösen, indem man sie von der Endlichkeit - im Stoff, im Menschen, im Singulären schlichtweg - erlöst.
Das ‘Teilen’ der Überzeugung stiftet ihren prekären Bezug auf Wahrheit und de-potenziert sie zur Wirkmächtigkeit. - Das Sub-iect als zerstörte, aber weiterhin bewohnbare Repräsentation bedingt in und durch seine Auflösungsprozesse die politische Artikulation. Das Sub-iect ist also solches - diesseits der Retter, jenseits der Denunzianten des Subjekts - bestimmt zum einen durch die Arbeit, sich zu erhalten und zum anderen durch das Bestreben, sich immer wieder neu zu entsubjektivieren. Das Subjekt ist nicht das, was die Psychologie „ich“ nennt, sondern das, was zwischen einem „ich“, einem Körper und dem, was diesen Körper begrenzt, oder zwischem einem „Verinnerungszentrum“ und seinem zu Gewärtigenden ob individuell oder transindividuell eine geregelte Beziehung herstellt. Das Bewohnen zerstörter Repräsentationen meint: Diese funktionieren nicht in der vorgestellten oder tradierten Weise, sondern indem sie zerstört sind und durch ihr Zerstörtsein oder aus dem Arsenal des Zerstörten das Material für immer wiederholte Reaktionsbildungen hergeben.
Dem versuche ich durch Formulierungen wie wesenhaft oder zeichenhaft Rechnung zu tragen, dh die vorgestellten Bestimmungen gehen nicht auf eine meta-physische oder vor-gesellschaftliche, über-zeitliche Anlage zurück, deren Sich-Vorzeigen und begriffliches Bekunden einen geschickhaften Zusammenhang geben. Zugleich ist es unübersehbar, dass solche gebrochenen Repräsentationen im Umlauf sind und als affektive Quantitäten, Fixierungen auf der „sub-ideologischen“ Ebene firmieren; „Emotivkräfte“, die die Produktion dessen bestimmen, was ich „Affektbewirtschaftung“ nenne. Diese rekurrieren auf trans- oder prä-subjektive Wunschpositionen, die eine sehr triftige Unterscheidung von links und rechts unter dem Aspekt der Radikalität und ebenso eine Konfusion unter dem Aspekt der Extremität ergeben. Das möglicherweise neuartige meiner Untersuchung: Die Überzeugung aus dem konstitutiven prekären Bezug auf Wahrheit und dem Verschnitt des Inter- und des Intra-subiectiven zu begreifen als semiotische Maschine. Der Zusammenhang von Sein, Denken, Phantasie usw ... ist immer ein indirekter, es gibt keine ontologisch gewährleistete Abbildung oder Aufhebung oder ein ideales Konzentrat, es gibt mE nur eine Art Muster mittels dessen ein korrespondierendes Muster gebildet werden kann.
Überzeugungsarbeit bezieht sich natürlich auf Symbole oder arbeitet mit Symbolen, unabhängig davon, dass es sich um einen Gebrauch des Symbolischen handelt, der den originären Bezug auf das Numinose nicht mehr mitführt, der somit funktionalisiert und imaginär ist. So besteht ein symbolbefrachteter, oder symbolizitär eingerichteter Nicht-Bezug auf gesellschaftliche Probleme. Wenn im „Kampf“ um, besser mittels des Lebens der Komapatientin für das Leben an sich gestritten wird, zehrt dieser Kampf nicht nur davon, dass man sozusagen die noch soeben existierenden sterblichen Überreste gnadenlos instrumentalisiert, sondern vor allem, dass dieser Kampf absehbar ergebnislos ist, dass die Dimension einer naturhaften Potenz, die dem Symbolischen mit numinoser Verortung noch zustand, fehlt. Und im geleugneten Wissen um dieses Fehlen, um diese Verfehlung belädt sich der Furor der Überzeugungsarbeiter. Neben und durch die gesuchte und unerreichbare Symbolizität entsteht Absurdität (lächerlich, unwirklich), die das Phänomen entrückt, an dem man auch keinen wirklichen Anteil nehmen kann; die Anteilnahme wird zu einem nur Gemeinten, in dem sich die Überzeugungen darstellen. Somit ist es nur folgerichtig zu sagen, dass die Überzeugungsproduktion sich von der Willkür nährt. Je weniger sie mit der Realität zu tun hat, desto besser funktioniert sie.
Die Propaganda demonstriert den Basisprozess der Überzeugungsarbeit, den Zweifel zu zerstören; den Zweifel am Selbst, an der Güte seines Wissens, an der Beständigkeit seiner physischen Existenz, an der Einzigartigkeit seiner Dispositionen und Affekte, seiner Körperschaften und Scheinkörperschaften als rezitiertes Subjekt-Objekt seiner als d e r Souveränität. Beziehungsweise die Propaganda dort, wo sie am Ziel ist - wo die Macht ihres perversen Begehrens indem sie von „unten“ nach Oben“ gelangt ist, eine Herrschaftsform gefunden hat, einen transzendentalen Rahmen - verwendet die Überzeugung nur noch als semantisch abgestorbene Phrase, um die Artikulation und Mobilisation in immer stringentere Massenkörper hervorzutreiben.
Der Zerfall des Subjekts als Folie der Rechts-Person oder des Souveräns der modernen Staatstheorie (Hobbes, Rousseau) führt zur Zerstörung des Politischen selbst, dessen über den gewöhnlichen Rassismus, soziale Diskriminierung und Populismus hinausgehende bedrückendste Form aktuell die Psychotisierung des Politischen ist (Terrorismus fundamentalistischer/faschistischer Bewegungen);
die vorbildliche Massenartikulation-Reformulierung des NS, eine aus der Massenbewegung neu geformte Scheinkörperschaft mit völlig permissiver Befehlsreplikation, die avancierteste und in ihrer Katastrophengestalt unbegriffene Modernisierungsbewegung. Die furchtbare Unüberwindlichkeit des Rechtsextremismus liegt mE gerade in der völligen Vertrieblichung einer maschinellen Einvernahme und Reproduktion von Überzeugung, wobei die Überzeugung so zweifelhaft und absurd ist, dass der Betrieb von Ideologemen aufs Ganze nur darin funktionieren kann, Denken im eigentlichen Sinn auszuschalten; dass der Rechtsextremismus funktioniert liegt also an der Ausschaltung jeglichen Zweifels aus dem mit souveräner Willkür produzierten Wahnzusammenhang. (Und es wäre unbillig zu behaupten, dass der Linksextremismus nicht ähnlich verführe.) - Die Arbeit setzt mit einer Darstellung der „links-rechts-mitte“-Problematik ein und entfaltet die darin verwendete Kategorialität in fünf Schritten:
(1. Kapitel) links - rechts - mitte - Thema: Worin kann eine triftige Unterscheidung zwischen links und rechts bestehen, wie sind die Positionen faktisch (realpolitisch) aufgelöst? Politische Überzeugung wird als politische Artikulation bestimmt. Die traditionelle Vorstellung von einer Körperschaft, auf oder innerhalb derer bestimmte Positionen besetzt werden, wird beschränkt auf die theatrale Repräsentation divergierender politischer Strömungen; sie bezeichnet die sekundäre Organisation oder Abschöpfung (ideologische Verwertung, materielle Vernutzung) des an sich nicht greifbaren politischen Primärprozesses und formuliert so notwendig eine ‘falsche’ Deutung und Verwendung, die wiederum den Primärprozess reinfiziert. Als radikal wird dabei das singuläre und vielheitliche Potential oder die Intensität des Primärprozesses, als extrem die extensive, sich über die Oberfläche von phantasmatisch anzueignenden Körperschaften erstreckende Manifestation als Übergang in, bzw als schlechthin sekundäre Organisation verstanden. - Der politische Primärprozess oder die Artikulation des politischen Begehrens entfaltet sich zwischen den Polen linksradikal (schizo-nomadisch) - rechtsradikal (paranoisch-segregativ); deren Eindämmung, Begrenzung, Ausschluss des Extremen wurde von der „alten Mitte“ unter idealtypischer Einrichtung des Staatlichen gemäß der Unterscheidung privat/öffentlich, der Gewaltenteilung, der Rechtssicherheit organisiert. - Als „neue Mitte“ (über die Formulierung rot-grüner Politstrategen während ihrer ersten Legislaturperiode hinaus) erscheint ein Sammelsurium rechter und linker Gemeinplätze, die sekundär organisierbar sind nur noch unter einer strategischen Unterscheidung von links und rechts - als Links- und Rechts-Extremismus - , maßgeblich produziert durch das Verschwinden der Öffentlichkeit, das Aufweichen der Gewaltenteilung, klVerstärken von Tendenzen zu Sicherheitsdikatatur, Zwangsprivatisierung und Affektbewirtschaftung. - Die These über die von wem auch immer besetzte „neue Mitte“ heißt: Sie propagiert ein rechtes Paradigma „regressiver Vergemeinschaftung“; das rechtsradikale Phantasma - die rechtsradikalen Strömungen nationalkonservativ bis faschistisch lassen sich dabei durchaus auf einen Nenner bringen - kreist um die Topoi Territorialität, Militanz, Opfer und diese gewinnen zunehmend Diskursgewalt.
Es geht nicht um die Bewertung von sog. „Realpolitik“ oder um den Unterschied zwischen der Forderung nach zivilgesellschaftlicher Emanzipation weltweit (den Militarismus beenden, die soziale Entmündigung aufheben, Verteilungsgerechtigkeit statt Aneignungsgarantien) und der „praktischen“ Politik, der sich noch eine praxisfähige Theorie zugesellen soll. Als praxisfähige Theorie oder eine, die innovativ ist, gilt dem postbürgerlichen Politiker eine, die das Soziale berechenbar macht, eine ununterbrochene kostengünstige Auflösung des Sozialen durch einen „gelungenen Mix“ aus darwinistischer Reduktion (die einzig wahre Erwerbsnatur freisetzen) und Substitution des Zwischenmenschlichen durch das Eigenmenschliche; die Innovationen in den Informations- und Biotechnologien laufen sämtlich darauf hinaus, geeignete aber störanfällige und mit Verwertungsunsicherheiten belastete menschliche Verhaltens- und Verfahrensweisen zu ersetzen durch noch geeignetere, da weniger störanfällige, besser simulierbare, intensiver zu nutzende, noch besser zu domestizierende. Wozu braucht es noch Planwirtschaft, wenn es gelingt weltweit die Lebensplanwirtschaft durchzusetzen, die jeden wohlhabend, also frei und glücklich macht, der sich nach neuesten eugenischen Erkenntnissen und sicherheitspolitischen Spezifikationen selbst bewirtschaftet. Die Innovation verspricht man sich von der Substitutionstechnologie, welche - ganz in der furchtbaren Konsequenz der großen Erfindungen des 20. Jahrhunderts - das krisenanfällige Individuum, welches kriminell, erbkrank, drogenabhängig, behindert, chronisch erwerbsunfähig, zeugungsunfähig oder sich planlos übervermehrend, antiautoritär verseucht oder börsenfeindlich ist, dem es am Sinn für die heiligen Bücher, die heilige Familie, die Güte der Obrigkeit und die reine Liebe zum großen Kapitalstrom fehlt, durch ein optimiertes Subjekt ersetzt, das eines schönen Tages jedes für sich als Gattungssubjekt durchgeht.
(2. Kapitel) Affektbewirtschaftung - Artikulation - Ontosemiose
Dieser Abschnitt entwickelt das zentrale Theorem Überzeugung/semiotische Maschine. Sie greift auf die von der strukturalen Linguistik (Saussure, Hjelmslev, Martinet) bekannt gemachte doppelte Gliederung - als Spezifikum der Sprache oder des Sprachlichen überhaupt - zurück, um sie gegen die explizite Intention ihrer Entdecker auf die Artikulation der Überzeugung gemäß der beiden Pläne des Ausdrücklichen und des Inhaltlichen darzustellen. Das Soziale ist hier aufgefasst als
Artikulationssynthese in
1. der Unterscheidung nach Plänen des Intrasubjektiven (Ausdruckssubstanz, Ausdrucksform) und des Intersubjektiven (Inhaltsform, Inhaltssubstanz) und ihrer immanenten Formalisierung (das Soziale auf ein jeweiliges Ganzes hin gesehen verbindet eine Vielzahl ausdrücklich gemachter Subjekte, das Psychophysische speichert eine Vielzahl von Trieben, Habitualisierungen, Handlungsschemata, Entwicklungsprogramme, die es verinner- und verinhaltlicht);
2. die Unterscheidung/ Hierarchisierung der Strata gemäß doppelter Gliederung und Reorganisation der ausgegliederten subjektiven und für sich sinnlosen Codes, Codeelemente. - Dies ergibt im Unterschied zum ersten Modell und seiner Formel AS-AF ~ IF-IS eine vertikale Subordination einer signifikanten unter eine signifikate Serie, die übertragen auf das Soziale eine fortschreitende Ausgliederung, Entwertung (Versinnlosung), Degradation/Herabsetzung des Ausdrücklichen (schließlich Reduktion, Regression) zu bloß signikantem, instrumentalisierbaren Material, durch welche das Subjekt
- nicht ausdrücklich werden kann (insofern es zeichenhaft übersteuert ist),
- je schon in seinem Nicht-Sein (zeichenhafter Übersteuerung und Unfähigkeit, sozialen Sinn zu produzieren) identifiziert ist.
Als Zwangsprivatisierung (jenseits der realpolitischen Kampagnen zur Privatisierung, dem Credo, dass der aufrichtige Eigennutz alles Erdenkliche besser, schneller, sauberer zurichte usw) definiere ich die vor-letzte Stufe einer Entwicklung oder Rückentwicklung von Gesellschaft, in der das Subjekt sich rückverrohstofflicht. Aus der Begründung der ‘missbräuchlichen’ Anwendung ergibt sich eine Theorie des Zeichenhaften („Ontosemiose“): Alles was ist - ist zeichenhaft, zeichendeutend, zeichenverwendend, die „Dinge selbst“ sind Ablösungserscheinungen und je an mindestens eine Zeichenfunktion (mit den Funktiven Ausdruck - Inhalt) verteilt.
Die semiotische Maschine wird begriffen als primär sinnlos und Maschine von Maschinen; aus dem Zeichenhaften wird eine Zeichenfunktion, die Zeichenhaftes hervorbringt. Durch semiologische Realisierung, Re-Produktion werden die Sub-Funktionen bestimmt und übersetzt oder reorgansiert, ohne dass dies die Wirklichkeit des Zeichenhaften beträfe. Also weder die Heterogenese maschinischer Interventionen, maschineller Verkettungen, die nicht als solche codierbar sind, eine Pro-Position, noch die Aufhebung in eine semiologische Form, die Rückführung auf die nach identitäts- und egologischen Oppositionen operiert. Die leere Re-produktion und die Abschöpfung ‘geronnener’ Emotivkräfte von immer ausschließlicherer und ausschließender Zirkulationsfähigkeit (bedeutungsrückstandslos auszutauschen) nenne ich Affektbewirtschaftung.
Affektbewirtschaftung ist das genaue Gegenteil einer praktischen - praktikablen und sich auf sie als Wirklichkeit transzendierenden - Theorie der Affekte wie sie klassische neuzeitliche Philosophie (Spinoza) gedacht hat. Der Begriff „Affektbewirtschaftung“ soll dem tatsächlich neuartigem, dem ontischen wie ontologischen Bruch Rechnung tragen, der die traditionelle politische Ökonomie nötigt zu einer politischen Ökonomie der Affekte als der maßgeblichen neuen Produktivkräfte zu werden und sich als Teil derselben zu verstehen; nach meiner Auffassung liegt dieser Bruch darin, dass die tradierten Formen der Aneignung von Reichtum, Wahrheit, Wissen, Glück usw überformt oder unterwandert sind von einer auf Zweifelsfreiheit sich gründenden Erwerbsnatur - souveräner Konformismus.
Um es für Marxisten zu formulieren: Affektbewirtschaftung als Produktionsweise (politische Ökonomie der Affekte) ist nach meiner Auffassung (a) eine neuartige Form der Überzeugungsarbeit; daher die These, dass es sich nicht um Mittel handelt (also so wie Produktionsmittel zu einem Zweck dienen), sondern tatsächlich eine sich selbsttätig betreibende, erweiternde Produktion, welche nur noch oberflächlich mit der Verwendung propagandistischer Mittel zur Verkaufsförderung oder Gesinnungserstellung zu verwechseln ist. - Und dass dies (b) die Frage zu beantworten helfen könnte, warum der Kapitalismus immer reaktionärer oder warum die Subsumtion immer formeller und die Akkumulation immer ursprünglicher wird?
Dies widerspricht zunächst der Erfahrung die man von einem siegreichen Kapitalismus oder aus der Perspektive hat, dass er konsequent auf seinen Verfall hinsteuert - Vorstellungen, die mE zu nichts mehr nützlich sind, wenn es möglich ist, Kapitalismus als maschinelles Konglomerat von Praktiken und Tendenzen aufzufassen, die den maßlosen/nicht zu bemessenden und nicht von außen (es müsste schon ein anderer Stern sein) einzudämmenden Trieb von Kapital, sich zu verwerten definieren, bzw den darin waltenden Zwang zu interpretieren. Dieser Zwang endet auch nicht dort, wo er an eine logische Grenze stößt, also wo die reelle Subsumtion aller Lebensverhältnisse abgeschlossen (nicht zuletzt seit dem Wegfall des „systemischen“ Antipoden), wo die Produktion des absoluten wie des relativen Mehrwerts ausgereizt, keine lebendige Arbeit mehr zu „vampirisieren“ und die Kaufkraft nicht mehr bei der „Arbeitskraft“ - auf deren Teilnahme und Reproduktion man nicht mehr angewiesen scheint - zu lokalisieren ist. Die Reaktion der kapitalistischen Maschine kann folglich nur in einer abstrakten Negation bestehen, Unbrauchbares aus ihrem Prozess auszuschalten. Hierbei lassen sich mE zwei Hauptverfahren beobachten: Massenhaltung - auschließende Eindämmung oder eindämmende Ausschließung -, die immer mehr Menschen entspezifiziert, aus der Produktionsrealität ausschließt, ihnen nur noch formelle oder auf dem Boden anhaltender Disqualfizierung noch irgendwie fortbestehende Rechtszuweisung veräußert, also auf die formelle Subsumtion zurückführt, dass jeder im Prinzip Unternehmer (sogar sein eigener) sein kann usw und wenn er sich weit genug hineinhängt schon irgendwas zu vertreiben weiß, das ihm erlaubt zu überleben. (Man war exotisch genug, nicht bemerkt zu haben, dass es fast überall fast immer so gewesen sein wird.) - Zum anderen die mit nicht nachlassendem Furor betriebene Zwangsprivatisierung - jedeR noch bis auf die Verwertung der letzten psychophysischen Ressource veranlagt, Rohstoff und Agent des Ausverkaufs seiner selbst -, die auf der Ebene des sub-iects genau die Abscheidung des Produzenten von seinen Produktionsbedingungen (ursprüngliche Akkumulation) wiederholt; der zwangsprivatisierte Coproduzent postsozialer Realität ist genötigt als Vertreter dieser „Realität“ sich selbst des Innersten und Unveräußerlichsten zu benehmen und (in einem „gattungsgeschichtlich“ grotesken Modus) dies wiederanzueignen, zu kapitalisieren und für das so auf dem Wege der Selbst-Verwertung geschaffene Potential ins Spiel zu bringen.
Dass es gravierende Unterschiede gibt zwischen Menschen, denen es absolut schlecht geht (Hunger, Krieg, Katastrophen) und solchen, denen es relativ immer schlechter geht, weil sich ihre Lebensperspektive auf die der ersteren einzuschwenken beginnt, versteht sich von selbst.
(3. Kapitel) abstrakt - konkret - theoretisch: Souveränität des Theoretikers/ Selbstverhältnis als Besitzverhältnis. - Aus der Auffassung eines positiven Begriffs von linksradikal (im Unterschied zum manifesten Linksextremismus oder Linksterrorismus) wird der Begriff abstrakte Subjektivität bzw einer Abstraktion als Aufgeben des verwirkten Territoriums, einer (durch Privatbesitz, Zerstörung, Herrschaftsverhältnisse ...) zerstörten Realität im strengen Unterschied zu Reduktion auf Grund, Prinzip, Satzung entwickelt, bzw die Unterscheidung des Maschinischen-Realen vom Organismisch-zu-Reproduzierenden. Das Abstrakte in dieser Perspektive ist nicht der Antagonist des Konkreten, sondern das Wirkliche im Zustand gesteigerter Intensität. Die Theorie wird so depotenziert zur Theorieinstallation, dh des Charakters imperialer Repräsentation überführt und in die Komplementarität des Wirklichen selbst verbracht. ‘Die’ Theorie als Schau und/oder Produktion von Wahrheit ist aufgegeben - irrespektive der Tatsache, dass es in den Wissenschaften theoretische (und praktische) Verfahren gibt, die zu richtigen Ergebnissen, ‘wahren’ Erkenntnissen führen usw - wenn Wahrheit begriffen ist als extrapropositional, dh nicht in und durch einen Bedeutung durch sich selbst vermittelnden Satz abzubilden ist. Wahrheit so verstanden geht der Gedankenbildung voraus, löst sich nicht durch sie auf oder wird mittels Denken verfügbar, Wahrheit existiert nur als Anspruch, der nicht theoretisch einzulösen ist. Eine Theorieinstallation demontiert sich aus Liebe zur Wahrheit, aus dem Anerkennen ihres Anspruchs. „Wahrheitspolitik“ würde ich demzufolge verstehen als Umgang (handeln mit, vorenthalten, dekretieren) mit Resultaten einer Anspruchsbildung, die den vernehmlichen, aber unverfüglichen ersten Anspruch disqualifiziert und das durch Verifikationsbedingungen objektiviert, sozusagen durch Umlage zur Auflage macht. - So wenig wie die Wahrheit als Wahrheit sich über den Anspruch hinaus ereignen kann - das Ereignis ist nicht die Wahrheit -, so wenig hat sie ein Subjekt oder ein Medium, so wenig auch lässt sie sich exemplifizieren, das Exempel käme immer einer Depotenzierung gleich. Das Entzogensein oder die Unverfüglichkeit der Wahrheit hindert nicht, richtig zu denken, begründete Kritik zu üben oder weltanschaulicher Vereinnahmung zu wehren - im Gegenteil, nur dies ermöglicht es. Muss man mit der Absage an die Theorie nicht konsequent die Absage an die Wahrheit verknüpfen?
Die Wahrheit ist, mit Hannah Arendt gesprochen, im Anfang oder im Aufgang des Gedankens (oder des Handelns, das kein Verrichten ist). Wahrheit ist - soweit man davon sprechen muss - eingeschränkt auf eine Einstellung, nicht aufgefasst als Wesen oder Bestimmung, die man in Verfolgung der Arbeit am Selbst findet. (Mein Traktat ist demzufolge auch eine Bestandsaufnahme, welche zivilisatorischen Verheerungen die Arbeit am Selbst ergeben hat.) Die Disposition wahrhaftig sein zu können (der Wunsch und die Fähigkeit, die Wiederstandskraft) impliziert Willensfreiheit (die Abenteuer des Geistes, liebe Ethikkommissare, sind noch nicht vorbei). - Willensfreiheit wiederum kann mE nichts anderen als die Verantwortung für sein Handeln antizipieren zu können. Erst dies löst den Protagonisten von den bekannten Determinationen (biophysisch, sozioökonomisch, paranoetisch) ohne sie zu verleugnen. Mit der Antizipation der Verantwortung antizipiert der Wille seine Freiheit. Dies ist eine Praxis, die der Souveränität - der Herrschaft der Transzendenz und/oder des Todes über das Leben nach seiner inneren Möglichkeit - widerstrebt. Der Wille ist frei zu entscheiden, was er entscheiden kann, wozu er kompetent ist - und dass er nicht über Dinge entscheidet, die das Urteilsvermögen des Willigen übersteigen, bestätigt dies nur.
Das Problem der Willensfreiheit wird als Problem gar nicht wahrgenommen, bzw analog der Souveränität - die Souveränität absurderweise als Apotheose des freien Willens, der sozusagen erst in der Will-Kür zu sich kommt - systematisch fehlinterpretiert als das der Eroberung des Grundes. Der Wille wird in einen möglichst gesäuberten Mechanismus gesetzt und dort sozusagen beschlossen; dass man aber den „Geist“ mit seinem „organischen Stratum“ Gehirn (oder die software mit der hardware) verwechselt, heißt ja eigentlich, dass man nicht nur jetzt und für alle Zeit (also auch rückwirkend und mithin alle jene Lügen strafend, die ja möglicherweise einen freien Willen unter Beweis gestellt haben) den Menschen entmündigt, indem man ihn auf das reduziert, was ihn noch nie ausgemacht hat, sondern dass man als willentlich frei/willensfrei nur anerkennt, was die unbegreifliche Natur, die im Innersten schaltet und waltet, gänzlich domestizieren und funktionalisieren könnte; der freie Wille - und insofern ist er als Begriff zur schieren Unmöglichkeit aufgestellt - würde die artifizielle Gesamtnatur instrumentieren, der er als Supervisor entzogen sein müsste (obwohl er ja wesentlich von Natur aus sich zu verstehen gebe und zu verstehen sei) und er träte somit in jedem Projekt als totalitäres Faktum zutage. - Erklärt der Neuroanalyst den Menschen in seinem Steuermechanismus zum Neuromat, als/zum Abstellgleis seiner disparaten, verzweifelten Versuche, die Emissionen und Transmissionen interner/ externer Sender zu synchronisieren, so vergisst er also, dass <ich> tatsächlich nicht/nie als Subjekt frei und ‘anständig’ usw bin, sondern dass ich eine Proportion (rationale, Anerkennungs-, schöne Verhältnisse) suche als Verhältnis von Inklusion und Exklusion in/ zu einem sozial stimulierenden zwischenmenschlichen Zusammenhang, eine Proportion, die ich weiß, um sie nicht zu besitzen.
Die Theorieinstallation unterbricht den (immer wieder neu phantasierten) Determinismus zwischen Sein und Bewusstsein; sie untergräbt die bürgerliche/= Bewusstseinsphilosophie und ihre Abkömmlinge. Als bürgerliche Philosophie verstehe ich (jenseits idealistischer vs materialistischer usw) solcheTheorien,
die das Selbstverhältnis als Besitzverhältnis denken, weil nach der hier leitenden Idee der Sinn der Habe Entzug ist, also die Habe anderen zu entziehen, damit sie erst Habe ist, an der man ein Selbst haben kann.
- Die Theorieinstallation verwirft die ‘selbstgewählte’ (oder zum Selbst erwählte) Subjektivierung, die Souveränität (als Phantasma einer letztinstanzlichen verbindlichen Ansage), die Bevormundung (die Stimme der Höhen, die Stimme des Gewissens sprechen gegen das Sprachlose und sei es als ihr Bauchredner), die Selbst-Kontrolle als Darstellung und Aneignung, die Modifizierung und/oder Ausschaltung des Zweifels (oder des Taumelns dieser haltlosen Konstruktion) durch ein Subjekt, das sich identifizieren und ausweisen kann. Die Theorieinstallation versucht dagegen einen Begriff von Integrität und Autonomie zu setzen.
Sie ist nicht das Problem, das sie erarbeitet.
Die Theorieinstallation besteht auf oder in der Verwendung ratioider Verfahren und setzt meta-physisch auf oder in die Komplementarität von Geistigem und Körperlichem oder die Hypothese einer im-materiellen Potentialität, die sich unter verschiedenen Aspekten (Attributen) versteht ohne dass der Übergriff von einem auf das andere zulässig ist. Statt Axiomen oder Gesetzen kommen Theoreme
zur Anwendung, die zu verstehen, aber nicht im strengen Sinne beweisbar sind. (Theorem nenne ich, was vorgängige Theoriebildungen so kondensiert, dass ‘nur’ eine Idee übrig bleibt.) Theorem I wird durchgängig verwendet, Theorem II schwerpunktmäßig im zweiten Kapitel.
Theorem I: Nicht materieller Zwang als Objekt oder Instrument von Ideologie bestimmt das bewusste Sein (das be- und gewusste ...), worin und wodurch jedeR sich - das Menschenmögliche - in seinem Verfügungsbereich mehr oder weniger mitteilt, vielmehr ist es das Zwanghafte, welches sich materialisiert. Zwang entsteht durch End-Stellung/ Entstellung, Ausschaltung, Umgehung des Zeichenhaften.
Theorem II: Dem angemessen ist die Auffassung des Sozialen als Artikulationssynthese. Das Soziale umfasst die Milieus des Intrasubjektiven, des Intersubjektiven und des sie begründenden, analysierenden, be-deutenden Subjekts. Als Subjekt in einer larvenförmigen, nicht bewerteten Form verstehe ich das, was das Intersubjektive und das Intrasubjektive unterscheidet und verbindet. Materiell-Inhaltliches mit Funktional-Ausdrücklichem. - Dabei besteht abstrakt-subjektiv ein Interpret nur noch aus Interpretanten oder nichtendender Konversion von Gedeutetem in Neu-zu-Deutendes; dies widerspricht dem Bedürfnis nach festgestelltem, tauschfähigen Sinn, seiner Aufhebung in (einer instanzlich umfänglichen) und als (mentale Abspeicherung) Repräsentation und deren Verallgemeinerung. Den Begriff abstrakt verwende ich positiv, dh nicht im Gegensatz zu konkret oder reduktiv; es betrifft die Auffassung dessen, was sich nicht vorstellen lässt unter dem Aspekt des schon wie des noch nicht Gewesenen und des Singulären.
Theorem III: Das Soziale ist das Sprachliche oder das Sprachliche kann als komplexeste Artikulation des Sozialen verstanden werden. Sprache bildet nicht ab, sondern formalisiert eine relative Totalität von Interpretanten. Als Interpretant verstehe ich ein Zeichen (genauer noch ein Zwischenzeichen), das ebenso Inhalt und umgekehrt ist und innerhalb eines virtuellen Milieus kontrastiver, kommutativer, konvertierbarer Zeichen und Zeichenverbindungen wie Inhalte und Inhaltsverbindung lokalisiert ist, deren Bestehen die Unterscheidung ist, die im Begriff „Diagramm“ (Foucault) in einen realen Nichtunterschied zurückgeführt ist. - Die Formalisierung durch das Sprachliche macht, dass überhaupt erst Menschliches ist, indem es auf Anspruch (den Anspruch des Anderen, das singuläre Deutungshandeln in den vorausgesetzten Resonanzraum des Intersubjektiven hinein) antwortet. Die Beantwortung des Anspruchs der singulären Existenz, als ein Menschenmögliches erkannt zu werden ist das, was ich Verantwortung nenne. Nicht der Rechenschaftsbericht gegenüber einem Dritten oder an das Gesetz oder das Gewissen, sondern das Wissen, dass die Würde des Menschen immer schon angetastet, das seine Rechte je schon genommen sind.
Sprache funktioniert, aber nur bedingt semantisch. Auch wenn es gelingt, Sprache zu instrumentalisieren, ist es immer noch falsch, eine Beziehung auf Bedeutung und Bedeutungsvermittlung als primäre Dimension zu konstruieren. - Sprache ist die komplexeste Involution des Zeichenhaften.
Das Soziale im skizzierten Sinne ist ein je zu eröffnendes, Offenheit impliziert, dass Scheitern, Sinnlosigkeit nicht von Rechts wegen zu beheben oder mittels rechtlicher Vorgabe zu ideologisieren sind. - Die Ideologien des Marktes, des Familialismus, der Klasse, der Rasse funktionieren längst nicht mehr als Bedeutungen, die ein handelndes Subjekt seinem Tun beilegt, sondern spenden Codefragmente zur Herstellung regressiver Vergemeinschaftung/End-Stellungen des Zeichenhaften, sie funktionieren nicht durch das, was sie propositional sind, sondern durch das Schalten gegensozialer Reflexe und Konnexe, die dem Nichtgefühlten maschinelle Abfuhr in ein mehrheitlich Ausgedrücktes verschaffen. Das Soziale zu eröffnen hieße, Spielregeln einzuführen, die die progressive Vergesellschaftung inspirieren und/mittels progressiver Analyse der Freischaltung der Elemente sozialen Sinns.
An zentralen Stellen bei Kant und Hegel wird die bürgerliche Philosophie als Überzeugungsarbeit erschlossen und dargestellt, wie sie die innerste Figuration der politischen Souveränität betrifft, auszeichnet und von ihr gezeichnet ist. Die bedeutende Arbeit Agambens zur Konstruktion der Souveränität aus dem Ausnahmezustand nicht ignorierend, versuche ich das Problem der Souveränität (Arendt, Foucault, Derrida) abstrakter zu fassen aus der Nicht-Dialektik von Satzung und Setzung, welche wiederum nicht die Unterscheidung von Naturrecht und postivem Recht transportieren oder dekonstruieren will, sondern in der Figur des angemaßten transzendenten Grundes die Analyse des Phantoms der Souveränität angeht. Hierbei zeigt es sich, dass die immer zwanghafter hervorgebrachten Kollapsfiguren von Setzung-Satzung die Destruktivität aktueller Überzeugungsarbeit (Fundamentalismus, Psychotisierung des Politischen) charakterisieren; dass es mithin eine Linie von der bürgerlichen Subjektphilosophie hin zum Fundamentalismus gibt, den ich als okzidentelles post-bürgerliches Phänomen auffasse. Der Petrodollarterrorismus als dessen akuteste und bestürzendste Form ist ein okzidentales Phänomen, das die Produktionsweise der westlichen Moderne kopiert (die herstellende Gewalt gegen die Phänomene, ihre Inwertnahme; die abstrakte Verfügungsgewalt über andere, die Ausbeutung ihrer Ohnmacht und Verzweiflung) indem es die Produktionsweise der westlichen Anti-Moderne (die Produktion des Todes in größtmöglicher Auflage, die Verwendung geistig abgestellter Befehlsempfänger) variiert zur Herstellung fundamentalistischer Regime (pseudoreligös, biologistisch, wertschöpfungsfixiert). Petrodollarterrorismus heißt, dass in dieser Auseinandersetzung auf der Ebene des leitenden Personals - egal wo der heilige Krieger, wo der Satan lokalisiert wird - Menschen die Fäden ziehen, die in Öl-, Drogengeschäften etc reich genug geworden sind, diesen Kampf zu finanzieren und sich damit zu refinanzieren, um ihn als Lebensform auswerten zu können. Anders ist die an Schwachsinn grenzende sog. fundamentalistische Ideologie (Manichäismus, Erweckung, Paradiesfahrt) nicht zu erklären, sie ist im Gegenteil nur dadurch zu erklären, dass sie aus ihrer Schwachsinnigkeit den Drang bezieht, im Todbringen die eigene Überzeugung zu dekompensieren: sich vom Verlust des Grundes zu entlasten oder ihn in der Wahnsinnstat zu leugnen, sowie die anderen - den Glaubensbruder wie den Feind - damit zu infizieren.
Meine Installation arbeitet mit einer differenzphilosophischen Hypothese, die ich nur näherungsweise beschreiben kann. Mit Setzung-Satzung versuche ich zwei heterogene Praktiken vorzüglich gegeneinander abzusichern, für sich als wirkmächtig zu bestimmen und als fragwürdig hinzustellen. Also die Unvereinbarkeit oder Differenz des Thetischen, im Extrem Dezisionistischen und des Überkommenen, der wahrhaften An-Ordnung der menschlichen Verhältnisse durch das Sittengesetz und seine juridischen Repräsentationen. Die Differenz - als unauflöslichen Unterschied, als Distanz - fasse ich zugleich auf als das Differenzierende der Differenz beider, dh ihr inneres Ungenügen (strukturell: Nichtäquivalenz jeder Aktualisierung); die Unvereinbarkeit und die Unvermittelbarkeit beider, ihre Faktizität aneinander, die keine Dialektik hat. Der Ein-Schnitt oder das Einschneidende entspricht dem Unverfüglichen oder dem reinen - apriorisch als nicht material aufzufassenden - Gesetz oder dem Bruch, der das Unverfügliche und den unbestimmbaren Zwang (die je existente Verzwanglichung) konstituiert und an der Stelle des niemaligen Ursprungs konstituiert wird. Reine Differenz oder reines Gesetz ist aufgefasst nicht als ontologische (Ersatz-)Kategorie, sondern Bruch (das Zerbrochensein) eines wie auch immer vorauszusetzenden Kontextes, der durch nichts ausgezeichnet ist. Es tritt nicht in Erscheinung insofern es das Veranlassende oder Motivierende der für sich unterscheidbaren Divergenten oder das (ihnen) transzendente Moment ihrer Heterogenese; nicht das Anderswerden eines Selben oder je neu über sein Verändern zu Beselbigendes ist, insofern es als ansichseiende Differenz wirkt. - Die ansichseiende Differenz als reines (von Träger und Inhalt unbestimmtes) Gesetz ist also das, was die Setzung wie die Satzung von einem Grund abschneidet, durch den sie sich selbst transzendieren, durch das sie sich mehr als eine fragwürdige Praxis geben könnten - frag„würdig“ im genauesten Sinne einer steten Befragung würdig und einer Wahrnehmung dessen, was sie dem Geschick der abstrakten Subjektivität anzeigen. Als fragwürdige Praxis, der es dann auch um eine rätselhafte Würde und die Zerstörung von Praxis geht, fasse ich die Souveränität auf sowohl in ihrer traditionellen Form (der Herrschaftsfigur, der Majestät) oder ihr territorialstaatliches Folgeprodukt des Massensouveräns und seine Partikularität als Rechts-Person. Schon diese ist nicht (mehr) einem Allgemeinen dialektisch vermittelt, das seine Valenz in sie kristallisiert und delegiert, sondern Bruchstück eines homogenen Kontinuums. Die Beziehung Teil-Ganzes ist prähistorisch-metaphysisch - man handelt heute (nicht von, sondern) in einem homogenen Kontinuum, das sich nicht endend zersetzt ohne an Homogenität und Kraft zu verlieren, weil diese Kraft in der Zersplitterung des und zu Gleichen besteht. Eine Synthese von Satzung - Setzung in und zur Rechtsperson ist mE nur noch in der ultimativen Form der Souveränität: doppelte Anmaßung eines doppelt verlorenen/doppelt gesetzten Grundes möglich. Dies ist die Souveränität vom Typ Bin Laden.
(4. Kapitel) autonom - souverän - hegemonial: Kritik des Souveräns, Phantome des Politischen. - Die Überzeugungsarbeit des Wirtschaftssubjekts und in der „Real“politik, Wertvergesellschaftung. Die Aufgabe, sein Selbst auf Habe zu stellen, formuliere ich als: Die sinnlose Produktion (die Eigengesetzlichkeit des unbewussten Begehrens, die ja sehr wohl auch im Erwerbsleben zu Tage tritt) muss in die Produktion des Sinnlosen überführt werden, die geregelte, effiziente, automatische Hervorbringung kapitalisierbarer materieller oder immaterieller Produkte. Die Kritik der zerstörten Repräsentation - und eine solche ist ja auch das reflektierende Subjekt als Kritiker -, in der die eigentlich zivilisationsstiftende Motivation zur progressiver Vergesellschaftung gelöscht ist, kann nicht vor der Kritik des „Souveräns“ haltmachen. Diese ist die logische Konsequenz der Fadenscheinigkeit der Überzeugung(smanifestation). Wie ist eine demokratische Praxis überhaupt vorstellbar in einer Gesellschaft, die majoritär regressive Vergemeinschaftung durch konsumistische Reterritorialisierung und Diskriminierung wünscht? Kann ein Nicht-Subjekt konzipiert werden mit der Perspektive auf eine Politik des Minoritären, welche die militanten Hegemonien auflöst indem sie das Majoritäre selbst (und das majoritäre Selbst) auflöst? Ist die realitätsstiftende Artikulation des Politischen a priori denunziert? Welche Möglichkeiten minoritärer Politik gibt es, die nicht die dogmatisierbaren In- oder Gehalte altlinker Politik selber fetischisieren und unter ihren Formwechseldiskursen verstecken? Finden sich gute Gründe, Politikfähigkeit und/als zivile Beziehung auf das Andere zu denken ohne dem ein exklusives Normensystem zur Verallgemeinerung (Universalismus) des Erwerbsinteresses voranzustellen?
Ist der Konsument Souverän? Ist die Ware souverän? Der Wert? Weil es noch Ausbeutung als Sinn der Wertbildung gibt, weil Wert eben nur das ist, was man anderen entzogen hat? Letzthin die Lebenszeit, die man abhängig Beschäftigten oder abhängig Konsumierenden vorenthält? Weil was im Kapitalismus Wert hat nur das ist, dem ein Mangel entspricht, der im Überfluss auftauchen muss? Wohl dem also, der noch arbeiten muss, wenn Arbeit nur solange noch besteht, wie sie strukturell verheißt, sich selbst abzuschaffen.
Die Überwältigungsästhetik wie die Überwältigungsethik wie die Dummheit sind sprachfeindlich und anti-rational, Gesamtaffekt, der eine Gruppe zu einer Masse macht; es gibt auch zahlenmäßig kleine, sogar individuelle Massen - viele unverstandenen Verbrechen sind vielleicht Pogrome. Der Wertdiskurs mit seinen Hauptkomponenten Restauration und Demontage, Benimmbausteinen, Privatknast, die Verknastung als Wert an sich für den Knastfabrikanten basiert auf/kreist um zerstörte Funktionen oder soziale Muster, diese werden fetischisiert, abgehoben, auf Autoritäten fixiert und so unverantwortlich, wenn man mir zustimmen mag, dass unverantwortlich ein Handeln ist, dessen Folgen man nicht ermessen und verstehen kann. Die Verantwortung geht sozusagen im Zwang, der die Kommunikation (wirklichen Dialog, Einfühlung usw) zwischen Zwanggeber und Zwangnehmer ersetzt, verloren. Die Unverantwortlichkeit der oktroyierten und lustvoll adaptierten Werte ist wichtig, je absurder und vorstellungsfremder, je unwirklicher diese Werte sind, desto besser magnetisieren sie, was der Einzelne durch seine Zersetzung sendet; sie können als für sich bedeutungslos, kolossal aber mittels der Nachfrage und der Fähigkeit im Meer des Sinnlosen und Unverstandenen als unerhörte Sensation zu treiben funktionieren. Sie machen den zwangsprivatisierten Menschen zu einer lebendigen Gewinn-Verlust-Rechnung oder zum Gläubiger-Schuldner in Personalunion, in dessen auf Konsumentscheidungen reduzierten Existenzverhältnissen das Politische unter seinen Phantomen stiften geht.
Das Kapitel schließt mit Überlegungen zu anti-sozialen Hybriden (Gläubiger-
Schulder, Warensouveränität, ent-subjektivierte Privatöffentlichkeitsproduzenten). Wie realisiert sich Überzeugungsarbeit über die Infrastruktur (Zwangsprivatisierung, Affektbewirtschaftung) als „-tainment“/Massenhaltung, wie radikalisiert ein immer bodenloserer Kapitalismus seine Protagonisten (organisierte Vorteilsnahme, Sozialsadismus)? Vorteilsnahme im Vorteilsnehmerkartell, Vorteil als im-materielles Potential, das man materiell auszudrücken sucht wird, was man nicht teilen muss, in dem sich das eigentümlich Hervorragende der erwerbsorientierten Persönlichkeit bekundet. Ist es rational zu erklären, dass Menschen, denen alle Taschen von Geld überlaufen, ihre ganzes Lebensinteresse darauf fixeren, andere auszuplündern, auszuschalten? Dies kann man mit Marx als notwendigen (und notwendig personifizierten) Betrieb des zu/aus nichts als Verwertung gebildeten Kapitals auffassen, sich wieder zu verwerten durch Einvernahme (formelle) und Anverwandlung (relle Subsumtion) - die Frage ist, ob damit aber hinreichend die krasse Mentalitätsverschiebung zu klären ist, die den kapitalistischen Prozess so exklusiv (nichts anderes gilt mehr, zu nichts anderem wird man noch Zeit und Lust finden, von nichts anderem wird man noch Kenntnis haben) und so reaktionär macht, als eine Rückwendung auf sich selbst, auf Biomasse und Gebet; eine immer finalere Selbstverwertung (immer effektiver werden, Mentalleistungen materialisieren, die „Gleichschaltung“ von Erwerbstrieb und egologischer Produktion). Mentalitätsverschiebung oder -verschärfung: Nichts ist neu, neu ist, dass die letzten Widerstände, Gegenentwürfe, strukturellen Hemmnisse fallen.
In der spätkapitalistischen Ökonomie (absolut künstlicher Mangel und künstlicher Überfluss, gewollt und gesollt) ist das Kapital eine in und durch seine Anordnungsgewalt beschlossene Bewegung ohne transzendenten Zweck und ohne immanente Mittel. Sich dessen zu erwehren, indem man die Spielregeln übernimmt, ist komplett sinnlos, so als wollte man mit Haien Synchronschwimmen veranstalten.
Der soziale Widerstand - Ziel: im/unter dem humanisierten Kapital leben wollen können - besteht aus Komplizenhaftigkeit und Opfer, er ist automatisch reaktiv und folglich durchsetzt von automatisierten Reaktionen, die die frisch historisierten, aber nicht überwundenen Rezepturen des 20. Jahrhunderts nachmixt. Für die Utopie des Faschismus braucht man keinen real existierenden Faschismus mehr; die Träume der Sicherheitsorgane von der Sicherheitsdikatur, die prophylaktische Kriminalisierung und Bespitzelung, die biometrischen Erfassung, Vollverglasung der sub-iecte kommen dem immer näher - angeblich für die großartige Freiheit ungekillt um den Globus zu jetten und einzukaufen, was die Börse hergibt. Nicht Inhalte, die kommuniziert werden zum guten mehrheitsgerechten Zweck (so wie noch für den „real existierenden Sozialismus“ eine Beziehung zur angeblich darin waltenden Idee tragend gewesen sein soll), sondern Vollzug, Austragen eines inneren Zwanges. Mir scheint dies charakteristisch für den Übergang von der bürgerlichen Demokratie und dem, was ihr ähnelt, ins postdemokratische Regime, wo politische Ideen anscheinend nur noch Maschineneffekte sind, die aus amorphen Massen Formation (Massen, die Haltung annehmen und in Massenhaltung bewirtschaftet werden können) machen. MASSE ist identitär (Merkmale, Verhalten …) aber keine Entität, die Masse i s t der Zustand, nicht profitieren zu können. In der Masse versinkt nahezu jeder, wenn er nicht Acht gibt; Massenhaltung bedeutet nicht, manifest zu unterdrücken, sondern die für Massen vorgeschriebene Haltung erworben zu haben; jeder Vorteilnehmer ist tendenziell Masse und jede Masse tendenziell Vorteilnehmer; die Spaltung ist für Gemeinschaften konstitutiv, jeder ist zersetzt und hat wesenhaften Mangel an Selbst; dh maßlosen Anspruch auf Bereicherung an Selbst (egologische Vergütung).
Das Prinzip „Wahrheit/gar Evidenz-aus-Masse“(nentscheidung), der Wähler - ungeachtet wie viele oder warum unter welchen Optionen auch wählen - wird es schon richten und der Wählerwille wird automatisch repräsentiert, die gesunde Volksdemokratie hat eine genau so klug (Vorsehung, Schicksal) waltende unsichtbare Hand wie das Heiligtum Markt (selbst wenn das Heiligtum keiner mehr betreten kann oder darf). Das postdemokratische Regime scheint gleichermaßen Vollendung der Demokratie (Wirtschaftsdemokratie als die Gesellschaft der zu größtmöglicher Freizügigkeit weltweit fähigen Wirtschaftssubjekte) und Zerstörung; wer lag noch nicht nachts wach, um verzweifelt darüber nachzusinnen, welche Freiheit der amerikanische Präsident meint, wenn er rund um den Globus Regime installieren oder demontieren lässt, ganze neue Formen der Rechtspflege implementiert, ob es die Freiheit ist, dass die wenigen Richtigen dies zu Lasten der vielen Falschen tun können? - Es subsumiert die Demokratie unter ihr entratende Körperschaften, zerstört den plural heterogenen Demos. Demokratische Kontrolle mithin wäre das genaue Gegenteil zu einer Demokratie, die (notgedrungen, aus Verlegenheit, aus der Tradition des kleinsten Übels usw) dem Prinzip Masse = Wahrheit folgt. - Die Wirtschaftsdemokratie - zur Polizeigewalt verschlankte Territorial- und Ressourcenwärter und die assoziierten Apparate zur Massenhaltung - in der, so erfolgreich genug „globalisiert“, also den neuen vorgestrigen Praktiken, Kapital zu massieren/ den ungehaltenen Massenwesen zu entziehe und diese aus der ökonomischen Selbstverständigung auszuschließen, wird reduziert (eine nicht vorhandene Komplexität wird in allen Existenzbedingungen zurückgeführt) auf Kaufkraft; die Kaufkraft in der Affektbewirtschaftung verändert sich von der Nachfrage nach Konsumgütern in Praktizieren mit geballter Stimmung, die in gewisser Weise verwertungsresistent oder unerschöpflich, bzw unabschöpflich ist.
Insofern geht „die A-Moralität des Marktes“ (Dux), das für die wirtschaftliche Unternehmung lebensnotwendige Ausklammern zwischenmenschlicher Belange, paradox in eine sukzessive sich ausweitende und intensivierende Demoralisierung über, weil es dem Extraökonomischen den Sinn entzieht dadurch, dass es als solches Extraökonomisches gar nicht mehr existiert, also in der prekären Bereichsmoralität Gegenstand - Produzent, Ressource, Konsument gleichzeitig - der Ökonomie selbst ist; die Demoralisierung ist somit gleichermaßen eine Remoralsierung, weil das Ausgeklammerte durch die Hintertür wieder als Ressource eingeführt wird.
(5. Kapitel) Tugend - Terror - Konformismus: Pathologie der Souveränität.
Hier versuche ich die Destruktion der Souveränität zuzuspitzen in die Kritik der Pychotisierung des Politischen (Fratze der Souveränität) einerseits - und Nietzsches Dekonstruktion der Souveränität. Die „freiwillige Zwangsverpflichtung“ auf die Produktion des Sinnlosen, die Notwendigkeit, die Ausbeutung der Ressource, die man ist, zu verstärken, wird diese so weit schädigen (entgründen), dass nur souveräne Selbstzerstörung ausagiert, ‘verteilt’, ausgeglichen, vollendet wird. Der Souverän als Konsumist muss dem Hedonismus der unvermittelten Freuden entsagen, er lebt asketische Ideale und handelt sich alles ein, was Nietzsche in der „Genealogie der Moral“ anprangert. Der Freudlosigkeit des Souveräns, dem freudlosen Betrieb von Hass & Fun, der Bürokratisierung der eigenen Bedürfnisse; der Zerstörung des Begehrens entspricht die Schäbigkeit seiner Politik. Hierin liegt zunächst, dass eine Politik vorzustellen ist, die nicht schäbig ist und dass Politik nötiger wäre denn je will man das Soziale nicht unter Verteilungskritik, Ver- und Entgesellschaftungstheorie, gedankenpolizeilicher Einhegung des Subjekts usw zum Verwinden bringen, kurzum nichts als Mängel und Bedürfnisse gegeneinander aufwiegen. Die Schäbigkeit der Politik entsteht aus der aneinander geübten Korruption von Sachzwängen und Wertvorstellungen, deren Erosion (doppelte Unglaubwürdigkeit) stetig in der Idee der Vermittlung - zwar nicht vorhanden aber nach Prinzip Hoffnung doch - noch überboten wird. Was sich fortsetzt in die Fragwürdigkeit der Repräsentation (per se wie als pure R.) der Majoritäten; die Massendemokratie produziert Mehrheiten wie und als Wahrheiten und weist den Minoritäten das Orchideenfach zu, niemals aber die Fähigkeit zu einer repräsentationswürdigen Wahrheit. Ebenso schäbig - und die Schäbigkeit besteht in der mit dem hier angeführten zugleich gesuchten Selbsttäuschung - ist die Zerstörung der Verantwortungsfähigkeit schon durch die Riesenhaftigkeit der homogenen Körperschaften (public bodies), Staatsorgane, Wirtschaftsimperien usw. Riesenhaftigkeit und Unüberschaubarkeit werden dabei gerne mit Komplexität verwechselt, die gesuchten Entscheidungen dadurch gefunden, dass man die Komplexität simplifiziert und auf schlichte Alternativen herunterregelt, bzw - infolge der Vorverständigung über die Sachzwänge - die Entscheidungen von Parlamenten sehr oft zu bloßen Akklamationen herabsetzt.
Die weltgeschichtlich sich abzeichnende reaktionär-antimoderne Wendung auf Biomasse und Gebet verschreibt das alte Opium „Religion“ auf dass die armen Sünder sich in der Ausnüchterungszelle Gegenwart nicht sofort aufknüpfen. (Fragen Sie Ihren Massenhalter.) Und Religion, bzw instrumentalisierte Pseudoreligion hat als Opiat nach wie vor viel zu bieten, ist preiswert ohne direkte körperliche Folgen, umweltverträglich, leicht zu erlernen, also eine Topressource, wirtschaftskompatibel. Schöne Nebenwirkungen inklusive, Ignoranz gegen diesseitiges Unglück bei den anderen, Demut und Gehorsam, Bigotterie, die ein bisschen wie die gute alte Doppelmoral ausschaut. Die Hauptstoßrichtung - in der sich Substitutionstechnologie/Eugenik, gentechnologische und atomartechnologische Kriegswirtschaft auch für Kleinanleger ... und die Naturfeindschaft der Religiösen/der Erdenleib als Leibchen der wahren überirdischen Natur zum Angriff, zur End(auf)lösung der Schöpfung verbünden - ist die Überwindung der Heterogenese (Zertreten des Schlangenhauptes), also dass durch Anderes Anderes entsteht, das der Kontrolle (Observation und Reproduktion) in beherrschten Formen entzogen ist (amorph, anorganismisch, asignifikant). Aus Unverfüglichem - ich sage „Schöpfung“, um ein aus Rätsel Gegebenes zu erfassen, das nicht Mittel zur Errichtung einer Selbstherrlichkeit unter dem Etikett des jeweiligen Erlösers oder der Erlösungstechnik ist, also von jeder Religion automatisch fehlinterpretiert wird - soll Verfügbares werden. Der monotheistische Gott ist somit von Haus aus oder am besten geeignet zum Gott des Machtmissbrauches, des diffusen Terrors, des Wahnsinns, der bei ihm ein- und wiederkehrt und sich wider das Naturhafte kehrt. Der Gott des Machtmissbrauchs - als Produkt seiner Funktionäre und Propagandisten - fordert, immer noch und immer wieder, widerstreitende Materie (sündig, irrational) durch eine Lebensform zu überholen, zu maßregeln, aufzuheben, davon ausgehend, dass sie sich darin erst „artgerecht“ erwirkt.
Lebensschützer vom Typ Osamabinbush suchen paradox auf dem Wege zureichender Vernichtung ein Stück Leben als Transzendenz einzufangen, das nicht symbolisierungsfähig ist, das nichts Wirkliches mehr bedeutet und um das es als Leben für sich genommen gar nicht mehr geht. Der fundamentalistische Drang, die je eigene „Gottebenbildichkeit“ zu reproduzieren, dabei die Institute säkularer Verrechtung und ziviler Konfliktlösung, die Gewaltenteilung, die Eindämmung der ökonomischen Prozesse, die Konzeption des Sozialen durch die Anerkennung des Anderen ... kurz: die für die Moderne verbindliche Öffnung der Existenz auf das Unverbundene zu zerstören oder entschärft funktionalisieren zu können, erzeugt eine tiefe Aporie und einen wachsenden Zwang. Die Aporie: Im Vollzug der Heilspraktik wird deren ursupierter Grund (die unverfügliche Allmacht und Evidenz der Heilsidee) denunziert; der Zwang: in seinem egologischen Prozess/nur IHM als besessenem Selbst hörig zu sein und dieses fortgesetzt demonstrieren zu müssen führt zu einer, mE für Überzeugungsarbeit charakteristischen Indifferenz von Handeln und Denken, die weder rationales Handeln noch handlungsrelevante Gedanken aufkommen lassen, Mittel und Zwecke nicht mehr unterscheiden, geschweige deren Zugemessenheit wahrnehmen können. Die initiale Zwangsvorstellung wird nur noch ausagiert, der Akteuer wirkt als Korrupteur und Bankrotteur seines sog. „Gottes“.
Aus diesen Prämissen versucht dieses Kapitel vorzustellen, wie Terror funktioniert, wie im Terror die Defizienz, die Pöbelhaftigkeit des Souveräns kulminiert, wie er die Gruppenegologie des mainstream toppt. Ein paranoides Dispositiv projektiert und artikuliert, das nur durch abstrakte Vernichtung (im obigen Sinne explizit durch Zerstörung des Vermögens zur Abstraktion) aufzulösen ist. Aus dem vorstehend Entwickelten wird sich ergeben, dass dies richtig aufgefasst als Betrieb einer semiotischen Maschine gleichermaßen sinnlos (einer menschenmöglichen Intention folgend, einen Zweck verfolgen) wie absolut notwendig im Sinne einer politischen Ökonomie der Affekte ist. - Der Konformismus, der die Entsubjektivierung geregelt oder regelbar (ausrasten, aber auch wieder einrasten) belässt, besteht dagegen oder hat eine Sicherung seiner Reproduktion im Bacchanal, im kleinen Pogrom, im Sportfest. Die Probleme des Erwählten, die Prädestinationslehre, der Protestantismus mit seiner aufs Innere gerichteten Obszönität, Tugendterror, „Toben des verrückten Eigendünkels“(Hegel) - alles zielt schon auf die Zerstörung, die Entwertung der Phänomenalität, die den Hass auf das Leben freizusetzen und zu belobigen sucht. Zum Verständnis der Psychotisierung des Politischen biete ich drei Formeln auf: Kein Terrorismus ohne Öffentlichkeit. - Reformulieren des „erwählten Traumas“ (Sudhir Kakar). - Maschine zur Herstellung einer totalen Gegenwart, Ausnahmezustand einer totalen Gegenwart. -
Der Terror überbietet die Gruppenegologie des mainstreams.
Die Theorieinstallation schließt mit Nietzsches Kritik der Souveränität, ausgehend von dem, was ich „Schisma des Grundes“ nenne, den Regress des Rechtszustandes auf eine Natur, die zu kennen und erkennen darin besteht, sie zu beherrschen, sie in einem zu bejahen und zu verneinen. Meine Verwendung von Nietzsches Text ringt nicht um dessen ultimatives Verständnis, sondern entwickelt daraus Überlegungen zu einer ausstehenden Kritik der politischen Performanz. Diese hätte einzusetzen mit einer radikalen (Wurzelbehandlung) Kritik der Souveränität und des Souveräns als Kritik der doppelten Idiotie, der Reduktion auf einen Gemeinschaftsgrund und der Anmaßung der transzendenten Verfügungsgewalt über das Geschick; einer Kritik, die Nietzsche begonnen hat - durchaus auch, um sich ihr zu entziehen -, welche den Willen - den Willen auch des Einzelnen als politische Tatsache - nicht in einen transzendentalen Egolog setzt, sondern als Potential des Unergründlichen versteht; diese Irregularität als Reaktion und Reduktion auf eine rassenkundige Genmeinschaftsgrundlage zu verstehen, ist mE falsch. Das Problem heißt eher wie sich das Leben gerecht sein kann, wenn jede Organisation eben diese Lebensgerechtigkeit verfehlt. Die Feier der Rachsucht oder im anderen Extrem die Zurückweisung jeder Versöhnungs-, Aufhebungs-Gerechtigkeit demonstriert eine Rhetorik, die die Rhetorik des Begehrens (die Macht des Begehrens: die Herrschaft auf’s Spiel setzen) als politisches Vermögen bestimmt. Dieses betrifft die Mächtigkeit (Dignität) des Scheins, das Element des Trugs der metaphysischen Reinigung zu entziehen; bedeutet, das Phänomenale nicht als depotenzierte Ansichtigkeit verborgener Essenzen und Qualitäten, als Setzung, die auf eine verbürgte Satzung regrediert, sondern als wirkliche Verhandlungssache aufzufassen. Eine andere politische Performanz bestünde darin, das Politische als Sphäre, als Milieu der Kritik, als Bühne und Schauspiel ernstzunehmen, so man Anstalt(en) macht, Wahrheit auf- und auszuführen - und nicht im Rekurs auf zur Belanglosigkeit nachgebetete „Wert“vorstellungen den „gefühlten Wahrheiten“ des Sachzwanges nachzugehen. Die Politik hätte es mit der Ausbildung guter Affekte zu tun, soll die Politik gute Affekte produzieren, muss sie diesseitig und phänomenal relevant sein.
Die Verwendung von NietzschesText führt also dahin, dass das Schisma in der Verschränkung von Setzung und Satzung erhalten bleibt, analog der durch Unzeitgemäßheit alterierenden Zustände apollinische Anschauungen - dionysische Entzückung. Nietzsches Idee eines singulären Gattungswesens, das maßlos und nur dadurch zur Gerechtigkeit fähig ist, hält das Problem als das der Proportion offen. Begriffe wie Außen, dionysische Revolte, Darstellung werden gegen solche von organologischer Repräsentation, Wahrheit aus Verallgemeinerung, performance - das Handeln zur Eigentümlichkeit zugleich ausführen, aufführen und immunisieren - ins Spiel gebracht.
Das Vermögen politisch zu handeln oder im politischen Handeln relativ frei zu sein - nicht nur frei von Bevormundung, Sachzwang, Lobbyismus, Wunsch des Souveräns nach Ressentiment und materieller Befriedigung - impliziert eine entschiedene Bejahung des Phänomenalen: die Realität in ihrer erscheinenden Fragwürdigkeit ernst nehmen und der entschiedenen Verwandlung des politischen Akteurs durch und vor sich selbst in jemanden, der es mit der Verantwortung ernst meint und das Wort nicht für die ergreift, die es ihm vorgesagt haben. Letzthin ist es wieder die Frage, ob und wie es möglich wäre, das Politische im arendt’schen Sinne als die Sphäre der eigentlichen Autonomie zu rekonstituieren, eine Perspektive, die aktuell geradezu absurd erscheint. - Es ginge also darum, das Vermögen, politisch zu handeln, nicht zum Gegenstand von Abschätzung und Wertsetzung zu bestimmen, sondern es innerhalb des Egologs zu isolieren und zu immunisieren, also selber gegen alle Selbst-Habe abschätzend und wertsetzend zu sein. Entwertung des Phänomenalen bedeutet auch die des Singulären, ein unbegreiflicher Verlust an Perspektive, welche in ihrer Diversität und Vielzahl erst die Phänomenalität gegen die Abkehr von der Welt sichtet und sichert, weil die Phänomenalität als die eigentlich mächtigste und vorzüglichste Weise des Wirklichen darin besteht, angesehen zu sein mit den Augen des Geistes, die keinem Selbst unterstehen, sondern die das Wirkliche sich gleichsam einsetzt.
NAVIGATIONSHILFE - Dieser Text hat keine traditionelle Dramaturgie, sondern sollte von jedem Abschnitt aus zugänglich sein. „Überzeugungsarbeit“ ist ein Beitrag zur politischen Philosophie, sofern aufgezeigt wird, wie politisches Denken und Handeln durch immer willkürlich-massiver wirkende materielle Zwänge zerstört wird, indem ein rhetorisches Konstrukt oder eine Praxis erstellt wird, die nicht zu verifizieren/nicht zu verantworten ist und die Beweislast den Rezipienten der Überzeugungsarbeit anweist. Die Zerstörung von politisch verantwortbarem Denken und Handeln lässt sich verstehen in einer anverwandelten Auffassung der kapitalistischen Maschine (ihr von Deleuze/Guattari in „Anti-Ödipus“ entworfener Plan), aus dem sich meine Schlüsselbegriffe herleiten lassen. Die kapitalistische Maschine - „Globalisierung“ kann man unter dem Aspekt des Tradierten wie des Neuartigen auffassen als Vereinheitung der Gebrauchsanweisungen derselben - ist dieser Konzeption zufolge kein System mit krisenhaften Zuständen, das von herrschenden Klassen so gesteuert würde, wie sie es sich vorstellen möchten, sondern eine Gesellschaftsmaschine, deren Bestehen oder deren Wesen die Krise ist, die Destruktion-Transformation alles Gegenständlichen. Bedingung des wesentlich Krisenhaften ist die permanente Neukonjunktion von autonomisiertem Kapital und deterritorialisierter Arbeit, deren Binnendynamik triebhaft auf die Anverwandlung von allem angelegt ist. Eine sinnlose Produktion (eine Produktion, deren Sinn ihr Vollzug ist), deren Zweck (Verwertung) in sich selber besteht (von ihren Mitteln antizipiert) und logisch in die Produktion des Sinnlosen übergeht; das meint den Ausstoß einer formierten Realität, die sich als Objekt unmittelbar abschreibt, den Ausstoß von Waren, die Bedürfnisse nicht befriedigen, sondern vorschieben; also in toto auf die Bildung von Verhältnissen, die sämtlich nur diesen Übergang sinnlose Produktion - Produktion des Sinnlosen (Folgeleistungen der kapitalistischen Maschine an Zerstörung vorgängiger Lebensverhältnisse, Ausbeutung, Naturzerstörung usw) konfirmieren und so die Produktion des Sinnlosen vereinheiten, immunisieren, von jeglicher tatsächlicher Außensteuerung abkoppeln.
Dieser Primärprozess - der Erfindung immer neuer Vernichtungsmaschinerie zwecks In-Wert-Setzung des Zerstörten - wird/ist sekundär hinsichtlich des existentiellen Elementes der Betreiber (also der Menschen) unterbunden durch die Konstitution des Privaten; das Private (Privatwunsch, Privatseele, Privatvermögen) im Zustand der Einbildung (Imaginäres, Habitualisierungen) oder die Exklusion des Prozessfremden reformuliert (bildet ab und produziert Scheinlösungen) innere Grenzen oder das „Spiel innerer Grenzen“. Das Neuartige dabei - scheinbar gegenläufig zur Penetranz des vulgären Ökonomismus - ist, dass die gesellschaftliche (staatlich-administrative) Organisation zupassender Verhältnisse nicht ein zentrales Register erstellt, also eine in tatsächlich modernen Formen von Staatlichkeit interpretierbare rationale Bewertung (Besteuerung, Verteilung, Risikoabschätzung) leistet, sondern die auf allen Ebenen durchschlagende Vertrieblichung von Interessen. Dies sind Formen oder Figuren von Subjektivierung, durch die von der Einpersonengemeinschaft bis zur organismisch gedeuteten Masse ein neuer Typ homogenen Interesses aus dem Kollaps von Begehren und Bedürfnis hervorgeht; letztere generiert einen uniformen Typ von Überzeugungsarbeit, in den und durch den sich die kapitalistische Maschine dekompensiert.
Dies erfordert die Vorstellung von System, dominanter Struktur, Ideologie, rationalen Interessen aufzugeben und einen Mechanismus pauschalitären Wahnsinns zu denken; keinen basalen Prozess, den man so oder so verstehen oder mehr oder weniger schlecht handhaben könnte (auch wenn es praktisch nur darum wird gehen können), sondern eine Produktionsweise, die längst Seinsweise ist, die keine äußeren Grenzen mehr hat oder formale Regulation soziökonomischer Umstände, sondern gleichsam nur noch im Rückstoßeffekt Formen von Identität, Besitz, Ressentiment ausbildet (dort wo Heterogenese, kollektives Vermögen, Reflexion hätten gewesen sein können); welche wiederum sich infolge der imaginäre Distinktionen automatisch rematerialisieren. (Imaginäre Distinktionen bedeutet, auf das Element handelsüblicher Einbildungen rückführbar zu sein; zugleich sehr wohl exklusiv indem alles was an unbewertbarem Menschenmaterial vorfällt, ausgegrenzt wird.)
Deleuze/Guattari fassen den Zusammenhang so: Die maschinische Synthesis der Produktion wird maschinell so interpretiert, dass die Funktionalität von all dem Triebhaften getrennt wird, das den Betrieb der Mittel als einzigen Zweck) kennt, und dass das Private dies kompensiert, indem es das abgetrennte Triebhafte depotenziert, letzthin als Begehren stupide und als Bedürfnis reproduzier- und berechenbar hält. - Es bildet sich so eine doppelte Anordnung von rigoroser Aufspaltung (schize), dass das Wesen der kapitalistischen Maschine sich nur in der oben angegebenen Spaltung (Konjunktion gänzlich verschiedener Ströme) be(s)tätigen kann und die Beziehung der Bezogenen in jedem Moment (in jeder Begegnung Kapital-Arbeit) absolut zufällig, willkürlich, aber unauflöslich ist. Dieses Verhältnis ist zu bestimmen als Differenz, durch Differenz kommunizieren heterogene Kräfte nur im Verhältnis ihrer Differentiale, nicht durch Synthese, Aufhebung, Form vs Inhalt usw. - Die Differenz, gänzliche Unvereinbarkeit (Spaltungsströme, Kräfte, die sich brechen) und Unvermittelbarkeit - wobei das Entscheidende die Konjunktion der Antagonisten ist - wiederholt sich bis in das neueste (soweit es neu ist) Finanzregime; hier setzt sich nach meiner Auffassung die Spaltung von Kapital und Arbeit in die Spaltung von Kommando-/Spekulationskapital (Kapital das nicht und nichts mehr repräsentiert) - Massenkaufkraft (Kapital das Warenverhältnisse repräsentiert) fort.
Die kapitalistische Maschine als permanente Krise/Destruktion des Verfügbaren hat eine innere Schranke und keinerlei äußere oder systemische. Als die immaterielle Wertsubstanz, fasse ich mit der marxistischen Theorie auf, den anderen Arbeitszeit, im abstrakteren Sinne Existenzzeit zu entziehen, indem darauf verfügende Bezugnahme gesucht wird, also die freie Verfügung über die je eigenen Fähigkeiten zu instrumentalisieren und zu kapitalisieren. - Die innere oder dazugehörige (komplementäre) Schranke der In-Wert-Nahme besteht an der Reterritorialisierung (Arbeit, Wunsch, Sprache) durch ein Begehren, das in Bedürfniskalkülen gefangen wird. „Ödipalisierung“ wurde dabei genannt das Begehren durch eine Operation zu depotenzieren, die es auf einem vorgeschobenen Triebziel festsetzt, die Abhängigkeit dazu definiert und konsumierbar macht, so dass es bedürfnisartig wiederhol- und kalkulierbar wird. Die maschinelle Reproduktion der äußeren Lebensbedingungen wird als entseelte Funktionalität in das möglichst reibungslose Funktionieren der Verwertungsprozesse investiert, während im imaginären Widerlager mit seinen alten Idolen (geliebten Obrigkeiten und Ersatzpersonagen) das auf sich gestellte und sukzessive auf Selbstverwertung immer stärker angelegte ‘Ich’ mit der Besinnungsproduktion hoffnungslos überfordert ist.
Die „innere Schranke“, welche Robert Kurz (wie in „Das Weltkapital“) als Erfüllung des Akkumulationsregimes analysiert, wird von Deleuze/Guattari als Reterritorialisierung von Arbeit, Wunsch, Sprache verstanden, also der abstrakten kollektiven Vermögen („abstrakte Subjektivität“, die real, aber nicht konkret ist), die Herstellung und Depotenzierung von/zu Besitzidentitäten.
Das neuartige Finanzregime nach meiner Auffassung forciert die Schranke (innere Grenze, schize) durch den Ausschluss möglichst aller individueller und sozialer Vermögen sofern diese heterogenetisch sind, dh einen Grund außerhalb der kapitalistischen Produktion haben. Indem das Kapital tendiert selbstreflexiv bleiben zu wollen führt es im Element der abstrakten Subjektivität (des Menschenmöglichen als Thema sozialer Rationalität) zum dreifachen Ausschluss - entsprechend den drei „Untervermögen“ der abstrakten Subjektivität - aus der wertschöpferischen Selbst-Verständigung des Kapitals oder der Subsumtion des Ausgespaltenen:
(a) Durch Disqualifikation der Arbeitskraft; Reduktion auf Zeitnahme bis zur Generierung von „Echt“zeit im Termingeschäft; von der abstrakt subjektiven Arbeit geht das Begehen nach Stoffwechsel auf das Begehren nach Selbstverständigung und Selbstbegründung über (je heftiger, desto unmöglicher). - Das Produkt der Finanzindustrie scheint dabei dem Warenfetisch noch um eine ganze Klasse über, Fetisch des Fetischs selbst; die Grundoperation der Auflösung alles Gegenständlichen und der Verfügung über die Zeit dessen tilgt das eigentlich abstrakt-subjektive, die gesellschaftliche Dimension nach der gelebt und gearbeitet worden ist, es ist so grundlos geworden, dass es sich im Grundlosen, welches es selbst ist, zu befestigen sucht (Spekulation). Die Gesamtheit dieser Prozesse, die ebenso konkret, realpolitisches Alltagsgeschäft wie personale Konditionierung sind, fasse ich als Zwangsprivatisierung, die gleichermaßen soziale Deformation wie obsessivstes Dogma der Wirtschaftsliberalen ist; Zwangsprivatisierung heißt: sub-iect ist, was sich gleichzügig disponiert und evaluiert und dem Realitätsbezug Selbstbezug substituiert. (Sei es im Vollzug personaler, sei es im Vollzug institutioneller, gemeinschaftlicher usw Egologien - das Geschäft der Selbstfundierung ist dem Verhalten in der Realität zu derselbigen gänzlich voraus). - Soweit das Subjekt, wie es bei Kant entwickelt/resümiert wurde, den zu eignenden Stoff der Form der Vergesellschaftung zupasst (die intellektuelle Vergesellschaftung durch den transzendentalen Schematismus) ist in seinem Aufgang schon sein Untergang im transzendentalen Egolog beschlossen; diesen richtig zu erfassen und das Elend des modernen Subjekts als zerstörter Repräsentation zu verstehen, erfordert, die abstrakt subjektiven Vermögen als Ensemble aufzufassen. Überzeugungsarbeit interpretiert die Zwangsprivatisierung, angefangen von banalen Dingen wie Homeworking, Subunternehmerei, „Scheinselbständigkeit“ bis zu massiven Umbrüchen wie der Zerstörung der Öffentlichkeit(en) in/zum Markt rivalisierender Privat„öffentlichkeiten“) so wie die fromme Exegese ein Dogma auslegt. Man lebt dem hinterdrein mit fundamentalistischer Besessenheit und macht sich nicht klar, dass möglicherweise das direktive Establishment angefangen vom Finanzregime über das Politregime bis zum Medienregime wahnsinnig geworden ist, indem es in einem fortwährenden Regress (auf die Notwendigkeit, das zu propagieren, das seine eigene Existenz mittelbar genau so bedroht wie die gehaltenen Massen) Überzeugungen ausarbeiten und verbreiten muss, die diesen Prozess der ja zugleich die Demontage dieser „Führungsschicht“, die Tendenz sich in ein homogenes Vorteilsnehmerkartell zu verschmelzen, intensivieren und beschleunigen.
(b) Die Disqualifikation des Wunsches durch den Betrieb intimer Herrschaftsverhältnisse. Die Abspaltung der Selbstverfügung bietet das Private der Einvernahme und Reorganisation durch regressive Vergemeinschaftung; der Wunsch besetzt große Gebilde die wie seine Kleinigkeiten beschaffen sind.
Das „Begehren des Anderen“ (Lacan) geht in das Bedürfnis nach Komplettierung des Eigenen durch das Selbe, nach der Vervollständigung des defizienten (depotenzierten) Ego in der Gemeinschaft über, der Masse der Gleichartigen, die sich transpersonal aufhebt und als solche selbst in Haftung und Haltung nimmt in der
Massenhaltergesellschaft. Die Massenhaltergesellschaft umfängt die Masse derer, deren jeder sich selbst als eine kleine Masse hält; die Delegation der Massenhaltung an die Ge- und Erwählten; die Bewährung des Individuellen am Allgemeinen und umgekehrt, die Vermitt e lung durch die soziale Praxis, die Gestaltung (und nicht nur „Darstellung“) dessen als Öffentlichkeit verwandelt sich in eine einsinnige Verausgabung von Voten, Affekten, Befindlichkeitsäußerungen, die kein Medium der Entfaltung konfligierender Sinnbildungen mehr ausmachen, sondern die Realabstraktion rivalisierender Privatöffentlichkeiten erfüllen, deren Marktgängigkeit vorab festgestellt ist; insofern ist der Betrieb intimer Herrschaftsverhältnisse hier am besten nicht nur aufgehoben, sondern bewerkstelligt
(c) Die Disqualifikation der Sprache durch die Herabstufung von einer Dimension symbolischer Verwahrung und „bildendem Organ des Gedankens“ (Humboldt) zum Instrumentarium, Selbstbilder zu realisieren; in der Hypertrophie visueller Verständigung, die das Bildschöpferische je schon durch den Konformismus des visuell Vorverständigten untergräbt, entschwindet die zweifache Konzeption des Menschlichen (die nicht zur wechselseitigen Subsumtion veranlagten verschiedenen Praktiken des Denkens, Empfindens usw), die in der doppelten Artikulation der Sprache grundgelegt ist; dies bedeutet die Überführung des Zeichenhaften (Artikulation) in Handeln mit ‘endgestellten’ Zeichen, so dass das Sprachliche tendenziell aufs Ganze in einen toolset übergeht, mit dem nicht mehr hinterfragbare values (Bedeutungen, Emotionen, ästhetische Empfindungen usw) ge- und erhandelt werden. Handelsübliche Zeichen - Zeichen mittels derer instrumentalisiert, kommuniziert wird - haben ihren im-materiellen Differenzwert verloren(der in den finiten Reihen der Zeichen, der infiniten Möglichkeiten der Referenz, der Mobilisierung sozialer Interpretanten liegt); sie sind damit angeschlossen an die Spekulation auf Wert (im Sinne von Bedeutung und umgekehrt: Bedeutung im Sinne von Wert), die im genauesten Sinne gegenstandslos ist, die sich nicht in etwas inkorporiert (auslegt, bekräftigt), das eine gute Herrschaft üben könnte - so wie nach traditionellem Verständnis die gute Herrschaft darin besteht eine Anleihe beim Allmächtigen zu tätigen, die die vornehme (vorzügliche) Beziehung auf die Autorität kapitalisiert, also Gefolgschaftswerte zur Zirkulation bringt, die Gefolgschaftsprofit abwerfen.
Den Betrieb des intimen Herrschaftsverhältnisses - Selbst-Beherrschung, Wunschbilder kreiert, die weder kontrollierbar, noch befriedigend sind und eben deshalb zwanghaft in den Raum der Gemeinschaften veranlagt werden müssen -, also die Verwertung (Abschöpfung, Zirkulation) selbstnormierter Lebensäußerungen (gerne auch als Spontaneität, Betroffenheit usw), nenne ich Affektbewirtschaftung.
Affektbewirtschaftung setzt Affekte als Ressource. - Woraus auch erhellt, dass nicht nur unter systematischem Gesichtspunkt eine isolierte Betrachtung nach traditionell ökonomischer Kategorialität sozialwissenschaftlich unzureichend ist. - Affektbewirtschaftung bedeutet Absorbieren fremder Lebenszeit durch informelle Inwertnahme (politische Plebiszite, Verkaufsförderung, Sicherheitsregime, Gesundheitskontrolle, der Markt der Körperkorrekturen und -substitutionen, Datenhandel usw). Affektbewirtschaftung leistet die Transformation von Massenkaufkraft in Kommandokapital durch das In-Verfügung-Stellen von Lebenszeit; Transformation heißt dabei Disqualifikation der Affekte (sie werden aus-gezeichnet, quantifiziert).
Das Verhängnis im Ganzen stellt sich dann so dar: Das Leben in der Massenhaltergesellschaft setzt die Zwangsprivatisierung (Kapitalisierung von Affekten, das Imaginäre als Erwerbsquelle, die Defizienz von Affektivität, die sich erst im „Öffentlichen“ erfüllt) für eine einträgliche (Profit, Gemeinschaft) Affektbewirtschaftung voraus. Die Vermögen der Vergesellschaftung (bzw deren Missglücken, Vergemeinschaften, Subsumtion unter organizistische Konstrukte) sind isoliert nicht angemessen aufzufassen; sie funktionieren wie Attribute einer (immateriellen) Substanz, die gänzlich verschieden sind, weil sie dasselbe ausdrücken.
Das neuartige Finanzregime, das eine Dissoziation von Spekulations- (Kommando-) kapital und Massenkaufkraft vorantreibt, reicht das Kapital in zwei Gestalten oder handelt damit in zwei verschiedenen Ordnungen. Das Wert-Numinosum - die im-materielle Wertsubstanz der verfügbaren Lebenszeit anderer - erfährt auf der phantasmatischen Ebene (der Definition des gesuchten Zwanges und der Bestimmung, die dem psychographisch zukommt als eine Art Seelenmakeup egologisch prozedierender Einheiten) eine analoge Aufspaltung:
Dem Spekulationskapital entsprechend das Begehren des Abwesenden (Zeit ohne Leben) und der Kaufkraft entsprechend Bedürfnisbefriedigung (Leben ohne Zeit). Das Begehren des Abwesenden in der Spekulation bewertet irrespektive der Vernutzung (Gewinnmitnahmen usw) die Unverfügbarkeit, die in Transzendenz gesteigerte Gesetzmäßigkeit - während die Befriedung der Bedürfnisse eben durch Geldzeichen stattfindet, die das Benötigte apportieren, appräsentieren und repräsentieren, letzteres: die Verheißung des Abwesenden im Anwesenden finden.
Sub specie des Finanzregimes bedeutet Zwangsprivatisierung Kapitalisierung/Bewertung aller (ohne dass die Grenzen auf der Ebene des einzig bleibeberechtigten Subjekts, des Kapitals, erfahrbar sind) und zeitigt so die Strenge Selektion der Unverwertbaren und Lebensverhältnisse mit dem Ziel kein Leben jenseits der potentiellen Kapitalisierung mehr figurieren zu müssen/ die „Gesellschaft der Vermögensbesitzer“, deren Vermögen nichts mit den traditionellen, alles mit der Versammlung von Besitztiteln zu tun hat. Hierzu gehört - mittlerweile auch für den auf Altersvorsorge gedrängten Normalsterblichen - die Spekulation, also die Notwendigkeit im Casino des Lebens Geld auf das Spiel setzen zu müssen, um es mit Gottes und der großen Heerführer in den Chefetagen Hilfe wunderlich und zum Wohle aller irgendwie zu mehren. Die Planwirtschaft (Güter, Ressourcen, Dienstleistungen bedarfsgemäß aufzuteilen) war völlig anachronistisch nicht durch Herrschaftsbürokratie (diese ist absolut nicht anachronistisch), sondern in der Annahme, dass Wert sich auf Gebrauchswert zurückführen lässt, also sich in der freien Verfügbarkeit darstellen ließe. Analog gründen Wertkonservative, Neufundamentale, Altreaktionäre ihre Spekulation (ein Jenseitiges bewegen, diesseitig zu werden) auf ideelle Gebrauchsgüter („die“ Werte) wie Zucht, Ordnung, Pünktlichkeit, Obrigkeitsgläubigkeit, Erwerbsfreiheit und natürlich Glaubensfreiheit (nichts wichtigeres als jedem Vorbeter seinen Teppich auszurollen) - ohne zu realisieren, dass man disziplinargesellschaftliche Produktionsmittel zum Einsatz bringt, deren Einsatz Selbstzweck, deren Profit unerreichbar ist (abwesend, jenseits, Zweck der in Tun nicht aufgeht); etwas, das es nicht gibt, was man allenfalls durch wahnhafte Selbstverfügbarmachung im beschriebenen Sinne vorgeben kann. Kein guter Zweck also, dem man entspricht, weil man ihn durch seine Abwesenheit wertschätzte, sondern ein imaginärer Zweck, der auf den Mitteln eingeht, die ihn realisieren sollen und nichts anderes leisten als Verfügbarhalten und Verfügbarmachen, Kassenhaltung und Massenhaltung.
Die Frage ist nach wie vor, wie viele Arme nötig sind, um einen Reichen zu produzieren? - Oder, gesetzt, dass die Produktion von Reichen auch weiterhin die Produktion von Armen zwingend erfordert, also die Gesellschaft der Vermögensbesitzer nicht funktioniert ohne das Milliardenheer der Pauperisierten: Wieviel Spekulation auf das Unverfügbare (die inexistente Wertgegenständlichkeit, die Unmöglichkeit der Massen, über ihr materielles Schicksal zu verfügen) kostet die Selbstverfügbarmachung? Der Profit, den das Spekulationskapital erzielt - mittels Erwartung, Hoffnung, Mangel & Überfluss - ereignet sich durch ein immer theoretischeres Verhältnis der Verfügung über das buchstäblich abgeleitete Unverfügbare, die Lebenszeit der anderen; sie werden nicht mehr in einem Produktionsverhältnis anstellig und/oder ausbeutbar, sondern als Zwangsprivatisierte, die sie nicht sein können, weil die meisten kein Vermögen haben, das sich spekulativ kapitalisieren lässt, weil sie nur noch ihre Leiber und das unnütze Innenleben haben, bzw davon gehabt werden. Die Affektbewirtschaftung, die dem Rechnung trägt, indem sie das unverfügbare Ego (als Organon der Selbstevaluierung) auf den Kapitalmarkt bringt, kann ebenso keine Besitztümer in Handel und Wandel verbringen, sondern nurmehr Vermögensdipositionen.
Mit der steigenden Homogenisierung, Vereinheitung - Schaffen großer Gebilde und, mittels Masse, unkontrollierbarer Herrschaftsapparate bis in die Niederungen der Politik - wächst die Unmöglichkeit, diese Prozesse überhaupt noch irgendwie verantworten zu können. Überzeugungsarbeit ist mithin vor allem erfahrbar als Praxis, vorab gefällte Entscheidungen (wie auch immer „nach bestem Gewissen“, „im gesunden Interesse“, triebhaft, korrupt, dezisionistisch ) denen zur Bezeugung (Fortzeugung, Ausbreitung) abzuliefern, denen erst recht die Möglichkeit dazu ermangelt. Überzeugungsarbeit als Austragen souveräner Entscheidung (oder souveränes Austragenlassen) ist das Gegenteil von verantwortlichem Handeln. Der Begriff der Verantwortung wird von mir nicht als Rechenschaft ablegen, sich vor höheren Instanzen rechtfertigen, verwendet, sondern in Ansehung der Konsequenzen des Handelns.
- Der Fundamentalismus der Marktreligiösen, der Gewaltreligiösen und der Lebensfeinde im Ganzen ist im Sinn der integrierten Vermögen zu Vergesellschaftung nicht Folge des oder Abkehr vom erschöpften Akkumulationsregime, vom unerträglichen Druck der Egologie ... sondern das Gleiche. Dabei glauben die Marktreligiösen, Krisen durch Deregulierung zu lösen, während der Mechanismus der Krise gerade dadurch immer weiter geschärft wird. Und die Gewaltreligiösen (Bush & Bin Laden mit ihren Heerscharen), die Krise zu lösen, indem man das Wesenhafte der Verwertung entzieht (die wahre menschliche Natur als Popanz des von ihr erfundenen Gottes, also dessen, den man sich macht, den man durch Überzeugungsarbeit herstellt und oktroyiert; von anderen ist hier an keiner Stelle die Rede); es wird also absurd das aus dem Selbstbezug der kleinen wie der großen Gemeinschaften gebannt, was ihn erst herstellt. - Absehbar am erfolgreichsten ist eine Kombination beider Typen.
Anzumerken wäre noch, dass die häufiger verwandte Formulierung „der Tendenz nach“ besagt, dass die beschriebenen Entwicklungen nicht zwangsläufig irreversibel sein müssen und dass eine neuartige Situation nicht eine höhere Stufe der Entwicklung, qualitativer Sprung ist, sondern nicht mehr und nicht weniger als ein Kräfteverhältnis und eine Vermischung oder Gemengelage vielfältiger Strömungen und Bestrebungen, die sich eben nicht synthetisieren und darüber die ins Verhältnis getretenen Kräfte repräsentieren. Zum anderen, dass aufgrund der beschriebenen Verhältnisse entstanden ist (und immer häufiger gerne verwendet wird) eine beschleunigte oder radikalisierte Substitutionsweise, die - entgegen der traditionellen Vorstellung, dass eine Gestalt des Lebens alt und grau wird, bevor sie in die angemessene Auffassung ihrer Probleme eintritt (Hegel) - unter Hintansetzung der Verhältnisse direkt Probleme ersetzt durch neue Probleme, für die man kostengünstigere Lösungen hat, bis man ganz neue Probleme haben wird ...
also indem man Probleme ohne Realitätsbezug angeht, sie durch noch größere Folgeprobleme unterschlägt.
Mittels der hier gegebenen Erläuterungen hoffe ich nun, dass es möglich ist, dieses Buch an jeder Seite zu betreten und interessante Gedanken darin zu finden.
Nachtrag Herbst 2008:
Diese Schrift wurde weitgehend zu Zeiten des Krieges von Bush jun. gegen den Weltterrorführer Saddam Hussein verfasst („Mission accomplished!“). Entsprechendes Zeitkolorit wie den Exkurs in V („Miss Bush“) habe ich trotzdem gelassen, weil das Personal wechseln mag, aber die Figur des Regierungsidioten natürlich nicht aus der Welt ist – eben weil sich darin die Entpolitisierung zwischen starken Führer und (auf ausdrücklichen Wunsch) stark Genasführten der Politshow zur besten Werbezeit auslegt.
Dass die Menschheit an Dummheit und Gier, Gewaltverlangen und Aberglauben zugrunde gebracht wird, wusste man, zugegebenermaßen, auch schon vor tausend Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, es aber auch schaffen zu können, die ist dramatisch gewachsen. Dh alle negativen oder auf abstrakte Negation dringenden Prozesse verschmelzen zu einer die Fähigkeiten von Menschen, ihr Leben und ihre Umwelt autonom und verantwortbar zu gestalten gänzlich überbordenden und sukzessive annullierenden Manier. Die letalen Prozesse sind offensichtlich so gründlich außer Kontrolle geraten, dass man keine zupassende Wahrnehmung mehr benötigt. Das, was sich nicht marktreligiös auffassen lässt, was Reichtum kosten und Verzicht erfordern würde, stellt man unverdrossen als Getrommel irgendwelcher Kassandristen dar.
Und die Paviane der Macht in den Schurkenkostümen des Kalten Krieges, die mit der größtmöglichsten Sturköpfigkeit (wohin sind die guten alten Ideologien nur verschwunden?) versuchen, noch mal einen Showdown an der Ölquelle zu finden (geostrategische Ressourceninteressen), ihre Volksgenossen verheizen und von der dummen alten Natur platt zu machen, was man auf die schnelle so in die Finger bekommt … ? Und diese scheußliche Finanzmarktkrise, die man sich im Nachhinein irgendwie erklärt (da ist doch tatsächlich die Gier mit dem einen oder anderen durchgegangen, da hat man nicht mehr nur mit falschen Karten und geborgtem Reichtum gespielt, die Karten waren sogar gezinkt!/ „faule Kredite durchgewunken“), wobei alle auf die es ankommt (also die man im Fernsehen sich kommunizieren lässt), nichts genaues aber ansonsten auf jeden Fall wissen, dass d e r Kapitalismus („unser System“, unsere Marktordnung, unsere Freiheit, Reichtum und Armut oder Reichtum mittels Armut zu kreieren) aus dieser Krise gestärkt hervorgehen wird. Die Krise ist das andere, das Gemeine hinter der Natur, der man in seinem Erwerbswillen Folge leistet. Niemals aber wird man der Häresie zugeben, dass der Kapitalismus die Krise selbst ist, dass er nur daraus besteht, permanent krisenhafte Zustände zu erzeugen, dass er wesentlich die Permanenz des Krisenhaften ist. Weil dies zuzugeben erfordern würde, eine Interpretation dieses Zwanges anstelle der Befolgung von Dogmen. Das durch Ausbeutung, Umverteilung und Spekulation entzogene und transformierte Kapital (aus der Kaufkraft Vieler wird Kommandokapital in der scheinbaren Verfügung weniger) funktioniert als destruktives Vermögen, das wie eine Militärmaschine alle heterogenen Ökonomien überrollt und in seinen Betrieb einbindet. Das Kommandokapital, das in einem immer verkürzteren Zyklus (sozusagen durch Jungfernzeugung) sich diversifiziert, proliferiert und im Vollzug einer pathologischen Identität sich auf sich selbst appliziert im Wahn, dass dieses Selbstverhältnis Weltverhältnisse abbilden könne oder das bestimmende Abwesende (das Unverfügbare, die ideelle Totalität der unbeherrschbaren Wirkungen) repräsentieren könne, funktioniert (strukturell, so wie es „systematisch“ eingesetzt wird) aus Entzug und durch Zerstörung. Entzug an produktivem Vermögen (physische und intellektuelle menschliche Anlagen und Fähigkeiten) bedeutet, den eigentlichen oder notwendig hypostasierten Grund des Menschenmöglichen zu zerstöre. Aus dem Potenzial wird überfließender Mangel und aus dem zu realisierenden Gewinn, durch den sich der anonyme Produzent bestimmt für eine imaginierte oder imaginäre Existenz jenseits des Prozesses Mangel an Überfluss; nur was fehlt, treibt. Dass „die Blase platzt“ und danach alles wieder normal wird, dass dann alle diese Milliarden, die man eingesammelt, so weit verbrennen, bis der Rest wieder tatsächliche Werte, Prozesse abbilde – wie soll das vorstellbar sein, wenn die Disproportionalität das Treibende ist? Wenn das Kommandokapital als angemaßte und unverantwortbare Verfügungsgewalt über die Realwirtschaft notwendig „Blasen“ schlägt, also produziert, was der Repräsentiebarkeit enträt und je schon entraten ist, wenn dies sein Hauptgeschäft ist, falschen Reichtum aus massenhafter Verarmung hervorzubringen und beide nur noch zum Schein im Geldfetisch (sich) kommunizieren?Das Schizogenie des Kapitalismus wie es von Deleuze/Guattari (so einmalig -folgenlos) erfasst wurde: die eine absolute Produktion treibt das Tiefste und das Höchste, das Singuläre und die Totalitäten hervor und ergibt in der Auffassung dieses Treibens eine katastrophale Spaltung indie Ordnung der Besitztitel sowie der identitären Konstrukte auf der Folie des gemaßregelten Begehrens im Familienverband und der gänzlich enthemmten Notwendigkeit, alles zum Mittel eines Produzierens zu machen, das durch sich selbst absolut unvermittelbar ist, für sich genommen ziellos und keinem berechenbaren Gesamtzweck zu unterstellen (was der Niedergang der staatskapitalistischen „sozialistischen“ Gesellschaften gezeigt hat). Kapitalismus ist eine je in die Formierung zweier Realitäten aufgespaltene Tendenz (s.o.), die sich komplettieren und zugleich ausschließen; und die sich aussschließen, um vollständig zu sein. Unterschlagen (untergeschlagen als Verdrängtes) und zerschlagen (eben zerrissen in Untertendenzen, die sich synkopieren, um sich zu ersetzen).
D a s Reale existiert so nur virtuell in beständiger Missdeutung; hierin liegt die Auflösung des vitalen Interesses (des Begehrens, des Menschenmöglichen) in das reproduktive und reproduzierbare Interesse (Bedürfnis oder wesenhaft rationalisierbares eigentliches Interesse). Die Konditionierung auf gemeinschafts- oder vergemeinschaftungsfähige Triebziele (Privatwunsch) gegen/mit/durch die auf bloße Vollzugs-/Funktionslust bestehende Sachverhalte (oder jeglichen „Bestehens“-Sachverhalt) aufzulösen und in einen maschinellen Kontext – Organmaschine, Geldmaschine, Staatmaschine …. - zu bringen, charakterisiert den Kapitalismus als einen Mechanismus unbeherrschbarer Produktion, die alles ihm zu entraten Suchende auf imaginär einvernommen setzt. Der irrsinnige Glaube, diesen Prozess durch Rückbesinnung bemeistern und eindämmen zu können, ist am Krisenhaften eine Art Unterabteilung; die Bemeisterung stellt man sich so vor, auf dem Wege der Disziplin, Rechtsgenügsamkeit, Bescheidenheit und Autoritätsgläubigkeit – also der Konditionierung oder stellvertretenden Maßregelung der sinnlosen Produktion an sich selbst (das Begehren auf reproduzierbare Interessen reduzieren) – oder dem interesselos wohlgefälligen Beiwohnen der großen Produktion im Maschinenpark der Industrie oder im Cirkus Maxismus der Finanzindustrie die Produktion des Sinnlosen ins Gute, „für die Menschen“, „für unsere Erde“ usw wenden zu können. (Auf dieser Folie wird mE sehr plausibel, wie der Fundamentalismus, sei es „christlicher“, „islamischer“ …Provinienz auf einer Szene von Komplementierung/Exklusion mit dem Marktradikalismus zusammenhängt; nicht nur, dass der Marktradikalismus immer darauf dringt, einigermaßen „freie“ Märkte, „fairen“ Wettbewerb zu zerstören, also sein Überzeugungsziel in oder durch seine(r) Praxis dementiert; der Marktradikalismus dekompensiert den Fudamentalismus, er gibt ihm den Überzeugungsgrund, den sie an ihm nicht zerstören können. Der Anspruch, die einzig wahre Auslegung von Schöpfungsabsicht durch rigorosen Schöpfungsmissbrauch, wiederholt eindrucksvoll den Raubbau am Menschenmöglichen; was man wahnhaft als seine heiligste Eigentümlichkeit verinnerlicht hat, ist nur noch durch äußere und äußerste Zerstörung (Armageddon) zu behaupten.
Das postdemokratische Regime beginnt da, wo die Politiker noch dümmer sein müssen als ihre Wähler (oder dies simulieren, bis es ihnen zur zweiten und besonders authentischen Natur geworden ist). Im postdemokratischen Regime wird das kleinste Übel - dass die Massen wenigstens über ihr Geschick abstimmen können, dass es theoretisch Partizipation und Mitbestimmung geben könnte – zum größten, sofern die gesuchte Entmündigung (die Entlastung von der Unmöglichkeit zu verantworten, was „in meinem Namen“ geschieht, zu stiften) Bedingung wird für die Möglichkeit, Herrschaft auszuüben indem Anführer und Abführer auf dem niedersten Niveau von Ressentiments und Gruppeninteressen zusammenspielen, nur um sich gegenseitig Bestandspflege zuzusichern.
Überzeugungsarbeit in der marktgängigsten Form – sein Produkt zu veräußern, SICH kommunizieren, um sich unverzichtbar/gut gegründet zu machen („aufzustellen“) durch den Markt (der Markt als Karikatur des transzendentalen Feldes) – geschieht als Performanzterror, dem fortgesetzten (unaufhörlichen) Mühen, der Produktion des Sinnlosen einen Zweck zu unterlegen, welcher die sinnlose Produktion mit rationaler (ästhetischer, moralischer) Plausibilität verknüpft. Dies, weil es über imaginierten Konsens kein soziales Einverständnis gibt, das die einzelnen Subjekte über die Grundlosigkeit nicht der Existenz, sondern die Unhaltbarkeit fast jeder Praxis hinwegtröstet. Kollektive Einvernahme (bzw Einvernommenheit /Voreingenommenheit) soll diese Praktiken besinnen; die Überzeugungsarbeit an dieser Besinnung geschieht in der Masse, in der Gemeinschaft, wobei Herdenbildung der Prolog der Besinnung ist, der für jedeN das absurde Versprechen auf Distinktionsprofit leistet. Performanzterror ist mit Stress, spirituellem Verlangen, Autoritätsgläubigkeit, kurz der Willfährigkeit gegen die Vorgaben, nicht hinlänglich definiert, er hat was Gesuchtes und arbeitet den Zwang durch, die eigene maschinelle Disposition zu wiederholen: das Leben in jedem Augenblick von fast allen seinen Möglichkeiten abgeschnitten, von den Rhythmen der Lebenswelt, von den Subsistenzströmen (Lebensmittel, Daten, Verkehr) markiert, gerastert und getackert …. artikuliert; kurz: den Zwang, die eigene Zwanghaftigkeit zu bejahen, das Getrieben- und Programmiert-Sein (und das programmierte Sein, das abrufbare aus dem genetischen Potential, aus den weitreichenden Geschäftsplanungen usw) immer effizienter zu machen; wobei es nicht um das Ziel (eines Tages Millionär oder eines Tages frei oder weise oder … zu sein) geht, sondern den Vollzug, aus dem die Doppelbödigkeiten (die Doppelmoral, das verborgene Interesse, die Intrige, die ein autonomes Subjekt noch spinnen kann) verschwunden ist oder sich zusehends verflacht, weil der Zwang für den einzelnen darin besteht, die Rolle zur zweiten oder endgültigen Natur zu machen und für die Gesellschaften, ihre tragenden Distinktionen im Regress auf die Massengemeinschaft nur noch exklusiv in der Habe vorzuzeigen. Zweieinhalb Milliarden Menschen (Tendenz zunehmend) „leben“ mit weniger als zwei Dollar täglich, komisch aber auch, wie konnte das passieren? Und die Hungerleider zu halbieren, das wird bis 2015 wieder nicht klappen, weil die Konjunktur lahmt und die Immobilienkrise Angst und Schrecken verbreitet und das Kommandokapital in den Abgrund reißt. - Aber wenn wir die alle ausbilden, so richtig gut mit einem Sack voll Managementzertifikate, wird dann alles wieder gut? Liegen die dann niemandem mehr auf der Tasche? Kaufen die dann alle beim Exportweltmeister ein?
ERSTES KAPITEL
LINKS - RECHTS - MITTE
Die politische Überzeugung verbindet vermeintlich Wahres (Erkenntnisse über das Sein) mit der Forderung nach Gutem (Sollen), die sich an eine Gruppe richtet, welche sich ihr zufolge dem Wahren zumindest annähern soll. Darin hat sie bereits einen systematischen Grund, zu scheitern und beides zu verfehlen und zwar um so mehr, je bedingungsloser die Koinzidenz des Guten und des Wahren verlangt ist. Schließlich geht es darum, sich „ein eigenes Credo“ zu schaffen (eine Wahrheit zu fabrizieren, deren Besitz mich adelt und deren Adel ihre prekäre Besessenheit durch mich ist), daraus aber mittels Kommunikation ein verbindliches Gut zu stiften, welches nicht nur die Verfolgung eines Einzelinteresses verschwinden macht, sondern dieses objektiviert, emotionale Akzeptanz durch viele setzt und diese nicht auf Rationalität, vielmehr in Gefühlswerte gründet, deren Aneignung und Rationalisierung wiederum ein neues Credo schafft. Das Wahre auf die Überzeugung zu beziehen, ist unumgänglich, aber schon unter der Voraussetzung eines ‘schwachen’ Wahrheitsbegriffs nicht einzulösen. Statuiert statt der Wahrheit ein bescheidenes ‘Wahrhaftig-werden’, welches ich als Vermögen definiere, das Richtige zu tun, ein Vermögen, das dem Menschen als Entschädigung dafür gegeben oder vom Tier übrig gelassen sein könnte, dass er als Instinktwesen untauglich ist; eine Ausstattung, die das entscheidende zivilisatorische Potential bildet - eine andere Realität zu definieren, Gewalt einzudämmen und damit dem nicht-normgerechten Leben eine Existenzmöglichkeit einzuräumen -, dann ist Wahrheitspraxis davon abhängig, dass diesem etwas von der anderen Seite entgegen oder ein zweites Moment hinzukommt, etwas das sich ereignet. Ist dies so vorzustellen, dass in der Bedingungslosigkeit des reinen Seelenlebens (etwa auch als transpersonales Vermögen) sich eine Einstellung oder Ausgerichtetheit bildet, der eine Erfüllung zukommen kann? Oder wäre gerade dies in letzter Hinsicht genau die Wahrheitspolitik, welche sie auszuschließen sucht, indem sie sich auf ein vermeintlich Unverfügliches gründet, das je schon subvertiert oder ins Außen gewendet ist? Wahrheitspolitik, welche ‘der’ Wahrheit eine Bedeutung gibt, die in letzter Hinsicht nur darin besteht, dass man sie hat oder darin, über die Formen zu verfügen, in denen sie sich ereignen soll. Und dass etwas Wahres geschieht, hieße dies dann mehr, als dass Sachverhalte gesetzt und hingenommen würden, die man gut oder schlecht findet? Womit das Sollen, dem sich eine Gruppe von Wahrheit(re)produzenten unterstellt - und diese Unterstellung erweist sich per Akklamation je mehrheitlicher desto wahrer - dem Sein des Wahren, das oder soweit es unaufgelöst oder virtuell bleibt sich fortgesetzt substituiert.
- Ich würde also eine sehr bescheidene Fassung von ‘wahrhaft-werden’ definieren: es ist das Vermögen, das Richtige zu tun oder hervortreten lassen, ohne darin einen Zweck zu verfolgen, also ohne ein vermeintlich Wahres zu instrumentalisieren. Nicht also liegt eine Wahrheit irgendwo oder könnte man sie verlegen oder übermitteln, es gibt keinen vornehmen Bezirk; oder sofern es solches geben soll handelt es sich nicht um ein Wahrhaft-Werden, so wie es sich bei den traditionellen Wahrheitstheorien kaum um mehr als mit Sorgfalt und Gesinnungsstärke formulierte Betriebspraktiken handelt, um der Vor-Stellung vom Wahren als einer Vorstellung vom Bewahrheiten beizukommen. Wahrhaft-Werden verstehe ich als Prozess, der nicht auf Bedeutung oder Protagonisten à la Subjekt-Objekt zurückzuführen ist, der nicht durch Reduktion auf Instanzen (der inneren oder äußeren Prüfung) oder Sachverhalte zu einem Abschluss käme so wie das Gesetz oder die Verfassung einen Zustand von Souveränität re-konstruiert und zu-Sollen vorsetzt. Das Wahrhaft-Werden als Vermögen das Richtige zu tun geht in keinem Sollen, in keiner Instanz, in keinem Sachverhalt auf, ist nicht in den Modalitäten der Prüfung, nicht in den Verhältnissen, wahr-falsch (zwei-, drei-, n-wertig) zu definieren und am wenigsten im Besitz einer möglichst nicht nachvollziehbaren Erkenntnis, der ein Herrschaftsanspruch innewohnt. Es hat auch nur bedingt mit der Anerkennung oder Nichtanerkennung von sogenannten Realitäten zu tun, nur insoweit es das Vermögen ist, allem Grundsätzlichen grundsätzlich zu widerstreiten. Solches geschieht nicht durch Instanzen, Personen, Geräte an anderen Instanzen, Personen, Geräten oder Körpern, Qualitäten, Materien mittels
Gerätschaft, praktischer Vernunft, Handbüchern, durch welche man dienlich-bedienender Teil und Anwender von Maschinerie wird, die dem ‘Man’ immer ähnlicher wird. Das Vermögen das Richtige zu tun, verstehe ich als elementare Bündelung von Fähigkeiten zum kritischenGebrauch von Wissen, Gewissen, Gefühl, um die aus gesammelter Unvernunft oder zur solchen sich veranlagenden Seins- und Sollensordnungen zu bestreiten. (Mehr in Kapitel III.)
Die Überzeugung sucht nach einem Wertausdruck, sie verknüpft eine Absicht mit dem Bezug auf Für-wahr-Gehaltenes. Dies betrifft Individuen wie Gruppen gleichermaßen, Personen, die sich dazu aufgerufen fühlen, für etwas Zeugnis abzulegen und dieses so fortzuzeugen. Ist es sinnvoll, zwischen indviduellen und Gruppenüberzeugungen zu unterscheiden? - Meiner Ansicht nach nicht, im Gegenteil: Eine Überzeugung hat ‘man’, aber man hat sie nie alleine, sondern teilt sie, sei es mit sich wie mit anderen. (Oder im obigen Sinn: Ohne Sollen keine Überzeugung.) Erst das Teilen potenziert oder genauer auch depotenziert sie zur Wirkmächtigkeit, weil sie den Bezug auf Wahrheit ungeprüft überträgt (weil anders im Regelfall die notwendige emotionale Auffassung eines Guten nicht denkbar ist) und daraus die Leidenschaft ableitet - die Begeisterung für, das Leiden an der Fragwürdigkeit dieser Wahrheit. Das ist etwas anderes als die Befolgung einer Vorschrift, oder die Verallgemeinerung eines Ideologems; vielmehr bedeutet das unbedingte oder auf keinen Grund und keine Satzung reduzierbare Überzeugtsein, das Richtige zu tun erstens: wo nicht generell den Regelverstoß so doch, nicht aus der Regelbefolgung Legitimation zu beziehen, und zweitens: das eigene Tun mit Zweifel zu durchsetzen - das Einlassen auf brüchige Regeln und unsichere Prozesse aufzugeben durch die zwanghafte Ausräumung, die Bekämpung des Zweifels bis er buchstäblich am Grunde zerstört ist, gibt die Richtung der Überzeugungsarbeit an. Noch nicht hinlänglich also ist das Bevormunden, das manipulieren usw, sopezifisch ist, diese Praktiken benutzen zu müssen für die Selbst-Stärkung, die vom „kommunizierten“ Inhalt nicht zu trennen ist.
Unbedingt ist das Zweifelhafte, worin deshalb die Kritik einen exklusiven unverfüglichen Grund hat, weil sich keine materiellen Bedingungen, keine angeborenen Ideen oder der Sprache innewohnende Bewahrheitungsmacht dafür einspannen lassen. Die Überzeugung - je apodiktischer und esoterischer, um so dringlicher - fordert in letzter Konsequenz, im Ausbringen des eingelagerten Zwanges den Überzeugungstäter, der in bewahrheitender Tat Sein und Sollen verbindet oder ihre Ordnungen entgrenzt und kollabieren lässt in der abstrakten Ordnung, die sozusagen des Todes ist. Jenseits der psychopathologischen Disposition (maskiert ein ganz anderer zu sein usw, die absolute Transzendenz des Ausnahmezustands einer entborgten Identität), die sich schon in der Uniform des zur Überzeugungstat verpflichteten Soldaten findet, erblüht und vergeht die Überzeugungsgewalttat in der Anonymität; selbst wenn man später wissen wird, wie ein Selbstmordattentäter geheißen hat, tut es nichts zur Sache, der Name des großen Terroristen individualisiert ihn so viel wie der Markenname ein Produkt. - Streng genommen beginnt die poltiische Überzeugung als das, was von Einsicht, Gesinnung, Meinung, Erkenntnis zu unterscheiden ist dort, wo unter einer Formel, einem Ideologem, einem dadurch (bloß) konnotierten Operationsmuster kein Mensch mehr zu finden ist, der dafür einstünde oder es verantworten könnte. Das Zeugnisablegen geschieht in der Anonymität eines Man, gleichsam um seinen Namen los zu werden, um ein namenloser Heiliger, ein Parteigänger, der den Namen und die Mission einer Partei heiligt, zu werden. Die politische Überzeugungsarbeit, wo sie psychotisch wird - und psychotisch ist nicht (oder nicht nur, nicht in erster Linie) der Protagonist, sondern das ganze Ensemble, pychotisch auch hier verstanden als politische Inkorporation - baut Erkenntnis ab, Reste werden in Pathosformeln gegossen, die zu nichts anderem taugen als Hass; Hass wiederum drückt aus die Ohnmacht, die Unwissenheit und den Genuss daran, dieses von Vernunft weitgehend Entsetzte auszuagieren.
Dem Hinauspraktizieren dieser Überzeugung (die im weiteren als ungeregelte Entsubjektivierung dargestellt wird) ist lebenswichtig die positive (Gesinnungsgenossenschaft) und die negative (Verfolger) Verstärkung oder Resonanz, die den Überzeugungsarbeiter von dem furchtbaren Zweifel (über die eigene Lebensfähigkeit, über auch berechtigte Zweifel an der Überlebensfähigkeit seiner selbst oder seiner Gruppe unter einer Despotie) erlösen oder diesen aufwiegen, gleichermaßen also vertreiben und vertiefen, indem die Überzeugung verteilt wird, indem sie durch die Mitteilung von Gewalt Bestand erhält. Die Produktion des Fanatikers ist definiert durch Perfektion und Identitätsstiftung: der Sieg über den Zweifel an der eigenen Überzeugung symbolisiert durch die Zerstörung des eigenen und des anderen Körpers, der Gewaltakt als Dekompensation des Wirklichen, die kollektive Dekompensation durch die Gemeinschaft der Un-Toten. Die Psychotisierung des Politischen (vgl V) ist die furchtbarste Form der Überzeugungsarbeit, sie findet in der gemeinsamen Phantasmagorie fundamentalistischer und faschistischer Entpolitisierung - als lebensbedrohliche Formen regressiver Vergemeinschaftung - ihre Voraussetzung, sie bringt rechtsradikale Positionen zum logischen Abschluss.
Kann man sich darauf verstehen, die politische Artikulation - als deren Spezifikum ich das Zeugnis-Produzieren genannt haben - als intersubjektives und von dort nicht in oder unter die Hoheit eines individuellen Bewusstseins fallendes Phänomen zu begreifen? Dann würde dies auch bedeuten, dass ein solches nicht als solches, weil es ethisch wohltrainiert ist (universellen Normen folgt, von Werten weiß und Anstand vor alles andere setzt) und den eigenen Verstand gebraucht, sich selbst und den Diskurs beherrscht, sondern weil diese Ausstattung seinen Trieb kleidet, also sich in die inter-subjektive Artikulation einfügt. Das Geschäft der Ethiker, das ja entscheidend mit Subjektivierung und herrschaftlichen Setzungen zu tun hat, beruht - und dies ist ein Einwand, den ich für unwiderlegbar halte - wesentlich auf einer wiewohl habitualisierten¸ so doch völlig artifiziellen Unterscheidung und Klassifizierung der menschlichen Vermögen.
Die politische Überzeugung verstehe ich als politische Artikulation, worin zweierlei liegt:
a) die Durchgliederung (Bildung von articuli) oder Aufteilung auf Gesinnungsgenossen, Beziehen auf Codes, die Überzeugungshaftes tragen, verschieben, replizieren, transformieren, neu anordnen,
b) die Ineinssetzung von politischer Artikulation als auf und gegen das Politische gerichtete Intervention (günstigenfalls verstandesmächtiger Art) mit der Artikulation durch das Politische oder die Artikulation (Gliederung, Anordnung Codifizierung, Habitualisierung ...), die das Politische, es voraussetzend, allererst oder immer wieder neu herstellt.
Um diesen Gedanken richtig zu fassen müssen einige Vorurteile, die zumindest dem ‘gesunden Menschenverstand’ eignen, ausgeräumt werden: dass sich Aktivitäten und Passionen strikt auseinanderhalten ließen; dass der Plan, den das Leben in Form der anscheinend bekannten Realität für uns bereithält, aus festen Einteilungen, Zuordnungen und ewigen Wahrheiten bestünde jenseits dessen, was Menschen tun; dass es ein erreichtes Maß an Fortschritt gebe, eine Art aktuelles Rekordmaß, das nicht mehr unterschritten würde.
Dass jeder Wirkung eine Ur-Sache vorausgeht, die ihr etwas mitteilt (sie zu etwas bestimmt oder anstiftet, eine Reaktion provoziert), eine Logik, nach der immer ein isoliertes Phänomen der Erklärung (und auch nur dieser) dient oder als Begründung herhalten muss (je einseitiger desto unbedenklicher zu verwenden); im Gegensatz dazu die mit dem Begriff Artikulation verbundenen komplexen indirekten Wirkungen (Entsprechung, Anordnung, Konstellation); letzteres besagt: eine Strömung oder das Serielle (das Ereignis ist die Folge innerhalb einer relativ definierten Menge de-totalisierter Elemente) bildet sich auf eine andere nicht mittels einer Realität ab, sondern schafft in einem Prozess indirekter Beeinflussung den Raum, explizit des Politischen (oder Vor-, Un -, Nach-Politischen). Diese Strömungen, als welche auch Überzeugungen auftreten, kommunizieren nicht indem sie eine Botschaft in einem fremden Wahrnehmungsorgan versenken, sondern ver- und entschlüsseln, be- und entsiegeln sich wechselseitig, nicht Element für Element, sondern auf das prekäre Ganze mit offenen Rändern und begrenztem Zusammenhalt hin oder bilden eine neue gemeinsame Strömung aus (zB die Artikulation einer Strömung des Extremen als phantasmatisch-militante Gegenbesetzung des öffentlichen Raumes). - Wobei im einen Fall Strömungen andere unterdrücken, binden, vampirisieren und sich daran mästen, im anderen Fall neue erzeugen.
Schließlich das Konzept der Repräsentation, das direkt in die vorurteilsgerechte Auffassung des Politischen einmündet. So wie das Photo eine Erfahrung, das Politbarometer die Meinung einer Bevölkerung „wiedergibt“, des demokratischen Souveräns mit seinem immer so liebevoll von Politikern und Journalisten apostrophierten „feinen Gespür“, das aus dem Stammtisch Orakel und Ideenhimmel zugleich macht; so wie die Sprache das Denken wiedergeben soll, so wie das Organ der Rechtsfindung den allgemeinen Willen wiedergeben, also paradox ein Anwesendes ein Abwesendes vertreten soll. Die Bevölkerung als das Abwesende wird von ihren Vertretern vertreten; in welchem Ausmaß die Bevölkerung abwesend ist oder für ihre Abwesenheit belobigt wird, kann man an „Wahlen“ studieren, bei denen es zumeist nur darum geht auf dem Gemeinplatz Figuren zu tauschen, Stellungen zu wechseln, aber niemals, „Volkssouveränität“ in Anschlag zu bringen. Die Theatralisierung des Politischen (politische Arena, Matadore usw) ist umgekehrt proportional ihrer Wirkmächtigkeit und sucht vorzumachen, dass der Gemeinplatz als Summe von Gemeinplätzen, dass das politische System oder der so genannte sich nur noch mühsam in Gewalten teilende Veranstaltungskomplex noch Richtung, Dämmung, Widerspiel, kurz: eine Gegeninstanz sein könnte zu den nur noch in der, durch die und zur kapitalistischen Maschine[i] konjugierten Strömungen.
Die Repräsentation - als mentale Erzeugung wie als politisches Instrument natürlich unumgänglich - besteht also aus einer abwesenden Bedeutung, die durch Wiederholung zu haben oder anzueignen ist, Präsentation, performance ... als übertragbare, handelsfähige (handelsübliche) Pro-Position[ii] (eine Bedeutung, die vor ihrer Realisation fest- oder für sie einstehen soll), die einen Grund in etwas Abwesendes oder Meta-Physisches setzt.. Aus der Pflege der Bedeutsamkeit-an-sich, die das Element ist, in dem die Propositionen gedeihen (und das dem Diskursiven/Sprache-Willen ... widerstreitet, bzw vorgesetzt sein soll als das tieferliegende Richtigere), ergibt sich auch das Normale oder das, was für sich selbst schon bedeutend sein soll, das, was nicht erklärt, mittels dessen nur automatisch alles davon Abweichende zu solchen erklärt ist.
Das Normale innerhalb der politischen Repräsentation heißt gemeinhin „Mitte“. Im obigen Sinne als Gemeinplatz von Gemeinplätzen, auf dem die normalen Menschen ein- und ausgehen, den sie umzäunen oder aufrüsten (Wagenburgmentalität, das Boot ist voll usw) oder von dem sie das Nicht-Gemeine oder besonders Gemeine ausgrenzen. Eine Ausgrenzung, die jemand so wie die Natur ihn herausgegeben hat unter ein Verdikt stellt, dass es mit ihm eine Art hat, die nicht fein, die nicht die unsere ist, nennt man Rassismus; strukturell - und insofern passen Klassenkampf und Rassenkampf fatal zueinander - eine auf das Innere einer Körperschaft gerichtete Diskriminierung oder „die Bedingung für die Ausübung des Rechts auf Tötung“ unter den Verhältnissen der Bio-Macht (als Ensemble von Techniken, die Körpernutzen erschließen, genauer: die im 17. und 18. Jahrhundert entwickelten Disziplinartechniken in den Umgang mit Leben integrieren und modifizieren).[iii]
Die Ausgrenzung, die der Kapitalismus an zwei Dritteln der Weltbevölkerung vornimmt, die einfach nicht in seinen Betrieb passen, die aber ihm günstigenfalls als Rohstoffquelle zur Verfügung stehen sollen, kann man füglich Rassismus des Kapitals nennen, Selektion im global village. Er schafft den Gemeinplatz, dessen Realität immer virtueller wird, weil das Kapitals einen Gemeinplatz, der eben mehr als operative Notwendigkeit sein will, der seinem Prozess entzogen sein soll nicht mehr zulässt. Den Gemeinplatz, auf dem man glaubt, das Naturgemäße aus- und abzubilden und Herr des Verfahrens der notwendigen Unterscheidungen oder Diskriminierungen zu sein ist das, was ich also Mitte in einem vorläufigen Sinne nenne, der sich unterscheidet in die alte Mitte und die neue oder extreme Mitte.
Ich möchte noch einen zweiten Einsatz machen, der die aufgebrachten Motive sinnbildlich/anschaulich verknüpft und in das Problem des Subjekts und das Problem der Unterscheidung von links und rechts einmündet. Die politische Repräsentation ist seit Beginn der Neuzeit (spätestens) als Körperschaft gedacht worden, „Staatsgewalt die Willensmacht eines persönlich gedachten sittlichen Organismus.“[iv]. Denken wir uns eine Begriffsreihe: natürlicher Mensch - künstlicher Mensch - sterblicher Gott - unsterblicher Gott, dann ist der Staat, wie ihn der Ahnherr aller autokratischen konservativen neuzeitlichen Regime, Thomas Hobbes, gedacht hat, genau in der Mitte, eine Konfiguration von künstlichem Menschen-sterblichem Gott (der Leviathan), eine Gliederpuppe oder Marionette, mit einer gewissen Transzendenz begabt; sie besitzt gewaltige Kräfte - nämlich die Gewalten die aus der wilden oder unter Verdacht zu nehmenden Natur des Menschen rühren (seine Erbsünde) - und die in und durch seinen Leib domestiziert werden. (Hier setzt sich natürlich die im Mittelalter herrschende Überzeugung vom sakrosanten Leib des Despoten fort als der Inkarnation der Herrschaft). Wobei gilt: Der Staatskörper ist d i e Person, die zu verkörpern ist und „wer diese Person verkörpert, wird Souverän genannt und besitzt höchste Gewalt, und jeder andere daneben ist sein Untertan (subject).“ (Hobbes)[v][vi] Der Staat ist sozusagen ein Vehikel auf das übertragen Bedürfnisse nach Sicherheit, Schutz, Unterordnung befriedigt werden, er stiftet einen idealen Organismus, in dem die Gefahren der Natur durch einen bürgerlichen Zustand geregelter Erwerbsfreiheit und Treue zur Obrigkeit gebannt sind. - Interessanterweise wird hierfür das Naturrecht, also die Gründung der Rechtssprechung auf ewig gültige überzeitliche, aus der Natur herausgelesene Normen verwendet. Naturrecht versteht Hobbes als „die Freiheit, nach welcher ein jeder zur Erhaltung seiner selbst seine Kräfte beliebig gebrauchen ... kann.“[vii] Hierbei geht es natürlich entscheidend um die Bestimmung der Souveränität (ich kann das hier nur im Vorgriff skizzieren, vgl IV), souverän ist, was bzw wer (denn das Entscheiden ist immer an eine Person oder Rechtsperson zu knüpfen) die letztinstanzliche Entscheidung trifft oder nach Carl Schmitts Gassenhauer: Wer die Entscheidung über den Ausnahmezustand trifft. Denn: „Staaten sind um des Krieges willen da; sie sind Ausdruck der Bereitschaft zu Krieg.“ (Spengler)[viii] Die Souveränität entscheidet über Leben und Tod, sie bindet nicht, sie unterwirft: „Die Souveränität ist die Theorie, die von Subjekt zu Subjekt geht und eine politische Beziehung zwischen Subjekten errichtet.“[ix] Woraus folgt, dass die Krise des Subjekts (jene, die es als prekäres Modell der Selbstreferenz in Lebenszusammenhängen, die immer wieder oder immer mehr dahin tendieren, dieses Selbst zur Zwangsvorstellung zu machen) auch eine Krise der Souveränität ist, dass sich angesichts einer Macht, die nicht unterdrückt, sondern verführt - genauer: die Antwort auf den Wunsch nach Verführung zu Konsum, Krieg, Spektakel ... zu Entsubjektivierungen aller Art - die Frage nach dem Sinn von Souveränität stellt oder auch nach dem Spiel ihrer Phantome.
Der Leviathan, in dem sich das Verlangen nach „echter Staatsautorität und gegliederter Volksordnung“ (Edgar Jung[x]) verkörpern, sinnlich fassbar werden sollen (ich verkürze um der Anschauung willen) ist eine Metapher bzw eine auf das Zwischen- und in gewisser Weise auch „Über-Menschliche“ übertragene oder ausgeweitete Vorstellung vom Subjekt. - Die kontrafaktische, im Widersinn des Naturrechts für einen künstlichen Menschen schon sich anzeigende Proklamation der souveränen Diktatur bringt als ihren Gegensatz den auf positives Recht, Gesellschaftsvertrag, allgemeinen Wille gegründeten bürgerlichen Staat hervor, dieser entsteht gleichsam aus der Kappung der transzendenten Nabelschnüre der allmächtigen Marionette. Der Gesellschaftsvertrag ist so Folie aller eher links oder am Sozialen interessierten Strömungen - aber nicht ohne diesen prekären Körper um so nachhaltiger zu fixieren. Dh der Staat ist auf der phantasmatischen Ebene von rechts bis links als Ersatz oder Pseudo- oder wahrer Organismus gedacht worden - etwas das von Gott, den man sich ja auch personal gedacht hat, Herkommendes. („Es ist der Gang Gottes in die Welt, daß der Staat ist.“ - Hegel[xi]) oder säkular Niederkommendes. Staatsvergottung und Staatsverschrottung nehmen beide an dieser Figur Anlauf. „Der Staatskörper“, heißt es bei Rousseau, „ist also auch ein moralisches Wesen mit einem Willen.“ Die willensetzende Souveränität oder die Artikulation des Gemeinwillens („Nur der Gemeinwille schafft das Gemeinwohl.“[xii]) obliegt dem Citoyen, während die „öffentliche Ökonomie“ oder die Regierung Exekutive und Administration besorgt, also die Funktionen kontrolliert, Zulieferungs- und Ausscheidungsprozesse überwacht; und im Leibesinneren da waltet, wuchert und schmaust der Bourgeois. Wobei den Bourgeois als modernen Souverän, der sich vertreten läst, Rousseaus geballte Verachtung trifft. Souveränität kann sich nicht vertreten lassen, sie ist unveräußerlich und unteilbar. „Sobald der öffentliche Dienst aufhört, die Hauptangelegenheit der Bürger zu sein, und sie lieber mit ihrer Geldbörse dienen als mit ihrer Person, ist der Staat schon nahe an seinem Untergang.“ [xiii]
- Die „Vergemeinschaftung“ findet also an diesem Körper, diesem „empfindlichen Organismus des Miteinander“ (Strauss[xiv]) statt: Für Rechte als Regress aus der zivilgesellschaftlichen Indifferenz in den vorgesellschaftlichen Gefolgschaftsorganis-mus, eine Welt abstrakter Identität, waltend verschlingendem Grund, aus dem Geschick aufsteigt, das sich wie das Leben des besinnungslosesten Viehs vollstreckt und die personale Autorität, die individuelle Freiheit zerstört: „Gehorsam, das ist die Kunst zu hören, und die Ordnung ist die Bereitschaft für das Wort, die Bereitschaft für den Befehl, der wie ein Blitzstrahl vom Gipfel bis in die Wurzeln fährt Daher beziehen sich Freiheit wie Ordnung nicht auf die Gesellschaft, sondern auf den Staat, und das Muster der Gliederung ist die Heeresgliederung, nicht aber der Gesellschaftsvertrag.“ Ordnung ist „das stählerne Gegenbild der Freiheit.“ (Ernst Jünger[xv]) Eine Vorstellung, die den Scheinleib als naturwüchsige Bestie sozusagen reorganisiert, gängige Differenzierungen löscht und sich auf dem Körper als Wildnis reterritorialisiert; das Territorium im vermeinten Urzustand der Aneignung durch reine Gewalt. Rein heißt ungetrübt durch Verrechtlichung irgendwelcher Art, purer Akt der Überwältigung, aus dem erst der Ur-Akt des Gesetzes hervorgehen soll, „die rechtschöpfende Kraft des Volkes mit der Landnahme als einen Akt der Legitimität“ verbunden wird. „Die spezifisch politische Unterscheidung ... ist die Unterscheidung von Freund und Feind.“(Carl Schmitt[xvi])
Für Linke soll es in die entgegengesetzt Richtung abgehn: Die Abstoßung von diesem vor-ausgesetzten Körper ist der eigentlich zivilisationsstiftende Bruch - und das, wodurch die Linke eigentlich zur Sachwalterin von Zivilisation berufen wäre. Auf Grundlage aber (absurderweise) derselben materiellen Produktion wie sie im vermeintlich Vor- oder Nicht-Politischen gemäß den Errungenschaften des jeweiligen Naturzustandes getrieben wird, soll die wahre Vergesellschaftung folgen, welche sich als materiale Vergesellschaftung gegen die formale Vergemeinschaftung in der bürgerlichen Gesellschaft, gegen ihre naturwüchsige Ordnung bildet. Sie wiederholt also den o.a. Bruch noch einmal: „man zerschlage die bürokratische Maschinerie des modernen Staates“ (die Gliederpuppe Leviathan) „und wir haben einen von dem ‘Parasiten’ befreiten, technisch hoch ausgestalteten Mechanismus“ /- „einen technisch-neutralen, unwiderstehlich funktionierenden Befehlsmechanismus“ (Carl Schmitt) [xvii]-/ „vor uns, den die vereinigten Arbeiter sehr wohl selbst in Gang bringen können ...“ (Lenin[xviii]) - Lenin (weniger Linksradikaler als Linksextremist) hat es mit dem Absterben des Staates allerdings nicht besonders eilig, er bringt uns Engels zu Gehör: „Die Antiautoritären aber fordern, dass der politische Staat mit einem Schlage abgeschafft werde.Haben sie einmal eine Revolution gesehen, diese Herren? Eine Revolution ist gewiß die autoritärste Sache, die es gibt...“[xix] und der „Staat ist... nur der mit großer Macht fortwährend verhinderte Bürgerkrieg.“[xx] - Mit der Staatsverschrottung haben es die real existierenden sozialistischen Gebilde denn auch nicht besonders eilig gehabt, sie haben sich gerne vom Klassenfeind überholen lassen, der diese, sozusagen der Ewigkeit zur Aufbewahrung anvertraute Utopie gerne und gründlich in die Tat umgesetzt hat.
Die Scheinleibhaftigkeit des Staates - Staat als Rechtsperson, als Individuum, das bei Hegel aus dem Terror des Allgemeinen, der die konkreten Indviduen niedermäht, sich als Gestalt der Sittlichkeit herausbildet oder die wesentlich geistige, also meta-physisch befestigte Gemeinschaftlichkeit - trägt die Ambivalenz non erstarrter Gewalt und Autonomie. Erstarrte Gewalt heißt: Absicherung nach Außen - Untwerfung oder Durchgliederung der Eingeweide oder dessen, was der Staat verschlungen hat - das „Seid umschlungen Millionen!“ ist da auch nicht weit -; äußere und innere Souveränität. Non veritas, auctoritas facit legem, sagt Hobbes, die Autorität macht das Recht.
. Die konstituierenden Elemente erstarrte Gewalt und Souveränität kehren in der konkreten Rechtsperson, dem Staatsbürger, wieder; einerseits in der äußeren Zwispältigkeit von Bourgeois und Citoyen, andererseits in der inneren Zwischlächtigkeit des Subjekts. Als Konstrukt sublimierter (verinnerter, anverwandelter) Gewalt aus sozialer Zurichtung (Erziehung, Notdurft des Alltags, weltanschauliche Festlegung, Umgang mit Seinesgleichen) und zum anderen der Möglichkeit, sich relativ dazu selbständig, eigenverantwortlich oder eben nicht verhalten zu können. Es lassen sich also streng genommen drei Aspekte unterscheiden: das sub-iect (das Unterworfene) - das Subjekt als Agent von Subjektivierungen (etwas für sich einnehmen, beherrschen, sich aneignen) - das Subjektive im Sinne des Singulären (singulär existieren, singulär wahrnehmen ...) -
positiv geht es hier um das Subjektive im Sinne des Singulären als das Menschenmögliche, das nicht im Ego, in der Identität als oder aus Identitätsvorschrift, in der Person aufgeht oder aufgehoben ist,
negativ geht es um das In-Dividuum, das zweigeteilt einhäusige oder die kleinste domestiziert-domestizierende Einheit. Das Subjekt ist ohne die ein-gebildete Körperschaft undenkbar oder verstehbar in ihrem Doppelcharakter: das Machtgebende, das Unterworfene oder Besetzte. Besetzung ist zu verstehen als Einnahme des Herschaftsorganismus - Begriffsbesetzung - „national befreite Zonen“ - „atomwaffenfreie Zonen“ - Hausbesetzungen usw - Projektion der Subjektivität auf die große Körperschaft. Letzteres ist im oben skizzierten Sinne eine Repräsentation oder an eine Repräsentation gebunden und zwar - da diese Repräsentation keinen Wahrheitsgrund haben kann, diesen aber mit aller Macht, vorzugsweise der Macht der Gewohnheit, behauptet und so den Zweifel über die innere Gewaltorganisation nur durch Gewalt unterbinden kann - eine zerstörte Repräsentation. Streng genommen ist die Repräsentation je schon zerstört, bzw hat nur der Grad der Zerstörung zugenommen. Sie hat nicht den vorausgesetzten Wahrheitsgrund, sondern ist die Behauptung der Anwesenheit eines abwesenden Grundes; sie zerstört die Ereignishaftigkeit des Wahren.
Für meine Skizze gibt es so zwei Prämissen:
- Das sub-iect ist eine zerstörte, aber bewohnbare Repräsentation. Seine bürgerlich-lebensweltlichen Konstruktionen sind das Territorium (Realität, imaginiert, virtuell), von dem die sozialen Praktiken Anstoß nehmen und an dem sie Anstoß nehmen.
- Ein Subjekt strebt fortgesetzt, aufzuhören sub-iect zu sein. - Entsubjektivierung verstehe ich das Bestreben, sich von den Herrschaftspraktiken, von der Einfassung im eigenen verantworteten bzw nicht mehr verantwortbaren Leib zu befreien (zu decodieren und zu deterritorialisieren). Begreift man „das Subjekt“ der bürgerlichen Konstitution als Ergebnis von Subjektivierung so bedeutet dies, dass Entsubjektivierung regressiv diese Praktiken freisetzt, bzw die begrenzende sublimierende Organisation entfällt und ungehemmte und möglicherweise auch nicht ausgerichtete Subjektivierung eintritt.
Entsubjektivierung lässt sich wiederum differenzieren in geregelt und ungeregelt. Unter den Hammer kommt in beiden Fällen die Konkursmasse des bürgerlichen Subjekts. Den Auszug aus der zerstörten Repräsentation in neu definierte politische Körperschaften nenne ich Extremismus und behaupte, dass sich links und rechts unter dem Gesichtspunkt des Extremismus identifizieren, unter dem Gesichtspunkt des Radikalismus aber sehr gründlich unterscheiden lassen.
Geregelte Entsubjektivierung: Konsumismus, Kaufrausch, Cyborgismus als nur in Lebenseinheit mit glückspendenden Maschinen/Medien (Telefonanie, Automobilismus usw.) leben können, Hooliganismus ...
Ungeregelte Entsubjektivierung: die Larvenform des Gegen-Sozialen entfesseln, die Charaktermaske zerstören - kurz: explosiv und implosiv die Grenzen des Subjekts durchbrechen, in Richtung des eigenen Todes, in Richtung des anderen Todes.
Dem Ausfall des sub-iects entspricht der Tod, der Tod als falsche Attraktion/schwarzes Loch oder in der moderaten Variante (geregelte Entsubjektivierung) die Rückverrohstofflichung wie sie in der den Spätkapitalismus, bzw den Kapitalismus nach dem Ende seines imaginierten Antipoden definierenden Zwangsprivatisierung auftritt/das Subjekt als fanatisierter Warenkörper vergegenständlicht sich durch alle seine bestimmbaren Materialien/ Biomasse, Keimplasma und vorzüglich der Emotionen; durch letztere wird es so Element bzw Artikulation der Affektbewirtschaftung oder der politischen Ökonomie der Affekte (vgl II,IV). „Fragen Sie sich jeden Tag! Ist das, was ich gerade jetzt tue, vereinbar mit dem Aufbau einer Marke. Meiner Marke?“[xxi]
Geregelt ist eine Entsubjektivierung die aus Rausch, Medium, Massenspektakel, kleinen Pogromen ins Subjekt zurückkehrt als die zerstörte und durch solche Zerstörungen (Entlastung) wieder bewohnbar gemachte Repräsentation und Zielform (Selbst=Beherrschung). Als geregelte Entsubjektivierung verstehe ich auch das Abfeiern kollektiver Hysterien (Milzbrand, Kinderpornograhie, Anti-Terror-Kampf gegen den Muselmann - daran der rauschhafte Konformismus, die Lust an der Selbstaufgabe). „Geregelt“ heißt: Ausrasten aber auch wieder einrasten.
Die moderne Affektbewirtschaftung funktioniert wie eine wirkliche Propagandamaschine auf Zustimmungsbasis, auf der innigen Entsprechung von Anführern und Abführern. Habitualisierte - vorzüglich visualisierte - Affektdispositionen unterlaufen die rationale Realitätsausrichtung. Hierbei von Verführern und Verführten zu sprechen ist ebenso unsinnig wie von Totalitarismus, von einer Ideologie, die alle geblendet und dann ein Gewaltregime etabliert habe usw - letzteres kann man vielleicht vom Stalinismus sagen insofern oder insoweit er kein Faschismus gewesen ist. Eine Ideologie würde ja voraussetzen, dass unter einer vorgegebenen Repräsentation sich die Massen selber zur Repression veranlagen, so, als hätten sie eine Entscheidung oder an deren Stelle eine Selbsttäuschung vorzunehmen und nicht vielmehr im strengsten Sinne des Wortes den Lustwandel/ausagieren und transformieren, nicht sublimieren. Die moderne Affektbewirtschaftung ist somit der Motor regressiver Vergemeinschaftung (Etablierung eines rechten Paradigmas) - die regressive Vergemeinschaftung, welche Zwangsprivatisierung voraussetzt und „gesamtkörperliches Einverständnis“ (Georg Noé) produziert, ist eine Tendenz
(nicht d i e Tendenz).
Die Herausbildung der unbewussten Subjektivität zum Einen in das normale Subjekt, das es natürlich immer noch und immer wieder gibt, zum anderen in das Inter-Subjektive greift auf in unbewussten Prozessen vorgeformte Objektdispositionen zurück oder Aktionsmuster in denen wiederum radikale Überzeugungen vorgezeichnet sind.
Zur Unterscheidung von radikal und extrem: radikal im Sinne von gründlich oder er-gründend, subjektiv, den Bereich der Überzeugung betreffend - extrem, sich entgrenzend zB durch Verengung, Unvernunft, sich auflösen, eine gemeinsame Strömung mit seinem Antagonisten bilden, objektiv, den Bereich der Manifestation betreffend. Das eigentliche Milieu der Radikalität betrifft Intensität und Innvervation, extrem und extensiv ist das kollektive Ausagieren.- Vorzüglich oder hier in Frage kommend sind zu unterscheiden regressive Vergemeinschaftung, Ausbildung oder „Rezitation“ einer Gruppenseele, die die inneren Verfolger außen niederzumachen sucht und progressive Vergesellschaftung, Aufgabe der majoritär formierten Körperschaften, gewählte Assoziation.
Rechte Wunschpositionen - also das zur Artikulation-Bringen (als Interesse verfolgen, als Bedürfnis verspüren) des Strebens auf den „faschistisch-segregativen Pols“ (Deleuze/Guattari[xxii]) - zielen auf die Besetzung des Phantoms (des Pseudoorganismischen anstelle des Politischen und Sozialen), auf Territorialität, Heeresgliederung, Militanz (Gewalt die Wirklichkeit setzt und ersetzt), auf Ausrottung und Homogenisierung. Man muss sofort erkennen, dass sie als solche den post-gesellschaftlichen Prozessen kompatibel sind. Rechts nenne ich eine Einstellung, die auf Ablöschung, Erstarrung, Beseitigung zielt, die von den Grenzen eines Kontinuums her organisiert ist; die ein Besatzungsrecht beansprucht; rechtes Erinnern ist Wiederholungszwang: es wieder tun wollen dürfen. Die Komplizenschaft der Masse zu erbuhlen ist dazu wesentlich, rechts ist automatisch majoritär - irrespektive des Verfügens oder Nichtverfügens über eine Mehrheit aus Wahlen oder ähnlichem. Die geteilt und dadurch phantasmatisch wieder heil gemachte Überzeugung, die den Zweifel niederkämpft und in das Ausgeschiedene setzt (Rassismus als Massen-Hygiene) verlangt den geschlossenen Körper, den Panzer, das Unverwundbare, das aus seinem Sein alles Nicht-Sein ausscheidet, es ist genau das, was Jünger „Gestalt“ nennt oder „Typus“. Dieser umfasst Merkmale außerhalb der Einzelexistenz: Rasse, Gleichförmigkeit, Rhythmus, Mutation, organische Totalität. Der Mensch als Gestalt gehört der Ewigkeit an, wie alles was ist, ist er „Übersetzung einer unverfüglichen Ursprache.“ Die „Mobilisierung der Welt durch die Gestalt des Arbeiters“, durch welche „die Führung eines Lebens nach großem Stil ... wieder möglich werden“ soll[xxiii] funktioniert nach dem „Gesetz von Stempel und Prägung“ als Akt einer Art Bürokratie des ewigen Grundes, gegenüber dem es nur Abstammung (Mutation ist das höchste Maß zugelassener Veränderung), oder Abweichung; Variation oder Willensfreiheit, ein aus-der-Art-Schlagen/ „Entartung“ sind nicht vorgesehen. „Leider hat uns das Zeitalter der allgemeinen Bildung einer tüchtigen Reserve von Analphabeten beraubt“, klagt Jünger, es wird nach Durchschneiden der „alten Nabelstränge“ an die Bourgeoisie - immer von Individualismus und Liberalität infizierbar - von „einer jungen und rücksichtlosen Führerschaft“ wieder neu zu schaffen sein. Das rechtsradikale „Heidentum“ meint eigentlich immer wieder nur dies: Die Vernichtung des Individuums, denn dieses ist „das letzte Aufflackern der christlichen Seele.“[xxiv] Rechts ist fast weniger eine Ideologie als eine Traumatologie.[xxv]
Der Rechtsextremist diffundiert diese Einstellung mittels Übertragung auf phantasierte oder realiter organisierte Majoritäten, der Rechtsradikale ersehnt den Tod des Ganzen als Erlösung vom Selbst und zugleich in dieser Gedankenlosigkeit die Trauer über den Verrat des Sozialen als Selbstmitleid, die Herrenreiter leiden und genießen ihr Fehlen. Die Traumatologie der Rechten umkreist - löst nicht auf, sondern massiert die Zerstörung der Gegenwart, feiert den verschlingenden Grund und die Un-Bewohnbarkeit der Welt (Besatzung als Re-Territorialisierung). Rechte Heilsgeschichte nach Art von Botho Strauss „sucht den Wiederanschluss an die lange Zeit, die unbewegte, ist ... Tiefenerinnerung ... religiöse oder protopolitische Initiation“[xxvi]. Das Unveränderliche soll wichtiger sein als das Veränderliche, die Re-Volution, die das Zurückrollen auf den Ursprung ist, das Aufflammen eines früheren (quasiparadiesischen) Zustands. Gegen die Zyklizität der Zeit (abgebildet in der „weiblichen Bewegung“ des Tanzes, die nahtlos die der Prostitution, der Schlange als Inbegriff der Lüge, der Häutung als Antimoralismus sei)[xxvii] wird ihre Einsinnigkeit gesetzt, letztlich ihre Punktualität, es zeitigt nicht, es steht. Das Tragische, Hervorstehende, der ausgezeichnete Charakter dieses Seins ist der Zeit ein Widerstehen, „keine sittlich richtende, sondern eine alles Geschehen als sinnvoll hinnehmende Haltung.“[xxviii] Die beiden Grundoperationen des rechten Phantasmas
- der Drang zum Grund, die Regression auf das Unbewegte
- die rasende Entsubjektivierung, Transformation, „totale Mobilmachung“, „die Verwandlung des Lebens in Energie, wie sie sich in Wirtschaft, Technik und Verkehr im Schwirren der Räder, oder auf dem Schlachtfelde als Feuer und Bewegung offenbart“[xxix]
hat Jünger am intensivsten beschrieben und die Lösung verraten: „Da ist der Mensch wie der brausende Sturm, das tosende Meer und der brüllende Donner. Dann ist er verschmolzen ins All, er rast den dunklen Toren des Todes zu wie ein Geschloß dem Ziel. Und schlagen die schwarzen Wellen über ihm zusammen, so fehlt ihm längst das Bewußtsein des Übergangs. Es ist, als gleite die Woge ins flutende Meer zurück.“[xxx]
Der Wille zum Wirklichen zerstört sich in und durch Gewalt. Der Angriff auf die Gegenwart meint die Zivilisation, deren wesentliches Moment das Urvertrauen in den Anderen ist, wie es sich im Gesellschaftsvertrag begründet - eben dies soll in der Feindschaft immer wieder neu hintergangen werden; der Rechte lebt in einer Welt des Verrats, die er nicht durchschaut, sondern mythologisiert und kopiert; die Erlösung, die der Tod bringt liegt im Jenseitigen-Vorzeitlichen. Das „Schreien nach dem Feind“ (wovon Theweleit in den „Männerphantasien“ berichtete) wie nach der Mutter Brust, die sexuelle Apotheose des Kampfes bei Jünger: „Hinein in die Brandung des Fleisches, tausend Gurgeln haben, dem Phallus schimmernde Tempel errichten“[xxxi] belegen dieses machtvoll Regressive sowohl gattungs- wie individualgeschichtlich. Rechtsradikalismus restituiert das Menschenopfer, welches abgeschafft zu haben mit Recht für eine der größten Kulturleistungen des Judentums gilt, und das gleichwohl in der souveränen Verfügung über die namenlos gemachten immer wiederkehrt. „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“, formuliert Strauss 1993 in ‘dem ‘deutschen Nachrichtenmagazin, „sind ‘gefallene’ Kultleidenschaften, die ursprünglich einen sakralen, ordnungsstiftenden Sinn hatten.“ Das Opfern eines Sündenbocks nämlich, das weiß er als Grieche, bekräftigt die Gemeinschaft. Und Vergemeinschaftung ist es, mittels der „das Unsere“ sich zu regen hätte gegen die permissive postmoderne Konsumgesellschaft, ihren „ Mangel an Passion, ihre frevelhafte Selbstbezogenheit, ihre ... widerwärtige Vergesellschaftung des Leidens und des Glückens.“[xxxii] Vergemeinschaftung ist tragisch und sinnt in die Tiefe des vor der Gegenwart auf sicherem Seinsgrund liegenden Sittengesetzes. Ein kleiner „Aufartungsprozess“ vielleicht, wie Nationalsozialisten das nannten, und der Anstand schlägt zurück in den hedonistischen Schweinestall: „Daß ein Volk sein Sittengesetz gegen andere behaupten will und dafür bereit ist, Blutopfer zu bringen, das verstehen wir nicht mehr.“ - Ich verzichte auch aus systematischen Gründen darauf, eine Unterscheidung der Rechten nach Faschisten, Nationalsozialisten, Völkischen, Bündischen, Neonazis, Freiheitlichen, Schills usw durchzuführen, weil ich von der These ausgehe, dass das skizzierte Phantasma mehr oder weniger stark ausgeprägt für alle zutrifft und bedingt auf religiöse Fundamentalismen anwendbar ist, irrespektive wie wenig radikal wie mehr oder weniger extrem oder mittig sie sind. Wie auch, dass Parteien der Mitte solche Figuren revitalisieren. Man ist nicht einmal Sozialdemokrat oder Bildungsbürger, sondern heute vielleicht christlich-sozial und morgen faschistisch und übermorgen holt sich Rumpelstilzchen der Königin ihr Kind.
Linke Wunschposition - das zur Artikulation-Bringen des Strebens auf den „schizo-nomadischen Pol“: die Auflösung der Zwangsvergemeinschaftung, die abstrakte Subjektivität/singuläre Erfahrung, Negation und Entsetzung/Auflösung der Herrschafts- und Eigentumsverhältnisse als sekundärer Organisation oder Deformation des ungehemmten und unvermittelten Austausches -
hiervon findet sich im Linksextremismus so gut wie nichts wieder, weil - dies ist der tragische Befund - der Linksradikalismus jede Gesellschaft in Frage stellt, der Linsextremismus aber mit dem Rechtsextremismus auf dem hart umkämpften Gemeinplatz konfundiert. - Beide mühsam auseinandergehalten von der extremen Mitte.
So, dass auf dem politischen Plan oder unter der Ägide post-moderner Realpolitik alle Extreme in einer rechten Dauerturbulenz diffundieren die mit den Begriffen Territorialitä t (Besetzung des gesellschaftlichen Körpers/Erotisierung seiner Oberfläche, Transformation von Macht in Herrschaft; die Besetzung virtueller Räume tut dem keinen Abbruch, im Gegenteil), Militanz (Vernichtung, Angliederung des Entgegenstehenden), Homogenisierung, Opfer (Preisgabe des Staatlichen zB) zu fassen ist. Der Extremismus ist so paradox eigentlich der Verfall radikaler Überzeugung, er zerschlägt ihre geistige Dichte, prügelt ein Sollen durch die Welt und steigert die Gewalt umgekehrt proportional zur Glaubwürdigkeit. Die abstrakte Negation (der Massenmord des 11. September, die anschauungsgerechte Tötung mit Nachtsichtgerät bei weltpolizeilichen Militärschlägen usw) zeigt, wie die vernichtende Rationalität Ihresgleichen zu Exkrement erklärt, wie ihr sich vom Selbstzweifel reinigendes Selbst Überzeugungsarbeit leistet. Dh in den Extremen, auf Majorität, Vereinheitung („geschlossen Seit an Seit“), mainstream und Selbstaffektion durch zurichtende Gewalt dringend, verwirklicht sich die Komplizenschaft aller politischen Lager in dem - natürlich immer wieder scheiternden Versuch - das Soziale auf eigenen Zwangsvorstellung festzusetzen, rechthaben und das Recht zu haben, durch seine mühselige und haltlose Überzeugung endlich gegründet zu sein, selbstherrlich sein.
Rechte Dauerturbulenz/rechtes Paradigma betreffen also auch die „neue Mitte“ und insofern es darauf zutrifft - es wäre falsch zu sagen, dass es in der Mitte einheitlich rechts zugeht -, spreche ich von extremer Mitte. Ich möchte also unterscheiden alte und neue oder post-moderne, extreme Mitte. Anmerkung zu dieser Unterscheidung: Sie ist idealtypisch und beschreibt Tendenzen (dh es geht nicht darum ob es mehr oder weniger so ist) - Strömungen sind quantitativ (gebildet aus Addition, Interferenz, dh keine neuen oder entsprungenen Qualitäten.), Strömungen können versiegen oder reaktiviert werden, Vernunft ist prinzipiell jederzeit möglich, so wenig wie der Fortschritt unumgänglich ist, ist es der Rückschritt. Weiterhin gibt es eine undurchschaubare Koexistenz aller möglichen Strömungszustände, es gibt also auch die Möglichkeit, zivilgesellschaftliche Errungenschaften der alten Mitte zu behaupten oder ihnen einen linksradikalen Sinn zu geben.
Die alte Mitte im modernen demokratischen Staat setzt funktionierende Gewaltenteilung, zumindest Reste von citoyen-Mentalität, die Unterscheidbarkeit von privat und öffentlich voraus, sie bildet einen Gemeinplatz, der ein wirklicher Ort ist, wo die Repräsentanten auftreten und eine Allgemeinheit vorstellen; die alte Mitte hält die Extreme nicht nur auseinander, sie drängt sie zurück und löst sie auf. Sie hat eine residuale Topographie (Herrschaftsorte/Hohheitsgebiet, Sperrbezirk, Zollgrenzbezirk, Niemandsland). Die alte Mitte beruht auf Konsens, gegenüber den Extremen praktiziert sie integrierendes Eindämmen. Die alte Mitte versuchte sich an politischer Gestaltung, wo die neue abwickelt, privatisiert, Staatlichkeit zerstört.
- Die neue Mitte im postmodernen post-demokratischen Staat hat faktisch die Gewaltenteilung und die Unterscheidung von privat und öffentlich suspendiert, so wie in Folge der Entsubjektivierung die Unterscheidung des Intra-Subjektiven vom Inter-Subjektiven schwindet; die Ökonomie dirigiert die Politik, die Politik dirigiert die Rechtssprechung, die Politik dekompensiert sich zur einen Seite durch den Sachzwang (das Geschick oder die böse Natur, die die Welt so eingerichtet hat, dass die Reichen immer reicher werden müssen, dass es nach dem kalten Krieg plötzlich wieder so viele Schurken gibt, dass das Klima schlimm wird, aber man einfach nichts dran machen kann usw), zur anderen durch die Verschiebung wirklicher Entscheidungen auf die Verfassungsgerichtsbarkeit; die Telekratie, Formierung transnationaler Medienkartelle, die die Akklamationsmaschine dirigieren und der ‘kleinen’ Politik ins Stammbuch schreiben, wo und wie soziale Hygiene stattfinden soll; die „erwählten“ Regime vom Typ Berlusconi kommen verschärfend hinzu. Die neue Mitte reduziert sich auf die Unterscheidung von links und rechts auf einem folglich immer enger werdenden und immer verzweifelter behaupteten, immer virtueller und von Performatoren aller Gewerbe und heterogener Interessen beanspruchten virtuellen Territorium. Die neue Mitte als Teil der öffentlichkeitproduzierenden Branche, sozusagen als Impulsgeber und Propagandist in einem muss - irrespektive wer aus dem tolerierten Spektrum oder Sektor Mitte das Sagen, wer das Widersagen hat - die Marktführerschaft behaupten, und benutzt die entsprechenden Methoden (freundliche oder feindliche Übernahme, Verbannen der Mitbieter vom Markt, immer hemmungslosere Verkaufsförderung/Populismus - Ulrich Backes erinnert daran, dass Populismus eine Erscheinungsform des Extremismus ist (Peronisten, Le Pen, Berlusconi, Steuerfahrer-Autofahrer-Parteien usw[xxxiii]). Populismus impliziert wechselseitiges Bedürfnis nach Täuschung: die Akklamationsmasse feiert - wider besseres Wissen, dass sie getäuscht werden wird - sich im Volkshelden, so wie in standing ovations der event-Besucher sich eigentlich selbst feiert oder die Trauer um „die Königin der Herzen“ oder die liebe Königsoma Selbstmitleid ausdrückt oder, frei nach Hegel, den Schmerz des Lebens über seine eigene Torheit. Der Populist affiziert sich mit der Stumpfheit und Blödigkeit der von ihm evozierten, von ihm - gegen besseres Wissen vermutlich - selbst gehegten Erwartungen. Die neue Mitte produziert mithin Entpolitisierung, entgegen dem vormaligen integrierenden Eindämmen verdrängende Ausschaltung und Substitution. Das Programm Entpolitisierung - Homogenisierung formulierten schlagend Schröder und Blair: „Wir wollen eine Gesellschaft, die erfolgreiche Unternehmer ebenso positiv bestätigt wie erfolgreiche Künstler und Fußballspieler und die Kreativität in allen Lebensbereichen zu schätzen weiß.“[xxxiv] - Also: Wir wollen eine Gesellschaft, in der es möglichst viele Erfolgreiche gibt. Eine Gesellschaft, die homogen ist, die eine gesunde Majorität und vernünftige Hierarchien hat (natürlich flach und rein operativ).
Dies führt zur der genialen und absolut zutreffenden These von Rüttgers:
„Politische Mitte ist da, wo Wahlen gewonnen werden.“ - Also nirgendwo anders, bzw: Sie ist so extrem, dass sie eigentlich nur alle vier Jahre einmal auftritt. Neue - extreme - wahre Mitte: Der materialen Aneignung von Überzeugungen entspricht die formale Ausgrenzung ihrer extremen Exponenten. Die Mitte soll so flexibel sein, dass nichts mehr außer ihr/gegen sie ist. Rüttgers: „Ich halte es mit Franz Josef Strauß; rechts von der CDU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben.“[xxxv])
Das rechte Paradigma der extremen Mitte diffundiert in zwei Richtungen oder entsteht aus dem Nebel, in dem rechte und linke Gemeinplätze sich auflösen; extrem also im Sinne von an seine Grenze und darüber hinausgehen, aus links mach rechts und umgekehrt. Dass das Vortragen oder Austragen von politischen Einstellungen so häufig etwas künstliches oder willkürliches, immer symbolisches hat, hängt mE mit dieser Durchmischung, mit dieser Artikulation einer gemeinsamen Strömung zusammen: die Extreme infizieren sich gegenseitig, kopieren und überbieten sich; sie versuchen, einen Gemeinplatz zu besetzen mit
- hämisch bevormundender Caritas, Sozialbürokratie, totaler Wohlfahrt bzw deren „reformatorischem“ Outsourcen
- integrativer Ausgrenzung: der Fremde muss homogenisiert/stammtischkompatibel werden, zugleich aber als potentieller Traumaturg zur Verfügung stehen,bzw Zwangsvergemeinschaftung („Die sollen sich uns anpassen.“ Warum sollte sich aber ein Muslim in den deutschen Stammtisch integrieren?) Die neue Mitte - gleich von welcher Partei sie besetzt ist, oder wer seine Mitte ‘neu’ oder ‘bürgerlich’ o.ä nennt - ist nominell, eine ungegründete Behauptung, die Medienlandschaften besetzt, aber die Tendenz zur Aufgabe der realen Landschaft vorantreibt, also die Zerstörung des öffentlichen Raumes (Verkaufsraum, Aufmarschfläche, Abfuhrkanalisation/ Niemandslandschaften aus Müll) oder der begehbaren, der bewohnbare Plätze für „die Allgemeinheit“. Neue „Mitte“ ist nicht etwas von links und rechts freies, sondern bündelt beide in einer unerträglichen Mischung (eine Strömung ohne Idee, ein Kompromiss ohne Sinn, der nur der Symptombildung dient), unter der die Realität schwindet.
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[i] ‘Maschine’ im Anschluss an Deleuze/Guattari wird verstanden als Trias Wunschmaschine - technische Maschine - Gesellschaftsmaschine; der Begriff wird polemisch gegen Organismus, Stuktur, System gesetzt und nicht metaphorisch benutzt, sondern real gesetzt; hinzu käme noch der Begriff maschinisch im Unterschied zu maschinell, der die Un- bzw Verfügbarkeit (äußeren Zwecken unterwerfen) des immanent zweckfreien, sinnlosen, chronogenen Funktionierens betrifft - hierzu Kapitalismus und Schizophrenie Band 1 und 2.
[ii] Satzbedeutung, Gedanke, Konstatierung, Versicherung, Wahrheitswertträger usw, vgl Wabner, Proposition
[iii] Foucault, In Verteidigung der Gesellschaft, Ffm 1999, S.297 - Rassismus ist für Foucault genauer noch die soziale Produktion von Bio-Macht: Regelung, Besonderung, Reproduktion, Hygiene der Lebens- und Ablebensprozesse gemäß dem Prinzip „dass der Tod der Anderen die biologische Selbst-Stärkung bedeutet“ (ebd S.300). Dies disqualifiziert natürlich nicht die Untersuchungen etwa von Leo Poliakow zum „Arischen Mythos“ als ideologischer Sündenfall fast der kompletten deutschen Gelehrtengenerationen nach Friedrich Schlegel, womit ja das berühmte ‘geistige Klima’ erfasst ist, in dem Schwachsinn gedeiht.
[iv] Gerber, in Kurz (Hrsg.) Volkssouveränität ...
[vi] Hobbes, zitiert nach: Baruzzi, Einführung in die politische Philosophie, Darmstadt 1993,S.182
[vii] Hobbes, Leviathan, S.118 Das Naturrecht ist in seinem Theoretikum virulent, weil es für den Souverän erhalten bleibt, bzw wie als Vorausszusetzendes das zupassende Bild vom Untertanen schafft. Worin sich dann Carl Schmitt anschließt, um den braven Hobbes als frühen Rassisten auszustaffieren, der „die typisch judenchristliche Aufspaltung der ursprünglichen politischen Einheit von Religion und Politik“ bekämpfe. (Schmitt, Leviathan,S.21)
[viii] Spengler, Preußentum und Sozialismus, S.53
[ix] Foucault, op.cit.S.109
[x] Jung, Sinndeutung der deutschen Revolution, ,S.20
[xi] Hegel Werke 12, S.219
[xii] zit.b. Baruzzi, op.cit.,S.201 und Baruzzi selbst ebd S.204
[xiii] Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag, S.127 - Rousseaus Kritik der Repräsentation beiseite zu wischen und ihn als eine Art gelifteten Hobbes auszugeben (vgl Hardt/Negri, Empire, S.99 ff)
halte ich für fahrlässig. Die Unumgänglichkeit von Repräsentation belegt nicht ihre Unfehlbarkeit, vielmehr sind doch die gravierenden Mängel demokratischer Orgnaisationen strukturell der Unfähigkeit des Souveräns (oder seinem Nichtvorhandensein) geschuldet, Einfluss nehmen zu können und Einfluss nehmen zu wollen.
[xiv] Anschwellender Bocksgesang, Spiegel 6, 1993
[xv] Jünger, Der Arbeiter, S.13
[xvi] Schmitt, Begriff des Politischen, S.26
[xvii] ders., Leviathan,S.71
[xviii] Lenin, Staat und Revolution, S.205
[xix] ebd
[xx] Schmitt, Leviathan,S.34
[xxi] T.Peters, Selbstmanagement, München 2001
[xxii] vgl Anti-Ödipus, S.357 zum Delirum als allgemeiner Matrix jeder unbewussten gesellschaftlichen Besetzung
[xxiii] Jünger, Der Arbeiter, S.34, dann 139 und 170
[xxiv] eb, S.203 u. 205
[xxv] vgl die Analyse von Sudhir Kakar über die regelmäßigen Pogrome zwischen Hindus und Muslimen in Indien, die dem Begriff des „erwählten Traumas“ (Volkan) entscheidende Bedeutung geben
[xxvi] op.cit.
[xxvii] vgl Mohler, Die konservative Revolution in Deutschland, S. 108f - Und hier wird das Abstellen auf Nietzsches Theorem der ewigen Wiederkehr/“Rad des Seins“ ... unbegreiflich.
[xxviii] ebd, S.158
[xxix] Jünger, Arbeiter, S.209
[xxx] Jünger, Essays I, S.57
[xxxi], ebd, S.39
[xxxii] op.cit.
[xxxiii] Backes, Politischer Extremismus in demokratischen Verfassungsstaaten, S.221ff
[xxxiv] Schröder, Blair, Der Weg nach vorne für Europas Sozialdemokraten, http://spd.landtag-bw.de/dokumente, S.4
[xxxv] Beide Zitate von Rüttgers sind der NRZ entnommen
- Quote paper
- Dr. phil Werner Hanses-Ketteler (Author), 2008, "Fratzen der Souveränität", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116939
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