Diese Arbeit beinhaltet drei schriftliche Analysen zu bekannten und im Unterricht gerne thematisierten Gedichten aus der Epoche des Barock – "Vergänglichkeit der Schönheit" von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, "An eine Jungfrau" von Andreas Gryphius sowie "Carpe diem" von Martin Opitz.
Die Gedichtanalysen sind als Lern- und Verstehenshilfe, zur Prüfungs- und Klausurvorbereitung oder einfach, um eine andere Perspektive auf den Inhalt und die Aussage der Werke zu bekommen, geeignet. Analysiert werden sowohl die äußere Form und Stilmittel als auch inhaltliche Aspekte – alles möglichst prägnant formuliert.
Inhaltsverzeichnis
„Vergänglichkeit der Schönheit“ (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau)
„An eine Jungfrau“ (Andreas Gryphius)
„Carpe diem“ (Martin Opitz)
Gedichtanalyse – „Vergänglichkeit der Schönheit“ (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau)
Das Sonett „Vergänglichkeit der Schönheit“, verfasst von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau im Jahre 1695, handelt von der Vergänglichkeit der Schönheit und dem ewigen Bestehen der Seele.
Das im Barock verfasste Gedicht ist besonders geprägt vom Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648), der den Menschen der damaligen Zeit ständig die Vergänglichkeit allen irdischen Seins aufzeigte. Ferner ist das Sonett charakterisiert durch eine strenge äußere Form, bezogen auf die Metrik und das Reimschema. Dieser Umstand einer strikt vorgegebenen äußeren Gestaltung ist begründet in der Veröffentlichung von Martin Opitz‘ „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624). Um dem Chaos und der Verwüstung des Krieges auszuwischen, widmeten sich viele Autoren einem einheitlichen und strengen Aufbau in ihren Werken.
In dem Werk von Hoffmann von Hoffmannswaldau listet das lyrische Ich zunächst Körperteile und Eigenschaften einer weiblichen Figur auf, die im Laufe der Zeit unansehnlicher werden, beziehungsweise ganz vergehen. Als Resultat dessen behauptet der Erzähler, dass sich keine Gottheit mehr der beschriebenen Figur hingeben könne, da sie nicht mehr schön sei. Zum Schluss jedoch erklärt das lyrische Ich, dass das Herz beziehungsweise die Seele der Dame und eines jeden Menschen unsterblich seien.
Das Gedicht „Vergänglichkeit der Schönheit“ besteht aus insgesamt vier Strophen. Die 14 Verse des Sonetts sind in zwei Quartette mit jeweils vier Versen aufgeteilt. Beide Quartette sind von je einem umarmenden Reim ausgemacht. Über die zwei Terzette zieht sich ein Schweifreim. Das Metrum beläuft sich auf die Versform des Alexandriners. Diese aus dem französischen übernommene Versform führt einen sechshebigen Jambus mit einer Zäsur nach der dritten Hebung mit sich. In der ersten Strophe gibt es eine männliche Kadenz, dann zwei weibliche Kadenzen und zum Schluss erneut eine männliche Kadenz.
Das vorliegende Werk weist einen stark antithetischen Aufbau auf (vgl. V. 4). Dies dient der Gegenüberstellung von Sachverhalten und somit der Kontrastierung. Durch die erste und letzte Strophe wird eine Rahmenstellung erreicht, welche zuerst zum Thema hinführen und es letztlich abrunden soll. Die für ein Sonett oftmals übliche Klimaxstruktur führt zu einer pointierten Bilanz (vgl. V. 14).
Der Inhalt des Gedichts ist wesentlich ausgemacht vom Gedanken der Endlichkeit allen irdischen Seins und somit auch der Schönheit. Der „bleiche Tod“ (V. 1) ist das Endergebnis eines jahrelangen Verschleißes, der eine Unansehnlichkeit und Schwäche des Körpers mit sich bringt. Die gegenwärtigen schön wahrgenommenen Äußerlichkeiten wandeln sich im Vergehen der Zeit zum Unschönen. Die damit einhergehende Frage, ob alles endlich und vergänglich sei, wird am Ende aufgegriffen. Der Erzähler schildert, dass das Herz „aus diamant“ (V. 14) bestehe und daher eine unbegrenzte Lebensdauer habe. Diese Vorstellung ist vor allem verbunden mit einer religiösen, christlichen Weltanschauung und der Hoffnung auf Ewigkeit im menschlichen Dasein.
Die inhaltlich aufgegriffenen Aspekte sind mit den vom Autor verwendeten rhetorischen Stilmitteln verbunden. Im gesamten Sonett finden sich unzählige Adjektive wie „kalt[en]“ (V. 1), „lieblich[e]“ (V. 3) oder „nichtig“ (V. 10). Die gezielte Verwendung dieser Sprachmittel ist verbunden mit der Verschärfung des Konflikts zwischen Gegenwart und Zukunft, bezogen auf das Äußere der im Gedicht genannten Frau. Des Weiteren sollen diese Adjektive eine gewisse Theatralik erzeugen, um den Leser zu schockieren und in die Thematik zu involvieren. Eine ähnliche Wirkung hat das in der ersten Strophe aufzufindende Oxymoron: „Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand“ (V. 4). In diesem Fall sollen damit den Substantiven „Schnee“ und „Sand“ zwei normalerweise ungewöhnliche Adjektive zugeordnet werden. Diese Neuanordnung reflektiert im weitesten Sinne die Unsicherheit im damaligen Leben. Abgesehen davon soll das Äußere der Frau damit beschrieben werden. Die warme Ausstrahlung der Frau und die Glätte der Haut (der Schnee) wechseln zu kalter, rauer und faltiger Haut (dem Sand).
Die zentrale Metapher des Textes, das „hertze […] aus diamant“ (V. 13f.) spielt veranschaulichend auf die Unsterblichkeit der Seele beziehungsweise des Herzens an. Der Diamant als Baustoff und Material ist, damals wie heute, als sehr edel und teuer bekannt. Aus diesem Grund wird seine Besonderheit, ewiges Leben zu ermöglichen, mit der Metapher ausgedrückt. Der Leser kann zudem daraus schließen, dass das Herz, oder die inneren Werte einer Person, auch zu Lebzeiten von Wichtigkeit sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die antithetische Struktur und die damit verknüpften Stil- sowie Sprachmittel, wie zum Beispiel Oxymoron und Adjektive, in Wechselwirkung zum Titel steht. Das Sonett mit seinem typischen Aufbau, bestehend aus zwei Quartetten und zwei Terzetten, endet mit dem Fazit, dass zwar Schönheit vergänglich ist, jedoch das Herz oder die Seele ewig weiterleben. Die Intention des Autors ist auf eben diese Bilanz zurückzuführen. Während Äußerlichkeiten vergehen, bleibt das Herz lebendig und erhalten in seiner Existenz.
Meiner Meinung nach ist das Gedicht sehr aufschlussreich. Entgegen vieler anderer Werke und Gedichte des barocken Zeitalters wird hier die These aufgestellt, dass die Seele unsterblich ist. Insgesamt stellt diese Tatsache eine Art gerechtfertigten Trost bzw. eine Weiterentwicklung dar. Letztlich wird auch eine angemessene Verwendung von Stilmitteln dazu gebraucht, die genannte Botschaft des Autors zu überbringen. Das Gedicht „Vergänglichkeit der Schönheit“ von Hoffmann von Hoffmannswaldau spiegelt das klassische barocke Denken wider. Der Konflikt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits ist klar ersichtlich und das typische Vanitas-Motiv findet Anwendung. Die gesamte Thematik findet letztlich Ausdruck in einer typisch barocken Gedichtform: Dem Sonett.
Gedichtanalyse – „An eine Jungfrau“ (Andreas Gryphius)
Das Sonett „An eine Jungfrau“, verfasst von Dichter Andreas Gryphius im Jahre 1637, handelt von der Wirkung der Schönheit einer Jungfrau auf das lyrische Ich.
In dem Gedicht spricht das lyrische Ich von einer Jungfrau, welche im Verlaufe des Werkes als besonders schön dargestellt wird. Zum Ende hin stellt das lyrische Ich aufgrund erwähnter negativer Charakterzüge das Fazit auf, dass gewisse Männer nicht durch die Jungfrau zu lustvollen Begierden getrieben werden.
Dass Sonett besteht aus insgesamt 14 Versen, aufgeteilt in zwei Quartette und zwei Terzette. Die Metrik beläuft sich auf die Versform des Alexandriners. Die ersten beiden Strophen beinhalten jeweils einen umarmenden Reim. Die letzten beiden Terzette hingegen sind von einem Schweifreim durchzogen. Der strenge Aufbau des vorliegenden Gedichtes ist durch die damalig aufkommende Regelpoetik zu begründen.
In seinem lyrischen Werk bringt der Autor Andreas Gryphius insbesondere einen antithetischen Aufbau zur Kontrastierung der weiblichen Eigenschaften ein. Ferner sollen damit auch die verschiedenen männlichen Zielgruppen, auf die die Schönheit der Frau wirkt, unterschieden werden.
Das Gedicht „An eine Jungfrau“ ist klar in eine sprachliche, sowie eine inhaltliche Ebene zu differenzieren. Sprachlich sind vor allem die verwendeten Metaphern herausstechend. Der Leser nimmt zwei verschiedene Bildbereiche wahr. Das ist zum einen der Bereich des Jagens, zum anderen der des Feuers. Beispielhafte Metaphern für den Überbegriff des Jagens sind „Ein Köcher voller Pfeile“ (V. 1), „Liebesseile“ (V. 5) oder auch „Lilien des Halses“ (V. 7). All diese rhetorischen Stilmittel stellen in diesem Zusammenhang die Schönheit der Frau als „Jagdmittel“ heraus. Die im Gedicht genannte Jungfrau benutzt ihr Aussehen zum Imponieren und Beindrucken von Männern. Dazu benutzt sie ihre als angenehm wahrgenommenen Äußerlichkeiten. Der Bildbereich des Feuers stellt diese erneut den negativen gegenüber. So wirkt beispielsweise den schön beschriebenen Augen ihr temperamentvoller und unbehaglicher Charakter entgegen (vgl. V. 3f.). Inhaltlich stellt der Lyriker Andreas Gryphius zwei voneinander unterscheidbare Arten von Männern heraus. Die erste Gruppe von Männern ist durch die Jungfrau beeinflussbar. Diese Personen werden als schwach dargestellt, sie fallen auf die scheinbare und dementsprechend oberflächliche Schönheit der Jungfrau herein (vgl. V. 2). Diese Personengruppe wird bis zum Ende des ersten Terzettes beschrieben. Im letzten Terzett werden Männer dargestellt, welche Kenntnis über die Vergänglichkeit der Schönheit haben und vor diesem Hintergrund in ihrem Glauben ruhen und nicht auf die zentrale weibliche Figur reagieren. Um diese Veranschaulichung zu unterstützen, greift der Autor zu verschiedenen Stilmitteln. Bereits der anfänglich erwähnte zarte Mund stellt eine Lautmalerei dar (vgl. V. 1). Hiermit wird insbesondere die Eigenschaft der Zärtlichkeit als positiver Charakterzug hervorgehoben. Der darauffolgende Vers „Dadurch manch weiches Herz wird bis in Tod verletzt“ (V. 2) zeugt von einer Hyperbel. Diese Übertreibung soll den Leser von der extremen Heimtücke der Jungfrau überzeugen. In dem gesamten Werk gibt es unterschiedliche Inversionen. So wird zum Beispiel die Hervorhebung des Augenglanzes der Frau durch eine Inversion ausgedrückt (vgl. V. 3). Im Sinne der weiteren Charakterisierung der Dame konstruiert Andreas Gryphius das Wort „Liebesseile“ (V. 5); dieses Wort stellt eine Neuschöpfung dar und kann dementsprechend als Neologismus identifiziert werden. Eine zweizeilige Anapher im zweiten Quartett dient der Rhythmisierung und Ergänzung eines ausgeführten Gedankens (vgl. V. 5f.). Das gesamte Gedicht ist ausgemacht von einer Finalstruktur, welche zur Auflistung von Charakterzügen, wie auch dem Differenzieren von zwei Männerarten, nach dem Autor, dient. Der letzte Vers ist als pointierte Bilanz beziehungsweise Erkenntnis zu werten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine antithetische Struktur aufweist. Die dargestellte Jungfrau fängt einerseits Männer mit ihrem Aussehen ein, andererseits hat sie trotz ihrer Schönheit negative Seiten. Diese sind verantwortlich für die Spaltung von zwei männlichen Zielgruppen. Es gibt unwissende, schwache Männer, die auf das Äußere der Dame reinfallen, wie auch in sich ruhende Männer, die in Kenntnis sind über die Vergänglichkeit der Schönheit.
Die Intention des Autors ist es, dem Leser deutlich zu machen, dass die menschliche beziehungsweise irdische Schönheit vergänglich ist. Diese Absicht spricht für das barocke Vanitas-Motiv. Ich denke, dass das Gedicht des Autors Andreas Gryphius insgesamt gelungen ist, da es auch aus heutige Sicht noch flüssig lesbar und größtenteils verständlich ist. Zur Unterstützung seiner Intention verwendet der Lyriker passende rhetorische Figuren. Meiner Meinung nach hätte man jedoch, zum Beitrag größeren Verständnisses, die unterliegende Absicht konkreter hervorbringen können.
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- Arbeit zitieren
- Marvin Becker (Autor:in), 2018, Barocke Gedichte. Analyse von "Vergänglichkeit der Schönheit", "An eine Jungfrau" und "Carpe diem", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1168938
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