Erklärungsansätze im Politikunterricht der 5. Klasse. Welche Funktionen erfüllen verschiedene Unterrichtseinstiege aus Sicht der Schüler?


Dossier / Travail, 2018

20 Pages, Note: 1,0

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Fragestellung
2.1 Theoretischer Hintergrund
2.2 Hypothesen

3. Design/ Methode

4. Empirische Studie
4.1 Kursbeschreibung und Durchführung
4.2 Ergebnisse
4.3 Diskussion

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Zwischen den ausgeklügelten, manchmal auch didaktisch überfrachteten Unterrichtseinstiegen, die in Prüfungsstundenentwürfen und didaktischen Materialien angeboten werden, und den in langen Jahren der Unterrichtspraxis eingeschliffenen Stundeneröffnungen besteht oft ein himmelweiter Unterschied. (Meyer 1994: 125)

Dieses Zitat von Hilbert Meyer beinhaltet die Phase des Unterrichtseinstieges und wirft die Frage auf, ob Unterrichtseinstiege in der Realität ihre didaktischen Anforderungen erfüllen. Doch warum ist das wichtig? Eine Lehrperson muss den Unterricht in bestimmte Phasen einteilen. Diese müssen genau geplant und didaktisch aufbereitet sein. Die erste durchzuführende Phase ist der Unterrichtseinstieg. Bei der Beobachtung verschiedener Unterrichtsfächer im Rahmen des Praxissemesters an einem Gymnasium im Münsterland fällt auf, dass der Unterrichtseinstieg vor allem im Politik- und im Sozialwissenschaftsunterricht sehr abwechslungsreich gestaltet ist und als aussagekräftig für den weiteren Verlauf der Unterrichtsstunde gilt. Dabei gibt es sowohl Einstiege, die schüler- als auch lehrerzentriert oder aber ohne Zentrierung interaktiv ablaufen. Es sind demnach verschiedene Formen erkennbar.

Auf Grundlage dieser Überlegungen und der Skepsis, dass verschiedene Formen von Unterrichtseinstiegen allesamt die didaktischen Funktionen erfüllen, behandelt diese Arbeit folgende Fragestellung: Welche Funktionen erfüllen die verschiedenen Unterrichtseinstiege im Politikunterricht aus Sicht der Schüler1 und welche nicht? Die Beantwortung dieser Frage ist für eine Lehrperson wichtig, da der Erfolg vom Unterricht davon abhängen kann, welche Funktionen der geplante Unterrichtseinstieg erfüllt. Beantwortet werden kann diese Fragestellung am besten von den Lernenden selbst, die reflektieren müssen, was der Unterrichtseinstieg bei ihnen ausgelöst hat. Infolge dieser Überlegungen verfolgt dieses Studienprojekt das Ziel einer kriteriengeleiteten Bewertung von Schülern aus der fünften Klasse bezüglich verschiedener Unterrichtseinstiege im Politikunterricht. Gibt es deutliche Unterschiede oder werden alle Einstiege ähnlich bewertet? Werden die didaktischen Funktionen erfüllt?

Eine erste Prognose geht in die Richtung, dass verschiedene Formen von Unterrichtseinstiegen unterschiedliche Funktionen erfüllen, jedoch auch vernachlässigen. Daher sind Unterrichtseinstiege in ihrer Gesamtheit unterschiedlich zu bewerten und erfüllen zum Teil nicht den didaktischen Ansprüchen. Folgende verschiedene Einstiege werden nach eigenen Beobachtungen im Praxissemester vermehrt praktiziert: Die Erstellung einer Mind-Map, das Auflegen einer Karikatur sowie ein informierender Unterrichtseinstieg.

Auf Grundlage dieser Beobachtungen erfolgt in diesem Studienprojekt ein Vergleich dieser drei Methoden im Bereich der Einstiegsphase. Die Methodik bei der empirischen Untersuchung entspricht einer quantitativen Analyse im Fragebogenformat durch festgelegte Items, die als geschlossene Fragen formuliert werden. Dabei stehen sie stellvertretend für sechs verschiedene Indikatoren zur Bewertung eines Unterrichtseinstieges im Politikunterricht. Durch die Auswahl der Indikatoren sind Ergebnisse dieser Arbeit hauptsächlich relevant für den Politikunterricht und stellen keine allgemein erziehungswissenschaftliche Erkenntnis dar. Im nachfolgenden Kapitel werden zunächst die theoretische Forschung bezüglich der drei Unterrichtseinstiege reflektiert und die generellen didaktischen Funktionen von Unterrichtseinstiegen herausgearbeitet, um anschließend zu Hypothesen hinsichtlich der Fragestellung zu gelangen.

2. Fragestellung

2.1 Theoretischer Hintergrund

Die Fragestellung dieser Arbeit basiert auf einem Vergleich von Unterrichtseinstiegen, die jeweils einen unterschiedlichen Lernzugang für die Schüler bieten. Unterrichtseinstiege stellen eine selbstständige Phase dar, die eine Aktivität von Lehrer- und Schülerseite erfordert (vgl. Greving/ Paradies 2012: 14). Vorwiegend wird ein Unterrichtseinstieg definiert als Phase, die „mit unmittelbarer oder mittelbarer Hilfe des Lehrers – die Schüler für das Thema und das Thema den Schülern erschließen“ (Meyer 1994: 123) soll. Bei Greving und Paradies finden sich eine Reihe an didaktischen Funktionen, die ein Einstieg erfüllen soll. Verbunden mit den eigenen Erfahrungen und den Ansprüchen, die im Zentrum für Lehrerbildung Rheine an einen Einstieg im Fach Politik gestellt werden, sind die Funktionen Motivation herstellen, Interesse wecken, Aktivierung (äußere und innere Disziplin herstellen), Problemorientierung, Transparenz und Vorwissen hervorrufen elementare Bestandteile dieser Unterrichtsphase (vgl. Greving/ Paradies 2012: 15). Diese Merkmale sollen die Schüler sowohl kognitiv (Vorwissen, Problemorientierung, Transparenz) als auch affektiv (Motivation, Aktivierung und Interesse) zu einem gelungenen Einstieg in die Thematik verhelfen (vgl. Rabe 2014: 4). In dieser Studie fungieren diese sechs Funktionen als Indikatoren für die Bewertung von Unterrichtseinstiegen. In der Forschung finden sich weitere didaktische Funktionen der Einstiegsphase, die jedoch aufgrund einer für den Politikunterricht prioritären Festlegung auf diese sechs Indikatoren, nicht weiter berücksichtigt werden.

Zur genaueren Betrachtung der in dieser Arbeit überprüften Unterrichtseinstiege müssen zunächst unterschiedliche Formen differenziert werden. Andreas Füchter hat zum diagnostischen Potential von Unterrichtseinstiegen im Politikunterricht geforscht und erkennt vier verschiedene Formen von Unterrichtseinstiegen: spielerische, kommunikative Einstiege; medienorientiere Einstiege; kreative und produktive Einstiege sowie lehrerzentrierte Einstiege. Der spielerisch, kommunikative Einstieg wird vor allem in Reiheneinstiegen verwendet (vgl. Füchter 2014: 75). Da in dieser Arbeit der Unterrichtseinstieg einer Stunde inmitten einer Unterrichtsreihe untersucht wurde, wurde je ein Beispiel des medienorientierten Einstiegs als interaktive Form, ein Beispiel des kreativen, produktiven Einstiegs als schülerzentrierte Form und ein Beispiel des lehrerzentrierten Einstiegs untersucht.

Durch den medienorientierten Unterrichtseinstieg sollen die Lernenden in der Lage sein „Hypothesen und Fragen an das Thema zu formulieren“ (Füchter 2014: 80). Der Einsatz von Medien im Unterricht verhilft zu einer interaktiven Lehr- und Lernumgebung (vgl. Manzel 2008: 46). Als Beispiele dieser Form gelten unter anderem Zeitungsartikel, Filmsequenzen, Bilder sowie Hörspiele (vgl. Füchter 2014: 86). Doch vor allem die Karikatur wird im Rahmen des Praxissemesters als häufig praktizierte Art des Unterrichtseinstieges beobachtet, weshalb die Auswahl für das Studienprojekt auf eine Karikatur fällt. Ein Ziel von Karikaturen ist die Förderung des Problembewusstseins durch das Herausarbeiten der Grundaussagen und die Entwicklung einer Fragestellung bezüglich der dargestellten Problematik (vgl. Thömmes 2005: 53). Dazu trägt auch die interaktive Form bei (vgl. Manzel 2008: 46).

Der kreative und produktive Unterrichtseinstieg gilt als schülerzentriert und wurde im Rahmen des Praxissemesters vermehrt durch die Erstellung einer Mind-Map beobachtet. Diese wird definiert als „kreative Arbeitstechnik zum Sammeln und Strukturieren von Ideen, Gedanken und Schlüsselbegriffen zu einem bestimmten Thema in einer selbst erstellten Grafik“ (Hankele 2015: 44). In den beobachteten Unterrichtseinstiegen hat die Lehrkraft das Schlagwort zum Unterrichtsthema an die Tafel geschrieben und die Schüler hatten die Aufgabe, nacheinander ihre Assoziationen und ihr Vorwissen zu diesem Schlagwort hinzuzufügen. Die Schülerzentriertheit wird dadurch deutlich, dass die Lehrperson in dieser Phase die Beiträge der Lernenden vorerst nicht kommentiert. Die Mind-Map gilt vor allem als Lerntechnik, die das Ziel verfolgt, bereits vorhandenes Wissen zu aktivieren. Dabei geht es um die kreative „Organisation und Strukturierung des eigenen Wissens“ (Hankele 2015: 44). Demnach werden die Stärken dieses Einstiegs in der kognitiven Funktion des Vorwissens gesehen.

Als lehrerzentrierter Unterrichtseinstieg gilt hingegen der informierende Unterrichtseinstieg. Dieser soll ohne affektive Funktionen wie der Motivation ablaufen und stattdessen für Transparenz in der Stunde sorgen: „Lehrerinnen und Lehrer sollen auf jeden ‚Motivationsschnickschnack‘ wie Überraschungseffekte oder Frageimpulse verzichten und den Schülerinnen und Schülern klipp und klar sagen, worauf sie in der jeweiligen Stunde oder Unterrichtseinheit hinauswollen“ (Greving/ Paradies 2012: 23). Meyer beschreibt den informierenden Unterrichtseinstieg passenderweise als „einseitig kognitiv“ und „auf die Information des Schülers über den neuen Unterrichtsstoff bezogen“ (Meyer 1994: 137). Die Transparenz stellt das wichtigste Ziel dieses Einstieges dar. Gleichzeitig ist der didaktische Plan auch diejenigen Schüler zu aktivieren, die sonst eher unsicher sind, da keine Meldungen erwartet werden wie bei anderen Unterrichtseinstiegen und die besagten Schüler somit gedanklich besser im Unterricht integriert seien (vgl. Greving/Paradies 2012: 25).

2.2 Hypothesen

Durch den Vergleich dieser drei Einstiege soll im weiteren Verlauf überprüft werden, ob die beschriebenen Funktionen von Unterrichtseinstiegen im Politikunterricht bei den Schülern ankommen. Aufgrund der gesichteten Forschung zu den Einstiegsformen und den eigenen Erfahrungen werden folgende Hypothesen für die Bewertung der Schüler bezüglich der verschiedenen Indikatoren aufgestellt:

-H1: Die Karikatur erfüllt die Funktionen insgesamt am besten.

Gemeint ist, dass die Karikatur bei der Betrachtung aller Merkmale zusammen die beste Bewertung erhält. Die Karikatur hat erstens den großen Vorteil, dass durch die medienorientierte Nutzung und die Auswahl einer aktuellen, ansprechenden Karikatur die affektiven Funktionen erfüllt werden sollten. Zweitens kann die interaktive Lehr- und Lernform den Einstieg immer wieder in die Richtung lenken, dass die kognitiven Indikatoren ebenfalls bei den Lernenden ankommen.

-H2: Das Vorwissen wird am besten durch die Mind-Map aktiviert. Die Problemorientierung wird jedoch vernachlässigt.

Durch das grundlegende Ziel einer Mind-Map wird diese die Funktion des Vorwissens am besten erfüllen. Gleichzeitig werden die Problemorientierung und die Transparenz weniger gut an die Schüler vermittelt, da diesbezüglich keine Informationen von der Lehrperson kommen.

-H3: Der informierende Unterrichtseinstieg erfüllt die didaktischen Funktionen eines Unterrichtseinstiegs am wenigsten.

[...]


1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet; in der Regel wird die männliche Schreibweise verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten grundsätzlich für beiderlei Geschlecht.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Erklärungsansätze im Politikunterricht der 5. Klasse. Welche Funktionen erfüllen verschiedene Unterrichtseinstiege aus Sicht der Schüler?
Université
University of Münster
Note
1,0
Année
2018
Pages
20
N° de catalogue
V1167823
ISBN (ebook)
9783346594129
Langue
allemand
Mots clés
erklärungsansätze, politikunterricht, klasse, welche, funktionen, unterrichtseinstiege, sicht, schüler
Citation du texte
Anonyme, 2018, Erklärungsansätze im Politikunterricht der 5. Klasse. Welche Funktionen erfüllen verschiedene Unterrichtseinstiege aus Sicht der Schüler?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167823

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