Gibt es so etwas wie ein Musterbeispiel für die typische jüdische Frau der Vorkriegszeit? Lassen sich bestimmte Charakteristika feststellen, anhand derer man große Gemeinsamkeiten ausmachen kann? Ist ihre Position beispielsweise mehr im häuslichen Bereich, als ordentliche Kindererzieherin und fleißige Mutter zu sehen, oder war sie großteils stärker im Berufsleben, in Kunst oder auch Kultur tätig? War ihr Leben stärker religionsverbunden, oder legte sie mehr wert auf weltliche Lebensführung?
Diese Arbeit hat das Ziel, die Rolle der jüdischen Frau im Deutschland der Vorkriegszeit näher zu beleuchten. So viel sei vorab schon erwähnt, eine einheitliche Typisierung ist, wie in so vielen Bereichen des menschlichen Daseins ganz und gar nicht möglich. So zahlreich, wie diese ungefähr 300.000 Personen umfassende Gesellschaftsgruppe im damaligen Deutschland war, so unterschiedlich sind auch die weiblichen Positionen in deren jeweiligen Familien, sowie ihre persönlichen Einstellungen zu den unterschiedlichsten Fragen des Lebens. Was allerdings in dieser Arbeit bewerkstelligt werden kann, ist die Beleuchtung des Lebens einiger Vertreterinnen dieser Gesellschaftsgruppe anhand verschiedener Biographien. Dadurch können exemplarisch die Positionen einiger ausgewählter jüdischer Frauen innerhalb ihrer Familien aufgezeigt werden. Bei der Auswahl der Biographien habe ich versucht einen einigermaßen breiten Querschnitt durch die verschiedenen Gesellschaftsschichten zu bieten, da es mir logisch erscheint, dass die Lebensführung im Hause eines wohlhabenden jüdischen Bankiers sicherlich eine andere war, als die der eher einfacheren jüdischen Viehhändlerfamilie.
Ich habe meine Arbeit in fünf Kapitel geteilt. Zuerst möchte ich in einer kurzen Einleitung auf die großen Veränderungen in Ausbildung und Lebenswandel eingehen die das liberale Reformjudentum den jüdischen Mädchen und angehenden Frauen ab der Zeit der Aufklärung und besonders nach der Revolution von 1848 bescherte. In den Kapiteln zwei, drei und vier sollen anhand von Beispielen die Rollen unterschiedlicher jüdischer Frauen in ihren jeweiligen Familien beleuchtet werden. Das abschließende fünfte Kapitel wird dann schließlich der Analyse der wichtigsten neu gewonnenen Erkenntnisse dienen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung:
- II. eine Welt ändert sich - das liberale Reformjudentum und die neue Erziehung jüdischer Mädchen:
- III. Die jüdische Frau der Oberschicht des wilhelminischen Deutschlands:
- IV. Die jüdische Frau der Mittelschicht des Wilhelminischen Deutschlands:
- V. Die jüdische Frau der unteren Schichten des wilhelminischen Deutschlands:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle der jüdischen Frau im Deutschland der Vorkriegszeit. Sie untersucht, ob es ein Musterbeispiel für die typische jüdische Frau dieser Zeit gibt, und welche Charakteristika und Gemeinsamkeiten sich feststellen lassen. Insbesondere wird die Frage behandelt, ob ihre Position eher im häuslichen Bereich als ordentliche Kindererzieherin und fleißige Mutter zu sehen war, oder ob sie stärker im Berufsleben, in Kunst oder Kultur tätig war. Die Arbeit beleuchtet auch, inwieweit ihr Leben stärker religionsverbunden war, oder ob sie mehr Wert auf weltliche Lebensführung legte.
- Die Bedeutung des liberalen Reformjudentums für die Erziehung jüdischer Mädchen
- Die Rolle der jüdischen Frau in verschiedenen Gesellschaftsschichten
- Die Lebensführung und Positionen jüdischer Frauen in ihren Familien
- Die Auswirkungen der Haskalah auf die Erziehung und Lebensweise jüdischer Frauen
- Die Entwicklung von Bildungseinrichtungen für jüdische Mädchen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die großen Veränderungen in Ausbildung und Lebenswandel, die das liberale Reformjudentum den jüdischen Mädchen und angehenden Frauen ab der Zeit der Aufklärung bescherte. Die folgenden Kapitel behandeln anhand von Beispielen die Rollen unterschiedlicher jüdischer Frauen in ihren jeweiligen Familien. Kapitel zwei, drei und vier beleuchten die Situation der jüdischen Frau in der Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht des wilhelminischen Deutschlands.
Schlüsselwörter
Jüdische Frau, Wilhelminisches Deutschland, Reformjudentum, Haskalah, Erziehung, Rolle, Familie, Gesellschaftsschichten, Biographien, Bildungseinrichtungen.
- Quote paper
- Philipp Strobl (Author), 2008, Erziehung und Rolle der Jüdischen Frau im Wilhelminischen Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116597