1962 wird John Langshaw Austins Werk How to do things with words veröffentlicht, eine
Grundlagenarbeit der Sprechakttheorie. 1972 erscheint eine deutsche Bearbeitung von Eike
von Savigny unter dem Titel Zur Theorie der Sprechakte. Austin greift hier eine bis dahin
gängige Vorstellung der Philosophie an, dass konstative Äußerungen nur Fakten wiedergeben,
die als wahr oder falsch eingestuft werden können. Äußerungen können nicht nur
konstativ, sondern auch performativ sein, also eine Handlung vollziehen, welche nicht wahr
oder falsch ist, sondern verunglückt, falls die intendierte Wirkung misslingt. Er versucht
eine Klassifikation von Sprechakten und unterscheidet fünf Klassen, gibt jedoch selbst an,
„durchaus nicht mit allen gleich glücklich zu sein“ (Austin,168).
1971 stellt Jürgen Habermas in der Abhandlung „Vorbereitende Bemerkungen zu einer
Theorie der kommunikativen Kompetenz“ einen Systematisierungsvorschlag für Sprechakte
vor. Er unterteilt dabei vier Klassen pragmatischer Universalien, die die zureichenden
Konstruktionsmittel für den Entwurf einer idealen Sprechsituation darstellen, d.h. der
Kommunikationsbedingungen, die es erlauben, über Geltungsansprüche als vernünftig zu
befinden. John Searle stellt 1975 eine systematischere und bis heute als gültig anerkannte
Taxonomie auf. In dieser Arbeit werden die verschiedenen Ansätze vorgestellt und
insbesondere die Sprechaktklassifikation Habermas' genauer betrachtet, um im Anschluss
deren genaue Konstruktion und sich daraus ergebende problematische Aspekte zu
diskutieren. Die Beispiele aus der Klassifikation Austins sind so gewählt, dass sie sich in
Habermas' Abhandlung wiederfinden.
Inhalt
1 Einführung
2 Austins Klassifikation von Sprechakten
3 Abriss der Theorie Habermas' mit Fokus auf die Sprechaktklassifikation
4 Kritische Anmerkungen zu Habermas
5 Literaturverzeichnis
1 Einführung
1962 wird John Langshaw Austins Werk How to do things with words veröffentlicht, eine Grundlagenarbeit der Sprechakttheorie. 1972 erscheint eine deutsche Bearbeitung von Eike von Savigny unter dem Titel Zur Theorie der Sprechakte. Austin greift hier eine bis dahin gängige Vorstellung der Philosophie an, dass konstative Äußerungen nur Fakten wieder-geben, die als wahr oder falsch eingestuft werden können. Äußerungen können nicht nur konstativ, sondern auch performativ sein, also eine Handlung vollziehen, welche nicht wahr oder falsch ist, sondern verunglückt, falls die intendierte Wirkung misslingt. Er versucht eine Klassifikation von Sprechakten und unterscheidet fünf Klassen, gibt jedoch selbst an, „durchaus nicht mit allen gleich glücklich zu sein“ (Austin,168).
1971 stellt Jürgen Habermas in der Abhandlung „Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen Kompetenz“ einen Systematisierungsvorschlag für Sprechakte vor. Er unterteilt dabei vier Klassen pragmatischer Universalien, die die zureichenden Konstruktionsmittel für den Entwurf einer idealen Sprechsituation darstellen, d.h. der Kommunikationsbedingungen, die es erlauben, über Geltungsansprüche als vernünftig zu befinden. John Searle stellt 1975 eine systematischere und bis heute als gültig anerkannte Taxonomie auf. In dieser Arbeit werden die verschiedenen Ansätze vorgestellt und insbesondere die Sprechaktklassifikation Habermas' genauer betrachtet, um im Anschluss deren genaue Konstruktion und sich daraus ergebende problematische Aspekte zu diskutieren. Die Beispiele aus der Klassifikation Austins sind so gewählt, dass sie sich in Habermas' Abhandlung wiederfinden.
2 Austins Klassifikation von Sprechakten
Austin stellt in der zwölften Vorlesung fest, dass auch konstative Äußerungen performativ gebraucht werden können. Diese seien nicht als zwei unterschiedliche Formen von Äußerungen zu sehen, sondern im pragmatischen Gebrauch strukturell ähnlich, sodass er zu dem Schluss kommt, dass „diese Dichotomie zugunsten von größeren Familien verwandter und einander überlappender Sprechakte“ fallengelassen werden muss (Austin,168). Er nutzt keine übergeordneten Kriterien, sondern unterscheidet die Äußerungen aufgrund ihrer illokutionären Rollen, indem er die Formel „...sagen heißt...tun“ anwendet. So unterscheidet er fünf Klassen von Sprechakten, die im folgenden grob dargestellt werden.
1) Verdiktive Äußerungen sollen über Werte oder Tatsachen entscheiden, über die man sich nicht sicher ist, und hängen daher mit Wahrheit oder Falschheit zusammen. Mit ihrem Voll-zug wird eine Tatsache geschaffen. Beispiele sind: beurteilen, diagnostizieren, deuten, ver-anschlagen, freisprechen, schuldig sprechen, einschätzen, entscheiden. Sie überschneiden sich mit kommissiven, konduktiven und expositiven Äußerungen (vgl. Austin,170f.).
2) Exerzitive Äußerungen
Mit diesen spricht oder entscheidet man für oder gegen ein bestimmtes Verhalten und übt so Macht, Rechte oder Einfluss aus. Sie haben Ähnlichkeit mit manchen verdiktiven, kommis-siven und konduktiven Äußerungen. Typischerweise werden sie benutzt im Zusammenhang mit der Besetzung von Ämtern und Stellen; mit Rat, Ermahnung und Bitte; Ermächtigun-gen, Anweisungen, richterliche Entscheidungen;Versammlungen und Verhandlungen sowie Rechten, Ansprüchen und Klagen. Beispiele sind: befehlen, bitten, fordern, ermahnen, ver-bieten, erlauben, vorschlagen, empfehlen, raten, warnen, ernennen (vgl. Austin,173-176).
3) Kommissive Äußerungen haben mit Versprechen, Übernahme von Verpflichtungen, Willens- und Absichtserklärungen zu tun und legen den Sprecher auf ein bestimmtes Verhalten oder bestimmte Handlungen fest. Sie haben Gemeinsamkeiten mit allen anderen Gruppen. Beispiele sind: erlauben, schwören, versprechen, zustimmen, vereinbaren, wetten, sich verloben (vgl. Austin,176 ff).
4) Konduktive Äußerungen heißen im englischen Original behabitives und sind eine durch-mischte Gruppe, die mit den Einstellungen des Sprechers und seinem Verhalten in der Ge-sellschaft zu tun hat. Sie drücken auch Reaktionen auf das Verhalten und Schicksal anderer Leute sowie die eigenen Einstellungen im Vergleich zu den Einstellungen eines anderen aus. Austin betitelt es als Unglücksfall, dass diese Gruppe anfällig dafür ist, unwahr oder unred-lich zu sein, bzw. so genutzt zu werden. Sie vermengen sich mit den kommissiven und exer-zitiven Äußerungen. Beispiele sind: entschuldigen, ablehnen, beglückwünschen, begrüßen, danken, gratulieren, Beileid bezeugen, verfluchen und verwünschen (vgl. Austin,178ff).
5) Expositive Äußerungen dienen der Erläuterung von Argumenten, Begründungen, Mit-teilungen und Verdeutlichung der Bedeutung der eigenen Worte. Ihre Funktion ist recht schwer definierbar; sie machen klar, welchen Platz Äußerungen in einer Unterhaltung oder Diskussion haben, und wie Worte gebraucht werden. Sie beinhalten oftmals weitere Akte. Beispiele sind: sagen, antworten, erwidern, entgegnen, zustimmen, widersprechen, einwen-den, zugeben, erwähnen, behaupten,beschreiben,berichten, mitteilen, erläutern, bemerken, deuten, versichern, bestreiten, bezweifeln, leugnen und einräumen (vgl. Austin,180 ff).
Austin selber bemängelt an seiner Klassifikation die Unschärfe seiner Kategorien, sein Schüler Searle übt in Ausdruck und Bedeutung scharfe Kritik an ihm, da Austin annimmt,
eine Klassifikation verschiedener Verben sei eo ipso eine Klassifikation von Arten illokutionärer Akte, zwei Verben mit unterschiedlicher Bedeutung müßten immer verschiedene illokutionäre Akte kennzeichnen. Aber es gibt keinen Grund anzunehmen, daß dem so ist. [..] Verkünden [...] bezeichnet keinen Typus illokutionärer Akte, sondern die Art, auf die ein illokutionärer Akt vollzogen wird. Eine Verkündigung ist niemals bloß eine Verkündigung. Sie muß ebenfalls eine Feststellung, ein Befehl oder dergleichen sein. (Searle, 27)
Austin klassifiziert illokutionäre Verben, nicht illokutionäre Akte, ohne ein klares Prinzip, worauf nicht zuletzt die Ungenauigkeiten und Überschneidungen in den einzelnen Kategorien zurückzuführen sind (vgl. Searle, 28). Die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, bringt Searle folgendermaßen auf den Punkt:
Verben und Akte werden ständig durcheinander gebracht; nicht alle Verben sind illokutionäre Verben; zwischen den Kategorien gibt es zuviele Überschneidungen; in den Kategorien gibt es zuviel Heterogenität; viele in einer Kategorie aufgenommene Verben erfüllen die für die Kategorie angegebene Definition gar nicht; und als wichtigstes, es gibt kein durchgängiges Klassifikationsprinzip. (Searle,30)
[...]
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